70
Ich setzte meine Pantomime fort und tat so, als würde Casey immer noch vor mir knien, während ich zusah, wie sie eilig weiter auf Eileen zukroch.
Am Rand der Decke ließ sie sich aus ihrem seltsamen Krebsgang auf den Boden sinken und drehte sich um. Sie schlängelte sich auf dem Bauch auf die Decke wie ein Soldat, der unter Stacheldraht durchkriecht.
Dann stützte sie sich auf den linken Ellbogen, streckte den rechten Arm aus und griff nach dem Docht der ihr nächsten Kerze. Die Flamme erlosch zwischen ihrem Daumen und ihrem Zeigefinger.
»Wie süß.«
Randys Stimme. Hinter mir. Ich wirbelte herum. Der freigeräumte Gang zwischen mir und der Treppe war leer. Dann kam Randy von der Seite aus dem Gerümpel gesprungen. Er rutschte ein Stück auf seinen nackten Füßen, blieb stehen und drehte sich zu mir. Um seinen rechten Oberschenkel trug er einen Verband. Sonst trug er nichts.
Nackt und glücklich.
Er war erregt, lächelte und hielt eine Pistole in der rechten Hand.
»Pass auf!«, rief Eileen.
Er hob die Pistole. Es schien eine kleine Halbautomatik zu sein. »Aus dem Weg«, befahl er mir. »Sofort!«
Ich richtete mich auf und warf einen Blick über meine Schulter. Casey lag noch immer auf dem Bauch und löschte Kerzen. Viele waren bereits erloschen, aber einige brannten noch. So flach am Boden gäbe sie kein einfaches Ziel ab. Aber Eileen stand aufrecht an die Balken gekettet und war leicht zu treffen.
Ich blickte wieder zu Randy und spreizte die Arme wie ein Basketballspieler, der einen Wurf blocken will.
Er lächelte noch immer. »Blöder Wichser«, sagte er und schoss.
Es gab einen kurzen trockenen Knall. Eine.22er? Ich spürte ein schmerzhaftes Stechen an der rechten Seite meines Brustkorbs.
Ich rannte auf ihn zu.
Durch das Klingeln in meinen Ohren hörte ich ihn sagen: »Also gut.« Er zielte auf mein Gesicht, grinste, richtete die Pistole nach unten und schoss mir in den Oberschenkel. Mein Bein wurde weggerissen. Ich knallte vor ihm auf den Boden. Er schoss noch zweimal, aber ich wurde nicht mehr getroffen.
Irgendwo hinter mir schrie eine der Frauen vor Schmerz auf.
Randy lachte. »Das kommt davon.«
Eileen schrie: »Du dreckiger Mistkerl!«
»Du solltest mir dankbar sein«, sagte er. »Sie war deine Konkurrentin, Dummerchen.«
Ich warf mich nach vorn und griff nach Randys Beinen, aber er wich mir mühelos aus. »Bist du hinter mir her, Ed?«, fragte er. »Das beruht auf Gegenseitigkeit.« Plötzlich war er mit einem Satz bei mir. Er beugte sich über mich, zog an meinen Armen und drehte mich auf den Rücken. Die Pistole hielt er nicht mehr in der Hand. Ich fragte mich, wo sie war.
Dann kniete er über mir, streckte meine Arme aus und presste sie auf den Boden. »Ich mach dich fertig, kleiner Eddie. Wie ich es versprochen habe.« Er ließ sich auf mich sinken. Ich spürte seine Erektion an meinem Bauch, seinen Mund auf meinem, seine Zunge, die sich zwischen meine Lippen schob.
Ruckartig richtete er sich wieder auf. Auf allen vieren über mir sagte er: »Wir werden richtig Spaß miteinander haben. Aber eins nach dem anderen. Ich muss mich erst mal um die Süße kümmern, solange sie noch frisch ist.«
Casey.
»Nein«, sagte ich.
»Keine Sorge. Ich bin gleich wieder da.«
Dann bohrte er seinen Zeigefinger in die Wunde an meinem Oberschenkel. Der Schmerz breitete sich explosionsartig aus. Ich musste das Bewusstsein verloren haben, aber nur für einen kurzen Moment.
Als ich wieder wach wurde, schnitt Eileens Stimme durch meinen Kopf. »Lass sie in Ruhe, du verdammtes Schwein! Lass sie los! Nein! Hör auf!«
Ich setzte mich auf und sah, wie Randy rückwärtsstolperte und Casey an den Fußgelenken hinter sich her zog. Offenbar wollte er sie von der petroleumgetränkten Decke befördern, ehe er sich mit ihr vergnügte.
Sie hatte gute Arbeit geleistet, aber ein paar Kerzen brannten noch.
Eileen schluchzte und grunzte, zappelte zwischen den Balken wie ein weiblicher Samson, der den Alptraum stoppen wollte, indem er das ganze Gebäude niederriss. Aber die Balken gaben nicht nach. Und die Handschellen auch nicht.
Obwohl der Schmerz durch meinen Körper pulsierte, schaffte ich es, auf die Knie zu kommen. Ich versuchte aufzustehen, aber meine Beine versagten den Dienst. Also kroch ich.
Ich krabbelte auf sie zu, während Randy sich mit dem Rücken zu mir zwischen Caseys Beine auf die Knie sinken ließ und ihr das Höschen vom Leib riss. Eileen tobte zwischen den Balken, Schweißtropfen flogen aus ihrem Haar und von ihrer glänzenden Haut, aus der noch immer drei Dartpfeile ragten.
»Ich bring dich um, Randy!«, brüllte sie. »Lass sie in Ruhe, oder ich bring dich um!«
Er ließ sie nicht in Ruhe.
Ich kroch, so schnell ich konnte. Ich versuchte mich aufzurichten, aber fiel hin. Irritiert von dem Geräusch blickte Randy über die Schulter. Als er sah, dass ich am Boden lag, lachte er. »Meine Güte. Den Helden wirst du wohl kaum noch spielen können.«
Dann wandte er sich ab von mir und Casey zu.
»NEIN!«, schrie ich.
»Nicht!«, stieß Eileen aus.
Randys weißer Hintern spannte sich an, als er zustieß. Jedes Mal, wenn er in sie eindrang, zuckten Caseys kleine nackte Füße ein wenig.
Dann hörte ich schnelle, klopfende Geräusche, spürte den Boden unter mir beben und fragte mich, was vor sich ging. Eileen hörte auf zu zappeln. Randy stieß nicht länger auf Casey ein. Er stützte sich am Boden ab, drückte den Rücken durch und sah über die Schulter.
Nun lachte er nicht mehr.
Jemand sprang über mich hinweg.
Er rannte direkt auf Randy zu.
Der große rennende Mann versperrte mir teilweise die Sicht, aber ich konnte genug erkennen.
Ich sah, dass der Mann Kirkus war. Sah, wie Randy versuchte, von Casey herunterzuklettern. Sah Kirkus das Katana schwingen. Sah, wie Randy abwehrend einen Arm hob, wie die erhobene Hand davonflog, blutspritzend auf das Gerümpel zusegelte und uns allen zum Abschied winkte.
Finster
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