Kapitel 17
Nachdem ihr Besuch sich verabschiedet hatte, wollte sich der Schlaf nicht einstellen. Pippa lag auf dem Bett und versuchte den Stich der Enttäuschung zu verdrängen, der Catelines Worten über Pascal gefolgt war. Wer hörte schon gern, dass die romantischen Gefühle eines Verehrers vorgetäuscht waren, weil sie auf materiellen Überlegungen beruhten?
Pascal, ein Betrüger? Pippa runzelte die Stirn. Wieso hatte er den Nachforschungen über Jean dann zugestimmt? Immerhin könnten die Legrands erfahren, dass er aus purer Berechnung hier aufgetaucht war und sich ihr Vertrauen erschlichen hatte.
Sie richtete sich im Bett auf, als ihr ein elektrisierender Gedanke kam: Oder hat er das gar nicht? Sind Ferdinand und Lisette in alles eingeweiht? Wissen sie Bescheid über sein Vorleben? Über Jean?
Aber wieso sollte Pia mich dann einschalten? Das ergibt keinen Sinn, es sei denn …
Erleichtert ließ sie sich in die Kissen fallen, als ihr die einzig plausible Erklärung durch den Kopf schoss: weil sie so von Beginn ihres Besuches an gemeinsam mit Pascal eine Aufgabe zu lösen hätte und ihn von seiner besten Seite kennenlernen würde – ohne Vorurteile.
Und ich habe mir für die Suche eine halbe Armada zu Hilfe geholt, unter der jetzt mehr als nur das Vent Fou unterzugehen droht. Dabei sollte es in erster Linie um holde Zweisamkeit gehen, dachte Pippa und kicherte vor sich hin. Pascal, du hast durch deine Bemühungen, mich auf Biegen und Brechen nach Chantilly zu locken, mehr als einen Pluspunkt – und mein Wohlwollen – verdient. Ich werde nicht darüber spekulieren, warum du im Gefängnis gesessen hast, denn ich werde es erfahren, wenn ich den Bericht von Catelines Detektiv lese. Oder ich frage dich selbst danach. Unter vier Augen. Früher oder später musst du mir ohnehin davon erzählen.
Weiter kam sie nicht in ihren Überlegungen, denn ihr Körper forderte seinen Tribut, und sie schlief ein.
Schrilles Läuten weckte sie. Völlig desorientiert tastete Pippa nach dem Telefon auf dem Nachtkästchen und meldete sich schlaftrunken. Sie wurde schlagartig wach, als sie die drängende Besorgnis in der Stimme des Anrufers hörte.
»Madame Pippa, wir haben ein Problem«, sagte Tibor, »können Sie kommen? Jetzt gleich?«
»Was ist los, Tibor? Um was geht es?«
»Wenn ich das wüsste«, wand sich der Polier unglücklich, »kommen Sie lieber gleich her. Das sollten Sie sich selbst ansehen.«
Mehr wollte er nicht preisgeben, und so versprach Pippa, schnellstmöglich in die Rue Cassoulet zu kommen. Sie machte sich frisch und zog sich an. Ihre Haare widersetzten sich jedem Versuch, sie zu kämmen, also stopfte sie ihre Locken unter eine karierte Schiebermütze.
Als Pippa die Wohnung verließ, stolperte sie über das Holzstück, das in der vergangenen Nacht versagt hatte. Sie fluchte leise und hielt dann inne. Etwas in ihrem Hirn reagierte auf die Tatsache, dass der Klotz durch die schwere Eisentür in den Flur gedrückt worden war, aber sie bekam es nicht zu fassen: Zu viel Adrenalin während der Nacht und zu wenig Schlaf in den Morgenstunden verhinderten erfolgreich jeden klaren Gedanken. Sie zuckte die Achseln und verließ das Haus. Die Rue Cassoulet Nummer 4 war jetzt wichtiger.
Vor dem Vent Fou belud Pascal gerade seinen Lieferwagen.
»Du bist nicht mit den anderen auf dem Berg!«, rief er erstaunt. »Als du heute Morgen auf mein Klopfen nicht geöffnet hast, dachte ich, du bist schon weg.«
Pippa schlug sich mit der Hand vor die Stirn. »Meine Güte – das habe ich völlig vergessen!«
Er deutete in den Wagen. »Ich will den Kiemenkerlen gerade ihr Picknick bringen. Möchtest du mitfahren?«
»Picknick … Essen … das klingt gut. Da bin ich dabei«, sagte Pippa und freute sich über die günstige Gelegenheit, mit Pascal reden zu können, »aber ich muss vorher noch auf die Baustelle und nach dem Rechten sehen. Tibor hat angerufen.«
Jemand schrie: »Pippa! Pippa! Nicht losfahren!«
Pippa und Pascal drehten sich um. Bruno, beladen mit Angelruten, kam keuchend die Auffahrt heraufgehastet.
So viel zu meinem Vier-Augen-Gespräch mit Pascal, dachte Pippa resigniert, winkte Bruno aber bestätigend zu.
»Die anderen sind schon vorgegangen.« Bruno lehnte sich schwer atmend an den Wagen. »Ich wollte Pascal mit dem Picknick helfen und dich abholen.«
Und rein zufällig ersparst du dir auf diese Weise den mühsamen Aufstieg, dachte Pippa amüsiert und zwinkerte Pascal zu. »Wie sieht es aus – ist zwischen den Pasteten, Hähnchenkeulen und Baguettestangen noch Platz für Bruno?«
»Klar«, gab Pascal zurück, »aber dann braucht ihr mich eigentlich nicht, und ich kann mir den Weg und vor allem die Zeit sparen. Ich habe genug in der Küche zu tun.« Er zeigte auf den blauen Himmel über ihnen. »Auch wenn es nicht so aussieht: Gegen Abend wird sich das Wetter verschlechtern. Wenn es kühler wird, setzen sich die Leute gern an den Restaurantkamin, um sich aufzuwärmen. Und das heißt für uns doppelte Gästezahl.«
Pascal hielt Pippa den Autoschlüssel hin, aber diese warf einen skeptischen Blick auf den vorsintflutlichen Citroën HY.
Bruno nutzte die Chance und schnappte sich den Schlüssel. »Keine Sorge, Pascal, ich werde ihn hüten wie meinen Augapfel. So ein Schmuckstück wollte ich immer schon mal fahren.«
Fröhlich pfeifend deponierte er die Angelruten im Innenraum und erklomm den Fahrersitz.
Pippa lotste Bruno in die Rue Cassoulet, und zu ihrer Überraschung hielt Tibor bereits am Gartentor nach ihr Ausschau.
»Sind Sie abergläubisch, Madame?«, platzte der Polier heraus, kaum dass Bruno und sie ausgestiegen waren.
Pippa schüttelte lachend den Kopf, aber Bruno sagte: »Jeder Mensch ist abergläubisch, wenn die Zeichen stimmen. Solange alles im Lot ist, kann man leicht darüber scherzen.« Er warf Pippa einen düsteren Blick zu und ergänzte: »Wenn die Zeichen auf Unglück stehen, stellt auch die Angst sich ein.« Er schüttelte den Kopf, und Pippa wusste, dass er an Franz Teschke dachte.
»Genau so sehe ich das auch.« Tibor war sichtlich froh, in Bruno einen Gleichgesinnten gefunden zu haben. »Ich gehe immer vom Schlimmsten aus – dann kann ich nur angenehm überrascht werden. Besonders beim Wetten kann das sehr hilfreich sein.«
»Genug der Unkenrufe«, unterbrach Pippa den Polier etwas ungeduldig, »die Kiemenkerle warten auf ihr Mittagessen. Sie haben mich sicherlich nicht alarmiert, weil Sie Ihr heutiges Horoskop beunruhigt.«
Tibor trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Nein, natürlich nicht, aber vielleicht sollte erst mal nur Bruno mitkommen und sich ansehen …«
»Unsinn«, sagte Pippa kategorisch, »ich habe Pia Peschmann versprochen, dass ich mich um alle Belange des Hauses kümmere, und das werde ich auch tun. Also: Was ist passiert?«
Tibor warf Bruno einen hilfesuchenden Blick zu, aber der zuckte mit den Schultern. Sie will es so, sagte diese Geste, und Tibor gab seinen Widerstand auf.
»Sie haben gesagt, dass wir den Kriechkeller … also statt die Fliesen zu verlegen …«, stammelte der Polier, »damit haben wir auch angefangen. Und während die Jungs jetzt oben im Bad … da habe ich weiter … der Keller muss schließlich auch fertig werden, nicht wahr? Und da habe ich mir diese verfaulte Bretterwand vorgenommen, die wollte ich ersetzen. Die muss schon oft im Wasser gestanden haben. Von draußen fließt alles in den Keller, weil kein richtiger Abfluss … alles verstopft. Also habe ich mit einem Vorschlaghammer …« Er brach ab und holte tief Luft. »Dann ist die ganze Wand eingestürzt, und dahinter …« Er verstummte.
Pippa hatte ihm mit wachsender Unruhe zugehört. Was um Himmels willen versuchte er, ihr beizubringen? Hatte er Hinweise auf Jean Didiers Verbleib gefunden? Sie konnte sich Schöneres vorstellen, als sich in einem modrigen Kriechkeller ein Skelett ansehen zu müssen.
Unsinn, rief sie sich selbst zur Ruhe, wir sind im wahren Leben und nicht in einem Horrorstreifen. Außerdem geht Catelines Detektiv davon aus, dass Jean noch lebt.
»Schon gut, Tibor, ich habe starke Nerven«, sagte sie mit betont munterer Stimme. »Ich bin an Dramen gewöhnt. Schließlich hat so gut wie jeder hier ein paar Leichen im Keller. Da werde ich diese hier auch noch verkraften.«
Den beiden Männern war anzusehen, dass ihr Scherz wirkungslos verpufft war, aber immerhin hatte er ihre eigene Nervosität gelindert. Was sollte sie nach Schreberwerder, Hideaway, einer Ehe mit Leo und dem verrückten Haufen in der Transvaalstraße noch groß schockieren können?
»Wie Sie meinen«, sagte Tibor.
Trotz seines ausgeprägten Aberglaubens wollte Bruno die Rolle des Beschützers nicht aufgeben, er sprang über seinen Schatten. »Zu zweit ist man weniger allein. Ich komme mit«, sagte er entschlossen. »Ich komme … gerne mit.«
Sämtliche Bauarbeiter hatten sich im Erdgeschoss versammelt. Niemand sagte ein Wort, als Pippa, Bruno und Tibor in den Keller gingen, aber dann drängten die Männer ebenfalls nach. Unwillkürlich musste Pippa schlucken.
So ist das also mit der Angst, die sich einstellt, wenn die Zeichen stimmen, dachte sie und sah sich vorsichtig um.
An der rechten Wandseite klaffte ein großes Loch. Tibor leuchtete mit der Taschenlampe hinein, und Pippa sah einen Gang, der sich in der Dunkelheit verlor. Wände und Decke waren im Halbrund mit Backsteinen ausgemauert, und am Boden verlief eine Schussrinne, die zwar feucht war, aber kein fließendes Wasser führte.
»Was soll das sein? Ein Geheimgang?«, fragte Pippa ironisch.
»Eher ein alter Wassertunnel«, erklärte Tibor, »so einen haben wir bei der Renovierung des Vent Fou auch gefunden. Die wurden angelegt, um sämtliches Wasser aufzufangen und in den Lac Chantilly zu leiten. Ein ausgeklügeltes Kanalsystem mit natürlichem Gefälle. Damit hat man seit Jahrhunderten das Dorf trocken gehalten. Eigentlich clever.«
»Unterirdische Rigole, sozusagen«, sagte Pippa.
»Und dafür braucht man fast mannshohe Tunnel?«, fragte Bruno verblüfft. »Mitten in Südfrankreich? Solche Regenmengen würde ich eher in England oder Irland erwarten.«
Tibor zuckte mit den Achseln. »Wahrscheinlich konnten die Abschnitte so besser gewartet werden. Jeder Hausbesitzer musste sich wohl um seinen Teil des Kanals kümmern – deshalb nur die Bretterwand.«
»Na, dann ist doch alles klar«, sagte Bruno erleichtert. »Das Haus bekommt eine ordentliche Drainage, die Wand wird wieder hochgezogen, und du lässt eine Einstiegsluke für die Kanalwartung. Problem gelöst.«
Tibor machte ein paar Schritte in den Tunnel und drehte sich zu ihnen um. »Schon klar. Deshalb habe ich Pippa auch nicht geholt.« Seine Stimme hallte dumpf und eindringlich durch den Gang. Der tanzende Lichtstrahl der Taschenlampe verstärkte den unheimlichen Effekt. Er zeigte neben sich. »Die Frage ist: Was machen wir hiermit?«
Pippa seufzte und kletterte über die Lehm- und Bretterreste zu Tibor hinüber. Der Polier stand an einer gemauerten Nische, wo früher einmal eine Eisenleiter durch einen mittlerweile verschlossenen Gullideckel ans Tageslicht geführt hatte. Die Leiter lag am Boden, und lediglich einige durchgerostete Halterungen waren an der Wand zurückgeblieben.
Tibor richtete die Taschenlampe auf die Wand. »Da«, sagte er und trat beiseite, um den Blick freizugeben.
An der Wand klebten Fotos von Pascal. Auf allen Bildern waren seine Augen ausgestochen und sein Herz mit langen Nägeln durchbohrt. Daran baumelten faulige Rattenschwänze und lange rote Schleifenbänder, die wohl den Eindruck erwecken sollten, als würde Blut aus den Herzen fließen.
»Oh«, sagte Pippa und trat unwillkürlich einen Schritt zurück.
Tibor bewegte den Lichtstrahl der Taschenlampe, und sie entdeckte weitere Fotos: von Lisette und Ferdinand und sogar eines von sich selbst, auf die gleiche Weise verunstaltet wie die von Pascal. Umrahmt wurde das Ganze von zahlreichen alten Zeitungsausschnitten zum Verschwinden von Jean Didier. Auf einigen der verrostenden Halterungen der Leiter standen abgebrannte dicke Kerzen, deren herabgelaufenes Wachs beeindruckende Stalagmiten gebildet hatte.
»Voodoo!«, keuchte Bruno neben ihr. »Wie kommt denn das hierher? Das ist nicht gut – das ist gar nicht gut!«
Er schrie entsetzt auf, als ihm eine Ratte über die Füße lief und quiekend im Dunkel des Ganges verschwand.
Nachdenklich betrachtete Pippa die Wand. »Nein, das ist nicht gut. Die Wut der Didiers auf Pascal, die Legrands – und auf mich – ist wohl doch größer, als wir dachten.«
»Du glaubst, das waren die Didiers?« Bruno starrte sie ungläubig an und schüttelte dann den Kopf. Er war eindeutig nicht bereit, eine derart pragmatische Erklärung für den gruseligen Schrein im Untergrund zu akzeptieren.
»Nicht Thierry oder Cateline«, sagte Pippa langsam, »ich denke eher an die Viererbande.«
Sie wandte sich zu den beiden Männern um. »Ich möchte, dass dies alles hier unter uns bleibt.«
»Sollen wir uns auf die Lauer legen?«, fragte Tibor, der mit Pippas Theorie zu den Schuldigen deutlich zufriedener war als Bruno. »Und rausfinden, ob Ihre Vermutung stimmt?«
»Das kann nicht schaden«, sagte Pippa. »Meinen Sie, dass Ihre Männer den Mund halten können, bis wir wissen, wer es war?«
Tibor nickte und grinste breit. »Klar. Wenn ich daraus eine Wette mache.«
»Dass du so cool bleiben konntest«, sagte Bruno und bog mit so viel Schwung in einen Waldweg ein, dass Pippa sich am Türgriff festklammerte.
Sie rumpelten an einem Bach entlang durch dichten Buchenwald. Ab und zu führte ein schmaler Brettersteg über das flott dahinfließende Wasser. An einer Abzweigung wies ein Schild nach rechts über eine alte Eisenbrücke, die sowohl den Bach als auch eine trockene Rigole überspannte. Der Weg zum Paradies, dachte Pippa und lächelte. Ein wirklich romantischer Ort für einen Urlaub.
Der Wasserlauf wurde breiter und reißender. Er floss an mehreren Wehrstufen vorbei talwärts, während sie sich weiter mit dem alten Citroën den Berg hinaufkämpften.
»Dieses Kinder-Voodoo hat dich wirklich erschreckt, oder?«, fragte sie, und Bruno nickte heftig.
»Ich weiß ja, dass du mich für albern hältst«, sagte er, »aber nachdem das mit Franz passiert ist, liegen meine Nerven blank. Du kannst dich natürlich darauf verlassen, dass ich den anderen kein Sterbenswort erzähle. Ich will nicht, dass sie in Panik geraten. Ich weiß, wovon ich spreche: Ich habe Dutzende Dinge erlebt, die mich vorsichtig gemacht haben.«
Er stürzte sich in Geschichten über schwarze Katzen, Unglückszahlen und Leitern, unter denen er leichtsinnig hindurchgegangen war und die prompt Fürchterliches ausgelöst hatten.
»Bruno, hör bitte endlich auf«, unterbrach Pippa ihn schließlich, »hast du denn kein anderes Gesprächsthema?«
Bruno deutete durch die Windschutzscheibe auf große Trittsteine, die im schäumenden Wasser des Baches einen Übergang markierten.
»Von hier aus ist es nicht mehr weit«, murmelte er. »Wenn man den Fußweg heraufkommt, sind die Trittsteine die letzte Hürde. Dann hat man es fast geschafft.«
Pippa reckte den Hals und sah zurück zu dem Übergang. »Ganz ohne Geländer – das gäbe es in Deutschland nicht.«
Bruno nickte. »Dabei sind die Steine weit über einen Meter hoch. Und wenn der Bach viel Wasser führt, auch gerne mal rutschig. In unserem HY ist es viel bequemer.«
Pippa hörte an seiner Stimme, dass er zwar auf ihre Bemerkung geantwortet hatte, aber nicht wirklich bei der Sache war. Sie fing einen schnellen Seitenblick von ihm auf und sah, dass er nervös an der Unterlippe nagte.
»Ich muss dir etwas sagen, Pippa.« Ihm war sichtlich unbehaglich.
»Raus damit.«
»Kannst du dich noch an unser Kaffeekränzchen am See erinnern?«, fragte er vorsichtig.
»Obstkuchen und Sahnehügel – wie könnte ich das vergessen?« Pippa lachte. »Außerdem ist das erst zwei Tage her.«
»Fühlt sich aber länger an«, sagte Bruno düster. »Viel länger.«
Pippa gab zu, dass die Ereignisse der vergangenen achtundvierzig Stunden selbst eine ganze Woche hätten geschäftig wirken lassen.
»Was hat das mit unserem Kaffee am See zu tun?«, fragte sie.
Bruno räusperte sich. »Wir … Abel und ich … wir haben dich gesucht. Nicht Cateline.«
»Dachte ich mir.«
»Echt? Wieso denn?« Bruno blickte erstaunt zu ihr herüber.
»Zu wenig Kuchen«, antwortete Pippa. »Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ihr Kuchen für drei kauft, wenn ihr vier Personen erwartet.« Sie zwinkerte ihm zu. »Nicht, wenn du dabei bist.«
Bruno wurde rot. »Du bist eben doch eine Detektivin.«
»Nein, nur jemand, der deinen Verzicht zu schätzen weiß.« Sie stieß ihm freundschaftlich in die Seite. »Also raus mit der Sprache: Warum diese heroische Selbstaufgabe?«
Eine Lichtung kam in Sicht, und Pippa konnte die Kiemenkerle sehen, die sich erwartungsvoll nach dem Motorengeräusch umblickten.
»Wir wollten dich warnen. Damit du dir nicht weiter Hoffnungen machst – und dann enttäuscht wirst.«
Pippa rollte mit den Augen. Das würde Wolfgang Schmidt gar nicht gefallen. Offenbar war Pascals Geheimnis und ihre Vorliebe für ihn schon durch andere Kanäle ins offene Meer gesickert. Und dieser Kanal konnte nur weiblich sein.
»Verstehe«, sagte sie leise. »Tatjana!«
Bruno schnaufte. »Du hast es gewusst? Und es macht dir nichts aus?«
»Keine Angst. Die Affäre zwischen Tatjana und Pascal war nur gespielt! Die muss mich nicht stören.«
»Pascal?« Bruno ging vom Gas, bremste und starrte sie an. »Wieso Pascal? Ich rede von Wolle. Unser Kommissar liebt Tatjana. Schon seit Ewigkeiten.«
Die Angler kamen auf den Wagen zu, während Bruno mit angehaltenem Atem Pippas Reaktion erwartete.
Pippas Augen weiteten sich ungläubig. Dann prustete sie los und lachte, bis ihr die Seite weh tat. Schließlich wischte sie sich die Lachtränen von den Wangen und sagte: »Das ist doch endlich mal eine gute Nachricht.«