5
Das Feuer in einem marmornen Kamin erwärmte ein Zimmer, dem braune Vorhänge und ein Perserteppich Weichheit verliehen. Das Glasfenster bot einen – so gut wie gar nicht verzerrten – Ausblick auf einen Innenhof, wo die Blüten längst vergangen waren. Rosen aus einem Solarium-Treibhaus füllten eine Kristallvase, die auf einem Tisch mit Einlegearbeit stand. Bücher waren wohl an die zwanzig vorhanden, sowohl in Griechisch als auch in Latein. Pawel Subitsch, Ban von Hrvatska, war in seinem Herzen mehr ein Mann des Westens als des Ostens.
Hochgewachsen, mit weißem Haar und sauber geschnittenem Bart, in einem seidenen Gewand wirkte er nicht geringer als der König von Liri, obwohl Vanimen, ähnlich gekleidet (ein Geschenk Pawels) ihn an Größe überragte. Beide waren mit solchem Eifer bei der Unterredung, daß sie nicht sitzen bleiben konnten.
»Ja, ich hoffe, Euer Stamm wird in dieser Gegend bleiben«, sagte der Ban gerade. »Vielleicht habe ich es nicht hinreichend klargemacht, wie sehr dies mein Wunsch ist. Mit euren einzigartigen Fähigkeiten werdet ihr als Fischer, Seeleute, Piloten wertvoll sein. Auch braut sich ein neuer Krieg mit Venedig zusammen. Dabei wäre Eure Hilfe unschätzbar.« Er betrachtete den anderen forschend. »Natürlich würde ich derlei Dienste so gut belohnen, wie es in meinen Kräften steht.«
Vanimens Gesicht war finster. »Warum sollten wir uns an einem Streit beteiligen, der nicht der unsere ist?« gab er zurück.
»Er wird der eure sein, denn ihr werdet unsere Landsleute werden.«
»Wirklich? Das ist es nicht, wonach wir auf der Suche waren.«
»Ich weiß. Ihr wolltet ein neues Feenleben beginnen, das mit der sterblichen Menschheit nur wenig zu tun hat. Nun, ihr habt etwas gefunden, das besser ist. Am höchsten stehen die Erlösung, die unsterblichen Seelen und die Vaterschaft Gottes. Doch wendet euch nicht von materiellem Gewinn ab, denn er kann ein Trost für den Geist sein. Zum Beispiel habt Ihr mir in diesen Tagen, die Ihr bei mir zu Besuch weilt, davon erzählt, wie schwer und gefährlich das Leben im Meer war, wie oft ihr Angehörige verloren habt. Wollt Ihr Euren Leuten – Euren Kindern – die Befreiung von den Haien vorenthalten?«
Der Wassermann schritt auf und ab im Raum, die Hände auf dem Rücken verschlungen. »Wir möchten gern Eure Freunde sein«, erklärte er. »Gewährt uns eine kleine Insel, wo wir unter uns bleiben können, und Ihr werdet an uns tüchtige Partner bei der Arbeit, dem Handel, der Seefahrt haben ... ja, sogar beim Krieg, wenn das unvermeidlich ist. Aber Ihr verlangt mehr. Ihr wollt uns zu etwas völlig anderem umgestalten. Warum verlangt Ihr, daß wir uns taufen lassen?«
»Weil ich muß«, versicherte Pawel ihm. »Es wäre mein Untergang – vor Thron und Altar wie vor dem Volk – , ließe ich eine Kolonie von Halbwelt-Geschöpfen Wurzeln schlagen. Und wer würde dann Euer Beschützer sein? Ich habe sowieso schon mehr Mühe gehabt, als Ihr Euch vorstellt, um die Nachricht über Euch zurückzuhalten. Über die nächste Umgebung von Skradin hinaus sind nur Gerüchte gedrungen. Auf diese Weise habe ich für uns alle Zeit gewonnen, um sich friedlich aneinander zu gewöhnen. Das kann jedoch nicht auf Dauer so sein.
Selbst wenn Ihr Euch uns anschließt, werde ich danach streben, daß alles in aller Stille geschieht. Keine öffentlichen Bekanntmachungen, keine Botschaften an König oder Papst. Die meisten von euch werden bleiben, wo sie jetzt sind, oder, wenn sie seemännische Beschäftigungen vorziehen, an die nahegelegene Küste ziehen. Diejenigen, die weiter reisen wollen – mit Schiffskapitänen oder abenteuerlustigen Kaufleuten – , werden einzeln oder zu wenigen aufbrechen. Sind sie auch auffällig, so werden sie sich doch in Gesellschaft einer Gruppe Menschen von begrenzter Zahl befinden.
Das ist ebenso zu eurem wie zu meinem Nutzen, Vanimen. Würde sich die Nachricht über euch verbreiten, könnte die Aufregung leicht eine Wendung nehmen, die Gefahr in sich birgt. Die Furcht vor dem Unbekannten würde euch in den Köpfen der Unwissenden mit dem Teufel in Zusammenhang bringen. Es könnte damit enden, daß man euch jagt, die Glücklicheren unter euch niedermetzelt, die Unglücklichen auf dem Scheiterhaufen verbrennt.«
»Aye«, grollte der Wassermann, »Ihr habt recht ... und trotzdem möchtet Ihr, daß wir wie Eure Art werden?«
Er blieb stehen, richtete sich zu seiner ganzen Höhe auf und erklärte: »Nein. Wir werden ins Meer zurückkehren und unsere Suche fortsetzen. Dann seid Ihr uns los.«
»Nehmt einmal an, ich verbiete eure Abreise«, sagte der Ban ruhig.
»Wir werden Euren Soldaten ausweichen oder ihre Phalanx durchbrechen oder in unserer Freiheit sterben.« Vanimens Stimme klang ebenso leise.
Pawel lächelte traurig. »Frieden. Ich würde es nicht tun. Wenn ihr wirklich gehen wollt, gebe ich euch Urlaub. Doch wo wollt ihr suchen, und wie? In diesem Königreich gäbe es für euch keine Möglichkeit mehr, und höchstwahrscheinlich wird man euch an keiner Küste des Mittelmeers haben wollen. Wenn ihr es zurück bis in den Ozean schafft, nun, dann könnt ihr an Afrika entlang nach Süden schwimmen, auch wenn ihr unterwegs fürchterliche Verluste haben werdet. Aber könnt ihr denn die Tropen ertragen, ihr, ein Stamm aus dem Norden?«
Vanimen blieb stumm.
Nach einer Minute fuhr Pawel fort: »Stellen wir uns einmal vor, daß ihr auf irgendeine Weise eine neue Heimat findet. Was habt ihr dann gewonnen? Bestenfalls ein paar Jahrhunderte. Dann wird das Feenreich ganz und gar verschwinden – und ihr mit ihm.«
»Das ist Eure Meinung?« fragte Vanimen. »Warum?«
Pawel klopfte ihm auf die Schulter und meinte voller Mitgefühl: »Ich wünschte, es wäre nicht so. Zuviel Schönheit und Wunder wird mit der Halbwelt verderben, und ich habe eine Ahnung, daß das, was sie ersetzen wird, mit der Menschheit noch weniger Gemeinsamkeiten aufzuweisen hat.«
Durch die Mauern drang schwach das Läuten der Kathedralenglocken. »Hört«, sagte Pawel. »Der Zeitpunkt des Läutens wurde nicht von der Sonne, dem Mond oder den Sternen festgesetzt. Eine Uhr hat deren Aufgabe übernommen, ein hartes, künstliches Ding, bar jeden Mysteriums.
In meiner eigenen Lebensspanne habe ich die Macht der modernen Kriegsmaschinen wachsen sehen. Sie bedeuten den Untergang der Ritterschaft, deren Helden – Arthur, Orlando, Ogier, Huon, immer mit der anderen Welt in Verbindung gestanden haben.
Die Wildnis schmilzt vor Axt und Pflug dahin. Gleichzeitig versammelt sich alles, was zählt, in den Städten, wo jedes Ding von Menschen gemacht ist und der kleinste Kobold keinen Unterschlupf finden kann.
Jahr für Jahr pflügen Schiffe in immer größerer Zahl die Meere, geführt von Kompaß und Astrolabium statt von Vogelflug, Landmarken, dem Einssein des Seemanns mit den Wogen. Eines Tages werden sie die Erde umrunden, und christliche Kirchen entstehen auf den letzten Zufluchtsorten des Feenvolks.
Denn die Erde ist eine Kugel, wie Ihr vielleicht wißt, und von meßbarer Größe. Sogar die Bahnen der Sterne werden vermessen, genauer, als die Alten es konnten, und gelehrte Männer berechnen den Bau des Universums. In ihren Plänen ist kein Platz für Geheimnis oder Magie.
Seht her.« Pawel trat an den Tisch und nahm zwei Linsen in einem Drahtrahmen auf. »Das ist etwas, das, wie ich hörte, vor kurzem in Italien erfunden wurde. Ich habe es mir schicken lassen. Mit dem Alter wurde mein Sehvermögen auf kurze Entfernung schlechter, bis ich kaum noch lesen oder schreiben konnte. Heute schiebe ich mir dieses Ding auf die Nase, und es ist beinahe so, als sei ich wieder jung geworden.« Er reichte Vanimen das Gerät. »Ein Anfang«, prophezeite er. »Der Vorläufer von Instrumenten, die den Menschen besser als ein Adler in die Ferne, besser als ein Maulwurf in die Nähe blicken lassen werden. Meine Nachkommen werden sie nach außen auf den Himmel, nach innen auf sich selbst richten. Vielleicht wird Gott dann die Welt enden lassen, weil die Menschen seine Wege zu genau untersuchen. Vielleicht auch nicht. Doch sicher bin ich, daß sie das Feenreich aus der Welt hinausuntersucht haben werden.«
Der Wassermann starrte auf die Brille. Er hielt sie in der Hand, als sei sie eiskalt.
»Und deshalb«, schloß Pawel, »ist es nicht ein guter Rat, daß ihr euer Schicksal dankbar annehmt und eure Heimat im Paradies sucht?
Ich will Euch nicht drängen, nur muß ich Eure Entscheidung in einigen Monaten haben. Denkt nach. Kehrt nach Skradin zurück und erzählt es Eurem Volk. Sprecht auch mit diesem Priester in der Zadruga, den Iwan so hochschätzt. Bittet ihn, für Euch zu beten.«
Vater Tomislav, allein, kniete nieder. Die Winternacht umfing ihn, still und bitter, und ließ den Lehmboden in seine Knie beißen. Im Licht einer Kerze, die er für den Heiligen, nach dem seine Kirche benannt war, entzündet hatte, und dessen Bildnis er anredete, konnte er Christus am Kreuz über dem Altar kaum erkennen.
»Heiliger Andreas«, sprach er, seine Stimme so verloren wie die Kerzenflamme, »du warst ein Fischer, als Unser Herr dich aufrief, Ihm zu folgen. Hast du dich danach jemals wieder an den See zurückgesehnt ... vielleicht nur ein kleines bißchen? Lebende Wellen um dich, ein salziger Wind, eine gleitende Möwe – oh, du weißt, was ich meine. Du hast es nicht bereut, ein Jünger geworden zu sein. Nichts dergleichen. Aber manchmal hast du dich erinnert – nicht wahr? Ich selbst vermisse den Schimmer des Wassers zu Füßen der Stadt Zadar und das Hinausrudern in einem Boot – welch ein Spaß war das, wie groß und frei war alles! Und dabei bin ich doch als Landratte geboren.
Du müßtest verstehen, was das Seevolk empfindet. Es ist nicht ihre Schuld, daß sie keine Seelen haben und deshalb auch nicht mit dem rechten Eifer nach Erlösung streben. Das tun die Heiden unter den Menschen doch auch nicht! Gott hat die Meerleute für Seine Ozeane erschaffen. Wenn sie die Lebensweise, die Er ihnen gab, vergessen, nun, ich glaube, dann könnten sie immer noch unter Wasser atmen und was so dazugehört, aber was nützte es ihnen? Es wäre, als ob ein Mensch vergäße, wie man geht. Ich denke, sie würden es nie wieder richtig lernen.
Doch vor allem ist das Meer ihr Leben, ihre Liebe gewesen. Ja, ihre Liebe. Sogar ein Hund kann lieben, und die Meerleute haben einen Verstand, der ebenso gut ist wie der der Menschen. Würde ich meine Sina vergessen wollen? Nein. Die Erinnerungen tun weh, aber ich hänge an ihnen. Du weißt, wie viele Messen ich für die Ruhe ihrer Seele gehalten habe.
Heiliger Andreas, Seefahrer, sprich für das arme Seevolk zu Gott. Erkläre, daß sie die Taufe annehmen werden, wenn das sie nicht ihre Erinnerungen kostet. Es ist ja nicht so, daß sie Ihn verleugnen, es ist einfach ihre Art. Wenn sie Seelen haben, werden sie anders sein. Aber warum muß ihnen genommen werden, was sie vorher waren? Laß ihnen doch die Fähigkeit, den Menschen von den Wundern zu erzählen, die Gott der Herr in den Tiefen der Meere geschaffen hat, damit sie Ihn um so mehr anbeten. Wäre das nicht gut und richtig?
Heiliger Andreas, gib mir ein Zeichen.«
Die grobe Holzschnitzerei bewegte sich. Die Lippen bogen sich zu einem Lächeln, eine Hand streckte sich segnend aus.
Tomislav sah es mit offenem Mund. Dann fiel er flach zu Boden, weinend. »Ehre sei Gott, Ehre sei Gott!«
Als er sich endlich wieder auf die Knie erhob, war alles wie zuvor. Die Kerze brannte mit niedrigem Flämmchen, die Kälte stieg hoch, die Sterne über dem Dach wanderten auf Mitternacht zu.
»Ich danke dir, Andreas«, sagte Tomislav demütig. »Du bist ein wahrer Freund.«
Nach einer Minute überkam ihn plötzlich der Schreck. »Ich bin Zeuge eines Wunders geworden! Ich!« Er faltete die Hände. »Herr, ich bin es nicht wert.«
Er beschloß, bis Tagesanbruch im Gebet zu verharren. »Vater unser, der Du bist im Himmel, geheiligt werde Dein Name ...«
Am nächsten Morgen, als die Müdigkeit ihn benommen machte, sandte er einen schüchternen Blick auf das Gesicht des Heiligen. »Andreas«, murmelte er, »die Leute sagen so schreckliche Dinge über meine kleine Tochter. Könntest du mir vielleicht noch ein Zeichen geben? Ich weiß, die Geschichten sind nicht wahr. Nada ist da, wo du bist. Es mag sein, daß sie gleich neben dir steht und auf ihren alten Vater hinunterblickt. Wenn die Menschen das nur erkennen würden! Kannst du es ihnen nicht zeigen?«
Die Statue blieb unbeweglich. Tomislav senkte den Kopf. Blut tröpfelte in seinen Bart. Als der Morgen graute, erhob er sich, verbeugte sich vor dem Altar und ging.
Vanimen und Meiiva gingen die Wagenspur entlang, die durch den Wald führte. Kürzlich war Schnee gefallen, ein oder zwei Zoll, der bald zu Schmutz geschmolzen, aber unter den Bäumen noch rein und weiß war. Streng reckten sich Äste und Zweige vor dem blauen Himmel. Die Luft war ruhig und fast warm.
»Seine Ehrlichkeit ist über jeden Verdacht erhaben«, sagte der Wassermann. »Doch halb im Schlaf mag er sich vorgestellt haben, es geschehe etwas, von dem er sich so sehr wünschte, es werde geschehen.«
Meiiva erschauerte, aber nicht vor Kälte. »Oder der Tote, den er anrief, hat ihm einen Streich gespielt.«
»Nein, ich glaube nicht, daß der Allerhöchste das erlauben würde. Er ist gerecht.«
Sie warf ihm einen überraschten Blick zu. »Noch nie zuvor hast du so gesprochen.«
»Keiner von uns hatte die Gewohnheit, über diese Dinge zu sprechen oder nachzudenken. Sie gingen über unser Vermögen hinaus, wie der Gebrauch eines Messers über das Vermögens eines Delphins hinausgeht. Wir kannten nur das blinde Glück, das sich uns zuwenden oder sich von uns abwenden konnte, nur daß am Ende, früher oder später, immer der Tod stand. Gott kümmerte sich nicht um uns ... so nahmen wir an ... und wir hatten nichts mit Ihm zu tun.«
Nach ein paar weiteren Schritten setzte Vanimen hinzu: »Heute mache ich mir Gedanken darüber.« Er zeigte das gleiche Grinsen wie angesichts einer Bedrohung. »Es bleibt mir wohl nichts anderes übrig, wie?«
»Bis du wirklich dafür, daß wir dem Feenreich entsagen?« Meiiva zupfte an dem mißfarbenen, kratzenden Gewand, das sie von einer lebenden Welt abschloß. »Wir hatten die Freiheit des Schwanenwegs.«
»Ich fürchte, Pawel Subitsch hat recht«, antwortete Vanimen mit schwerer Stimme. »Wenn nicht für uns, dann sollten wir der Kinder wegen aufgeben.«
»Wird ihr Leben den Preis wert sein? Das Geschick der Menschen ist selten glücklich.«
»Unser Volk kann ganz gut zurechtkommen. Seine Schwimmkünste sind gefragt, man mag uns. Du mußt doch bereits bemerkt haben, wie Meermänner und Menschenmädchen, Meerfrauen und Menschenjünglinge nacheinander zu seufzen beginnen, und die Haushaltsvorstände überlegen, welchen Vorteil eine Heirat mit Personen hat, die über so ausgezeichnete Zukunftsaussichten verfügen.«
Meiiva nickte. »Das stimmt. Die Nachkommen solcher Verbindungen werden irdischer sein als unsere Art. Die nächste Generation nach ihnen wird ganz zu Menschen geworden sein – und ertrinken können. Im Lauf der Jahrhunderte sind wir von derlei schon Zeugen geworden, nicht wahr? In ein- oder zweihundert Jahren wird das Blut von Liri sich so vermischt haben, daß es verschwunden ist. Das Andenken an Liri ist dann ein Märchen, das kein vernünftiger Mensch mehr glaubt.«
»Außer im Himmel«, erinnerte er sie.
Ein Rabe krächzte.
»Ich wünschte ...« begann er und brach ab.
»Was, Lieber?« Ihre Hand liebkoste seinen Arm.
»Ich wünschte, ich täte es, weil ich in Wahrheit bei Gott sein will«, entfuhr es ihm. »Ich sollte nicht als Bettler zu Ihm kommen.«
»Du, Vanimen?« flüsterte sie.
»Aye«, antwortete er. Sie blieben stehen. Sie sah, wie er die Schultern unter dem Bauernmantel straffte. »Laßt mich als erster gehen, damit ihr übrigen seht, was geschieht, und danach eure eigene Wahl treffen könnt.
Ich bin euer König.«
Vater Petar war schwer beleidigt, weil die Zeremonie draußen im Wald und von Vater Tomislav abgehalten werden sollte. Der Zhupan mußte ihn darauf hinweisen, daß es so auf ausdrücklichen Befehl des Bans geschehe, da es gegen seine politischen Absichten war, wenn sich viele Zuschauer einfanden, die oft nach Schibenik oder weiter reisten.
Nachdem er religiöse Unterweisung erhalten hatte, entschuldigte Vanimen sich und ging allein an die Küste. Er verbrachte den Tag und die Nacht des Äquinoktiums am Meer. Was er dort tat oder dachte, war etwas, über das er später Stillschweigen bewahrte.
Am Vorabend von St. Gabriel kehrte er zurück. Am nächsten Morgen betrat er die Kirche, nachdem die Messe gesungen worden war. Die Bewohner der Zadruga blieben als Zuschauer da. Kein Bildnis wandte sich von ihm ab. Draußen wartete sein Volk in schwerem Regen unter den schwellenden Knospen der Bäume.
Mit weit ausgebreiteten Armen trat er heraus und rief in ihrer eigenen Sprache: »Oh, eilt, eilt, meine Geliebten! Christus heißt euch mit Seinem Segen willkommen!«