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Der Sturm überholte die Kogge Herning auf ihrer Rückfahrt nach Dänemark. Auch bisher schon war es eine schwierige Reise unter ungünstigem Wind gewesen. Die Kogge konnte vorsichtig lavieren, aber es bedeutete ständige Arbeit an Segeln und Brassen und Ruder, damit das Schiff nicht vom Kurs abkam oder, noch schlimmer, außer Kontrolle geriet. Dann sprang urplötzlich der Wind um, und die Arbeit mußte immer wieder und wieder getan werden, bei Tag und Nacht.
Ingeborg konnte nur kochen und einen Haushalt führen, eine Arbeit, die schwer genug war. Eyjan besaß die Kraft, Wache zu stehen und an den Tauen und der Ruderpinne zu helfen. Sie brachte frischen Fisch an Bord, wobei ihr mehrere Delphine halfen, die aus Neugier in der Nähe blieben; sie besorgte die Navigation auf Meerfrauenweise. Hauptsächlich hing die Bedienung des unterbemannten Fahrzeugs von Taunos Muskeln ab. Jetzt bedauerte er, daß keiner aus der ursprünglichen Mannschaft verschont geblieben war, so gefährlich sich dies unterwegs und bei der Heimkunft auch hätte erweisen können. Er hätte es nie geschafft, wäre er der einzige Matrose gewesen. Er brauchte Niels' geringere Kräfte wie auch den guten Rat des Jungen.
Nicht etwa, daß Niels auch nur soviel Erfahrung gehabt hätte wie ein Fischerssohn seines Alters. Er hatte vor dieser Fahrt nur ein paar kurze Reisen mitgemacht. Aber er lernte schnell, er fragte gern, er träumte davon, eine Heuer auf einem besseren Schiff und vielleicht, vielleicht in ferner Zukunft, wenn Gott es wollte, ein eigenes Kommando zu bekommen. Was ihm seine Schiffskameraden nicht erklären konnten oder wollten, erfuhr er von anderen Männern, wenn sie im Hafen waren. Bei seiner freundlichen Art antworteten sie ihm gern. In dieser gefährlichen Lage nun beobachtete er schärfer als je zuvor, und auch dadurch lernte er, und zwar schnell.
So wurde er – zu beschäftigt, um es selbst zu merken – zum Kapitän. Wenn ihm überhaupt noch ein Gedanke übrigblieb, bevor er in den viel zu kurzen Schlaf fiel, den er sich gönnte, dann war es der an Eyjan. Sie lächelte ihm stets freundlich zu. Ein paarmal umarmte oder küßte sie ihn schnell, wenn etwas gutgegangen war, und dann stieg seine Seele auf Möwenschwingen zur Sonne empor. Aber miteinander geschlafen hatten sie nicht mehr – es war kaum Zeit dazu, und wahrscheinlich waren die Kinder des Wassermanns so kurz nach dem Tod ihres Bruders auch nicht in der Stimmung dafür.
Gleich zu Beginn hatte Niels sich entschieden, nach Norden zu segeln. In der Nachbarschaft von Island mußten sie in eine Strömung geraten, die sie zusammen mit einem hoffentlich auftretenden günstigen Wind auf ihr Ziel zutreiben würde. Tatsächlich verlief die Fahrt nach kurzer Zeit sehr gut. Die frohe Stimmung überwand die Müdigkeit.
Dann schlug der Sturm zu.
Dunkelheit wütete. Ingeborg wußte, oben mußte es Tag sein – wenn an keinem anderen Ort, dann im Himmel, wo der Herr Gericht hielt über die Sünder –, denn sie war nicht völlig blind. Trotzdem reichte die Sicht kaum über die Länge des Schiffs hinaus.
Sie hatte keine Pflichten mehr auf Deck. Das Feuer im Lehmherd war sofort gelöscht worden, und zu essen gab es vorerst nichts anderes als Salzfleisch, trockenen Käse, Stockfisch, schimmeliges Flachbrot und wurmigen Schiffszwieback. Endlich wurden die Dunkelheit und der Gestank des Frachtraums jedoch unerträglich für sie, und sie tastete sich nach oben. Wind und Hagel trieben sie in den unzulänglichen Schutz des Achterdecks. Dort stand sie allein, denn das Ruder war festgebunden, und Niels schlief erschöpft unten.
Im Anfang, als das Wetter bedrohlich wurde, hatte er einen Schleppanker bauen und auswerfen und das Segel streichen lassen. Vor dem Wind zum laufen, konnte nur zu leicht bedeuten, daß sie auf ein Riff oder eine Insel stießen, von denen es rings um das nördliche Schottland viele gab ... oder es kam eine Woge von achtern und brach das Schiff entzwei. Seine Erfindung sorgte dafür, daß der Bug oben blieb, und bot größtmögliche Sicherheit. Ansonsten konnte er nur beten, daß der Sturm endete, bevor das Schiff sank. Inzwischen durften er und seine Mannschaft nicht müßig sein. Sie mußten viele Stunden am Tag pumpen, wo immer sich ein Leck öffnete, sie mußten sich beeilen, Dinge zu reparieren oder von neuem festzumachen, während die Wellen auf das Schiff einschlugen, sie mußten, so gut es ging, nach dem gefürchteten Anblick von Sturzseen Ausschau halten.
Die Zeit verging, unmeßbar wie ein Alptraum.
Das Schiff sprang so wild hoch, um gleich darauf niederzutauchen, daß Ingeborg sich am Ruder festhalten mußte. Der Sturm pfiff bis unter das Achterdeck, klebte ihr die nassen Kleider an die Haut, zerrte an ihr wie ein Fluß bei einer Überschwemmung. Sie ertrank im Lärm, in dem Erdbebengrollen der Wellen und ihrem Aufbrüllen, wenn sie sich brachen, in der Kälte, die noch durch ihre Erstarrung biß.
Sie mühte sich, nach vorn zu blicken und sah den Mast vor der Finsternis tanzen, mitten in Hagel und Wolken. Seine Spitze peitschte. Die Rah war unten, auf dem Deck gesichert, aber wie lange konnten Holz und Tau dieser Belastung standhalten? Sich überschlagende Schaumwellen türmten sich auf, rasten heran wie Berge, schwarz und eisengrau unter ihren zerrissenen Gipfeln. Gischt sprühte, wenn sie über den Bug donnerten, der Rumpf erbebte. Sie stürmten vorwärts und schwappten über die Reling. Oft und oft reagierte die Herning nicht schnell genug auf das Spannseil, und wütende Katarakte ergossen sich über ihr Hauptdeck. Lukenrahmen sprangen, der Frachtraum war naß wie ein Sumpf geworden.
Durch treibenden Schaum und Eis erkannte Ingeborg Tauno und Eyjan als Schatten am Vordeck. Sie schienen miteinander zu reden. (Wie?) Plötzlich erstickte Ingeborg einen Aufschrei. Tauno war über Bord gesprungen.
Aber er ist der Sohn eines Wassermanns, versicherte sie sich selbst. Er kann in diesem Aufruhr leben. Ja, er hat von den Tiefen gesprochen, von ewigem Frieden ... Maria, schütze ihn ...
Eyjan kam nach achtern, und nun konnte Ingeborg sie deutlicher erkennen. Nackt bis auf Stirnband und Dolchgürtel, schien sie die Kälte nicht zu spüren. Im Gegenteil, ihre roten Locken, schwer vom Wasser, waren innerhalb des verborgenen Horizonts das einzige, was warm aussah. Das Stampfen des Schiffs behinderte ihren Panthergang nicht.
Sie trat unter das Achterdeck. »Ah, Ingeborg«, grüßte sie, und nun war sie nahe genug, daß sie zu verstehen war. »Ich habe gesehen, wie du herausklettertest – sicher für einen Atemzug frischer Luft, sei sie auch noch so bitter, nicht wahr?« Sie hatte die Frau erreicht und blieb stehen. Als sie die Hände um den Mund legte, wurden ihre Worte deutlicher. »Laß mich dir Gesellschaft leisten. Es ist meine Wache, aber ich kann Gefahren ebensogut von hier aus spüren – vielleicht sogar besser, wenn der verfluchte Hagel mich nicht sticht.«
Ingeborg nahm eine Hand von der Ruderpinne, um einen Schalltrichter für ihre eigene Stimme zu bilden. »Tauno – wohin ist er gegangen?«
Das klargeschnittene Gesicht wurde ernst. »Er will die Delphine fragen, ob sie Hilfe für uns finden können.«
Ingeborg keuchte auf. »Gott sei uns gnädig! Brauchen wir sie so sehr?«
Eyjan nickte. »Wir sind nahe dem Land. Er und ich haben, wenn wir im Wasser waren, festgestellt, daß das Meer seichter wird. Sein Puls – aye, wir haben die ersten Echos der Brandung aufgefangen. Und es sieht nicht so aus, als lasse der Sturm nach.«
Ingeborg starrte in die grauen Augen. »Wenigstens wird er, wenn wir Schiffbruch erleiden, am Leben bleiben ...« Es wurde ihr bewußt, daß sie geflüstert hatte.
Vielleicht erriet Eyjan ihre Worte. »Oh, du Arme, Liebe!« rief sie. »Kann ich dich trösten?«
Ihre hohe Gestalt trat zwischen die Frau und den Wind. Sie streckte ihre Arme aus. Ingeborg ließ das Ruder los und taumelte an ihre Brust. Eyjan hielt sie aufrecht trotz des Schlingerns und Rollens, Wärme ging von den weichen Brüsten und dem lebendigen Spiel der Muskeln aus. Ingeborg schmiegte sich an sie wie an die Mutter, an die sie sich nur noch halb erinnerte.
Jetzt war es leichter zu sprechen. »Fürchte nichts, geliebte Freundin«, murmelte Eyjan. »Wenn das Schiff sinken sollte, werden Tauno und ich dich und Niels auf den Rücken nehmen und euch von den Sturzseen fernhalten. Wir werden euch zu einem sicheren Ort am Ufer bringen, und danach holen wir Hilfe von eurer eigenen Rasse.«
»Aber das Gold wäre verloren.« Ingeborg spürte, wie Eyjans Hände sie fester faßten. »Tauno könnte nie wieder ein anderes Schiff bekommen, nicht wahr? Alles, wofür er dies unternommen und sein Leben aufs Spiel gesetzt hat, alles, was es ihm bedeutet – und er könnte auch sterben. Oder nicht? Eyjan, ich bitte dich, tut es nicht ... ihr beiden ... gefährdet euch nicht für uns ...«
Agnetes Tochter hielt sie fest umschlungen und murmelte tröstliche Worte, während Ingeborg weinte.
Tauno kam mit der Nachricht zurück, daß die Delphine auf der Suche seien. Sie wußten von einem Geschöpf, das imstande sein mochte, ihnen zu helfen, wenn sie es nur finden konnten. Wenig mehr hatten sie gesagt, weil sie selbst wenig verstanden. Sie waren unsicher, ob das Wesen seinerseits sie verstehen werde oder wolle.
Das war alles, was Tauno berichtete, denn er war kaum wieder an Deck, als das Fockstag brach. Sein Ende peitschte zurück und sauste einen Zoll von Eyjans Nacken vorbei. Entsetzt rannte Tauno hinterher, faßte es und kämpfte mit ihm, als sei es ein wahnsinniges Tier, und schließlich konnte er es am Mast befestigen. Nun sah er, daß dieser zu splittern begann. Eyjan erhob Einspruch, als er ein neues Stag festmachen wollte. Er konnte auf das Deck hinunterfallen und entweder sofort tot sein oder den langsameren Tod der Verkrüppelung sterben. Wenn er nicht fähig sei, sich einen Augenblick auszuruhen, solle er statt dessen lieber pumpen.
Die Nacht brach an; die kurze, helle Nacht des nordischen Sommers war grabesschwarz und äonenlang geworden.
Der Morgen brachte von neuem Dunkelheit. Gischt verschleierte die Welt; windzerrissene Wolken flogen niedrig über ihren Köpfen dahin. Die Wellen waren hoch wie zuvor, aber kürzer, schaumweiß, und sie wurden um so unruhiger, je näher sie den Untiefen und Klippen kamen. Auch mit dem Treibanker sprang die Kogge umher wie ein Mann, der einen Schmiedehammer an die Schläfe bekommen hat.
Tauno und Eyjan hatten die dunkelsten Stunden oben verbracht und wachten immer noch. Angestrengt hielten sie nach Zeichen von Land Ausschau. Der Sturm hatte endlich auch ihre Kräfte erschöpft. Gegen seine Kälte und Heftigkeit hielten sie einander eng umschlungen. Einmal sprach er seine Gedanken laut aus und fragte, ob er wohl noch Kraft genug habe, das Gesicht eines Sterblichen über Wasser zu halten.
»Vielleicht können wir es nicht«, erwiderte Eyjan durch das Kreischen und Grollen. »Wenn es zum Schwimmen kommt, nimmst du In geborg, und ich nehme Niels.«
»Warum?« Tauno war stumpf überrascht. »Er wiegt mehr als sie.«
»Das macht wenig Unterschied im Wasser, wie du weißt«, sagte sie, »und wenn sie sterben müssen, wird es ihnen so am liebsten sein.«
Er verfolgte die Frage nicht weiter, und dann vergaßen sie sie beide.
Eine Gestalt war längsseits aufgetaucht. Immer, wenn die Kogge ihre Backbordreling ins Wasser eintauchte, konnte man zwischen den Wellen einen Blick auf sie erhaschen, und danach sah sie wie ein großer grauer Seehund aus. Tauno und Eyjan hatten sich gefragt, warum ein solches Tier sie begleitete. Später meinten sie, von Anfang an sei ihnen ein fremder Geruch in die Nase gestiegen, obwohl der Sturm alle Sinne so sehr verwirrte, daß sie im Augenblick gar nichts davon merken konnten.
Plötzlich stand die Herning beinahe senkrecht auf ihrem Heck. Eine Welle kletterte an Bord. Auf ihr, in ihrer Mitte, ritt der Seehund. Das Schiff rollte hin und her, bis es wieder einigermaßen auf ebenem Kiel lag. Wasser strömte durch seine Speigatten. Der Seehund blieb zurück. Er erhob sich auf seine Vorderflossen ... sein Fleisch verwarf und veränderte sich ... ein Mann hockte dort.
Er stand auf und trat den sprachlosen Geschwistern gegenüber. Sie sahen, daß er groß war, einen Kopf größer als Tauno, und so breit und dick, daß er viereckig wirkte. Haar und Bart lagen glatt an seinem Kopf, grau in der Farbe, wie auch der wollige Pelz, der seinen sonst nackten Körper überall bedeckte, grau war. Die Haut darunter war hell. Er roch nach Fisch. Sein Gesicht war scheußlich, ausgenommen die Augen – eine niedrige, zerklüftete Stirn, eine flache Nase, ein offener Mund, die schweren Kiefer kinnlos. Doch jene Augen leuchteten unter Wimpern hervor, um die eine Königin ihn hätte beneiden können, groß, von einem weichen Goldbraun, ohne Weiß: unmenschlich.
Tauno hatte eine Hand ans Messer gelegt. Steif ließ er das Heft fahren und hob einen Arm. »Willkommen, wenn du in Freundschaft kommst«, erklärte er in der Liri-Sprache.
Der Fremde antwortete in einem tiefen, bellenden Ton, aber in Worten aus der Sprache der Sterblichen. »Was die Delphine sagten, zog mich her. Könnte eine Frau hier sein, nach ihrem Geschnatter. Ihr seid keine richtige Frau und ihr kein richtiger Mann, nach eurem Geruch, und auch kein richtiges Seevolk, nach eurem Aussehen. Was dann, und wer?«
Die Sprache, die er benutzte, war verständlich und dem Dänischen ähnlich. Norwegische Siedler waren zu Zeiten der Wikinger zu den Inseln um Schottland gekommen. Die meisten jener Orte blieben unter der norwegischen Krone. Die Sprache der Vorfahren lebte in einer westlichen Version Seite an Seite mit dem Gälischen weiter.
»Wir sind in bitterer Not«, sagte Eyjan. »Kannst du uns helfen?«
Die Antwort durchschnitt klar das Toben des Sturms. »Vielleicht, wenn ich will. Mir ist selten Dank zuteil geworden. Habt ihr noch mehr Personen an Bord?«
»Ja.« Tauno öffnete die nächste Luke und rief Niels und Ingeborg, die unten schliefen, sie sollten heraufkommen.
Sie kletterten innerhalb von Herzschlägen nach oben; Schrecken grub sich in ihre Gesichter. Als sie den Neuankömmling erblickten, blieben sie stehen, holten Atem und faßten sich unwillkürlich bei den Händen.
Der Blick des Wer-Seehunds fiel auf Ingeborg und blieb auf ihr haften. Schritt für Schritt ging er über das Deck auf sie zu. Sie und Niels standen fest, nur daß sie darum kämpfen mußten, nicht zu fallen. Sie erbleichte, und der Jüngling zuckte zusammen, als das Wesen eine haarige Hand mit Fingernägeln wie Klauen ausstreckte und ihr über die Wange streichelte. Vor ihnen erhob sich das Zeichen des Begehrens.
Und doch war er sanft, er berührte sie nur leicht, suchte ihren Blick, während seine Lippen sich zu einem schüchternen Lächeln verzogen. Dann drehte er sich wieder zu den Geschwistern um und erklärte: »Aye, ich werde helfen, ihretwegen. Bedankt euch bei dieser Dame, alle drei. Wie könnte ich sie ertrinken lassen?«
Sein Name sei Hauau, teilte er ihnen mit, und er wohne auf Sule Skerry. Nur wenige von seiner Art seien noch übrig, vielleicht sei er sogar der letzte. (Das war wohl anzunehmen, denn niemand in Liri hatte je von diesem Volk gehört.) Von Urbeginn an hatten die Menschen die Selkies gehaßt und gejagt. Hauau meinte, es könne daran liegen, daß sie die Netze der Fischer beraubten wie ihre Verwandten, die echten Seehunde, aber mit menschlicher Schläue und Geschicklichkeit. Er war sich nicht sicher, denn er war seit seiner frühesten Kindheit allein gewesen und hatte nur ein paar undeutliche Erinnerungen an seine Mutter und die Lieder, die sie ihm vorsang. Er war entkommen, nachdem Männer in einem Boot sie gefangen und in Stücke geschnitten hatten. Ihm war so, als hätte er gehört, daß sie Odin anriefen. Doch wie dem auch gewesen sein mochte, es war vor langer Zeit geschehen.
Das kam in abgerissenen Worten heraus, wie auch die Geschichte der Reisenden. Das Wichtigste war jetzt, alle Kräfte anzustrengen, um zu überleben. Sie konnten die Herning nicht länger treiben lassen; im Lee war die Küste zu nahe. Abgesehen davon, daß ein Stag zerbrochen war, splitterte der Mast und mußte verstärkt werden. Wenn sie zwei Reserve-Spiere aus dem Frachtraum holten und fest anbanden, sollte dies genügen ...
Hauau hatte ungeheuerliche Kräfte. Er hielt Tauno und Niels auf den Schultern, während sie am Mast arbeiteten. Erschöpft, wie sie waren, wäre es ihnen ohne Hauau wohl kaum gelungen, das Stag und das durchnäßte Segel zu heben und die Schoten fest genug zu zurren, daß das Flickwerk hielt. Und hätte er nicht dreimal so lange pumpen können wie sie, dann wäre das Schiff vollgelaufen.
Noch erstaunlicher waren seine seemännischen Fähigkeiten. Er erklärte seinen Gefährten, was jeder Befehl, den er gab, zu bedeuten hatte, und drillte sie entsprechend, bevor er das Ruder übernahm, als sie. die Brandung vor den Felsenklippen schäumen sahen. Die beschädigte, leckende, schwerfällige Kogge erwachte unter seinen Händen zum Leben. Es war knapp, aber sie entkamen dieser Falle und auch der nächsten und der übernächsten. Das Schiff blieb auf dem Kiel, ja, sie konnten sogar wieder einen Abstand zwischen sich und die Küste legen.
Als merke er, daß er sie nicht bekommen sollte, verzog sich der Sturm.