Mein lieber Freund,

Fünf Jahre, jedes mit der Länge von fünf Jahren. Ich weiß nicht, wo dich dieser Brief erreichen wird. Ich nehme an, du hast oft an mich gedacht. Unter den Waisenjungen warst du mir immer der liebste. Du hast mir noch mehr bedeutet, viel mehr, doch wünsche ich nicht, mich in dieser letzten schriftlichen Kommunikation in leichtfertiger Hingabe zu erschöpfen.

Wenn die Anwälte meinen Anweisungen gefolgt sind, bist du nun im Besitz meiner irdischen Güter, meiner Seifenkollektion, meiner Fabrik, meiner Freimaurerschürzen und meines Baumhauses. Ich gehe davon aus, dass du dir längst meinen Stil angeeignet hast. Ich frage mich, wohin dich dieser Stil geführt hat. Und ich frage mich, da ich nun auf dem letzten, federnden Sprungbrett meiner Existenz stehe, wohin mich selbst dieser Stil geführt hat.

Ich schreibe diesen Brief in dem Zimmer, wo die Beschäftigungstherapie abgehalten wird. Ich habe mich immer von Frauen führen lassen, und es tut mir darum nicht leid. Ich bin den Frauen gefolgt, wohin sie auch gingen: in Klöster, Küchen, Telefonzellen und Lyrikkurse. Ich bin ihnen bis ins Parlament gefolgt, ich wusste, wie sehr sie die Macht lieben. Ich bin den Frauen in die Betten der Männer gefolgt, um zu verstehen, was sie dort suchen. Ihr Duft hängt in der Luft wie Rauchstreifen. Die Welt ist gefangen in den Krallen ihres Liebesgelächters. Ich bin den Frauen in die Welt gefolgt, weil ich die Welt geliebt habe. Brüste und Hintern – immer war ich da, wo zarte Luftballons zu bewundern waren. Wenn mich Frauen in Bordellfenstern zischelnd zu sich riefen, wenn sie mir über die Schultern ihrer tanzenden Ehemänner lieblich zuzischten, bin ich ihnen gefolgt, ich bin mit ihnen niedergesunken, und manchmal, wenn ich dieses Zischen hörte, wusste ich, dass es nichts bedeutete, nichts als ein langsames Welken, das Entweichen der Luft aus erschlaffenden Ballons.

Es ist dieses Geräusch, das Zischen, das über jeder Frau schwebt. Ausnahmen gibt es keine. Ich kannte einmal eine Frau, die sich mit einem anderen Geräusch umgab, mit Musik vielleicht oder mit Stille. Ich rede, wie du weißt, von Edith. Fünf Jahre sind nun vergangen, seit man mich begraben hat. Inzwischen hast du sicher verstanden, dass Edith dir nicht allein gehören konnte.

Ich bin den jungen Krankenschwestern in die Beschäftigungstherapie gefolgt. Ihre zarten Ballons sind mit gestärktem Leinen bedeckt, einer freundlich erregenden Hülle, die unter dem Gewicht meiner alten Geilheit zerbricht wie Eierschale. Ich bin ihren weißen Beinen gefolgt, es haftet Staub an ihnen.

Männer machen ebenfalls Geräusche. Weißt du, mein lieber, verzettelter Freund, welches Geräusch du machst? Es ist das Rauschen, das aus männlichen Seemuscheln kommt. Rate mal, wie sich das anhört. Drei Mal darfst du raten. Schreib es hier auf diese Zeilen, die Schwestern sehen es gern, wenn ich ein Lineal benutze:

1. _______________________________________

2 _______________________________________

3. _______________________________________

Die Schwestern sehen mir gern über die Schulter, sie schauen zu, wie ich das rote Plastiklineal verwende. Sie zischen mir ins Haar, und ihr Zischen schmeckt nach Alkohol und Sandelholz, und ihre gestärkten Schürzen knistern wie weißes Geschenkpapier, wie das künstliche Heu, in das cremegefüllte Ostereier gepackt werden.

Ich bin sehr glücklich heute. Ich weiß, dass sich diese Seiten mit Glück und Zufriedenheit füllen werden. Hast du etwa gedacht, ich hinterlasse dir ein melancholisches Geschenk?

Nun, was hast du geantwortet? Ist es nicht bemerkenswert, dass es mir gelungen ist, deine Ausbildung fortzuführen, obwohl uns so vieles trennt?

Das Geräusch, das Männer machen, ist genau das Gegenteil von Zischen. Es ist Schhh, ein Laut, der um den Zeigefinger entsteht, wenn man ihn an die Lippen legt. Schhh, das Dach wird halten im Sturm. Schhh, der Wald ist gerodet, kein Ast wird in den Stürmen knirschen. Schhh, die Wasserstoffraketen heben ab, um Widerstand zu brechen, Vielfalt zu zerstören. Ein gar nicht unangenehmes Geräusch, eher ein aufgewecktes Liedchen, wie das Blubbern von Venusmuscheln. Schhhh, hören Sie jetzt alle mal her. Würden die Tiere bitte aufhören zu heulen? Würde der Magen bitte aufhören zu knurren? Wäre die Zeit so freundlich, ihre Überschallhunde zurückzupfeifen?

Auch der Kugelschreiber, den ich auf Krankenhauspapier am roten Lineal entlangziehe, macht dieses Geräusch. Schhh, sagt er zu Milliarden von fehlenden Linien auf weißer Fläche. Schhh, flüstert er in das weiße Chaos, legt euch in Reihen nieder wie im Schlafsaal. Schhh, fleht er die tanzenden Moleküle an, ich liebe Tänze, aber nicht die fremden, ich liebe Tänze, die nach bestimmten Regeln, nach meinen Regeln ablaufen.

Hast du die Zeilen ausgefüllt, alter Freund? Sitzt du in einem Restaurant oder in einem Kloster, während ich hier unter der Erde liege? Hast du sie ausgefüllt? Es wäre nicht nötig gewesen, verstehst du. Habe ich dich schon wieder reingelegt?

Also, was ist nun mit der Stille, die uns so viel bedeutet, dass wir die Wildnis für sie roden wollen? Haben wir geschuftet, gezäumt, gepflügt und Zäune gebaut, um am Ende doch noch die Stimme zu hören? Auf keinen Fall! Die Stimme kommt aus dem Wirbelwind, den wir vor langer Zeit schon zum Schweigen gebracht haben. Ich wünschte, du würdest dir das endlich merken: Die Stimme kommt aus dem Wirbelwind. Es gibt Menschen, die genau dies nicht vergessen haben. War ich einer von ihnen?

Ich will dir erklären, warum wir die Flasche wieder verkorkt haben. Ich bin ein geborener Lehrer, es lag nicht in meiner Natur, die Dinge zurückzuhalten. Fünf Jahre hat es dich gequält, fünf Jahre lang hat es dich gekitzelt: Ich gehe davon aus, das du es inzwischen kapiert hast. Ich habe nie etwas anderes vorgehabt, als dir die ganze Wahrheit zu sagen, das ganze Geschenk. Mein Liebling, was macht eigentlich deine Verstopfung?

Ich schätze, die weichen Ballons, die gerade in diesem Augenblick an mir vorüberschweben, sind etwa vierundzwanzig Jahre alt – Ostereier, gebettet in Berufswäsche. Vierundzwanzig Jahre dauert die Reise schon, das ist beinahe ein Vierteljahrhundert. Und die Brüste noch nicht ganz erwachsen. Aber sie haben es schon weit gebracht, diese Brüste, die ganz leicht an meine Schulter streifen, während ich mein Lineal schwenke, um irgendwelche Vorstellungen von geistiger Gesundheit zu bedienen. Sie sind noch sehr jung, noch gerade eben sehr jung, doch sie zischen schon heftig und verströmen einen Duft aus Alkohol und Sandelholz, dass mir die Sinne schwinden. Ihre Miene, ihre frisch gewaschene Krankenschwestermiene, verrät nichts, alles ist ausgelöscht, auch ihre Herkunft. Ihr Gesicht ist eine Leinwand, auf die wir unsere Pornofantasien projizieren, während wir immer tiefer in die Krankheit sinken. Es ist ein Sphinxgesicht, doch voller Mitleid, auf das wir unsere rätselhaften Sätze tropfen lassen. Die runden Brüste krallen und kratzen am gestärkten Stoff wie Pfoten im Sand. Kommt dir das irgendwie bekannt vor? Genau. Auch Edith hat dieses Gesicht oft getragen, sie war die perfekte Krankenschwester für uns.

– Das sind hübsche Linien, die Sie da gezogen haben.

– Ja, sie gefallen mir auch.

Zischel, zischel, lauft um euer Leben, die Bomben liegen im Sterben.

– Hätten Sie gern ein paar Buntstifte?

– Aber nur, wenn sie nicht unsere Radiergummis heiraten.

Man muss schlagfertig sein, schhh, schhh, verstehst du jetzt, warum wir den Wald schalldicht gemacht haben, warum wir um die Manege der Wildnis Holzbänke aufgestellt haben? Weil wir es zischen hören möchten, weil wir den engen Uniformstoff knistern hören wollen, wenn die Brüste drängen, weil wir den Tod unserer Welten nicht verpassen wollen. Merk dir das, und vergiss es. Es verdient wohl einen Schaltkreis, aber einen winzigen nur im Gehirn. Nun sollst du gleich auch wissen, dass ich mich von all diesen Kategorien ab sofort ausnehme.

Spiel mit mir, alter Freund.

Nimm meine Geisterhand. Du wurdest in die Luft unseres Planeten getaucht, du wurdest mit Feuer getauft, mit Scheiße, Geschichte, Liebe, Verlust. Merk dir das, daraus ergibt sich die Goldene Regel.

Schau mich an, in diesem Augenblick meiner denkwürdigen kleinen Geschichte, die Krankenschwester beugt sich über meine Arbeit, mein Schwanz ist faulig und schwarz, du hast ja gesehen, wie mein weltlicher Schwanz verrottet ist, jetzt siehst du meinen visionären Schwanz, verhülle dein Haupt und sieh meinen visionären Schwanz, der mir nicht gehört und nie gehört hat, der mich besessen hat, der war, was ich war, der mich getragen hat, wie ein Besen die Hexe trägt, von einer Welt zur nächsten, von Himmel zu Himmel. Vergiss das wieder.

Wie viele andere Lehrer auch war ich manchmal erleichtert, wenn ich etwas weggegeben und weitergereicht habe. Ich konnte die Last nicht mehr tragen. Ich spüre, dass meine Rumpelkammer bald ausgeräumt ist. Ich werde dann nur noch Geschichten zu verteilen haben, sonst nichts. Vielleicht gelingt es mir, einige Gerüchte in Umlauf zu bringen und so mein Weltgebet zu beenden.

Edith hat für Sexorgien geworben und mit Narkotika gehandelt. Einmal hatte sie Läuse, zweimal sogar Filzläuse. Ich habe Filzläuse so klein geschrieben wie möglich, schließlich hat alles seinen Ort und seine Zeit, und ganz nah hinter mir steht eine junge Krankenschwester, die sich fragt, ob sie von meiner Macht angezogen wird oder von ihrer Wohltätigkeit. Ich tue, als würden mich die therapeutischen Übungen ganz in Anspruch nehmen, sie tut, als würde sie ihrer Aufsichtspflicht nachkommen, aber schhh, zisch, der Laut von entweichendem Dampf, der, vermischt mit Sonnenlicht, den Leidenden, den Ärzten, Krankenschwestern und Freiwilligen einen regenbogenfarbigen Heiligenschein um die geneigten Häupter legt. Schau dir diese Krankenschwester bei Gelegenheit mal an. Sie wird neunundzwanzig sein, wenn meine Anwälte dich ausfindig gemacht haben, um mein materielles Vermächtnis abzuschließen.

Am Ende eines grün gestrichenen Flurs befindet sich eine Kammer, in der Mary Voolnd aus Nova Scotia zwischen Eimern und Wischmops und antiseptischen Aufnehmern ihre weißen Strümpfe abrollen wird, um einem alten Mann ihre befreiten Knie darzubieten. Wir werden keine Spuren hinterlassen, nur die falschen Ohren, mit denen wir die Schritte eines herannahenden Wärters hören.

Dampf steigt vom Planeten auf, samtig-weiche Wolken, während die Gesamtheit der Jungen und Mädchen bei religiösen Unruhen aufeinanderprallen, heiß und pfeifend wie ein Friedhofssodomit hat unser kleiner Planet sein zerbrechliches, jojohaftes Schicksal akzeptiert, das weltliche Mächte aufbohren wie einen dem Schrott geweihten Motor. Aber manch einer hört es nicht so, manch fliegendes, erfolgreich mondschüssiges Auge sieht es nicht so. Sie halten die Geräusche nicht auseinander, das Schhh und Zisch, sie hören einen einzigen Laut, sie erblicken nur die Zwischenräume, die hier und da im Kelch des Blütenwirbels aufblitzen.

Ob ich die Rolling Stones höre? Ständig.

Ist mein Schmerz groß genug?

Der alte Hut entgleitet mir. Ich weiß nicht, ob ich warten kann. Der Fluss, an dem ich gehen werde – ich werfe eine Münze, Jahr um Jahr, und treffe ihn nicht an. Musste ich die Fabrik kaufen? Musste ich denn für das Parlament kandidieren? War Edith wirklich so ein guter Fick? Meinen Stammplatz im Café, mein kleines Zimmer, die berauschten, treuen Freunde, von denen ich kaum etwas erwarte – ich lasse sie beinahe aus Versehen zurück, für das ein oder andere Versprechen, für Anrufe, die mir nichts bedeuten. Wo ist dieser alte Hut, das gerötete, verwitterte Gesicht, das sich mit Spiegeln nicht aufhält, das ungekämmte Gesicht, das erstaunt auflacht, wenn es den vielfältigen Verkehr sieht? Wo ist er? Ich sage mir, dass ich nicht warten kann. Ich überzeuge mich, dass mein Weg der richtige war. Was stimmt daran nicht? Nur mein Argument? Ist es Stolz, der mich mit Andeutungen eines neuen Stils verführen will? Ist es Feigheit, die mich davon abhält, eine alte Hürde zu überwinden? Ich sage mir: Warte. Ich lausche dem Regen, den Forschungsgeräuschen des Krankenhauses. Ich habe viele kleine Gründe, mich zu freuen. Ich schlafe ein mit dem Stöpsel des Radios im Ohr. Selbst meine parlamentarische Blamage scheint sich zu verflüchtigen. Mein Name taucht immer öfter auf, wenn von nationalistischen Helden die Rede ist. Selbst meine Einweisung ist als englischer Trick entlarvt worden, um mich mundtot zu machen. Ich befürchte, dass ich eines Tages noch eine Regierung führen werde, ich und mein verfaulter Schwanz. Mir fällt es zu leicht, zu führen, eine Fähigkeit, die mir eines Tages das Genick brechen wird.

Mein lieber Freund, in Stilfragen geh noch einen Schritt weiter.

Mein Geliebter, mein alter Freund, in deinem Blick lag etwas, das mich als den Mann beschrieb, der ich sein wollte. Nur du und Edith, nur ihr seid mir derart großmütig entgegengekommen, vielleicht überhaupt nur du. Dein Schrecken, die Schreie, als ich dich gequält habe – du warst das gute Tier, das ich sein wollte, wenn mir das nicht gelingen würde, das gute Tier, dem ich zur Existenz verhelfe. Ich war es, der die Vernunft gefürchtet hat, nur deshalb habe ich versucht, dich ein wenig verrückt zu machen. Ich versuchte verzweifelt, aus deiner Ratlosigkeit zu lernen. Du warst die Wand, gegen die ich meine Träume schmetterte wie eine Fledermaus, ich hatte einen langen, nächtlichen Flug vor mir und suchte nach Orientierung.

Ich kann einfach nicht aufhören zu dozieren. Habe ich dir etwas beigebracht?

Ich hoffe, dass ich nach diesen Geständnissen besser rieche, Mary Voolnd hat mir nämlich gerade ein deutliches Zeichen der Kooperation zukommen lassen.

– Möchten Sie mit Ihrer alten Hand meine Fotze berühren?

– An welche Hand denken Sie denn?

– Würde es Ihnen gefallen, einen Nippel mit dem Zeigefinger einzudrücken, bis er verschwindet?

– Soll ich auch dafür sorgen, dass er wieder auftaucht?

– Wenn er wiederkommt, werde ich Sie ewig hassen. Ich werde Sie in das Buch der Ungeschickten eintragen.

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– Schon viel besser.

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– Uh, oh, ja.

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– Ich triefe.

Siehst du, auch hier kann ich nicht aufhören zu dozieren. Jede meiner Arabesken ist zur Veröffentlichung bestimmt. Kannst du dir vorstellen, wie sehr ich dich beneidet habe? Dein Leiden war so schön konventionell.

Ich muss gestehen, dass ich dich zeitweise gehasst habe. Der Lehrer, der den Schülern das Schreiben beigebracht hat, ist nicht immer der Dankbarste, wenn der Klassenbeste seine Abiturrede hält, in seinem eigenen Stil. Besonders dann nicht, wenn er selbst nie Klassenbester war. Manchmal war ich wie ausgelaugt: Du hattest deinen Schmerz und deine Trauer, ich dagegen hatte nur das System.

Als ich damals unter den Juden arbeitete (es ist jetzt deine Fabrik), entdeckte ich in der levantinischen Miene des Chefs regelmäßig einen seltsam schmerzlichen Ausdruck, und zwar immer dann, wenn er einen schmutzigen, verschlagenen, bärtigen Glaubensbruder aus der Halle beförderte, einen Mann, der nach rumänischer Bauernkost stank und jeden zweiten Monat in die Fabrik kam, um für eine obskure Jiddische Physiotherapeutische Akademie Spenden zu sammeln. Der Boss steckte ihm immer einige Groschen zu und schob ihn unbeholfen und eilig über die Laderampe nach draußen, als könnte seine Anwesenheit einen Streik nach sich ziehen oder weit Schlimmeres. An jenen Tagen bin ich ihm immer etwas freundlicher begegnet, denn er wirkte untröstlich auf mich, merkwürdig verletzlich. Langsam verloren wir uns zwischen mächtigen Rollen von Kaschmir und Harris-Tweed, und ich war ihm zu Willen. (Er hatte nichts gegen meine neuen Muskeln, die ich dem Dynamischen Expander verdanke. Warum hast du mich von dir gestoßen?)

– Und was ist aus meiner Fabrik geworden? Ein Haufen Lumpen, Etiketten zum Einnähen, eine Ablenkung, eine Verhöhnung meines Geistes.

– Und die Gruft, in der Ihr Ehrgeiz ruht, mein Herr?

– Ganz genau, Kleiner.

– Und der Staub in Ihrem Mund, und die Glut in Ihrem Auge, mein Herr?

– Ich will den Typen hier nicht mehr sehen, habt ihr mich verstanden? Eines Tages werden sie einfach aufstehen und mit ihm fortziehen. Und ich vorn mit dabei. Die arme Sau ist besser dran als diese ganze Horde hier.

Natürlich hat er den widerlichen Bettler nicht ein einziges Mal rausgeschmissen, er hat darunter gelitten mit der Regelmäßigkeit von Menstruationsbeschwerden, mit denen Frauen dem Leben nachtrauern, das hinter der fahlen Gesetzmäßigkeit des Mondes liegt.

Wie der Mond hast du mich heimgesucht. Ich weiß, du fühlst dich alten Gesetzen von Leid und Rückzug verpflichtet. Ich fürchte mich vor der Weisheit des Krüppels. Ein paar Krücken, ein groteskes Nachziehen des Fußes könnten den Spaziergang ruinieren, auf den ich mich begeben will, pfeifend, frisch rasiert, mit neuem Anzug. Ich habe dich beneidet, weil du wusstest, dass du es zu nichts bringen würdest. Ich habe den Zauber deiner zerrissenen Kleidung begehrt. Eifersüchtig habe ich die Schrecken betrachtet, die dir zugedacht waren, zittern konnte ich vor mir selbst allerdings nicht. Ich war nie betrunken genug, nie arm genug, nie reich genug. All das tut sehr weh, vielleicht gerade weh genug. Ich bin drauf und dran, laut, mit seitlich ausgestreckten Armen, um Trost zu flehen. Ja, ich will Präsident der neuen Republik werden. Ich liebe es, wenn bewaffnete Teenager vor den Toren des Krankenhauses meinen Namen skandieren. Lang lebe die Revolution! Macht mich zum Präsidenten für dreißig Tage, es werden meine letzten sein.

Wohin gehst du heute Abend, mein Freund? Isst du noch Fleisch? Bist du entwaffnet und leer, ein Instrument der Gnade? Kannst du aufhören zu reden? Hat dich die Einsamkeit in Ekstase versetzt?

Wenn du mir einen geblasen hast, habe ich immer deine tiefe Barmherzigkeit gespürt. Ich habe das gehasst. Ich habe es missbraucht. Ich wage aber zu hoffen, dass du das Beste dessen verkörperst, wonach ich mich gesehnt habe. Ich wage zu hoffen, dass du die Perle hervorbringen und über meine kümmerlichen Absonderungen hinwegsehen wirst.

Dieser Brief ist in unserer althergebrachten Sprache verfasst, es war nicht immer einfach für mich, die obsoleten Wörter und Wendungen aus dem Gedächtnis hervorzuholen. Ich musste weit zurückreichen in Gebiete, die hinter Stacheldraht liegen, denen ich ein Leben lang zu entkommen versucht habe. Und doch bereue ich nicht, dass ich es versucht habe.

Unsere Liebe wird niemals vergehen, das kann ich dir versprechen. Ich, der diesen Brief wie einen Drachen hat steigen lassen, der im Wind deiner Sehnsüchte taumelt. Wir sind zusammen geboren worden, in unseren Küssen haben wir einander den Wunsch gestanden, noch einmal von Neuem geboren zu werden. Wir lagen in enger Umarmung, einer des anderen Lehrer. Jede Nacht hatte einen eigenen Ton, den wir zu treffen versuchten. Wir haben uns immer bemüht, das Rauschen zu unterbinden, und litten unter der Erkenntnis, dass es zum Ton gehörte. Ich war dein Abenteuer, und du warst mein Abenteuer. Ich war deine Reise, und du warst meine Reise, und Edith war der Stern, der uns geleitet hat. Dieser Brief entspringt unserer Liebe wie die Funken dem Schwertkampf, wie ein Nadelschauer angeschlagener Zimbeln, wie helle Schweißperlen, die zwischen unseren eng umschlungenen Körpern rinnen, wie weiße, in der Luft stehende Federn über Bushido-Hähnen, deren Krallen mit Rasierklingen scharf gemacht sind, wie das Schrillen zwischen sich vereinenden Quecksilberlachen, wie die Spannung zwischen Zwillingen, die einander nichts verheimlichen. Ich war dein Geheimnis, und du warst mein Geheimnis, wir waren glücklich, als wir verstanden, dass das Geheimnis unsere Wohnung war. Unsere Liebe wird niemals sterben, aus der Tiefe der Geschichte komme ich, um dir das zu sagen. Wie Mammuts, die ernsthaft ihre Kräfte messen, Stoßzahn an Stoßzahn, und ineinander verhakt der heranrückenden Eiszeit harren, so harren auch wir. Man wird uns einst zusammen finden. Unserer harten, klaren Männlichkeit hat diese andere Liebe nicht geschadet, im Gegenteil, wir sind jetzt ganz bei uns, und wenn wir in die Ehebetten steigen, werden uns unsere Frauen endlich erkennen.

Mary Voolnd hat zugelassen, dass meine linke Hand in ihrer Uniform verschwindet. Sie hat mir zugesehen, als ich den Abschnitt oben geschrieben habe, deshalb habe ich meinen extravaganten Ausführungen freien Lauf gelassen. Frauen lieben das Unmäßige bei einem Mann, weil er sich auf diese Weise absetzt von den anderen, weil es ihn einsam macht. Alles, was Frauen über die Welt der Männer wissen, haben sie von Männern, die einsam und unmäßig waren und aus ihr geflohen sind. Gerade schreibwütigen Tunten können sie wegen ihrer spezialisierten Intelligenz nicht widerstehen.

– Schreib weiter, zischt sie.

Mary hat mir den Rücken zugekehrt. Die Luftballons pfeifen schrill, wie Signale am Ende einer jeden Schicht. Mary gibt vor, einen großen Teppich zu betrachten, den irgendein Patient gewebt hat, und schirmt so unser kostbares Spielchen ab. Im Schneckentempo schiebe ich meine flache Hand an dem engen, groben Strumpf hinauf, der ihren Schenkel bedeckt. Der Leinenstoff des Rocks streicht kühl über Knöchel und Nägel, ihr Schenkel unter dem Strumpf ist warm und rund, ein bisschen feucht wie frisch gebackenes Weißbrot.

– Höher, zischt sie.

Ich habe es nicht eilig. Alter Freund, ich habe es wirklich nicht eilig. Ich glaube, ich werde das bis in alle Ewigkeit tun. Ihre Pobacken zucken ungeduldig zusammen, wie Boxhandschuhe, die vor dem Kampf zur Probe angestoßen werden. Die Hand hält inne, ruht auf dem Schauer, der ihren Schenkel wohlig durchfährt.

– Mach schnell, zischt sie.

Ja, an der Spannung des Strumpfs erkenne ich, dass ich mich der von heißer Haut umgebenen Halbinsel nähere, die am Strumpfhalter angebracht ist. Ich werde sie auf ganzer Länge erkunden, bevor ich den Sprung über die Lasche wage. Das Strumpfmaterial wird straffer. Ich ziehe die Finger enger zusammen, um eine vorschnelle Berührung zu verhindern. Mary zappelt und gefährdet die Reise. Mein Zeigefinger kundschaftet die Gurtkonstruktion aus. Sie ist warm. Der kleine Metallring, der Gummiknopf – alles durchgewärmt.

– Bitte, mach, zischt sie.

Meine Finger tanzen auf dem Gummiknopf wie Engel auf einer Nadelspitze. Auf welche Seite des Schenkels soll ich springen? Nach außen, wo es hart ist und warm wie der Panzer einer gestrandeten, tropischen Schildkröte? Oder nach innen in sumpfiges Schlamassel? Oder soll ich mich wie eine Fledermaus an den riesigen, weichen Überhang ihrer rechten Pobacke krallen? Es ist ausgesprochen schwül unter ihrem gestärkten Rock. Wie in einem Flugzeughangar, der so groß ist, dass sich Wolken bilden, Regen unter dem Dach. Mary schüttelt ihren Hintern wie ein Sparschwein, in dem eine Goldmünze steckt. Langsam steigt das Wasser. Ich entscheide mich für die Innenseite.

– Jjjjjjjja.

Meine Hand brüht in köstlicher Suppe. Klebrige Geiser perlen auf mein Handgelenk. Meine Bulova wird unter magnetischem Regen getestet. Sie rückt in Position, senkt sich über meine Faust wie ein Gorillanetz. Meine Finger waren eigentlich noch damit beschäftigt, sich einen Weg durch das nasse Haar zu bahnen, es auszudrücken wie Zuckerwatte. Jetzt bin ich umgeben von überquellenden Brunnen, von pickligen Rändern, von unzähligen, knollenartigen Hirnen, von pumpenden Konstellationen schleimiger Herzen. Mein Arm sammelt feuchte Morsenachrichten, die sich meines Intellekts bemächtigen, weiter, immer weiter, massieren ruhende Masse dunkler Hirnregionen, wählen neue, glückliche Könige für die erschöpften Angeber des Geistes. Ich bin eine Robbe, die eine ganze neue Art entdeckt hat, sich zu bewegen, mitten in einer grandiosen, beleuchteten Wassershow. Ich bin der Wolframdraht im tiefen Ozean der Glühbirne, ich bin ein Lurch in der Mariengrotte, Schaum auf ihrer Woge, der Hintern von Schwester Mary klatscht gierig, als sie sich nochmals zurechtrückt und mit dem Arschloch über den Rand meines Unterarms pflügt, die Rose ihres Rektums schlittert auf und ab, ein Traum von obsessivem Geländerrutschen.

– Schlitter, schlabber.

Sind wir etwa nicht glücklich? Obwohl wir so laut sind, hört uns niemand, ein klitzekleines Wunder inmitten dieser Fülle, wie die Regenbogenkronen, die über allen Schädeln schweben. Auch sie sind kleine Wunder. Mary sieht mich über die Schulter an, heißt mich willkommen mit verdrehten, eierschalenweißen Augen, sie staunt mit offenem Mund, mit goldfischstarrem Lächeln. Im goldenen Sonnenlicht der B. T. hält sich jeder für ein verdammtes Genie, auf den leuchtenden Altären ihrer strahlenden Gesundheit bringen sie Körbe dar, getöpferte Aschenbecher, handgenähte Portemonnaies.

Mein alter Freund, du darfst niederknien, wenn du das hier wirklich lesen willst, denn nun komme ich zu dem, was meinen Darlegungen ihre süße Schwere gibt. Ich wusste nicht recht, was ich dir unbedingt mitteilen musste, jetzt weiß ich es. Ich wusste nicht, was ich verkünden wollte, jetzt weiß ich es. Alle Reden, die ich je gehalten habe, waren nur einleitende Worte für das, was jetzt kommt, alle meine Versuche waren nur ein leises Räuspern. Ich gebe zu, ich habe dich gequält. Ich habe es nur getan, weil ich deine Aufmerksamkeit suchte. Ich gebe zu, dass ich dein Vertrauen missbraucht habe, aber nur, weil ich dir auf die Schulter tippen wollte. Wenn wir geküsst und geleckt haben, mein uralter Liebling, dann war es dies, was ich dir flüsternd sagen wollte.

Gott lebt. Zauber geht um. Gott lebt. Zauber geht um. Gott geht um. Zauber lebt. Lebend geht um. Zauber war nie tot. Gott war nie krank. Viele Arme haben gelogen. Viele Kranke haben gelogen. Zauber ist niemals schwach geworden. Zauber hat sich nie versteckt. Zauber hat immer geherrscht. Gott geht um. Gott war nie tot. Gott hat immer geherrscht, auch wenn sich sein Begräbnis in die Länge zog. Und wenn der Zug der Trauernden dichter wurde, ist der Zauber doch nie geflohen. Und wenn das Leichentuch Gottes gehisst wurde, hat der nackte Gott doch überlebt. Und wenn ihm das Wort im Mund umgedreht wurde, ist der nackte Zauber doch gut gefahren. Und wenn sein Tod auch in der ganzen Welt verkündet wurde, hat das Herz es nicht geglaubt. Viele der Verletzten stellten Fragen. Viele der Geschlagenen vergossen ihr Blut. Zauber geriet nie ins Wanken. Zauber hat immer die Führung übernommen. Viele Steine wurden ins Rollen gebracht, aber Gott gab niemals auf. Viele Wilde haben gelogen. Viele Fette haben zugehört. Wenn sie auch nur Steine dargeboten haben, erhielt der Zauber doch seine Nahrung. Wenn sie auch ihre Truhen verschlossen, wurde Gott doch immer bedient. Zauber geht um. Gott ist Herrscher. Lebend geht um. Lebend ist ein Befehl. Viele geschwächte Männer hungerten. Viele starke Männer sind gut gefahren. Wenn sie sich auch ihrer Einsamkeit rühmten, stand Gott ihnen doch bei. Weder der Träumer in seiner Zelle, noch der Kapitän auf dem Hügel. Zauber lebt. Wenn er auch auf dem ganzen Erdball begnadigt wurde, hat das Herz es nicht geglaubt. Wenn die Gesetze auch in Marmor gehauen waren, haben sie den Menschen keinen Schutz geboten. Wenn in den Parlamenten auch Altäre aufgestellt wurden, konnten sie den Menschen keine Befehle erteilen. Die Polizei hat den Zauber verhaftet, und der Zauber ist mitgegangen, denn der Zauber liebt die, die hungrig sind. Doch der Zauber wollte keine Zeit verlieren. Er bewegt sich von Arm zu Arm. Er wollte nicht bei ihnen bleiben. Zauber geht um. Er ist nicht fähig, Schaden zuzufügen. Er ruht in einer leeren Handfläche. Er legt seine Eier in einem leeren Geist. Aber ein Werkzeug ist der Zauber nicht. Zauber ist das Ziel. Viele Menschen haben den Zauber vertrieben, aber der Zauber ist geblieben. Viele Starke haben gelogen. Sie sind durch den Zauber hindurchgegangen, hier rein, da raus. Viele Schwache haben gelogen. Sie kamen heimlich zu Gott und ließen sich nähren, doch sie erzählten nicht, wer sie geheilt hatte. Wenn auch die Berge vor ihnen getanzt haben, haben sie doch gesagt, dass Gott tot ist. Wenn auch sein Leichentuch gehisst wurde, hat der nackte Gott doch überlebt. Das werde ich mir immer wieder einflüstern. Darüber werde ich im Stillen immer wieder lachen. Dies wird meinem Geist zu Diensten sein, bis der Dienst nur noch ein Zauber ist, der um die Welt geht, und der Geist selbst nur noch ein Zauber ist, der um Fleisch umgeht, und das Fleisch nur noch ein Zauber ist, der auf einer Uhr tanzt, und die Zeit selbst der Zauber der Dauer Gottes ist.

Mein alter Freund, freust du dich nicht? Nur du und Edith, ihr allein wisst, wie lange ich auf diese Weisungen gewartet habe.

– Verdammt, jetzt bespuckt mich Mary Voolnd.

– Was?

– Deine Hand ist ganz schlaff. Fass nach!

Wie oft muss ich denn erschlagen werden, mein Freund? Das Geheimnis erschließt sich mir wohl doch nicht. Ich bin ein alter Mann, die eine Hand liegt auf dem Brief, die andere steckt in einer saftigen Fotze – und doch gelingt mir keine Erkenntnis. Wenn die Weisungen ein Evangelium wären, würde mir dann die Hand verdorren? Bestimmt nicht. Es geht einfach nicht auf. Ich lüge mir etwas zusammen. Ich werde von Lügen getroffen. Die Wahrheit ist es, die mich stärken soll. Ich bitte dich, mein Liebster, du musst mich interpretieren, du musst den nächsten Schritt machen. Ich verstehe jetzt, dass ich ein hoffnungsloser Fall bin. Gehet hin, lehrt die Welt, was ich hätte sein können.

– Fass nach!

Mary zappelt, die Hand erwacht zum Leben wie jene uralten Farne, die sich in Tiere verwandelten. Ich spüre, wie mich die weichen Ellenbogen ihrer Fotze anstoßen, irgendwo. Ihr Arschloch reibt an der Kante meines Arms, aber nicht rosig wie die Geländerfantasie eben, sondern wie ein Radiergummi, der die letzten Spuren meines Traums entfernt. Nun, so ist es leider, erscheint die profane Nachricht.

– Fass mich an, bitte, fass. Gleich merken die was.

Da ist was dran. Nervosität liegt in der Luft der Beschäftigungstherapeutischen Abteilung, nicht mehr das goldene Sonnenlicht. Aber warm und sonnig ist es dennoch. Es stimmt, der Zauber ist mir weggestorben. Den Ärzten fällt ein, dass sie bei der Arbeit sind, sie weigern sich zu gähnen. Eine fette kleine Dame erteilt herzögliche Befehle, armes Ding. Ein Teenager heult, weil er sich wieder in die Hose gemacht hat. Ein ehemaliger Schuldirektor furzt hysterisch und droht uns mit keinem Sportunterricht. Herr des Lebens, ist mein Schmerz nur groß genug?

– Mach schnell.

Mary macht sich schwer. Meine Finger berühren etwas. Etwas, das nicht zu Mary gehört. Es ist fremde Materie.

– Nimm es, zieh es raus. Es ist von unseren Freunden.

– Gleich.

Lieber Freund,

Jetzt fällt es mir wieder ein.

Ich habe dir das falsche Feuerwerk geschickt, die falsche Packung. In meiner berühmten Seifen- und Kosmetiksammlung fehlt Pickel-Kur. Ich habe Ediths Akne damit geheilt, weißt du. Aber das weißt du natürlich nicht, weil du ja keinen Grund hast, zu glauben, dass Ediths Haut jemals etwas anderes war, als lieblich zu küssen und zu berühren. Aber als ich sie gefunden habe, war ihre Haut alles andere, als lieblich zu küssen und zu berühren, man konnte sie nicht einmal ansehen. Sie sah schlimm aus. In einem anderen Teil dieses langen Briefs werde ich dir erzählen, wie wir, Edith und ich, die liebenswerte Ehefrau konstruierten, die du entdeckt hast, als sie im Friseursalon des Mount Royal ihre außerordentlichen Maniküren durchführte. Bereite dich schon mal darauf vor.

Ohne Pickel-Kur ist die Seifensammlung nichts wert, auch wenn sie transparente Stücke beinhaltet, Pimmelpomade und die Gespenster toter Tannen, Zitronen und Sandelhölzer. Damit erzielst du nichts als geschrubbte, duftende Pickel. Es ist eine bedrückende Vorstellung, dass du dich damit begnügen könntest.

Du hast mir immer widerstanden. Ein Körper hat auf dich gewartet, aber du wolltest ihn nicht haben. Ich sah dich im Geiste mit gigantischen Oberarmen, aber du wolltest davon nichts wissen. Ich sah dich im Geiste mit massivem Brustkorb, mit Trizeps wie Hufeisen, du hattest Masse und klare Form. Wenn wir uns zärtlich umarmten, spürte und tastete ich, wie tief die Arschbacken herabhängen durften. Auf keinen Fall durften sie so tief absacken, dass sie deine Fersen berührten, wenn du in die Hocke gingst, denn wenn das passiert, verliert die Schenkelmuskulatur ihre Spannung, nicht aber der Hintern, was zu knallharten Pobacken führt, eine äußerst eigennützige Entwicklung, die mir keine Freude gemacht hat und die zu deinen Verdauungsschwierigkeiten beiträgt. Ich sah dich schon eingeölt, mit glänzender Haut, der mittlere Abschnitt klassisch durchgeformt – Waschbrettbauch, Obliquus, Serratus, alles messerscharf und arrangiert wie Orgelpfeifen. Ich wusste, wie man einen Serratus in seine Einzelteile zerlegt. Ich hatte Zugang zu einer professionellen Rückenbank. Riemen und Steigbügel lagen bereit, ich hätte dir aus deinem Schwanz im Handumdrehen einen Vorschlaghammer geschmiedet, an dem sich selbst ein Pelikan verschlucken würde. Ich hatte ein Irrigationsgerät, das man ans Wasser anschließen konnte wie eine Waschmaschine, wie eine Brustübertreibungspumpe. Wusstest du etwas von meinen Yogaübungen? Nenn sie, wie du willst, Schöpfung oder Zerstörung. Hattest du überhaupt eine Ahnung, was ich mit Edith angestellt habe? Bist du dir bewusst, dass du den Ganges mit einer Unzahl gemeiner Frachtflößchen beleidigt hast?

Mag sein, dass ich selbst schuld bin. Ich habe gewisse Dinge unterschlagen, die entscheidende Bedeutung hatten, ein Gerät hier, eine Information da – doch nur (ja, das kommt der Wahrheit schon näher), weil ich träumte, du würdest eines Tages über mich hinauswachsen. Ich sah in dir einen König ohne Reich. Ich sah eine blutende Waffe. Ich sah den Prinzen des Vergessenen Paradieses. Ich sah einen Filmstar mit Ausschlag. Ich sah einen Leichenwagen beim Autorennen. Ich sah den Neuen Juden. Ich sah die beliebten Sondereinsatzkommandos, sie hinkten. Ich wünschte mir, dass du den Schmerz in den Himmel tragen würdest. Ich sah Feuer, das Kopfschmerzen heilt. Ich sah den Triumph der Freiheit über den Gehorsam. Deine Verwirrung sollte das Schmetterlingsnetz sein, mit dem der Zauber eingefangen wird. Ich sah Ekstase ohne Spaß und umgekehrt. Ich sah, wie alles sich in seinem Wesen verändert, indem es seine besonderen Eigenschaften intensiviert. Ich wollte Übung in Misskredit bringen, um ein reineres Gebet möglich zu machen. Ich habe dir Dinge vorenthalten, weil ich glaubte, du könntest sogar über die Wünsche und Vorstellungen meines Systems hinauswachsen. Statt Muskeln, die Ruder zogen, sah ich Wunden.

Wer ist der Neue Jude?

Der Neue Jude verliert seinen Verstand in Würde. Er wendet finanzwissenschaftliche Erkenntnisse auf abstrakte Kunst an, was zu erfolgreicher messianischer Politik führt, zu bunten Meteoritenschauern und anderen symbolischen Wetterlagen. Er hat Gedächtnisschwund ausgelöst, indem er die Geschichte immer wieder von vorne studiert hat, seine Vergesslichkeit liebkost er mit Tatsachen, die er mit sichtlichem Enthusiasmus zur Kenntnis nimmt. Er sorgt für eine tausendjährige Umbewertung des Stigmas, es gilt nun als überragender sexueller Glücksbringer, und alle Männer aller Nationen stürzen sich darauf. Der Neue Jude ist der Gründer des Magischen Kanada, des Magischen Französisch-Québec, des Magischen Amerika. Er hat gezeigt, dass Sehnsüchte Überraschungen bergen. Hinter den Wällen der Reue versteckt er seine Schöpferkraft. Er verwechselt die verschiedenen Theorien zur Überlegenheit der schwarzen Bevölkerung, die alle eher undifferenziert wirkten. Indem er vergisst, bestätigt er die Tradition, er versucht, die ganze Welt mit der Idee der Wiedergeburt zu verführen. Indem er die gesamte Herkunft ohne Einschränkung hinnimmt, löst er sich von Geschichte und Ritual. Er braucht keinen Pass, wenn er reist, denn die Großmächte halten ihn für harmlos. Da es ihm auch gelingt, in die Gefängnisse vorzudringen, ist seine Übernationalität zweifelsfrei bestätigt, was wiederum seinem Hang zum Juristischen entgegenkommt. Manchmal ist er jüdisch, und immer ist er amerikanisch und – ganz gelegentlich nur – Québecois.

Dies ist es, was ich mir für dich erträumt habe, vieux copain – wir beide, zwei Neue Juden, schwul, militant, unsichtbar, Teil eines möglichen neuen Stamms, der Zusammenhalt findet im Gerede, in Gerüchten, dass Beweise vorliegen für eine göttliche Existenz.

Ich habe dir die falsche Schachtel geschickt, das falsche Feuerwerk, aber ein richtiges Versehen war es doch nicht. Ich habe das All-American-Sortiment der Rich Brothers besorgt, es besteht aus 550 Teilen und soll in diesem Preissegment das größte sein. Lassen wir das Wohlwollen walten, gehen wir davon aus, dass ich nicht wusste, wie lang diese Tortur dauern würde. Ich hätte dir auch eine Auswahl namens Famous Banner Fireworks Display schicken können, zum selben Preis aber mit über tausend Stücken Lärm und Schönheit. Ich habe dir die krachend guten elektrischen Kanonenschläge vorenthalten, die altbewährten Knallfrösche, die Silberfackeln, die sechzehnfach explodierende Himmelsschlacht, die suizidalen japanischen Nachtraketen, die aus Colaflaschen starten. Lass uns wohlwollend notieren, dass ich es aus Wohlwollen tat. Kann sein, dass durch die Explosionen feindliche Kräfte aufmerksam geworden wären. Doch wie kann ich rechtfertigen, dass ich dir den Big Colorful Family Lawn Display vorenthalten habe, ein Sortiment für besonders hörempfindliche Menschen? Ich habe Vesuvius-Glitzerfontänen vor dir versteckt und Kometensternmuscheln und Blumentöpfe mit Griffen und große, geblümte Muscheln und dreieckige Spindeln und Feuerflaggen in patriotischen Farben. Zeige, wie großherzig du bist, mein Liebling, das Wohlwollen gibt zu bedenken, dass ich dir eine häusliche Ausschweifung erspart habe.

Ich werde dir jetzt reinen Wein einschenken: über Edith, mich, dich, Tekakwitha, die A–––––––––s, das Feuerwerk.

Ich wollte nicht, dass du in Flammen aufgehst, dass du dich umbringst. Ich wollte aber auch nicht, dass dein Exodus ganz einfach wird. Und zwar, weil ich als Lehrer einen gewissen Stolz habe und weil ich unterschwellig etwas neidisch war, wie ich bereits oben gestanden habe.

Viel schlimmer ist die Möglichkeit, dass ich mir all das ausgedacht habe, um dich mit regelmäßigen, homöopathisch dosierten Injektionen gegen die alles kaputtmachende Ekstase zu impfen. Der Psalmist wird nicht fett, wenn er sich vom Paradox ernährt, der Ironiker schon.

Vielleicht hätte ich es auf die Spitze treiben sollen, vielleicht hätte ich dir die Maschinengewehre schicken sollen, die ich unter dem Feuerwerk geschmuggelt habe – eine sauber durchgeführte Aktion. Ich leide unter dem Jungfrauensyndrom: Nichts, was ich tat, war mir rein genug. Ich wusste nie so recht, ob ich Jünger suchte oder Partisanen. Ich war mir nie ganz sicher, ob ich das Parlament bevorzugte oder die Eremitenhütte.

Ich gestehe, dass ich die Revolution in Québec niemals deutlich vor Augen hatte, selbst damals nicht, als ich in Schande aus dem Parlament geflogen bin. Ich habe mich immer geweigert, den Krieg zu unterstützen, nicht etwa, weil ich französisch war (was ja nicht stimmt), sondern weil ich müde war. Ich wusste, was sie mit den Zigeunern vorhatten, ich hatte schon den Geruch von Zyklon B in der Nase. Aber ich war müde, sehr müde. Eine riesige Jukebox hat ein Schlummerlied gespielt. Das Lied war ein paar tausend Jahre alt, wir schlossen die Augen und tanzten dazu. Es war das Lied der Geschichte, wir liebten es, die Juden liebten es, und die Nazis auch. Wir liebten es, weil wir es selbst erfunden hatten, weil wir wie Thukydides wussten, dass nichts in der Welt wichtiger war als das, was wir gerade erlebten. Das Lied der Geschichte hat uns immer gute Laune gemacht, wir haben es immer wieder von vorn abgespielt, bis tief in die Nacht. Wenn unsere Onkels ins Bett gingen, lächelten wir, wir waren froh, dass wir sie los waren, sie wussten nämlich nicht, wie man zu unserem Lied tanzt. Und das, obwohl sie alte Zeitungsartikel aufbewahrten und immer so angaben. Gute Nacht, ihr alten Angeber. Jemand machte sich am Rheostat zu schaffen, wir tanzten in eigener, fester Umarmung, wir atmeten den Duft der Haare, wir stießen im Genitalbereich aneinander. Das Lied der Geschichte war unser Lied, die Geschichte hatte uns ausgewählt, die Geschichte voranzutreiben. Wir gaben uns hin, ließen uns schmeicheln von den Ereignissen.

Perfekte, schläfrige Bataillone schlichen durch die Nacht, bei Mondschein, sein Wille geschehe. Schläfrig nahmen wir die Seifenstücke und warteten, bis die Duschen angestellt wurden.

Lass nur, es ist gar nichts, ich bin zu tief in die alte Sprache gerutscht. Es ist eine Falle, in die ich nicht treten will.

Ich war müde. Das Unvermeidliche hing mir zum Hals heraus. Ich versuchte, mich aus der Geschichte zu schleichen. Lass nur, es ist gar nichts. Sag einfach, dass du müde warst. Ich sagte nein.

– Verlassen Sie sofort das Parlament!

– Froschfresser!

– Man kann Ihnen nicht vertrauen!

– Gebt ihm einen toten Posten!

Schweren Herzens machte ich mich davon. Die roten Stühle im Parlament hatten mir so gut gefallen. Ich liebte es, unter dem Denkmal zu ficken. Ich bin in der Nationalbibliothek gekommen. Weil ich zu schmutzig war für eine unbescholtene Zukunft, weinte ich alte Jackpots.

Und jetzt die fette Beichte. Ich liebe den Zauber der Waffen. Ich habe sie unter der Haut des Feuerwerks geschmuggelt. Mein alter Affe war es, der mich darauf gebracht hat. Ich habe diese Waffen in Québec verteilt, denn ich steckte zwischen Freiheit und Feigheit fest. Waffen saugen den Zauber aus. Ich habe Waffen vergraben, für die zukünftige Geschichte. Wenn die Geschichte am Zuge ist, möchte ich Mr. Geschichte werden. Die Waffen sind grün. Blumen sticheln. Ich habe die Geschichte wieder hereingelassen, weil ich einsam war. Tu mir das nicht nach. Wachse in deinem Stil über mich hinaus. Ich bin ein verkommener Held, sonst nichts.

Unter den Riegeln in meiner Seifensammlung befindet sich. Ach, lass nur.

Später.

Unter den Riegeln in meiner Seifensammlung. Habe ich viel Geld für bezahlt. Argentinischer Wochenend-Kurzurlaub mit Edith, sind aus dem Hotel nicht rausgekommen. Wie auch immer. Hat mich umgerechnet 635 amerikanische Dollar gekostet. Der Kellner wollte die ganze Zeit mit mir flirten. Er war ein kleiner Einwanderer, ein Neuankömmling, nicht so süß. Ehemals Herr über ein paar elendige Hektar Land, europäische Maßeinheit. Transaktion am Swimmingpool. Ich wollte. Ich wollte. Bin geil auf profanen grauen Zauber. Menschenseife. Ein ganzer Riegel, abzüglich des Abriebs von einem einzigen Bad. Weiß nicht, ob sich das gelohnt hat.

Mary, Mary, wo steckst du, meine kleine Abischag?

Lieber Freund, nimm meine Geisterhand.

Ich werde dir alles zeigen, während es geschieht. Das ist aber auch das Äußerste. Ich kann dich nicht mitten ins Geschehen führen. Ich hoffe, dass ich dich auf diese Pilgerreise genügend vorbereitet habe. Ich habe nicht damit gerechnet, dass mein Traum so kleinlich sein würde. Ich dachte eigentlich, dass ich den größten Traum meiner Generation entworfen hatte: Ich selbst wollte der Zauberer sein. So sah meine Vorstellung von Ruhm aus. Hier kommt jetzt eine ernste Bitte, die auf meiner eigenen Erfahrung beruht: Sei kein Zauberer, sei der Zauber selbst.

An dem Wochenende, als ich dir den Zugang zu den Archiven verschafft hatte, flog ich mit Edith nach Argentinien, um ein bisschen in der Sonne zu liegen und vielleicht etwas Neues auszuprobieren. Edith hatte Probleme mit ihrem Körper: Ihre Kleidergröße änderte sich ständig, sie hatte Angst, dass er sterben könnte.

Wir nahmen uns ein großes Zimmer mit Klimaanlage und Meerblick, sobald der Portier mit seiner Handvoll Trinkgeld weg war, verschlossen wir von innen die Tür.

Edith breitete auf dem Bett eine große Gummimatte aus und strich sie bis in die Ecken sorgfältig glatt. Ich liebte es, ihr zuzuschauen, wenn sie sich so bückte. Ihr Hintern war mein Meisterstück. Ihre Nippel waren eine exzentrische Übertreibung, aber der Hintern war perfekt. Es stimmt zwar, dass er Jahr um Jahr mit elektronischer Massage und Hormonpackungen auf Vordermann gebracht werden musste, aber von der Idee her war er perfekt.

Edith zog sich aus und legte sich auf die Gummimatte. Ich stand über ihr. Ihre Augen loderten.

– Ich hasse dich, F. Ich hasse dich für das, was du mir und meinem Mann angetan hast. Es war so dumm von mir, dass ich mich auf dich eingelassen habe. Ich wünschte, er hätte mich vor dir kennengelernt.

– Still, Edith. Wir wollen das doch nicht wieder aufrollen. Du wolltest doch einfach nur schön sein.

– Ich weiß das alles nicht mehr. Ich bin ganz durcheinander. Vielleicht war ich ja vorher schön.

– Ja, vielleicht, gab ich ebenso traurig zurück.

Edith rückte ihre braunen Hüften zurecht, um es sich bequemer zu machen, ein Sonnenstrahl drang in ihre Scham, die rostrot aufleuchtete. Ja, das war Schönheit, die meine Kunstfertigkeit nicht benötigte.

Sonne auf der Ritze

Flaumig rostrotes Haar

Ihr Tunnel versteckt unterm pelzigen Tier

die Knie rund und bar

Ich kniete mich neben das Bett, legte eins meiner zarten Öhrchen auf den kleinen, sonnendurchstrahlten Garten und lauschte dem winzigen Werk des Sumpfs.

– F., du hast dich eingemischt. Du hast dich gegen Gott gestellt.

– Still, mein kleines Hühnchen. Es gibt eine Art von Gemeinheit, die nicht einmal ich ertragen kann.

– Du hättest mich einfach zurücklassen sollen, als du mich gefunden hast. Jetzt hat keiner mehr etwas von mir.

– Edith, ich könnte dich ewig so lecken.

Die Härchen in meinem ausrasierten Nacken kitzelten, als mich ihre hübschen braunen Finger berührten.

– Manchmal tust du mir leid, F. Du hättest ein großer Mann werden können.

– Hör auf damit, blubberte ich.

– Steh auf, F. Hör auf, an mir herumzuschlabbern. Ich stelle mir die ganze Zeit vor, du wärst jemand anders.

– Wer denn?

– Der Kellner.

– Welcher?, fragte ich streng.

– Der mit dem Schnurrbart und dem Regenmantel.

– Habe ich mir gedacht, habe ich mir doch gedacht.

– Ist er dir etwa auch aufgefallen, F.?

– Ja.

Ich stand zu schnell auf. Schwindel erfasste mein Hirn wie eine Wählscheibe, Essen, das ich erst kürzlich fröhlich zerkaut hatte, verwandelte sich in Erbrochenes. Mein Leben war mir zuwider, meine Einmischungen waren mir zuwider, mein Ehrgeiz war mir zuwider. Einen Moment lang wäre ich am liebsten ein ganz normaler Typ gewesen, der sich mit einer verwaisten Indianerin in ein Tropenhotel zurückgezogen hat.

Nehmt mir die Kamera

nehmt mir den Wein

die Sonne, das Feuchte für immer

und lasst die Ärzte herein

– Weine nicht, F. Du wusstest, dass es so kommen würde. Du hast mich bis zum Äußersten getrieben. Jetzt hat niemand mehr etwas von mir, ich tue einfach, was ich noch kann.

Ich taumelte zum Fenster, doch es ließ sich nicht einen Spalt öffnen. Das Meer war tiefgrün. Hier und da auf dem Strand standen Sonnenschirme, ein Pünktchenmuster. Wie ich mich nach meinem alten Lehrer Charles Axis sehnte! Verzweifelt suchte ich dort draußen nach der makellos weißen Badehose, dem schattenlosen Relief seiner Genitalien.

– Komm schon her, F. Ich kann es nicht ertragen, wenn ein Mann weint oder kotzt.

Sie nahm meinen Kopf und drückte ihn zwischen ihre Brüste. In jedem Ohr steckte ein Nippel.

– Na also.

– Dankedankedankedanke.

– Hör zu, F. Hör jetzt mal so zu, wie du es immer von uns verlangt hast.

– Ich höre zu, Edith.

Lass mich o lass mich

in feuchtschwüle Höhlen schlüpfen

wo Embryonenstädte

auf schäumenden Wogen hüpfen

– Du hörst mir überhaupt nicht zu.

– Ich bemühe mich aber.

– Du tust mir echt leid, F.

– Hilf mir, Edith.

– Dann geh wieder an die Arbeit. Es ist das Einzige, was dir helfen kann. Versuch, die Arbeit zu Ende zu bringen, die du an uns allen begonnen hast.

Sie hatte recht. Ich war der Moses unseres kleinen Exodus. Ich würde es niemals rüberschaffen. Mein Berg mag hoch sein, aber er erhebt sich in der Wüste. Das soll mir genügen.

Ich riss mich zusammen, nahm professionelle Haltung an. Ich hatte noch ihr tieferes Parfüm in der Nase, aber das ging nur mich etwas an. Von meinem Berg Pisgah sah ich auf das nackte Mädchen hinab. Ihre Lippen lächelten zart.

– Schon besser, F. Deine Zunge war nett, aber als Arzt bist du noch viel besser.

– Na gut, Edith. Wo drückts denn heute?

– Ich kann mich nicht mehr zum Höhepunkt bringen.

– Natürlich nicht. Wenn wir den panorgasmischen Körper perfektionieren wollen, müssen wir die erogene Zone über die gesamte fleischliche Hülle ausbreiten, und wir müssen den Telefontanz noch bekannter machen. Dann müssen wir uns daranmachen, die Tyrannei der Brustwarzen zu beenden, der Lippen, der Klitoris, des Arschlochs.

– Du lehnst dich gegen Gott auf. Du verwendest schmutzige Wörter.

– Ich will es darauf ankommen lassen.

– Seit es mir nicht mehr gelingt, fühle ich mich so verloren. Für andere Sachen bin ich noch nicht bereit. Es macht mich alles so einsam. Ich fühle mich irgendwie unscharf. Manchmal vergesse ich, wo meine Fotze ist.

– Du langweilst mich, Edith. Wenn ich denke, dass ich meine ganzen Hoffnungen auf dich und deinen elenden Mann gesetzt habe.

– Gib ihn mir wieder, F.

– Pass mal auf, Edith. Die Sache ist ganz einfach. Wir machen es mit Büchern. Ich habe mir schon gedacht, dass das passieren könnte, deshalb habe ich ein paar passende mitgebracht. Außerdem habe ich in diesem Koffer eine Anzahl künstlicher Phalli (für weiblichen Gebrauch), Vaginalvibratoren, das Rin-No-Tam und den Godemiche beziehungsweise Dildo.

– Das hört sich schon mal ganz gut an.

– Lehn dich einfach zurück und hör zu. Sink ein in deine Gummimatte. Mach die Beine breit, damit die Klimaanlage ihre schmutzige Arbeit verrichten kann.

– In Ordnung. Schieß los.

Ich räusperte mich. Ich wählte ein geschwollenes Buch mit einer sehr direkten Sprache, das die verschiedenen autoerotischen Techniken bei Mensch und Tier beschreibt, bei Blumen, Kindern und Erwachsenen, bei Frauen jeden Alters und jeder Kultur. Themen, die besprochen werden, sind unter anderem: Warum Ehefrauen masturbieren, Was wir vom Ameisenbär lernen können, Unbefriedigte Frauen, Anomalie und Erotik, Masturbationstechnik, Spielraum des Weiblichen, Genitalrasur, klitorale Entdeckungen, Gemeinschaftliche Masturbation, Metall und Weiblichkeit, Neunergummi, Bettrahmenstimulation, Urethralmasturbation, Individuelle Experimente, Masturbation an und mit Kindern, Reibungstechniken im Schenkelbereich, Brustwarzenstimulation, Autoerotik am Fenster.

– Hör nicht auf, F. Ich merke schon, dass es zurückkommt.

Ihre schönen braunen Finger rückten Zentimeter um Zentimeter an ihrem seidig-gerundeten Bauch hinab. Langsam, im aufreizenden Ton einer Wettervorhersage, las ich weiter. Ich las meinem schwer atmenden Schützling von den ungewöhnlichsten Praktiken vor, von dem Moment, an dem der Sex »umschlägt«. Als »ungewöhnlich« bezeichnet man einen Sexakt, dessen Lustgewinn nicht vorwiegend dem Orgasmus zuzuschreiben ist. Die meisten dieser bizarren Techniken haben etwas mit Verstümmelung zu tun, mit Schock und Voyeurismus, Schmerz oder Folter. Die sexuellen Gewohnheiten eines durchschnittlichen Erwachsenen sind relativ frei von solch sadistischen oder masochistischen Tendenzen. UND DOCH wird der Leser mit Schrecken feststellen, wie abnorm die Neigungen des sogenannten normalen Menschen sein können. FALLBEISPIELE und intensive Feldforschung. Mit zahlreichen Kapiteln, die ALLE ASPEKTE des Sexakts darstellen. EINIGE ÜBERSCHRIFTEN: Reiben, Zusehen, Seidenringe, Satyriasis, Bestialität bei anderen. Der normale Leser wird mit Überraschung zur Kenntnis nehmen, wie »ungewöhnliche« Praktiken durch scheinbar unschuldige, normale Sexualpartner weitergegeben werden.

– Es fühlt sich so gut an, F. Es ist ja so lange her.

Es war jetzt später Nachmittag. Der Himmel war bereits etwas dunkler. Edith berührte sich überall, sie roch an sich ohne ein Anzeichen von Scham. Auch bei mir zeigte der Text Wirkung, ich konnte mich kaum beherrschen. Ihr junger Körper war mit Gänsehaut übersät. Dumpf starrte ich auf die Illustrationen: männliche und weibliche Organe, innere wie äußere, Penetrationsmethoden, richtig und falsch. Die Ehefrau wird mit Gewinn zur Kenntnis nehmen, wie das Glied eingeführt wird.

– Bitte, F., lass mich jetzt nicht hängen.

Ich war so gierig, dass mir die Kehle brannte. Edith wand sich unter der festen, schmeichelnden Hand der Liebe. Dann lag sie plötzlich auf dem Bauch und schwang ihre süßen kleinen Fäuste, um sich anal zu stimulieren. Ich stürzte mich auf das Handbuch der Semi-Impotenz. Auch hier wurden nebenbei wichtige Einzelheiten erläutert: wie man den erigierten Penis vergrößern kann, Penisverfärbungen, Verwendung von Gleitmitteln, Befriedigung während der Menstruation, Missbrauch der Wechseljahre, die manuelle Hilfe der Ehefrau bei der Überwindung der Semi-Impotenz.

– Rühr mich nicht an, F. Sonst sterbe ich.

Ich rettete mich in einen Text über Fellatio und Cunnilingus zwischen Bruder und Schwester, unter anderem. Ich hatte meine Hände kaum mehr unter Kontrolle. Stotternd unterbreitete ich ein neues Konzept für ein aufregendes Sexleben. Der Abschnitt über Langlebigkeit entging mir nicht. Jedem winkt noch ein aufregender Höhepunkt. Hunderte von lesbischen Frauen interviewt, offen und ohne Umschweife. Einzelne von ihnen gefoltert wegen verschämter Antworten. Raus mit der Sprache, du miese kleine Lesbe. Eine außerordentliche Studie, die zeigt, wie Sexualverbrecher vorgehen. Chemische Mittel zur Enthaarung der Handflächen. Keine Modelle! Echte Fotos der männlichen und weiblichen Sexualorgane und Exkremente. Küssen leicht gemacht. Die Seiten flogen nur so vorüber. Edith gurgelte dreckige Wörter. Ihre Finger glänzten, die Zunge war wund vom Geschmack ihres Wassers. Ich las die Bücher, wählte die alltäglichsten Ausdrücke, die empfindlichste Stelle, Ursachen der Erektion, Ehemann oben 1–17, Ehefrau oben 18–29, Sitzposition 30–34, Seitenlage 35–38, stehende und kniende Positionen 39–53, verschiedene Hockstellungen 54–109, koitale Bewegung in alle Richtungen, für den Mann und die Frau.

– Edith!, rief ich. Komm, wir machen Vorspiel.

– Niemals!

Ich überflog ein Glossar sexualkundlicher Begriffe. 1852, im Alter von einunddreißig Jahren, unterzog sich ein ausgesprochen gelassener Richard Burton (d. aet. 69) der Beschneidung. »Milchtitten«. Detaillierte Aufstellung des vollzogenen Inzests. Die zehn Schritte der Rassenvermischung. Techniken berüchtigter Fotografen. Spuren extremer Akte. Sadismus, Verstümmelung, Kannibalismus, Kannibalismus bei Oralisten, Anpassung von inkompatiblen Organen. Siehe Geburt der neuen amerikanischen Frau in lebendiger Darstellung. Ich deklamierte die zusammengetragenen Fakten. Die Lust am Sex wird sie sich nicht nehmen lassen. FALLBEISPIELE zeigen den wechselnden Trend. Mit zahlreichen Berichten über Studentinnen, die jeder Art von Antrag ungeduldig entgegensehen. Frauen überwinden Scham bei oralem Intimverkehr. Männer, die sich zu Tode masturbiert haben. Kannibalismus beim Vorspiel. Koitus mit Schädel. Das Geheimnis des »Timings« beim Orgasmus. Vorhaut – Vorteile, Nachteile, egal. Der Intimkuss. Worin liegen die Vorteile sexuellen Experimentierens? Sexuelle Einstellungen beider Partner. Sünde musst du lernen. Wie man Schwarze auf den Mund küsst. Der Schenkelreport. Manueller Druck bei freiwilliger Hingabe. Der Tod reitet ein Kamel. Ich gab ihr alles. Latex rief meine Stimme. Nichts enthielt ich ihr vor, weder Bänder noch erregt geöffnete Hose noch weicher, elastischer BH anstelle von schwer herabhängenden Brüsten, entsprechend jugendliche Einzelstücke. Ich sabberte über Ediths Nippeln und vollendete die Aufzählung, Nikolaushose, Feueralarm bei Schnee, Aussehen wie ein Star, Zum Einreiben dicker Brüste, unmarkierte Sendung, Kinsey-Lederpuppe, abwaschbar, Smegma-Schulung, Aschenbecher Modell KLEINER SPRITZER. »Bitte senden Sie mir ein WEITERES Bruchband, damit ich eins zum Wechseln habe. Es erlaubt mir, acht Stunden am Tag bei vollem Arbeitstempo die Mangel zu betätigen« – das schob ich ein, um dem Ganzen eine traurige Note zu verleihen, ein melancholisches Zurückdenken an weiches flaches Leistenkissen, das vielleicht noch in Ediths Gedächtnissumpf lauerte wie ein verschmutzter Hebel, ein verbogener Schalter für eine holprige Apotheose, feuchte Rakete kommt aus dem Slum des Kleingedruckten, wo nur ein Trompetensolo spielt, der kratzige Husten des Großvaters, und das Geld in der Unterwäsche Probleme bereitet.

Edith rutschte auf speichelnassen Knien herum, ritt über glitschige Rinnsale, ihre Schenkel glühten schaumig. Brutale falsche Fingernägel gruben in bleichem Anus. Sie schrie um Erlösung, die halbwegs aufgeklärte Fotze verweigerte den von ihrer Fantasie geforderten Höhenflug.

– Mach was, F. Ich flehe dich an. Aber rühr mich nicht an dabei.

– Edith, Schatz. Was habe ich dir denn getan?

– Zurück, F.!

– Was soll ich machen?

– Probier was aus.

– Etwas mit Folter?

– Egal. Mach schon, F.

– Mit Juden?

– Nein. Zu fremd.

– 1649? Brébeuf und Lalemant?

– Hauptsache, du machst was.

Ich begann also, zu referieren, was ich schon in der Schule gelernt hatte, dass nämlich die Irokesen die beiden Jesuiten Brébeuf und Lalemant ermordet hatten. Ihre verkohlten und verstümmelten Überreste wurden am Morgen des Zwanzigsten von einem Mitglied der Gesellschaft Jesu sowie sieben bewaffneten Franzosen entdeckt. »Ils y trouuerent vn spectacle d’horreur …«

Am Nachmittag des Sechzehnten hatten die Irokesen Brébeuf an einen Pfahl gebunden. Sie begannen, ihn langsam von Kopf bis Fuß zu versengen.

– Ewige Flammenqual denen, die die Diener Gottes verfolgen, herrschte Brébeuf sie an.

Der Priester sprach seine Drohungen aus, und die Indianer trennten ihm die Unterlippe ab, dann stießen sie ihm ein rot glühendes Eisen in die Kehle. Er schwieg und ließ sich nichts anmerken.

Dann führten sie Lalemant heraus. An seinem nackten Körper hatten sie mit Pech beschmierte Baumrinde befestigt. Als Lalemant seinen Superior sah, die blutende, von der Natur nicht vorgesehene Öffnung mit den freiliegenden Zähnen, den Griff des heißen Instruments, das aus seinem verkohlten und zerstörten Mund herausstak, rief er mit den Worten des Heiligen Paulus:

– Wir sind zum Schauspiel geworden für die Welt, für Engel und Menschen.

Lalement warf sich Brébeuf zu Füßen. Die Irokesen packten ihn, banden ihn an einen Pfahl und zündeten das Pflanzenmaterial an, in das sie ihn geschnürt hatten. Er rief den Himmel um Hilfe an, doch es sollte dauern, bis der Tod ihn rettete.

Sie brachten eine aus rot glühenden Axtköpfen hergestellte Halsschelle und legten sie Brébeuf an, der nicht einmal zuckte.

Ein abtrünniger Ex-Konvertit drängte sich vor und forderte, ihnen heißes Wasser über die Köpfe zu gießen. Schließlich hätten die Missionare ihnen eine Menge kaltes Wasser über die Köpfe gegossen. Also hängte man einen Kessel über das Feuer, wartete, bis das Wasser kochte, und goss es langsam über die Köpfe der gefangenen Priester.

– Wir taufen euch, riefen sie höhnisch, dass euch Glück im Himmel widerfahre. Ihr habt uns ja erzählt, dass das Glück im Himmel größer wird, je mehr man auf Erden leidet.

Brébeuf stand wie ein Fels. Es folgten noch einige widerliche Quälereien, bevor sie ihn schließlich skalpierten. Als sie ihm die Brust öffneten, war er noch am Leben. Die Menge drängte heran, um das Blut eines derart standhaften Feindes zu trinken und sein Herz zu verschlingen. Die Tortur hatte vier Stunden gedauert, seine Mörder kamen aus dem Staunen nicht heraus.

Lalemant, der von Kind an eher schwächlich war, wurde ins Haus zurückgetragen. Dort wurde er die ganze Nacht gefoltert. Als die Dämmerung heraufzog, nahm ein Indianer, der genug hatte, seine Axt und schlug ihn tot. An seinem Körper war keine Stelle, die nicht versengt war, »selbst die Augen, in deren Höhlen die Verruchten heiße Kohlen gedrückt hatten«. Seine Tortur dauerte siebzehn Stunden.

– Wie fühlst du dich, Edith?

Ich hätte gar nicht zu fragen brauchen. Mein Vortrag hatte nur dazu geführt, dass sie dem Höhepunkt, den sie nicht erreichen konnte, näher gekommen war. Schrecklich war der gierige Hunger, der in ihrem Stöhnen lag, ihre Gänsehaut strahlte in der verzweifelten Hoffnung, dass sie bald aus den Schlingen unerträglicher fleischlicher Lust befreit würde, um in jenes blinde Reich aufzufahren, das dem Schlaf, dem Tod so ähnlich ist. Sie sehnte sich, die Reise der Lust aus der Lust anzutreten, die der Mensch als Waisenkind auf sich nimmt, um in eine molekulare Ahnenschaft einzugehen, die anonymer ist als Vormundschaft und Blutsverwandtschaft, und doch die Seele besser nährt.

Mir war klar, dass sie es nicht schaffen würde.

– F., hol mich hier raus, stöhnte sie erbärmlich.

Ich steckte den Dänischen Vibrator ein. Was folgte, war ein entwürdigendes Schauspiel. Sobald die köstlichen Schwingungen auf meine Handfläche traten wie ein Chor wiegender Seegräser, eine Armee von taktsicheren Streichlern, war ich nicht mehr gewillt, das Gerät an Edith abzugeben. Irgendwie bemerkte sie in ihrer saftigen Qual sogar, dass ich versucht hatte, die verbesserten Saugspanner in die Schatten meiner Unterhose zu schieben.

Sie richtete sich aus ihrer Lache auf und warf sich auf mich.

– Gib mir das, du fiese Ratte!

Wie eine Bärin (nach einem Bild aus tiefster Vergangenheit?) schwang sie die Faust. Ich hatte noch keine Gelegenheit gehabt, die verbesserten Zauberstrapse festzuziehen, der Vibrator entwischte meiner Umarmung. Und so schlug der Bär mit einem einzigen Hieb seiner scharfkralligen Tatze den Fisch aus dem Busen des Stroms. Krebsartig schlitterte der D. V. über den polierten Boden, er surrte wie eine umgestürzte Lokomotive.

– Du Egoist, fauchte Edith.

– Das wäre die Betrachtungsweise einer Frau, die lügt, die keine Dankbarkeit kennt, sagte ich so sanft wie möglich.

– Lass mich in Ruhe.

– Ich liebe dich, sagte ich und schob mich vorsichtig zu dem D. V. Ich liebe dich, Edith. Vielleicht habe ich es nicht richtig gemacht, aber ich habe dich immer geliebt. War es egoistisch, dass ich versucht habe, dein Leiden zu lindern, deines und seines (das bist du, alter Kumpel)? Überall habe ich das Leiden gesehen. Ich ertrug es nicht, dir in die Augen zu sehen, in deine Madennester, wimmelnd vor Schmerz und Sehnsucht. Ich ertrug es nicht, euch zu küssen, denn eure Umarmungen waren verzweifelte, beißende Hilfeschreie. Und wenn ihr über Geld lachtet oder über Sonnenuntergänge, hörte ich die Gier, die euch die Kehlen von innen zerriss. Am höchsten Punkt des Sprungs, knapp über der Latte, sah ich schon, wie eure Körper verfielen. Zwischen euren Samenergüssen verkündetet ihr eure reumütigen Botschaften. Tausende Arbeiter traten an, Tausende wurden zerquetscht, gefangen unter neuen Straßennetzen. Ihr wart nicht glücklich, dass ihr euch die Zähne putzen musstet. Dir habe ich Brüste gegeben und Nippel: Ist es dir gelungen, jemanden zu nähren? Dir habe ich einen Schwanz gegeben, er besitzt ein eigenes Gedächtnis: Ist es dir gelungen, ein Volk aufzurichten? Ich habe dir im Kino den ganzen Zweiten Weltkrieg vorgeführt: Warst du erleichtert, als du nach draußen kamst? Nein, du hast dich auf das Dornenbett der Forschung geworfen. Ich habe dir den Schwanz gelutscht, doch du hast nur geheult, weil du mir etwas Stärkeres verabreichen wolltest als dein Gift. Jedes Mal, wenn du mir die Hand reichtest, weintest du um einen verlorenen Garten. An jedem Gegenstand entdecktest du die messerscharfe Kante. Ich ertrug den Lärm nicht mehr, den ihr um eure Schmerzen machtet. Ihr wart blutverschmiert, übersät mit Folterschorf. Verbandszeug musste her, es war keine Zeit, es auszukochen. Ich nahm, was ich kriegen konnte. Vorsicht war ein Luxus, den wir uns nicht leisten konnten. Ich hatte auch keine Zeit, mir Gedanken zu machen über meine Motive. Selbstreinigung hätte wohl als Alibi ausgereicht. Es war eine elendige Szene, die ich nutzte, um alles Mögliche auszuprobieren. Dass ich eine Erektion dabei bekommen habe, kann ich nicht erklären. Ich weiß nicht, warum ich so abscheulich ehrgeizig bin. Ich sah eure eitrigen Wunden und fragte mich immer wieder, ob ich auf dem richtigen Weg war, ob ich so die Sterne erreichen würde. Und als ich mich über die Straße nach Hause schleppte, hallte aus jedem Fenster ein Befehl: Wechseln! Reinigen! Ausprobieren! Kauterisieren! Andersherum! Brennen! Erhalten! Lehren! Glaub mir, Edith, ich musste handeln, ich musste schnell handeln. Es lag in meiner Natur. Nenn mich Dr. Frankenstein, Frankenstein unter Zeitdruck. Es war, als wäre ich inmitten einer Massenkarambolage aufgewacht. Arme, Beine lagen überall, körperlose Stimmen schrien um Hilfe, abgetrennte Finger wiesen heimwärts, der ganze Dreck trocknete wie ausgepackter Scheibenkäse – und ich stand da in dieser zerfetzten Welt, und alles, was ich hatte, waren Nadel und Faden, und so kniete ich nieder, zog Körperteile aus dem Schrott und begann, sie zusammenzuflicken. Ich wusste in etwa, wie ein Mann beschaffen war, aber das Bild war nicht beständig. Ich hatte nicht ein ganzes Leben damit verbracht, darüber nachzudenken, wie der ideale Körper aussehen könnte. Ich sah nur Elend und zerrissene Gliedmaßen. Meine Nadel flog wie rasend. Manchmal bemerkte ich zu spät, dass ich mir ins eigene Fleisch gestochen, dass ich mich mit meinen grotesken Kreaturen vernäht hatte. Ich riss uns auseinander, ich hörte meine Stimme mit den anderen heulen, ich verstand, dass ich selbst ein Teil der Katastrophe war. Plötzlich merkte ich, dass ich nicht der Einzige war, der auf dem Boden kniete und wie ein Verrückter nähte. Es gab noch einige andere, die den gleichen, monströsen Fehler gemacht hatten wie ich, die sich mit ähnlich unreinem Drang in den zertrümmerten Körpern vernäht hatten und nun unter Schmerzen bemüht waren, sich zu befreien.

– F., du weinst ja.

– Tut mir leid.

– Hör auf, so rumzuheulen. Schau, dein Ständer ist weg.

– Es fällt alles in sich zusammen. Weißt du, wie viel Selbstbeherrschung nötig war, euch beide auszubilden? Ich bringe sie einfach nicht mehr auf.

Wir stürzten uns beide im selben Moment auf den Vibrator. Wir warfen uns aufeinander, und ich spürte, wie nass und glitschig sie war. Ihre Stutzen waren steif und duftend, ich wünschte mir eine Sekunde lang, wir würden uns lieben. Ich packte ihre Taille, fasste ihre Hüften, doch eh ich mich’s versah, flitschte ihr Hintern aus meiner kraftvollen Umarmung wie ein Melonenkern, ihre Schenkel flitzten vorüber wie ein verpasster Zug. Ich lag da mit leeren, verschmierten Armen, meine Nase drückte gegen den kostbaren Mahagoniboden.

Alter Freund, folgst du mir noch? Du darfst jetzt nicht aufgeben. Ich habe dir ja versprochen, dass die Geschichte in Ekstase enden würde. In der Dunkelheit des Zimmers, auf einer Stuhllehne, lag ihr Schlüpfer, ein erschöpfter, riesiger Schmetterling. Ein Hauch von getrocknetem Schweiß hatte ihn formbar gemacht wie eine Skulptur, er träumte von zerrissenen Fingernägeln, und ich dann auch – es waren große, flatternde Träume, in die ich einfiel, sinkflugartige, von oben bis unten zerkratzte Bilder. Für mich war das das Ende, es blieb nichts mehr zu tun. Ich versuchte es noch eine Weile, wusste aber bereits, dass ich euch beide enttäuscht hatte und dass ihr mich umgekehrt ebenfalls enttäuscht hattet. Einen Trick hatte ich noch, doch er war gefährlich, ich hatte ihn noch nie probiert – er sollte letztendlich zu Ediths Selbstmord führen, zu meiner Einweisung, zu deiner verzweifelten Lage im Baumhaus. Es waren, wie ich nachzuweisen hoffe, die Umstände, die mich zwangen, ihn anzuwenden. Wie oft habe ich dich gewarnt, dass es eines Tages die Einsamkeit sein würde, die dich geißelt.

Da lag ich nun in Argentinien. Der Dänische Vibrator surrte wie eine Fräse und fuhr über die Konturen des jugendlichen Körpers. Das Zimmer war kalt und schwarz. Nur gelegentlich verfing sich ein Mondstrahl und blitzte an einem nassen Knie auf, während sie verzweifelt auf- und abrutschte – sie hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Aber sie stöhnte nicht mehr. Ich ging davon aus, dass sie den Zustand intensiver, atemloser Stille erreicht hat, den ein Orgasmus so gern mit bauchrednerischem Keuchen und kosmischen Puppenspielen überschwemmt.

– Gott sei Dank, flüsterte sie endlich.

– Freut mich, dass du gekommen bist, Edith. Das freut mich wirklich sehr für dich.

– Gott sei Dank bin ich das Ding los. Ich musste es in den Mund nehmen. Es hat mich zum Oralverkehr gezwungen.

– Welches D–––

Doch bevor ich mit meiner Frage fertig war, fiel es über meinen Hintern her, das idiotische Surren steigerte sich zu lautem, psychotischem Jaulen. Der abnehmbare Kitzler fuhr mir zwischen die behaarten Schenkel und schob sich bald (was für ein Einfall) als zarte, stützende Säule unter meine erschrockenen Hoden. Ich hatte schon früher gehört, dass solche Dinge vorkommen konnten, und ich wusste, dass sie mich am Ende verbittert und voller Selbsthass zurücklassen würden. Wie eine Zyanidkapsel, die in eine Gaskammer geworfen wurde, entließ der D. V. gerade in dem tiefen Ausschnitt, dessen Muskeltonus ich unter solch großen Anstrengungen herausgearbeitet hatte, einen Klecks seines speziellen Gleitmittels. Während mein Körper ihn zu einer tröpfelnden Flüssigkeit erwärmte, die den schändlichen Einschub des Geräts schmieren würde, saugten sich hier und dort angenehm kitzelnde, erregende Latexpfropfen an meiner Haut fest. Der elastische Dehner entwickelte ein Eigenleben, die Glücksgurte zogen alles auseinander, ich spürte, wie der kühle Zug, der von der Klimaanlage kam, winzige Stellen an meinem verschwitzten Körper trocknete, von denen ich bis dahin praktisch gar nichts gewusst hatte. Ich war bereit, die nächsten zehn Tage in dieser Stellung zu verbringen. Ich war nicht einmal verwundert darüber. Ich wusste, dass das Ding unersättlich war, und ich war bereit, mich darauf einzulassen. Als sich das Schaumkissen in ganzer Länge ausrollte, hörte ich in weiter Ferne Ediths Stimme, sie schien nach mir zu rufen. Dann hörte ich nichts mehr. Es war, als würden sich tausend perfekt aufeinander abgestimmte Sexologen über mich hermachen. Beim ersten Stoß des weißen Prengels muss ich laut aufgeschrien haben, doch bald wurde weiteres Gleitmittel zugeführt, und ein Saugnapf wurde umfunktioniert, um Ausscheidungen aufzufangen. In meinen Ohren surrte es wie Alabasterlippen.

Ich weiß nicht, wie lange es in meinen Weichteilen wühlte.

Edith fand einen Lichtschalter. Sie konnte meinen Anblick nicht ertragen.

– Bist du glücklich, F.?

Ich antwortete nicht.

– Soll ich irgendwas machen?

Kann sein, dass der D. V. mit einem zufriedenen Surren antwortete. Sofort zog er die Gurte ein, schneller als ein italienischer Nudelesser. Die Pfropfen wurden eingefahren, der Hodensack fiel unsanft herunter, die Maschine glitt von meinem zitternden Fleisch. Ich glaube, dass ich glücklich war …

– Soll ich den Stecker ziehen, F.?

– Mach, was du willst, Edith. Ich gehe mich mal waschen.

Edith riss das Kabel heraus, der D. V. schüttelte sich ein letztes Mal und schwieg. Edith seufzte erleichtert auf, aber zu früh. Denn das Gerät begann nun, einen ohrenbetäubenden, pfeifenden Lärm zu machen.

– Sind da Batterien drin?

– Nein, Edith. Da sind keine Batterien drin.

Sie kreuzte die Arme über der Brust.

– Das heißt––?

– Ja, genau. Es hat gelernt, sich selbst zu speisen.

Edith wich in eine Ecke zurück, als der Dänische Vibrator sich auf sie zubewegte. Sie beugte sich eigenartig vor, als könnte sie so ihre Fotze hinter den Schenkeln verbergen. Ich lag in einer Pfütze aus Gleitmittel, in die ich durch unzählige Verbesserungen der Formel geschlittert war, und konnte mich nicht rühren. Das Ding schob sich ohne Eile durch das Hotelzimmer. Gurte und Pfropfen schlitterten hinterher wie ein hawaiianisches Baströckchen.

Es hatte gelernt, sich selbst zu speisen.

(O Vater, der du keinen Namen hast und keine Beschreibung, führ mich aus der Wüste des Möglichen. Zu lang schon habe ich mich mit Umständen auseinandergesetzt. Zu lang schon mühe ich mich ab, ein Engel zu werden. Ich habe Wunder gesucht, immer mit einer Tüte Macht, das Salz für ihre wilden Schwänze. Ich habe versucht, den Wahnsinn zu beherrschen, um ihm seine Informationen zu stehlen. Ich habe versucht, den Wahnsinn in Computer zu programmieren. Ich habe versucht, Gnade zu erschaffen, um zu beweisen, dass Gnade existiert. Bestrafe Charles Axis nicht. Wir dehnten unser Gedächtnis, weil uns die Beweise fehlten. Lieber Vater, nimm diese Beichte an. Wir haben nicht gelernt zu nehmen, da wir nicht glaubten, dass uns etwas gegeben würde, ein Glaube, der uns unerträglich war.)

– Hilfe, Hilfe, F.!

Doch ich lag auf dem Boden, ein kitzelnder Nagel schien mich festzuhalten, dessen Kopf mein Anus war.

Gemächlich bewegte es sich auf Edith zu. Edith saß wehrlos auf dem Boden. Den Rücken hatte sie in den rechten Winkel gedrückt, die hübschen Beine lagen gespreizt vor ihr. Betäubt vom Schrecken, von der Aussicht auf weitere widerwärtige Lustschauer, war sie bereit, sich hinzugeben. Ich habe schon in viele Körperöffnungen geschaut, aber einen Ausdruck wie ihren habe ich noch nie gesehen. Die weichen Haare waren zurückgeschoben, die Lippen tropften und strahlten wie die Sonne des Louis Quatorze. Die geschichteten Lippen spreizten und verengten sich wie eine Kamerablende. Der Dänische Vibrator begann langsam, das Kind (Edith war zwanzig) zu besteigen, bald tat sie Dinge mit ihrem Mund, mit ihren Fingern, die noch nie jemand für dich getan hat, alter Freund, das kannst du mir glauben. Vielleicht war es das, was du von ihr erwartet hast. Aber du wusstest ja nicht, wie du sie dazu bringen solltest. Du konntest nichts dafür, niemand konnte etwas dafür. Das war der Grund, warum ich den Sex von der Nummer mit den Wählscheiben wegführen wollte.

Der Angriff dauerte im Ganzen etwa fünfundzwanzig Minuten. Nach zehn Minuten bereits flehte sie das Ding an, sie in die Achseln zu ficken, sie gab an, welcher Nippel schärfer war, sie wand ihren Körper, um verstecktes, rosafarbenes Terrain freizugeben – bis schließlich der Dänische Vibrator ganz das Kommando übernahm. Freudig überließ sie ihren Körper, der ein Büfett aus Saft, Fleisch, Exkrement und Muskeln war, an dem sich das Ding satt fraß.

Dass sie eine solche Lust verspürte, gibt natürlich außerordentlich zu bedenken.

Der Dänische Vibrator rutschte ihr vom Gesicht und gab ein zartes, wundes Lächeln frei.

– Bleib hier, flüsterte sie.

Er kroch auf die Fensterbank, surrte wohlig, heulte einmal scharf auf, startete und brach durch das Fenster. Die Scherben rauschten herab wie ein Theatervorhang.

– Halt ihn fest.

– Er ist weg.

Wir schleppten unsere befremdlichen Körper ans Fenster. Die duftende, schwüle, tropische Nacht drang in unser Zimmer, während wir uns hinauslehnten und dem Dänischen Vibrator hinterherschauten, der gerade die große Freitreppe des Hotels hinabstieg. Als er unten war, überquerte er den Parkplatz und erreichte bald den Strand.

– O Gott, F., war das schön. Fühl mal.

– Ich weiß, Edith. Fühl mal hier.

Unter uns im Mondschein, am leeren Strand, spielte sich nun ein seltsames Drama ab. Als sich der D. V. langsam den Wellen näherte, die sich wie schwarze Blumen auf dem hellen Strand brachen, trat aus einem kleinen, gespensterhaften Palmenwäldchen eine Figur hervor. Es war ein Mann, der eine makellos weiße Badehose trug. Ich weiß nicht, ob er den Dänischen Vibrator verfolgte, weil er vorhatte, ihn mit Gewalt unbrauchbar zu machen, oder ob er einfach nur aus nächster Nähe beobachten wollte, wie sich das Gerät langsam und anmutig in Richtung Atlantik schob.

Wie mild die Nacht schien, zart wie der reimlose Vers eines Schlaflieds. Die winzige Figur dort unten hatte eine Hand in die Hüfte gestützt und kratzte sich mit der anderen am Kopf, sie beobachtete nicht anders als wir, wie das Gerät in die riesigen rollenden Wellen eintauchte, die über seinen leuchtenden Näpfen zusammenflossen wie das Ende einer Zivilisation.

– Wird es noch einmal wiederkehren, F.? Zu uns?

– Wer weiß. Hauptsache, es ist in der Welt.

Wir standen nah beisammen am Fenster, zwei Figuren ganz oben auf einer Marmorleiter, die weit hinauf in die wolkenlose Nacht reichte und nirgends anlehnte.

Ein zarter Windstoß löste eine Haarsträhne und hob sie an, und als sie sich wieder senkte, strich sie über meine Wange.

– Ich liebe dich, Edith.

– Ich liebe dich, F.

– Und ich liebe deinen Mann.

– Ich auch.

– Das war alles so nicht geplant, aber ich weiß jetzt, was als Nächstes kommt.

– Ich auch, F.

– O Edith, im meinem Herzen regt sich etwas, ein seltenes Liebesversprechen, ich weiß, dass ich es niemals werde einlösen können. Ich bete und hoffe, dass dein Mann dazu fähig sein wird.

– Bestimmt, F.

– Doch er wird es allein tun. Er wird allein sein müssen, wenn er es tut.

– Ja, ich weiß, sagte sie. Wir dürfen nicht bei ihm sein.

Eine tiefe Bedrückung erfasste uns, als wir auf das Meer hinaussahen, eine Bedrückung, die keinem Ich gehörte, die wir weder besaßen noch beanspruchten. Hier und dort hielt das unruhige Wasser ein Bild des zerborstenen Mondes fest. Es war unser Abschied von dir, mein alter Geliebter. Wir wussten zwar nicht, wann oder wie der Abschied vollzogen sein würde, aber er hatte in diesem Moment begonnen.

Ein professionelles Klopfen an der blonden Tür.

– Das wird er sein, sagte ich.

– Wollen wir uns nicht anziehen?

– Lohnt sich nicht.

Wir mussten nicht einmal die Tür öffnen. Der Hoteldiener hatte einen Generalschlüssel. Er trug einen alten Regenmantel und einen Schnurrbart, darunter war er splitternackt. Wir sahen ihn an.

– Gefällt es Ihnen in Argentinien?, fragte ich, war um einen höflichen Umgang bemüht.

– Ich vermisse die Wochenschau, sagte er.

– Und die Paraden?, schlug ich vor.

– Ja, und die Paraden. Aber sonst gibt es hier ja alles. Ah!

Jetzt bemerkte er unsere geröteten Organe und begann, sie mit großem Interesse zu betasten.

– Ausgezeichnet! Ausgezeichnet! Ich sehe, ihr seid bestens vorbereitet.

Was jetzt kam, überraschte uns wenig. Ich habe nicht vor, zu dem Leid beizutragen, das dich möglicherweise von Neuem eingeholt hat, indem ich eine detaillierte Beschreibung der Exzesse liefere, denen wir uns mit ihm hingaben. Damit du dir aber keine Sorgen machst, verrate ich nur so viel, dass wir in der Tat gut vorbereitet waren und kaum Interesse hatten, seinen Befehlen, wie schäbig und erregend sie auch waren, zu widerstehen.

– Ich habe noch ein kleines Geschenk für euch, sagte er zum Schluss.

– Er hat ein kleines Geschenk für uns, Edith.

– Dann zeig mal, sagte sie erschöpft.

Er zog ein Stück Seife aus seiner Manteltasche.

– Zu dritt in die Wanne, sagte er fröhlich. Er hatte einen starken Akzent.

Also planschten wir ein bisschen mit ihm. Er seifte uns von Kopf bis Fuß ein und pries dabei die besonderen Eigenschaften der Seife an, die, wie du dir sicher längst gedacht hast, aus ausgelassenem Menschenfleisch gemacht war.

Dieses Stück Seife hältst nun du in der Hand. Wir haben uns mit ihm taufen lassen, deine Frau und ich. Ich frage mich, was du wohl damit machen wirst.

Weißt du, ich habe dir gezeigt, wie es geschieht, Stil um Stil und Kuss um Kuss.

Aber es gibt noch mehr, es gibt noch die Geschichte der Catherina Tekakwitha – die ich dir ganz überlasse.

Mit matten Bewegungen nahmen wir die opulenten Badetücher des Hotels und trockneten uns gegenseitig ab. Vorsichtig tupfte der Hoteldiener unsere Geschlechtsteile ab.

– Ich hatte einst Millionen davon zu meiner Verfügung, erklärte er ohne eine Spur von Nostalgie.

Er schlüpfte in seinen Regenmantel und verbrachte einige Zeit vor dem großen Badezimmerspiegel, er spielte mit seinem Schnurrbart und zog seinen Scheitel schräg über die Stirn, exakt so, wie er es liebte.

– Und vergesst nicht, die Polizeigazette zu informieren. Wir werden uns später auf einen Preis für die Seife einigen.

– Warte mal!

Er war gerade dabei, die Tür zu öffnen, als Edith ihm von hinten um den Hals fiel. Sie zog ihn zu dem getrockneten Bett und drückte seinen berühmten Kopf an ihre Brust.

– Warum hast du das gemacht?, fragte ich sie, nachdem der Hoteldiener davongeeilt war. Er hatte nichts zurückgelassen außer dem schwer auszumachenden, schwefeligen Gestank seiner Darmgase.

– Einen Augenblick lang habe ich gedacht, er könnte ein A––––––––– sein.

– Ach, Edith.

Ich sank vor deiner Frau auf die Knie und drückte meine Lippen an ihre Zehen. Das Zimmer sah schlimm aus, schaumige Pfützen und feuchte Stellen überall, doch sie wuchs aus dem Chaos hervor wie eine liebliche Statue, mit Epauletten und mondbestrahlten Brustwarzen.

– Ach, Edith. Es ist egal, was ich dir angetan habe, deinen Titten, deiner Fotze, die fehlgeschlagene Pobackenhydraulik, meine ganzen Pygmalion-Einmischungen, all das hat keine Bedeutung. Das habe ich jetzt verstanden. Du warst für mich unerreichbar, du mit deiner Akne, meine Trickkiste reichte nicht aus. Wer bist du?

– Ισις ἐγῶ εἰμί πάντα γεγονός καί ὂν καί ἐσόμενον καί τό ἐμόν πέπλον οὐδείς τῶν θνητῶν ἀπεκαλυφεν!

– Ist das dein Ernst? Wenn das wirklich stimmt, bin ich gerade mal würdig, dir die Zehen zu küssen.

– Fröhliches Wackeln.

Später, immer später.

Ich erinnere mich an eine Geschichte, die du mir einmal erzählt hast, alter Kumpel, es ging um die Vorstellung, die die Indianer vom Tod hatten. Die Indianer glaubten, dass der Geist nach dem körperlichen Tod eine lange Reise zum Himmel macht. Es war eine beschwerliche, gefährliche Reise, die viele nicht schafften. Ein reißender Fluss musste durchquert werden, auf einem Baumstamm, der in Stromschnellen hin und her geworfen wurde. Ein riesiger, heulender Hund stellte den Verstorbenen nach. An einer Stelle war der Pfad sehr eng, auf beiden Seiten befanden sich tanzende Felsblöcke, die immer wieder aufeinanderprallten und den Pilger, der nicht tanzen konnte, zermalmten. Die Huronen glaubten, dass am Rand dieses Pfades eine Hütte aus Rinde stand. Hier wohnte Oscotarach. Der Name bedeutet Schädelbohrer. Seine Aufgabe bestand darin, allen, die vorbeikamen, die Hirne aus den Schädeln zu entnehmen, als »notwendige Vorbereitung auf die Unsterblichkeit«.

Überleg doch mal. Vielleicht ist das Baumhaus, in dem du mit deinem Leid allein bist, die Hütte des Oscotarach. Du hast nur nicht gewusst, dass es so langsam, so unbeholfen vor sich gehen würde. Immer wieder saust der stumpfe Tomahawk auf den grauen Brei nieder. Der Mondschein versucht in deinen Schädel vorzudringen. Die Straßen des eisig glitzernden Himmels drängen in deine Augenhöhlen. Die kalte Nachtluft, wie »Diamanten in einer Lösungsflüssigkeit«, versucht die leere Schale zu fluten.

Überleg doch mal. War ich dein Oscotarach? Ich hoffe es sehr. Die Operation ist noch in vollem Gange, Liebster. Ich bin bei dir.

Die Frage ist, wer die Operation an Oscotarach vornehmen könnte. Wenn du weißt, was ich meine, weißt du, wie schwierig meine eigene Situation ist. Für meine eigene Operation musste ich mich dem Staat und seiner Vormundschaft anvertrauen. Für mich war das Baumhaus zu einsam: Deshalb musste ich in die Politik gehen.

Die Politik hat mich allerdings nur an einer Stelle erleichtert: Sie hat mir den linken Daumen genommen (was Mary Voolnd nicht zu stören scheint). Der Daumen meiner linken Hand verfault wahrscheinlich gerade auf einem Dach irgendwo in der Innenstadt von Montréal, vielleicht sind nur noch ein paar Splitter übrig, in einer Rußschicht in einem Ofenrohr. Das wäre dann mein Reliquienschrein. Barmherzigkeit, mein Freund, Barmherzigkeit für die Ungläubigen. Das Baumhaus ist sehr klein, wir aber, die wir nach dem Himmel in unseren Köpfen dürsten, sind viele.

Mit meinem Daumen flog auch der Körper der englischen Königin in die Luft, der in Kupfer auf der Sherbrooke Street – mir wäre Rue Sherbrooke lieber – stand.

RUUUUMS! WUUUUUSCH!

Jedes Stück dieses hohlen, stattlichen Körpers, der so lange wie ein Fels im sauberen Strom unseres Blutes und unseres Schicksals gesessen hat – SPRITZ! SPRITZ! Dazu der Daumen eines Patrioten.

Wie es geregnet hat an jenem Tag. All die Regenschirme all der englischen Polizisten konnten die Stadt nicht vor diesem Klimawechsel schützen.

QUEBEC LIBRE!

Zeitzünderbomben!

QUEBEC OUI OTTAWA NON.

Zehntausend Stimmen, die eigentlich nichts anderes konnten, als einen Gummipuck zu begrölen, der an der Schutzkleidung des Torwarts vorbeirutscht, sangen: MERDE LA REINE D’ANGLETERRE.

ELIZABETH GO HOME.

Auf der Rue Sherbrooke ist ein Loch. Einst war dieses Loch mit der Statue einer fremden Königin gestopft. Dann wurde an dieser Stelle eine Saat gepflanzt, die uns eines Tages eine prächtige Ernte bescheren wird.

Ich wusste genau, was ich tat, als ich die Bombe in den kupfergrünen Faltenwurf ihres Schoßes klemmte. Eigentlich gefiel mir die Statue ganz gut. Ich habe im Schatten ihrer königlichen Schutzherrschaft nicht wenige studentische Fotzen befingert. Ich bitte dich also, Barmherzigkeit walten zu lassen, mein Freund. Wir, die wir nicht im reinen Licht wohnen, müssen uns mit Symbolen begnügen.

Ich habe nichts gegen die Königin von England. Selbst in der Tiefe meines Herzens habe ich ihr nie übel genommen, dass sie nicht Jackie Kennedy war. Ich halte sie sogar für eine sehr galante Lady, auch wenn ihr von dem Modeschöpfer, der ihre Jacken entwirft, übel mitgespielt wird.

Die Queen von England war sehr einsam, als sie an jenem Oktobertag des Jahres 1964 mit ihrem Prince Philip durch die waffenstarrenden Straßen von Québec fuhr, einsamer vielleicht als der Baulöwe von Atlantis damals, als die große Flutwelle heranrollte. Selbst die Füße von Ozymandias im Sandsturm von ’89 hatten mehr Gesellschaft. Sie saßen aufgerichtet in ihrer gepanzerten Limousine wie zwei Kinder, die versuchen, die Untertitel eines Films zu lesen. Die Strecke war von gelb gekleideten Sondereinsatzkräften gesäumt und den Rücken einer feindlichen Menge. Was ihre Einsamkeit angeht, empfinde ich keine Schadenfreude. Was deine angeht, bin ich bemüht, sie dir nicht zu neiden. Schließlich war ich es, der dir einen Ort gezeigt hat, der mir selbst nun versperrt ist. Ich zeige immer noch darauf – mit meinem verlorengegangenen Daumen.

Barmherzigkeit!

Dein Lehrer zeigt dir, wie es geschieht.

Sie gehen anders, die jungen Leute von Montréal, die Männer wie die Frauen. Aus der Kanalisation dringt Musik. Sie ziehen sich anders an, sie haben keine Taschentücher in die Hosentaschen gestopft, sie riechen nicht nach heimlich vergossenem Samen. Sie lassen die Schultern nicht hängen, ihre Organe zeigen sie fröhlich unter hauchdünner Wäsche. Die geilsten Frauen sind von den englischen Marmorbänken in die revolutionären Cafés umgezogen wie eine Schiffsladung glücklich planschender Ratten. Auf der Rue Ste. Catherine, der Schutzpatronin alter Jungfern, ist die Liebe überall. Das Volk ist aufgestanden und losmarschiert, die Geschichte hat ihm die Schuhe gebunden. Lass dich nicht täuschen: Der Stolz einer Nation ist fassbar, man misst ihn an den Dezibel der Frauen, die stöhnend die letzte Stufe zünden, an der Zahl der – nicht nur einsam geträumten – Erektionen.

Das erste weltliche Wunder: La Canadienne, bis dahin nichts als ein Opfer frostiger Motels, nur von einer Demokratie der Nonnen geliebt, fest verpackt mit den schwarzen Gürteln des Code Napoléon – die Revolution hat bewirkt, was vorher nur das schlüpfrige Hollywood bewirken konnte.

Betrachte diese Worte, sieh dir an, was geschieht.

Ich sehne mich nicht allein deshalb nach einem unabhängigen Québec, weil ich französisch bin. Ich sehne mich nicht allein deshalb nach dicken Grenzlinien, weil ich dagegen bin, dass unser Volk zu einer kleinen, hübschen Zeichnung am Rand eines Touristenstadtplans verkommt, weil wir sonst zum Louisiana des Nordens werden, in dem nur noch einige gute Restaurants und ein Latin Quarter von unserem Blut zeugen. Ich habe diese Sehnsucht nicht allein, weil ich weiß, dass nur angestaubter Krempel – Flaggen, Armeen, Pässe – erhabene Dinge garantieren kann wie Schicksal und einen eigenen Geist.

Ich möchte dem unversehrten Körper Amerikas einen bunt schillernden Bluterguss verpassen. Ich möchte, dass in jeder Ecke des Kontinents ein eigener Schornstein raucht. Ich möchte, dass Kanada entzweibricht, damit die Menschen sehen, dass auch sie das Leben aufbrechen können. Ich möchte, dass die Geschichte dem Land mit scharfen Kufen ins Genick springt. Ich möchte eine Blechdose an Amerikas Kehle setzen, um aus ihr zu trinken. Ich möchte, dass zweihundert Millionen Menschen verstehen, dass es auch anders geht. Einfach nur anders.

Der Staat muss lernen, sich selbst zu bezweifeln. Ich möchte, dass die Polizei eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung wird. Ich möchte, dass sie mit dem Aktienmarkt in den Keller rauscht. Ich möchte, dass die Kirche in verschiedene Ligen geteilt wird, die gegeneinander antreten, wie im Film.

Ich gestehe! Ich gestehe!

Hast du gesehen, wie es geschehen ist?

Bevor ich verhaftet und in diesem Krankenhaus für kriminelle Geisteskranke eingesperrt wurde, verbrachte ich meine Tage damit, Pamphlete gegen die Angelsachsen zu verfassen, Batteriewecker an Bomben zu kleben, und so weiter, das ganze subversive Programm. Was ich vermisst habe, waren deine dicken Küsse. Weder konnte ich dich von dem Weg abbringen, den ich dir vorgezeichnet hatte, noch durfte ich selbst folgen, weil ich diesen Weg nämlich selbst nicht gehen durfte.

Aber die Nächte! Die Nächte gossen Benzin auf meine heillosesten Träume.

Die Engländer haben uns angetan, was wir den Indianern angetan haben, und die Amerikaner haben den Engländern angetan, was die Engländer uns angetan haben. Und ich verlange Rache auf allen Seiten. Ich habe Städte brennen sehen, ich habe gesehen, wie Filme im Schwarzen versanken. Ich habe gesehen, wie der Mais in Flammen stand. Ich habe gesehen, wie Jesuiten bestraft wurden. Ich habe gesehen, wie Bäume sich der alten Langhäuser bemächtigten. Ich habe gesehen, wie scheue Rehe gemordet haben, um ihre Kleider zurückzubekommen. Ich habe gesehen, wie Indianer bestraft wurden. Ich habe gesehen, wie das Chaos das goldene Dach des Parlaments gefressen hat. Ich habe Hufe von trinkenden Tieren gesehen, die sich im Wasser auflösten. Ich habe gesehen, wie Freudenfeuer mit Urin gelöscht wurden, ich habe Tankstellen gesehen, die im Ganzen geschluckt wurden, Landstraßen, eine nach der anderen, die von wilden Sümpfen geschluckt wurden.

Damals waren wir beinahe gleich weit, ich hatte dich beinahe eingeholt.

Mein Freund, nimm meine Geisterhand und erinnere dich an mich. Du bist geliebt worden von einem Mann, der mit großer Zärtlichkeit dein Herz gelesen hat, der deine formlosen Träume aufgesucht hat, um sich in ihnen auszuruhen. Denk hin und wieder auch an meinen Körper.

Ich habe dir einen fröhlichen Brief versprochen, nicht wahr?

Meine Absicht war, dich von deiner letzten verbleibenden Last zu befreien: der nutzlosen Geschichte, unter der du in solch großer Verwirrung leidest. Männer mit deiner Veranlagung schaffen es nur selten über die Taufe hinaus.

Ich bin ein Mann der Tatsachen, so hat das Leben es gewollt: Ich nehme die Verantwortung auf mich. Du darfst dich nicht länger mit dem ganzen Mist befassen. Meide auch die Umstände, unter denen Catherine Tekakwitha zu Tode gekommen ist, und die nachweisbaren Wunder, die folgten. Lies die Dokumente mit dem Teil deines Geistes, der normalerweise dafür reserviert ist, nach Glühwürmchen und Mücken Ausschau zu halten.

F.S ANRUFUNG DER GESCHICHTE IM ALTEN STIL

Das Wunder, das wir gemeinsam erwarten,

wartet, bis das Parlament einstürzt,

bis das Haus der Archive kein Haus mehr ist

und Väter entgiftet sind vom Ruhm.

Orden und Zeugnisse brutaler Gewalt

stützen uns nicht auf dem Pilgerweg der Lust,

sie zwingen das Fleisch, gelähmt zu vertrauen,

wie Peitschen, ungeeignet zum perversen Spiel.

In einer Ecke des Himmels sehe ich einen Waisen,

ganz ruhig ist er, er untersteht keinem Gesetz,

ein Körper, der den Körpern von damals ähnelt,

mit Augen, die frei sind vom Fehler des Namens.

Aufgezogen bei den Öfen, verbrennt er in ihnen.

Licht, Wind, Kälte, Dunkelheit –

sie nehmen ihn wie eine Braut!

F.S ANRUFUNG DER GESCHICHTE IM MITTLEREN STIL

Die Geschichte ist eine krätzige1 Pumpe2,

um den Cash3 einzuschläfern

Und einen Schuss4 Peanut5 Shit6 zu setzen

von allem, was wir halten7.

1. Schmutzig, bakteriell verseucht, führt zu »Scabbies« oder »Krätze«, Entzündungen der Einstichstellen, zu Blutvergiftung und Hepatitis. Auch stumpf oder rostig.

2. Drogenslang für Injektionsbesteck (Nr. 12).

3. Unterweltslang für das Gewissen, das Gehirn und jegliche schmerzliche Form des Bewusstseins. Ich kenne diese Verwendung des Worts nur aus Montréal und Umgebung, und dort vor allem vom Boulevard St. Laurent und dem inzwischen geschlossenen Northeastern Lunch. Der Ausdruck ist bei den französisch- wie bei den englischstämmigen kriminellen Elementen beliebt. Ein längerer Zeitraum ohne Narkotika, ein zufälliges Aufeinandertreffen mit einem Verwandten oder einem ehemaligen Gemeindepfarrer, ein Gespräch mit einem Sozialarbeiter oder einem Jazz-Anthropologen wird als »Cash-Work« oder »Un job de cash« bezeichnet.

4. Die Einleitung der Drogen in die Vene. Die Nadel wird mithilfe eines schmalen »Kragens« aus Pappe mit einer normalen Pipette verbunden.

5. Slang des Koprophagistenab für alles Gefälschte und Künstliche. Ursprünglich abwertend, wird es heute gelegentlich zur liebevoll-überraschten Ansprache verwendet, z.B.: »Ah, mein kleiner Peanut!«, beziehungsweise expliziter auf Französisch: »Quelle cacahuète!« Der Ausdruck kam zuerst unter den Orthodoxen auf, als die »Marranos« von Ontario, bemüht, sich Respekt zu verschaffen und ihren Status innerhalb der Gemeinde zu heben, begannen, Erdnussbutter in bestimmten kultischen Ritualen zu verwenden. Im Vokabular der Drogenabhängigen beschreibt das Wort eine Droge, die mit Mehl, Milchzucker oder Quinin verschnitten wurde, um die Menge zu vergrößern und den Marktwert um ein Vielfaches zu steigern.

6. Ursprünglich nur Heroin und die anderen »harten« Drogen, inzwischen aber auch als Bezeichnung für andere euphorisierende Substanzen, vom indianischen Hanf bis hin zum völlig harmlosen Aspirin. Es ist vielleicht interessant, in diesem Kontext zu erwähnen, dass Heroinkonsum zu chronischer Verstopfungc führt, da die Droge den Darm lahmlegt.

7. »Halten« bezeichnet in der Drogenszene den Zustand, im Besitz von Narkotika zu sein, die nicht für den Eigenkonsum gedacht sind, sondern zum Verkauf.

a. κοπρος (kopros) – Griechisch für Mist, das ist ja bekannt. Vergleiche es einmal mit Sanskrit čakrt, was Dung bedeutet. Liebling, stell dir jetzt vor, du wärst ein Schwammtaucher. Hast du eine Vorstellung davon, wie viele Klafter Wasser dich niederdrücken, während du dort unten in Seegras wühlst?

b. φαγειν (phagein) – Griechisch für essen, speisen. Aber schau dir Sanskrit an: bhájati – teilen, teilhaben an; bháksati – sich an etwas erfreuen, etwas verspeisen; bhágaš – Glück, Wohlstand. Selbst die Wörter, die du verwendest, sind Schatten auf dem Grund des Meeres. Sie beinhalten keine Erklärungen, keine Gebete.

c. Con-stipatum, lateinisches Partizip von stipare – pferchen, pressen, drücken, stopfen. Verwandt mit griech. στîφος (stiphos) – ein »fest zusammengepresster Haufen«. Heute im modernen Athen bezeichnet το στîφος eine Menschenmasse, einen Auflauf, eine Horde. Ich lass jetzt die Kabel ab, mein Freund, damit du Luft holen kannst, und bald, mein Freund, werden dir durch meinen Einsatz hübsche silberne Kiemen wachsen.

Beautiful Losers
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