8
Der Mordfilm

In der geräumigen Küche der Gurneys gab es zwei Esstische – die lange Shakertafel, die fast nur für festliche Diners benutzt und dann von Madeleine mit Kerzen und passenden Blumen aus dem Garten geschmückt wurde, und den sogenannten Frühstückstisch mit einer runden Kiefernplatte auf einem cremefarbenen Sockel, an dem sie einzeln oder zusammen fast alle ihre Mahlzeiten einnahmen. Dieser kleinere Tisch stand gleich vor der nach Süden blickenden Glastür. An einem klaren Tag lag er von morgens bis mittags in der Sonne und eignete sich daher besonders gut zum Lesen.

Als sie an diesem Nachmittag um halb drei in ihren Lehnstühlen saßen, blickte Madeleine plötzlich von ihrem Buch auf, einer Biografie von John Adams. Adams war ihr Lieblingspräsident – anscheinend vor allem deswegen, weil sein Rezept für die meisten emotionalen oder körperlichen Probleme ein langer, erholsamer Waldspaziergang war. Sie runzelte die Stirn. »Ich höre ein Auto.«

Obwohl Gurney die Hand ans Ohr legte, dauerte es volle zehn Sekunden, bis er das Geräusch ebenfalls registrierte. »Das ist Jack Hardwick. Anscheinend gibt es eine komplette Filmaufzeichnung von der Feier, bei der die kleine Perry getötet wurde. Er wollte das Video vorbeibringen. Ich hab ihm versprochen, dass ich es mir mal anschaue.«

Sie klappte das Buch zu und ließ den Blick durch die Glastür wandern. »Ist dir eigentlich schon in den Sinn gekommen, dass deine potenzielle Klientin vielleicht nicht ganz … normal ist?«

»Ich seh mir nur das Video an. Keine weiteren Zusagen. Übrigens kannst du es gern zusammen mit mir angucken.«

Madeleine lächelte nur kurz, ohne auf das Angebot einzugehen. »Ich würde sogar behaupten, dass sie eine bösartige Psychopathin ist, die wahrscheinlich ein halbes Dutzend Kriterien aus dem psychiatrischen Handbuch erfüllt. Und was sie dir erzählt hat, ist garantiert nicht die volle Wahrheit, nicht einmal annähernd.«

Beim Reden zupfte sie unbewusst an der Nagelhaut ihres Daumens – eine gelegentlich auftretende neue Angewohnheit, die Gurney alarmiert als eine Art Beben in ihrer ansonsten so stabilen Konstitution verbuchte.

So unwesentlich und flüchtig diese Momente auch waren, sie beunruhigten ihn und brachten das Bild ihrer absoluten Unerschütterlichkeit ins Wanken. Dann fehlte ihm auf einmal der sichere Bezugspunkt, das Nachtlicht, das die Düsternis und die Ungeheuer in Schach hielt. Merkwürdigerweise rief dieser kleine nervöse Tick die gleiche Beklemmung in ihm wach, die er als Kind empfunden hatte, als seine Mutter zu rauchen anfing und in hektischer Gier den Qualm ihrer Zigaretten in die Lunge einsog.

Reiß dich zusammen, Gurney. Werd endlich mal erwachsen.

»Aber das weißt du bestimmt schon, oder?«

Er starrte sie an und suchte vergeblich nach dem Faden der Unterhaltung, den er verloren hatte.

In gespielter Verzweiflung schüttelte sie den Kopf. »Ich bin noch eine Weile im Nähzimmer, dann muss ich zum Einkaufen nach Oneonta. Fast alle Vorräte sind aus. Wenn du was brauchst, schreib es auf die Liste auf der Anrichte.«

Hardwick kam mit einem Windstoß und einem röhrenden Auspuff angebraust. Er parkte seinen klassischen Spritfresser – einen halb restaurierten roten GTO, dem an manchen Stellen noch die Epoxidgrundierung fehlte – neben Gurneys grünem Subaru Outback. Der Wind wirbelte Blätter um die Autos.

Nachdem er ausgestiegen war, musste Hardwick zuerst einmal heftig husten; den Schleim spuckte er auf den Boden. »Den Gestank von totem Laub konnte ich noch nie leiden! Erinnert mich immer an Pferdemist.«

»Schön gesagt, Jack.« Gurney schüttelte ihm die Hand. »Es geht doch nichts über eine vornehme Ausdrucksweise.«

Wie ungleiche Buchstützen standen sie einander gegenüber. Mit dem unordentlichen Bürstenschnitt, dem roten Gesicht, der geäderten Nase und den wässrig blauen Malamutaugen wirkte Hardwick wie ein vorzeitig gealterter Mann mit einem Dauerkater. Gurneys Salz-und-Pfeffer-Haar dagegen war ordentlich gekämmt – zu ordentlich, wie Madeleine oft anmerkte – und trug entschieden zu seiner gepflegten Erscheinung bei. Mit allmorgendlichen Sit-ups vor der Dusche wahrte er seine schlanke Linie und sah deutlich jünger aus als seine achtundvierzig Jahre.

Als Gurney ihn ins Haus führte, grinste Hardwick. »Hast dich breitschlagen lassen, was?«

»Weiß nicht, was du meinst.«

»Was hat dich angemacht? Die Liebe zu Wahrheit und Gerechtigkeit? Die Chance, Rodriguez einen Arschtritt zu verpassen? Oder ihr fantastischer Arsch?«

»Schwer zu sagen, Jack.« Er legte einen besonderen Akzent auf den Namen, als wäre er ein schneller linker Haken. »Im Moment bin ich nur neugierig auf das Video.«

»Tatsächlich? Nicht zu Tode gelangweilt in deinem Ruhestand? Nicht heiß darauf, wieder ins Geschehen einzugreifen? Nicht scharf darauf, der scharfen Lady zu helfen?«

»Mich interessiert bloß das Video. Hast du’s dabei?«

»Den Mordfilm? So was hast du noch nie gesehen, alter Knabe. Hochauflösende DVD, live am Tatort aufgenommen, als das Verbrechen passiert ist.«

Hardwick stand mitten in dem großen Raum, der als Küche, Ess- und Wohnzimmer diente. Auf der einen Seite stand ein professioneller Kochherd und ihm gegenüber, zwölf Meter entfernt, ein Steinkamin neben einem alten Holzherd. In wenigen Sekunden hatte er alles erfasst. »Mann, wie ein Feature aus Mother Earth News.«

»Der DVD-Spieler ist im Arbeitszimmer.« Gurney schritt voran.

Das Video begann mit einer fesselnden Luftaufnahme der ländlichen Gegend, dann fuhr die Kamera in steilem Winkel über frühjahrsgrüne Baumwipfel nach unten, um einer schmalen Straße und einem rauschenden Bach zu folgen – parallele Bänder aus schwarzem Asphalt und glitzerndem Wasser, die eine Reihe gepflegter Häuser mit weiten Rasenflächen und malerischen Nebengebäuden verbanden.

Ein Anwesen, das größer und erhabener war als alle anderen, kam ins Bild, und die Kamerafahrt verlangsamte sich. Über einem riesigen, smaragdgrünen, narzissengesäumten Rasen stoppte sie schließlich und senkte sich sanft zum Boden.

»Meine Güte«, ächzte Gurney. »Die haben einen Hubschrauber gemietet, um das Hochzeitsvideo zu drehen?«

»Macht das heute nicht jeder?«, knarzte Hardwick. »Der Hubschrauber war nur für die Einleitung. Ab diesem Zeitpunkt wurde das Video von vier fest installierten Kameras aufgenommen, die das ganze Grundstück im Blick hatten. Es gibt also zu dem ganzen Geschehen im Freien eine komplette Ton- und Bilddatei.«

Das cremefarbene Steinhaus mit den umliegenden Terrassen und frei gestalteten Blumenbeeten wirkte, als wäre es direkt aus dem bukolischen Südwesten Englands hierher verpflanzt worden.

»Wo ist das überhaupt?«, fragte Gurney, während er sich mit Hardwick auf der Couch vor dem Bildschirm niederließ.

Hardwick spielte den Überraschten. »Du kennst den exklusiven Weiler Tambury nicht?«

»Sollte ich?«

»Tambury ist ein Sammelbecken wichtiger Menschen, und du bist doch auch wichtig. Jeder, der was auf sich hält, kennt jemanden in Tambury.«

»Da bin ich wohl noch eine Nummer zu klein. Möchtest du mir vielleicht verraten, wo es liegt?«

»Ein Stunde nordöstlich von hier, auf halbem Weg nach Albany. Wenn du willst, kann ich es dir genau beschreiben.«

»Das wird nicht nötig …« Gurney stockte. »Moment mal. Das liegt nicht zufällig in Sheridan Klines …«

Hardwick schnitt ihm das Wort ab. »In Klines County? Und ob. Du hast also Gelegenheit, mit deinen alten Freunden zusammenzuarbeiten. Der Bezirksstaatsanwalt hat eine Schwäche für dich.«

»O Gott«, knurrte Gurney.

»Der hält dich für ein echtes Genie. Natürlich hat er die Lorbeeren für den Mellery-Triumph eingeheimst, er ist eben ein beschissener Politiker. Aber tief in seinem Innersten weiß er, dass er diesen Erfolg nur dir zu verdanken hat.«

Gurney schüttelte den Kopf. »Tief im Innersten von Sheridan Kline ist nur ein schwarzes Loch.«

»Davey, Davey, Davey. Du hast so eine schlechte Meinung von Gottes Kindern.« Ohne eine Erwiderung abzuwarten, wandte sich Hardwick dem Bildschirm zu und fing an, das Video zu kommentieren.

»Partyservice.« Ein Team stachlig frisierter junger Männer und Frauen in schwarzen Hosen und strahlend weißen Jacken baute eine Serviertheke und ein halbes Dutzend Wärmetische auf.

»Der Gastgeber.« Ein lächelnder Mann in mitternachtsblauem Anzug mit einer roten Blume im Knopfloch trat aus dem Bogendurchgang an der Rückseite des Hauses und schlenderte hinaus auf den Rasen. »Bräutigam, Ehemann, Witwer – alles an einem Tag. Du kannst es dir aussuchen.«

»Scott Ashton?«

»Höchstpersönlich.«

Der Mann strebte am Rand des Blumenbeets zur rechten Seite, doch kurz bevor er aus dem Bild verschwand, änderte sich die Kameraeinstellung und zeigte, wie er auf ein kleines Gästecottage zusteuerte, das an der Grenze des Rasens zum Wald stand, vielleicht dreißig Meter hinter dem Haupthaus.

»Mit wie vielen Kameras wurde das gefilmt, sagst du?«

»Vier auf Stativen, dazu die im Hubschrauber.«

»Wer hat den Schnitt gemacht?«

»Die Videospezialisten vom BCI

Gurney sah, wie Scott Ashton an die Cottagetür klopfte – sah es und hörte es, obwohl der Ton nicht so klar war wie das Bild. Die Tür und Ashtons Rücken bildeten ungefähr einen Fünfundvierzig-Grad-Winkel zur Kamera. Ashton pochte erneut und rief: »Hector.«

Darauf ertönte eine spanisch klingende Stimme, allerdings zu leise, um sie zu verstehen. Gurney warf Hardwick einen fragenden Blick zu.

»Wir haben es im Labor verstärkt. ›Está abierta.‹ Das heißt: ›Es ist offen.‹ Entspricht auch Ashtons Erinnerung an Hectors Äußerung.«

Ashton öffnete die Tür, trat ein und zog sie hinter sich zu.

Hardwick griff nach der Fernbedienung und spulte vor. »Er bleibt ungefähr fünf, sechs Minuten drinnen, dann macht er auf und sagt: ›Falls du es dir anders überlegst …‹ Er kommt raus, macht zu und geht weg.« Hardwick ließ die Vorlauftaste los, als Ashton aus dem Cottage trat. Der Hausherr wirkte unzufrieden.

»Haben sie so miteinander geredet?«, fragte Gurney. »Ashton auf Englisch und Flores auf Spanisch?«

»Das hat mich auch interessiert. Ashton hat mir erzählt, dass das eine relativ neue Entwicklung war. Ein oder zwei Monate davor haben sie sich noch auf Englisch unterhalten. Seiner Meinung nach eine Art feindselige Regression. Hector hat sich geweigert, die erlernte Sprache zu sprechen, um Ashton, von dem er sie gelernt hatte, seine Ablehnung zu zeigen. Oder irgend so ein Psychoquatsch.«

Als Ashton knapp davor war, aus dem Bild zu verschwinden, wechselte die Einstellung zu einer Kamera, die ihn zeigte, wie er sich einem Gartenpavillon mit griechischen Säulen näherte – die Art von Miniparthenon, die durch viktorianische Landschaftsarchitekten Verbreitung gefunden hatte –, wo vier Männer im Smoking ihre Notenständer und Klappstühle vorbereiteten. Ashton redete kurz mit ihnen, aber von den Stimmen war nichts zu hören.

»Streichquartett statt einem schlichten DJ

»Das ist Tambury – was Schlichtes gibt es da nicht.« Hardwick spulte wieder vor, und alles zappelte vorbei, der Rest von Ashtons Unterhaltung mit den Musikern, Panoramaschwenks über den fürstlichen Grundbesitz und das Haupthaus, die Partyserviceangestellten beim Arrangieren von Tellern und Silberbesteck auf weißen Tischtüchern, zwei gertenschlanke Barfrauen beim Aufstellen von Flaschen und Gläsern, und Nahaufnahmen von roten und weißen Petunien, die aus stilvollen Steinvasen quollen.

»Und das war genau vor vier Monaten?«

Hardwick nickte. »Fast auf den Tag genau. Der zweite Sonntag im Mai. Perfekter Zeitpunkt für eine Hochzeit. Frühlingsfreuden, laue Luft, Paarungszeit, Nestbau, gurrende Tauben.«

Sein unerbittlich sarkastischer Ton zerrte an Gurneys Nerven.

Als Hardwick die DVD wieder in normaler Geschwindigkeit laufen ließ, war die Kamera gerade auf ein kunstvolles Efeu-Spalier gerichtet, das als Eingang zur Rasenfläche diente. In lockerer Reihenfolge spazierten die Gäste hindurch. Im Hintergrund erklang heitere Barockmusik.

Jedes Paar, das durch den Bogen trat, stellte Hardwick anhand einer zerknitterten Liste vor, die er aus der Hosentasche gezogen hatte. »Der Polizeichef von Tambury, Burt Luntz, und Gattin … die Präsidentin des Dartwell College und Gemahl … Ashtons Literaturagentin und ihr Gatte … der Vorsitzende der British Heritage Society von Tambury mit Gemahlin … die Kongressabgeordnete Liz Laughton und Gemahl … der Philanthrop Angus Boyd und sein junger Wasauchimmer – er nennt ihn Assistent … der Herausgeber des International Journal of Clinical Psychology und Gattin … der Vizegouverneur mit Gemahlin … der Dekan der medizinischen …«

Gurney unterbrach ihn. »Sind die alle so?«

»Ob sie alle nach Geld, Macht und Beziehungen stinken? Ja. Unternehmensführer, bedeutende Politiker, Zeitungsherausgeber, sogar ein gottverdammter Bischof.«

Zehn Minuten lang strömte die Schar der Privilegierten in Scott Ashtons botanischen Garten. Niemand schien fehl am Platz in dieser gehobenen Sphäre. Aber es schien auch niemand sonderlich begeistert.

»Wir kommen zum Ende der Schlange«, erklärte Hardwick. »Als Nächstes haben wir die Eltern der Braut: Dr. Withrow Perry, der weltberühmte Neurochirurg, und Val Perry, seine Trophäenfrau.«

Der Arzt war wohl Anfang sechzig. Er hatte einen fleischigen, herablassenden Mund, das Doppelkinn eines Gourmands und scharfe Augen. Er bewegte sich mit erstaunlicher Geschmeidigkeit und Anmut. Wie ein Fechtlehrer, dachte Gurney in Erinnerung an die Stunden, die er und Madeleine im zweiten oder dritten Jahr ihrer Ehe besucht hatten, als sie noch eifrig nach Aktivitäten suchten, an denen sie sich gemeinsam erfreuen konnten.

Die neben dem Arzt dahinschreitende fantastische Kleopatragestalt strahlte eine Zufriedenheit aus, die der Val Perry von vorhin völlig fehlte.

»Und jetzt«, verkündete Hardwick, »der Bräutigam und die bald darauf kopflose Braut.«

»O Mann.« Manchmal hatte Gurney den Eindruck, dass Hardwicks Gefühlskälte weit über den routinemäßigen Polizeizynismus hinausging und schon die Grenze zum Pathologischen streifte. Aber jetzt war nicht der geeignete Zeitpunkt, um … um was? Um ihm zu sagen, dass er ein verkorkstes Arschloch war? Um ihm eine Therapie vorzuschlagen?

Nach einem tiefen Atemzug konzentrierte sich Gurney wieder auf das Video, auf Dr. Scott Ashton und Jillian Perry Ashton, die lächelnd auf die Kamera zuschritten – im Hintergrund spärlicher Applaus, einige Bravorufe und ein ausgelassenes Barockcrescendo.

Staunend starrte Gurney die Braut an.

»Was ist los?«, fragte Hardwick.

»Ich hatte sie mir ganz anders vorgestellt.«

»Wie denn, verdammt?«

»Nach den Erzählungen ihrer Mutter hab ich nicht unbedingt erwartet, dass sie aussieht wie das Titelbild einer Zeitschrift für Brautmoden.«

Hardwick beäugte die strahlende junge Schönheit in ihrem bodenlangen weißen Satinkleid mit züchtigem, paillettenbesetztem Ausschnitt, den Strauß lachsfarbener Teerosen in den weiß behandschuhten Händen, das funkelnde Diadem auf dem straff nach oben gewundenen blonden Schopf, die leicht mit Lidstrich akzentuierten Augen, den vollkommenen Mund, der von einem exakt zu den Teerosen passenden Lippenstift belebt wurde.

Hardwick zuckte die Achseln. »Wollen sie nicht alle so aussehen?«

Gurney verzog das Gesicht. Die Konventionalität von Jillians Auftreten verwirrte ihn.

»Das haben die doch in den Genen«, ergänzte Hardwick.

»Ja, vielleicht.« Gurney blieb skeptisch.

Im Schnelldurchlauf erlebten sie, wie sich Braut und Bräutigam durch die Menge schoben, wie die Musiker mit Begeisterung ihre Streichinstrumente erklingen ließen und wie die Partyserviceangestellten zwischen den schlürfenden und mampfenden Gästen herumturnten. »Wir kommen allmählich zum Punkt«, erklärte Hardwick. »Die Passage, in der es passiert.«

»Du meinst den Mord?«

»Und ein paar interessante Sachen kurz davor und danach.«

Nach einigen Sekunden erschienen auf dem Bildschirm drei aus der Halbdistanz aufgenommene Personen, die miteinander redeten. Manche Worte waren besser hörbar als andere, die im allgemeinen Stimmengewirr oder im Vivaldi-Überschwang untergingen.

Hardwick zog ein weiteres gefaltetes Blatt aus der Tasche und reichte es Gurney, der das Format erkannte: das getippte Protokoll einer aufgezeichneten Unterhaltung.

»Schau dir die Bilder an und hör zu«, empfahl ihm Hardwick. »Ich sag dir, wann du im Protokoll mitlesen kannst, falls du was nicht mitkriegst. Die drei sind Chief Luntz und seine Frau Carol, nach vorn gewandt, und Ashton mit dem Rücken zur Kamera.« Mr und Mrs Luntz hatten hohe, mit Limonenstücken gekrönte Drinks in der Hand. Der Polizeichef balancierte zwei Kanapees auf der freien Handfläche. Ashtons Getränk wurde von seinem Körper verdeckt. Die hörbaren Gesprächsfetzen wirkten äußerst banal und kamen ausschließlich von Mrs Luntz.

»Ja, ja … Tag dafür … zum Glück hat die Wettervorhersage nicht … Blumen … die Jahreszeit, wo es sich wirklich lohnt, in den Catskills zu wohnen … Musik, mal was anderes, ideal für den Anlass … Mücken … keine einzige … in dieser Höhe unmöglich, Gott sei Dank, denn in Long Island sind die Mücken … Zecken, nein, Gott sei Dank nicht … hatte Borreliose, wirklich grauenvoll … falsche Diagnose … Übelkeit, Schmerzen, war schon ganz verzweifelt … wollte sich umbringen …«

Als Gurney Hardwick mit einem Seitenblick und hochgezogener Braue seine Ungeduld signalisierte, hörte er zum ersten Mal die lautere Stimme von Chief Luntz. »Carol, bei so einem Anlass spricht man doch nicht über Zecken. Heute ist ein glücklicher Tag, nicht wahr, Doktor?«

Jetzt deutete Hardwick mit dem Zeigefinger auf die oberste Zeile des Blatts in Gurneys Schoß. Gurney stellte fest, dass es ein nützliches Hilfsmittel war, um die Tonspur zu verstehen.

Scott Ashton: Sehr glücklich, Chief.

Carol Luntz: Ich wollte ja auch nur sagen, wie perfekt heute alles ist – kein Ungeziefer, kein Regen, keine Probleme. Dann noch diese herrliche Musik und überall attraktive Männer …

Chief Luntz: Wie läuft es mit dem mexikanischen Genie?

Scott Ashton: Wenn ich das nur wüsste. Manchmal …

Carol Luntz: Ich habe gehört, es hat … merkwürdige … ich weiß nicht, ich möchte keinen Klatsch nachplappern …

Scott Ashton: Hector macht gerade eine emotional schwierige Phase durch. In letzter Zeit hat sich sein Verhalten verändert. Das ist wahrscheinlich aufgefallen. Wenn Sie was beobachtet haben, würde mich das sehr interessieren.

Carol Luntz: Na ja, persönlich beobachtet habe ich es nicht, nicht direkt … nur Gerüchte, aber auf Gerüchte gebe ich nichts.

Scott Ashton: Oh, einen Moment bitte. Entschuldigen Sie mich kurz. Ich glaube, Jillian winkt mir.

Hardwick drückte auf Pause. »Siehst du das? Ganz links am Bildrand?« Die in der Bewegung erstarrte Jillian schaute in Ashtons Richtung und deutete auf die goldene Uhr an ihrem linken Handgelenk. Hardwick schaltete wieder auf Play, und das Geschehen lief weiter. Während Ashton sich einen Weg durch die Gäste zu Jillian bahnte, setzten Chief Luntz und seine Frau das Gespräch ohne ihn fort. Gurney konnte das meiste gut verstehen und musste nur gelegentlich einen Blick auf das Protokoll werfen.

Chief Luntz: Willst du ihm etwa von dieser Geschichte mit Kiki Muller erzählen?

Carol Luntz: Findest du nicht, er hat ein Recht darauf?

Chief Luntz: Du weißt doch nicht mal, wer dieses Gerücht in die Welt gesetzt hat.

Carol Luntz: Ich glaube, das ist nicht nur ein Gerücht.

Chief Luntz: Ja, ja, du glaubst es. Aber du weißt es nicht.

Carol Luntz: Wenn jemand, der in deinem Haus wohnt und von dir sein Essen bekommt, heimlich die Frau vom Nachbarn vögelt, würdest du das nicht erfahren wollen?

Chief Luntz: Ich sage nur, dass du es nicht weißt.

Carol Luntz: Muss ich dafür erst Bilder sehen?

Chief Luntz: Das wäre nicht schlecht.

Carol Luntz: Hör schon auf mit den Faxen, Burt. Wenn so ein komischer Mexikaner in deinem Haus leben und Charley Maxons Frau vögeln würde, was würdest du denn tun – auf Bilder warten?

Chief Luntz: Gottverdammte Scheiße, Carol …

Carol Luntz: Burt, das ist Blasphemie. Ich hab dir schon soundso oft gesagt, du sollst das lassen.

Chief Luntz: Okay, keine Blasphemie. Hör zu, worauf ich rauswill: Du hast was von jemandem gehört, der was von jemandem gehört hat, der was von jemandem gehört hat …

Carol Luntz: Das reicht, Burt. Spar dir deinen Sarkasmus.

Sie schwiegen. Nach ungefähr einer Minute versuchte der Chief, eins der Kanapees auf seiner linken Hand in den Mund zu manövrieren, und schaffte es schließlich, indem er den unteren Teil seines Glases als eine Art Schaufel benutzte. Mit einer Grimasse wandte sich seine Frau ab, leerte ihren Drink und fing an, mit dem Fuß im Rhythmus der Musik aus dem kleinen Parthenon zu wippen. Ihr Gesichtsausdruck wurde fröhlich, fast manisch, bis ihr Blick durch die Menge huschte, als würde er nach einer versprochenen Berühmtheit suchen. Als sich ein Kellner mit einem Tablett voller Drinks näherte, tauschte sie ihr leeres Glas gegen ein volles. Ihr Mann beobachtete sie mit zusammengekniffenen Lippen.

Chief Luntz: Vielleicht solltest du dich etwas bremsen.

Carol Luntz: Wie bitte?

Chief Luntz: Du hast mich genau verstanden.

Carol Luntz: Jemand muss schließlich die Wahrheit sagen.

Chief Luntz: Welche Wahrheit?

Carol Luntz: Die Wahrheit über Scotts schleimigen Mexikaner.

Chief Luntz: Die Wahrheit? Oder nur ein krankes kleines Gerücht, das eine deiner blöden Freundinnen noch kräftig ausgeschmückt hat – mit anderen Worten verleumderischer Bockmist, mit dem man sich eine Klage einhandeln kann?

Während der Polizeichef und seine Frau allmählich die Beherrschung verloren, waren Ashton und Jillian links im Hintergrund zu erkennen, so weit von der Kamera entfernt, dass ihre Unterhaltung nicht zu hören war. Schließlich wandte sich Jillian ab und marschierte Richtung Cottage, dessen Rückseite an das Waldstück hinter dem Rasen grenzte. Ashton strebte mit einem beunruhigten Stirnrunzeln zurück zum Ehepaar Luntz.

Als Carol Luntz ihn bemerkte, trank sie ihre Margarita mit zwei raschen Schlucken leer. Ihr Mann reagierte mit einem unverständlichen, durch zusammengebissene Zähne gezischten Laut. (Gurney warf einen Blick auf das Protokoll, das aber keine Deutung anbot.)

Als Ashton bei ihnen ankam, hatte sich das Gesicht des Chiefs wieder geglättet. »Na, Scott, alles in Ordnung?«

»Ich hoffe schon«, erwiderte Ashton. »Ich meine, mir wäre es lieber, wenn Jillian einfach …« Er verstummte.

»O Gott«, rief Carol Luntz sichtlich aufgeregt, »es ist doch nichts passiert, oder?«

Ashton schüttelte den Kopf. »Jillian möchte unbedingt, dass Hector zum Hochzeitstoast herauskommt. Er hat uns vorher gesagt, dass er nicht will und … na ja, mehr ist es eigentlich nicht.« Unsicher lächelnd senkte er den Blick.

»Was hat der überhaupt für ein Problem?« Carol beugte sich zu Ashton.

Hardwick drückte auf Pause und ließ Carol in verschwörerischer Pose erstarren. Er wandte sich an Gurney. »Das ist eine von diesen Schlampen, die sich an Scherereien aufgeilen. Tut so, als würde sie vor Mitgefühl platzen, aber in Wirklichkeit will sie bloß jede Einzelheit auskosten. Weint über deinen Schmerz und hofft, dass du stirbst, damit sie der Welt ihr großes Herz zeigen kann.«

Gurney ahnte zwar das Zutreffende an der Diagnose, aber Hardwicks Übertreibung ging ihm wie so oft gegen den Strich. Ungeduldig fixierte er den Bildschirm. »Was kommt als Nächstes?«

»Ganz ruhig. Es wird noch besser.« Hardwick ließ die DVD weiterlaufen.

Ashton machte ein verlegenes Gesicht. »Eigentlich albern, ich möchte Sie nicht langweilen.«

»Aber irgendwas stimmt doch mit dem Mann nicht.«

Mit müder Geste zuckte Ashton die Achseln. »Hector hat eine negative Einstellung zu Jillian. Aber Jillian ist entschlossen, das Missverständnis zwischen ihnen zu klären. Aus diesem Grund hat sie auch darauf bestanden, dass ich ihn zu unserem Empfang einlade, was ich zweimal getan habe – vor einer Woche und vorhin noch einmal. Beide Male hat er abgelehnt. Gerade eben hat mir Jillian mitgeteilt, dass sie ihn für den Hochzeitstoast aus seiner Klause herauslocken will. Meiner Meinung nach reine Zeitverschwendung, das hab ich ihr auch gesagt.«

»Warum gibt sie sich denn überhaupt ab mit … mit … ihm?« Sie geriet ins Stottern, als wäre ihr kein passendes gehässiges Schimpfwort eingefallen.

»Gute Frage, Carol. Aber die Antwort kenne ich auch nicht.«

Seiner Bemerkung folgte ein Schnitt auf eine andere Kamera. Diese deckte denjenigen Teil des Grundstücks ab, zu dem das Cottage, der Rosengarten und die Hälfte des Haupthauses gehörten. Jillian, die Bilderbuchbraut, klopfte an die Cottagetür.

Wieder stoppte Hardwick die DVD, und das Bild zerfiel zu einem mosaikartigen Muster. »Okay. Jetzt geht’s los. Die entscheidenden vierzehn Minuten. Die vierzehn Minuten, in denen Hector Flores Jillian Perry Ashton tötet. Die vierzehn Minuten, in denen er ihr mit einer Machete den Kopf abhackt, durchs hintere Fenster klettert und spurlos verschwindet. Es fängt an, wenn sie eintritt und hinter sich die Tür zumacht.«

Hardwick drückte, und der Film lief weiter. Jillian öffnete die Cottagetür und zog sie hinter sich zu.

»Das war’s.« Hardwick deutete auf den Bildschirm. »Hier sieht man sie zum letzten Mal lebend.«

Die Kamera blieb auf dem Cottage.

Gurney stellte sich vor, wie hinter den Blumenvorhängen gleich der Mord geschah. »Du hast gesagt, Flores klettert durchs hintere Fenster und verschwindet spurlos, nachdem er sie ermordet hat. Meinst du das wörtlich?«

»Nun.« Hardwick legte eine dramatische Pause ein. »Wie soll ich sagen … ja und nein.«

Gurney seufzte und wartete.

»Das Verschwinden von Flores hat so was merkwürdig Vertrautes an sich.« Wieder eine Pause, akzentuiert durch ein listiges Lächeln. »Vom hinteren Fenster des Cottages führte eine Spur in den Wald.«

»Worauf willst du hinaus, Jack?«

»Die Spur in den Wald … Sie hört hundertfünfzig Meter hinter dem Cottage einfach auf.«

»Und?«

»Erinnert dich das nicht an was?«

Gurney starrte ihn ungläubig an. »Du meinst den Fall Mellery?«

»Ich kenne nicht so besonders viele Mordfälle mit Spuren im Wald, die ohne erfindlichen Grund einfach abbrechen.«

»Und was willst du damit sagen?«

»Nichts Bestimmtes. Ich frage mich nur, ob dir bei diesem Mellery-Wahnsinn unter Umständen ein loser Faden durch die Lappen gegangen ist.«

»Was für ein loser Faden?«

»Vielleicht ein Komplize?«

»Ein … Komplize? Spinnst du? Du weißt genauso gut wie ich, dass es im Fall Mellery nichts gab, was auch nur im Entferntesten auf mehr als einen Täter hingedeutet hätte.«

»Irgendwie reagierst du so gereizt auf dieses Thema.«

»Gereizt? Gereizt bin ich höchstens, weil du mir mit irgendwelchen Andeutungen die Zeit stiehlst, in denen nichts anderes zum Ausdruck kommt als dein kranker Humor.«

»Dann ist das alles nur Zufall?« Hardwick schlug exakt jenen herablassenden Ton an, der in Gurneys Ohren kreischte wie ein Messer auf einer Tafel.

»Was alles?«

»Die Ähnlichkeiten in der Vorgehensweise.«

»Wenn du mir nicht gleich erklärst, was du meinst …«

Hardwicks Mund verzog sich in die Breite – ob Grinsen oder Grimasse, ließ sich nicht entscheiden. »Schau dir den Film an. Dauert nur noch kurz.«

Einige Minuten vergingen. Auf dem Bildschirm tat sich nichts Bedeutsames. Mehrere Gäste spazierten zu den Blumenbeeten beim Cottage, und die Frau, die Hardwick vorhin als Gattin des Vizegouverneurs vorgestellt hatte, deutete mit wortreichen Erklärungen auf verschiedene Pflanzen – offenbar eine Art botanische Führung. Wie an unsichtbaren Fäden lotste sie ihre Gruppe allmählich aus dem Bild. Die Kamera blieb auf das Cottage gerichtet. Hinter den Vorhängen war nichts zu erkennen.

Gerade als Gurney nach dem Zweck dieses Filmabschnitts fragen wollte, wechselte die Szene zu Scott Ashton mit dem Ehepaar Luntz im Vordergrund und dem Cottage im Hintergrund.

»Zeit für den Toast«, bemerkte Ashton. Alle drei blickten zum Cottage. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr hob Ashton die Hand und rief eine Serviererin heran.

Mit freundlichem Lächeln eilte sie zu ihm. »Ja, Sir?«

Er deutete auf das Cottage. »Sagen Sie meiner Frau, dass es schon nach vier ist.«

»Sie ist in dem süßen Häuschen da hinten bei den Bäumen?«

»Ja, bestellen Sie ihr bitte, dass es Zeit ist für den Hochzeitstoast.«

Als sie sich entfernte, wandte sich Ashton den anderen beiden zu. »Jillian verliert oft die Zeit aus den Augen, vor allem wenn sie jemanden zu was überreden will.«

Das Video zeigte, wie die junge Frau den Rasen überquerte und an die Cottagetür klopfte. Nach einigen Sekunden klopfte sie erneut und probierte dann den Knauf. Vergeblich. Sie schaute zurück zu Ashton und wandte hilflos die Handflächen nach oben. Er mimte ein energischeres Klopfen. Mit einem Stirnrunzeln versuchte sie es. (Diesmal war es so laut, dass es auf der Tonspur der Kamera zu hören war, die nach Gurneys Schätzung fünfzehn Meter vom Cottage entfernt war.) Als sich nichts rührte, kehrte sie wieder die Handflächen nach oben und schüttelte den Kopf.

Ashton brummte etwas, das offenbar nur für ihn selbst bestimmt war, und stapfte zum Cottage. Er trat schnurstracks auf die Tür zu und klopfte laut. Dann riss und zerrte er heftig am Knauf und rief: »Jilli! Jilli, die Tür ist abgeschlossen! Jillian!« Sichtlich frustriert und ratlos stand er da, dann steuerte er zielstrebig auf die Rückseite des Haupthauses zu.

Auf die Couchlehne gestützt erläuterte Hardwick: »Jetzt holt er einen Ersatzschlüssel, den er im Vorratsraum aufbewahrt.«

Kurz darauf kam Ashton wieder aus dem Haupthaus. Er ging zum Cottage, klopfte flüchtig und steckte den Schlüssel ins Schloss, nachdem er offenbar keine Antwort erhalten hatte. Er schob die Tür auf. Aus der Perspektive der Kamera, die das Geschehen in einem Winkel von ungefähr fünfundvierzig Grad zum Cottage aufnahm, war kaum etwas vom Inneren des Gebäudes zu erkennen – nur Ashton von der Seite, der jäh erstarrte. Nach kurzem Zögern trat er ein. Einige Sekunden später folgte ein gequälter, schockierter Laut, einmal, zweimal, dreimal drang ein schrilles »Hilfe!« heraus, dann taumelte Scott Ashton durch die Tür, stolperte und stürzte der Länge nach in ein Blumenbeet. Hemmungslos kreischte er immer wieder »Hilfe!«, so lange, bis es kein verständliches Wort mehr war.

Schließe deine Augen
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