Nachwort des Autors

Am 10. September 1998 starb mein Vater an einem Schlaganfall, während er sich im Fernsehen eine Wiederholung von Seinfeld ansah.

Es war der erste kühle Herbsttag nach einem schrecklich schwülen, glühend heißen Sommer mit mehreren Herzanfällen und Nierenversagen. Seit sechs Monaten war es sein erster guter Tag gewesen, und der Herbst war seine Lieblingsjahreszeit, also doppelt verdächtig.

So etwas wie »einen guten Tag zum Sterben« gibt es nicht. Aber es gibt bessere und schlechtere. Wenn man als Alternativen den D-Day oder die Ardennen-Schlacht oder das Gefecht im Hürtgenwald oder Iwo Jima in Betracht zieht, wo so viele seiner Altersgenossen gestorben sind, dann ist ein offenbar schneller Herzschlag, während man über Jerrys Spaße lacht, nicht übel.

Ich erwähne meinen Vater aus zwei Gründen. Der erste ist, dass ich an seine Generation dachte, während ich meine Bücher schrieb. Die gesellschaftlichen Verhältnisse, die die Soldaten für die amerikanische Armee im Zweiten Weltkrieg lieferten, waren ohne Vorbild in der Geschichte. Jene Gesellschaft hatte einen technischen Stand wie noch keine andere in der Geschichte erreicht, aber sie hatten schwere Zeiten erlebt, und es gab nicht genügend Arbeit. Doch jene schweren Zeiten hatten bereits einige Unreinheiten aus dem Metall herausgehämmert. Was übrig blieb, war recht gutes Eisen, das bis 1944 in Stahl verwandelt worden war.

Und das wäre nicht der Fall, wenn es heute zu einer ähnlichen Situation käme. Ich persönlich mag die Gegenwart. Wir leben in einem golden Zeitalter – wenn jemand die Dinge nicht völlig falsch sieht. Mit all den Schwächen eines goldenen Zeitalters. (Lesen Sie das Decamerone und sagen Sie mir dann, dass es irgendein neues Übel unter der Sonne gibt.) Aber wenn ich die Wahl zwischen einem dekadenten goldenen Zeitalter und einer stoischen Zeit der Not und des Krieges habe … entscheide ich mich für das goldene Zeitalter.

Aber – es gibt ja immer ein Aber, nicht wahr? –, aber wenn es heute zu einer Situation kommen sollte, in der man von der ganzen Nation den Willen zum Überleben verlangt, dann wäre es schwierig, jene »größte aller Generationen« nachzubilden. Wir müssten zuerst jene Art von Vorhärtung durchmachen, die unsere Väter in der Großen Depression erlebt haben, um all die »kleineren Unreinheiten« loszuwerden. Nur dann wären wir als Nation auf die größeren Prüfungen vorbereitet.

Und ich persönlich glaube nicht, dass wir die Zeit hätten. Und deshalb denke ich ständig an meinen Vater und seine Generation.

Der zweite Grund, weshalb ich meinen Vater erwähne, ist, dass er mich zu Rudyard Kipling geführt hat. Nach der Fallschirmjägerschule hatte ich eine Woche Urlaub und davon einen Tag zu Hause verbracht (Hey, da draußen warteten schließlich Mädchen und ne Menge Bierflaschen auf mich). Und unmittelbar bevor ich wegging, hat mir mein Vater diese wirklich zerfledderte alte Schwarte gegeben. Er sagte, sein Dad habe ihm das Buch überreicht, ehe er 1944 nach England ging, und jetzt sei die Zeit, es weiterzugeben. Damals hielt ich nicht viel davon (Mädchen und Bierflaschen, Sie wissen schon …), aber später, nachdem ich sesshaft geworden war, zog ich es heraus und sah es mir an. The Mandalay Edition of the Works of Rudyard Kipling, Departmental Ditties, Barrack-Room Ballads and Other Verses / Five Nations and the Seven Seas by Rudyard Kipling, Doubleday, Page & Company, Garden City, NY, 1925. Das letzte Gedicht, auf das ich hinweisen möchte, heißt »To Wolcott Balestier«, die Widmung für Barrack-Room Ballads.

Eine kleine Ewigkeit glaubte ich, ich sei der einzige Mensch auf der Welt, der noch Kipling las. Dann ließ ein alter First Sergeant, ein Vietnam-Veteran (ich hätte nicht einmal geglaubt, dass der Typ lesen konnte), ein Zitat fallen. Und dann hörte ich, wie ein General Kipling zitierte. Ein Bataillonskommandeur. Ein Sergeant. Ein Sergeant Major der SAS präsentierte dem Company Sergeant Major unseres Bataillons eine gebundene Sammlung von Kiplings Werken. Und schließlich entdeckte ich ein kleines Geheimnis: Es gibt verdammt wenige Krieger auf der Welt, die Kipling nicht mögen. Manche wissen nichts von ihm, aber die, die einmal von ihm gehört haben, sind Fanatiker. Man kann damit beinahe die Schafe von den Ziegen trennen.

Wenn Ihnen meine Bücher gefallen und sie noch nie Kipling gelesen haben, kann ich Ihnen nur raten, dass Sie sich eine Kipling-Ausgabe besorgen. Rudyard konnte es so sagen, wie keiner vor oder nach ihm. Er spricht das Herz und die Seele des Soldaten an. Am Ende sind wir im Herzen alle Tommies (oder Mobile Infantry oder Sappers oder Oont-Fahrer).

Und das ist der zweite Grund, weshalb ich meinen Dad erwähne.

William Pryor Ringo,

Captain US Army Corps of Engineers (i. R.) P. E.

Geboren: 24. Juli 1924

Gestorben: 10. September 1998

Me that ave been what I’ve been –

Me that ave gone vuhere I’ve gone –

Me that ave seen what I’v seen –

Me!

(Rudyard Kipling)

Ich, der ich das war, was ich war –

ich, der ich dahin ging, wo ich ging

Ich, der ich das gesehen habe, was ich gesehen habe –

… Ich