Wahre Geschichten XIII

 

L., Exiljugoslawe, der vor dem Krieg in seinem Land geflüchtet ist, ist Mitglied einer kleinen Hybridsekte. Sie vermischt alle möglichen Glaubensinhalte miteinander und hat selbst sehr eigenartige Rituale eingehrt, die von der Gemeinschaft bei regelmäßigen Treffen mit Eifer ausgeübt werden. So wird zum Beispiel nach ganz speziellen Regeln Fball gespielt, die unfaires Verhalten während des Wettkampfs ausschließen sollen.

Auch glaubt der Sektengründer, selber Exjugoslawe, daß die deutsche Rechtschreibung die Laute der deutschen Sprache zu kompliziert umsetzt und durch die serbokroatische ersetzt werden sollte, weil dadurch viel Papier gespart werden könnte. Selbstverständlich bietet die Sekte ihre Kenntnisse auch in Form einer nicht billigen »Ausbildunan, die man als Mitglied in jahrelangen Trainings, Kursen und Schulungen durchlaufen kann. Diese Ausbildung mit Erfolg abzuschließen bedeutet gleichzeitig, in der Hierarchie der Sekte aufzusteigen. Eines Tages erzählt mir L. von den Geschichtstheorien des Sektengründers. Seiner Ansicht nach dauert die Herrschaft der »germanischen Völker« nur noch zweihundert Jahre. Dann sind die »slawischen Völker« an der Reihe.