Wahre Geschichten IX

 

Durch meine Stadt geht ein Mann, den ich »Die Faschistischen Geheimdienstnenne, weil ich seinen wirklichen Namen nicht kenne. Er sieht aus, als lebe er auf der Straße. Pausenlos predigt er dem betreten wegschauenden Publikum, daß die »faschistischen Geheimdienste« in Deutschland alles kontrollieren, daß das Volk diese Leute bekämpfen muß, daß es in diesem Kampf um Leben und Tod geht usw. usf. Der seit Jahren gleiche Text wird in winzigen Einzelheiten variiert, leicht umgebaut und dann immer wieder und noch einmal abgespult, ohne Punkt und Komma. Wie bei einer gesprungenen Schallplatte. Weil er so heruntergekommen ist, genieren sich all seine potentiellen Zuhörer. Vielleicht hätte er eine wahre Geschichte zu erzählen, aber er versteift sich darauf, eine andere zu wiederholen, durch die die erste nicht hindurchscheinen will.