33
»Wer zwingt uns eigentlich dazu, die Geschichte mit den gefälschten Papieren ans Jugendamt weiterzuleiten?« fragte Toppe, als sie später alle beim Kaffee im Büro saßen.
Lowenstijn hatte das Jackett geöffnet, den Daumen in den Armausschnitt der Weste gehakt. »Ich wollte das von mir aus nicht so direkt sagen, aber in der Tat: wer zwingt euch?«
Heinrichs schaute ins Leere. »Bis es zum Prozeß kommt, vergehen Monate.«
»Jahre«, meinte Lowenstijn. »Bei internationalen Sachen kann das Jahre dauern.«
»Um so besser«, nickte Astrid. »Bis dahin sind die Adoptionsverfahren längst abgeschlossen, und kein Mensch wird die Kinder dann noch abschieben.«
Van Appeldorn beendete das Thema mit einem zufriedenen Grunzen und goß allen noch einmal Kaffee nach. »Den Maywald müssen wir wohl laufen lassen«, sagte er. »Oder sieht einer von euch Fluchtgefahr?«
»Wohl kaum«, antwortete Toppe. »Bis zum Prozeß kann der nach Hause.« Er sah Lowenstijn nachdenklich an. »Sagen Sie mal, der Siegelkötter, der war neulich, als er von Ihnen kam, so verdächtig friedfertig. Ist da was gewesen?«
Lowenstijn schmunzelte sibyllinisch. »Doch, ich glaube, mein Chef hat ihn sich mal zur Brust genommen.« Dann pustete er konzentriert in seine Kaffeetasse.
»Warum schreibt ihr nicht mal eine Beschwerde an den Innenminister?« fragte van Appeldorn. »So wie der Alte sich bei euch aufgeführt hat.«
Lowenstijn trank seine Tasse leer, stellte sie sorgsam auf den Teller zurück. »Beschwerden schreiben, auch so eine schlechte deutsche Angewohnheit. Aber im Grunde bin ich ganz eurer Meinung: das Männeken ist ein Fall für das Innenministerium.« Damit stand er auf und knöpfte sein Jackett zu. »Für mich wird es Zeit. Ich hoffe, das war nicht das letzte Mal, daß wir zusammengearbeitet haben.« Sein Blick ruhte lange auf Astrid. »Und sagt eurem Kollegen Jupp, es tut mir wirklich leid, daß wir ihm noch nicht mit einer Werkstatt dienen konnten. Wir bleiben aber weiter am Ball.« Er griente. »Ackermann ist zwar eine Marke für sich, trotzdem, wenn ihr mal keinen Bedarf mehr für den habt, ich nehme ihn mit Kußhand. So einen wie den muß man heutzutage mit der Lupe suchen.«
Van Appeldorn fragte sich grimmig, ob ihm Lowenstijn wirklich so sympathisch war.
Sie machten sich daran, die Fäden aufzuwickeln: den Fall der beiden toten Kinder konnten sie abschließen. Heinrichs sprach aus, was sie alle empfanden. »Es ist zum Kotzen, daß wir diese Verbrecher, die die Kinder auf dem Gewissen haben, nicht zu packen kriegen.« Keiner antwortete ihm. »Ist ja schon gut. Ich weiß schon, was jetzt wieder kommt. Wir sind hier nicht in Hollywood, wo die Gerechtigkeit immer siegt.«
»Quatsch!« raunzte Toppe. »Du hast doch recht.«
»Das ist jetzt Lowenstijns Sache«, meinte van Appeldorn. »Wir haben ja wohl auch so mehr als genug zu tun. Ich finde, wir sollten noch mal hingehen und die ganze Sache von Günthers Unfall her aufrollen.«
»Nein«, entgegnete Toppe, lauter als es nötig war. »Ich habe Ackermann gesagt, er hat freie Hand. Wenigstens in den nächsten zwei, drei Tagen. Dann sehen wir weiter.«
»An dieser Brandstiftung haben wir sowieso reichlich zu knacken«, meinte Heinrichs leise.
»Das denke ich auch.« Toppe griff zum Telefon. »Vielleicht hat van Gemmern ja was gefunden.«
»Nett, daß Sie anrufen, Herr Toppe.« Berns war immer noch sauer auf ihn. »Dann kann ich mich gleich persönlich bei Ihnen bedanken, daß Sie mir meinen einzigen Mitarbeiter abgezogen haben.«
»Van Gemmern ist also noch in der Hamstraße?«
»Was weiß denn ich?« bellte Berns zurück. »Zum Dienst ist er heute morgen jedenfalls nicht erschienen, und krank gemeldet hat er sich auch nicht. Also wird er wohl bei Ihrem verdammten Brand sein.«
Heute kostete es Toppe schon mehr Mühe, die Ruhe zu bewahren, aber er schaffte es dann doch, sich mit einem »schönen Tag noch« zu verabschieden.
»Gut, fangen wir an: wer wollte dieser Frau Jansen Übles?« begann er das alte Fragespiel.
»Viele«, sprang Heinrichs sofort an. »Selbst die loyale Frau Peters hat zugegeben, daß die Jansen eine Querulantin war. Von den Nachbarn ganz zu schweigen.«
Van Appeldorn nahm sich ein DIN A 4 Blatt. Erstens: der Exmann, schrieb er auf.
»Zweitens bis x-tens: die Leute von der MEILE«, diktierte Heinrichs. »Und die Nachbarn natürlich. Und bei all denen dürfen wir nach Dieselöl und Nitroverdünnung suchen. Prost Mahlzeit.«
Astrid räusperte sich, daß alle zu ihr hinschauten. »Es tut mir leid, aber ich bin immer noch nicht so ganz mit INTERKIDS fertig. Was ist mit Maywalds Mitarbeiterin? Wie hieß die Frau noch? Hängt die auch mit drin?«
»Mensch, du hast recht. An die habe ich überhaupt nicht mehr gedacht.« Toppe rieb sich den Nacken. »Ich wüßte zu gern, ob van Gemmern irgendeinen Hinweis gefunden hat, daß die Jansen am Samstag abend nicht allein war. Da sollte nämlich jemand bei ihr einziehen, ein Mann.«
»Einziehen?« Van Appeldorn runzelte die Stirn. »Was für ein Mann?«
»Davon stand aber nichts in deinen Berichten!« Heinrichs’ Stimme kippelte zwischen vorwurfsvoll und eingeschnappt.
Toppe wischte mit der Hand durch die Luft. »Ich habe nicht mehr dran gedacht. Erst als Arend. egal! Die Nachbarn konnten mir nicht sagen, um welchen Mann es sich gehandelt hat. Wie kriegen wir das also raus?«
»Der Exmann«, meinte van Appeldorn.
»Na, der ja wohl als letzter«, lachte Astrid.
»Ich würde Bärbel Peters anrufen. Die weiß zumindest, mit wem die Jansen näheren Kontakt hatte«, schlug Heinrichs vor.
»Okay, Walter.« Toppe war schon aufgestanden. »Dann häng dich mal ans Telefon und versuche, was rauszukriegen. Es ist besser, wenn du heute im Büro bleibst.«
». und ein bißchen mit den Akten spielst«, frotzelte van Appeldorn, aber Toppe überhörte ihn.
». falls van Gemmern mit seinen Ergebnissen kommt. Ich werde mit Jansens Exmann sprechen, und Norbert kann mit Astrid zu Frau Versteyl fahren, Maywalds Mitarbeiterin.«
Er wußte genau, warum Astrid ihn so giftig anfunkelte. Die Kombination Steendijk/van Appeldorn war nicht gerade ideal, und normalerweise versuchte Toppe auch, sie zu vermeiden, aber mit Heiderose Jansens früherem Mann wollte er unbedingt selbst reden.
»Und noch was, Walter«, überlegte er, schon im Hinausgehen. »Wenn du schon mal am telefonieren bist. Es geht nicht nur um diesen Mann, der bei ihr einziehen wollte. Wir müssen generell rekonstruieren, was die Jansen in den letzten Stunden vor ihrem Tod gemacht hat. Die Nachbarn haben gesehen, wie sie mit den Kindern und mit Gepäck weggefahren ist. Offensichtlich zu ihren Eltern. Aber keiner hat sie zurückkommen sehen.«
Van Appeldorn überließ Astrid den ersten Schritt, das leidige Telefonieren. Bei Dina Versteyl zu Hause meldete sich niemand, und so probierte sie es im INTERKIDS-Büro und hatte tatsächlich Glück. Frau Versteyl war dort, weil sie »ein bißchen Ordnung machen wollte«, aber als sie ankamen, saß sie mitten in dem Durcheinander leer geräumter Regale und offener Schubladen und wirkte ziemlich aus den Fugen geraten.
Van Appeldorn nickte Astrid auffordernd zu; er wollte ihr bei dem Gespräch den Vortritt lassen – sie konnte es nicht glauben.
Frau Versteyl lamentierte zusammenhanglos über die Schicksalsschläge, die ihren Verein in den letzten Wochen getroffen hatten, schlang rastlos die Hände umeinander, wollte sich nicht beruhigen, und Astrid hatte Schwierigkeiten, sich Gehör zu verschaffen.
»Waren Sie am Freitag, den 29. Juli, hier im Büro?«
Van Appeldorn zog die Stirn in Falten. Das war offenbar nicht die Frage, mit der er angefangen hätte, aber er hielt sich gnädig zurück.
»Freitag, neunundzwanzigster Juli«, wiederholte die Frau dümmlich.
»Das war der Tag, an dem die beiden toten Säuglinge am Kartenspielerweg gefunden wurden«, half ihr Astrid auf die Sprünge.
»Ach ja, jetzt weiß ich.« Dina Versteyls Blick verfinsterte sich. »Aber ich verstehe das alles nicht. Ich verstehe rein gar nichts mehr. Was haben wir mit all dem zu tun?«
»Die beiden Kinder wurden über INTERKIDS vermittelt«, erklärte Astrid bedächtig.
»Nein!« Sie sah Astrid streng ins Gesicht. »Sie täuschen sich, das weiß ich genau. Unsere Kinder kamen immer mit dem Flugzeug, und die meisten sind sogar von den Eltern persönlich abgeholt worden. Fast alle eigentlich.« Sie schüttelte energisch den Kopf. »Außerdem sollen diese Kinder doch aus Bulgarien gekommen sein. INTERKIDS hat aber überhaupt keine Kontakte dorthin.«
»Doch, INTERKIDS hat durchaus Kontakte nach Bulgarien.«
»Dummes Zeug! Das müßte ich doch wohl wissen.«
»Sie hatten also Zugang zu allen Akten?«
»Aber ja! Ich habe doch Herrn Maywald voll vertreten, wenn er im Urlaub oder sonstwie verhindert war.«
»Die bulgarischen Kinder sind nicht über die Bücher gelaufen, Frau Versteyl.«
Sie brauchte eine Weile, das zu verdauen.
»Was?« kam es dann leise. »Aber das wäre ja Betrug.«
»Genau«, schnauzte van Appeldorn. »So nennt man das.« Die Frau zerrte an seinen Nerven – so einfältig konnte doch kein Mensch sein.
Sie schaute ihn an wie geprügelt, stand dann auf, humpelte zum Fenster und sah hinaus. Heute trug sie einen Rock, und Astrid sah, daß ihr rechtes Bein so dünn war wie das eines zehnjährigen Kindes und der Fuß in einem plumpen, hohen Schuh steckte.
Sie drehte sich wieder zu ihnen herum. »Das hätte ich von Herrn Maywald nie gedacht. Für den Mann hätte ich jederzeit meine Hand ins Feuer gelegt.«
»Wollen Sie sich nicht wieder setzen?« Astrid wartete.
»Kommen wir also zurück zu besagtem Freitag …«
Frau Versteyl fuhr sich über die Augen. »Wenn ich es jetzt so überlege, war das schon seltsam.« Man konnte ihr genau ansehen, wie ihr ein Licht nach dem nächsten aufging. »Ich wollte an dem Tag eigentlich gar nicht ins Büro kommen, aber dann hatte ich nachmittags auf einmal doch noch Zeit. Herr Maywald hatte furchtbar schlechte Laune, als ich kam, und hat mich quasi gleich wieder nach Hause geschickt. Er müsse noch den Jahresbericht für die MEILE-Versammlung an dem Abend schreiben, und er brauchte Ruhe dafür.« Sie stockte. »Der wollte mich nicht hier haben, wenn die Kinder ankommen!«
»Kannten Sie Heiderose Jansen?« fiel ihr van Appeldorn ins Wort.
Dina Versteyl sah ihn bestürzt an, schluckte. »Stimmt das, was man so munkelt? War das Brandstiftung?«
»Ja, das stimmt.« Keine Silbe zuviel.
Sie schluchzte auf, sah sich fahrig um, fing an zu weinen. »Es ist so furchtbar! Die armen Kinder.«
Astrid fand Tempotücher in ihrer Handtasche und hielt ihr eins hin. »Waren Sie mit Frau Jansen befreundet?«
Dina Versteyl wischte sich die Augen trocken. »Gott, sie hat mir immer so leid getan. Wie die sich das Leben schwer gemacht hat. Was wird denn jetzt aus den Kindern? Daß ihr jemand so was antut!«
»Womit wir beim Thema wären«, sagte van Appeldorn.
»Jemand hat den Brand gelegt. Haben Sie eine Idee, wer dieser Jemand gewesen sein kann?«
»Um Gottes willen, nein!«
Astrid fragte nach dem Mann, der bei Heidi Jansen hatte einziehen wollen, aber davon wußte Dina Versteyl nichts.
»So nahe haben wir uns nicht gestanden.«
»Hatte Frau Jansen eigentlich auch etwas mit INTERKIDSzu tun?«
»Nein, im Grunde nicht. Ich meine, sie kam schon mal vorbei, um zu klönen, fragte auch schon mal, was so lief … der Verein lag ihr doch sehr am Herzen. aber sonst. obwohl, Herr Maywald hat mir neulich erzählt, er hätte sie ertappt, wie sie hier in unseren Papieren geblättert hat. Wir wußten gar nicht, daß sie einen Schlüssel hatte. Herr Maywald war ganz schön sauer. Der hatte sich aber schon vorher über Heidi aufgeregt, weil sie im Verein soviel Theater machte wegen der neuen Schule.«
Sie schlug sich auf den Mund, die Augen weit offen.
»Was rede ich denn da? Das hört sich ja so an, als ob der Herr Maywald. bitte, nein, so habe ich das nicht gemeint!«
Fred Jansen hatte für die Tatzeit kein Alibi, aber das schien ihm nichts auszumachen. Er saß mit Toppe auf seinem winzigen Balkon, der zum Innenhof ging und der selbst jetzt um die Mittagszeit keinen Sonnenstrahl abkriegte. »Trotzdem kann man es hier immer noch besser aushalten als in der stickigen Bude.«
Er sah grau und sehr müde aus, lange Bartstoppeln und das Haar fettig.
Seine Kinder waren noch bei den Schwiegereltern. »Ich werd noch verrückt. Haben Sie sich schon mal richtig überlegt, wie das ist, wenn man abbrennt?«
Toppe schüttelte den Kopf.
»Ich bis jetzt auch nicht. Die Kinder haben kein einziges Kleidungsstück mehr, kein Spielzeug, nicht mal den Lieblingsteddy, keine Bücher, nix. Kassy hat noch nicht mal mehr ihr Schulzeugs. Das muß alles neu gekauft werden, von der Unterhose und der Zahnbürste bis zu den Wachsmalern. Aber wovon?« Er saß breitbeinig, ließ die Schultern hängen.
»Meine Schwiegereltern haben erst mal das Nötigste besorgt und bezahlt.«
»Verstehen Sie sich gut mit Ihren Schwiegereltern?«
Toppe nippte an der Dose Pils, die Jansen ihm angeboten hatte.
»Viel besser, als ich gedacht hätte. Wir hatten ja über zwei Jahre nichts miteinander zu tun. Aber jetzt …« Auch er trank. »Jetzt warten wir auf das Geld von der Versicherung. Und wenn alles über die Bühne ist, baue ich mein Haus wieder auf und wohne da mit den Kindern. Aber bis dahin? Die Kassy muß in die Schule. Ob ich sie für die Zeit nach Rees umschulen lasse?«
Es war eine ernstgemeinte Frage, und es fiel Toppe nicht leicht, sich auf seine Aufgabe zu besinnen.
»Herr Jansen, die Nachbarn in der Hamstraße haben mir erzählt, daß am Wochenende ein Mann bei Ihrer früheren Frau einziehen wollte. Wußten Sie etwas davon?«
»Nein«, antwortete Jansen und sah noch müder aus. »Wer war es denn jetzt schon wieder? Es ist nicht das erste Mal, wissen Sie.«
»Und das hat Sie nicht gestört?«
»Es hat mich verdammt gestört! Wegen der Kinder.«
Toppe schwieg.
»Ach so«, lächelte Jansen schräg. »Sie denken, daß ich vielleicht eifersüchtig war. Ach, Herr Toppe! Wenn Sie wüßten, wie absurd Ihre Gedanken sind. Ich habe diese Frau gehaßt.« Das sagte er ganz ruhig. »Drei Kreuze hätte ich gemacht, wenn die sich einen anderen Kerl genommen hätte. Dann hätte ich endlich wieder atmen können. Aber die wäre eher verreckt, als mir den Gefallen zu tun.« Er lachte auf. »Verreckt … irgendwie gut in dem Zusammenhang, nicht? Ich habe mir hundertmal gewünscht, die wäre tot. Wissen Sie, warum? Weil das meine einzige Chance war, wieder auf die Füße zu kommen. Gucken Sie sich das Loch hier doch an. Glauben Sie, ich lebe freiwillig hier? Die hat mir finanziell die Luft so abgedreht, daß ich kaum selber über die Runden komme. Und das wäre in den nächsten zwölf Jahren so geblieben. Lassen Sie sich das mal auf der Zunge zergehen, Herr Toppe, zwölf Jahre! Ich konnte nicht mal davon träumen, eine neue Beziehung einzugehen, geschweige denn eine neue Familie zu gründen. Und wissen Sie, wie alt ich bin? Wissen Sie, was ich noch vor mir haben könnte?«
Toppe erwiderte nichts, Jansen erwartete keine Antwort. Wenn er ihm erzählt hätte, daß er selbst geschieden war, daß er mit seiner Exfrau das Finanzielle gemeinsam regelte und sie alle beide einigermaßen gut leben konnten, und was eine neue Beziehung anging.
»Was machen Sie eigentlich beruflich?« fragte er statt dessen.
»Ich bin bei der Post. Ein Schreibtischhengst, verstehen Sie? Ich habe nicht mal was gelernt, wo ich nebenbei Kaweikes machen könnte, damit ich was für mich selbst habe.«
»Kawei …?«
Jansen schmunzelte. »Sie sind nicht von hier. Kaweien … Schwarzarbeit, verstehen Sie?« Er stellte die Bierdose zwischen seinen Füßen ab und sah Toppe eindringlich an. »Ich habe das beste Motiv, das man sich denken kann, Herr Kommissar, trotzdem habe ich den Brand nicht gelegt. Ich habe ihr die Pest an den Arsch gewünscht, aber ich habe sie nicht getötet. Das schwöre ich.«
»Wann haben Sie Ihre frühere Frau zuletzt gesehen?«
»Vorletztes Wochenende, als ich die Kinder zurückbrachte. Ich habe sie alle vierzehn Tage übers Wochenende bei mir.«
»Wußten Sie, daß Ihre Kinder am letzten Wochenende bei Ihren Schwiegereltern sein würden?«
»Nein, woher denn? Heidi hat mir zwischen den Besuchswochenenden jeden Kontakt zu den Kindern untersagt. Selbst telefonieren durften sie nicht mit mir.«
»Wie lange leben Sie schon getrennt?«
»Ich bin ausgezogen, als sie mit Merlin schwanger war. Ich konnte sie nicht mehr ertragen.« Er schnaubte scharf.
»Und sie war verdammt selig, mich endlich loszuwerden! Diese Frau war so zum Kotzen selbstgerecht, der Nabel der Welt. Anfangs war das nicht so, aber vielleicht war ich auch nur zu blöd, das zu sehen. Für die war die Welt so, wie sie sie sah, und sie führte sich auf wie, wie … Kennen Sie Orwells ’1984’? Die Gedankenpolizei, das Wahrheitsministerium? Manchmal hab ich gedacht, sie ist krank. Wer weiß, vielleicht war sie’s wirklich …«