32

Als McCabe den T-Bird am Straßenrand abstellte, war die Summer Street 131 immer noch von blinkendem Blaulicht umringt. Hinter den Streifenwagen hatten alle vier in Portland stationierten überregionalen Fernsehsender ihre Übertragungswagen in Position gebracht. Etwas abseits stand Tom Shockleys schwarzer Chevy Suburban. Bill Fortiers nagelneuer Impala mit dem persönlich ausgewählten Kennzeichen LOOEY – für Lieutenant – parkte gleich dahinter. McCabe stieg aus seinem Wagen. Für ihn gab es hier nicht viel zu tun, also lehnte er sich gegen die Fahrertür des T-Bird und sah dem bunten Treiben zu. Eddie Fraser kam zu ihm herübergeschlendert und lehnte sich neben ihn. Er zog eine Packung Marlboro aus der Tasche, zündete sich eine an und entließ eine lange Rauchfahne in die nächtliche Luft.

»Hallo, Mike«, sagte er nach einer Weile.

»Hallo, Eddie. Ich dachte, du hättest das Rauchen aufgegeben.«

»Hab ich auch. Fast eine ganze Woche lang. Willst du eine?«

»Führe mich nicht in Versuchung.«

»Und, genießt du dein Wochenende?«

»In vollen Zügen, danke der Nachfrage. Und selbst?«

»Oh ja, sehr. Jubel, Trubel, Heiterkeit, mehr erwarte ich nicht vom Leben. Wie geht’s Mag?«

»Na ja, sie ist ziemlich genervt von dem Einschussloch in ihrer Hüfte und der Austrittswunde an ihrem Hintern, aber abgesehen davon scheint sie ganz fit zu sein. Wird wohl morgen aus dem Cumberland entlassen. Was gibt’s hier Neues?«

»Chris Beneman ist im Haus und erledigt seine Arbeit. Und der GS kann’s kaum erwarten, endlich auf Sendung zu gehen.«

Beneman war einer ihrer langjährigen Kriminaltechniker. Wahrscheinlich war er als Letzter aus der ganzen Abteilung verfügbar gewesen.

»Jacobi und Tasco sind immer noch drüben auf Harts?«

»Zumindest bis vor einer halben Stunde.«

»Haben wir die Tote schon identifiziert?«

»Ja. Eine Freundin von Quinn aus Winter Haven. Nach allem, was die Leute in der Klinik gesagt haben, war sie auch ihre einzige Freundin.«

»Patientin oder Personal?«

»Patientin. Auch schizo. Sie heißt Leanna Barnes. Das hier war ihre Wohnung.«

»Leanna, hm?« Ihr Name war also gar nicht Ellie. Was hatte sie ihm dann mitteilen wollen? Vielleicht den Namen des Mörders? Nicht Ellie. Kelly. Der Mann mit dem schwarzen Brillengestell. McCabe drückte seine Zunge gegen die obere Zahnreihe, um ein »ell« zu erzeugen. Dann löste er die Spannung und stieß ein lang gezogenes »iiie« aus. Wenn man aber ein Wort mit »K« beginnen wollte, dann musste man den Laut in der Kehle erzeugen. Und die war beim besten Willen zu nichts mehr zu gebrauchen, wenn man gerade eben eine Kugel in den Hals bekommen hatte. Der Täter war John Kelly. McCabe war sich jetzt so gut wie sicher. Father Jack. Der Mann, der die alttestamentlichen Propheten studiert hatte. Der Mann, bei dem McCabe das Gefühl gehabt hatte, dass er nicht der Täter war. Sobald man zu wissen glaubt, wer oder was John Kelly ist, kommt der Punkt, an dem man seine Meinung noch einmal ganz genau überdenken muss. Wolfes Worte. McCabes Gefühl hatte ihn getrogen. Es war Zeit, seine Meinung noch einmal zu überdenken. Er bat Eddie, John Kelly ausfindig zu machen und ihn aufs Präsidium zu bringen.

»Und wenn er sich weigert?«

»Dann nimmst du ihn fest.«

»Okay«, meinte Eddie und drückte seine Zigarette aus. »Und was machst du so lange?«

»Ich? Ich fahre noch mal nach Harts Island.«

Angstschrei: Thriller
titlepage.xhtml
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_000.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_001.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_002.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_003.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_004.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_005.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_006.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_007.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_008.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_009.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_010.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_011.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_012.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_013.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_014.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_015.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_016.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_017.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_018.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_019.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_020.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_021.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_022.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_023.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_024.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_025.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_026.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_027.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_028.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_029.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_030.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_031.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_032.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_033.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_034.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_035.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_036.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_037.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_038.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_039.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_040.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_041.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_042.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_043.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_044.html
CR!FV5WQFP05H3MD3JTKF0FMF2H73Z3_split_045.html