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Ein kombinierter Mord/Selbstmord schien die einfachste Lösung zu sein. Schnell. Sauber. Unkompliziert. Zwei dicke Fliegen auf einen tödlichen Streich. Die Bullen würden es schlucken. Wieso auch nicht? Ein Wahnsinnspärchen. Die eine bekannt für ihre fehlgeschlagenen Selbstmordversuche, unter enormem Stress stehend und, wie sich herausstellen sollte, mit einer geladenen Pistole im Gepäck. Wie würden wohl die Schlagzeilen lauten? SCHIZOPHRENE FRAU SCHLACHTET FREUNDIN AB UND RICHTET SICH DANN SELBST. Ja, das hörte sich gut an. In der Dunkelheit des Wohnzimmers sah der Killer die Geschichte schon klar und deutlich vor Augen.

Heute am frühen Morgen, nach einem anonymen Hinweis an den Press Herald, stürmte die Polizei eine Wohnung in der Summer Street 131 in Portland, wo die Beamten zwei weibliche Leichen vorfanden. Es handelt sich um Leanna Barnes, 31, aus Portland, Lageristin in einem Fachmarkt für Sanitärbedarf in South Portland, sowie um Abigail Quinn, 25, aus Harts Island. Ms. Quinn war als Kellnerin im Restaurant Crow’s Nest auf der Insel tätig.

Bei einer für den späten Vormittag anberaumten Pressekonferenz teilte der Polizeipräsident von Portland, Thomas A. Shockley, den anwesenden Journalisten mit, dass man Ms. Barnes’ Leiche auf dem Bett des einzigen Schlafzimmers gefunden habe. Sie war mit einer Handfeuerwaffe, Kaliber 22, erschossen worden, möglicherweise im Schlaf. Ms. Quinns Leiche habe direkt daneben gelegen. Nach Chief Shockleys Angaben geht die Polizei davon aus, dass Ms. Quinn zwei Schüsse auf Ms. Barnes abgegeben hat, um sich anschließend mit einem Kopfschuss aus derselben Waffe das Leben zu nehmen. Bei der kriminaltechnischen Untersuchung wurden sowohl an Ms. Quinns Händen als auch an ihrem Schädel Schmauchspuren festgestellt. »Damit dürfte der Fall so gut wie geklärt sein«, sagte Shockley.

Die Waffe war auf den Namen von Ms. Quinns Vater, Earl Quinn, registriert, einem 2002 verstorbenen Hummerfischer, der ebenfalls von Harts Island stammte.

Detective Sergeant Michael McCabe, der Leiter des Dezernats für Personendelikte im Portland Police Department, teilte dem Press Herald mit, dass Ms. Quinn eine wichtige Zeugin im Zusammenhang mit der Ermordung der am vergangenen Freitag auf dem Portland Fish Pier gefundenen Rechtsanwältin Elaine Goff war. Die Polizei hatte bereits nach ihr gefahndet. Auf die Frage, ob Ms. Quinn im Mordfall Goff als tatverdächtig gilt, sagte Sergeant McCabe lediglich: »Diese Möglichkeit wird im Augenblick überprüft.«

Die Opfer, die beide an Schizophrenie litten, hatten sich bei einem gemeinsamen Aufenthalt im Winter Haven Hospital, einer psychiatrischen Klinik in Gorham, kennengelernt. Ms. Barnes wurde vor eineinhalb Jahren, im Juni 2004, aus der Klinik entlassen, Ms. Quinn zwei Monate später. Danach verbrachte sie ein halbes Jahr im Sanctuary House, einer Unterkunft für jugendliche Ausreißer in Portland, um dann Anfang 2005 wieder zu ihrer Mutter nach Harts Island zurückzukehren. Nach Angaben von Dr. Richard Wolfe, Psychiater in Winter Haven, hat Ms. Quinn in der Vergangenheit bereits zwei Selbstmordversuche begangen. »Dennoch«, so fügte er hinzu, »hatten wir in letzter Zeit alle den Eindruck, dass es Abby gut ging. Diese Tragödie ist ein furchtbarer Schock für alle, die hier in Winter Haven mit diesen beiden Patientinnen zu tun hatten.« Nach Ms. Quinns Entlassung aus der Klinik hatte sie ihre Behandlung in Dr. Wolfes Privatpraxis am Union Wharf in Portland fortgesetzt. Auf die Frage, ob es irgendwelche Anzeichen gegeben hatte, dass Ms. Quinn eine Gefahr für sich oder für andere darstellen könnte, sagte Dr. Wolfe: »Für andere nicht, nein. Abby hatte schon mehrfach versucht, sich das Leben zu nehmen, daher war mir klar, dass diese Gefahr für sie immer bestehen würde, aber wir hatten keinerlei Hinweise darauf, dass auch andere durch sie gefährdet sein könnten.« Die Frage, ob er es für möglich halte, dass Ms. Quinn auch für den Mord an der Rechtsanwältin Elaine Goff verantwortlich sei, wollte Dr. Wolfe nicht kommentieren.

Angstschrei: Thriller
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