19. KAPITEL

Als Danika und Reyes die Burg erreichten, dämmerte es draußen bereits. Seit ihrem Aufbruch aus dem Nachtclub hatten sie sich weder geküsst noch berührt, ja, sie hatten nicht einmal miteinander gesprochen. Reyes war sich nicht sicher, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war. Er hatte keine Ahnung, was ihr durch den Kopf ging.

Selbst als sie gemeinsam Reyes’ Schlafzimmer betraten, schwiegen sie noch. Reyes schloss die Tür hinter ihnen ab, ohne Danika auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Sie hingegen kehrte ihm bewusst den Rücken zu. Er lehnte sich gegen die Tür und spürte durch sein zerrissenes Hemd hindurch, wie angenehm kühl das Holz war. Glücklicherweise stellte Schmerz gerade keine Forderungen. Er hatte sich in eine abgeschiedene Ecke seines Geistes zurückgezogen, zufriedengestellt durch den Kampf mit den Jägern.

Danika stand vor dem Bett und starrte auf die schwarze Bettwäsche. Beklommen oder erregt?

Erregt, hoffte Reyes. Die Jäger hatten ihm so viele tiefe Schnittwunden zugefügt, dass er eigentlich an mehreren Stellen hätte genäht und verbunden werden müssen. Doch er hatte beschlossen, darauf zu verzichten, denn der Schmerz war einfach großartig, er pulsierte und jagte ihm einen Lustschauer nach dem anderen durch den Körper. Endlich konnte er mit dieser großartigen Frau zusammen sein, ohne dass sie ihn verletzen müsste. Er konnte zärtlich mit ihr sein, ohne Angst haben zu müssen, sie zu verderben.

„Bist du nervös?“, fragte er.

Sie zögerte etwas mit der Antwort. „Nein“, sagte sie schließlich.

Lügnerin. Er grinste nicht, aber seine Mundwinkel bogen sich doch ein kleines Stückchen nach oben. „Sollen wir zuerst reden?“ Es fiel ihm nicht leicht, ihr diesen Aufschub anzubieten. Wie sehr sehnte er sich danach, sie nackt im Bett an sich zu pressen!

„Nein, nicht reden.“

Er runzelte die Stirn. Sie hatte doch so … entschlossen geklungen.

Endlich drehte sie sich um und sah ihn an. Wie immer verschlug ihm ihr engelhafter Anblick den Atem. So viel Schönheit auf so kleinem Raum, dachte er. Für sie mochte das ein Geschenk sein, für ihn war es eindeutig ein Fluch. Er konnte seinen Blick nicht abwenden. Er wäre bereitwillig jetzt und hier gestorben, hätte er sicher sein können, dass ihr Anblick das Letzte wäre, was seine Augen zu sehen bekämen.

Ihre Wangen waren gerötet, ihre Augen glänzten – zwei Smaragde, von dichten Wimpern eingefasst. Ihre Brust bewegte sich heftig auf und ab, ihr Atem ging von Sekunde zu Sekunde schneller.

„Sollen wir uns schweigend lieben?“, fragte er sie. Seine Hände kribbelten, so sehr sehnte er sich danach, sie zu berühren, ihren Busen zu umfassen, ihre harten kleinen Brustwarzen zu massieren. Das Wasser lief ihm im Munde zusammen bei dem Gedanken an ihren Geschmack. Diesmal würde er sie beißen. Er würde … nein. Er würde zärtlich sein, gemahnte er sich.

Danika riss die Augen auf. „Wir werden uns nicht lieben.“

„Sondern?“, fragte er und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Wir werden Sex haben.“ Sie streckte ihr Kinn vor und brachte ihre Füße in einem gewissen Abstand zueinander in Position, wie ein kampfbereiter Krieger. „Und, ja, schweigen wäre … gut.“

Verwirrt zog er die Augenbrauen hoch. „Warum?“

„Weil ich deinen Körper will, nicht deine Lebensgeschichte“, war alles, was sie sagte. Aber in der Luft hing unausgesprochen ein anderer Satz – wie ein Damoklesschwert, das jederzeit herunterfallen und ihn in tausend Stücke zerhacken konnte: weil ich dich danach vergessen will.

Seine Miene verfinsterte sich. Kürzlich noch hatte sie beklagt, dass sie nichts von ihm wüsste, ihn aber gern näher kennenlernen würde. Was hatte sich seitdem geändert?

Vielleicht war es ein Trick, um ihn dazu zu bringen, ihr von seinen Freunden zu erzählen?

Nein. Nein, das glaubte er nicht. Er legte den Kopf schräg und musterte sie eindringlich. Ihr Kiefer war angespannt, ihre Schultern hochgezogen, ihre Wangen nur noch halb so rot.

Sie hob die zitternden Arme, zog ihr T-Shirt am Saum hoch und entblößte Zentimeter für Zentimeter ihre cremefarbene Haut. Sie hatte einen festen, flachen Bauch und einen zierlichen Bauchnabel, wie geschaffen für seine Zunge.

Eine Sekunde später stand er vor ihr und legte seine Hände auf ihre, um sie in ihrer Bewegung zu stoppen. Sie hatte ihr T-Shirt gerade über den Kopf gezogen, sodass sich ihr Gesicht seinem gierigen Blick entzog. Sie keuchte, als sein Bauch ihren Bauch berührte.

„Du willst partout nicht, dass du mich willst“, hauchte er ihr ins Ohr. Das T-Shirt verhinderte, dass sein Atem sie streichelte, trotzdem bebte sie vor Erregung. „Ich denke, du tust alles, um mich auf Abstand zu halten.“

„Kannst du mir das verübeln?“, fragte sie in einer Art zittrigem Seufzer. „Und jetzt möchte ich mich bitte ausziehen.“

„Nein, ich kann’s dir nicht verübeln.“ Er zog ihr das T-Shirt über den Kopf und warf es beiseite.

Ihre blonden Haare fielen ihr bis auf die Schultern hinunter, bedeckten teilweise ihr Gesicht. Sie trug einen schwarzen Spitzen-BH, einen von denen, die er ihr besorgt hatte. Ihre Brüste quollen oben heraus. Er schluckte, als er sich fragte, ob sie womöglich den passenden Slip dazu anhatte.

Ihr Blick verschmolz mit seinem, während sie nach dem Saum seines ramponierten Hemdes griff und es langsam hochzog. Sie musste sich auf Zehenspitzen stellen und er sich zu ihr hinunterbeugen, damit sie das Hemd ausziehen konnte. Als er sich wieder aufrichtete, entfuhr ihr erneut ein heiseres Keuchen.

„Du bist so stark.“ Sie streckte eine zitternde Hand vor und fuhr mit den Fingern leicht über seine Wunden.

Gleich bei der ersten Berührung schloss er hingebungsvoll die Augen. Was für ein wunderbarer, süßer Schmerz, wenn einem jemand über die Verletzungen streichelte!

„Wann hast du dir die zugezogen?“, fragte sie. „Ich dachte, du wolltest lieber schweigen?“

Sie seufzte.

„Vorhin.“

„Die Jäger?“

„Ja.“

Sie presste die Lippen aufeinander. „Zumindest verheilt es schon.“

Die Wunden heilten bereits? Verdammt. Wenn seine Haut verheilte, bevor er mit Danika geschlafen hätte, würde er zur Not Salz in die Wunden streuen oder sie eigenhändig aufkratzen, aber nichts würde ihn davon abhalten, diese Frau zu besitzen. Und zwar zärtlich und sanft. So wie er sich immer erträumt hatte, eine Frau zu nehmen. Wie er es nie gekonnt hatte.

„Tue ich dir weh?“, fragte sie und lachte bitter auf. „Egal. Küss … küss mich jetzt einfach. Und trag mich in dein Bett.“

Bett. Oh ja. Er öffnete die Augen und blickte zu ihr hinunter. Ein Schritt, noch ein Schritt, und sie waren beim Bett. Sobald ihre Beine die Matratze berührten, rutschte sie schnell nach hinten, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und fixierte ihn.

„Zieh deine Jeans aus“, bat er mit heiserer Stimme.

Sie sank auf den Rücken und hob ihre Hüfte an. Gürtel aufschnallen, Reißverschluss öffnen, Jeans herunterziehen. Oh, bei den Göttern, sie trug den passenden Slip – eine dunkle Gewitterwolke auf ihrer milchweißen Haut. Und sie war hoffentlich schon feucht.

Augenblicklich wurde sein Schwanz steif, begierig, in sie einzudringen. Doch plötzlich schien gähnend und schnurrend Schmerz in seinem Innern zu erwachen. Reyes knirschte mit den Zähnen.

„Du bist dran“, sagte Danika und stützte sich auf die Ellbogen. Hatte er sie vorher schon für schön gehalten? Seine Brust schmerzte, wenn er sie nur anschaute. Sie war die fleischgewordene Aphrodite. Sie war die leibhaftige Verführung. Sie war … seine.

Noch nicht … noch nicht ganz … Sie wollte mit ihm schlafen – kennenlernen wollte sie ihn nicht. Aber er würde das eine nicht ohne das andere tun.

„Du hast meine Lebensgeschichte erwähnt. Also schön, ich hab einige Jahre in einem Kerker verbracht“, sagte er. „Ich war ein freiwilliger und sehr gefügiger Gefangener, bin nicht von den Jägern eingesperrt worden, sondern hab mich einsperren lassen, weil ich mein starkes Bedürfnis, Schmerz zu erfahren und auszuteilen, nicht kontrollieren konnte.“

„Ich glaube nicht …“

„Damals, im alten Griechenland, hab ich gegen die Jäger gekämpft und haufenweise Städte zerstört. Ich hab mich quasi von Angst-und Todesschreien ernährt. Nachdem einer meiner Freunde getötet wurde, ein Mann, mit dem ich zuvor gelacht und an dessen Seite ich gekämpft hatte, drang die Wahrheit über das, was ich eigentlich war, langsam zu mir durch.“

„Das will ich nicht hören.“ Sie schüttelte so heftig den Kopf, dass ihr die seidigen Haare um die Schläfen tanzten.

„Ich wusste, dass ich niemals lernen würde, meinen Dämon zu kontrollieren, solange an jeder Ecke eine Versuchung lauerte. Am liebsten hätte ich damals jeden, der lachte und Spaß hatte, vom Erdboden ausradiert. In meinem dämonenbeherrschten Kopf gab es keinen Grund, fröhlich zu sein.“

„Reyes.“

„Also hab ich Lucien gebeten, mich einzusperren. Er war der Erste von uns allen, dem es gelungen war, Kontrolle über seinen Dämon zu erlangen. Er war dagegen, aber er hat es mir zuliebe getan. Während dieser Jahre im Verlies hab ich gelernt, mich zu ritzen, wann immer das Bedürfnis nach Schmerzen übermächtig wurde. So habe ich mir antrainiert, mich nur noch nach meinen eigenen Schmerzen zu sehnen. Und mein Dämon ist seitdem auch nur noch auf meinen Schmerz fixiert – die andere Hälfte, den Schmerz der anderen, hat er fast vergessen.“ Wenn doch das Eingesperrtsein auf Aeron ähnlich wirken würde!

„Hör auf, bitte hör jetzt auf.“

„Warum? Weil ich menschlicher wirke, wenn du weißt, dass ich gelitten habe? Weil du in mir partout nicht mehr als einen Dämon sehen willst? Weil du hoffst zu vergessen, dass ich überhaupt existiere, wenn wir erst einmal getrennt sind?“ Die letzte Frage klang wie ein wildes Knurren.

„Ja!“, schrie sie und setzte sich mit einem Ruck auf. Ihr Atem ging flach und gepresst. „Ja, okay. Ja, es ist fast wahnwitzig, dass ich dich begehre, aber ich tue es nun mal. Ich krieg dich einfach nicht aus meinem Kopf, obwohl ich eigentlich an tausend andere Dinge denken sollte. Wir haben keine Zukunft. Absolut nicht. Einer deiner Freunde will mich und die Menschen, die ich am meisten liebe, töten. Du lebst ein Kriegerleben, und ich sehne mich einfach nur nach Frieden und Harmonie.“

Das stimmte. Alles, was sie sagte, war richtig. „Und dennoch bist du hier, in meinem Bett.“ Und ich bin auch hier, vollkommen unfähig, dich gehen zu lassen.

„Ja.“ Ihre Stimme und ihr Gesichtsausdruck waren auf einmal weicher. „Ich vertraue dir. Ich vertraue dir meine Familie an. Und meinen Körper. Mach unsere Trennung, die zwangsläufig irgendwann kommen wird, nicht noch schwerer für mich. Bitte.“

Bitte. Das Wort hallte in ihm wider. Ihre erhitzten Blicke trafen sich. Einen kurzen Moment lang glaubte er, im Himmel zu sein. In der Vergangenheit. Vor seinem inneren Auge sah er sich neben Aeron, Torin, Paris und Galen stehen.

Galen. Bevor er Danika traf, hatte Reyes jahrhundertelang nicht an Galen gedacht. Galen hatte vor Energie und Lebenslust nur so gesprüht. Schon seine bloße Gegenwart hatte ihnen Kraft gegeben. Reyes hatte nicht geahnt, dass der Krieger sie, sobald er ihnen den Rücken zudrehte, verriet und gegen sie paktierte.

Als er seine sorglosen Freunde jetzt vor seinem inneren Auge sah, noch so unversehrt vom Leben, von Sünden und Qualen, hätte er am liebsten einen lauten Warnruf ausgestoßen – einen Warnruf, von dem er wusste, dass sie ihn ohnehin nicht hören würden.

Sie hatten an jenem Tag gefeiert, erinnerte er sich. In der Nacht zuvor hatte sich eine Horde von Gorgonen in Zeus’ Gemach geschlichen, in der Absicht, den Gott aus dem Schlaf zu reißen und ihn zu Stein erstarren zu lassen. Ein einziger Blick von ihnen reichte aus, um das zu bewirken – leichtes Spiel bei einem Götterkönig, der zu überrumpelt gewesen wäre, um seinen Blick rechtzeitig abzuwenden.

Paris, schon immer ein Frauenschwarm, hatte gerade mit einer der Gorgoninnen geschlafen, natürlich mit Augenbinde, um der Versteinerung zu entgehen. Die liebestrunkene Frau hatte ihm den Plan ihrer Schwestern verraten, und Paris hatte daraufhin sofort die Wachen alarmiert. Zusammen hatten sie den Gorgonen aufgelauert und sie binnen Minuten, fast ohne Blutvergießen, überwältigt.

„Wir sind unschlagbar“, sagte Galen stolz.

Torin nickte zustimmend.„Ist es falsch, dass ich Lust habe, eine dieser schlangenköpfigen Frauen zu meiner Gefangenen zu machen?“

Reyes rollte die Augen. „Du bist ja genauso schlimm wie Paris. Allein der Gedanke, beim Sex gebissen und zerkratzt zu werden“ … Er erschauerte.

„Du bist nur noch nicht auf die richtige Weise gebissen worden“, sagte Paris grinsend.

„Ich jedenfalls bevorzuge süße, zärtliche Frauen, schönen Dank“, entgegnete Aeron.

„Reyes“, sagte Danika und holte ihn damit in die Gegenwart zurück.

Er schüttelte den Kopf, wie um seine Gedanken zu ordnen. Wenn ich nur gewusst hätte, was mich da erwartete. „Ich möchte dir alles geben, worum du mich bittest, Danika.“

Erleichtert ließ sie sich auf die Matratze sinken. „Danke.“

„Aber dir zu helfen, mich zu vergessen“, fügte er hinzu, „das kann ich nicht. Du wirst mich bis in alle Ewigkeiten in meinen Träumen verfolgen. Ich muss einfach wissen, dass auch ich dir etwas bedeutet habe.“

„Das tust du“, sagte sie gequält. Sie senkte ihren Blick auf ihre Beine und zog die Knie an. „Und genau das ist das Problem.“

„Wehre dich gegen mich, versuche mir zu widerstehen, wenn du meinst, das tun zu müssen, aber tue es später. Danach. Ich werde dir sogar dabei helfen. Aber jetzt und hier gib mir bitte alles.“ Er öffnete den Verschluss seiner Jeans, schob sie hinunter und schleuderte sie beiseite. Er trug nichts als seine Waffen. „Schau mich an.“

Das tat sie. Ihr Blick wanderte direkt zu seiner Erektion, und eine Welle der Erregung überrollte sie.

„Ich mag grausam und egoistisch sein, aber mein Bedürfnis nach dir – nach dir und keiner anderen –, ist stärker als alles, was ich je empfunden habe. Ich bezweifle, dass zwei Jahre Eingesperrtsein ausreichen würden, um diese Sehnsucht auch nur einen Hauch abzuschwächen.“

„Ich … ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.“

„Dann sag nichts.“ Er brauchte von ihr keine Bestätigung, dass seine Worte sie getroffen hatten und ihr Widerstand schwand. Die leichte Röte ihrer Haut sprach eine deutliche Sprache. „Gib dich einfach hin – und nimm mich.“

Eines nach dem anderen legte er seine Messer ab. Erst als er splitternackt war, kletterte er zu ihr aufs Bett. Ihre Pupillen wurden größer, während sie ihn betrachtete. Zusätzlich zu der leichten Röte hatte sie jetzt noch eine Gänsehaut.

Er klemmte ihre Füße zwischen seine Knie und streckte die Hand aus, bis seine Finger den Saum ihres Slips zu fassen bekamen. Langsam, ganz langsam zog er an dem Höschen und entblößte das Paradies zwischen ihren Beinen.

Sie versuchte nicht, ihn aufzuhalten. Im Gegenteil: Sie ermunterte ihn, indem sie ihre Hüften anhob, damit er den hauchzarten Stoff leichter an ihren Beinen herunterstreifen konnte. Schließlich hielt er den Slip in den Händen. Er war feucht und brannte ihm auf der Handfläche. Reyes verschlang Danika mit seinen Blicken: Sie hatte schlanke Oberschenkel, das kleine Dreieck ihrer Schamhaare war sonnenblond, und ihre Beine schienen sich endlos auszustrecken, obwohl sie so klein war.

„Exquisit“, murmelte er.

„D…danke.“

Er beugte sich vor und stützte seine Handflächen auf ihrer Hüfte ab. „Soll ich weitermachen?“

„Ja.“ Es war ein verzweifelter, dringender Appell.

Sein Schwanz fing an zu zucken. „Wie sehr habe ich von diesem Moment geträumt, in dem ich dich haben kann.“ Er hob eines ihrer Beine an und presste einen zarten Kuss auf ihren Knöchel. Ihre Haut war weich und kühl, fing aber im Moment der Berührung an zu glühen.

Wieder überlief sie ein Schauer.

Mit der freien Hand schob er ganz sanft ihr anderes Bein nach oben, spreizte die Beine, weiter … weiter …

Tief in seinem Inneren knurrte es, es war ein wilder, ursprünglicher Laut. Schmerz betastete seinen Schädel von innen, erwartungsvoll, aber noch befriedigt. Danika war feucht vor Erregung. Als er ihre Wade küsste, klammerte sie sich am Laken fest.

„Willst du, dass ich … soll ich …“

„Mich verletzen?“, fragte er.

„Ja“, sagte sie zögernd.

„Nein.“ Sie in dieser Stellung zu halten und nur zu schauen, ohne sich tief in sie zu versenken, war ihm Qual genug. „Du nicht.“

Sie zog die Augenbrauen hoch. „Meinst du, dass du auch ohne Schmerz Lust empfinden kannst?“

„Oh ja.“ Das hoffte er. Jetzt küsste er die Innenseite ihrer Schenkel. Seine Zunge schnalzte, schmeckte, glitt über ihre weiche Haut.

Mit einem Stöhnen hob sie ihre Hüfte an.

Seine Finger fuhren das andere Bein hinauf und hielten Millimeter vor ihrem blonden Dreieck inne. „Soll ich weitermachen?“

„Reyes“, keuchte sie.

„Weitermachen?“, beharrte er.

„Ja. Bitte.“

Er streifte ihre feuchten Schamlippen – süßer Himmel – und vergrub einen Finger in ihr. Sie war heiß, eng und herrlich nass. „Ich wusste, dass du dich so anfühlst. Genau so.“ Rein. Raus.

„Ja. Genau so.“

Schmecke sie.

Er wusste nicht, ob dieser Wunsch tief aus seinem Innern kam oder von seinem Dämon, aber es war ihm auch egal. Am ganzen Körper bebend, beugte er sich vor und fuhr mit seiner heißen Zunge über ihre Lustperle. Himmel, genau so hatte er es sich vorgestellt. Ambrosia, stellte er fest. Sie wühlte mit ihrer Hand in seinen Haaren, ihre Fingernägel gruben sich in seine Kopfhaut.

Ja, hätte er fast geschrien.

Er leckte und saugte an ihr, steckte einen weiteren Finger in sie hinein und begann sie zu reiben und zu streicheln. Finger rein, Finger raus. Rein, raus. Wie herrlich. So verdammt gut. Das Gefühl, sie hier direkt vor sich zu spüren, mit gespreizten Beinen, war erregend und intensiv, ohne Zweifel, und es dauerte eine Weile, bis er realisierte, dass seine Wunden bereits am Verheilen waren und seine Lust … trotzdem nicht schwand. Es war absolut aufregend und erstaunlich, etwas, das er nicht verstand. Warum?

Wenn er jetzt nichts unternahm, würde seine Erregung dann nachlassen? Würde sein Dämon aufspringen und verlangen, dass er seine Geliebte verletzte? Würde er Danika manipulieren und in etwas verwandeln, was sie sich ganz sicher nicht wünschte?

Reyes wollte nicht warten, bis sich die Antworten auf diese Fragen manifestierten. Dazu stand viel zu viel auf dem Spiel.

Er streckte seine andere Hand nach hinten aus und bohrte seine Fingernägel – die sich mittlerweile schon in Klauen verwandelt hatten – in das verschorfte Fleisch seines Rückens. Ja. Ja. Der Schmerz, fließendes Blut. Wie erwartet rollte eine Welle hitziger Erregung durch seinen Körper, fachte seine Lust an.

„Wer ist hier bei dir? Jetzt und hier?“

„Hör nicht auf“, flehte sie.

„Wer ist jetzt und hier bei dir?“, wiederholte er, diesmal etwas barscher.

„Du.“

„Wie heiße ich?“

„Reyes.“

„Und wen begehrst du?“

„Reyes.“

Er massierte Danikas Klitoris immer heftiger, und schließlich so frenetisch, dass sie aus dem Stöhnen gar nicht mehr herauskam. Und dieses ekstatische Stöhnen war Balsam für seine gepeinigte Seele. Sie bettelte nach mehr, und gleichzeitig flehte sie ihn an aufzuhören. Ersteres gewährte er ihr, Letzteres nicht. Stattdessen steckte er einen dritten Finger in sie hinein und dehnte sie.

Bebend kam sie zum Höhepunkt.

Rund um seine Finger und seine Zunge spannte sie sich an, hielt ihn fest mit einem Ring aus Muskeln. Gierig trank er jeden Tropfen ihrer Lust.

Als sie sich etwas beruhigt hatte, setzte er sich auf. Ihre Blicke trafen sich und verschmolzen miteinander. Sie zitterte immer noch, befriedigt, ihre Augenlider waren halb geschlossen … und trotzdem blitzte immer noch Verlangen in diesen smaragdgrünen Augen auf. „Du hast nicht …“

„Nein.“

Sie leckte sich über die Lippen. „Wirst du noch …“

„Oh ja.“

„Brauchst du …“

Er schüttelte den Kopf, hielt dann inne. Sein Körper brannte vor unerfüllter Lust. Was für ein köstlicher Schmerz. Mit geschlossenen Augen genoss er das Gefühl. Andere Partnerinnen hatten ihn windelweich geschlagen, ihn geritzt und gebissen – aber keine hatte ihn so gequält. Der Lustschmerz durchströmte ihn, es war wie eine disharmonische Melodie, die ihm auf die süßestmögliche Art Trost spendete. Die Art von Trost und Besänftigung, die er sich immer erträumt und von der er nie gehofft hatte, sie jemals am eigenen Leib zu erfahren.

Wie hatte sie ihm das geben können?

„Du bist so schön“, wisperte Danika. „Ich möchte dich malen, genau so wie du jetzt bist.“

„Das würde mir gefallen.“ Reyes öffnete die Augen und kroch an ihrem weichen Körper hinauf. Er öffnete die Schnalle ihres BHs und zog ihn aus. Ihre vollen Brüste streckten sich ihm entgegen. Ihre Knospen, rosa und rundum perfekt, waren immer noch hart.

Er leckte und saugte erst an der einen, dann an der anderen, bis Danika sich vor Lust wand und krümmte, und ihn erneut anflehte. Auch er selbst stand kurz davor, sich in ihr zu verlieren. Sein Dämon drängte ihn, verlangte mehr.

„Ein Kondom“, keuchte sie. „Ich will dich in mir spüren. Jetzt sofort.“

Er nickte, griff sich eines der eingeschweißten Päckchen, das er von Paris geklaut und in seinem Nachttisch deponiert hatte, und zog es über. Er wollte nicht riskieren, sie zu schwängern, obwohl sich ein Teil von ihm danach sehnte. Aber das würde er ihr nicht antun, niemals würde er ihr zumuten, die Frucht eines Dämons auszutragen.

Zumindest in dieser Hinsicht war er kein Egoist.

„Fertig?“, fragte sie und rieb sich selbst an seiner Erektion, feucht und glatt. Wunderbar lüstern. Ihre Brustwarzen streiften seine Brust, erzeugten eine köstliche Reibung. Zum ersten Mal wünschte er sich nicht, an ihrer Stelle Rasierklingen auf seiner Haut zu spüren. „Fertig?“, fragte sie noch einmal.

Himmel, ja.

Er brauchte seinem Schaft den Weg in sie hinein nicht zu zeigen. Seine Schwanzspitze schmiegte sich bereits an den Rand ihrer Muschel, zu allem bereit … angezogen wie von unsichtbaren Fäden. „Genießen und auskosten“, sagte er. „Wir müssen es genießen.“

Sie biss sich auf die Unterlippe. „Was für eine Qual, zu warten! Ich dachte, du wolltest niemanden mehr quälen.“

Er lächelte angestrengt.

„Bitte! Jetzt! Reyes!“

Unfähig, noch länger zu warten, schaute er ihr ins Gesicht und ließ sich in voller Länge in sie hineingleiten, immer wieder, ekstatisch stöhnend.

Sie hatte ihre Arme und Beine um ihn geschlungen, nicht nur um sich an ihm festzuklammern, sondern um ihn mit ihrem ganzen Sein zu umgeben.

Und plötzlich, einfach so, kam sie zum zweiten Mal zum Höhepunkt.

Ihr Keuchen beflügelte ihn. Rein und raus, wie zuvor seine Finger. Rein und raus, so wie er es sich immer vorgestellt hatte. Seine Gedanken verschwammen, nur Danika, sein Fokus, blieb scharf. Danika mit ihrem perfekten Körper und ihrem Gewitterduft. Mit ihrem süßen Stöhnen und ihren zarten Händen, die jetzt seinen Rücken tätschelten. Nichts anderes war wichtig. Niemand anderes war wichtig. Oh, was für eine süße Qual.

Mehr. Ich brauche mehr.

Seine Lippen verschmolzen mit ihren in einem glühenden Kuss, seine Zunge begab sich gierig auf Entdeckungstour. Ihre Wollust verschmolz mit seiner, sie verbrannten, versengten sich gegenseitig. Vielleicht strömte sogar ihre Güte in ihn ein, denn er sah Lichtpunkte in der Finsternis seiner Seele aufblitzen und die Schatten in alle Richtungen zerstieben.

Mehr!

Sie krümmte und wand sich, ihre zwei Knospen rieben sich immer noch an seiner Brust, und der süße Duft ihrer befriedigten Lust umhüllte ihn.

„Wie kann es sein, dass ich immer noch mehr will?“, keuchte sie. „Ich kann einfach nicht genug von dir kriegen … ich brauche …“

Die Lust wurde übermächtig, sie brannte und stach … und Reyes explodierte. Ohne sich ritzen zu müssen. Das bisschen Kratzen auf dem Rücken hatte gereicht. Und die meiste Zeit hatte er Lust gehabt, hatte genossen. Ein erstauntes, glückseliges Stöhnen entfuhr ihm, und gleichzeitig schoss heißer Samen aus ihm heraus. Durchaus möglich, dass sein Geist seinen Körper zusammen mit dem Samen verließ.

Er wusste nicht, was passiert war und wie es passiert war. Er wusste nur, dass sein Herz wie wild hämmerte, seine Muskeln sich zusammenkrampften, und es in seinem ganzen Körper pochte und pulsierte. Alles, was er sah, war der Himmel. Wolken, das Vorübergleiten weiß befederter Flügel, Goldglanz, das regenbogenfarbene Leuchten von Edelsteinen. Eine kühle Brise streichelte ihn. Er schwebte, stieg in die Höhe, vollkommen schwerelos.

Und dann entlud sich der letzte Spritzer seiner Lust, bevor er auf Danikas Körper zusammenbrach. All seine Energie war verbraucht. Die Wolken und die weißen Flügel waren verschwunden, Goldglanz und Regenbogenfarbe verblasst. Schweiß klebte auf seiner Haut.

Unter ihm glühte Danika, keuchend und bebend.

„Was ist passiert?“, fragte sie.

„Ich bin gekommen.“ In einem Höhepunkt, wie er ihn nie zuvor erlebt hatte.

„Nein, Reyes, du bist verschwunden.“