14. KAPITEL
Wie geht es dir, Danika?“
Danika hockte auf der Kante von Reyes’ Bett. Sie hatte ihren Kopf auf die Beine sinken lassen und atmete flach, gepresst und mit größter Anstrengung. Seit Aeron ihr gestanden hatte, ihre Großmutter getötet zu haben, war eine Stunde – vielleicht auch eine Ewigkeit – vergangen.
Danika hatte jedes Detail aus Aeron herausgeholt: Sein Bericht deckte sich mit dem, was Stefanos Leute gesehen hatten. Ich hab sie in ein Gebäude getragen. Sie war bereits verletzt und blutete. Ich hab meine Krallen ausgefahren. Sie schrie. Und das ist alles, was ich erinnere.
Danikas anfänglicher Schock war einer Mischung aus Zorn, Wut und Trauer gewichen. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wie sie Aerons Kerker verlassen hatte und in Reyes’ Schlafzimmer gekommen war. Reyes musste sie getragen haben. So wie Aeron ihre Großmutter in den Tod getragen hatte?
„Ich muss sie sehen“, brachte sie hervor. „Ich muss meine Mutter und meine Schwester sehen.“ Ob sie schon von Grandma Mallory wussten? Waren sie bei dem schrecklichen Ereignis vielleicht sogar dabei gewesen? Oh Gott, oh Gott, oh Gott. Tränen quollen ihr aus den Augen. Sie würde sie finden, es ihnen erzählen, falls sie es noch nicht wussten, und danach hierher zurückkommen und Aeron sein finsteres Herz durchbohren.
Nein, halt. Sie würde zuerst Aeron erstechen, denn dann könnte sie ihrer Familie wenigstens eine gute Nachricht überbringen. Doch so richtig erfreuen konnte sie sich an dem Gedanken nicht.
Warme, starke Hände legten sich um ihre Oberarme und zogen sie langsam hoch. Die Finsternis ihrer nächtlichen Albträume umhüllte sie jetzt sogar schon am helllichten Tag. Doch aus dieser Dunkelheit tauchten plötzlich Reyes’ Konturen auf, und er sah wild entschlossen aus, sie zu retten. „Es tut mir so leid, was passiert ist, mein Engel, es tut mir so leid.“
Ihre Lippen bebten, und ihr Hals war wie zugeschnürt. „Es tut dir leid?“, stieß sie hervor und spürte, wie ihre Wut – in einer Art Selbstschutz – alle anderen Gefühle verdrängte. „Du hast deinen Teil zu alledem beigetragen, du Mistkerl, also lass mich verdammt noch mal in Ruhe. Meine Großmutter war eine großartige Frau. Liebevoll und zärtlich. Gib’s schon zu: Du bist froh, dass sie fort ist, oder? Oder?“, schrie sie, als er nicht antwortete.
„Ich bin überhaupt nicht froh. Es schmerzt mich zu sehen, wie schlecht es dir geht.“
„Aber du magst es doch, wenn es schmerzt, stimmt’s?“
„Danika, ich …“ Eine drückende Stille breitete sich aus. „Aeron hat gesagt, er glaubt, sie getötet zu haben. Vielleicht hat er das gar nicht. Vielleicht hat sie überlebt.“
„Eine achtzigjährige Frau gegen einen übernatürlich starken Dämon?“ Danika lachte bitter auf. „Das glaubst du ja wohl selbst nicht.“
Reyes’ Finger gruben sich tiefer in ihre Haut, und er schüttelte sie. „Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben.“
„Hoffnung.“ Erneutes freudloses Lachen. „Hoffnung ist ein Dämon, der noch schlimmer ist als dein Schmerz.“
Reyes ließ sie los, als hätte sie Hörner bekommen und ihn damit aufgespießt. Obwohl: Das hätte ihm gefallen, dachte sie düster. Dann wäre er sicher nicht auf Abstand gegangen. Wahrscheinlicher war da wohl, dass er sie losgelassen hatte, weil er fürchtete, sie würde ihn wieder küssen wollen.
„Gib mir bitte eine ehrliche Antwort: Hast du diesen Vergleich aus Verzweiflung über Aerons Worte gezogen, oder glaubst du wirklich, dass Hoffnung ein Dämon ist?“
„Spielt das eine Rolle?“
„Ja.“
Sie zuckte die Achseln, wieder wie benommen. Sie war sogar so durcheinander, dass sie nicht weiter darauf achtete, welche Wendung das Gespräch nahm. „Beides.“ Was waren die letzten beiden Tage doch für eine Berg-und-Tal-Fahrt gewesen! Es war einfach zu viel!
„Woher weißt du, dass Hoffnung ein Dämon ist?“, fragte er. „Die Menschen halten die Hoffnung immer für eine wundervolle, positive und richtige Sache.“
„Also stimmt es?“ Was gab es da draußen eigentlich noch alles, das Freude stahl und Leben zerstörte? „Eigentlich sollte mich das erstaunen.“
„Warum?“
Wieder zuckte sie die Achseln. „Grandma Mallory hat mir immer viele Geschichten erzählt. Ich habe sie für harmlos gehalten, dachte, es wäre ihre Art, mit dem Chaos ihres Lebens fertig zu werden.“
„In dem Punkt“, gab er widerstrebend zu, „hatte sie recht. Hoffnung ist tatsächlich ein Dämon. Ein Monster, das jetzt in einem unsterblichen Krieger wohnt, der ähnlich trügerisch ist wie sie selbst.“
Und wie du, hätte sie fast gesagt, verkniff es sich aber gerade noch. Reyes hatte sich ihr gegenüber noch nie von einer unangenehmen Seite gezeigt. „Kennst du ihn … es?“ Ihr Mund verzog sich vor Ekel. „Und wieder frage ich mich, warum ich nicht erstaunt bin. Grandma hat mir erzählt, dass Hoffnung vorsätzlich Erwartungen schürt, dass er Menschen an Wunder glauben lässt, nur um die Erwartungen sogleich zu durchkreuzen und nichts als Elend und Verzweiflung zu hinterlassen.“ Stefano hatte recht. Die Welt wäre um einiges besser ohne Dämonen.
„Wir sind nicht alle so“, sagte Reyes, als hätte er ihre Gedanken gelesen. „ Hoffnung wurde in einen Krieger wie mich eingesperrt, ja, das stimmt. Er hieß Galen. Aber er war ein korrupter Typ, und sein Dämon war genauso korrupt, und zusammen waren die beiden gefährlicher als jeder andere hier in der Burg. Als ich Galen und seinen Dämon kennenlernte, amüsierten sich die beiden gerade damit, den Menschen in ihrer Umgebung Mut zu machen, nur um sie danach in die Katastrophe laufen zu lassen.“
Danika schlang die Arme um ihren Oberkörper. Ihr war wieder kalt. So kalt. Was für eine Entwicklung: von glühender Wut zum Nichts und jetzt zu dem hier. Die ganze Palette. Zwei Wochen lang hatte sie diesen Tag gefürchtet, hatte solche Angst gehabt zu erfahren, dass ihre geliebte Grandma ermordet worden war. Ermordet zu einem Zeitpunkt, als Danika zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt gewesen war, um ihr zu Hilfe zu eilen.
Reyes’ Blick bohrte sich wie ein Laser in sie hinein. „Ich brauche eine ehrliche Antwort von dir, Danika. Hast du irgendetwas von dem, was du mir gerade erzählt hast, von den Jägern erfahren?“
„Nein.“ Die Jäger hatten weder Galen noch Hoffnung erwähnt.
Einen Moment lang starrten sie sich schweigend an. Sie konnte nur vermuten, was er dachte. Dass sie nicht mehr Wort halten, sondern die Krieger an die Jäger verraten würde, jetzt, wo sie wusste, dass ihre Großmutter tot war? Dass sie deswegen sterben musste? Dass es keine Rettung mehr für sie gab?
Süße Grandma Mallory. Die Erinnerung an eine lang zurückliegende Nacht schoss Danika durch den Kopf. Sie war mit ihrer Großmutter oben in ihrem Baumhaus gewesen, die Sterne funkelten am Himmel.
„Lehn dich zurück, kleines Mädchen, deine Grandma erzählt dir noch eine Geschichte.“
Schlotternd war Danika in ihren Schlafsack gekrabbelt. Die verschiedenen Düfte der kühlen Nacht wehten vorbei, beruhigten Danika aber nicht. Die Geschichten ihrer Großmutter waren so ganz anders als die Märchen, die ihr ihre Schwester immer vorlas. „Wird mir die Geschichte Angst machen?“
„Vielleicht, aber es ist in Ordnung, wenn man hin und wieder ein bisschen Angst hat. Ich möchte nicht, dass du so wirst wie ich. Ich möchte, dass du stärker bist, besser vorbereitet.“
„Ich möchte nicht vorbereitet sein, ich möchte keine Angst haben.“
„Das möchte niemand, und trotzdem ist es gut, dieses Gefühl hin und wieder zu verspüren. So hast du die Chance zu beweisen, dass du stärker bist als die Angst.“
„O…okay. Ich höre dir zu.“
„Du bist doch ganz mein kleines Mädchen!“
Obwohl Danika diese Geschichten damals noch als reine Fiktion ansah, hatten sie sie gegruselt – allerdings nicht so, dass sie sie nachts vom Schlafen abgehalten oder ihr die Lebensfreude genommen hätten. Dank ihrer Großmutter. Während ihre Eltern sie wegen ihrer Albträume verhätschelten und verzärtelten, hatte Mallory ihr immer geholfen, sich gegen die Träume zu wappnen und zu stärken, sodass sie nicht eines Tages unter dem Druck zusammenbrechen würde, wie es ihr selbst passiert war. Sie hatte Danika beigebracht, das Böse bereits im Kopf zu bekämpfen und zu besiegen.
Und es hatte funktioniert … bis Reyes und seine Freunde in ihr Leben eingedrungen waren. Seitdem war sie wieder zu einem furchtsamen kleinen Mädchen geworden. Und leider würde sie sich jetzt auch nicht mehr weismachen können, dass all diese Geschichten reine Fiktion wären. Viel zu gut wusste sie inzwischen, dass ihre Großmutter Dinge gesehen hatte. Hässliche Dinge. Böse Dinge. Reale Dinge.
„Was für Geschichten hat sie dir noch erzählt?“, fragte Reyes.
„Wenn ich es dir sage, hilfst du mir dann, ihren … ihren Körper zu finden? Und ihr ein würdiges Begräbnis zu geben?“
„Ja. Wenn sie überhaupt tot ist. Ich glaube immer noch an die Möglichkeit, dass sie überlebt hat.“
Jetzt wage es bloß nicht zu hoffen. Du hast gerade bestätigt bekommen, dass Hoffnung ein Dämon ist. Danika breitete die Geschichten ihrer Großmutter im Geiste vor sich aus, ging sie alle durch und versuchte die wichtigsten Aspekte herauszufiltern. Sie wusste nicht, wie lange sie so grübelte. Aber als sie aufsah, saß Reyes ihr direkt gegenüber auf einem Stuhl, dicht genug, um sie zu berühren, schweigend und geduldig.
„Wusstest du, dass es damals mehr Dämonen gab als unsterbliche Krieger?“, fragte sie leise. „In Ermangelung der Büchse mussten einige von ihnen in die Gefängnisinsassen des Tartaros gesperrt werden. Zum Beispiel die Dämonen der Angst, der Einsamkeit und der Habgier.“
Er sah nur für einen kurzen Moment ungläubig drein und fuhr sich mit zwei Fingern über sein Kinn. „Wurden auch einige in das Innere von Titanen gesperrt?“, fragte er, doch die Frage war gar nicht an sie gerichtet. Er dachte bloß laut. „Sie waren nämlich zu der Zeit dort gefangen. Natürlich gab es in jeder Epoche Hunderte anderer Unsterblicher, die dort weggeschlossen waren …“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, nein das ist nicht möglich. Wenn das passiert wäre, hätte ich davon erfahren.“
„Vielleicht wusste dein Dämon nichts davon. Er war in einer kleinen, dunklen Büchse eingesperrt. Und außerdem bezweifle ich, dass eure Götter euch alles erzählen. Alles, was ich weiß, habe ich dir erzählt. Glaub es oder glaub es nicht. Mir ist das egal.“
„Aber wie konnte deine Großmutter von diesen Dingen wissen …?“ Er unterbrach sich und holte tief Luft. „Sie war genau wie du, oder nicht? Sie hatte Visionen?“
Danika nickte traurig. „Wir sind unser ganzes Leben lang von Dämonen heimgesucht worden.“ Sie hat mir geholfen, mit meinen Träumen zurechtzukommen, aber ich habe dabei versagt, ihr zu helfen und sie zu retten. Ich hätte bei ihr bleiben und auf sie aufpassen sollen.
Reyes’ dunkle Haut, die Danika so gern anfasste, war blass geworden. „Das ist … das ist zu viel, um es zu glauben“, brachte Reyes hervor. „Es gab noch mehr Dämonen? Und noch mehr besessene Krieger?“ Er schüttelte den Kopf und strich sich mit der Hand über das Gesicht. „Weißt du, was das bedeutet?“
„Dass du mir jetzt die Kehle aufschlitzen musst?“ Danika klang vollkommen emotionslos und unbeteiligt.
Reyes schüttelte heftig den Kopf. „Ich hab’s dir doch schon gesagt: Ich werde dir nichts antun. Nicht jetzt und nicht später. Danika, das alles bedeutet, dass wir schon von Anfang an miteinander verbunden sind.“
In seiner Stimme lag Ehrfurcht. Verehrung. Doch sie verstand nicht, was er meinte. „Seit dem Beginn von was?“, fragte sie, plötzlich so müde, dass sie kaum mehr den Kopf hochhalten konnte. Trotz all meiner Kampf-und Selbstverteidigungskurse habe ich es nicht geschafft, die Frau zu retten, bei der ich jeden Sommer verbracht habe, mit der ich im Wald verstecken gespielt habe und die mir das Fahrradfahren beigebracht hat. Ob Mallory nun wohl in Frieden und Einklang mit den Engeln war, die sie beide ständig in ihren Träumen gesehen hatten?
Reyes räusperte sich: „Ich glaube, dass wir seit dem Zeitpunkt meiner Erschaffung miteinander verbunden sind.“
Das würde bedeuten, dass das Schicksal in ihr beider Leben hineingespielt hatte. Aber gerade in diesem Augenblick wollte Danika nichts vom Schicksal hören.
„Deine Großmutter, die dir von Hoffnung erzählt hat, ist diejenige …“
Er verstummte, als hätte er Angst, das Thema von Neuem anzuschneiden.
„Ja, sie ist diejenige, die Aeron …“, ihr ging das Wort kaum über die Lippen, „… getötet hat.“ Sie wird nie wieder Geschichten erzählen. Danika kniff die Augen zu, um ihre Tränen zurückzuhalten. Sobald ich wieder bei Kräften bin, rechne ich mit Aeron ab.
Finger fuhren sanft über ihre Augenbrauen und strichen ihr zärtlich über die Nase.
Sie erschauerte, überrascht von der Wärme und Entspannung, die sich mit dieser Berührung auf sie übertrugen. Doch wie kam sie überhaupt dazu, hier zu sitzen und sich in dieser Weise von einem Dämon anfassen zu lassen? Sich von einem Dämon – Schmerz – trösten zu lassen? „Erzähl mir von dem Krieger, der den Dämon Hoffnung beherbergt“, bat sie. Sie würde die Information ohne Zögern an Stefano weitergeben. Es wäre kein Verrat an Reyes, die Jäger über einen Mann zu informieren, den er selbst hasste.
Reyes zog seine Augenbrauen hoch. „Warum?“
„Um mich abzulenken. Ich möchte nicht an meine … ich möchte einfach überhaupt nicht mehr denken.“
Wieder streckte Reyes seinen Arm aus und strich ihr behutsam eine Haarsträhne hinters Ohr. „Galen und ich waren früher einmal Freunde. Wir waren Soldaten in Zeus’ Elitearmee. Damals wusste ich noch nicht, dass er ein Typ ist, der dir erst ins Gesicht lächelt und dann, sobald du dich umdrehst, seinen Dolch in den Rücken rammt.“
„Wo ist er jetzt?“
„Das weiß ich nicht. Er verschwand, nachdem er von dem Dämon besessen wurde.“ Reyes beugte sich hinunter und gab ihr einen zarten Kuss auf die Wange. „Soll ich dir irgendetwas bringen? Hast du irgendwelche Wünsche?“
„Ich werde deinen Freund umbringen, Reyes.“ Das Geständnis brach einfach so aus ihr heraus. „Aeron. Ich weiß, dass ich dir versprochen habe, es nicht zu tun, aber …“
Er seufzte müde. „Ich möchte nur, dass du dir das vorher gut überlegst. Aeron ist stärker als du, er ist unsterblich, du bist es nicht. Selbst wenn es dir gelingen sollte, ihn zu verletzen, wird er daran höchstwahrscheinlich nicht sterben. Du hingegen wirst kaum eine Chance haben.“
„Ich mache es, wenn er schläft. Da hab ich überhaupt keine Skrupel. Oder …“ Sie blickte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Der Raum um sie herum verschwand, sie sah nur noch Reyes. „Du bist genauso stark wie er. Du hast ihn früher schon besiegt. Er hatte es auf mich abgesehen, und du hast ihm Einhalt geboten.“
Während sie noch sprach, zeichnete sich Unbehagen auf Reyes’ markigem Gesicht ab.
„Töte ihn für mich“, flehte sie ihn an.
„Danika …“
„Töte ihn, und ich werde alles tun, was du verlangst. Ich werde dir so oft in die Haut schneiden, wie du es wünschst.“
„Danika“, sagte er wieder. Zwischen den drei Silben ihres Namens hörte sie den Kampf heraus, den er mit sich ausfocht.
Zweimal hatte sie ihn schon mit Aeron kämpfen sehen, doch noch nie hatte sie einen so gequälten Ausdruck auf seinem Gesicht gesehen wie jetzt. Sie spürte einen Kloß im Hals und musste schlucken. Ihr Magen zog sich zusammen. Doch sie nahm ihre Bitte nicht zurück.
„Wie ich schon sagte, ist deine Großmutter vielleicht noch am Leben. Warum schließt du diese Möglichkeit völlig aus?“
„Weil sich Aeron an all ihr Blut erinnert.“ Außerdem hatten die Jäger ihn dabei beobachtet, wie er einen bewusstlosen Körper wegschleppte. Doch das durfte sie natürlich nicht erwähnen.
„Aber Aeron hat sich nicht daran erinnert, ihr den Todesstoß versetzt zu haben. Und ein Krieger wie er würde so etwas niemals vergessen. Das bedeutet, dass sie noch geatmet haben muss, als er sie verlassen hat.“
Vielleicht … möglicherweise … was, wenn …
„Morgen früh bringe ich dich zu deiner Schwester und deiner Mutter, vielleicht kannst du über sie deine Großmutter ausfindig machen. Zunächst werde ich dafür sorgen, dass Torin die beiden heute Abend jagt … äh nein, verdammt … dass er sie findet. Torin wird sie für dich aufspüren.“
Danika erstarrte, jeder einzelne Muskel ihres Körpers versteifte sich. „Wird er ihnen etwas antun? Wenn er sie verletzt, werde ich …“
„Nein, nein, du hast mein Wort. Ihnen wird nichts geschehen.“
Sie glaubte ihm. Es war dumm von ihr, aber sie tat es. Im Augenblick hatte sie keine andere Wahl.
„Und wir werden auf jeden Fall auch deine Großmutter finden. Was auch immer mit ihr passiert ist, du wirst es erfahren.“
Auf jeden Fall … was auch immer. Verhängnisvolle Worte. Und dennoch: Wieder begann die verhasste Hoffnung in ihr zu erwachen. Vielleicht … möglicherweise … was, wenn … Schon wieder zuckten ihr diese Formulierungen durch den Kopf. Sie nahm an, dass es in der Natur des Menschen lag, stets das Beste zu hoffen, zumal es so schwer war, das Schlimmste zu vermuten, ohne einen sicheren Beweis dafür zu haben. Sie hatte den Körper ihrer Großmutter nicht gesehen. Und wie Reyes ihr eben in Erinnerung gerufen hatte: Aeron hatte gesagt, dass er glaubte, sie getötet zu haben. Er war sich nicht sicher, ob es tatsächlich so war.
Vielleicht war Grandma Mallory ja wirklich noch am Leben.
Danikas Benommenheit begann langsam zu schwinden und wich einem noch etwas unsicheren Gefühl der Erleichterung. „Ich würde lieber schon heute Abend aufbrechen“, erwiderte sie. „Aeron weiß, wo sie sind. Bring ihn zum Reden.“
„Ich hab’s versucht. Zweimal. Und willst du ihn wirklich permanent daran erinnern, dass sie irgendwo da draußen herumlaufen? Wo er sich doch nichts sehnlicher wünscht als ihren Tod. Torin kann ihren Aufenthaltsort herausfinden, da bin ich mir sicher. Er braucht nur etwas Zeit dafür.“
Sie umklammerte seine Handgelenke und blickte zu ihm hoch, wollte ihn küssen und zugleich am liebsten wegschubsen. Wollte ihn umarmen und gleichzeitig schlagen. „Danke.“
„Du bist so wunderbar“, flüsterte er. Dann schüttelte er den Kopf, als wolle er wieder zu klarem Verstand kommen, weil er selbst nicht glauben konnte, was er da gerade gesagt hatte. „In Aerons Verlies hast du gesagt, dass du zeichnest, um dich von den Visionen deiner Albträume zu befreien. Warum zeichnest du heute Abend nicht? Das könnte dich erleichtern.“
Werde nicht weich. Du stehst schon viel zu dicht am Abgrund. „Du erhoffst dir damit doch nur Einblicke in meinen Kopf.“
„Kann ich nicht beides wollen? Trost und Entspannung für dich und das Wissen, das du von den Göttern hast?“
Sie wusste nicht mehr, was sie sagen sollte, ließ ihn los und zuckte die Achseln. „Dann bräuchte ich aber die entsprechenden Materialien.“ Sie spürte, wie der Gedanke, wieder einen Pinsel in Händen zu halten, sie erregte. Sie hätte nicht geglaubt, je wieder zu malen.
Reyes’ Wangen färbten sich plötzlich rosig, und er musste sich räuspern. Dann richtete er sich auf und wandte den Blick ab. „Ich hab …ich hab bereits alles hier, was du brauchst.“
Danika musterte sein Profil. Seine Nase war etwas länger als die der anderen Krieger, sah fast ein bisschen aristokratisch aus. Seine Wimpern waren dicht und geschwungen. Sein Kinn sprang störrisch vor. „Was meinst du damit?“
„Ich war bei dir zu Hause. Ich hatte doch dein Portemonnaie und deine Adresse. Nachdem du weg warst, hat es mich einfach dorthin gezogen. Ich bin zu deinem Haus gereist, habe deine Malutensilien gesehen und genau die gleichen Dinge für die Burg gekauft. Nur für den Fall.“ Seine Stimme klang heiser. „Wirst du sie benutzen?“
Nur für den Fall … was? „Ich … vielleicht.“ Er war bei ihr zu Hause gewesen? Was hatte er von ihrem kleinen vollgestopften Häuschen gehalten? Hatte er es gemocht? Oder nicht? Und warum fühlte sich die Vorstellung, dass er sich inmitten ihrer Habseligkeiten bewegt hatte, so … so richtig an?
Reyes versuchte nicht, sie zu überreden. Er nickte einfach nur, so als verstünde er ihre Zurückhaltung. „Ich muss kurz weg, mit Torin sprechen. Kommst du solange alleine klar?“
Sie war sich nicht sicher, ob sie je wieder alleine klarkommen würde, aber sie sagte: „Ja, natürlich.“
Endlich blickte Reyes sie wieder an, beugte sich zu ihr hinunter und drückte ihr sanft einen Kuss auf den Mund. Bereitwillig öffnete sie die Lippen. Seine heiße Zunge arbeitete sich voran, langsam, zärtlich, eher Trost spendend als leidenschaftlich. Und sie ließ ihn gewähren, zu aufgewühlt, um ihm Einhalt zu gebieten.
„Mein Engel“, keuchte er.
Automatisch schlang sie ihre Arme um seinen Hals und zog ihn dichter zu sich heran. Könnte sie ihn doch nur für den Rest ihres Lebens so festhalten! In diesem Augenblick gab es keinen Schmerz und keinen Verlust mehr, und alle Vielleichts und Eventuells hatten sich in Luft aufgelöst. Es gab nur noch diesen starken Mann hier, der all ihre Dämonen verscheuchte.
Seine Finger ruhten auf ihrer Taille, und er zog sie so dicht an sich heran wie nur möglich. Sie öffnete ihre Beine, erlaubte ihm die entscheidende Berührung, lud ihn ein, seinen harten Schwanz gegen ihren weichen Schoß zu drücken. Sie keuchte, als eine Welle heißer Lust sie durchströmte und alle Erschöpfung mit einem Schlag vertrieb.
Doch dann erinnerte sie sich daran, wie er sie heute Morgen geküsst und keinerlei Lust dabei empfunden hatte. Bis sie ihm wehgetan hatte. Er hatte ihr sogar gestanden, überhaupt nichts fühlen zu können, wenn er nicht gebissen, geschlagen oder geschnitten wurde.
Und obwohl er sie in diesem Moment nur küsste, um ihr etwas von seiner Kraft und Ruhe abzugeben, wollte sie, dass er Lust dabei empfand. Gleichzeitig redete sie sich ein, sich nur deshalb um seine Sinnesfreuden und seinen Genuss zu sorgen, damit er sie auch weiterhin beschützte. Damit sie ihm zu gegebener Zeit mehr am Herzen lag als Aeron. Damit er Aeron endlich tötete. Sie redete sich ein, dass Reyes, wenn er sie begehrte, sein Wort halten und sie am nächsten Morgen zu ihrer Familie bringen würde.
Doch tief in ihrem Innern wusste sie, dass sie sich selbst belog.
Tief in ihrem Innern wollte sie ihn, begehrte sie ihn, hatte sie ihn von Anfang an begehrt. Damals, als Geisel in der Burg, hatte sie ihm ganz unerwartet gegenübergestanden, als er in ihr Zimmer gestürmt kam, weil er Hilfe für Ashlyn brauchte. Für sie hatte sich diese erste Begegnung angefühlt, als hätte jemand ein Streichholz in ihrer Brust angezündet, um ein großes, loderndes Feuer zu entfachen. Jeder Mann, den sie bis dahin geküsst hatte, und auch die zwei Männer, mit denen sie geschlafen hatte, waren mit einem Schlag verblasst, so als hätten sie nie existiert.
Seltsam. Abgesehen von ihren Visionen und ihrer heimlichen Malerei war sie nie ein besonders versponnener, verträumter Mensch gewesen. Nur an die Liebe hatte sie stets geglaubt – obwohl sich ihre Eltern hatten scheiden lassen, als sie gerade mal zehn war, und ihr Vater eine neue Familie gegründet hatte, ohne sich weiter um die bereits existierende zu kümmern. Aber dafür hatten sich ihre Großeltern sehr geliebt und waren erst durch den Tod getrennt worden.
Und Danika, die die Liebe noch nie am eigenen Leib erfahren hatte, hatte es immer vorgezogen, auf sie zu warten, anstatt sie – wie viele ihrer Freunde – krampfhaft zu suchen. Sie hatte gelebt, als würde sich die Zukunft endlos vor ihr ausdehnen, als hätte das Morgen mehr Gewicht als das Hier und Jetzt.
Aber mit ihrer Entführung hatte sich das jäh geändert. Ihre Welt war mit einem Schlag zusammengebrochen, und als sie die Einzelteile ihres Lebens mühsam wieder zusammengesetzt hatte, musste sie feststellen, dass die Zukunft alles andere als sicher war und dass es einzig und allein auf das Hier und Jetzt ankam.
Und hier und jetzt hatte sie Reyes.
Sie würde ihm permanent wehtun müssen, um seine Liebe zu gewinnen und ihn an sich zu binden. Früher hätte sie sich nicht einmal vorstellen können, ihm bei seinen Selbstverstümmelungen auch nur zuzuschauen. Jetzt aber … „Ich will“, sagte sie und merkte erst, als sie die Worte hörte, dass sie laut gesprochen hatte.
Er knabberte an ihrer Unterlippe. „Was? Was willst du?“ Seine Finger legten sich enger um ihre Taille, gruben sich fast in ihre Knochen.
„Dich.“ Sie bekam kaum Luft.
Die feinen Fältchen um seine Augen wurden weicher. „Du weißt nicht, was du dir da wünschst, mein Engel.“
„Dann zeig es mir.“
„Nein.“ Er presste seine Lippen wieder auf ihren Mund und schob seine Zunge unter ihre. Sein Geschmack wirkte wie eine Droge auf ihre ausgehungerten Sinne.
Wie lange war es her, seit jemand sie so in den Armen gehalten hatte? Wie lange war es her, dass sie nicht auf der Flucht war – als Spielball unbekannter Mächte?
„Wir können so nicht weitermachen.“
„Was?“ Sie schlang die Arme noch fester um ihn. „Nein!“
„Es geht nicht.“ Ein letztes Mal drückte er ihre Hüfte an seinen Körper, seine Hände waren wie Brandeisen auf ihrer Haut. Dann schob er ihre Arme weg und schaffte es endlich, sie loszulassen.
Sie öffnete blinzelnd die Augen. Er schwitzte, seine Lippen waren aufeinandergepresst, sein Atem ging unregelmäßig. Anspannung lag in seinen wunderschönen dunklen Augen – Augen, in denen sich tausend unterschiedliche Bedürfnisse widerspiegelten, die sie niemals würde erfüllen dürfen.
Diesmal schien er sie sehr wohl zu begehren, auch ohne dass sie ihm wehgetan hätte. Dabei hatte er doch gesagt, dass das unmöglich wäre. Was bedeutete das?
„Gerade jetzt kannst du keinen Mann gebrauchen, der dich permanent angrapscht.“ Er war schon ein, zwei Schritte zurückgetreten.
Sie strich sich mit den Händen über die Hüften, wobei sie sich mit den Fingernägeln bewusst die Haut aufkratzte. „Du hast mich nicht angegrapscht.“
„Aber ich hätte es gerne getan.“
Hätte sie das gestört? Nein, stellte sie überrascht fest. Er hatte ihr Hoffnung gemacht – trügerische, verhasste Hoffnung –, und sie war ihm dankbar dafür. Oder hatte sein Dämon sich wieder in ihren Geist eingeschlichen?
Er streckte seine Hand aus und strich ihr ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. Sein Arm zitterte. „Bleib hier, mein Engel. Morgen verreisen wir, und wir werden uns schnell und ausschließlich im Schatten bewegen müssen.“
Wegen der Jäger, beendete sie schweigend seinen Satz. Wegen der Menschen, denen sie eigentlich hätte helfen sollen. Sie fühlte sich plötzlich hohl und leer, trotzdem nickte sie ihm zu.
„Wenn du doch noch Lust bekommen solltest zu malen, findest du die Sachen da drin“, sagte er und zeigte auf die entsprechende Tür.
Sie seufzte und blickte ihm nach, wie er mit seinen schweren Stiefeln aus dem Raum stapfte. Er hatte ein Messer in der Hand.
Als Reyes das Badezimmer erreichte, das zu dem leer stehenden Schlafzimmer auf der gegenüberliegenden Flurseite gehörte, sank er auf dem harten, kalten Fußboden zusammen. Er hatte sein Möglichstes getan, um seinen Dämon vor Danika zu verbergen. Er wollte nicht, dass sie ahnte, wie kurz davor er gewesen war, ihr die Kleider vom Leib zu reißen, seinen Schwanz in ihrem weichen Körper zu versenken und sich dabei gleichzeitig ein Messer in den Körper zu rammen oder vielmehr: wie nahe dran er gewesen war, sie zu bitten, ihn mit dem Messer zu bearbeiten.
Die Intensität seines Begehrens erstaunte ihn. Sie hatte ihm nicht wehgetan, und trotzdem war er wollüstig und heiß auf sie gewesen. Das war etwas ganz Neues, zu erschütternd, um es zu glauben.
Er musste unbedingt Lucien aufsuchen und ihm von den anderen Dämonen und den anderen besessenen Kriegern erzählen. Und er musste Torin finden und ihn dazu bringen, nach Danikas Mutter, ihrer Schwester und, wenn möglich, auch ihrer Großmutter zu suchen. Aber nicht in diesem Zustand. Reyes war zu angespannt, sein Dämon tobte in seinem Kopf und brüllte nach Schmerzen – viel zu laut und ungestüm. Sein Bedürfnis nach Pein war schon lange nicht mehr so stark gewesen wie jetzt, deshalb hatte es ihn auch vollkommen überrollt. Wieso das so war, wusste er nicht, und er hatte auch keine Ahnung, wie er es geschafft hatte, die Kontrolle über sich zu behalten und Danika nichts anzutun.
Mit zitternden Händen riss er an seinem Hosenbund. Seine Fingernägel waren zu Klauen geworden und hinterließen tiefe Kratzspuren. Seine Haut stand augenblicklich in Flammen und schien auf einmal zu eng für seinen Körper. Er lächelte, als sein Schwanz aus der Hose herausschnellte, fand aber keine Erleichterung. Es schmerzte, oh Götter, Danikas Duft in seiner Nase schmerzte ihn, und ihre wunderschönen Augen, ihre Lippen, die sich auf seine pressten, taten ihm weh.
Seine Hände umklammerten den geschwollenen Schaft seines Schwanzes so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Keuchend atmete er ein. Das ist nicht meine Hand, redete er sich ein, Danikas. Ja, er konnte sich sehr gut vorstellen, wie ihre weiche, süße Hand seinen Schwanz umfasste, ihn drückte, knetete und massierte, bis zum Äußersten, bis er vor Lust und Schmerz nicht mehr ein noch aus wusste.
Reyes stöhnte, packte den Schaft noch fester und bewegte seine Hand hastig auf und ab. Mit der anderen Hand umklammerte er das Messer, das er längst griffbereit hatte, und drückte die kalte Klinge an seinen Oberschenkel. Los, mach schon. Schneide rein. Mit einer Aufwärtsbewegung versenkte er die Klinge in seinem Fleisch. Blut tropfte aus der Wunde. Mit einer Abwärtsbewegung bohrte er das Messer noch tiefer, kerbte eine Ader ein.
Nicht genug. Nicht annähernd genug.
Der Griff des Messers hatte tiefe Rillen, und diese Rillen schnitten in seine Handfläche, sorgten dafür, dass noch mehr Blut floss. Ekel vor sich selbst machte sich in ihm breit, als er die Spitze des Messers durch seinen Muskel trieb und erst nachgab, als er auf Knochen stieß.
Warum kann ich nicht normal sein? Warum kann ich nicht mit einer wunderschönen Frau schlafen – so zärtlich, wie sie es verdient?
Jetzt bohrte er ein Loch in seinen Oberschenkelknochen, den Kopf zurückgeworfen, brüllend vor Verzückung. Wellen der Lust durchzuckten ihn von Kopf bis Fuß – es war eine Droge, ein Dämon, den er ganz für sich allein besaß.
Mehr! Noch mehr!
Mit der anderen Hand rieb er seinen Schwanz, auf und ab, auf und ab. Seine Hand war glitschig vom Blut. Er verrenkte sich fast die Hüfte, als er versuchte, das Messer in seinem Oberschenkel zu drehen. Erneut stach der Schmerz zu wie mit einer Lanze, und wieder rollte eine Welle der Lust durch seinen Körper.
Was wäre, wenn er dieses Bedürfnis nach Schmerz nicht hätte? Was, wenn Danika hier wäre und sein Schwanz tief in ihrem Mund steckte?
„Ja, ja“, rief er. Ihre blonden Haare würden sich über seinen Beinen ausbreiten. Vielleicht würde er sogar sehen, wie ihre rosa Zungenspitze seine Eichel leckte. Und jedes Mal, wenn sie seinen Penis tief in ihrem Hals versenkte, würde er das leichte Kratzen ihrer Zähne spüren.
Ob sie seinen Geschmack mögen würde?
Vielleicht wäre es am schönsten, wenn sie ihn in den Mund nähme, während er gleichzeitig sie leckte. Wieder stöhnte er auf. Sie würde feucht sein, nass, nur für ihn, für ihn ganz allein. Und ihr Geschmack wäre ähnlich dem des Ambrosias, mit dem sie ihren Wein mischten.
Sie würde tropfen vor Wollust. Für mich, nur für mich.
Für uns, schnappte sein Dämon, der in seinem Kopf hin und her raste.
Reyes biss die Zähne zusammen. Für mich, nicht für uns. Du bist der Grund, weshalb ich sie nicht haben kann.
Na, schließlich war nicht ich derjenige, der die Büchse geöffnet hat, stimmt’s?
Als Reyes das Messer noch einmal drehte, schnitt es den Knochen entzwei und bohrte sich tief in einen weiteren Muskel. In dem Moment zerriss ihn sein Orgasmus. Er brüllte laut auf, ein endloser Schrei, seine Muskeln zogen sich zusammen, und sein heißer Samen schoss heraus und vermischte sich mit dem Blut. Beide Flüssigkeiten verbrannten seine Haut, so wie Batteriesäure, die Seide verätzt.
Als die letzte Zuckung vorbei war, verließ ihn die Kraft, und er sackte erschöpft zusammen. Seine Arme baumelten schlaff herunter. Er keuchte und hatte einen metallischen Geschmack im Mund. Während des Orgasmus hatte er sich in die Innenseite der Wange gebissen.
Ich kann nicht hierbleiben. Ich muss sauber machen, bevor mich jemand findet. Langsam öffnete er die Augen, und goldenes Licht sickerte in sein Bewusstsein. Er musste Torin finden und … Seine Gedanken wurden brutal aus der Bahn geworfen.
Danika stand im kleinen Flur vor dem Bad und starrte ihn entsetzt an.