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„Nun, Oberst“, sagte Fledermaus grimmig, „was soll ich jetzt mit Ihnen machen?“
„Sie könnten meine Fähigkeiten nutzen, General“, meinte Cletus.
„Ihre Fähigkeiten nutzen!“ Die beiden standen sich im Privatbüro von Fledermaus gegenüber. Fledermaus wandte sich resigniert ab, vollführte zwei rasche Schritte, drehte sich dann auf dem Absatz um und blitzte Cletus erneut an. „Zuerst ziehen Sie diese Show am Etter-Paß ab, und mit viel Glück machen Sie fünfmal so viele Gefangene, als Ihnen Leute zur Verfügung stehen. Dann veranstalten Sie ein Mitternachts-Picknick mit der Marine und kehren mit Nachschub und Guerillas vollbeladen nach Bakhalla zurück. Und zu allem Überfluß nehmen Sie eine Zivilperson mit an Bord!“
„Eine Zivilperson, Sir?“ fragte Cletus.
„Oh ja, ich kenne die offizielle Version!“ unterbrach ihn Fledermaus barsch. „Und solange es eine Marineangelegenheit ist, soll es mir egal sein. Aber ich weiß, wer mit Ihnen da draußen gewesen ist. Oberst! Genausogut, wie ich weiß, daß dieser junge Holzkopf, dieser Linet, nie auf den Gedanken gekommen wäre, diese Schiffe voller Guerillas zu kapern. Es war Ihre Show, Oberst, wie vordem am Etter-Paß! Und ich wiederhole: Was soll ich jetzt mit Ihnen anfangen?“
„Allen Ernstes, General“, sagte Cletus in einem Tonfall, der haargenau zu seinen Worten paßte, „ich meine, was ich sage: Sie sollten meine Fähigkeiten nutzen.“
„Wie denn?“ bellte ihn Fledermaus an.
„Indem Sie sich zunutze machen, was ich gelernt habe – als Taktiker“, sagte Cletus. Er erwiderte den Blick des Generals, blickte ihm fest in die Augen, die unter den buschigen Brauen blitzten, und seine Stimme blieb ruhig und vernünftig. „In diesem Augenblick wäre ich Ihnen am meisten von Nutzen, so wie die Dinge nun einmal liegen.“
„Welche Dinge?“ forschte Fledermaus.
„Nun, ich meine all jene Dinge und Umstände, die dazu angetan sind, den Militärminister der Koalition hier auf Kultis festzuhalten“, erwiderte Cletus. „Ich glaube, ich gehe nicht fehl in der Annahme, daß Dow deCastries vorhat, diesen Planeten in den nächsten Tagen zu verlassen.“
„Wirklich?“ meinte Fledermaus. „Und woher wollen Sie wissen, was eine hochgestellte Persönlichkeit der Koalition wie deCastries vorhat?“
„Die Sache ist eigentlich sonnenklar“, erwiderte Cletus. „Die Neuländer sind in der gleichen Lage wie wir, wenn es sich um Nachschub von der Erde handelt. Sie können so gut wie wir eine Menge Dinge gebrauchen, die von den Versorgungsdepots der Erde nur zögernd eintreffen. Sie zum Beispiel brauchen Panzer, Sir. Und ich möchte wetten, daß die Neuland-Guerillas ebenfalls eine Menge Sachen brauchen, die ihnen die Koalition nicht unbedingt liefern möchte.“
„Und wie sind Sie dahintergekommen?“ schnappte Fledermaus.
„Das ist meine Schlußfolgerung aus der Tatsache, daß die Koalition hier auf Kultis einen billigeren Krieg führt als wir“, argumentierte Cletus. „Das ist für die Konfrontationen zwischen der Allianz und der Koalition im vergangenen Jahrhundert typisch. Wir neigen dazu, unseren Verbündeten aktive Kampftruppen und die erforderliche Ausrüstung zur Verfügung zu stellen. Die Koalition dagegen möchte die gegnerischen Kräfte eher aufrüsten und beraten. Das paßt genau zu ihrem Plan, wo es nicht in erster Linie darum geht, dieses oder jenes Scharmützel zu gewinnen. Die ganze Sache läuft vielmehr darauf hinaus, die der Allianz angeschlossenen Nationen auszubluten, so daß schließlich die Koalition die Macht dort übernehmen kann, wo wirklich etwas zu holen ist.“
Cletus legte eine Pause ein, und Fledermaus starrte ihn an. Dann schüttelte der General abwesend den Kopf wie jemand, der gerade aus einen Traum erwacht.
„Ich glaube, ich muß meinen Kopf untersuchen lassen“, sagte Fledermaus. „Warum stehe ich immer noch da und höre mir diesen Unfug an?“
„Weil Sie ein ausgezeichneter Offizier sind, Sir“, erwiderte Cletus, „und weil Sie ganz genau wissen, daß ich keinen Unsinn verzapfe.“
„Manchmal will es mir auch so vorkommen …“ murmelte Fledermaus abwesend. Dann wurde sein Blick wieder scharf, und er faßte Cletus noch einmal fest ins Auge. „Nun gut, die Neuländer hätten also gern eine gewisse Ausrüstung von der Koalition, die ihnen die Koalition nicht gewähren will. Sie sagten, das sei der Grund, warum deCastries hier aufgetaucht ist?“
„Gewiß“, sagte Cletus. „Sie wissen selbst, daß die Koalition dies häufig tut. Sie leistet zwar den Verbündeten kaum materielle Hilfe, doch um der Sache die Schärfe zu nehmen, schickt sie einen Großkopfeten aus, um den Verbündeten einen Besuch abzustatten. Ein solcher Besuch wirbelt allerhand Staub auf, sowohl bei den Verbündeten als auch sonstwo. Dann haben die Verbündeten den Eindruck, daß ihr Schicksal der Koalition sehr am Herzen liegt – und das kostet so gut wie gar nichts. Nur ist diesmal der Schuß nach hinten losgegangen.“
„Wieso denn das?“ wollte Fledermaus wissen.
„Diese beiden Vorstöße der Guerillas, mit denen der Besuch deCastries’ gefeiert werden sollte – ich meine diese Geschichte am Etter-Paß und jetzt dieser vergebliche Versuch, eine große Anzahl an Leuten und Vorräten nach Bakhalla einzuschleusen –, dieser Schuß also ist nach hinten losgegangen“, fuhr Cletus fort. „Natürlich hat deCastries mit diesen beiden Missionen offiziell überhaupt nichts zu tun. Andererseits ist uns bekannt, daß er zweifellos davon wußte, ja vielleicht sogar selbst die Hand im Spiel hatte. Aber, wie ich schon sagte, offiziell besteht kein Zusammenhang zwischen ihm und ihnen, und theoretisch könnte er jederzeit den Planeten verlassen, ohne sich noch einmal umzusehen. Nur ist das im Augenblick höchst unwahrscheinlich.“
„Und warum das?“
„Weil, General“, sagte Cletus, „sein Erscheinen den Zweck haben sollte, den Neuländern einen moralischen Schub zu versetzen – eine Art Belebungsspritze, wenn Sie so wollen. Nun ist aber diesmal nicht alles nach Plan verlaufen. Wenn er jetzt abreist, so war sein Besuch ein Schuß ins Leere. Ein Mann wie deCastries muß seine Abreise so lange hinausschieben, bis er irgendwelche Erfolge zu verzeichnen hat. Und hier bietet sich für uns eine Möglichkeit, die Situation zu unserem Vorteil zu nutzen.“
„Zu unserem Vorteil? Was Sie nicht sagen!“ versetzte Fledermaus. „Ist das wieder eins Ihrer sattsam bekannten Scherze, Oberst?“
„Sir“, gab Cletus zurück, „ich darf Sie daran erinnern, daß ich sowohl bei dem Infiltrationsversuch durch den Etter-Paß als auch bei den Ereignissen in der vergangenen Nacht recht behalten habe. Indem ich die Lage richtig einschätzte, erkannte ich, daß die Guerillas versuchen würden, Soldaten und Nachschub über den Fluß nach Bakhalla zu schleusen …“
„In Ordnung. Vergessen Sie’s“, schnappte Fledermaus. „Wenn ich diese Dinge nicht berücksichtigt hätte, würde ich Ihnen jetzt nicht zuhören. Also fahren Sie fort, und sagen Sie mir, was Sie zu sagen haben.“
„Ich würde eher eine Art Lokaltermin vorschlagen“, erwiderte Cletus, „wenn es Ihnen nichts ausmacht, zum Etter-Paß zu fliegen …“
„Wieder einmal der Etter-Paß?“ fragte Fledermaus. „Wozu das? Sagen Sie mir, welche Landkarte Sie brauchen, und setzen Sie mir die Situation hier auseinander.“
„Es handelt sich nur um einen kurzen Flug, Sir“, sagte Cletus ruhig. „Eine Erläuterung an Ort und Stelle wäre weitaus sinnvoller.“
Fledermaus grunzte. Dann wandte er sich ab, stelzte zu seinem Schreibtisch, nahm den Hörer und wählte eine Nummer.
„Schicken Sie die Streife Eins hier aufs Dach“, sagte er. „Wir werden gleich oben sein.“
Fünf Minuten später waren Cletus und Fledermaus unterwegs zum Etter-Paß. Das Flugzeug des Generals war eine kleine, aber schnelle Passagiermaschine, unterhalb der Mitte mit Antigravflügeln und am Heck mit einem Plasmaschubantrieb bestückt. Arvid, der im Vorzimmer des Generals auf Cletus gewartet hatte, saß auf dem Copilotensitz beim Piloten und einem weiteren Besatzungsmitglied. Etwas weiter hinten, im offenen Kabinenraum, unterhielt sich Fledermaus und Cletus mit gedämpfter Stimme. Das Flugzeug näherte sich dem Etter-Paß, ging dann von 8000 Fuß auf etwa 600 Fuß hinunter und begann über dem Paß, über Zweistrom und den beiden Flußtälern zu kreisen, die sich knapp unterhalb der Stadt vereinigten.
Fledermaus blickte säuerlich auf den Paß und auf die Stadt hinunter, die genau am Boden jenes V lag, das die beiden Flußtäler bildeten.
„Also gut, Oberst“, sagte er. „Ich habe eine Stunde meines Tages für diesen Flug geopfert. Was haben Sie mir jetzt zu sagen, um ein solches Opfer zu rechtfertigen?“
„Ich glaube schon, daß es sich lohnt“, erwiderte Cletus. Er zeigte auf den Etter-Paß, dann glitt seine Fingerspitze auf die Stadt, die unterhalb des Passes lag. „Wenn Sie genau hinschauen, Sir, werden Sie erkennen, daß Zweistrom der ideale Punkt ist, um mit unseren Streitkräften einen Angriff über den Paß als ersten Schritt zu einer Invasion Neulands zu starten.“
Fledermaus warf den Kopf herum und starrte Cletus an. „Eine Invasion Neulands …“ Er dämpfte hastig die Stimme, da die drei Männer, die weiter vorn saßen, sich bei seinen ersten Worten abrupt umgeschaut hatten. „Sind Sie von allen guten Geistern verlassen, Grahame? Oder glauben Sie wirklich, daß mir so was je eingefallen wäre oder einfallen würde? Die Invasion Neulands ist eine Sache, über die nicht einmal der Generalstab auf der Erde entscheiden kann. Das müßten schon die Politikerfritzen in Genf entscheiden!“
„Natürlich“, sagte Cletus ungerührt. „Tatsache ist aber, daß eine Invasion von Zweistrom aus durchaus erfolgreich verlaufen könnte. General, wenn Sie erlauben, Ihnen zu erklären …?“
„Nichts da!“ schnarrte Fledermaus mit verhaltener Stimme. „Ich sagte Ihnen schon, daß ich nichts davon wissen will. Wenn Sie mich hierhergeschleppt haben, nur um mir einen solchen Vorschlag zu machen …“
„Nicht um Ihnen einen konkreten Vorschlag zu machen, Sir“, sagte Cletus, „sondern lediglich, um auf die Vorteile hinzuweisen. Eine wirkliche Invasion Neulands ist gar nicht erforderlich. Es geht lediglich darum, daß die Neuländer und deCastries merken, daß eine solche Invasion durchaus erfolgversprechend ist. Sobald sie eine solche Möglichkeit erwogen haben, werden sie gezwungen sein, dieser Möglichkeit vorzubeugen. Und nachdem sie dann irgendwelche Gegenmaßnahmen getroffen haben, werden wir ihnen zu verstehen geben, daß eine solche Invasion niemals geplant war. Damit können wir deCastries einen Schnitzer nachweisen, bei dem er sich der Verantwortung nicht entziehen kann. Wenn die Koalition ihr und sein Gesicht wahren will, wird ihr nichts weiter übrigbleiben, als alle Verantwortung auf die Neuländer zu schieben und sie als potentielle Angreifer bloßzustellen. Und die einzige Möglichkeit, die Neuländer zu bestrafen, besteht darin, die Mittel für ihre Unterstützung einzuschränken … Und das bedeutet gleichzeitig, daß die Position der Allianz bei den Exoten gestärkt wird.“
Cletus schwieg. Fledermaus saß eine Weile da und starrte ihn unter den schweren Augenbrauen mit einem ungewöhnlichen Blick fast ehrfürchtig an.
„Bei Gott“, sagte Fledermaus schließlich, „denken Sie immer um drei Ecken herum, Grahame?“
„Die Sache ist gar nicht so kompliziert“, erwiderte Cletus. „Jeder ist mehr oder weniger ein Gefangener der jeweiligen Situation, in der er sich befindet. Man braucht nur eine solche Situation zu manipulieren, und dem anderen bleibt oft keine andere Wahl, als sich ebenfalls manipulieren zu lassen.“
Fledermaus schüttelte den Kopf. „Na schön“, sagte er und holte tief Luft. „Und wie gedenken Sie einen solchen Invasionsversuch zu signalisieren?“
„Auf die orthodoxe Art und Weise“, erwiderte Cletus. „Man müßte ein paar Bataillione hier unterhalb des Passes zusammenziehen …“
„Moment mal. Wieso …“ unterbrach ihn Fledermaus. „Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß ich keine Truppen zur Verfügung habe, die irgendwo herumstehen und nur darauf warten, daß man Planspielchen mit ihnen macht. Wenn ich aber wirklich Truppen zu einer Art Scheinmanöver herschicke – wie kann ich dann später behaupten, ich hätte nie die Absicht gehabt, die Neuländer in diesem Gebiet zu provozieren?“
„Ich weiß, daß Ihnen keine regulären Truppen zur Verfügung stehen, General“, meinte Cletus. „Es soll sich weder um solche Truppen handeln, noch sollen Sie sie hierherbeordern. Aber das Dorsai-Regiment unter Oberst Khan befindet sich soeben in der Ausbildung als Luftlandetruppe, sie könnten also einem Vorschlag von Oberst Khan zustimmen – den die Exoten zweifellos mit Ihnen besprechen würden –, der dahingehend lautet, die Dorsai für eine Woche zur praktischen Ausbildung in diese ideale Landschaft zu verlegen, wo alles vorhanden ist, was das Herz begehrt – Flußtäler, Urwald und Hügellandschaft.“
Fledermaus machte den Mund auf, um etwas zu erwidern – dann machte er den Mund plötzlich wieder zu und zog die Brauen nachdenklich zusammen.
„Hm“, sagte er, „die Dorsai …“
„Die Dorsai“, wiederholte Cletus, „werden nicht aus Ihren Mitteln bezahlt. Sie werden von den Exoten finanziert.“
Fledermaus nickte langsam.
„Ein ganzes Bataillion in diesem Gebiet“, fuhr Cletus fort, „das ist einfach zuviel, um von deCastries und den Neuländern ignoriert zu werden. Die Tatsache, daß es sich um Dorsai und nicht um Ihre eigenen Truppen handelt, dient als Beweis für Ihre Unschuld, auch wenn Sie wirklich einen Vorstoß auf Neuländer-Gebiet im Sinne hatten. Wenn Sie noch einen weiteren kleinen Faktor hinzufügen, so wird der Argwohn zur Gewißheit, zumindest für deCastries. Er weiß nur zu gut, daß ich etwas mit den beiden Vorfällen zu tun habe, bei denen die Neuländer so maßlos enttäuscht wurden. Machen Sie mich zum Kommandeur dieser Dorsai-Einheit, mit der Vollmacht, sie dorthin zu kommandieren, wohin es mir beliebt, und kein Mensch jenseits der Berge wird noch bezweifeln, daß dieses Dorsai-Training nichts anderes als Tarnung für einen bevorstehenden Angriff auf Neuland ist.“
Fledermaus hob den Kopf und schaute Cletus mißtrauisch an. Cletus erwiderte seinen Blick mit der Unschuld eines Menschen, der ein reines Gewissen und absolut nichts zu verbergen hat.
„Sie werden aber diese Dorsai nirgendwo hin beordern, außer von Bakhalla nach hier, nicht wahr, Oberst?“ fragte er sanft.
„Ich gebe Ihnen mein Wort, Sir“, sagte Cletus. „Bis hierher und nicht weiter.“
Fledermaus schaute Cletus eine Weile mit festem Blick an, bevor er erneut langsam nickte.
Sie kehrten zu Fledermaus’ Büro in Bakhalla zurück. Als Cletus das Gebäude verließ und auf den Parkplatz zuging, wo sein Dienstwagen stand, landete eine Flugmaschine auf einem der markierten Plätze, und Mondar stieg aus, gefolgt von der kleinen, schmalen Gestalt des Pater Ten.
„Da ist er ja“, sagte Pater Ten mit brüchiger Stimme, als er Cletus erblickte. „Wollen Sie vielleicht schon vorausgehen? Ich möchte einen Augenblick mit Oberst Grahame sprechen. Dow hat mir aufgetragen, ihm seine Glückwünsche zu überbringen, für seine Erfolge in der letzten Woche – und in der vergangenen Nacht.“
Mondar zögerte einen Augenblick, dann lächelte er. „Wie Sie wollen“, sagte er, wandte sich ab und schritt auf das Hauptquartier zu.
Pater Ten setzte seinen Weg fort und stand dann Cletus gegenüber.
„Sie wollen mir gratulieren?“ fragte Cletus.
„Der Militärminister“, versetzte Pater Ten, „ist ein äußerst fairer Mann …“
Er brach mitten im Satz ab. Einen Augenblick huschte ein Schatten über sein ausdrucksloses Gesicht, ein Abglanz einer inneren Veränderung – dann hatte er sich wieder in der Gewalt, wie ein ausgezeichneter Schauspieler, der in die Rolle deCastries’ schlüpfen will. Aber Pater Tens Augen waren fixiert, und sein Blick war abwesend, wie der eines Menschen unter Hypnose.
Auch sein Tonfall erinnerte an die Sprechweisen von deCastries, als er zum Sprechen ansetzte.
„Mir scheint“, sagte er im glatten Konversationston, und seine Stimme klang verbindlich, „Sie wollen immer noch wider den Stachel löken. Ich möchte Sie warnen, nehmen Sie sich meinen Rat zu Herzen. Die Sache ist nicht ganz ungefährlich.“
So plötzlich, wie Dows Geist über ihn gekommen war, gewann er sein eigenes Ich wieder und faßte Cletus scharf ins Auge.
„Er ist ein fairer Mann“, sagte Pater Ten. „Mir scheint, Sie unterschätzen ihn …“ Der kleine Mann brach abrupt ab. „Warum schauen Sie mich so an?“ schnappte er giftig. „Sie glauben mir nicht?“
Cletus aber schüttelte bekümmert den Kopf. „Ich glaube Ihnen“, erwiderte er. „Ich habe lediglich eingesehen, daß ich ihn wirklich unterschätzt habe. Er kümmert sich nicht nur um die Meinung anderer, sondern er ist auch jemand, der mit Seelen handelt.“
Er wandte sich ab und ging auf seinen Wagen zu. Pater Ten stand da, blickte ihm fassungslos nach, und in seinem Gesicht stand jener griesgrämige Ausdruck, mit dem der kleine Mann mit dem heftigen Temperament automatisch alles zu bedenken pflegte, was da kreuchte und fleuchte.