3
Ich hatte Kelly Connolly das letzte Mal gesehen, als sie uns Georges Asche zur Beerdigung brachte. Das Mal davor war es in der Anlage der Seuchenschutzbehörde in Memphis gewesen, wo man George, Rick und mich unter Quarantäne gestellt hatte, nachdem ein anonymer Anrufer behauptet hatte, dass bei uns Kellis-Amberlee ausgebrochen wäre. Nicht gerade die Sorte Begegnungen, bei denen man ungezwungen miteinander umgeht. Ich weiß nie so recht, wie ich mich gegenüber Leuten verhalten soll, die weder zu meiner Truppe gehören noch versuchen, mich umzubringen oder zu interviewen. Meine übliche Taktik – schießen und ins Gesicht schlagen – scheint in solchen Fällen nicht anwendbar zu sein. Kelly schaute mich erwartungsvoll an. Sie hielt den Kaffee, den Alaric ihr gereicht hatte, nach wie vor in der Hand. Ich wünschte mir fast, dass sie ihn mir ins Gesicht kippen würde, damit ich eine Ahnung hätte, was ich jetzt machen sollte.
Sag Hallo, schlug George vor.
»Wieso …«, setzte ich an und unterbrach mich, wobei ich die Kiefer mit meiner Zunge dazwischen so fest zuklappte, dass ich Blut schmeckte. Vor meinen Freunden und Mitarbeitern mit George zu reden war eine Sache; sie fanden es ein bisschen komisch, waren aber im Prinzip daran gewöhnt. Vor einer Person mit ihr zu reden, die ich nach wie vor so gut wie gar nicht kannte, war etwas ganz anderes. Ich hatte weder die Zeit noch die Geduld, mich mit den Fragen zu befassen, die das unweigerlich aufgeworfen hätte.
Kelly sah mich noch immer mit erwartungsvoller und langsam auch etwas besorgter Miene an. Den Blick kenne ich. Ich kriege ihn ziemlich oft ab. Wenn ich nicht bald etwas sagte, dann würden die Fragen losgehen, ob es mir gut ginge, und dann würde ich mir überlegen müssen, ob ich ihr eine reinhauen sollte oder nicht.
Besucher von der Seuchenschutzbehörde zu schlagen, wäre ein neuer Tiefpunkt für mich gewesen. Und keiner, den ich besonders dringend erreichen wollte. Ich schluckte den Geschmack von Blut in meinem Mund hinunter und rang mir ein Lächeln ab, während ich vortrat und ihr die Hand entgegenstreckte. »Dr. Connolly. Schön, Sie wiederzusehen.«
Kelly nahm meine Hand, ohne dass der besorgte Ausdruck dabei aus ihrer Miene schwand. Ihr Händedruck war überraschend fest. Ich schaute genauer hin und bemerkte, dass sich hinter ihrer Besorgnis ein noch deutlicherer Ausdruck der Angst verbarg. Angst? Sie war beim Seuchenschutz. Was hatte sie denn bitte zu befürchten, wenn Kellis-Amberlee nicht gerade auf die Idee kam, die Artengrenze zu überspringen und Vögel zu infizieren?
»Du musst nicht so förmlich sein, Shaun.« Ihr Lächeln wurde für einen Moment angespannt und verschwand dann ganz. Im selben Moment ließ sie meine Hand los. Ich musterte weiterhin ihr Gesicht und bemerkte die dunklen Ringe unter ihren Augen. Die gute Frau Doktor hatte in letzter Zeit nicht viel geschlafen … wenn überhaupt. »Ich nenne dich nicht Mr Mason, wenn du mich nicht Dr. Connolly nennst.«
»Abgemacht.« Ich trat zurück und steckte die Hände in die Taschen. »Willkommen im Tollhaus, Doc! Hattest du schon Gelegenheit, den Rest der Truppe kennenzulernen?«
»Nun ja, mit Alaric habe ich Bekanntschaft geschlossen, als er mir die Haustür aufgemacht hat«, sagte sie und warf ihm ein strahlendes Lächeln zu. Er zog den Kopf ein, errötete und warf Becks dabei einen Seitenblick zu, als wollte er sehen, wie sie reagierte. Er hätte sich die Mühe sparen können. Becks starrte stur geradeaus und bedachte Kelly mit einem Blick, der sagte: »Ich bin ein eiskaltes, knallhartes Miststück, merk dir das besser!«
Dave hatte es geschafft, sich ins Zimmer zurückzuschleichen, während ich Kelly anglotzte. Mit hochgezogenen Schultern setzte er sich neben die Reihe von Monitoren und versuchte, klein auszusehen. Hätten wir nicht Gesellschaft gehabt, dann wäre ich zu ihm gerannt, um ihm zu sagen, dass es mir leidtat, und ihm – mal wieder – zu versprechen, dass mir nie wieder die Hand ausrutschen würde. Und ich hätte es auch ehrlich gemeint, auch wenn uns beiden klar gewesen wäre, dass ich mein Wort niemals würde halten können. Dave hätte gesagt, dass das schon in Ordnung ginge, dass ich ihm nicht wirklich wehgetan hätte, dass wir nicht weiter darüber reden brauchten … bis ich zum nächsten Mal die Beherrschung verlor.
So liefen die Dinge bei uns bei der Arbeit ohne George. Wir waren das gewohnt; wir fühlten uns sogar wohl damit. Dass Kelly Connolly jetzt dastand und darauf wartete, dass man ihr den Rest der Truppe vorstellte, brachte bloß alles durcheinander.
»Äh«, sagte ich. »Tja, der lässige Typ da am Nachrichtentisch ist Dave Novakowski, einer unserer Irwins.« Dave hob eine Hand und winkte. »Alaric hier ist Mahirs Stellvertreter. Mahir ist … äh … Mahir Gowda leitet aus London das Newsie-Ressort.« Ich brachte es nach wie vor nicht über mich zu sagen, dass er Georgias Platz eingenommen hatte. Die Worte schmeckten einfach zu bitter, um sie auszusprechen.
Kelly nicke und sandte ein kurzes Lächeln in Daves Richtung. Dave reagierte mit einem geistesabwesenden Nicken. Seine Hände begannen, über die Tastatur zu huschen. »Mr Gowda hat mich zu Beginn des Jahres interviewt«, sagte Kelly und erwiderte dabei meinen Blick. »Er ist nett, ein richtiger Gentleman.«
»Er hat dich interviewt?«, fragte ich verwirrt.
Alaric schaute zu mir, und ein aufgeregter Unterton schlich sich in seine Stimme, als er fragte: »Moment mal – bist du die Kelly Connolly?«
Becks und ich wechselten einen verständnislosen Blick. Becks formte mit den Lippen die Worte »Was zum Teufel …?« Ich zuckte mit den Schultern.
Kelly lächelte selbstzufrieden. Sie hatte jenen Gesichtsausdruck, den berühmte Leute immer zu bekommen scheinen, wenn sie so tun, als würden sie sich nicht darüber freuen, erkannt zu werden. Mom schaute ständig so. »Die bin ich.«
»Oh, wow!«, sagte Alaric und riss die Augen noch weiter auf. »Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen, Ma’am. Ich meine, es ist mir wirklich eine echte Ehre.«
»Äh, tut mir leid, dass ich frage, aber mag jemand den freundlichen Irwins erklären …« Ich bemerkte Becks’ hoffnungsvollen Blick und korrigierte mich hastig: »… den freundlichen Irwins und ehemaligen Irwins erklären, was genau ›die Kelly Connolly‹ bedeuten soll? Ich muss nämlich gestehen, dass ich keine Ahnung habe.«
»Wahre Worte«, brummte Becks kaum hörbar.
»Ihr Großvater war Dr. Matras«, sagte Alaric, als erklärte das alles.
Ich hielt inne, um mir meine Geschichtsseminare im Studium ins Gedächtnis zu rufen. Schließlich versuchte ich es mit den Worten: »Du meinst diesen Kerl von der Seuchenschutzbehörde mit dem Hochverrat?«
Man hat die Anklage fallen gelassen, schalt mich George.
»Tut mir leid«, sagte ich unwillkürlich.
Kelly nahm wohl an, dass meine Entschuldigung an sie gerichtet gewesen wäre, denn sie schüttelte den Kopf und sagte: »Schon in Ordnung; das ist das, weshalb sich die meisten Laien an ihn erinnern. Sein Prozess war eine ziemlich große Sache. Im Medizinstudium mussten wir uns die Aufzeichnungen davon ansehen.«
»Stimmt«, sagte ich. Langsam fiel es mir wieder ein, wahrscheinlich weil George mich in meinem Innenohr praktisch anbrüllte. »Er ist der Typ, der den Blog von seiner Kleinen übernommen hat, um die Nachricht zu verbreiten.« Ich erinnerte mich dunkel daran, dass ich Kelly in Presseerklärungen der Seuchenschutzbehörde und bei Interviews gesehen hatte, immer im Hintergrund, aber trotzdem war sie regelmäßig zu sehen. Ich hatte immer gedacht, das wäre, weil sie fotogen ist. Nun fand ich heraus, dass sie echtes Werbekapital darstellte.
»Den Blog seiner elfjährigen Kleinen«, sagte Becks und beäugte Kelly misstrauisch. »Du bist mindestens zweiundzwanzig. Wie kann das sein?«
»Meine Tante Wendy war das jüngste von sechs Kindern«, antwortete Kelly mit der Mühelosigkeit einer Person, die diese Frage nur zu gut kannte. »Bei der Hochzeit meiner Mutter hat sie die Blumen getragen. Meine Mutter ist Deborah Connolly, geborene Deborah Matras, die zur Zeit des Erwachens fünfundzwanzig Jahre alt war.«
Becks nickte. Ihre Instinkte als ehemalige Newsie waren zufriedengestellt. »Also, was führt dich in unsere abgelegene Gegend?«
»Äh, Leute?«
»Dave, ich sagte dir doch, dass wir den Bericht gleich zusammenschneiden«, sagte Becks ungeduldig.
Mein Telefon klingelte. Ich entschuldigte mich mit einer Handbewegung, trat einen Schritt zurück, holte es aus der Tasche und klappte es auf. »Hier Shaun.«
»Warum bist du nicht online?«
»Hallo auch, Mahir! Warum bist du noch wach? Müsste deine Bollywood-Braut dir nicht mit sechs Monaten Sexentzug drohen, wenn die nicht die Tastatur weglegst und zurück ins Ehebett kriechst?«
»Sie schläft«, sagte er ausdruckslos. »Was nicht dein Verdienst ist. Warum bist du nicht online?«
»Auf diese philosophische Frage gibt es zahlreiche Antworten, aber im Moment beschränke ich mich auf ›weil wir Gesellschaft haben und meine Mama mir beigebracht hat, dass es unhöflich ist, meinen Computer zu benutzen, wenn Besuch da ist, es sei denn, es ist genug für alle da‹.«
»Du bist ein elend schlechter Lügner, Shaun Mason. Deine Mutter hat dir nichts Derartiges beigebracht.«
»Vielleicht nicht, aber sie hätte es tun sollen. Weshalb willst du, dass ich online bin?«
»Leute?« Das war wieder Dave, der nun etwas nachdrücklicher klang.
»Mach die Nachrichten an und sieh selbst. Ich blockiere die Liveübertragungen aus dem Büro unter dem Vorwand, dass wir technische Probleme hätten. Ihr könnt euch später bei mir bedanken.«
Mahir legte auf.
Mahir legte bei mir sonst nie einfach so auf.
Stirnrunzelnd ließ ich das Telefon sinken. »Dave? Was willst du uns sagen?«
»Ich habe nach den Nachrichten der letzten paar Tage zum Thema Seuchenschutzbehörde gesucht, um zu sehen, ob ich den Grund für unseren Besuch herausfinden kann, und es gibt einen Bericht über einen Einbruch in der Außenstelle Memphis heute Morgen.«
»Und?«
»Dort heißt es, dass eine der Ärztinnen ums Leben gekommen sei.«
Ich brauchte nicht zu fragen, wer. Kellys plötzliches Erblassen war Antwort genug. Ihr Blick huschte umher, als suchte sie nach einem Fluchtweg aus der Wohnung. Es gab keinen. Da alle, die hier wohnten und arbeiteten, da waren, hatten sich die Türen automatisch verriegelt und würden sich für niemanden ohne Schlüssel öffnen.
Und auch für niemanden, der seinen Bluttest nicht bestand.
Ich war nicht der Einzige, der zwei und zwei zusammengezählt hatte. Alaric machte hastig zwei Schritte rückwärts, wobei er fast über einen Sitzsack stolperte, den jemand mitten im Zimmer liegen gelassen hatte. Becks blieb, wo sie war, und nahm die Hände hinter den Rücken. Sie trug jederzeit eine Schusswaffe in einem Halfter am Rücken, wo sie nicht so auffiel. Aus Feldversuchen wusste ich, dass sie sie innerhalb von weniger als einer Sekunde ziehen und anlegen konnte.
Du musst die Situation unter Kontrolle bringen, sonst wird das hässlich. George klang besorgt. Das beunruhigte mich, wenn auch nicht so sehr wie der Umstand, dass eine möglicherweise infizierte Ärztin vom Seuchenschutz sich in unserer Wohnung befand. Wenn der Charakter meiner inneren George sich ausdifferenzierte, bedeutete das dann, dass ich verrückter wurde? Und falls ja, störte mich das?
»Was soll ich deiner Meinung nach machen?«, fragte ich sie und dachte angesichts der drängenderen Probleme nicht mehr an meine Regel, nicht vor Fremden mit George zu sprechen.
Du hast Becks und Dave ausgebildet. Das bedeutet, dass sie erst schießen und dann fragen werden. Wenn das Ganze gestern passiert wäre, wäre Alaric dir vielleicht eine Hilfe gewesen, aber im Moment ist er zu sehr durch den Wind von seinem Feldeinsatz, um klar zu denken. Du musst sie auf den Teppich holen.
Großartig. Es reichte nicht, dass meine Schwester tot war und in meinem Kopf weiterlebte. Jetzt gab sie mir auch noch Anweisungen. »Es hört nie auf«, brummte ich und schaute zu Kelly. »Wenn du gestorben bist, möchtest du uns vielleicht erklären, wie es kommt, dass du hier rumstehst und nicht versuchst, uns aufzufressen?« Ich hielt einen Moment inne und fügte dann hinzu: »Genau genommen war das keine Bitte.«
»Wenn man genau hinhört, heißt es in der Nachrichtenmeldung nicht, dass ich gestorben sei, sondern nur, dass man meine Leiche gefunden hat«, sagte sie in einem bedachtsamen Tonfall, den ich aus viel zu vielen Pressekonferenzen kannte. Es ist der Tonfall, den die Leute benutzen, wenn sie überhaupt nichts sagen.
Die Stille, die in den nächsten paar Sekunden den Raum erfüllte, ließ sich fast mit Händen greifen, als wir vier versuchten, den Sinn ihrer Worte zu erfassen. Dave sagte als Erster etwas. »Also wirst du als tot geführt, weil bei dir die Virenvermehrung eingesetzt hat?«
»Nein«, sagte Kelly nachdrücklich. »Ich bin nicht infiziert. Ich bin bereit, mich so vielen Bluttests zu unterziehen, wie ihr wollt, um es zu beweisen.«
Genau genommen log sie: Wir sind alle infiziert. Jeder, der oder die nach dem Erwachen geboren wurde, hat sich schon im Mutterleib infiziert, da Kellis-Amberlee nicht die geringsten Schwierigkeiten damit hat, die Plazenta-Barriere zu überwinden. Nur schläft das Virus in den meisten von uns friedlich, anstatt unsere Körper zu übernehmen und uns in Wesen aus einem Gruselkabinett zu verwandeln. Danach halten die Bluttests Ausschau. Nicht nach der Infektion, sondern nach einer plötzlichen Vermehrung. Was eine weitere Frage aufwarf: Ein solcher Ausbruch ereignet sich innerhalb von Minuten und nicht von Stunden. Wenn Kelly in Memphis dem aktiven Virus ausgesetzt worden war, wie hätte sie dann bis nach Oakland kommen sollen, ohne auf dem Weg hierher zum Zombie zu werden?
»Warum hält man dich dann für tot?« Becks klang stinksauer, als dächte sie darüber nach, Kelly einfach nur abzuknallen, um der verwirrenden Situation ein Ende zu bereiten. Ich warf ihr einen warnenden Blick zu. Sie erwiderte ihn finster.
George hatte recht. Ich musste die Lage unter Kontrolle bringen, bevor sie hässlich wurde.
»Becks …«, sagte ich beruhigend.
»Ist schon in Ordnung, Shaun. Ich wusste, dass ich einige Fragen zu beantworten haben würde.« Mit einem Blick zu Becks fuhr sie ruhig fort: »Man hält mich für tot, weil die Leiche, die man gefunden hat, von mir stammt.«
Die Hölle brach los. Sie hätte wohl kaum etwas sagen können, was derart schnell ein vergleichbares Chaos unter meinen Mitarbeitern hätte anrichten können. Selbst »Schaut mal, ein Zombie!« hätte wahrscheinlich bloß allgemeines Interesse hervorgerufen; wir hätten uns nach etwas umgesehen, womit man ihn anstupsen konnte. Nur weil wir sie als Freund, nicht als Feind betrachteten, kriegte sie keine Kugel in den Kopf, kaum dass die Worte aus ihrem Mund waren. So, wie die Dinge lagen, hatte sie ihren Satz kaum beendet, als Dave auch schon auf den Beinen war, die Waffe gezogen und auf sie gerichtet hatte. Auf der gegenüberliegenden Seite des Raums tat Becks es ihm nach. Derweil bewies Alaric ein für einen Newsie außergewöhnliches Maß an gesundem Menschenverstand, indem er sich weiter zurückzog und hinter dem Sofa in Deckung ging.
Alle drei brüllten durcheinander. Dave und Becks koordinierten sich, während Alaric bloß herumschrie. Und während all dessen stand Kelly vollkommen reglos da und hielt ihre Hände dort, wo man sie sehen konnte. Sie zitterte, und das Weiße in ihren Augen war rundherum deutlich sichtbar, so weit hatte sie sie aufgerissen, aber sie rührte sich nicht vom Fleck. Unwillkürlich bewunderte ich sie dafür. Es war das Klügste, was sie machen konnte.
»Leute!« Ich klatschte in die Hände. Die Waffe musste ich schließlich nicht ziehen, da Dave und Becks bereits ihre Pistolen auf Kelly richteten. Tatsächlich konnte ich zur Abwechslung mal den netten Bullen in einer potenziell lebensbedrohlichen Situation spielen. »Sie musste durch einen Bluttest, um hier reinzukommen, wisst ihr noch? Entspannt euch verdammt noch mal! Ich bin mir sicher, dass sie eine gute Erklärung hat.« Ich schaute zu Kelly. »Nur ein freundlicher Hinweis, Doc: Jetzt wäre wirklich ein guter Zeitpunkt dafür, etwas zu sagen, das genug Sinn ergibt, damit meine Leute dich nicht erschießen. Alles, was tot ist, benutzen wir hier nämlich für Zielübungen.«
Kelly drehte sich mit einer so knappen Bewegung wie möglich zu mir um. Trotzdem zuckten Daves Finger und verstärkten ein klein wenig den Druck auf den Abzug. Ich warf ihm einen Blick zu und schüttelte den Kopf. Er entspannte sich etwas. Aber nicht genug. Wenn Kelly keine wirklich großartige Erklärung hatte, würden wir einen neuen Teppichboden brauchen.
»Ein Klon«, sagte sie.
Das war eine hinreichend großartige Erklärung.
»Wie?«, rief ich, fast im gleichen Moment, in dem Becks rief: »Das kann nicht dein Ernst sein!«, und Dave: »Niemals!«
Alarics steckte mit ungläubiger Miene den Kopf hinterm Sofa hervor.
»Wir setzen schon seit fünfzehn Jahren Klonierungstechnologien in unseren Krankenhäusern ein«, sagte Kelly mit einem Tonfall verbitterter Belustigung. »Warum kommt euch das so unglaubwürdig vor?«
»Das Klonen ganzer Menschen ist illegal, amoralisch und unmöglich«, sagte Becks langsam. »Nächster Versuch, Prinzessin.«
»Wenn man eine Niere klonen kann, warum sollte man dann keine Kelly klonen können?«, fragte Kelly.
Darauf schien Becks keine Antwort zu wissen.
»Genau genommen …« Alaric stand auf, den Blick nach wie vor fest auf Kelly gerichtet. Er kehrte nicht in die Mitte des Zimmers zurück, aber er gab immerhin einen kleinen Teil seiner Deckung auf. Das war ein gutes Zeichen. »… ist das Klonen eines vollständigen menschlichen Körpers nicht unmöglich. Es ist nur für alle mit Ausnahme der drei größten medizinischen Forschungsstellen verboten. Die benutzen Klone, um das Fortschreiten von Kellis-Amberlee zu studieren. Es handelt sich um die Weltgesundheitsorganisation, das USAMRIID, wo sie seit jeher an biologischen Kampfstoffen und Gegenmaßnahmen forschen …«
»… und die Seuchenschutzbehörde«, beendete ich den Satz für ihn. Alle Blicke wandten sich mir zu, einschließlich denen von Dave und Alaric. Ich zuckte mit den Schultern. »Ich kann zählen. Also kann man Menschen klonen?«
»Ja«, sagte Alaric.
»Und die Seuchenschutzbehörde hat eine Sondergenehmigung dafür?«
»Ja«, sagte Kelly.
»Und weshalb genau hat man dort beschlossen, dich zu klonen?«
»Ich glaube, an diesem Punkt würde es mir leichter fallen, die Sache zu erklären, ohne dass Leute mit der Waffe auf mich zielen.« Kelly warf Becks einen Blick zu und befeuchtete sich nervös die Lippen. »Ich bin so was nicht gewohnt.«
»Du wirst dich daran gewöhnen müssen, wenn du hier länger rumhängen willst.« Ich trat an das Medikamentenregal neben dem Waffenschrank und nahm eine der moderneren Testeinheiten – nicht die beste auf dem Markt, aber gut genug, um den Ergebnissen vertrauen zu können – und warf sie mit der Rückhand Kelly zu. Sie kriegte die Einheit kaum zu fassen und ließ sie beinahe fallen.
»Ein Verlust der Hand-Auge-Koordination ist ein frühes Symptom einer Virenvermehrung«, bemerkte Becks.
»Tritt aber auch bei Laborratten auf, wenn sie von Menschen umringt sind, die aller Wahrscheinlichkeit nach gleich losfeuern«, sagte ich. »Mach lieber hin und liefer uns Ergebnisse, Doc, bevor meine Leute zu dem Schluss kommen, dass sie sich lange genug zivilisiert verhalten haben.«
»Ihr wisst wirklich, wie man mit Gästen umgeht«, sagte Kelly. Sie klappte die Testeinheit auf und steckte die Hand hinein.
»Wir bemühen uns«, sagte ich.
Becks hatte recht bezüglich der Hand-Auge-Koordination: Das hat etwas damit zu tun, dass das Virus im Prinzip das Gehirn beiseiteschubst und die Kontrolle übernimmt. Sobald Kellis-Amberlee sich vermehrt, verlieren die Opfer erstaunlich schnell die motorische Kontrolle. Viren – selbst gentechnisch erzeugte Viren, die entwickelt werden, um das Los des Menschen zu bessern – sind nicht besonders schlau, und sie müssen keine Fahrprüfung bestehen, bevor sie bei uns ans Steuer dürfen. Zombies wissen also nicht so genau, wie man seine Finger einsetzt, und die meisten sind selbst dann etwas tollpatschig, wenn es um Aufgaben wie »Laufen« oder »Sich nicht in den Kopf schießen lassen« geht.
So ziemlich das Einzige, was ein Zombie mit verlässlicher Genauigkeit beherrscht, ist Beißen, Spucken und Kratzen. Die einfachsten Infektionswege.
Die Lichter an Kellys Testeinheit begannen gerade zu blinken, als mein Telefon erneut klingelte. Ich nahm ab, ohne extra nachzusehen, wer dran war. »Hi, Mahir!«
»Ist sie noch da?«
»Ja, sie ist noch da.« Ich beobachtete, wie die Lichter rot und wieder grün wurden und widerstand dem Drang wegzuschauen.
»Ist die Situation unter Kontrolle?«
Rot, Grün, Pause. Rot, Grün, Pause. »Ich bin mir nicht sicher. Dave und Becks zielen derzeit mit ihren Waffen auf Kellys Kopf.«
»Wie, nur die beiden?«
»Alaric hat hinter dem Sofa zu tun …«
»He!«
»… und ich dachte mir, dass ich zur Abwechslung mal versuche, der Vernünftige zu sein.«
»Wirklich? Und, wie läuft’s?«
Nicht gut, brummte George.
»Nicht schlecht«, sagte ich und wünschte mir dabei, dass ich irgendwie einen bösen Blick in meinen eigenen Kopf hätte schicken können. Die Lichter blinkten langsamer und verharrten immer länger bei Grün. »Wir sind hier drüben praktisch fertig mit dem Bluttest. Möchtest du eine Videokonferenz oder so? Langsam wird’s nämlich Zeit für die Fragestunde mit dem Doc, und vielleicht willst du ja auch was wissen.«
»Ich kann nicht.« Sein Tonfall klang ehrlich bedauernd. Als Kopf des Newsie-Ressorts war Mahir immer scharf auf Neuigkeiten, und diese Schlagzeilen wurden uns sogar frei Haus geliefert. Unter anderem deshalb war er so gut in dem, was er tat. »Das ist eine sichere Verbindung, aber wenn ich einen Videokanal aufmache, wird das Aufmerksamkeit erregen, und dann wird man mir Fragen stellen.«
»Deinem Tonfall entnehme ich, dass das derzeit keine gute Idee wäre?«
Die Lichter an Kellys Einheit verharrten bei einem klaren, steten Grün. Sie hielt sie mit einem kleinen Lächeln empor und wirkte, als hätte sie ohnehin nie Zweifel an dem Ergebnis gehabt. Dave ließ seine Waffen sinken und steckte sie zurück in die Halfter. Becks nahm erst eine ihrer Pistolen herunter, zögerte und ließ dann auch die zweite sinken. Ich bedachte sie mit einem wohlwollenden Nicken. Die Masons haben mir vielleicht nicht viel über den Umgang mit Gästen beigebracht, aber sie haben mir immerhin gesagt, dass man sie nicht erschießen sollte, solange es nicht unbedingt nötig ist.
Mahir seufzte. »Ja. Eine sehr schlechte Idee.«
»Ich habe dir gesagt, dass du sie nicht heiraten sollst, Mahir.«
»Über das Thema wird nicht mehr diskutiert.«
»Ich sage ja nur, dass du dir nicht über diesen Scheiß den Kopf zerbrechen müsstest, wenn du ein fröhliches Junggesellenleben führen würdest. Hör mal, ich muss Schluss machen – Doc Kelly hat sich gerade als sauber erwiesen, also ist es wohl an der Zeit rauszufinden, was sie hier will.«
»Ruf mich an, wenn du weißt, was los ist.«
»Alles klar«, sagte ich und legte auf.
Kelly ließ die Testeinheit sinken, da sie offenbar davon ausging, dass alle sie gesehen hatten, und sagte: »Ich bin sauber. Habt ihr einen Sondermüllbehälter, in den ich das tun kann?«
»Neben der medizinischen Ausrüstung.« Ich ging Richtung Küche. »Ich brauch eine Cola. Will sonst noch jemand was vor der Märchenstunde?«
Niemand meldete sich.
In der Küche hatte ich gerade genug Privatsphäre, um leise sagen zu können: »Könntest du dich mit deinen Einwürfen vielleicht etwas zurückhalten? Ich will nicht, dass Kelly mich für verrückt hält.« Ich hielt inne. »Zumindest noch nicht.«
Hast du einen Plan?, fragte George.
»Ich schaue eher, was sich ergibt«, antwortete ich, schnappte mir eine Cola und kehrte ins Wohnzimmer zurück.
Als ich dort ankam, hatte sich Kelly auf dem Sofa niedergelassen. Alaric saß auf dem Sitzsack, über den er zuvor gestolpert war, und Dave befand sich wieder an seinem Arbeitsplatz und beobachtete mit einem Auge die Datenströme, während er mit dem anderen das Zimmer im Blick behielt. Nur Becks stand noch und beäugte Kelly, als rechnete sie jede Sekunde mit einem Ausbruch.
»Sind wir nicht ein lustiger Haufen?« Ich nahm einen Klappstuhl von der Wand und stellte ihn vor die Tür zum Flur. Jeder, der hier raus- oder reinwollte, musste an mir vorbei, und das war nicht gerade eine leichte Aufgabe. Vielleicht unterhaltsam; aber nicht leicht.
»Ich bin lustiger, wenn gerade keine Leiche auf dem Sofa liegt«, sagte Becks, ehe sie an ihren Computer zurückkehrte und sich langsam setzte.
»Das geht den meisten Leuten so.« Ich wandte mich Kelly zu. »Womit wir wieder bei der Märchenstunde wären. Also, Doc? Was genau ist hier los?«
Kelly seufzte. Es war ein leiser, erschöpfter Laut, der sehr viel Informationen in sehr kurzer Zeit vermittelte. Diese Frau war bis an ihre Grenzen getrieben worden und hatte auf ungeahnte Kraftreserven zurückgreifen müssen. Und selbst die gingen nun wohl zur Neige. Vielleicht war das Wort »Leiche« passender, als es klang. Ich spannte mich innerlich an und wartete auf das dicke Ende.
»Dr. Wynne lässt grüßen.«
Da war es: das dicke Ende.
Dr. Joseph Wynne war Kellys Vorgesetzter in der Seuchenschutzbehörde Memphis. Außerdem war er derjenige, der rangegangen war, als George an dem Abend, an dem Buffy gestorben war, beim Seuchenschutz angerufen und um Hilfe gebeten hatte. Wir hatten gewusst, dass man uns eine Falle gestellt hatte – so etwas ist schwer zu übersehen, wenn einem die Leute auf die Reifen schießen und so –, aber wir hatten bis zu unserem Gespräch mit dem Seuchenschutz nicht begriffen, wie sehr wir am Arsch waren. Jemand anders hatte bereits vor George dort angerufen und erzählt, dass bei uns allen Kellis-Amberlee ausgebrochen sei, nicht nur bei Buffy. Da wir uns zu diesem Zeitpunkt draußen innerhalb einer bestätigten Ausbruchszone aufhielten, hätte Dr. Wynne jedes Recht gehabt, unsere sofortige Hinrichtung anzuordnen. Doch das tat er nicht. Und das bedeutete, dass ich ihm auf seltsame Art etwas schuldig war.
»Tut er das?«, fragte ich so neutral wie möglich.
»Ich habe Datenmaterial von ihm dabei, das du dir ansehen sollst.« Sie hob ihre Aktentasche vom Boden neben dem Sofa auf, öffnete sie, kramte einen Moment darin herum und brachte dann ein schmuckloses weißes Plastikrechteck zum Vorschein. Ich hob eine Braue. Die Andeutung eines Lächelns huschte über Kellys Gesicht, als sie mir die Karte hinhielt. »Wie, dachtest du etwa, dass es mir ganz ohne Hilfe gelungen sei, mir einen Klonkörper wachsen zu lassen und meinen eigenen Tod vorzutäuschen?«
»Wohl nicht«, antwortete ich. »Alaric, spiel das ab!« Alaric sprang auf, riss Kelly die Karte aus der Hand und rannte so schnell an seinen Computer zurück, dass ich beinahe erwartet hätte, Bremsspuren auf dem Boden zu sehen. Mit einem belustigten Schnauben wandte ich mich wieder Kelly zu. »Jetzt ist es aber wirklich Zeit für die Märchenstunde, Doc.«
»Ja, allerdings«, stimmte sie mir zu. Sie holte einen Stapel brauner Briefumschläge aus ihrer Aktentasche, stand auf, ging durchs Zimmer und gab jedem von uns einen davon, ehe sie zum Sofa zurückkehrte und sich mit erleichterter Miene darauf niederließ. Ich kannte diesen Blick. Es war der Blick von Leuten, die ihre Bürgerpflicht getan haben, indem sie den Zombieausbruch bei den lokalen Nachrichtenmedien gemeldet haben, und die sich nun zurücklehnen und uns alles Weitere überlassen. Der Gesichtsausdruck von jemandem, der tief in seinem Innern weiß, dass er seine Schuldigkeit getan hat.
Allerdings bekommt man dabei selten Zettel ausgeteilt. Ich spähte in den Umschlag. Aufgrund meiner natürlichen Paranoia musste ich mich erst einmal vergewissern, dass er nicht voller Mausefallen oder lustigem weißem Pulver war, ehe ich hineingriff. Papier. Ein paar zusammengeheftete Protokolle, ein paar lose Notizzettel und einige Blätter mit statistischen Daten. Das meiste von dem, was ich da vor mir hatte, verstand ich nicht, was keine große Überraschung war. Ich war nie ein Zahlentyp.
Ich blickte auf. Kelly musterte mich eindringlich. Die Übrigen blätterten den Inhalt ihrer Umschläge durch. Anscheinend war es an mir, sie am Reden zu halten. Ich wedelte mit einem Statistikbogen und fragte: »Was ist das alles?«
»Das ist die Märchenstunde.« Sie lehnte sich auf dem Sofa zurück und schloss die Augen. Die Erleichterung in ihrem Gesicht wich einem Ausdruck von tiefer Erschöpfung. Mit geschlossenen Augen begann sie zu erzählen. Vielleicht versuchte sie nur, sich genau auf das zu konzentrieren, was sie erzählte, aber ich bezweifelte es.
Ich glaube, sie wollte es einfach nicht riskieren, mein Gesicht zu sehen.
»Der erste bestätigte Fall von Kellis-Amberlee ereignete sich im Jahr 2014. Damals wurden die Viren in der Biosphäre freigesetzt, trafen aufeinander, und es gelang ihnen, sich zu einem neuen Typ zu rekombinieren. Die verschiedenen Subtypen des Virus stammen entweder von verschiedenen Initialfällen von Marburg Amberlee, oder sie sind das Ergebnis kleiner natürlicher Mutationen, die auf begrenztem geografischem Raum aufgetreten sind. Überall auf der Welt ist die Kellis-Grippe auf Marburg Amberlee getroffen, und das Ergebnis war Kellis-Amberlee. Das ist kein gewöhnliches Verhalten für ein Virus. Keines der beteiligten Pathogene war ein natürliches Virus. Kellis-Amberlee ist seit seiner ›Geburt‹ unverändert, es gibt keine Variationen.«
Becks wirkte verwirrt. »Haben wir uns für einen Vortrag angemeldet oder was?« Ich hob die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. Mit einem Schnauben verstummte sie.
Kelly fuhr fort: »Die ersten bestätigten Fälle, bei denen Kellis-Amberlee in isolierten Körperregionen zum Leben erwachte – die Reservoirkrankheiten – wurden 2018 diagnostiziert. Vielleicht gab es schon vorher Fälle, und wir haben es nicht gemerkt. Die Infrastruktur war noch zu zerstört.«
»Klingt logisch«, pflichtete ich ihr bei. Das Erwachen hatte das Gesundheitswesen weltweit ins Chaos gestürzt. Ärzte und Krankenpfleger, die an vorderster Front im Einsatz waren, gehörten zu den ersten Infizierten und ließen die Krankenhäuser der Welt mit viel zu wenig Personal zurück, selbst nachdem die ersten Schlachten gegen das Erwachen ausgefochten und im Prinzip gewonnen worden waren. Ich sage »im Prinzip«, weil es schwer ist, in einem Kampf mit derartigen Verlusten von einem Sieg zu sprechen. Es gibt immer noch Krankenhäuser und Leute, die wissen, was man darin macht, weshalb man wohl von einem Sieg sprechen muss – zumindest vorläufig.
Ein Lächeln umspielte Kellys Lippen. »Ich könnte jetzt anfangen, Einzelfälle aufzuzählen, aber das würde euch wohl nicht besonders interessieren, und sie passen in diesem Fall auch nicht besonders gut. Sie sind nach und nach aufgetreten, es gab kein erkennbares Muster, und sie waren ebenso unheilbar wie das ursprüngliche Virus. Das ist der entscheidende Punkt an der Geschichte: Wenn man einmal eine Reservoirkrankheit hat, dann hat man sie für den Rest seines Lebens.«
Da hat sie recht, bemerkte George verbittert. Als wir noch klein gewesen waren, war bei ihr retinales Kellis-Amberlee ausgebrochen, und sie hat bis zu ihrem Tod darunter gelitten. Die Kinder an unserer Schule haben sie immer damit aufgezogen und damit gedroht, ihr die Sonnenbrille zu klauen. Aber sie haben es nie getan. Die Gefahr, dass ihr unheimliches Leiden ansteckend sein könnte, war ihnen immer zu groß.
Was übrigens Schwachsinn ist. Man kann sich die aktive Form von Kellis-Amberlee nicht holen, solange man nicht mit ihr in Berührung kommt, und George schwitzte das Virus nicht aus. Es lebte nur in ihren Augen, unentwegt, und wartete auf den Tag der Freiheit, an dem es ihren restlichen Körper als Spielwiese haben würde.
Der dann auch irgendwann kam.
Ich musste mich zwingen weiterzureden, damit meine Gedanken nicht bei Georges Schicksal verweilten. Dafür war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. »Und was ist die Moral von unserer Geschichte?«, fragte ich und stellte dabei erleichtert fest, dass meine Stimme halbwegs normal klang. »Dass Reservoirkrankheiten scheiße sind?«
»Reservoirkrankheiten stellen ein Virenverhalten dar, das keinen Sinn ergibt, das wir nicht erklären können«, meldete Dave sich zu Wort. Alle außer Kelly drehten sich zu ihm um. Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe ein paar Virologie-Kurse gemacht, bevor ich nach Alaska gegangen bin. Ich dachte mir, dass die vielleicht dabei helfen könnten, nicht zu sterben.«
»Ah!« Letztes Jahr, als die halbe Belegschaft ums Leben gekommen war, war Dave in Alaska gewesen. Wahrscheinlich war er in der überfrorenen, zombieverseuchten Tundra sicherer gewesen als wir in Sacramento. Was nicht einer gewissen Ironie entbehrte. Ich stutzte. »Moment mal, willst du damit sagen, dass niemand weiß, was die Reservoirkrankheiten eigentlich machen?«
»Es gibt Theorien.« Kelly klang mit einem Mal ausweichend. Ich musterte sie. Ihre Miene war maskenhaft: Hinter ihren geschlossenen Lidern mochte sie sich alles Mögliche denken.
Wenn sie diese Nummer abziehen will, sollte sie sich einfach eine Sonnenbrille holen, sagte George.
Ich sagte nichts. Ich wartete bloß.
Kelly deutete eine Kopfschütteln an und fuhr fort: »Ich habe das vergangene Jahr mit der Erforschung von Reservoirkrankheiten verbracht. Die Seuchenschutzbehörde dokumentiert jeden Fall von einer mit KA verwandten Krankheit, aber niemand hat mit diesen Daten bislang etwas angefangen. Also dachte ich mir, ich nehme sie mir mal vor.«
»He, das stimmt nicht«, wandte ich ein. »George hat an allen möglichen Studien teilgenommen. Es gab immer wieder irgendwelche Spezialistenarschlöcher, die ihr ins Auge piksen wollten, um zu sehen, was passiert.«
»Es gibt Studien zu den jeweils individuellen Reservoirleiden, aber niemand hat sich das Syndrom jemals als Ganzes angesehen.« Kelly ließ sich noch tiefer ins Sofa sinken. »Wie kommt es dazu? Warum nur in definierten Körperregionen? Wie wird das Virus eingedämmt? Laut allem, was wir wissen, sollte bei jemandem mit einer Reservoirkrankheit eigentlich die Krankheit im ganzen Körper ausbrechen, aber nichts Derartiges geschieht. Die Leute machen bis zu ihrem Tod einfach ganz normal weiter. Es ergibt keinen Sinn.«
»Und dazu hast du geforscht?«
Ein kleines Nicken. »M-hm. Und da habe ich es entdeckt.«
»Was entdeckt?«, fragte Alaric.
»Schaut euch die Statistiken an.« Kelly seufzte und wandte das Gesicht zur Decke. »In der ersten Spalte steht die Bevölkerungszahl. In der zweiten steht der prozentuale Bevölkerungsanteil mit einer bekannten Reservoirkrankheit – in diesem Fall ist der genaue Typ nicht von Bedeutung.«
Mit zusammengekniffenen Augen schaute ich mir die Zahlen an. Die in der dritten Spalte hatte ich schon einmal irgendwo gesehen. Ich wagte eine Vermutung: »In Spalte drei stehen die Kellis-Todesfälle des letzten Jahres?«
»Ja.«
»Und was steht in der vierten Spalte?«
Becks meldete sich zu Wort, und ihre Stimme war belegt von der schrecklichen Wahrheit, die ihr dämmerte. Sie hatte es sich ein bisschen schneller zusammengereimt als der Rest von uns, und sie schien nicht besonders glücklich über ihre Erkenntnis zu sein. »Oh mein Gott! Das ist … das ist die Anzahl der Toten, die an Reservoirkrankheiten gelitten haben, nicht wahr?«
Kelly nickte.
Ich betrachtete die Zahlen. Mir erschienen sie bedeutungslos. Ich wollte gerade den Mund aufmachen, als George sehr leise sagte: Schau dir noch mal Spalte zwei an, Shaun!
Ich tat es. Und begriff.
»Das kann nicht stimmen«, sagte ich, und mit einem Mal wurde mir kalt. Reservoirkrankheiten erhöhen nicht das Risiko einer Virenvermehrung; genau genommen reduzieren sie es sogar, da die meisten Leute, die an einer latenten Form von Kellis-Amberlee leiden, dazu neigen, sich noch paranoider vor einer Infektion zu schützen als der Rest der Bevölkerung. Leute wie George, die ins Feld rausgehen, oder Emily Ryman, die selbst nach dem Ausbruch ihres retinalen Kellis-Amberlee weiter Pferde gezüchtet hat, sind die Ausnahme und nicht die Regel.
Kelly seufzte und öffnete zum ersten Mal seit Beginn ihres Vortrags die Augen. »Das dachte ich auch«, erklärte sie und schaute mich dabei direkt an. »Ich habe die Zahlen immer wieder überprüft. Ich habe sechsmal einen Praktikanten losgeschickt, um mir die Zensusdaten zu holen. Es stimmt alles.«
»Aber …«
»Weniger als elf Prozent der Bevölkerung leiden an Reservoirkrankheiten. Und im letzten Jahr traten unter diesen elf Prozent achtunddreißig Prozent aller Todesfälle im Zusammenhang mit KA auf.« Kellys Tonfall war grimmig. Mit einem Mal ergab es eine Menge Sinn, dass sie so erschöpft war. »Statistisch gesprochen ist das unmöglich.«
»Vielleicht ist es ein Ausreißer«, meinte Dave. »Statistische Anomalien treten doch manchmal auf, oder?«
Becks schnaubte. »Klar, und respektable Ärzte von der Seuchenschutzbehörde helfen ihren Mitarbeitern wegen solcher statistischer Ausnahmen gerne dabei, mithilfe eines Klons ihren Tod vorzutäuschen. So was passiert dauernd.«
»Ich habe die Daten der letzten zehn Jahre, und alles passt zusammen. Jedes Jahr sterben mehr Menschen mit Reservoirkrankheiten, als vernünftige Prognosen vermuten lassen sollten – nicht aufgrund spontaner Ausbrüche, nicht aus Blödheit und auch nicht aus irgendeinem anderen feststellbaren Grund. Und es hat nie jemand gesagt: ›Moment mal, vielleicht stimmt da was nicht.‹« Sie hielt inne und deutete ein Kopfschütteln an. »Das ist nicht ganz richtig. Es gab Anträge für Forschungsprojekte, die sich mit diesen Zahlen befasst hätten, und irgendwie sind sie nie bewilligt worden. Es gab immer etwas Wichtigeres, Dringlicheres, Eindrucksvolleres. Sobald die Politik ins Spiel kommt, werden die Reservoirkrankheiten aufs Nebengleis abgeschoben. Immer und immer wieder.«
»Du meinst also, dass die Forschung zu dem Thema mit Absicht unterdrückt wird?«, fragte Alaric.
»Letztes Jahr gab es eine Sechs-Milliarden-Dollar-Studie zu einem neuen MRSA-Stamm, der in zwei Krankenhäusern in North Carolina aufgetreten ist. Das hätten wir auch mit einem Drittel des Budgets und halb so vielen Leuten hingekriegt. Es war pure Beschäftigungstherapie. Davon verpasst man uns ohnehin so verdammt viel.« Offenkundig frustriert rieb sie sich mit dem Handknöchel über die Schläfe. »Die Seuchenschutzbehörde wird von der Regierung mit finanziert. Eigentlich sind wir eine unabhängige Einrichtung, aber wenn es ums Geld geht, sieht die Sache ganz anders aus.«
»Hatte Tate damit zu tun?«
Die Frage klang ruhig und vernünftig; ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass ich sie gestellt hatte.
»Nicht mit der Studie«, sagte Kelly. Hoffnung keimte in mir auf und erstarb sofort wieder, als sie fortfuhr: »Er gehörte zu denen, die eine Fortsetzung der Krebsforschung unterstützen. Ihr wisst schon, weil Krebs wieder zu einer Bedrohung werden wird, sobald Kellis-Amberlee geheilt ist. Immer größere Teile unseres Budgets fließen also in solche Projekte, während die Reservoirkrankheiten einfach ignoriert werden.«
»Wie groß ist der Teil des Seuchenschutzbudgets, von dem hier die Rede ist?«, fragte Alaric.
»Elf Milliarden Dollar.«
Dave stieß einen gedehnten, tiefen Pfiff aus. »Das ist nicht gerade Kleingeld.«
»Nein, ist es nicht. Ich würde sagen, dass vielleicht zwanzig Prozent unserer Forschungsgelder für die Erforschung von Kellis-Amberlee verwendet werden. Der Rest wird für Studien abgezapft, die äußerlich was hermachen, aber zu nichts führen.« Ihre hilflose Wut war ihr deutlich anzumerken. »Es ist, als hielte man uns davon ab herauszufinden, was dieses Virus eigentlich wirklich macht.«
Wahrscheinlich liegt das daran, dass man genau das tut, sagte George.
»Ich wusste nicht, dass das möglich ist«, sagte ich. »Ihr seid immerhin der Seuchenschutz.«
»Und irgendjemand muss die Rechnungen bezahlen.«
»Stimmt.« Ich stand abrupt auf und kehrte mit meiner noch fast vollen Cola in der einen und den Papieren in der anderen Hand in die Küche zurück. Hinter mir setzte Kelly zu der Frage an, wohin ich wollte, wurde jedoch schnell von Becks zum Schweigen gebracht. Becks verstand. Becks versteht immer.
Die Küche war kühl und dunkel und vor allem leer. Ich legte meine Sachen auf die Anrichte, drehte mich zur Wand und begann, methodisch und so fest ich konnte, auf sie einzuschlagen. Das Geräusch hallte in der Küche wider, laut wie Pistolenschüsse und tröstend. Beim vierten Schlag platzte mir die Haut auf den Handknöcheln auf. Danach fühlte ich mich sehr viel besser. Das ist meistens so. Schmerz lichtet die Nebel in meinem Kopf so weit, dass ich wieder denken kann. Außerdem: Solange ich auf Wände einprügele, prügele ich nicht auf Menschen ein.
Jemand kontrollierte die Forschung der Seuchenschutzbehörde über die Finanzierung. Jemand lenkte die Forschungsarbeit von Kellis-Amberlee ab, auf Krankheiten, die keine Gefahr mehr darstellten, und Probleme, die den Seuchenschutz nicht einmal hätten interessieren sollen. Und Gouverneur Tate war darin verwickelt gewesen. Der Mann, der meine Schwester ermordet hatte. Der Mann, durch den sich alles verändert hatte. Wenn Tate seine blutigen kleinen Finger im Spiel gehabt hatte …
Wenn Tate mit der Sache zu tun hatte, dann auch derjenige, für den er gearbeitet hat, sagte George mit der Ruhe, die mir fehlte. Wir müssen ihr helfen. Wir müssen herausfinden, was vorgeht. Vielleicht ist das unsere Chance, Shaun. Vielleicht führt uns diese Spur direkt zu den Hintermännern.
»Ja.« Ich hörte auf, gegen die Wand zu schlagen und holte zitternd Luft, während ich die neue Delle musterte, die ich neben einem halben Dutzend älterer hinterlassen hatte. Unsere Mietkaution hatten wir schon vor langer Zeit abgeschrieben. »Ich weiß.«
Gut.
Wenn wir Kelly halfen, konnten wir in Erfahrung bringen, wer die Seuchenschutzbehörde manipulierte. Wir konnten diejenigen finden, die Tate befohlen hatten, George zu töten. Und dann …
Vielleicht konnten wir dann beide Ruhe finden.
Ich wusch mir die Hand in der Spüle, machte mir Antibiotika-Salbe darauf und verband sie, bevor ich ins Wohnzimmer zurückkehrte. Es bestand keine Veranlassung, Kelly noch mehr in Unruhe zu versetzen, als sie es wegen der hämmernden Laute wahrscheinlich ohnehin schon war. »Tut mir leid«, sagte ich. »Ich musste nur über ein paar Sachen nachdenken.«
»Das geht in Ordnung, Boss«, sagte Dave. Alaric und Becks nickten zustimmend.
Kelly biss sich auf die Unterlippe. »Ist … ist alles in Ordnung?«
»Eigentlich nicht, aber wir können so tun als ob.« Ich ging zurück zu meinem Stuhl, wobei mir verspätet klar wurde, dass meine Sachen noch in der Küche lagen. Auch egal. »Also hat niemand jemals herauszufinden versucht, warum so viele Leute mit Reservoirkrankheiten sterben?«
»Äh!« Kelly blinzelte. Offenbar brachte es sie aus dem Konzept, dass ich das vorangegangene Gespräch einfach wieder aufnahm. Dann nickte sie. »Kürzlich haben wir eine Ladung neuer Praktikanten bekommen. Sehr begeisterungsfähig, eifrig darauf bedacht, sich zu beweisen. Einem von ihnen fiel beim Archivieren die statistische Anomalie auf, und er ging damit zu Dr. Wynne. Was er erzählte, klang einfach nicht richtig. Ich fragte, ob ich es mir einmal ansehen könnte. Dr. Wynne, der ebenso überrascht war wie ich, war einverstanden.«
»So hast du mit dieser Sache angefangen?«, fragte Alaric.
»Ich ging davon aus, dass das Datenmaterial fehlerhaft sei. Ich dachte, dass ich einer falschen Statistik hinterherjagte. Stattdessen … es war eine Riesensache. Ich habe ein Team von Leuten zusammengestellt, denen ich vertraute, als mir erst mal klar wurde, womit ich es zu tun hatte. Irgendjemand bringt enorme Mengen von Leuten mit Reservoirkrankheiten um.« Sie holte zitternd Atem. »Und als mein Team weiter nachgebohrt hat, haben sie auch angefangen, welche von uns umzubringen.«
»Wie bitte?«, fragte Becks.
Oh Scheiße, sagte George. Im Stillen pflichtete ich ihr bei.
»Zu meinem Team gehörten acht Leute, als ich mit der Studie begonnen habe. Jetzt bin ich als Einzige übrig.« Kelly schniefte. Ich war nicht besonders überrascht, als mir klar wurde, dass sie kurz davorstand, in Tränen auszubrechen. »Ich brauche Hilfe. Ich weiß nicht, wo ich sonst hinsoll.«
Becks und ich wechselten einen Blick. Dave und Alaric taten das Gleiche. Dann wandten sich alle mir zu, als erwarteten sie, dass ich die Entscheidung traf. Stimmt ja. Jetzt, wo George weg war, taten sie genau das.
Kacke!
Es kommt mir vor, als hätten alle Leute, mit denen ich zusammenarbeite, irgendeine tolle Geschichte darüber auf Lager, wie ihre Familien sie bei ihrer Laufbahn in den Nachrichtenmedien unterstützt haben. Alarics Vater hat ihm einfach so und ohne irgendwelche Bedingungen sein Studium bezahlt – ein Stipendium von Daddy. Dave kommt aus einer riesigen russischen Familie, in der alle vor Stolz auf ihn fast platzen. Maggies Eltern kaufen ihr alles, was ihr kleines Fiktiven-Herz begehrt, und Mahirs Eltern sind so glücklich über seine Arbeit, dass sie ihm Fresspakete ins Büro schicken. Fresspakete aus England, die an ein Büro gehen, in dem er nicht mal arbeitet. So zufrieden sind sie mit seiner Karriere.
Shaun mag die Masons vielleicht hassen, aber immerhin unterstützen sie ihn in dem, was er mit seinem Leben anfangen will. Keine Gesellschaftstänze, keine Debütantinnenbälle, kein: »Ach Schatz, das ist doch bloß eine Phase« und kein: »Bitte, Liebes, es ist doch nur heute Abend«. Nur ein Abend, nur ein Tanz, und eh ich michs versehe, bin ich nichts weiter als ein weiteres Produkt der Westchester-Fabrik für Vorzeigeehefrauen, die seit den Tagen der Mayflower erstklassige Ware hervorbringt. Ich bin eine echte Tochter der amerikanischen Revolution. Ich beherrsche Foxtrot, Quickstep, Walzer und Tango. Ich weiß, wie man eine Cocktailparty plant, wie man Small Talk betreibt, wie man über die Charaktereigenschaften, die schlechten Manieren und die mangelhafte Hygiene eines Mannes hinwegsieht, um sich auf das zu konzentrieren, worauf es wirklich ankommt: seine Abstammung und sein Bankkonto.
Das ist es, was meine Eltern mir beigebracht haben. Sie haben mich dazu erzogen, genau wie meine Schwestern zu sein – herzallerliebst, folgsam, hübsch und bereit, mich an den Höchstbietenden zu verkaufen. Zu dumm, dass ich andere Vorstellungen hatte. Ich bin eine Schande für meine Familie, das schwarze Schaf, dessen Name still und heimlich aus dem Stammbaum getilgt werden wird, nachdem mein Bild an der Mauer erschienen ist. Ich bin diejenige, die sich einfach nicht damit zufriedengeben konnte, brav mit den anderen Kinder zu spielen, sondern rausgehen und sich die Finger schmutzig machen musste.
An Tagen wie diesem vermisse ich Georgia am meisten. Ich bin zwar bei der ersten Gelegenheit von den Newsies zu den Irwins übergelaufen, aber sie hat mich verstanden, wenn ich von meiner Familie geredet habe, wenn ich erklärt habe, dass es mir nicht leidtat, sie enttäuscht zu haben. All das, was sie zu einer ziemlich schlechten Freundin gemacht hat, hat sie zugleich zu einer hervorragenden Chefin gemacht, und ich glaube, alles wäre verdammt viel einfacher, wenn es sie noch gäbe.
Mom, Dad? Die nächste schreckliche Sache, die ich in aller Öffentlichkeit mache, ist euch gewidmet. Ich hoffe, ihr erstickt daran.
Aus Charmante Lügen, dem Blog von Rebecca Atherton, 8. März 2041.
Hallo, ihr Lieben! Ich hoffe, ihr seid bereit für knisternde Romantik, wagemutige Abenteuer, tragische Liebe und mysteriöse Begebenheiten, denn all das und mehr steht diese Woche auf dem Programm. Jeden Abend von sieben bis zehn Uhr pazifischer Zeit bin ich im Live-Chat und plaudere jederzeit gerne über alles, was eure kleinen Herzen bewegt. Ich bin eure persönliche Scheherazade, und die ganze Nacht lang werde ich euch Geschichten erzählen. Willkommen in Maggies Gruselkabinett – ich hoffe, ihr bleibt ein wenig.
Ihr wisst ja, ich vermisse euch immer so sehr, wenn ihr nicht mehr da seid.
Aus Geliebte Pusteblume, dem Blog von Magdalene Grace Garcia, 11. April 2041.