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Mit anderen aus der Super-Gemeinde zusammenzukommen, kann Spaß machen und informativ sein!




Die Schurken im hinteren Teil der Halle rannten auf die Ausgänge zu, stießen sich gegenseitig aus dem Weg und zogen ihre Waffen. Vex hatte seine Rede unterbrochen. Der Lärm war unglaublich.

Ich blickte über die Meute hinweg, und auf einmal sah ich den Rauch.

Er trieb wie eine schwarze Wolke in den hinteren Teil der Messehalle. Doch als er näher kam, merkte ich, dass von treiben keine Rede sein konnte. Er marschierte.

Der Rauch hatte die Form eines Menschen. Und er bewegte sich auch wie ein Mensch.

Er war gut einen Meter achtzig groß, mit allen Ausformungen eines Menschen. Zwei Beinen, zwei Armen. Rauchfäden, wo sonst die Finger sitzen. Nur der Rumpf war eine dicke Wolke und das Gesicht ein dunkler, konturloser Nebel.

Phineas Vex stand auf der Bühne und beobachtete die Rauchgestalt mit einer Mischung aus Verwirrung und Angst. Mitarbeiter von VexaCorp umringten ihn. Er versuchte ins Mikro zu sprechen, doch seine Stimme wurde von den Schreien übertönt, die den Raum erfüllten.

Ein Wachmann vom VexaCorp-Sicherheitsdienst sprang von der Bühne und schoss mit seinem Plasma-Revolver, doch der Strahl ging einfach durch die Gestalt hindurch. Es war, als würde man versuchen, eine Wolke abzuschießen. Ehe der Wachmann eine zweite Ladung abfeuern konnte, streckte die Gestalt ihre Hand aus Rauch aus und packte den Mann am Hals. Sofort ließ er den Plasma-Revolver fallen. Er versuchte, nach dem Wesen zu treten und zu stoßen, doch seine Arme glitten wirkungslos durch den dunklen Rauch.

Die Gestalt packte den Mann fester und umschloss ihn mit einer finsteren Wolke, die wie ein Tornado wirbelte. Ein Blitzschlag schoss durch das Dunkel. Und plötzlich war der Wachmann verschwunden.

Eine Welle der Panik erfasste mich, als ich sah, dass es noch mehr Rauch-Gestalten gab. Sie waren überall. Es müssen zwanzig, vielleicht sogar dreißig gewesen sein, jede geformt wie ein Mensch und jede absolut unzerstörbar. Sobald sie jemanden packten, geschah immer das Gleiche:

Ein finsterer Wolkenwirbel.

Ein Blitzschlag.

Und dann war die Person verschwunden. Einfach weg.

»W-was sind das?«, fragte ich.

Dad schaute auf mich herab. Sein Gesicht war schneeweiß. »Keine Ahnung«, antwortete er. »So etwas habe ich noch nie gesehen.«

Das Innere der Messehalle war jetzt das reinste Tollhaus. Schreie erfüllten die Luft. Menschen stürzten übereinander. Schurken flogen auf ihren Rollern ganz oben an der Decke entlang und schauten auf die Schreckensszene herunter. Andere rammten Löcher in die Mauer, um zu fliehen. Manche versuchten ihre Spezialkräfte gegen die Rauch-Monster einzusetzen. Feuerkugeln, Froststrahlen, Überschallknall. Aber nichts funktionierte.

Ein Angstschauer lief mir den Nacken runter. Wenn diese schrecklichen Dinger nicht mal von einem Gebäude voller Superschurken aufzuhalten waren, hatte der Rest der Welt doch überhaupt keine Chance.

Ich wurde von einer Menschenmenge umgerannt, die zum Ausgang hetzte. Als ich mich umdrehte, sah ich gerade noch rechtzeitig, wovor sie flohen.

Eine der Rauch-Gestalten kam direkt auf mich zu.

Ihr leeres Gesicht wandte sich in meine Richtung. Als ich mich aufgerappelt hatte und weiter Richtung Ausgang stolperte, fiel ich über einen Haufen Cheswicks traditionelle Schurken-Uniformen und landete wieder auf dem Boden.

Die Gestalt war nur noch wenige Schritte von mir entfernt. Ihr Arm griff nach mir.

Als das Ding mein Bein packen wollte, rollte ich mich schnell unter dem Tisch mit den traditionellen Uniformen hindurch, kam auf der anderen Seite wieder auf die Beine und fing an zu rennen. Ich drängte mich zwischen der schreienden Menge hindurch und schaffte es schließlich, die Rauch-Gestalt in dem Labyrinth schwelender Verkaufsstände hinter mir zu lassen. Links von mir sah ich die Bühne. Vex machte den Eindruck, als ob er von ihr herunterklettern wollte, um persönlich gegen die Rauch-Gestalten zu kämpfen, die seine Rede unterbrochen hatten, doch eine Gruppe von Bodyguards hielt ihn zurück.

Gleich neben der Bühne entdeckte ich meine Eltern, wie sie hinter einem umgekippten Verstärker kauerten. Dad warf einen verzweifelten Blick auf das ganze Chaos, Mom rief nach mir. Und von dort, wo ich stand, sah ich etwas, das sie nicht sehen konnten. Eine Rauch-Gestalt näherte sich ihnen von hinten.

Ich versuchte ihre Namen zu rufen, doch meine Stimme wurde von all den anderen Geräuschen in der Halle verschluckt. Aus der Ferne hatte ich keine Möglichkeit, sie auf mich aufmerksam zu machen. Ich spürte, wie ich in Panik geriet. Hinter meinen Eltern pirschte sich die Rauch-Gestalt immer näher heran. Jeden Moment würde sie die beiden erreichen.

Ohne nachzudenken, lief ich los, so schnell ich nur konnte – direkt auf die Rauch-Gestalt zu. Ich wusste, es war verrückt. Ich hätte weglaufen müssen – nicht ihr entgegen. Aber meine Eltern waren in Gefahr. Ich konnte doch nicht einfach dastehen und zusehen, wie sie in einem Blitz verschwanden.

Meine Füße jagten mit hämmernden Schritten über den Boden. Auf halbem Wege kam ich an dem Zombietrainings-Stand vorbei. Die Frau war weg, genau wie der Zombie. Seine Kette hing zerrissen neben einem Haufen von ungegessenem Tofu.

Ohne abzubremsen, schnappte ich mir eine Handvoll Tofu und schleuderte das Zeug so fest ich nur konnte auf die Rauchgestalt. Ich weiß nicht genau, was ich erwartete. Wenn all die fiesen Waffen und Superkräfte der Schurken nichts gegen diese Gestalten hatten ausrichten können, bezweifelte ich, dass ausgerechnet so ein Fleischersatz-Klops es schaffen würde. Doch als der Tofu meine Hand verließ, war er auf einmal nicht mehr rosa. Stattdessen war er jetzt kohlrabenschwarz und zog wie eine Rakete einen Feuerschweif hinter sich her, während er durch die Luft flog.

Spontane Entflammung. Sie hatte mir ermöglicht, einen Batzen Tofu in eine feurige Rakete zu verwandeln.

Wie alle anderen Waffen in der Messehalle, segelte auch die verkohlte Tofu-Hirnmasse einfach durch die Gestalt hindurch. Aber zumindest zog sie die Aufmerksamkeit dieses schrecklichen Dings auf sich. Die Gestalt marschierte nicht weiter auf meine Eltern zu, sondern blieb plötzlich stehen und wandte ihren finsteren Wolkenkopf in meine Richtung. Und dann marschierte sie auf mich zu.

»Joshua!«, rief Dad. »Flieh! Lauf nach draußen!«

Ich drehte mich um und wollte losrennen. Aber weiter kam ich nicht. Denn hinter mir stand eine weitere Rauch-Gestalt. Ich war umzingelt.

Meine einzige Chance schien sich schlagartig in Luft aufgelöst zu haben. Die zwei Gestalten marschierten jetzt von vorn und von hinten auf mich zu. Brennende Verkaufsstände blockierten jeden Fluchtweg. Und ich hatte nicht mal mehr Tofu übrig.

Ich hörte, wie meine Eltern mir etwas zuriefen, aber sie konnten mir nicht helfen. Es war zu spät. Die Rauch-Gestalten rückten heran. Die, die mir am nächsten war, fasste nach mir. Ihre wolkigen Finger griffen schon nach meinem Hals, als ich plötzlich eine andere Stimme hörte.

»Aufhören! Sofort!«

Die Stimme war tief und Respekt einflößend – gleichermaßen vertraut und fremd. Die Rauch-Gestalt und ich drehten uns beide zu dem Mann um, der gerade gesprochen hatte.

Es war Phineas Vex. So aus der Nähe wirkte er irgendwie anders. Die Narbe trat deutlich hervor, wie ein Band, das um seinen kahlen Schädel lief. Die Augenklappe schimmerte in dem Licht, das von oben herabfiel. Sein anderes Auge – das gute – zuckte hin und her, bis es mich fand. Dann konzentrierte er sich auf mich, und das Auge wurde ganz schmal, als er sprach.

»Lauf!« Obwohl seine Stimme ganz ruhig war, schien das Wort in meiner Brust zu vibrieren. »Flieh nach draußen! Schnell!«

Vex hob seinen Stock und schwang ihn in Richtung der Rauch-Gestalt. Ich konnte nicht sehen, was als Nächstes passierte, denn ich lief schon zu meinen Eltern.

Mom und Dad nahmen mich in die Arme.

»Ich bin so froh, dass du in Sicherheit bist«, flüsterte mir Mom ins Ohr.

»Aber was wird aus Vex?« Ich wand mich in ihren Armen, um nach hinten zu schauen. Was ich sah, lief mir wie ein eisiger Schauer den Rücken herunter.

Vex befand sich im Griff der Rauch-Gestalt und hing etwa dreißig Zentimeter über dem Boden. Seine Beine schwangen schlaff unter seinem Körper wie die einer übergroßen Stoffpuppe. Sein Stock fiel zu Boden.

»Wir können ihn doch nicht einfach zurücklassen!«, schrie ich und versuchte mit aller Gewalt, mich aus den Armen meiner Eltern zu befreien.

Doch je mehr ich mich wehrte, desto stärker zogen sie mich fort. Ich schaute mich um, suchte etwas – irgendwas –, das ich dem widerlichen Ding entgegenschleudern konnte. Doch es war schon zu spät. Der Rauch hatte Vex umschlossen, eine chaotische Masse wirbelnder Finsternis. Im nächsten Moment gab es in der Wolke einen Blitzschlag.

Und dann war Vex verschwunden.

»Wir müssen hier raus.« Moms Stimme war ruhig und entschlossen. »Sofort.«

Ich spürte, wie ich fortgezogen wurde. Mit meinen Eltern an beiden Seiten, stolperte ich über die zerstörten Ruinen der zusammengebrochenen Verkaufsstände.

Auf halbem Weg zum Ausgang blieb Dad plötzlich stehen und hätte mich dabei fast zu Boden geworfen. Mit dem Handschuh fasste er schnell in einen Trümmerhaufen und schob, was immer er dort entdeckt hatte, vorsichtig in einen Beutel, der an seinem Mehrzweckgürtel hing, ehe ich auch nur einen Blick darauf werfen konnte.

Dann rannten wir weiter und liefen durch die brennende Messehalle in Richtung Ausgang.

Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs
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