24. August 1969 - Vatikan

Etwas mehr als achtundfünfzig Stunden nachdem der Kardinal-Camerlengo gemeinsam mit dem Substituten des Staatssekretariats die Tür der Sixtinischen Kapelle verschlossen hatte, stieg weißer Rauch hinter der Kapelle auf.

Nach nur fünf Wahlgängen hatte die katholische Kirche einen neuen Papst.

Er nahm für sein Pontifikat den Namen Klemens XVI. an, für Insider ein sicheres Zeichen, dass er die Kirche im Sinne seines Vorgängers weiterführen wollte.

Sein weltlicher Name war Ernesto Bertulli, und bis zum Tod Klemens’ XV. war er der Leiter der noch jungen Vatikanischen Finanzaufsichtsbehörde und Jürgen Dengelmanns Chef gewesen.

Die Kardinäle, die bisher die Funktionen als Leiter der verschiedenen Kongregationen und Päpstlichen Räte innehatten und nicht als Bertullis Freunde galten, waren in der Unterzahl und mussten sich dem Mehrheitsentscheid beugen.

Wenige Tage nachdem Klemens XVI. sein Amt übernommen hatte, teilte er Jürgen in einem persönlichen Gespräch mit, dass er vorgesehen habe, ihn bald zum Bischof zu weihen. Er solle das Amt des stellvertretenden Leiters der Finanzbehörde übernehmen.

Als Jürgen die Tür hinter sich schloss, durchflutete ihn ein Glücksgefühl von selten gespürter Intensität.

Er würde bald einer der jüngsten Bischöfe der katholischen Kirche sein. Einundzwanzig Jahre nach ihrer Gründung hatte die Bruderschaft der Simoner durch ihn, Jürgen Dengelmann, einen Fuß in der Tür zur Chefetage der mächtigsten Organisation dieser Welt.