19. Kapitel

Fort mit dem Leintuch, das den Blick mir nimmt, hier ist nicht Buße und nicht Unschuld.

Ich bin ja nackt, was muss dich dann mehr bedecken als ein Mann?

John Donne

Dienerinnen erschienen und nahmen Grace ohne Vorwarnung das Tuch weg, zogen ihr die Pantalons aus, tauchten sie in warmes Wasser und seiften sie von Kopf bis Fuß ein, sogar ihr Haar.

„Möchten Sie es wieder dunkel gefärbt haben?“, fragten sie. Grace errötete, weil sie begriff, dass ihnen der Farbunterschied zu dem Haar an einer anderen Stelle ihres Körpers aufgefallen war. „Nein“, antwortete sie.

„Möchten Sie dieselbe Farbe wie dort?“ Sie zeigten ungeniert auf die besagte Stelle.

„Ja.“

Ein Mädchen verschwand und kehrte mit einer übel riechenden Paste zurück. Die Dienerinnen verteilten sie in Grace’ Haar, wickelten ein Handtuch darum und ließen die Masse einwirken.

Grace fand, dass sie sauber war, aber nun ging es erst richtig los. Mit einem kratzigen Waschhandschuh wurde sie abgeschrubbt von den Ohren bis zu den Zehen, bis ihre Haut brannte und prickelte. Ihren Intimbereich durfte sie selbst waschen, wofür sie sehr dankbar war. Aber schließlich hatte sie sich ja ein exotisches Abenteuer gewünscht, nicht wahr? Neben ihr wurden Mouna, Fatima und Kadije derselben Behandlung unterzogen.

Die Dienerinnen wuschen sie ab, seiften sie erneut ein und spülten die Seife ein zweites Mal ab. „Und nun gehen Sie hinein“, sagten sie und führten Grace zu den Stufen, die ins Bassin führten. Das Wasser darin war herrlich warm. Grace hatte das Gefühl zu schmelzen, es war so unglaublich entspannend. Doch nach einer Viertelstunde wurde sie schon wieder herausgeholt, weil man ihr die Paste aus dem Haar waschen wollte. Danach verteilten sie irgendeine wohlriechende Lotion darauf und schickten Grace zurück ins Bassin. Weitere Zeit verging in dem himmlisch warmen Wasser, bis sie ihm abermals entsteigen musste, um sich das Haar ein letztes Mal mit kühlerem Wasser ausspülen zu lassen. Anschließend winkte eine große, ältere Frau sie zu sich.

„Nein“, rief Grace aus. „Nicht noch mehr! Sauberer kann ich gar nicht mehr werden! “

„Eine türkische Massage“, erklärte Kadije. „Danach fühlst du dich wunderbar und ganz entspannt.“

Die ältere Frau trocknete Grace ab, als wäre sie noch ein kleines Kind, und bedeutete ihr, sich mit dem Bauch nach unten auf eine geflieste und mit einem dicken Tuch bedeckte Bank zu legen. Grace spürte eine warme Flüssigkeit zwischen ihre Schulterblätter rinnen, und Rosenduft erfüllte die Luft. Die Frau fing an sie zu massieren, sie drückte und knetete ihre Muskeln. Ihre Hände waren so kräftig wie die eines Mannes. Es dauerte eine Weile, bis Grace sich daran gewöhnt hatte. Aber dann fühlte sie sich wie eine Katze, die sich schnurrend unter diesen Handgriffen rekelte. Jetzt setzte wirklich die Entspannung ein.

Irgendwann nahm sie ganz am Rande wahr, dass Fatima, Mouna und Kadije aus dem Bassin kletterten, sich abtrockneten und in einem angrenzenden Zimmer verschwanden. Stille kehrte ein, nur noch das leise Plätschern des Brunnens war zu hören. Grace achtete kaum darauf, die kräftigen Hände der älteren Frau übten einen magischen Reiz auf sie aus.

In der Ferne fiel eine Tür ins Schloss, doch das Kneten und Massieren ging ununterbrochen weiter. Grace hatte das Gefühl zu schweben. Kraftvolle Hände lösten die Verspannungen in ihren Schultern, drückten, rieben, bis Grace einen Zustand der Schwerelosigkeit erreicht zu haben glaubte.

Der Rosenduft des Öls war berauschend. Ganz allmählich veränderten sich die Griffe der Masseurin. Grace’ Sinne erwachten, und sie hätte sich am liebsten diesen großen, starken Händen entgegengestreckt. Wirklich wie eine Katze, dachte sie benommen. Eher Vergnügen als Entspannung. Irgendetwas regte sich in ihrem Unterbewusstsein, aber sie war zu gelöst, um sich bewegen zu können.

Doch nach einer Weile fand sie, dass die Massage langsam zu angenehm wurde. Sie spürte, dass sie zunehmend erregter wurde, genauso wie damals mit Dominic. Sie machte sich steif. Die beschwichtigenden Hände drängten sie, sich wieder zu entspannen. Doch es kam ihr nicht richtig vor, so sinnlich auf die Berührungen einer älteren Frau zu reagieren. Sie versuchte sich aufzurichten, aber die kräftigen Hände drückten sie wieder nach unten und strichen sanft über ihren Rücken und ihren Po.

Dann spürte sie kurz den Druck von etwas Warmem, Feuchtem auf ihrem Nacken, und gleichzeitig schob sich eine Hand in einer intimen Liebkosung zwischen ihre Schenkel.

Grace trat wütend um sich.

„Ruhig, Grace, ich bin es nur“, ertönte eine tiefe Stimme. Dominic.

Nur! Jetzt verstand sie, warum sie so erregt reagiert hatte. Ihr Körper hatte ihn erkannt, noch vor ihrem Verstand erkannt. Ohne den geringsten Laut und ohne den Rhythmus der Massage zu unterbrechen, hatte Dominic mit der älteren Frau den Platz getauscht. „Wie bist du hier hereingekommen, ohne dass ich dich gesehen habe?“

„Es gibt einen separaten Eingang für Männer.“ Während er sprach, massierte, liebkoste und streichelte er sie unaufhörlich weiter. Sie war nackt unter seinen großen, warmen Händen, und wenn sie sich bewegte, würde sie sich ihm noch mehr entblößen. „Du schmeckst köstlich“, raunte er und biss ganz zart in ihre Schulter. Ein beinahe schmerzhaftes Ziehen durchzuckte ihren Körper.

Dominic strich zärtlich über ihre Oberschenkel, während er ihren Nacken mit heißen, feuchten Küssen bedeckte.

Sie dehnte sich lustvoll. Ihre Sinne schienen plötzlich übermäßig geschärft, sie nahm jede Einzelheit wahr - das Tuch unter ihr, an das sich ihre empfindsam gewordenen Brüste pressten, die kalte, geflieste Bank darunter.

Wieder schob er die Hand zwischen ihre Beine. Grace schrak auf und presste die Schenkel fest zusammen. Das war ein Fehler, denn nun konnte er die Hand nicht mehr fortziehen. Er küsste sie heiß zwischen die Schulterblätter und zog mit der Zungenspitze den Verlauf ihrer Wirbelsäule nach. Unwillkürlich bog Grace den Rücken durch. „Du hast mir versprochen, keine seltsamen Sachen zu machen“, brachte sie mühsam hervor.

„Entspann dich, das ist nicht seltsam, sondern reines Vergnügen.“ Er zeichnete mit der Zunge den Umriss ihres Ohrs nach, und Grace erschauerte vor Lust.

Entspannen? Unmöglich. Sie war bereits das reinste Nervenbündel, das um Erlösung bettelte. Sie spürte ein fast hysterisches Lachen in sich aufsteigen, aber seine Hände und seine Zunge setzten ihr Werk fort, und Grace’ Widerstand ...löste sich in nichts auf.

Sie hatte das Gefühl zu schmelzen. Zwischen ihren Schenkeln bewegten seine Finger sich rhythmisch, unerbittlich. Schauer der Lust überliefen sie. Sie wand sich sehnsüchtig unter seinen Berührungen und hob unbewusst ihren Po.

„Dreh dich um“, murmelte Dominic. Sie gehorchte, sie wollte ihn sehen, ihn halten, ihn anfassen.

Er küsste sie, und sein vertrauter Geschmack berauschte sie. Bereits an jenem ersten Tag hatte er sie mit seinem Zeichen versehen: „Sie werden von nun an immer meinen Geschmack im Mund haben.“ So war es tatsächlich. Und wahrscheinlich wird das bis ans Ende meines Lebens so bleiben, dachte sie. Genau wie sie seinen Anblick nie wieder aus ihrem Kopf würde verbannen können.

Auch er war beinahe ausgezogen. Er trug nur eine weite weiße Hose von orientalischem Schnitt, die ihm tief auf den Hüften saß. Seine Brust, seine Arme und sein Bauch waren nackt, nackt und schön.

Seine Augen funkelten wie dunkle Topase, als er sie ansah. „Dein Haar hat eine andere Farbe“, stellte er fest und wickelte sich eine Strähne davon um seinen Finger.

„Die Frauen hier haben etwas damit angestellt.“

„Es ist wunderhübsch.“ Er barg das Gesicht zwischen ihren Brüsten und atmete tief ein. „Du duftest zum Anbeißen.“ Er hob den Kopf und lächelte sie an. „Das war schon immer so, Grace. Selbst ohne Parfüm duftest du ...“, er knabberte an ihrer Haut, „... absolut köstlich.“

Er rieb sein Kinn an ihren Brüsten. Da ihre Haut nach der langen Prozedur des Badens ohnehin schon überempfindlich war, empfand Grace jedes noch so schwache Schaben seiner Barthaare als süße Qual. Er legte einen Finger auf eine aufgerichtete Knospe und rieb sanft darüber. Es war der Himmel. Es war Folter. Dominic fuhr fort ihre Brüste zu liebkosen und bahnte sich dann mit den Lippen seinen Weg weiter nach unten.

Er berührte ihren Bauchnabel. „Ein Sultan würde diese kleine Mulde mit einem Rubin oder einem Smaragd füllen, vielleicht aber auch mit einem Saphir, dessen Farbe zu deinen Augen passt.“ Mit der Zungenspitze zog er einen kleinen Kreis darum, und sie erbebte vor Lust. „Aber ich bin kein Sultan“, murmelte er, und sein warmer Atem streifte ihre Haut. „Ich finde sie jedoch schön und vollkommen, so wie sie ist.“ Er küsste ihren Nabel, und dann tauchte er unvermittelt seine Zungenspitze hinein. „Du bist vollkommen“, raunte er heiser und küsste sie weiter. Und auf einmal hatte er ihre geheimsten Stellen erreicht - und küsste sie dort.

Grace erstarrte vor Überraschung, doch sein Mund war unersättlich. Bei jeder Bewegung seiner Zunge erbebte sie vor Verlangen. Ihr Körper begann unkontrolliert zu zucken, und sie nahm nur verschwommen wahr, dass sie sich wand, während Dominics Mund immer noch dort war. Und plötzlich war ihr, als müsste sie bersten oder sterben oder zerspringen - und dann wusste sie nichts mehr.

Als sie sich wieder einigermaßen gefasst hatte, sah sie, wie er sie mit einem brennenden, triumphierenden Blick beobachtete. „Was ... was war das?“

„Die Franzosen nennen das den kleinen Tod. Hat es dir gefallen?“

Sie blinzelte und streckte sich genüsslich. „Gefallen ist wohl nicht der passende Ausdruck für ein solches Gefühl“, meinte sie schließlich. „Hast du es auch gespürt?“ Beim letzten Mal ja, dessen war sie sich sicher, aber da waren ihre Körper auch miteinander verbunden gewesen.

„Ich habe etwas anders gespürt“, erwiderte er und küsste ihre Brust.

Grace konnte seine Erregung ganz deutlich an ihrem Oberschenkel wahrnehmen, Instinkt und Verstand sagten ihr, dass er nicht das Gleiche empfunden hatte wie sie.

Ihr wurde klar, dass er nur ihr allein Lust schenken wollte, ohne sich selbst Befriedigung zu verschaffen. Weil er es so versprochen hatte. Keine „seltsamen Sachen“, nur reines Vergnügen.

Er sog an den empfindsamen Spitzen ihrer Brüste, und neuerliches Verlangen durchzuckte sie. Sie fühlte sich erfüllt, schläfrig - und plötzlich beseelt von einer ganz ungeahnten weiblichen Macht. Am liebsten hätte sie vor Zufriedenheit geschnurrt.

Dennoch mochte sie keine einseitigen Vergnügen.

„Ich bin an der Reihe.“

Sie stieß ihn von sich und setzte sich auf. Versonnen beobachtete er, wie sie sich von der Bank erhob. Er konnte sich kaum sattsehen an ihr. „Mein Gott, wie schön du bist“, flüsterte er.

„Das sagtest du bereits“, erwiderte sie. Sie fühlte sich so lebendig, so voller Lebenskraft. Wie sehr würde sie das Kommende genießen. „Jetzt leg dich hin und schließe einen Moment lang die Augen“, sagte sie. „Ich habe eine Überraschung für dich.“

„Eine Überraschung?“ Er runzelte die Stirn. „Ich bin mir nicht sicher ... “

Sie drückte ihn zurück auf die Bank. „Bleib einfach hier und lass die Augen zu. Ich sagte dir ja, jetzt bin ich an der Reihe.“

Sie ging zu einem Regal, auf dem eine Reihe bunter Glasflakons standen. Sie zog einen Stöpsel nach dem anderen heraus, um am Inhalt zu riechen. Manchmal rümpfte sie die Nase, bei anderen wiederum lächelte sie.

„Es gibt Rosenöl, Sandelholz und einen Duft mit einer angenehmen Zitrusnote. Was hättest du am liebsten?“

Er entspannte sich. „Das ist mir gleich, Hauptsache, ich dufte nicht wie eine Rose, wenn ich diesen Raum verlasse.“

„Mir gefällt der Zitronenduft am besten“, beschloss sie. Auf dem Regal lagen noch diverse andere Gegenstände. Grace wählte die beiden größten und eindrucksvollsten aus und trug dann alles zurück zur Liege, wo Dominic ganz entspannt auf dem Rücken lag - nun, fast ganz entspannt. Grace lächelte in sich hinein.

Sie kniete sich neben ihn auf die Bank. „Dominic“, raunte sie ihm verführerisch ins Ohr.

„Hm?“

„Ich werde es endlich tun.“

Er riss die Augen auf und erstarrte. Sie sah, dass seine Erregung zunahm. „Was denn?“, fragte er heiser.

„Augen zu“, forderte sie ihn auf, und er gehorchte. Mit dem Fingernagel zeichnete sie eine Linie von seiner Brust bis zum Bauchnabel. „Ich werde das tun, was du dir schon vor so langer Zeit von mir gewünscht hast.“

Er stöhnte auf.

„Wird dich das glücklich machen?“

Er stammelte eine unzusammenhängende Bestätigung.

„Das dachte ich mir“, schnurrte sie. Sie setzte sich rittlings über seine Oberschenkel und klemmte seine Hände unter ihre Knie. Wie zufällig streifte sie seine Erregung. Er stöhnte erneut auf. „Bin ich zu schwer?“

„Nein“, grollte er.

Sie nahm die Gegenstände, die sie zusätzlich zu dem Zitronenöl ausgesucht hatte, und bereitete sie für den Gebrauch vor.

Stirnrunzelnd versuchte er, die ihm fremden Geräusche zuzuordnen.

„Bist du bereit, Dominic?“, flüsterte sie.

„Verdammt, ja“, entfuhr es ihm keuchend.

„Dann schlag die Augen auf.“

Er öffnete die Augen - und zuckte zusammen. Ungläubig starrte er auf das, was sie in den Händen hielt. „Was, zum Teufel ...?“ Er versuchte sich zu bewegen, aber seine Hände klemmten fest unter ihren Knien.

„Darum hattest du mich doch gebeten, weißt du nicht mehr? Mehrmals sogar.“

Er betrachtete erschrocken die beiden großen, äußerst kratzig aussehenden und fertig eingeseiften Bürsten, nur wenige Zoll von seinen empfindlichsten Stellen entfernt.

„An jenem ersten Tag wolltest du, dass ich dir nicht nur deinen Kopf einmal gründlich wasche, erinnerst du dich?“, gurrte sie. „Sind das die empfindsamen Teile deines Körpers, vor denen du mich gewarnt hast?“ Sie senkte die Bürsten, bis sie ganz leicht seine Haut berührten.

Er zuckte zusammen. „Nicht!“, rief er heiser. „Ich habe es mir anders überlegt.“

Lachend warf sie die Bürsten weg. „Du hättest gerade dein Gesicht sehen sollen“, sagte sie amüsiert und umarmte ihn.

„Du kleine Hexe!“, grollte er und küsste sie leidenschaftlich.

„Ich weiß. Aber als ich das parfümierte Öl geholt habe, fand ich diese Bürsten dort, und ich konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen.“ Sie neigte den Kopf zur Seite. „Vertraust du mir jetzt so weit, dass ich mit dem Öl massieren darf? Es ist noch nicht einmal kochendes Öl.“

Er warf ihr einen unheilvollen Blick zu. „Ja, aber benimm dich!“

„Mich benehmen?“ Sie lächelte katzenhaft. „Du meinst, ich soll aufstehen und mich anziehen?“

„Nein, du kleiner Frechdachs, du weißt sehr gut, dass ich das nicht gemeint habe.“

Sie lachte. Sie hatte gar nicht die Absicht, sich anständig zu benehmen. Er hatte sie dazu gebracht, dass sie sich wundervoll fühlte, und dafür wollte sie sich revanchieren.

Sie verteilte etwas von dem zart nach Zitronen duftenden Öl auf seiner Brust und begann, es in seine Haut einzureiben. Sie genoss diese sinnliche Erfahrung ebenso sehr wie die, als sie selbst massiert worden war. „Mir war nie bewusst, dass Männer so schön sein können.“

Dominic konnte es nicht fassen, dass sie einen solchen Unsinn redete. Männer waren nicht schön. „Ich bin derjenige, der wahre Schönheit vor sich sieht“, korrigierte er sie. Sehnsüchtig streichelte er ihre Brüste. Sie schien ganz fasziniert von seinem Körper zu sein und erkundete ihn mit einer unschuldigen Sinnlichkeit, die in ihm eine Flut von gemischten Gefühlen auslöste - Lust, Beschützerinstinkt und hilflose Ehrfurcht.

Ganz ohne Befangenheit saß sie auf ihm und massierte ihn mit dem Öl. Sie schien sich gar nicht bewusst zu sein, wie offen sie sich ihm präsentierte. Ihr Geschmack war noch immer in seinem Mund, nach Honig, Rosen und Frau.

Seine Erregung wuchs ins Unermessliche, und er stöhnte auf vor Anstrengung, nicht die Beherrschung zu verlieren. Jedes Mal, wenn sie sich bewegte, streiften ihn die Innenseiten ihrer Schenkel. Nur eine kurze, rasche Bewegung, und er konnte in ihr sein.

Er hatte ihr sein Wort gegeben, dass er sie nicht verführen würde. Er hatte fest vorgehabt, diese Sache hier abzubrechen, nachdem er ihr Erfüllung geschenkt hatte. Niemals hätte er einwilligen dürfen, dass sie ihn massierte. Langsam schloss er die Augen.

Solange sie ihn dort nicht berührte, konnte er es schaffen.

Ihre kleinen Hände rieben und streichelten, ihre Fingernägel kratzten zart über seine Brustwarzen, das nachahmend, was er mit ihr getan hatte. Zum Glück hatte sie seit der Sache mit den Bürsten die Hände bis jetzt nicht tiefer gleiten lassen.

Himmel und Hölle auf Erden. Tantalus und Paradies.

Diese verdammten Bürsten. Er lächelte. Seine samthäutige kleine Hexe! Nackt und nach Rosen und wildem Honig duftend ...

Sie umfasste ihn. Er erschauerte und stöhnte auf, als sie seinem Schaft die gleiche Aufmerksamkeit zuteil werden ließ wie vorher seinen Brustwarzen.

Mit aller Macht kämpfte er gegen seine Instinkte an. Nichts wollte er mehr, als endlich mit ihr eins zu werden. Er machte sich ganz steif. Nein, er schaffte es nicht. Doch, verdammt, er würde und konnte sich beherrschen. „Das ist genug ...“, begann er.

„Ich will dich, Dominic“, sagte sie fast zur selben Zeit.

Er starrte sie an. „Aber ich habe dir versprochen ..."

„Ich weiß. Trotzdem, ich will dich in mir spüren. Jetzt.“ Unerfahren drängte sie sich gegen ihn.

Er stöhnte. Wenn es denn schon so kommen sollte, dann wollte er alles richtig machen. Er schob die Hand zwischen ihre Schenkel und liebkoste sie, bis sie den Kopf ebenfalls aufstöhnend in den Nacken warf.

„Jetzt“, forderte sie ihn ungeduldig auf.

Er konnte sich nicht länger zurückhalten. Mit einer einzigen kräftigen Bewegung drang er in sie ein, und sie nahm ihn tief in sich auf. Wieder bewegte er sich, und sie folgte ihm, versuchte, sich ihm anzupassen. Zögernd erst, danach immer schneller, bis sie den richtigen Rhythmus gefunden hatte. Dann liebte sie ihn, wie er noch nie geliebt worden war, den Kopf zurückgeworfen, selbstvergessen. Und er bewegte sich in ihr, mit ihr, und zusammen erklommen sie immer schwindelerregendere Höhen, bis sie vollkommene Erfüllung fanden.

Fest umschlungen lagen sie da, ihr Atem vermischte sich. Ihr Herzschlag beruhigte sich langsam wieder.

Irgendein vage vertrautes Gefühl stellte sich bei ihm ein. Mit geschlossenen Augen atmete er tief ein, und plötzlich war die Verbindung da. Rosen mit einem Hauch von Zitronenduft. Er lächelte. „Weißt du, dass wir beide zusammen nach den Rosen von Wolfestone duften?“

„Sie sind wunderschön. Ich habe noch nie zuvor Rosen gesehen, die so sehr duften wie sie.“ Sie rieb ihre Wange an seiner. „Aber lass uns nicht über Wolfestone reden.“

Er seufzte und streichelte sie. „Einverstanden.“ Wolfestone spielte keine Rolle. Sie war sein.

Lange Zeit lagen sie schweigend da, schließlich schob er sie sanft von sich und setzte sich auf. Er griff nach seiner Hose, und Grace wickelte sich in das Tuch, weil sie ohne seine Nähe plötzlich fror.

Dominic schlüpfte in seine türkischen Pantoffeln und blieb eine Weile nachdenklich sitzen. Dann seufzte er plötzlich schwer, und als er sich zu ihr umdrehte, war ein solches Leuchten in seinen Augen, dass sie am liebsten gesungen und gelacht hätte. Er schmunzelte sie an, und zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, sah er jungenhaft, verschmitzt und aufgeregt aus. Er packte sie und küsste sie, bis ihr schwindelig wurde.

Danach zogen sie sich an, verließen den Hamam durch verschiedene Ausgänge und machten sich auf den Weg in getrennte Schlafzimmer. Grace würde im Frauenbereich übernachten.

Dieser Dämpfer erfolgte zum rechten Zeitpunkt. Eine Spielregel für die Männer, eine für die Frauen. So ging es nun einmal auf der Welt zu.

Und sie würde nicht seine Geliebte sein.

Am nächsten Morgen brachen sie früh auf. Grace aß kaum etwas zum Frühstück. Sie sehnte sich danach, nach Hause zu kommen, zu ihrer lieben, vertrauten Familie. Doch einmal dort eingetroffen, würde sie Dominic auffordern müssen zu gehen.

Fatima, Kadije und Mouna verabschiedeten sich warmherzig von Grace und bestanden darauf, dass sie die Kleidungsstücke behielt, die sie ihr gegeben hatten. Sie schenkten ihr sogar noch weitere prunkvolle Sachen, und um ihnen eine Freude zu machen, trug Grace an diesem Tag ein Paar wunderschöner goldener Seidenpantoffeln mit nach oben gebogenen Spitzen.

Immer wieder bedankte sie sich bei den Damen und umarmte sie, als würden sie sich schon seit einer Ewigkeit kennen. „Sei nicht traurig, Grace“, sagten sie, als sie ihr ihren Kummer ansahen. „Du wirst zurückkommen und uns wieder besuchen. Dominic wird dich zu uns bringen. Er ist ein guter Mann, dein Mann.“

Sie lächelte und nickte. „Ich weiß.“ Es gab keinen Grund, die Frauen aufzuklären. Ehefrauen aus einem Harem würden ihr Dilemma nie verstehen.

Tariq verabschiedete sich mit ernster Miene von Dominic und Grace. Als sie sein Haus verließen, fing es an zu regnen, und zu Grace’ Entzücken hob Dominic sie auf seine Arme und trug sie zur Kutsche, um ihre exotischen Seidenpantoffeln zu schonen.

Sheba hatte schon stolz neben dem Kutscher auf dem Bock gesessen, doch sobald der Regen einsetzte, legte sie die Ohren an. Schließlich sprang sie vom Bock, setzte sich neben die Kutschenstufen und sah Dominic flehend an.

Er lachte. „Hast du schon einmal einen Hund gesehen, der in jeden Tümpel springt, aber den Regen hasst? Hier, bitte -das ist Sheba!“ Er schnippte mit den Fingern. Die Hündin sprang in die Kutsche und rollte sich glücklich vor seinen Füßen zusammen.

Als die Kutsche anfuhr, winkten sie Tariq und seinen Frauen ein letztes Mal zu. Stille kehrte ein, während sie Cheltenham langsam hinter sich ließen.

„Ist alles in Ordnung, Grace?“

Sie sah ihn an. Plötzlich lag sie wieder in seinen Armen, und sie küssten sich. Ihr letzter gemeinsamer Tag. Ihr kleines bewegliches Refugium.

„Woher wusstest du von dem Harem?“, fragte sie ihn einige Zeit später.

„Tariq und ich haben eine gemeinsame Vergangenheit, sie reicht weit zurück bis in unsere Kindheit. Man könnte fast sagen, wir sind verwandt.“

„Verwandt?“

Er zog sie an sich und begann mit seiner Geschichte. „Einer der Orte, an denen ich als Junge lebte, war Napoli - Neapel. Selbst jetzt noch hege ich gemischte Gefühle für ihn. Zu der Zeit waren wir bereits ziemlich mittellos - meine Mutter brachte uns mehr schlecht als recht über die Runden, in dem sie ihren Schmuck verkaufte. Er war das Einzige, was sie mitgenommen hatte, als sie vor meinem Vater geflüchtet war. Ich verbrachte viel Zeit am Hafen. Für einen schlagfertigen Jungen, der bereit war, hart zu arbeiten, taten sich dort viele Möglichkeiten auf.“

Sie drückte ihn kurz an sich und musste an den Jungen denken, der nach Münzen getaucht war.

„Eines Tages wurde ein Junge - keiner von uns, der Sohn eines reichen Mannes - unabsichtlich von Männern ins Wasser gestoßen, die gerade Fracht verluden. Niemand sonst sah ihn ins Wasser fallen, nur ich. Er tauchte nicht wieder auf, wahrscheinlich hatte er sich den Kopf gestoßen. Also sprang ich ins Wasser und holte ihn heraus.“

„Du hast sein Leben gerettet.“

Er nickte. „Das war Tariq. Seinem Vater gehörte das Schiff, das beladen wurde. Er holte mich an Bord und gab mir etwas zu essen. Aus irgendeinem Grund beschloss er, sich bei meiner Mutter persönlich zu bedanken.“ Er verzog das Gesicht. „Ich habe alles versucht, ihm das auszureden, denn meine Mutter schämte sich für unsere ärmlichen Verhältnisse - aber er beharrte darauf.“

Eine Weile schwieg er, tief in Erinnerungen versunken. „Es war Liebe auf den ersten Blick zwischen meiner Mutter und Tariqs Vater.“ Er zog sie fester an sich. „Als das Schiff nach Ägypten in See stach, waren meine Mutter und ich an Bord. Er kaufte ihr ein wunderschönes Haus in Alexandria, und von da an fehlte es uns nie mehr an Geld.“

„Aber war er denn nicht verheiratet? Ich meine, er hatte schließlich einen Sohn.“

„O ja, Faisal war verheiratet, mit mehreren Frauen sogar. Meine Mutter wurde seine Geliebte, und er behandelte sie besser als mein Vater je seine Frau behandelt hatte. Das Haus, in dem sie wohnte, war ihr Eigentum - er hatte es ihr überschrieben. Er gab ihr eine große Summe Geld und bezahlte alle Haushaltsausgaben. Eine Absicherung für das ganze Leben.“

Faisal. „Der Gedichtband?“

Er nickte.

Seine Mutter war also „meine Taube, mein Herz, meine Geliebte“ gewesen.

„Es ging jedoch nicht um Geld - Faisal vergötterte Mama und behandelte sie wie eine Prinzessin. Und sie liebte ihn. Ich habe sie nie glücklicher gesehen als damals. Er war ein guter Mann. Er sorgte sogar dafür, dass ich zusammen mit Tariq unterrichtet wurde.“ Seine Stimme wurde kälter. „Bis mein Vater mich in seine Klauen bekam und mich nach England brachte, damit ich dort zur Schule gehen sollte. Ich hätte das nie akzeptiert, wenn Mama nicht in Sicherheit und so glücklich gewesen wäre.“ Lange Zeit schwieg er. „Es brach ihr das Herz, als Faisal starb.“

Die Pferdehufe klapperten auf der Straße. Auf einem nahe gelegenen Bauernhof bellte ein Hund. Grace dachte an das, was Frey ihr erzählt hatte, wie Dominics Mutter in seinen Armen gestorben war. Sie hielt ihn ganz fest.

Der Regen strömte.