8. Kapitel

Denn sie erobern die, die sie glauben erobern zu können. 

John Dryden

Wie geht es Ihrem Vater, Miss Pettifer?“, fragte Dominic Melly, als sie aus Sir Johns Zimmer trat.

Sie schreckte zusammen und sah ihn an, als wollte er sich jeden Moment auf sie stürzen. „E...er ruht.“

„Gut, dann haben wir ja jetzt Zeit, uns ein wenig zu unterhalten.“

Sie sah ihn entsetzt an. „Ich ... ich wollte gerade eine Tasse Tee trinken.“

„Es wird nicht lange dauern, und ich möchte gern unter vier Augen mit Ihnen reden“, meinte er sanft. Er nahm ihren Arm und führte sie den Flur entlang zu einem kleinen Salon, wo er die Schutzbezüge von den Sesseln zog. Anschließend bat er Miss Pettifer Platz zu nehmen. Sie setzte sich fluchtbereit ganz vorn auf die Sesselkante.

Er lächelte sie an, um ihr die Anspannung zu nehmen, aber sie umklammerte die Armlehnen so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten.

„Ich habe mit Ihrer Gesellschaftsdame gesprochen.“

Sie wurde blass. „W...wirklich?“, stammelte sie.

„Sie sagte mir, Sie mögen Fohlen.“

Miss Pettifer sah ihn verblüfft an. „Nein, ich habe Angst vor Pferden! Bitte sagen Sie nicht, dass ich anfangen soll, reiten zu ...

„Nein. Vielleicht habe ich sie ja auch missverstanden und sie meinte eher, dass Sie junge Geschöpfe mögen.“ Sie starrte ihn verständnislos an. „Babys. Sie sagte, Sie mögen Babys.“

„Ach darauf wollen Sie hinaus - ich meine, ja, ich mag Babys. Sehr sogar.“ Sie beugte sich vor und wirkte wieder angespannt. „Warum? Haben Sie es sich anders überlegt mit unserer Zweck...“

„Nein!“

„Ach so.“ Sie lehnte sich zurück.

Einen Moment lang herrschte Stille, während Dominic sein weiteres Vorgehen überlegte. Er musste herausfinden, was sie wirklich dachte. Das Problem war nur, dass sie in seiner Gegenwart so verdammt nervös war. Wenn er die Sache falsch anging, machte er womöglich alles nur noch schlimmer. „Mir ist aufgefallen, dass Sie noch sehr jung gewesen sein müssen, als Ihr Vater und meiner unsere Ehe arrangiert haben.“

Sie nickte. „Ja, ich war ungefähr neun.“

„Haben Sie von Anfang an darüber Bescheid gewusst?“

„O nein. Ich habe erst vor ganz kurzer Zeit davon erfahren. “ „Und Sie waren nicht damit einverstanden?“

Sie wurde rot. Eine Weile starrte sie auf ihre Knie, dann sah sie auf, und in ihrem Blick lag blanke Verzweiflung. „Ich glaube, die meisten Mädchen würden sich ihren Ehemann lieber selbst aussuchen“, flüsterte sie.

„Also wollen Sie mich gar nicht heiraten?“

Sie sah aus, als wäre sie zu Tode erschrocken, und einen Moment fürchtete er, sie würde in Ohnmacht fallen. Er hatte die Frage wohl doch nicht so feinfühlig gestellt, wie er beabsichtigt hatte.

„Sie dürfen vollkommen ehrlich sein. Ich werde Ihnen das nicht verübeln.“

Sie öffnete den Mund, schloss ihn wieder, sah sehnsüchtig zur Tür, warf ihm einen kläglichen Blick zu, zog ein Taschentuch hervor und begann, kleine Knoten hineinzuknüpfen. Er wartete, aber ihr Schweigen hielt an.

„Nun?“

Sie zuckte zusammen. „Hat Grace... Greystoke es Ihnen gesagt?“

„Was soll sie mir gesagt haben?“

„D...dass ... dass ...“

Er hatte Mitleid mit ihr und schlug einen Tonfall an, den er sonst für nervöse Pferde benutzte. „Greystoke hat mir nur erzählt, dass Sie Kinder lieben, Babys, um genau zu sein, und dass ich darüber mit Ihnen reden sollte.“

Das schien sie nicht sonderlich zu beruhigen.

„Da ich nicht vorhabe, unsere Ehe zu vollziehen und meine Meinung diesbezüglich zu ändern, frage ich mich, ob Sie schon mit Ihrem Vater darüber gesprochen haben.“

Wieder öffnete und schloss sie den Mund und schüttelte den Kopf. Was Dominic auch nicht klüger machte.

Langsam verlor er die Geduld. „Miss Pettifer, haben Sie Ihrem Vater gesagt, dass Sie mich nicht heiraten wollen?“

Sie verzog das Gesicht, und er machte sich auf eine weibliche Tränenflut gefasst. „Ja, natürlich habe ich es ihm gesagt, aber er beharrt darauf, dass es das Beste für mich wäre. Wir sind so arm, wissen Sie. Und jetzt ist er so krank und glaubt, mir meine Zukunft gesichert zu haben ... “ Sie schien kurz davor, in Tränen auszubrechen. „Ich kann ihn jetzt nicht unnötig aufregen.“

Dominic erhob sich. „Nein, natürlich nicht.“ Er selbst würde keine solchen Skrupel haben. Sir John war der Schlüssel zu dieser ganzen Geschichte. Wenn er den alten Mann davon überzeugen konnte, dass eine Ehe mit Dominic seine Tochter nachhaltig ins Unglück stürzen würde.....Ich werde mit ihm reden und sehen, ob ich ihn umstimmen kann.“

Sie sprang ebenfalls auf und rang die Hände. „Jetzt? Sie werden ihn doch nicht aufregen, oder?“

„Selbstverständlich nicht“, log er.

Sir John lag von Kissen gestützt im Bett. Er wirkte krank und gebrechlich, aber seine dunklen Augen funkelten lebhaft. „Holen Sie mir einen Pfarrer!“

„Es gibt keinen. Der alte Pfarrer ist in den Ruhestand gegangen, und sein Nachfolger ist noch nicht eingetroffen. Geht es Ihnen schlechter?“

Der alte Mann machte eine ungeduldige Handbewegung. „Schlechter, besser, was spielt das schon für eine Rolle, wenn ich hier ans Bett gefesselt bin und nichts tun kann?“ „Möchten Sie nach unten getragen werden? Es ist warm draußen, Sie könnten auf einer Liege in der Sonne sitzen.“

Er schnaubte leise. „Wozu sollte das gut sein?“

Der Austausch von Höflichkeiten war offenbar beendet, also kam Dominic ohne Umschweife zur Sache. „Sie wissen genau, dass Ihre Tochter mich ebenso wenig heiraten will wie ich sie.“

Sir John gab ein schnaufendes Lachen von sich. „Mein lieber Junge, ich wollte Mellys Mutter auch nicht heiraten, und sie mochte mich eindeutig ebenfalls nicht. Aber die Ehe verändert so einiges, die Frau wurde die Liebe meines Lebens.“ Dominic zuckte leicht zusammen. Damit hatte er nicht gerechnet. „Mag sein, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich..."

Sir John winkte ab. „Meine Melly ist das freundlichste, netteste Mädchen, das man sich vorstellen kann. Sie werden sie lieben lernen, Sie werden gar nicht anders können. Ich möchte wetten, sie ist das liebenswerteste Mädchen in ganz England.“ „Ich werde sehr wohl anders können! Ich ...“

„Das Beste, was mir je im Leben passiert ist, dieses Mädchen. Abgesehen von der Ehe mit ihrer Mutter.“

„Sir John ...“

„Ich war schon auf dem Weg ins Verderben, ohne festen Halt und ohne Ziel. Ihre liebe Mutter rettete ...“

Dominic fiel ihm ins Wort. „Ich weiß, ein wesentlicher Grund, warum Sie diese Heirat wollen, ist der, Ihre Tochter finanziell abgesichert zu wissen. Ich bin bereit, eine beträchtliche Summe zu bezahlen, wenn Sie mich von dieser Verpflichtung entbinden.“

Sir John lächelte. „Sie wird finanziell abgesichert sein, wenn sie Sie heiratet. Und sie genießt dann Ihren Schutz. Sie braucht einen Mann, der sich um sie kümmert, meine Melly. Sie ist ein unschuldiges, weichherziges kleines Geschöpf, völlig hilflos, wenn sie allein auf sich gestellt ist.“

„Nun, ich werde mich nicht um sie kümmern. Ich habe vor, sie gleich nach der Trauung zu verlassen“, teilte Dominic ihm mit.

Sir John sah ihn lange scharf an. „Nein, das werden Sie nicht tun.“

„O doch, das werde ich!“

Der alte Mann schüttelte den Kopf. „Ich habe Ihre Hündin gesehen. Melly hat sie heute Morgen zu mir gebracht. Ich mag Hunde sehr.“

Dominic runzelte verwirrt die Stirn. „Was, zum Teufel, hat mein Hund mit alldem zu tun?“

Sir John lächelte und schloss müde die Augen. „Ein Mischling, nicht wahr? Halb reinrassiger englischer Retriever, halb Promenadenmischung, vermute ich. Der Welpe hätte nach seiner Geburt ertränkt werden müssen. Kein Hund für einen Gentleman.“ Er öffnete ein Auge. „Ich möchte wetten, schussfest ist sie auch nicht.“ Er sah Dominic an, dass er richtig lag, und lächelte zufrieden. „Sehen Sie? Sie werden auch mein hilfloses kleines Mädchen nicht sich selbst überlassen.“ Dominic verfluchte den gerissenen alten Fuchs insgeheim. „Sie wird auf jeden Fall keine Kinder bekommen, das kann ich Ihnen garantieren! Man hat mir gesagt, dass sie Kinder vergöttert. Wollen Sie Ihre geliebte Tochter wirklich zu einem öden, einsamen Leben verurteilen?“

„Nein.“ Er schloss wieder die Augen, und Dominic wartete ungeduldig ab. Nach einer ganzen Weile des Schweigens sagte Sir John: „Sie ist ein sehr weibliches kleines Geschöpf, meine Melly. Irgendwann werden Sie sich in sie verlieben, dagegen kommt kein Mann an. Irgendwann ist man es leid, jedem Weiberrock in der Stadt nachzujagen, weil die Frau, die zu Hause auf einen wartet, plötzlich auch ihren Reiz hat.“ Er seufzte. „Zum Schluss wird sie ihre Kinder bekommen, Sie werden schon sehen.“

Dominic ballte die Fäuste. Dieser alte Mann war so starrköpfig wie ein Esel. Er war sich so sicher, dass seine geliebte Tochter eine wahre Sirene, eine unwiderstehliche Schönheit war, verdammt! Wenn er nicht so krank wäre, hätte Dominic ihn am liebsten geschüttelt, um ihn zur Vernunft zu bringen. Aber so blieb ihm nichts anderes übrig, als einfach wegzugehen. Das wollte er auch gerade tun, als ihm plötzlich noch etwas einfiel. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, schlug ein Bein über das andere und wechselte das Thema. „Miss Pettifers Gesellschafsdame oder was immer sie sein mag - was können Sie mir über sie sagen?“

Sir John schlug wieder ein argwöhnisches Auge auf. „Warum wollen Sie das wissen? Sie macht doch keine Schwierigkeiten, oder? Nettes kleines Ding, finde ich, obwohl sie noch Schliff braucht. Man muss sie beschäftigt halten, das ist genau das Richtige für sie. Lassen Sie sie hier putzen oder so etwas in der Art. Dieses Schloss ist eine Schande! “

„Ich fürchte, das ginge über die Kräfte einer kleinen Gesellschaftsdame hinaus.“

Der alte Mann nickte. „Ja, das nehme ich auch an. Was haben Sie schon wegen der Reparaturarbeiten und einer neuen Möblierung veranlasst? Sie können nicht erwarten, dass meine Melly sich darum kümmert. Dieses Haus ist eine Bruchbude. Wenn Sie nicht bald etwas tun, fällt es uns noch über dem Kopf zusammen.“

Dominic lächelte. „Meinen Segen dazu hat es.“

Sir John klappte der Kiefer herunter. „Aber verdammt, D’Acre, das ist Wolfestone Castle!“

„Dessen bin ich mir bewusst.“

„Es ist das Zuhause Ihrer Vorfahren! Seit mehr als sechshundert Jahren!“

„Auch das ist mir bewusst.“ Das war also ein Teil von Sir Johns Plan. Er wollte, dass seine Tochter Schlossherrin von Wolfestone wurde. Nun, den Zahn würde Dominic ihm ziehen. „Ich verkaufe den Besitz.“

„Großer Gott, Sie können ihn nicht verkaufen! Eine ununterbrochene Linie von Wolfes, zurückgehend bis Hugh Lupus, ist hier geboren worden! Jeder einzelne Lord DAcre, seit es diesen Titel gibt! “

„Ich nicht“, widersprach Dominic ruhig. „Ich wurde in Italien geboren. “

Sir John starrte ihn fassungslos an. „Ich habe noch nie ein so schändliches Fehlen von jeglichem Familiensinn erlebt!“ „Ja, ich weiß. Ein Grund mehr, mir Ihre Tochter nicht zur Frau zu geben, sollte man meinen. So, und jetzt zu Miss Greystoke“, erinnerte Dominic ihn.

„Wie? Wer?“

„Die Gesellschaftsdame Ihrer Tochter.“

„Was hat sie denn damit zu tun?“ Er war in Gedanken offenbar immer noch bei dem vorangegangenen Thema.

„Ich bin neugierig. Ist sie irgendeine arme Verwandte?“

Sir John schnaubte leise. „Wohl kaum! Sie ist ein Findelkind, eine Waise oder etwas in der Art. Eine von Gussies Waisen.“

„Gussies Waisen?“

Sir John machte eine wegwerfende Handbewegung. „Gussie Manningham, wie sie früher hieß. Jetzt ist sie mit Sir Oswald Merridew verheiratet. “

Stirnrunzelnd versuchte Dominic ihm zu folgen. „Die Gesellschaftsdame ist eine arme Verwandte der Ehefrau von Sir Oswald Merridew?“

Sir John schnaubte erneut. „Nein, sie doch nicht! Sie ist überhaupt nicht mit Gussie verwandt.“

„Aber warum reden wir dann über Gussie?“, erkundigte Dominic sich geduldig. „Ich hatte nach Miss Greystoke gefragt.“ „Gussie ist Patronin eines Waisenhauses für Mädchen. Dort werden die Gören unterrichtet und später zu Dienstboten für die höhere Gesellschaft ausgebildet. Manche von ihnen haben sich ganz passabel gemacht.“ Sir John hustete, nahm etwas von seinem Stärkungsmittel zu sich und fuhr mit seiner Erklärung fort. „Fast in jedem guten Haus arbeitet eine von Gussies Waisen, wir haben Greystoke. Sie hat noch ihre Ecken und Kanten, aber das bekommen wir in den Griff.“ Er warf Dominic plötzlich einen misstrauischen Blick zu. „Warum interessieren Sie sich so für Greystoke? Ich verbiete Ihnen, Schande über meine Melly zu bringen, indem Sie ihrer Gesellschaftsdame nachstellen. “

Dominic wollte das schon empört von sich weisen, als ihm klar wurde, dass es stimmte. Und wenn Sir John sich schon so sehr daran störte ... konnte er eigentlich noch Öl ins Feuer gießen. Er betrachtete angelegentlich seine Fingernägel. „Hübsches kleines Ding“, meinte er mit gelangweilter Stimme. „Ich war neugierig über ihre Herkunft. Sie ist so gar nicht der Typ für eine Gesellschaftsdame. “

„Doch, das ist sie.“ Sir John sah ihn aufgebracht an. „Ich verbiete Ihnen, sich diesem Mädchen zu nähern! Sie sind mit meiner Tochter verlobt, verdammt!“

„Dann sollte Ihre Tochter sich wohl lieber schon einmal daran gewöhnen, nicht wahr?“, gab Dominic kalt zurück. „Was sagten Sie eben über einen Mann, der jedem Weiberrock nachjagt, außer dem, den er zu Hause hat? Wenn Sie weiterhin versuchen, diese Heirat zu erzwingen, wird das genau das Schicksal sein, das Ihre Tochter erwartet. Schlafen Sie einmal darüber, Sir John.“ Er verneigte sich und verließ das Zimmer.

Dominic schritt langsam die uralte Steintreppe hinunter. Seit Greystoke ihn auf die ausgetretenen Stellen aufmerksam gemacht hatte, bemerkte er sie jedes Mal. Es war eine Sache zu wissen, dass seine Vorfahren so lange in Wolfestone gelebt hatten, aber es war eine ganz andere, seine Füße genau in die Spuren zu setzen, die seine Ahnen hinterlassen hatten. Er verspürte eine ... Verbundenheit, verdammt!

Es wäre besser oder wenigstens einfacher gewesen, wenn er gar nicht erst hierhergekommen wäre.

„He, Henry, hilf uns mal, ja?“, ertönte eine Männerstimme von unten. Ein gellender weiblicher Aufschrei folgte.

Dominic eilte die lange, geschwungene Treppe hinunter, immer zwei Stufen auf einmal überspringend. Und dann blieb er bei dem Anblick, der sich ihm da unten bot, abrupt stehen.

Die Halle war voller Menschen. Ein Mann stand auf einer Leiter und benutzte einen Besen, um Spinnweben unter der Decke zu beseitigen.

„Pass doch auf, wem du die Spinnen auf den Kopf fallen lässt, Jem Davies! “, rief eine Frau empört aus. Das ist wohl die Erklärung für den Schrei, dachte Dominic.

Außer dem Spinnenjäger und seinem Opfer waren zwei weitere Frauen anwesend, die mit Bürsten den Fußboden am anderen Ende der Halle bearbeiteten. Aus einem Raum, der von der Halle abging, waren lautes Knallen und Rufen zu hören.

„’Tschuldigung, Mylord.“ Dominic drückte sich an das steinerne Geländer, als zwei Männer eine große, staubige und dreibeinige Frisierkommode die Treppe hinunter und aus dem Haus trugen. Er duckte sich, als ein Junge ihnen nacheilte. Er hatte sich ein paar lange Gardinenstangen und das fehlende Kommodenbein unter die Arme geklemmt.

„Vorsicht mit den Stangen da, Billy!“, rief eine der Frauen, aber es war schon zu spät. Als der Junge den Ausgang ansteuerte, fiel ihm eine der Stangen hinunter und landete auf einem schmalen Tisch, auf dem eine Porzellanvase mit Rosen stand. Die Vase zerschellte am Boden - und Rosen und Wasser verteilten sich überall.

Dominic starrte die Rosen an. Sogar von hier aus, wo er stand, konnte er ihren Duft wahrnehmen. Dieser Duft führte ihn zurück in die Vergangenheit. Er war wieder sieben Jahre alt und in Neapel ...

„Du tollpatschiger kleiner ... “, fing eine der Frauen an, doch Billy hob rasch die Stange auf und flüchtete, bevor er bestraft werden konnte.

Die letzten Stufen legte Dominic mit zunehmender Gereiztheit zurück. Er hatte ganz klar zum Ausdruck gebracht, dass die Leute, die er eingestellt hatte, nicht mehr tun sollten, als das Haus für seine ungebetenen Gäste mehr oder weniger bewohnbar zu machen. Er wollte zwar den Besitz in einen einigermaßen ordentlichen Zustand bringen, aber er hatte doch nicht vor, das ganze Haus wieder herzurichten!

Als er die Treppe hinunterkam, hielten plötzlich alle in ihrer Arbeit inne. Die Frauen richteten sich auf, sahen ihm entgegen und pressten die Bürsten und Putzlappen an die Brust. Der Mann auf der Leiter nahm seine Kappe ab und blieb reglos stehen.

„Wo finde ich Miss Greystoke?“, fragte Dominic in die Halle hinein.

Eine der Frauen knickste nervös. „Ich weiß es nicht genau, Sir. Vielleicht in der Küche?“

„Oder oben auf dem Dachboden - sie wollte sich dort einmal umsehen.“

„Ach, tatsächlich?“ Er ging in die Richtung, aus der der meiste Lärm zu hören war.

Ein Tickel-Mädchen rief ihm nach: „Sagen Sie ihr, meine Mutter hat noch mehr Zitronen geschickt, und dieses Mal soll sie nicht Mrs Stokes erhalten! Sie sind für die Miss! Persönlich!“

Dominic beachtete das Mädchen nicht. Er überbrachte schließlich keine Botschaften für Angestellte.

Als er Greystoke dann endlich fand, hatte er fast jedes Zimmer des riesigen alten Hauses zu sehen bekommen - Zimmer, in die er nie einen Fuß hatte setzen wollen. Er war wütender denn je. Wohin er auch gegangen war, überall hatte er Beweise vorgefunden, wie gründlich sie seine Anweisungen missachtet hatte.

Er traf sie schließlich im zweiten Stock an. Sie hatte die Arme voller Bettlaken. Bei ihr waren zwei Tickel-Mädchen, Billy Finn und drei kräftige Männer, von denen jeder ein Möbelstück trug. Keiner von ihnen allen hatte anscheinend Schwierigkeiten gehabt, sie zu finden, wie ihm auffiel. Die verdammten Bediensteten hatten sich wohl verschworen, um sie vor seinem Zorn zu schützen.

„Miss Greystoke“, sagte er eisig.

Sie drehte sich zu ihm um. „Ja, Lord D Acre, was kann ich für Sie tun?“, fragte sie heiter. Auf ihrer Nase prangte ein Staubfleck, ihr Haar war wirr und voller Spinnweben. Sie trug eine altmodische Schürze über ihrem Kleid, die ihr viel zu groß war. Ihre Augen leuchteten vor Aufregung, und sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.

„Ich muss mit Ihnen sprechen“, teilte er ihr knapp mit.

„Gern, einen Moment noch, bitte. Ich bin gleich fertig.“ Zu Dominics Ärger wandte sie sich wieder an die drei Männer. „Ich denke, wir können alle diese Stühle gebrauchen. Fangen Sie mit denen an, die am wenigsten beschädigt sind. Bringen Sie sie alle nach unten. Tilly und Tessa, ihr staubt sie ab, und wenn Jake sie repariert hat, poliert ihr sie gut mit Bienenwachs. Es gibt nichts Besseres als den Duft von Bienenwachs, damit ein Haus sauber und anheimelnd wirkt.“ Sie sah zu, wie die drei Männer und die beiden Mädchen die Stühle aus dem Zimmer trugen, dann drehte sie sich zu Dominic um. „So, was wollten Sie mir sagen?“

„Falls Sie sich an unser Gespräch über ...“, fing Dominic an.

Doch ihr schien noch etwas eingefallen zu sein und sie wandte sich einem Jungen zu. „Ach, Billy, dich hätte ich beinahe vergessen.“ Sie lächelte den Knaben warmherzig an und merkte gar nicht, wie ungehalten Dominic war. „Ich möchte, dass du diese Gardinen einsammelst und sie zu ... Hm, wem könnte ich sie zum Waschen geben?“ Sie runzelte die Stirn.

„Meiner Mutter vielleicht“, bot Billy schüchtern an. „Sie nimmt Wäsche an.“

„Ausgezeichnet!“, rief sie aus. „Dann gib sie deiner Mutter. Sobald sie trocken sind, bringst du sie wieder her.“

Der Junge hob den großen Stapel gefalteter Gardinen auf und schleppte ihn aus dem Zimmer. Endlich waren sie allein.

Sie schenkte ihm ein strahlendes, etwas verschmitztes Lächeln. „Verzeihen Sie, dass ich Ihnen so unhöflich ins Wort gefallen bin, aber wenn wir uns zanken, sollten wir das lieber unter vier Augen tun, nicht wahr?“

„Zanken?“ Dominic runzelte bei diesem Wort die Stirn. Kinder zankten sich.

„Ja. Oder habe ich mich etwa geirrt? Sie sahen so aus, als wäre Sie gekommen, um sich mit mir zu zanken.“

„Ich zanke mich nie“, erklärte er hochmütig.

Sie seufzte erleichtert auf. „Das ist gut. Ich dachte schon, Sie wären über irgendetwas verärgert. So, was wollten Sie mit mir besprechen?“

Sie lächelte ihn wieder so verwirrend an, und auf einmal hörte er sich sagen: „Eins der Tickel-Mädchen meinte, seine Mutter hätte ihm Zitronen für Sie mitgegeben. Aber das ist nicht..."

„Nein, wirklich nicht, ich habe niemanden um Zitronen gebeten. Ich weiß auch überhaupt nicht, warum sie mir ständig Zitronen bringen. Vielen Dank, dass Sie mir Bescheid gesagt haben.“

Sie verließ das Zimmer und ging den Flur entlang.

Er ballte die Fäuste. Dieses Gespräch verlief überhaupt nicht so wie geplant. „Die Zitronen sind mir völlig gleichgültig! “ „Mir auch“, sagte sie über die Schulter hinweg und lächelte unschuldsvoll. „Obwohl ihr Saft sehr gut gegen einen rauen Hals ist, zusammen mit Honig, den wir auch haben. Wenn Sie mich also anschreien wollen, ist es gut zu wissen, dass wir ausreichend Zitronen und Honig zur Hand haben.“

Er eilte ihr nach. „Gehen Sie nicht einfach weg, während ich mit Ihnen rede! Und ich ... “ Er nahm sich zusammen und senkte die Stimme. „Ich schreie Sie nicht an.“

Wieder dieses trügerisch süße Lächeln. „Nein, natürlich nicht. Sie sind sich nur nicht über die Kraft Ihrer Stimmbänder im Klaren. Sie verfügen über eine unglaublich tragende Stimme. Falls Sie jemals zum Theater gehen wollen - aber nein, das wollen Sie wahrscheinlich nicht. Adelige tun so etwas eigentlich nicht, oder?“ Ihre Augen funkelten.

Er sah sie finster an und schwieg. Wie hatte ihm diese Unterhaltung nur dermaßen entgleiten und ins Lächerliche abrutschen können?

Sie betrachtete ihn mitfühlend. „Nun machen Sie kein so verdrießliches Gesicht. Ich weiß, im Moment ist hier sehr viel Lärm, aber uns steht noch viel Arbeit bevor, bis alles schön und ...“

„Was meinen Sie damit, es steht noch viel Arbeit bevor?“, grollte er. „Ich will, dass hier nichts getan wird, höchstens das Allernötigste.“

Sie blieb überrascht stehen. „Aber Lord DAcre, das ist doch nicht Ihr Ernst.“ Sie ging weiter, bog um eine Ecke und verschwand in einem kleinen Raum voller Regale, auf denen sich Wäsche stapelte.

Er folgte ihr hinein. „Das ist mein Ernst. Ich meine genau ...“

„Hier, nehmen Sie das eine Ende und machen Sie mir alles nach, während wir reden. Die Laken sind wirklich zu groß, ich kann sie nicht allein zusammenlegen.“ Sie drückte ihm das eine Ende eines Bettlakens in die Hand und zeigte ihm, wie er es mit ihr zusammenfalten sollte.

Erstaunt blickte er auf die Lakenzipfel in seinen Händen, dann sah er sich um. Sie hätte ihn wirklich nicht gerade in eine Wäschekammer locken sollen.

Sie redete bereits weiter. „Sie sehen doch sicher auch, dass hier noch viel sauber gemacht und ausrangiert werden muss? Ich weiß, Männer kümmern sich normalerweise nicht um solche Dinge - ja, so ist es richtig. Falten Sie es erst so und dann so. Gut gemacht.“ Sie lächelte ihn so aufmunternd an, als wäre er ein Kind.

Er warf ihr einen finsteren Blick zu, aber sie zeigte sich gänzlich ungerührt.

„Ich verspreche Ihnen, es dauert nicht lange, dann ist das Haus hübsch und gemütlich. “

Ihre Selbstsicherheit war verblüffend. Er zog es vor, wenn sie ... aus der Fassung gebracht war. „Ich will nicht, dass das Haus hübsch und gemütlich wird“, stieß er zähneknirschend hervor. „Sauber reicht völlig aus! “ Gemütlich - das war mehr als er ertragen konnte!

Sie nahm ihm das gefaltete Laken ab, legte es auf ein Regal und schenkte Dominic ein Lächeln, das ihn wohl entwaffnen sollte. Stattdessen wurde er sich nur noch mehr der Enge in dieser Kammer bewusst. Sie war klein, anheimelnd und duftete nach Lavendel und frisch gewaschener Wäsche. Bettwäsche.

„Geht es um Mel... Miss Pettifer?“, fragte sie nach. „Wenn ja, dann sollten Sie sich mit ihr zusammensetzen und darüber sprechen. Ob Sie es glauben oder nicht, sie ist auch nicht allzu glücklich über diese Zustände.“ Sie reichte ihm die Enden eines weiteren Lakens. „Wenn Miss Pettifer sich hier wohlfühlen soll, müssen Sie diesen Ort mehr zu einem Zuhause machen.“

Er nahm die Enden und schüttelte das Laken mit einem leisen Knall aus. „Es ist mir gleichgültig, ob Miss Pettifer sich hier zu Hause fühlt oder nicht. Wolfestone Castle ist kein Zuhause. Es ist nicht ihr Zuhause, es ist und war nie mein Zuhause, und ich will auch nicht, dass es wie ein Zuhause aussieht! Es ist für niemanden ein Zuhause und wird es auch niemals sein! “ Er sah sie wütend an und faltete das Laken mit militärischer Präzision. Der Duft des frischen, sauberen Leinens erinnerte ihn unwillkürlich an Schlafzimmer. An Schlafzimmer und die Nähe von Greystoke ...

Dieses Mal behielt er beim Falten die Enden in den Händen und bewegte sich immer weiter auf Greystoke zu. Einen Schritt, dann noch einen. Plötzlich stand sie mit dem Rücken an der Wand, nur das Laken trennte sie noch von ihm.

Sie öffnete überrascht den Mund - und sah plötzlich verunsichert aus. In diesem Zustand gefiel sie ihm viel besser.

„Sie wissen, dass Sie das nicht tun sollten“, sagte er im Plauderton.

„Was denn?“

„Mich mit Ihren großen Augen so ansehen.“ Und ehe sie sich versah, küsste er sie.

Sobald ihre Lippen sich berührten, öffnete sie sich ihm. Er küsste sie bedächtig und kostete ihren Geschmack, die Weichheit ihres Mundes und das schwindelerregende Begehren, das sie genauso zu verzehren schien wie ihn.

Mit unzähligen kleinen Küssen bedeckte und erkundete er die zarte Haut ihres Halses. Sie legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen mit den langen goldfarbenen Wimpern. Er küsste sie auf die Lider und legte eine Hand auf ihre Brust.

Sie war klein und fest, die empfindsame Knospe aufgerichtet. Er strich sanft darüber, und Greystoke erschauerte und schmiegte sich enger an ihn. Er war erregt, und er wollte sie. Wie sehr er sie wollte.

Die Kammer war klein, und sie waren ganz allein. Sie konnten - au! Er stieß sich den Ellenbogen an einem Regal, und Dominic wurde sich schlagartig bewusst, wo er sich befand und was er da tat. Er ließ sie los und trat einen Schritt zurück, schwer atmend, als wäre er gerannt. Sie sah rosig, verlegen und wunderhübsch aus. Er hätte sie am liebsten hier und jetzt genommen.

Nein, nicht hier, nicht jetzt.

Das erste Mal mit Greystoke sollte vollkommen sein, kein hastiger Liebesakt in irgendeiner beengten Wäschekammer. Er verschränkte die Arme, um nicht in Versuchung zu geraten, sie wieder nach ihr auszustrecken. „Haben Sie nicht Leute, denen Sie Anweisungen erteilen müssen? Müssen Sie nicht irgendwelche Zitronen in Empfang nehmen?“, fragte er abrupt.

Sie gab sich sichtlich Mühe, ihre Fassung zurückzugewinnen.

Er runzelte die Stirn. „Was sollte das übrigens? Mit den Zitronen, meine ich. Sie sagte, sie wären für Sie persönlich.“

„Das geht Sie nichts an.“ Sie hob das Kinn und schob sich vorsichtig an ihm vorbei. „Und da es mir überlassen ist, die Leute anzuweisen, werde ich das so tun, wie ich es für richtig halte. Ihnen mag es gleichgültig sein, ob Miss Pettifer sich wohlfühlt, aber mir nicht.“ Sie blieb in der offenen Tür stehen und sah sich noch einmal mit schelmischem Blick nach ihm um. „Vielen Dank, dass Sie mir mit den Laken geholfen habe. Wenn ich früher mit meinen Schwestern Wäsche gefaltet habe, war das niemals so ... interessant.“

Die kleine Hexe. Er sah ihr nach und erfreute sich am Schwung ihrer wohlgerundeten Hüften, als sie davonging. So, was hatte er tun wollen, bevor er abgelenkt worden war? Ach ja, er wollte nach Ludlow reiten.

Sie hatte überall Leute zum Putzen abgestellt, und die hatten wiederum die Angewohnheit zu verstummen und ihn anzustarren, sobald sie ihn sahen. Das fand er äußert lästig, und so beschloss er, das Haus durch den westlichen Ausgang zu verlassen. Der Westflügel befand sich im schlimmsten Zustand, daher spielten sich die meisten Aktivitäten im anderen Ende des Gebäudes ab.

Doch als er sich aus dem Seitenausgang schlich, sah er sich fünf Männern gegenüber. Drei schwangen rhythmisch Sensen, um das kniehohe Gras in so etwas wie einen Rasen zurückzuverwandeln. Zwei weitere Männer jäteten Unkraut auf einem steinigen kleinen Hügel, auf dem Rosen angepflanzt waren. Eigentlich arbeitete dort nur ein Mann, der andere, nämlich der ältere Tasker, schien ihn zu beaufsichtigen, allerdings schlafend.

„He! Mylord!“

Im Nachhinein betrachtet war stummes Gaffen gar nicht mal so schlecht. Dominic tat, als hätte er nichts gehört, und ging weiter.

„Mylord!“, brüllte der Mann, als wäre Dominic eine Meile von ihm entfernt und nicht nur wenige Schritte.

Dominic blieb stehen. „Ja?“ Sein hochmütiger Tonfall hatte offenbar keinerlei Wirkung.

„Was sollen wir hiermit machen, Mylord?“ Der Mann zeigte auf einen zerbrochenen Amor aus Stein. „Sollen wir ihn reparieren? Mit etwas Mörtel müsste das gehen.“

„Das ist mir egal.“

Auch Gleichgültigkeit beeindruckte den Mann nicht. „Und was ist mit den Rosen, Mylord? Es ist zwar nicht ganz die richtige Zeit, sie zu stutzen, trotzdem müssten sie ein wenig in Form geschnitten werden. Soll ich das tun?“

„Das ist mir egal“, wiederholte Dominic. „Machen Sie, was Sie wollen. Oder fragen Sie Miss Greystoke.“

„Ich nehme nicht so gern Befehle von Frauen entgegen, Sir, wenn Ihnen das nichts ausmacht.“

Dominic warf ihm einen kalten Blick zu. „Daran sollten Sie sich aber gewöhnen, denn ohne Miss Greystoke hätten Sie keine Arbeit.“ Er ging weiter, doch eine ältliche Stimme rief nach ihm.

„Ihre Mutter hat diese Rosen da gepflanzt, Mylord. Mit ihren eigenen zarten Händen, o ja.“ Dominic fuhr herum. Großvater Tasker war aufgewacht und sah ihn listig an. „Das war ihr Lieblingsplatz im Garten. Sie hat ihn selbst entworfen.“ „Woher wissen Sie das?“

Der alte Mann lachte krächzend. „Weil ich ihr dabei geholfen habe, natürlich. Ich habe gegraben und die Steinfiguren aufgestellt. Sie sagte mir, was sie haben wollte. Und sie zeigte mir die Zeichnungen, die sie dazu angefertigt hatte - sie war eine echte Künstlerin.“

Das stimmte. Seine Mutter hatte für ihr Leben gern gezeichnet und gemalt.

„Ich habe die ganzen schweren Arbeiten übernommen, doch die Rosen hat Ihre Mutter dann mit ihren eigenen Händen eingepflanzt, jede einzelne. Sie liebte diesen Ort. Sie kam jeden Tag und saß dann auf dieser Bank.“ Er zeigte auf eine zerfallene steinerne Bank. „Ein einsames kleines Mädchen, Ihre Mutter“, fügte er sanft hinzu. „Die Rosen waren wohl ihre einzige Gesellschaft.“

Dominic schwieg. Seine Kehle war wie zugeschnürt. Er konnte sich die Szene gut vorstellen.

„Dieser Ort war einmal wunderhübsch“, fuhr der alte Mann fort. „Als Ihre Mutter fortging, hat Ihr Vater das alles hier zerstört. Er hat eine ganze Menge zerstört. Er war furchtbar jähzornig, O ja. Hat die Statuen und die Steinbank zerschmettert und die Rosen niedergetrampelt.“ Er lächelte zahnlos. „Aber es ist ihm nie gelungen, sie endgültig zu vernichten. Rosen mögen zart aussehen, aber sie sind unglaublich zäh. Die Rosen Ihrer Mutter erholten sich wieder - mit ein wenig Nachhilfe.“ Er zwinkerte. „Sie haben seitdem jeden Sommer geblüht.“

Dominic hatte nichts von diesem Rosengarten gewusst. Seine Mutter hatte Rosen immer geliebt. Wenn er als kleiner Junge versucht hatte, ein Lächeln auf ihr trauriges Gesicht zu zaubern, hatte er irgendwo eine Rose gepflückt und sie ihr gebracht. Manchmal schenkte sie ihm dann ein atemberaubendes, glückliches Lächeln, und er fühlte sich dabei wie ein Ritter, erwachsen und riesengroß. Einmal warf sie nur einen Blick auf die Rose und fing untröstlich an zu weinen. Er hatte dann immer gedacht, es wäre seine Schuld, weil er die falsche Art von Rose gebracht hatte ...

„Es wäre großartig, den Garten Ihrer Mutter wieder so herzurichten, wie sie ihn einmal angelegt hat, nicht wahr, Mylord?“

„Tun Sie sich keinen Zwang an“, erwiderte Dominic nach einer Weile. „Mir ist das egal.“ Doch seine Stimme klang brüchig, als er das sagte.