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Um halb zwölf traten Toby Rogers und Ron Myers im neunten Stock aus dem Lift. Sie wollten bei Samantha läuten. Da vernahmen sie ein klatschendes Geräusch, das zwar gedämpft, aber nicht unhörbar durch die Tür drang. Gleichzeitig wimmerte in der Wohnung jemand.

Gewiss war es Samantha. Toby schaute Ron erregt an. Beide waren der Meinung, Art Lorca würde dort drinnen seinen Sadismus an dem Mädchen abreagieren. Doch dann hörten sie eine tiefe, ölige Stimme, die sagte: „Wo ist Art Lorca?“

Und eine andere Stimme dröhnte: „Zum letzten mal, Mädchen! Wo ist er?“

„Ich weiß es nicht!“, wimmerte Samantha York verzweifelt.

„Das nehmen wir dir nicht ab, Puppe. Du warst mal seine Freundin. Du und Emilio Sacca! Ihr beide seid seine Joker im Versteckspiel. Bei Sacca ist er nicht. — Also können wir mit Sicherheit annehmen, dass er es bei dir versucht hat!“

Toby holte den Dienstrevolver hervor.

Ron Myers drehte den Türgriff herum. Die Tür ließ sich öffnen.

Eben klatschte es wieder. Diesmal laut und vernehmlich.

Toby fand, dass es reichte. Er machte dem Lieutenant ein Zeichen. Sie federten beide mit schussbereiten Waffen ins Wohnzimmer.

„Flossen hoch!“, schrie Myers.

„Weg von dem Mädchen!“, brüllte Captain Rogers.

Derek McCoons Männer kamen nur Toms Aufforderung nach. Samantha saß total erledigt in einem Sessel. Von diesem sprangen die Kerle mit einem weiten Satz weg. Gleichzeitig gingen sie in die Hocke. Ihr rechter Arm war jeweils mit einer Pistole verlängert, die sie sofort zum Einsatz brachten. In dem engen Raum donnerten die Schüsse dreimal so laut. Ron und Toby feuerten ebenfalls.

Möglich, dass Kilroy und Parker mit den Fäusten mehr auf dem Kasten gehabt hätten als Myers und Rogers.

Was aber die Treffsicherheit mit Pistolen anbelangte, so hätten sie noch viele Jahre üben müssen, um einmal dahin zu kommen, wo Rogers und Myers heute schon waren.

Es war nicht genug Zeit gewesen, auf die Pistolen der Gangster zu zielen. Deshalb hatten die Polizisten auf die weit klobigeren Hände der Gangster geschossen. Nun standen die Kerle entwaffnet, mit schmerzverzerrten Gesichtern und blutenden Pfoten da, und ließen willenlos mit sich geschehen, was zu geschehen hatte.

Als die Handschellen einrasteten, kamen die ersten Nachbarn scheu in Samanthas Wohnung. Die Schüsse hatten sie geweckt. Sie fragten, ob sie helfen könnten, als klar war, dass die Polizei gesiegt hatte. Toby bat die Leute, sich um Samantha zu kümmern. Es waren vorwiegend die männlichen Nachbarn, die sich um diesen Job bemühten.

Mit unzufriedenen, grimmigen Gesichtern ließen sich Kilroy und Parker abführen.

Rogers und Myers brachten die beiden auf kürzestem Wege ins Headquarters. Schon auf der Fahrt dorthin packten die Ganoven ihren ganzen Lebenslauf aus und standen den Detektiven bereitwilligst Rede und Antwort, weil sie clever genug waren, um zu wissen, dass sie das drohende Strafausmaß nur so auf ein erträgliches Mindestmaß herabdrücken konnten.

Da ihnen Derek McCoon nicht aus der Patsche helfen konnte, schoben sie alle Schuld auf ihn ab, um auch ihn tüchtig mit in den Sumpf hineinzuziehen. Sie schworen Stein und Bein, dass McCoon sie gezwungen hätte, so vorzugehen, wie sie vorgegangen waren.

Rogers und Myers hielten sich nur wenige Minuten im Headquarters auf. Nachdem die ersten Formalitäten erledigt waren, schwangen sie sich wieder in ihren Dienstwagen.

Sie wollten den Aufwind nützen und noch in dieser Nacht einem gewissen Derek McCoon gehörig auf die fetten Zehen treten.