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Das Haus des Wucherers sah aus wie ein riesiger weißer Ziegel, der ein Stück in den schäbig grauen Long Island Sound hineinragte. Und damit der Ziegel nicht ins Wasser kippte, wurde er von schlanken grauen Betonpfeilern gestützt.

Vor dem Gebäude standen sieben dickstämmige Trauerweiden, deren Blätter der fortschreitende Herbst gelb getönt hatte.

Der hässliche Fettbrocken kam mit zwei wütend und feindselig kläffenden Tigerdoggen, die er an der Leine führte, auf Reinigers Mercedes zu. McCoon hatte sich auf seinem großen Grundstück ein wenig die Beine vertreten. Es hatte den Anschein, als führte er die Hunde nur deshalb mit, damit sie ihn hinter sich herzogen und er sich beim Gehen nicht anzustrengen brauchte.

Die muskulösen Tiere kläfften, was das Zeug hielt. Sie sprangen auf und nieder und hin und her.

Bount stieg nicht aus.

Er grinste zum halb geschlossenen Fenster hinaus und sagte zu McCoon: „Wenn ich geahnt hätte, dass Sie mich mit Ihren Höllenhunden empfangen, hätte ich für jeden ein Stück vergiftete Wurst mitgebracht.“

Nun bellte McCoon wie seine Hunde.

„Wer sind Sie? Was wollen Sie?“

Bount gab auf beide Fragen Antwort. Das hatte zur Folge, dass McCoon seine bellenden Teufel in den Zwinger sperrte, wo sie die Welt zwar zu zerlegen versuchten, es aber nicht schafften.

Reiniger stieg aus.

Derek McCoon winkte ihn mit sich. Sie landeten in einem Wohnzimmer, das gleichzeitig auch Arbeitszimmer war. Die Einrichtung war gediegen. McCoon konnte sich alles, was gut und teuer war, von seinem Taschengeld kaufen. Schwerfällig rutschte die Fettscharte auf den Sessel nieder. Zwischen McCoon und Bount Reiniger stand ein klobiger Schreibtisch mit Sprechanlage, die den Dicken mit allen Räumen im Haus verband, mit zwei Telefonen, einer kleinen elektrischen Schreibmaschine, auf deren Tastatur McCoons Wurstfinger keinen Platz fanden.

Der Zinsenparasit hörte sich mit sichtlicher Freude an, was Bount Reiniger zu sagen hatte.

Art Lorca - der Mörder seines Bruders. Zum Mörder geworden wegen 350 000 Dollar. Die Sache imponierte dem Schwammigen aus zwei Gründen. Erstens freute es ihn maßlos, Lorca, den säumigen Zahler, in argen Schwierigkeiten zu wissen. Zweitens roch er durch seine ausgefransten Nasenlöcher, dass Lorca vermutlich schon flüssig war. Kilroy und Parker brauchten ihn nur noch aufzustöbern. Dann konnten sie ihm die 50 000 Dollar aus dem Wanst pressen, damit dieser leidige Fall endlich zu einem zufriedenstellenden Schluss kam.

„Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Mr. Reiniger!“, sagte Derek McCoon, der sich nicht ohne Grund zu einer guten Tat hinreißen ließ. „Alle Welt sucht Art Lorca. Früher oder später wird es gelingen, ihn zu finden. Es fragt sich nur, wer das sein wird. Das können die Bullen sein, das können Sie sein, das können aber auch meine Freunde sein. Ich bin nur an meinen 50 000 Dollar interessiert, wie Sie sich vorstellen können. Aber ich wäre bereit, Ihnen Lorcas Kopf sozusagen auf Silber zu servieren, wenn Sie sich ebenfalls bereit erklärten, mich zu informieren, falls Sie ihn vor meinen Freunden finden würden.“

So machten sie es ab.

Es war eine ungewöhnliche Zusammenarbeit, auf die Bount Reiniger sich einließ. Derek McCoon war ihm im höchsten Maße unsympathisch. Aber er war mit dem Vorschlag des Wucherers einverstanden, weil man Politik und private Gefühle in einem solchen Fall scharf voneinander trennen muss.

Mit diesem Abkommen hatte sich Bount zwei verlängerte Arme zugelegt.

Wenn McCoons Männer den Mörder von Samuel Lorca irgendwo aufgabelten, würde der Fette es ihn wissen lassen.

Wenn Bount aber schneller an den Ball geraten würde, so war jetzt schon gewiss, dass er diesen Ball Captain Rowland und nicht dem Wucherer zuspielen würde. Aber das brauchte er McCoon ja nicht unbedingt auf die Nase zu binden.