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Im Supermarkt hatte man Emilio Sacca - „die faule Sau“, wie er von seinen Kollegen geringschätzig genannt wurde - seit zwei Tagen nicht zu Gesicht bekommen. Man war von ihm gewöhnt, dass er öfter mal blau machte, warf ihn deshalb aber nicht hinaus, weil er kräftig war und manchmal gut zupacken konnte, wenn man ihm lange genug die Knute unter die Knollennase gehalten hatte.
Bount Reiniger ließ sich Saccas Adresse geben. Aber Sacca war auch nicht zu Hause.
Somit war die ganze Geschichte auf die lange Bank geschoben. Bis Sacca wieder auftauchte, konnten noch ein paar Tage vergehen.
Bount war mit diesen Aussichten mehr als unzufrieden. Er hätte daran gedreht, wenn er das Rad dafür gefunden hätte. Aber das blieb ihm verborgen.
Am späten Nachmittag wurde Samuel Lorca auf dem St. Michael’s Cemetery zu Grabe getragen. Man setzte ihn im Grab seiner Eltern bei.
Leute, die mit ihm geschäftlich zu tun gehabt hatten, kamen. Da er außer seinem Bruder und seiner Frau keine Verwandten gehabt hatte, war nur Jill Lorca anwesend. Art hatte allen Grund, nicht zu erscheinen.
Ganz hinten entdeckte Bount Reiniger, der sich ebenfalls auf dem Friedhof eingefunden hatte, um dem Freund die letzte Ehre zu erweisen, zwei Überraschungen.
Überraschung Nummer eins war ein Mann im Rollstuhl - Brian Barber. Zu Lebzeiten hatte er dem einstigen Freund nicht verzeihen können. Jetzt, wo er tot war, konnte er es.
Überraschung Nummer zwei war Susan Morgan. Von ihr lag sogar ein Reisigkranz auf dem Sargwagen.
Der Priester fand tröstende Worte für die weinende Witwe.
Zum Zeichen der Trauer schickte der Himmel Nieselregen auf die Trauergemeinde herab. Ein kalter Wind pfiff über die Gräber hinweg, fing sich an Gruftdächern oder in Baumwipfeln, heulte, fauchte und zischelte. Er trieb welkes Laub voll zitternder Ungeduld vor sich her, schob es hinter Grabsteine und blies es in das offene Grab, in das man den schweren schwarzen Eichensarg langsam sinken ließ.
Man warf ihm Nelken nach. Rote und weiße.
Es war ein schönes Begräbnis, trotz des Nieselregens. Voll Würde, Andacht und inniger Trauer.
Aber davon hatte Samuel Lorca, der Mann, der vor zweiundzwanzig Jahren an Bount Reinigers Seite in Korea durch Dick und Dünn gegangen war, nichts mehr.