33
Wie ein großes menschliches X lag sie ausgespannt auf dem breiten Himmelbett. Lorca hatte in der Küche eine feste Wäscheleine gefunden. Damit hatte er Arme und Beine des Mädchens an die vier Pfosten gebunden. Sie war immer noch ohnmächtig. Trotzdem hatte ihr Lorca sicherheitshalber einen Stoffknebel zwischen die Zähne geschoben. Er hatte in dieser Nacht noch einiges zu erledigen, doch danach wollte er hierher zurückkehren. Das ging jedoch nur dann, wenn Samantha während seiner Abwesenheit nicht die gesamte Nachbarschaft zusammen brüllte.
Lorca hatte beschlossen, von nun an nur noch nachts auf die Straße zu gehen. Das war sicherer.
Für heute Nacht stand vorläufig mal Barry Carrera auf dem Programm. Er musste verschwinden. Tote kann man in einer Wohnung nicht gebrauchen. Da Carrera kein Leichtgewicht war, hatte Art Lorca allerhand zu tun, bis er ihn endlich in der Tiefgarage hatte. Nun schleppte er ihn zu Samantha Yorks ockerfarbenem Thunderbird. Er klappte den Kofferraumdeckel hoch und entdeckte darin ein chromblitzendes Klappfahrrad, das er sofort in seinen soeben gefassten Plan mit einbaute.
Carreras Körper hatte neben dem Fahrrad noch genug Platz. Nachdem der Tote verstaut war, wischte sich Lorca den Schweiß von der Stirn.
„Lausige Arbeit!“, murmelte er unwillig. Dann setzte er sich ans Steuer und kutschierte den Thunderbird aus der Garage, die steile Auffahrt hoch und auf die nächtliche Straße hinaus.
Er fuhr nach Norden.
Genau sieben Minuten, dann hatte er den stillen, friedlichen Teich erreicht, in dem er den Wagen mitsamt Barry Carrera versenken wollte.
Bevor Art Lorca jedoch die Handbremse löste und den Thunderbird ins Wasser rollen ließ, holte er das Klapprad aus dem Kofferraum. Es wäre nicht nötig gewesen, Barry Carrera ans Steuer zu setzen, aber Art Lorca tat es. Er wollte den Eindruck erwecken, Carrera hätte den Wagen gesteuert, wäre von der Straße abgekommen und in den finsteren Teich gefahren. dass die Polizei über Techniken verfügte, die einen solchen Eindruck binnen kurzem entkräften konnten, kam ihm nicht in den Sinn.
Sobald er das Klapprad fahrbereit hatte, löste er die Handbremse des Thunderbirds.
Der Wagen fuhr mit zunehmender Geschwindigkeit auf den Teich zu. Die Schnauze des Wagens schaufelte zischend das Wasser hoch.
Eine Weile schien der Wagen noch zu schwimmen. Blubbernd und gurgelnd entwich überall die Luft. Schließlich versank das Fahrzeug zur Gänze und war nicht mehr zu sehen. Die in Unruhe geratene Wasserfläche glättete sich schnell wieder. Ein schmaler Mond setzte sich wie ein Grabstein auf den Teich.
Für Art Lorca war der Fall erledigt.