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Jill Lorca hatte einen leichten Schlaf. Als unten im Haus die Bodenvase mit einem kaum wahrnehmbaren, dumpfen Geräusch wackelte, schreckte sie unvermittelt hoch. Sie saß fröstelnd im Bett und schaute nervös und ängstlich zur geschlossenen Schlafzimmertür.

Vorläufig drang kein weiteres Geräusch mehr an ihr Ohr. Trotzdem fürchtete sie sich, und sie schalt sich im Geist eine Närrin, weil sie allein in diesem Haus wohnen blieb.

Während sie sich auf das regelmäßige Pochen ihres aufgeregt schlagenden Herzens konzentrierte, vernahm sie plötzlich ein leises Ächzen.

Wenn man so lange Zeit wie Jill Lorca in einem Haus wie diesem wohnt, dann kennt man sämtliche Geräusche, die man darin hervorrufen kann. Und man weiß auch, wodurch sie hervorgerufen werden.

Dieses leise Ächzen wurde von der Arbeitszimmertür hervorgerufen. Jill war sich dessen ganz sicher.

Erst dieses Poltern. Nun dieses Ächzen.

Es war jemand im Haus.

Die Witwe schlug die Hände auf den Mund. Ihre Finger zitterten. Sie begann aufgeregt zu keuchen. Eine fiebernde Nervosität bemächtigte sich ihrer und ließ sie nicht mehr los.

Sie hatte das Gefühl, ein Brett vor dem Kopf zu haben, wusste nicht, was sie tun sollte.

Aufstehen? Hinuntergehen? Das wäre das Unvernünftigste gewesen, was sie hätte tun können.

Sollte sie im Bett bleiben? So tun, als ob sie nichts gehört hätte?

Jill hatte keine Erklärung für diesen nächtlichen Besuch. Im Haus war kaum etwas zu holen.

Es hätte nur dann die Mühe gelohnt, wenn es sich bei dem Eindringling um einen Mann gehandelt hätte, der Jills wegen gekommen war. Sie war jung. Sie war hübsch und begehrenswert. Von dieser Warte aus betrachtet war Jill Lorca das wertvollste Stück im Haus.

Doch wenn der Mann ihretwegen gekommen wäre, dann hätte er sich vermutlich jetzt nicht unten im Arbeitszimmer ihres Mannes herumgetrieben. Er wäre hochgekommen und hätte das getan, was solche Männer eben tun.

Obwohl diese Überlegung der jungen Witwe einige Erleichterung verschaffte - weil sie sich nicht unmittelbar gefährdet fühlte, solange sie in ihrem Schlafzimmer blieb und so tat, als hätte sie nichts gehört - blieb trotzdem noch das Unbehagen, das jedermann empfinden muss, wenn er weiß, dass eine ungebetene Person in seinem Haus umher geistert.

Erst wollte Jill Lorca die Polizei anrufen. Doch dann entschied sie sich für eine andere Nummer.