Mantel und Degen
John Smith wusste nicht, was er von all dem halten sollte.
Seine Harley fuhr dröhnend die Straße hinab und folgte dem schwarzen Kombi. Ausnahmsweise hatte er keine Angst vor irgendwelchen Heckenschützen. Weil er erst noch verarbeiten musste, was er gesehen hatte, blieb ihm im Augenblick einfach keine Energie mehr, um sich zu fürchten. Jene schwarzhaarige Frau hatte mit peitschenden Metallketten Elektroschocks ausgeteilt. Hatten die Ketten die Schocks erzeugt, oder kamen sie aus ihr selbst? Und da war auch noch das winzige Detail, dass er sie ins Gesicht geschossen hatte, doch anstatt sich aus dieser Welt zu verabschieden und dem Verein der Leichensäcke beizutreten, war sie aus einem Fenster im dritten Stock gesprungen. Sie hätte mit gebrochenen Knochen auf dem Bürgersteig liegen müssen, doch als John hinaus auf die Straße trat, war sie verschwunden.
Und die junge Frau mit den Ketten war noch längst nicht alles. Was hatte es mit dem riesigen Knochenkopf auf sich? Robin hatte aus kurzer Distanz vier- oder fünfmal auf diesen Mann geschossen, doch kurze Zeit später war er wieder aufgestanden.
Also gab es tatsächlich schlimmere Dinge als Heckenschützen, vor denen man sich fürchten konnte.
Robin tot. Ermordet wie ein gottverdammter Drogenbaron, niedergeschossen in ihrer eigenen Wohnung. Und ihre letzten an John gerichteten Worte: Sieht so aus, als hättest du keine Angst mehr, ein Cop zu sein. Nun, das war nicht ganz richtig. Er war geradezu entsetzt. Aber Bryan brauchte Hilfe, und weiter gab es da nichts zu diskutieren.
Das Leben mehrerer Menschen war in Gefahr. John konnte sich nicht länger verkriechen. Er hatte eine Aufgabe zu erledigen.
Die Bremslichter des Magnum leuchteten auf. Der Wagen rollte auf einen Parkplatz vor einem geschlossenen Walgreens. Das Einkaufszentrum lag direkt an einer Seite des leeren Parkplatzes. Zweistöckige Gebäude zogen sich entlang der beiden anderen Seiten, wodurch ein abgeschlossenes Areal entstand, das nur von der Straße aus einsehbar war. Der Magnum fuhr an das hintere Ende des Platzes und parkte. John ließ seine Maschine daneben ausrollen.
Bryan stieg aus dem Wagen, eine tiefschwarze Pistole in der rechten Hand. Über seinem Gesicht hing eine Maske von derselben Farbe wie seine Seemannsjacke. Er sah sich um. Dann richtete er seine Pistole auf eine Ecke des Parkplatzes und feuerte. Eine Kamera explodierte in einem kleinen Funkenregen. Bryan tat dasselbe mit einer zweiten Kamera. Nachdem er sich noch einmal umgesehen hatte, um sicher zu sein, dass er alle erwischt hatte, öffnete er die vordere Beifahrertür, schob seine linke Hand in den Kombi und zog einen Schwarzen heraus, den er am Hals gepackt hielt. Vom rechten Handgelenk des Mannes baumelte eine Handschelle. John kannte den Mann nicht.
Bryan zog den Mann vor den Magnum, hob ihn hoch und setzte ihn auf die Motorhaube.
»Du bist beim Civic Center aus einem U-Bahn-Tunnel gekommen«, sagte Bryan. »Du wirst uns zeigen, wo genau.«
Der Mann schüttelte den Kopf. Heftig. »Nein, Sir, ich weiß nicht, wo ich war.«
Bryan, der den Mann noch immer am Hals gepackt hielt, schob sein maskiertes Gesicht vor. »Aggie, du wirst es mir zeigen.«
Der Mann, der offensichtlich Aggie hieß, schüttelte so energisch seinen Kopf, dass seine Lippen hin und her hüpften. »Kommt nicht infrage. Ich gehe da nicht wieder hin.«
Bryans rechte Hand schob sich nach oben. Der Lauf seiner Pistole drückte gegen Aggies linken Wangenknochen.
John schob seine eigene rechte Hand unter seine Motorradjacke und tastete nach dem Griff seiner Waffe. »Bryan, hör auf!«
»John«, sagte Bryan, ohne sich umzudrehen, »du bist entweder auf meiner Seite oder ein Hindernis. Halt dich raus.«
Bryan war völlig hinüber. Wenn John sich zu schnell bewegte oder etwas Falsches tat, würde Aggies Gehirn auf die Motorhaube herabregnen. Bryan hatte heute Nacht bereits jemanden umgebracht, und es sah nicht so aus, als würde er zögern, weitere Menschen zu töten.
»Bin schon weg«, sagte John. »Nur die Ruhe.«
Die Fahrertür des Magnum öffnete sich, und ein Mann stieg langsam aus. John kannte den Rockertypen nicht; er trug zahllose Piercings und war etwa Mitte dreißig.
Bryan drückte heftiger mit seiner Pistole zu, sodass sich Aggies Kopf nach rechts beugte. Der Schwarze kniff die Augen zusammen.
»Ich kenne dich nicht«, sagte Bryan, »und es ist mir egal, was mit dir passiert. Entweder bringst du mich in den Tunnel und zeigst mir, wo du gefangen warst, oder ich werde auf diesen Abzug drücken.«
Aggie schnappte hektisch nach Luft. »Der Tunnel ist getarnt«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Ich weiß nicht, wo er ist. Nicht genau.«
Bryan schüttelte seinen maskierten Kopf. »Das reicht nicht.«
Der Rocker hob die Arme, die Handflächen nach vorn gerichtet. »Cop, hör zu. Er kann uns nicht helfen. Erickson hat fünfzig Jahre lang nach ihrem Versteck gesucht. Er hat es nie gefunden.«
»Ich bin nicht Erickson«, sagte Bryan.
John überlegte, ob er wieder nach seiner Waffe tasten sollte, doch das würde Bryan nur noch wütender machen. Jeder zusätzliche Stress konnte dafür sorgen, dass er den Abzug betätigte. Komm schon, Terminator, lass es gut sein, er ist nur ein Zivilist.
Bryan beugte sich vor, bis seine Augen nur noch zwei, drei Zentimeter von Aggies Gesicht entfernt waren. »Du wirst mich da runterbringen, Aggie. Ich weiß, dass dir das Angst macht, aber das ist mir scheißegal. Wenn du noch einmal sehen willst, wie die Sonne aufgeht, gibt es nur eine Möglichkeit für dich: Du zeigst mir, was ich sehen will.«
Aggie öffnete ein Auge. Seine Augenbraue hob sich, und plötzlich wirkte seine Miene wie die eines Mannes, der auf einen Handel hofft. »Das Baby?«
Bryan schüttelte den Kopf. »Völlig unmöglich.«
Aggie öffnete das andere Auge. Er starrte Bryan mit einer Mischung aus Angst und Trotz an. »Dann erschieß mich. Ich fange mir lieber eine Kugel ein, als auf deren Art abzutreten.«
Bryan hielt inne. Dann nickte er. »Okay. Du bringst uns hin, und ich sehe, was ich tun kann. Aber ich kann nichts versprechen.«
»Wenn du es versprochen hättest, hätte ich gewusst, dass du lügst«, sagte Aggie. »Könntest du jetzt bitte meinen Hals loslassen und dieses verdammte Ding aus meinem Gesicht nehmen?«
Bryan lehnte sich zurück und zog Aggie auf die Beine. Seine rechte Hand glitt nach hinten in einen verborgenen Schlitz in seiner Jacke. Wie ein Bühnenzauberer ließ er – noch da, schon weg – seine Pistole verschwinden.
»Da wäre noch etwas«, sagte Aggie. »Ohne Waffe gehe ich nicht.«
Bryan schien darüber nachzudenken.
»Kommt nicht infrage«, sagte John. »Bryan, er ist ein Zivilist. Kennst du diesen Typen überhaupt?«
Bryan drehte sich um. Grüne Augen starrten durch die Schlitze seiner Maske. »Er bringt uns nach unten. Der Mann will eine Waffe? Der Mann bekommt eine Waffe.« Bryan wandte sich an den Rocker. »Adam, lass mal sehen, was du dabeihast.«
Bryan wollte zum Heck des Kombis gehen.
»Langsam, langsam«, sagte John. »Was zum Teufel geht hier eigentlich vor? Er bringt uns nach unten? Nach unten – wohin? Und würdest du vielleicht diese bescheuerte Maske abnehmen?«
Bryan hob das schwarze Tuch und klemmte es irgendwo hinten an seiner Schädelkappe fest. Plötzlich wirkte er wieder wie der alte Bryan mit dem steinernen Gesicht, emotionslos, bis auf die unerschütterliche Wut in seinen weit aufgerissenen Augen.
»Die Monster haben Pookie«, sagte er. »Aggie hat erzählt, dass sich unter der Stadt ein Tunnelsystem befindet. Wenn Pookie noch am Leben ist, hat Rex ihn dorthin gebracht. Ich werde reingehen, meinen Partner holen und dafür sorgen, dass ein paar von denen für Robin bezahlen, wenn ich schon mal dabei bin.«
Für Robin bezahlen. Das war offensichtlich die Kurzformel für: Ich werde alles töten, was sich bewegt, und ich will, dass du mir beim Abschlachten hilfst.
»Hast du Rex gesagt? Meinst du Rex Deprovdechuk? Den kleinen Jungen?«
Bryan nickte. »Er ist der Anführer der Monster. Der Anführer von Maries Kindern. Der Wesen mit dem Zett-Chromosom, von dem Robin gesprochen hat. Oder wie immer du sie nennen willst. Ich habe keine Zeit für so etwas, John. Ich werde Pookie holen. Du erinnerst dich doch an die Kreaturen in Ericksons Keller, von denen wir dir erzählt haben? Aggie behauptet, dass es da unten Hunderte von ihnen gibt. Genau dorthin gehe ich. Du kannst mit mir kommen, du kannst es aber auch sein lassen.«
Sie hatten Pookie entführt. Sie hatten Robin getötet, obwohl die junge Frau niemandem etwas getan hatte. Und Robin war nicht der erste Mensch, der Maries Kindern zum Opfer fiel. Der Kult – oder die Monster oder wie immer man sie auch bezeichnen wollte – hatte eine Jahrhunderte umfassende Vergangenheit voller Morde hinter sich. Und was hinzukam: Der Mann, der John das Leben gerettet hatte, bat ihn um Hilfe.
John nickte. »Ich bin dabei.«
Bryan klopfte ihm auf die Schulter. »Guter Mann. Kümmern wir uns um die Ausrüstung. Adam?«
Bryan ging zum Heck des Magnum, und alle folgten ihm. Ein weiterer, viel älterer Mann stieg von der Rückbank des Wagens. Er stützte sich auf einen Stock, als er John die Hand reichte.
»Alder Jessup«, sagte er. »Und dieser junge Bursche hier ist mein Enkel Adam.«
John schüttelte die Hand des alten Mannes – eine alltägliche Geste, die angesichts der Umstände einigermaßen bizarr wirkte. »Ich bin John Smith.«
»Inspektor John Smith«, sagte Bryan. »John ist ein Cop.«
Adam verdrehte die Augen, als er die Heckklappe des Kombi öffnete. »Noch ein Bulle. Wenn ich noch ein bisschen mehr Glück habe, pisse ich Regenbögen und scheiße einen Topf voll Gold.«
Der ältere Mann seufzte. »Bitte entschuldigen Sie meinen Enkel. Sein Verhältnis zu den Strafverfolgungsbehörden ist nicht besonders freundlich.«
Ausziehbare Metallfächer füllten das Heck des Magnum aus. In dem kleinen freien Raum über ihnen, durch den der Fahrer aus dem Heckfenster sehen konnte, saß Emma. Jemand hatte den Kopf der Hündin verbunden; die mit Pflastern befestigten Baumwollbinden waren bereits fleckig von ihrem Blut.
Adam warf Bryan einen Blick zu. Der Rocker rieb sich die Hände, als stünde er kurz davor, am Weihnachtsmorgen einen Berg Geschenkkartons zu öffnen. »Was brauchst du, Cop?«
»Eine Schutzweste«, sagte Bryan. »Oder etwas Ähnliches, egal was. Und Feuerkraft.«
Adam zog die Metallschubladen aus ihren Fächern, während Emma von ihrem Hochsitz aus nach unten sah.
Johns Blick huschte hin und her. Dann wandte er sich wieder den Schubladen voller Waffen und Bryan Clauser zu. Noch wenige Stunden zuvor hatte John in seiner warmen, gemütlichen Wohnung die ganze Welt hinter sich gelassen. Und jetzt? »Bryan, stehen wir wirklich auf einem Walgreens-Parkplatz und verteilen Waffen, damit wir uns in ein unterirdisches Tunnelsystem schleichen und Monster töten können?«
Bryan nickte. »Genau das tun wir.«
»Hoo-kay«, sagte John. »Das wollte ich nur klären.«
Adam griff in eines der Fächer und zog etwas heraus, das wie ein M-16 auf Steroiden aussah.
»Jesus«, sagte John. »ist das eine automatische Schrotflinte?«
Bryan deutete mit dem Daumen auf John. »Gib sie ihm.«
Adam reichte John die Waffe und fügte sechs volle Magazine hinzu. »Das ist eine USAS-Zwölf. Weißt du, wie man die benutzt, Piggy Pigerson?«
»Ich werd’s rausfinden«, sagte John.
»Messer«, sagte Bryan.
Adam öffnete eine kleinere Schublade, in der drei Messer in ihren Scheiden lagen. »Ich habe nur drei, und eins davon geht an mich.«
Der alte Mann hob seinen Stock und tippte gegen eines der Messer. »Und an mich geht auch eins.«
Adam hob den Kopf. Er wirkte nicht mehr so begeistert. »Großpapa, du kannst nicht mit rein.«
Würdevoll reckte sich der alte Mann zu seiner vollen Größe. »Ich bin schon mein ganzes Leben lang dabei. Wenn die Chance besteht, dass wir das Versteck dieser Kreaturen finden und sie auslöschen, dann komme ich mit.«
»Aber Großvater, du …«
Bryan griff in die Schublade, nahm eines der Messer und hielt es mit dem Griff voran Alder hin. »Er kennt die Risiken. Wir haben keine Zeit für so etwas.«
Adam sah wütend aus, aber er schwieg. Er reichte John das letzte Messer. John zog das Ka-Bar aus der Scheide. Die tiefschwarze Klinge schien das schwache Licht der Straßenlaternen zu verschlucken. Nur die Schneide schimmerte.
»Ein Messer«, sagte John. »Die schlucken Kugeln wie Süßigkeiten, und ihr wollt, dass ich sie ersteche?«
Bryan nickte. »Das Messer ist vergiftet, genau wie die Klinge, die ich dem Knochenkopf in den Hals gerammt habe. Stich sie ins Herz und halte das Messer so lange fest, bis sie sich nicht mehr bewegen.«
John hoffte, er würde keinem der Monster so nahe kommen, dass er die Wirksamkeit der Klinge auf die Probe stellen müsste. Er schob das Messer zurück in die Scheide und befestigte es an seinem Gürtel.
Adam zog die nächste Schublade heraus. Darin lagen drei Pistolen, die mit derjenigen identisch waren, die Bryan besaß. Jetzt erkannte John das Fabrikat: FN Fünf-Siebener.
Bryan nahm eine davon und hielt sie Aggie hin.
»Nur zur Selbstverteidigung«, sagte Bryan. »Du wirst uns zeigen, wo wir hinmüssen, aber ich erwarte nicht von dir, dass du kämpfst. Und wenn du diese Waffe auf einen von uns richtest, und sei es auch nur aus Versehen, bist du tot, noch bevor du begreifen kannst, wie dämlich das war. Verstanden?«
Aggie riss die Augen auf, nickte und nahm die Pistole entgegen.
Bryan reichte Alder und John jeweils eine FN. Adam verteilte die Magazine. John konnte nicht mehr alles gleichzeitig halten, also schichtete er einen Teil davon vor seinen Füßen auf.
Wieder rieb sich Adam die Hände. »Und jetzt die guten Sachen.« Er zog eine Kiste aus dem Heck des Wagens und stellte sie auf den asphaltierten Boden vor sich. Er öffnete sie und drehte sie dann den anderen zu, als handelte es sich um einen Vorführkoffer voller kostbarer Juwelen.
John sah in die Kiste und fragte sich, ob es wirklich schon zu spät war, auf seine Harley zu steigen und wegzufahren – egal wohin.
Aggie beugte sich vor. »Granaten?«
»Yup«, sagte Adam.
»Cool«, sagte Aggie. »Kann ich eine haben?«
Bryan schüttelte den Kopf. »Nichts für dich.«
Adam deutete auf die zwölf Granaten, die, umgeben von schwarzem Schaumstoff, in drei Reihen zu je vier Stück in der Kiste saßen. »Vier Thermit, vier Schrapnell, vier mit Erschütterungszünder.«
Bis auf Aggie nahm jeder der Männer jeweils ein Exemplar.
John sah auf den Stapel vor sich – USAS-12, FN Fünf-Sieben, Magazine für beides, drei Granaten. »Verdammt, wie soll ich das alles nur tragen?«
Adam lächelte. »Das ist das Beste.« Er zog eine weitere lange Schublade heraus, die größte von allen. Er griff hinein und reichte John einen Packen Stoff. John hob den Stoff hoch, sodass er sich entfalten konnte.
Es war ein dunkelgrüner Kapuzenmantel.
»Ihr wollt mich verarschen«, sagte er.
»Zieh ihn an«, sagte Bryan. »Wenn all das hier vorbei ist, bist du immer noch ein Cop. Deshalb wäre es vielleicht sinnvoll, wenn du vorerst dein Gesicht verhüllst. Außerdem funktioniert dieses Ding wie eine Schutzweste. Es könnte dir das Leben retten.«
Adam reichte Alder einen Mantel. Alder lehnte seinen Stock gegen den Magnum, um ihn anzuziehen. Dann nahm Adam ein letztes Kleidungsstück aus der Schublade. Es war eine Jacke, wie Bryan sie trug.
»Hey«, sagte John mit einem Nicken in Richtung Jacke, »kann ich die nicht haben?«
Adam schüttelte den Kopf. »Ich habe sie gemacht, ich werde sie tragen.« Er streifte die Jacke über und sah John an. »Zieh jetzt endlich deinen Mantel an.«
John tat es. Er schlüpfte in die Ärmel. Der vordere Reißverschluss erwies sich als zwei einfache Magnetstreifen, die das Kleidungsstück dicht schlossen, als er sie zusammendrückte. Innen im Mantel fand er mehrere tiefe Taschen. Er hob seine Ausrüstung vom Boden auf und verstaute sie.
Bryan nahm seine Schädelkappe ab. Er rollte die Maske nach vorn und musterte den herabbaumelnden Stoff. »Adam, hast du einen Marker? Irgendwas, womit ich etwas auf dieses Ding zeichnen kann?«
Adams Miene schien eine Frage auszudrücken – Wozu das denn? –, doch er sagte kein Wort. Stattdessen öffnete er eine weitere Schublade und reichte Bryan einen weißen Farbstift. »Genügt der?«
John sah, wie Bryan den Stift entgegennahm, ihn musterte und lächelte. Es war kein gesundes Lächeln.
»Es wird Zeit, dass wir loskommen«, sagte Bryan. »John, du fährst im Wagen mit uns.«
Bryan öffnete die Tür hinter dem Fahrersitz. »Aggie, du gehst in die Mitte. Wir müssen uns unterwegs unterhalten.«
Aggie stieg ein, gefolgt von Bryan. Alder kletterte von der anderen Seite her auf die Rückbank, sodass für John der Beifahrersitz übrig blieb. John warf einen Blick auf seine Harley und fragte sich noch einmal, ob er nicht einfach verschwinden sollte. Seine Wohnung lag nur zehn Minuten von hier entfernt. Sechs Jahre lang hatte er Angst vor seinem eigenen Schatten gehabt, und jetzt wollte Bryan, dass er in einen Tunnel kroch und auf Monster schoss?
John wollte verschwinden, aber er konnte nicht. Nicht, solange sie Pookie hatten.
Er stieg in den Wagen und schloss die Tür. Von Schatten umhüllt, setzte Bryan sich auf die Rückbank. Er nahm seine Kappe ab, öffnete den Stift und begann, etwas auf die Maske zu zeichnen. »Aggie, während wir unterwegs sind, solltest du mir so viel wie möglich davon erzählen, was dir in diesen Tunneln passiert ist und was du gesehen hast. Adam, bring uns zum Civic Center, schnell.«
Der mächtige Motor des Magnum dröhnte, als der Kombi vom Walgreens-Parkplatz rollte.