Das brutale Erwachen

Pookies Augen öffneten sich langsam. Er sah nichts als Weiß.

Bringen Sie mich nicht mehr in den weißen Raum …

Aggie James hatte das gesagt. Entsetzt und kurz davor, durchzudrehen.

Pookie versuchte, den Schmerz in seiner Kehle wegzublinzeln. Er hob die Arme, um sich an den Hals zu fassen, und seine Hände berührten Metall.

Eine Halsfessel.

MMMMM ER IST WACH.

Pookie setzte sich auf und sah sich um. Er befand sich in einem runden Raum. Überall um ihn herum waren Menschen mit Halsfesseln, und bei allen führten die Ketten vom Nacken zu einer metallverkleideten Öffnung in der Wand.

Rich Verde.

Jesse Sharrow.

Sean Robertson.

Mr. Biz-Nass.

Baldwin Metz.

Amy Zou zwischen ihren schwarzhaarigen Zwillingsmädchen, die sich an ihre Mutter klammerten.

Pookie stand auf. Er sah von einem zum anderen. »Was zur Hölle soll das?«

Rich deutete mit dem Kopf in Richtung Zou. »Frag sie«, sagte er. »Sie hat uns verkauft.«

Zou senkte den Kopf und zog ihre Töchter enger an sich. Sie drückte sie. Eines der Mädchen weinte heftig. Ihr Körper wurde von einem erschöpften Schluchzen geschüttelt. Das andere Mädchen starrte mit mordlüsternen Augen durch ihr dichtes, zerzaustes Haar, als suchte sie jemanden, dem sie wehtun konnte.

Pookie drehte sich wieder Rich zu. Rich hatte noch nie wie ein angenehmer Mensch gewirkt, doch jetzt starrte er Chief Zou an, als würde er ihr am liebsten bei der ersten Gelegenheit eine Feuerwehraxt in den Kopf rammen.

»Was meinst du damit, Verde? Sie hat uns verkauft?«

Rich spuckte in ihre Richtung. »Verlogene Hure!«

»Hör auf«, sagte Robertson. »Sie musste es tun. Ihr Ehemann wurde umgebracht. Ihre Töchter wurden entführt. Die Sache mit dem Mord im Mason Tunnel war eine Falle. Sie hat mich, Jesse, Rich und Metz angerufen und uns in den Tunnel gelockt, und dann … haben uns diese Wesen geschnappt.«

Robertson trug keine Brille, aber sie hätte ohnehin nicht über sein schrecklich angeschwollenes rechtes Auge gepasst. Aus einer Schnittwunde in seinem Kopf sickerte ein dünner Faden Blut. Jemand hatte wirklich übel auf ihn eingeschlagen. Pookie fragte sich, wie die Angreifer wohl ausgesehen hatten. Dann wurde ihm klar, dass er es gar nicht wissen wollte. Die Begegnung mit der hakennasigen Kreatur und der menschlichen Schlange boten ihm bereits genügend Stoff zum Nachdenken.

Vielleicht hatte Zou eine Wahl gehabt, vielleicht auch nicht. Pookie wusste nur, dass sie ihn und Bryan verraten hatte, und hätte es irgendwo in seiner Reichweite tatsächlich eine Feuerwehraxt gegeben, hätte Pookie sie geschliffen, poliert und mit dramatischer Geste Polyester-Rich gereicht.

Pookie sah sich genauer um. Ein Fußboden mit weiß bemalten Steinen; Wände aus demselben Material, die sich oben zu einer Kuppeldecke wölbten; dazu die weißen Gitterstäbe einer Zellentür.

»Verdammt, wo sind wir hier?«

Robertson zuckte mit den Schultern. »Das wissen wir nicht. Vermutlich irgendwo unter der Erde.«

MMMMM MARIES KINDER HABEN UNS ENTFÜHRT. WIR SIND AM ARSCH. SIE HÄTTEN DIESES AFFENDING SEHEN SOLLEN, DAS MICH GESCHNAPPT HAT. WIR SIND ABSOLUT AM ARSCH.

Wenigstens hatten sie Biz das Kehlkopfmikrofon gelassen. Er musste es sich unter die Halsfessel klemmen, wenn er reden wollte.

Pookie zog an seiner eigenen Halsfessel. Sie saß fest und fühlte sich solide an. Es schien nicht so, als könnte er sie irgendwie abnehmen. An der Rückseite der Fessel führte eine schwere Kette in die Wand. Sicher gab es einen Weg nach draußen – es musste einen geben. Er würde hier unten nicht sterben.

Hier unten bei den … Kannibalen.

»Chief«, sagte er. »Was geschieht jetzt?« Er konnte später sein Urteil über sie fällen. Im Augenblick zählte nur, hier wieder lebend rauszukommen.

Sie zog ihre Töchter noch ein wenig enger an sich, erwiderte jedoch nichts.

»Antworte ihm«, sagte Verde. Er zerrte an seiner Halsfessel, als hinderte allein sie ihn noch daran, Zou anzugreifen. »Du verräterische Schlampe, antworte ihm.«

Sie hob den Kopf. Ihre Augen … Pookie war nicht einmal sicher, ob sie wusste, wo sie war. Amy Zou war innerlich völlig weggedriftet.

In den Wänden erklang ein metallisches Rasseln. Pookie wurde an seiner Halsfessel nach hinten gerissen. Er stolperte und versuchte, sich auf den Beinen zu halten, als er mit dem Rücken gegen die Wand krachte. Die Halsfessel rastete irgendwo ein, und die Zugbewegung stoppte. Pookie versuchte, sich wegzudrücken, doch er konnte sich nicht rühren.

Ein metallisches Quietschen lenkte alle Blicke auf die Zellentür. Eine dicke alte Frau kam herein. Sie trug ein abgewetztes knielanges Kleid, einen grauen Pullover und ein gelbes Kopftuch mit violettem Pflaumenmuster.

»Ihr alle seid Verbrecher«, sagte sie mit einer Stimme, die so angenehm klang, wie man es von einer Großmutter mit tiefen Falten im Gesicht erwarten würde. »Die Zeit für eure Verhandlung ist gekommen.«

Sie machte kehrt und verließ den weißen Raum wieder.

Ein Schwarm von Männern strömte herein. Alle trugen weiße Roben mit weißen Kapuzen und Gummimasken. Sie füllten den ganzen Raum aus, indem sie jeweils gruppenweise zu einem der Angeketteten gingen. Als wäre das noch nicht surreal genug, sah der erste, der auf Pookie zueilte, wie der Burger King aus. Pookie versetzte ihm eine rechte Gerade, die den König der Fleischklopse von den Beinen riss, doch gleich darauf brach Bryans Partner unter dem Gewicht der anderen zusammen.

Die Verborgenen
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