Mit allen Zähnen
Vorsichtig zog eine Hand an seiner Schulter.
»Bryan, wir müssen los.«
Bryan ignorierte John. Er drückte Robin enger an sich. Er hätte sie niemals aus den Augen lassen sollen.
Er konnte die Gefühle, die auf ihn einstürmten, nicht in den Griff bekommen – Wut, blinder Hass, die niederschmetternde Erfahrung des Verlusts, das Verlangen, zu bestrafen, zu töten. Sie war nicht mehr … aber er konnte sich nicht rühren, konnte nichts weiter tun, als ihren Körper sanft hin und her zu wiegen.
»Bryan, es tut mir wirklich leid, aber wir müssen los. Du wirst wegen Mordes gesucht. Steh auf!«
Bryan schüttelte den Kopf. »Ich will hier nicht weg. Ich will bei ihr bleiben.«
Jetzt lag auf jeder seiner Schultern eine Hand und zog an ihm.
»Bryan, sie ist von uns gegangen. Jeder glaubt, dass du zwei Cops umgebracht hast. Wenn sie dich finden, erschießen sie dich. Steh auf!«
Tot. Robin war tot.
Dafür würden sie bezahlen. Nicht Auge um Auge, nicht Zahn um Zahn – sondern mit allen Augen … mit allen Zähnen.
Bryan beugte sich vor und küsste Robin ein letztes Mal auf die Stirn. Seine Lippen verharrten für einen Augenblick. Sich zu lösen war das Schwierigste in seinem ganzen Leben.
Sanft ließ er sie zu Boden gleiten. Dann stand er auf.
Er betrachtete die drei anderen Leichen auf dem Boden – Max, der nichts Unrechtes getan hatte, die Kreatur mit dem großen Kopf, die zu Maries Kindern gehörte, und Billy, erschossen und zerschmettert, als er versucht hatte, den Tod seines Herrchens zu rächen.
Immer weiter breitete sich das Blut über den Holzboden aus.
»John, hol Emma.«
»Bryan, wir haben keine Zeit, um …«
»Hol die Hündin, verdammt noch mal!«
John lehnte sich eingeschüchtert zurück. Bryan war das gleichgültig. Er würde Robins letzten Wunsch nicht ignorieren.
John rannte in die Küche und holte ein Geschirrtuch. Er legte es über Emmas verletzten Kopf und hob sie hoch. Emma winselte kläglich, versuchte sich loszureißen und wieder zu Robin zu springen.
»Schhhhh«, sagte John. »Bryan, ich gehe. Beeil dich.«
John rannte aus der Wohnung.
Nach all dem Lärm und Chaos war es jetzt vollkommen still.
Bryan warf einen letzten Blick auf die Liebe seines Lebens.
»Mit allen Augen«, sagte er. »Mit allen Zähnen.«
Er verließ die Wohnung.