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NEUNZEHN

Riley!«, rief Bodhi. Er griff nach mir, aber ich wich zur Seite aus, ging an ihm und an dem armen, winselnden Buttercup vorbei und lief durch das Kolosseum hinaus auf die Straße.

»Du warst großartig«, meinte Bodhi und versuchte, mit mir Schritt zu halten. »Ehrlich, als dein Führer muss ich dir sagen, dass ich wirklich beeindruckt war.«

Ich ließ mich auf eine große Steinplatte sinken und vergrub mein Gesicht in den Händen. »Ach ja?«, murmelte ich leise. »Dafür gibt es keinen Grund. Die ganze Sache war von Anfang an ein kolossaler Misserfolg.«

»Wie kommst du darauf?« Bodhi setzte sich neben mich, und Buttercup versuchte, an meinen Fingern zu schnüffeln und sie abzulecken, aber ich stieß ihn weg.

»Was soll das heißen?«, fauchte ich. Ich wusste, dass ich mich zickig benahm, aber ich brachte es nicht fertig, ihm zu sagen, warum das so war.

Es war die Art, wie Bodhi mich angesehen hatte, als ich Aurelia war – und die Art, wie er mich im Gegensatz dazu jetzt ansah. Seine Blicke waren so entgegengesetzt wie die beiden Pole, Welten voneinander entfernt, so unterschiedlich wie … na ja, so unterschiedlich wie ich und Aurelia.

»Du hast dir deinen Weg nach draußen erkämpft«, erwiderte Bodhi. »Du bist die erste Seelenfängerin, die das geschafft hat.«

»Ich habe gar nichts geschafft«, entgegnete ich. »Ich habe den Weg nach draußen nur gefunden, weil du und Buttercup bei mir wart. Dein Erscheinen auf dem Balkon hat irgendetwas in mir ausgelöst. Zu Beginn habe ich allerdings hart dagegen angekämpft, weil ich weiter als Aurelia leben wollte.« Ich hob den Kopf und sah ihm in die Augen. »Nur damit das klar ist – ich habe alles gehört, was du gesagt hast. Und ich erinnere mich an alles.« Ich warf ihm einen vielsagenden Blick zu und fragte mich, ob er verstand, worauf ich anspielte. Ich meinte seine Äußerung, mit der er gestanden hatte, dass ihm bei meinem Anblick – oder genauer gesagt beim Anblick von Aurelia – die Luft weggeblieben war. Ich schüttelte seufzend den Kopf, fuhr mit der Hand durch die Luft und wünschte mir, ich könnte das, was ich gerade gesagt hatte, einfach wegwischen. Es hatte keinen Sinn, weiter darüber zu reden. »Ich habe nur aus einem einzigen Grund nicht nachgegeben  – ich wollte gar nicht weg. Bevor ich mich bereiterklärte, mit ihr in ihre Welt zu kommen, habe ich Messalina das Versprechen abgenommen, mich nicht in eine Falle zu locken. Aber als sie es dann doch tat, bemühte ich mich nicht wirklich, wieder herauszufinden. Messalina hat mir alles gegeben, was ich mir jemals erträumt hatte – und sogar noch mehr. Und zumindest in diesem Augenblick konnte sich das Hier und Jetzt nicht mit dem Märchen messen, das sie für mich erschaffen hatte.«

»Und was hat dich dazu gebracht, deine Meinung zu ändern?« Bodhis Stimme klang sanft, aber neugierig.

Ich wollte gerade sagen: »Du

Ich wollte ihm sagen, dass der Gedanke daran, wieder in seiner Nähe zu sein – wenn auch für immer als die kleine Riley Bloom, das Mädchen, das er niemals ernst nehmen würde –, den Ausschlag gegeben hatte, aber ich brachte es nicht über die Lippen.

Stattdessen schluckte ich heftig. »Buttercup«, sagte ich und klopfte auf meine Beine, damit mein großer Hund mir auf den Schoß sprang. Ich drückte ihn fest an meinen nun wieder flachen Brustkorb. »Ich habe Buttercup vermisst.« Und dann vergrub ich mein Gesicht in seinem Fell und murmelte eine Entschuldigung in sein Ohr. »Es tut mir leid, dass ich gesagt habe, du würdest stinken. Das stimmt nicht – zumindest riechst du nicht schlecht, nicht so übel wie der Ludus. Du riechst nach frischer Luft und Sonnenschein und …« Ich grub meine Nase tiefer in seinen Nacken. »Und nach Erdbeeren! Hast du dich etwa in einem Erdbeerfeld gewälzt?« Ich schaute in seine braunen Augen und hoffte auf ein Zeichen, dass er mir vergeben hatte. Und als er aufgeregt bellte, mir über das Gesicht leckte und eine breite Spur Sabber auf meinen Wangen hinterließ, wusste ich, dass wir wieder Freunde waren.

»Und was nun?«, wollte Bodhi wissen. Seine Frage war so allgemein gehalten, dass ich mir nicht sicher war, ob er damit vielleicht meinte: Was tun wir nun, nach diesem merkwürdigen Erlebnis?

Oder eher: Was tun wir als Nächstes? Was ist unsere Strategie, um den Auftrag zu erledigen?

Ich beschloss, von der weniger unangenehmen Variante auszugehen, sah an meinem Kleid herunter und zog die goldene Schärpe fest. »Nun, ich bin ziemlich sicher, dass wir Messalina und Theocoles entweder auf der Party oder bei den Spielen finden werden. Soweit ich weiß, erleben sie diese beiden Situationen immer wieder und wieder.«