Kapitel 22
»Erzähl mir davon«, sagte die
Krankenschwester (Techniker).
Noch immer erschrocken und durcheinander griff Danal zu der offenen Falltür seines Geistes und förderte die letzten greifbaren Erinnerungen zu Tage, die wie in einem Safe tief unten in einem muffigen Keller versteckt waren.
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Vincent Van Rymans sorgenfreie, euphorische Haltung hatte nur ein paar Tage angehalten, nachdem er die Neo-Satanisten verraten hatte. Zuerst hatte er sich siegreich gefühlt, kindisch stolz auf sich und froh, alles anders getan zu haben. Mehrfach hatte Vincent versucht, sich mit Nathans in Verbindung zu setzen, aber der Mann weigerte sich, mit ihm zu sprechen, bestätigte nicht einmal Vincents Nachrichten geschweige denn, dass er sie las. Traurig und enttäuscht dachte Vincent über die kalte Behandlung seines Mentors nach. Julia überzeugte ihn davon, dass Nathans sich im Laufe der Zeit beruhigen würde.
Dann bekam er die erste Todesdrohung von einem verstimmten Mitglied der Neo-Satanisten – jemand, dessen Lebensziele sich wegen Vincents zynischer Offenbarungen verschoben hatten. Weitere Drohungen folgten kurz darauf. Besonders bösartig waren die arbeitslosen Blaukragen, denn wer so lange mutlos und hoffnungslos gewesen war, hatte bei den Neo-Satanisten ein neues Licht am Ende des persönlichen Tunnels gefunden. Denn in dieser Situation fühlten sie sich einmal mehr betrogen.
Vincent bekam anonyme E-Mails, eine davon sogar an Randolph Carter adressiert – eine seiner geheimen Identitäten. Jemand band eine handgeschriebene Drohung an einen Stein und warf ihn auf eines der bruchsicheren Transplastikfenster der Van-Ryman Villa. Der Stein prallte geradezu harmlos von außen gegen das Glas und störte Vincent und Julia lediglich während einer Partie Cribbage im Studierzimmer.
Der intensive Zorn hinter den Drohungen bereitete Vincent Sorgen. Julia hatte ihn zwar davon überzeugt, dass die Wahrheit immer am besten war, aber inzwischen überkam ihn die schreckliche Vermutung, dass diese Menschen die Wahrheit vielleicht gar nicht wollten, sondern es vorzogen, an etwas Exotischeres zu glauben.
Vincent ging nach draußen und hob den Stein bei den dornigen Sträuchern auf, die um das Haus gepflanzt waren. Wer auch immer ihn geworfen hatte, war in der Menschenmenge untergetaucht, die durch die über dem Metroplex einsetzende Dämmerung bereits abnahm.
Einige Drohungen erreichten ihn verschleiert; einige waren offensichtlich und ausdrücklich. Er wusste, dass einfache Bodyguard-Diener – wie sie sein Vater Jahre zuvor besessen hatte ‒ keinen hinreichenden Schutz bieten konnten, besonders dann nicht, wenn einer der verstimmten Fanatiker beschloss, die ganze Villa in die Luft zu sprengen. Er sah sich die hingekritzelte Drohung an und vernichtete sie, ehe Julia sie sehen konnte.
Es war für ihn eine eigenartige, warmherzige Erfahrung, da ihm klar wurde, dass er sich eigentlich mehr Sorgen um Julia machte als um sich selbst.
Mit dem Anteil seines Vaters an den Profiten der Neo-Satanisten entwarf Vincent Van Ryman das wirksamste, hochentwickeltste jemals erdachte Verteidigungs-System. Er beaufsichtigte die Installation und verbrachte Stunden damit, seine Komplexität zu studieren, brütete über den Blaupausen, während er auf dem harten Fußboden des Studierzimmers saß, die Beine übereinandergeschlagen hatte und sich an der warmen, lilafarbenen Glut des Kristallkamins wärmte.
Ein tödliches Kraftfeld umgab sein Eigentum in der Form einer Schutzkuppel, die sich über die Villa erhob; ein kompliziertes Computer-Überwachungssystem registrierte jede Bewegung, aktivierte zusätzliche Alarme, wenn ein Gegenstand auch nur in die Nähe der Barriere kam; ein Rudel von Reparaturratten, rannte ständig in den Leitungsrohren unter dem Boden herum, kontrollierte unentwegt das Netz aus Stromkabel und hielt es instand.
Drei Mal innerhalb der ersten Woche fand Vincent zusammengesackte schwarze Leichen vor dem unsichtbaren Kraftfeld, Personen, die versucht hatten, von hinten an die Villa heranzukriechen.
In ihrer isolierten Schutzinsel blieben Vincent und Julia füreinander von der Außenwelt abgeschottet, sie waren zufrieden miteinander und brauchten sonst niemanden. Gemeinsam beschlossen sie, ein Paar Diener zum Kochen, Putzen und die Hausarbeit zu erwerben, damit ihnen mehr Zeit füreinander blieb. Sie bestellten einen Mann und eine Frau als Diener, Joey und Zia.
Die Diener erfüllten ihre Rollen, machte ihre Arbeit, blieben unauffällig und geduldig in der Villa. Warteten. Vincent war gar nicht aufgefallen, dass Joeys Körperbau seltsam vertraut, sogar identisch mit seinem eigenen war. Vincent war in Wahrheit zu naiv, zu gutgläubig gewesen.
Gerade er hätte von allen Menschen niemals Francois Nathans unterschätzen sollen.
An ihrem letzten gemeinsamen Abend – die Nacht, in der Julia ermordet wurde und in der der lange Albtraum von Vincent Van Ryman begann, der sogar über den Tod hinausging – saß Julia ihm im offiziellen Esszimmer gegenüber und stützte beide Ellenbogen auf die Tischdecke. Es hatte mit ein wenig miteinander reden angefangen, wobei sich beide nach und nach aussprachen. Ihre einander auferlegte Gesellschaft fing anscheinend an, ihnen nach einer Weile auf die Nerven zu gehen. Doch bis wirklich dazu käme, sprachen sie lieber über leichtherzige Dinge.
Sie redeten mit ihren vollen Mündern, kosteten die Mahlzeit, die die zwei neuen Diener für sie gekocht hatten. »Ich bin froh, dass wir uns entschlossen haben, den beiden die Gourmetprogrammierung aufspielen zu lassen«, sagte Julia, nachdem sie gerade den Mund mit Fettuccine gefüllt hatte. Joey und Zia standen einfach vor der Tür des offiziellen Esszimmers, warteten mit seltsam wachsamen Augen.
Vincent hob die Flasche billigen Rosé Champagners, um ihre beiden Gläser nachzufüllen. Die Flasche wirkte glitschig und unhandlich; sie fiel ihm aus der Hand und er verschüttete den halben Inhalt auf die Tischdecke. Vincent konnte auch nicht schnell genug nach vorne greifen, um die Flasche zu fangen. Der Champagner schäumte auf, verteilte sich über den ganzen Tisch. Und auf einmal wurde alles unscharf …
Julia kicherte über seine Ungeschicklichkeit, hörte dann jedoch abrupt auf zu lachen …
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Er erwachte in der künstlich feucht gehaltenen Kammer unter der Villa und war an eine Wand gefesselt. Er erkannte es als den Kellerraum, in dem sie einmal ihre geheimen Treffen des Inneren Kreises mit einigen fanatischen, hochrangigen Neo-Satanisten abgehalten hatten. Aber Julia und er hatten jenen Zugang der Öffnung verklebt und versiegelt. Demnach musste jemand ihn wieder geöffnet haben – nur wer?
Als sich seine Augen an das Licht gewöhnt hatten, sah er Francois Nathans dort unten warten. Julia konnte er nicht sehen.
»Gut. Du bist endlich wach«, sagte Nathans und kam einen Schritt auf ihn zu. Vincent starrte sein Gegenüber an, war verwirrt und kaum in der Lage, zu glauben, dass Nathans eigentlich irgendetwas machen würde, um ihm zu schaden. Er schaute auf seine Handgelenke und auf die an der Wand gefesselten Knöchel.
»Handschellen, Francois? Ist das witzig?«
Nathans lächelte in sich hinein. »Es schien mir angemessen.«
Vincent wurde wieder schwindlig und ein Anflug von Verwirrung wirbelte durch seinen Kopf. Nathans? Was tat er in der Villa? Warum hatte der Mann zuvor keine seiner Nachrichten beantwortet?
»Julia. Was ist mit Julia passiert?«
Nathans verzog das Gesicht zu einem schiefen, finsteren Lächeln. »Oh, wie edel von dir, Vincent, zuerst an die arme Lady zu denken. Doch sie ist bereits tot – liegt auf der Straße und ist aus dem Netz gelöscht worden.« Nathans schien ein perverses Vergnügen daran zu haben, auf Vincents Antwort zu warten.
»Das glaube ich nicht.«
»Wann habe ich dich jemals belogen, Vincent?« Der kühle Gesichtsausdruck des Mannes stellte offenbar nur eine leichte Andeutung des wirklichen Zorns dar, der in ihm kochte.
Vincent stellte sich vor, wie er sich gegen die Ketten wehrte, dachte daran, wie er rachsüchtig versuchte, Nathans zu erwürgen, genau dort, wo er stand. Stattdessen antwortete er, wie jemand, dem man mit einem Vorschlaghammer auf den Bauch geschlagen hatte, was den Sauerstoff aus seinen Lungen presste und seinen Lebenswillen zerstörte. Er sank kraftlos wie ein geschlagenes Haustier gegen die Steinmauer.
Nathans holte tief Luft, als ob ihm die eigene Entscheidung schwergefallen wäre. »Du dagegen bist ein PR-Gag. Unser erster ›Verräter des Glaubens‹. Ich hätte von keiner besser vereinigenden Kraft träumen können, selbst wenn ich es versucht hätte.« Nathans lachte. »Oh ja! Wir werden das hier richtig ausschlachten.«
Vincents Gedanken drehten sich im Kreis, er versuchte, etwas zu finden, um sich daran festzuhalten. Julia konnte nicht tot sein. Sie hatten gerade noch miteinander gesprochen und zusammen gelacht … Nathans würde sich niemals gegen ihn wenden – er hatte Vincent so viel beigebracht, über so viele Dinge mit ihm diskutiert, so vielen Träumen nachgehangen. Nathans war ein viel zu bedeutender Mann, zu schlau, um sich auf das Niveau von kindischen und kleinlichen Rachespielen zu erniedrigen.
Vincent nahm im Augenwinkel eine Bewegung wahr und ein Arzt trat vor. Vincent bemerkte das Pentagramm-Logo auf seinem weißen Kittel.
Der Doktor sprach mit Nathans und ignorierte den Gefangenen. »Da er inzwischen wach ist, müsste sich die Droge in seinem Blutkreislauf verflüchtigt haben. Wir wären dann so weit, um anzufangen.«
»Wir werden ein paar Blutproben von dir nehmen, Vincent«, sagte Nathans leichtfertig. »Ich hoffe, es macht dir nichts aus.«
Vincent nahm alle Kraft zusammen, aber die Handschellen hielten ihn auf, und den beiden Männern gelang es, seinen Arm zu packen und zu fixieren. Vincent schlug sie Augenlider nieder und wartete, während das dunkle, dickflüssige Blut aus seiner Ader in eine kleine sterilisierte Ampulle floss. Er atmete schwer, als der Arzt seinen Arm mit einem Gerinnungsmittel einschmierte. Der Mediziner packte das Röhrchen mit Vincent Van Rymans Blut in eine wattierte Schachtel, die er mit einem schnappenden Geräusch verschloss.
Aber Nathans war doch kein Mörder – er hätte Julia niemals kaltblütig töten können.
»Für den nächsten Teil muss er vollkommen stillhalten«, murmelte der Arzt Nathans zu und zog eine Injektionsnadel an einer mit einer gelblichen Flüssigkeit gefüllten Kapsel auf. Er wandte sich Vincent zu, und als sich Vincent im Reflex wegdrehte, injizierte ihm der Mediziner das Mittel in den Hals.
»Es tut mir leid«, sagte Nathans.
Vincent stöhnte auf. Seine Muskeln wurden kalt und es umschloss ihn wie eine Decke aus gefrorenem Gelee. Der Rest seines Körpers fühlte sich wie eine tote Hülle an, die sich von jedem Befehl seines Hirns losgelöst hatte.
»Ein Nervenanästhetikum, Vincent. Es wird sich über kurz oder lang verflüchtigen. Als Erstes werden wir dir ein neues Aussehen verpassen.«
Vincents Zunge wurde in seinem Hals dick und nur mit der größten Anstrengung, als ob er jeden seiner Nerven einzeln lenken musste, gelang es ihm, ein einzelnes Wort herauszukrächzen, bevor sein Mund halbgeöffnet erstarrte.
»Warum?«
Nathans‘ Augenbrauen rissen nach oben und seine linke Faust ballte sich krampfartig zusammen. Er schien darauf gewartet zu haben, dass Vincent diese Frage stellte. »Warum? Weil du es so gewollt hast – das ist der Grund! Ist dir denn nicht klar, wie viel Schaden du verursacht hast? Vielleicht hast du die letzte echte Hoffnung der Menschheit auf eine Zukunft weggerafft! Du Idiot, ich habe dir vertraut! Du warst so vielversprechend, aber stattdessen hast du dich in einen romantischen Waschlappen verwandelt!«
Nathans schüttelte seinen Kopf. Seine Augen waren glasig und sein Gesicht war rot. »Als die Diener in den Markt eingeführt wurden, bot ich gewöhnlichen Menschen ein großartiges Geschenk an – die Gelegenheit, ein Teil der intelligenten Gesellschaftsschicht zu werden, der Elite, ohne etwas dafür zu verlangen. Ohne weitere Bedingungen. Alles, was sie dafür tun mussten, war, die Mühen dafür auf sich zu nehmen, zu lernen, besser zu werden, ihre Zeit zu opfern, um uns allen zu nützen. Aber sie lehnten das Angebot vehement ab und blieben stattdessen lieber in Unwissenheit. So ist es auch mit den Neo-Satanisten, wobei ich sie in dem Fall ihre eigene Dummheit fressen lasse – und sie essen sie auch noch!«
Die Wut des Mannes quoll aus ihm heraus, und er sah so aus, als würde er Vincents Gesicht gleich zu Brei stampfen, obwohl der bereits wie eine Marionette an seinen Handschellen hing.
»Kannst du es nicht sehen? Natürlich ist Neo-Satanismus die reinste Heuchelei, aber die Menschen müssen es für sich erkennen! Du hast sie durch ihre eigene Erkenntnis betrogen. Propheten haben dem Volk eine unendliche Kette an Wahrheiten anvertraut, seit Anbeginn aller Zivilisation. Jetzt, da du dich dazu bekannt hast, da du dein Geheimnis preisgegeben hast, wurdest du nur zu einem Frevler, zu einem anderen Mann auf dem Podium mit einer anderen Erzählung, der man glauben könnte. Du hast die Möglichkeit der Selbstaufklärung von Tausenden von ihnen gestohlen. Von so vielen, so vielen!«
Der Arzt hob Vincents Kinn, hielt den Kiefer in einer lockeren Position. Eine weitere Nadel, eine weitere Spritze – nur diesmal stach der Arzt mehrfach in einer dünnen Linie in die Haut, ein Stich nach dem anderen, am Unterkiefer entlang, bis hinter sein Ohr. Der Mediziner summte vor sich hin, während er ähnlich der sorgfältigen Präzision eines Tätowierers mit der Nadel zustieß, eine kleine Menge der milchig grauen Substanz unter Vincents Haut spritzte, die Nadel einen halben Zentimeter weiterschob und dort den Vorgang wiederholte.
Nathans beruhigte sich wieder. »Du hast uns wahrscheinlich noch nie über Oberflächen-Klonen sprechen gehört, Vincent. Das war etwas, das wir bei der Resurrection Inc. unter Verschluss hielten. Während mein Spitzen-Team daran arbeitete, den Wiederauferstehungsprozess zu entwickeln, stolperte einer der Bioingenieure über ein Nebenprodukt: ein besonderes Verfahren einer ständigen biologischen Verkleidung. Dein Vater wusste davon, aber er erkannte nicht, welches Potential darin steckt.
Wie du siehst, reicht uns die Blut- oder Hautprobe einer Person, um die Erbinformation benutzen zu können und daraus ein identisches Gesicht auf einer anderen Person ›wachsen‹ zu lassen, wodurch wir praktisch jemandes Erscheinung klonen. Die Zellkerne im Grunde leergeräumt und dann durch ein besonderes Virus mit den neuen Erbinformationen gefüllt. Nachdem wir das Virus gezüchtet haben, können wir es an mehreren Orten auf dem Gesicht der betreffenden Person injizieren, so dass es dort zu einer ›Kloninfektion‹ kommt. Das Virus breitet sich aus und trägt so die Erbinforationen von Zelle zu Zelle.« Er lächelte, aber mit einer Spur Zorn in seinem Gesichtsausdruck. »Ein neues Gesicht wird auf dir wachsen, Vincent, und sich langsam ausbreiten. Du wirst jemand weniger Erkennbares sein. Wir können sogar deine Hände verändern, damit deine Fingerabdrücke anders aussehen.«
Durch seine Lähmung konnte Vincent nicht einmal blinzeln, konnte nicht zusammenzucken, konnte nicht antworten – er kämpfte gegen die Schwerkraft an, völlig gedemütigt. Gedankenverloren spritzte der Doktor eine Reihe von Kloninfektionspunkten an seinem Haaransatz, stach immer wieder in die Kopfhaut.
»Der ganze Prozess wird über eine Woche dauern. Es wurde mir gesagt, dass die juckenden und brennenden Empfindungen nahezu unerträglich sind, während dir ein neues Gesicht wächst. Aber mach dir keine Sorgen, wir können es für dich so angenehm und ruhig wie möglich gestalten, bis das alles vorbei ist. Und jetzt da wir eine saubere Blutprobe von dir haben, können wir bei deinem Doppelgänger die gleiche Prozedur anwenden.«
Der Doktor beendete seine Arbeit und räumte das Equipment weg. Ohne ein Wort zu Nathans zu sprechen, nahm er die Box mit Vincents Blutprobe auf und trug sie ehrfürchtig die Treppe hinauf.
»Vielleicht hast du meinen Plan zerstört, Vincent. Aber es gibt einen Weg, Dinge richtigzustellen – eine Änderung in letzter Minute. Wir haben jemanden gefunden, der mit deinem Körperbau und deinem Gentyp übereinstimmt. Wir werden ihm dein Gesicht, deine Fingerabdrücke geben, und wenn er vollkommen fertig ist, wird er Vincent Van Ryman sein. Es wird zwar nicht perfekt sein, weil er nur wie du aussehen wird, aber dennoch hat er deine Manieren studiert und seine Fingerabdrücke werden identisch sein. Nur ein Netzhaut-Scan, Stimmabgleich oder eine eventuelle DNA-Analyse kann den Unterschied feststellen. Wir haben ein paar Drogen eingesetzt, um an dein Online-Kennwort zu kommen, während du bewusstlos warst, und das ist tatsächlich alles, was er braucht.
Ich habe schon die Presseinformation geschrieben, für den Moment, in dem ›du‹ deine sensationelle Rückkehr zum Neo-Satanismus bekennst, neugeboren und voller Worte des Irrtums für dein ketzerisches Geplapper. Wir werden das alles überleben – aber das haben wir nicht dir zu verdanken.«
Durch seine starren Augen sah Vincent eine Reflexion des eigenen Schocks, der Angst und der Rätselhaftigkeit. Francois Nathans war sein Idol, sein Freund, sein Lehrer … und jetzt sein Richter und sein Henker. Gleichzeitig blickte Nathans wütend auf Vincent und wandte sich in rechtschaffener Empörung von ihm ab.
»In ein paar Wochen wird dein neues Gesicht gewachsen sein. Und nachdem du einfach wie alle anderen Bekehrten der Neo-Satanisten aussiehst – wenn euer Ersatz völlig seine Rolle des Hohepriesters Van Ryman eingenommen hat – werden wir einen anderen Hohen Sabbat haben, mit dir als Ehrengast auf dem Opferaltar.
Und keiner wird den Unterschied feststellen … weil du nicht mehr du bist.«