Kapitel 12



Das große, zylinderförmige Hauptquartier der Soldaten-Gilde stand wie ein Pfeiler aus einseitig durchsichtigen Spiegeln, durch die die Gildenmitglieder in alle Richtungen nach draußen und über die gesamte Welt blicken konnten. Ein graues Gemisch aus den für das fortgeschrittene Frühjahr typischen Wolken wurde von dem Gebäude reflektierte, so dass die glänzende Fassade wie ein verwackeltes Schwarzweißfoto wirkte.

Jones stand ohne Uniform in der erfrischenden Morgenluft, trug ein enganliegendes, schwarzes Hemd, das seine dunkle Hautfarbe im Kontrast wie Holz erscheinen ließ. Neben ihm stand Julia – bewegungslos –, der die kalte Brise nichts ausmachte, obwohl Jones‘ Arme mit einer Gänsehaut überzogen wurden, unbeeindruckt von seiner anscheinend verzweifelten und ungewissen Laune. Ihr lockerer grauer Overall schmiegte sich an ihren Körper; sie sah aus wie jeder andere Diener, der zu verkaufen war.

Je weiter sie auf das verspiegelte Gebäude zumarschierten, desto mehr lichtete sich der Fußweg, als ob die Fußgänger Angst hätten, nur in die Nähe des Hauptquartiers der Gilde zu gelangen. Durch die Menschenmassen am Wochenende veränderte sich der Straßenverkehr erheblich. Überall Menschen, die geradezu rasend umherliefen, um Besorgungen und Einkäufe zu erledigen. Die Geschäftsleute trugen ihre Businessklamotten, aber sie blieben in der Nähe der eigenen Bürokomplexe, als ob sie sich für den Job bereithielten oder als ob sie nichts anderes tun konnten, als für die Arbeit da zu sein. Und wie immer lungerten vereinzelte arbeitslose Blaukragen herum, die vermutlich inzwischen vergessen hatten, welcher Tag der Woche war.

Jones bemerkte, dass ihn die Menschen auf der Straße mieden, vor ihm auswichen. Er wurde an das unausgesprochene Ansehen der Gilde erinnert, die ihm das Gefühl gab, ein Ausgestoßener zu sein. Der Gedanke betrübte ihn, dass er, um Soldat zu werden, dieses grundlegende Leben, dieses normale Leben, einfach geopfert hatte. Aber dann erinnerte er sich schockierenderweise daran, dass er an diesem Tag keine Rüstung anhatte. Dann erst begriff er, dass die Passanten Julia mieden. Das ärgerte ihn so sehr, dass er sie am Handgelenk packte, um sie festzuhalten – sollte doch jemand den Mund aufmachen. Sahen die denn nicht, dass sie … dass sie ein Diener war.

Ein Diener – gewöhnliches Eigentum, das man kaufen und verkaufen, verschenken und geschenkt bekommen konnte. Wenn du sie nicht mehr brauchst, dann schaff sie weg. Jones zuckte zusammen, versuchte den schuldbehafteten Knoten in seinem Hals loszuwerden. Das war es nicht. Julia würde ihn verstehen, sofern sie irgendetwas verstehen sollte. Sie zuckte kein bisschen. Das tat sie niemals.

Er betrat das Gebäude der Gilde, mit Julia hinter sich, die ihm gehorsam folgte.

Unbesetzt und leer roch das Foyer nach Desinfektionsmittel und dem dekontaminierten Zigarettenrauchrest aus der Raucherlounge von Ebene Zwei. Durch die Luft schwirrte eine Art unterschwelliger Lärm: summend und zischend, statisch von dem Geräuschstörgenerator, der vermutlich ein beruhigteres Arbeitsumfeld schuf. Die Klimaanlage pumpte die gefilterte Luft in einer angenehmen Temperatur herein. Er war nicht mehr nach Feierabend zum Hauptquartier gekommen seit … seit Fitzgerald Helms gestorben war.

Jetzt, da das Foyer ohne weitere Menschen leer dalag, konnte Jones verstehen, wo zu viele Füße begonnen hatten, eine Spur in den roten Durateppich zu fräsen. Über ihnen, hinter den Deckenplatten, konnte er eine entlangeilende Reparaturratte auf ihrem vorprogrammierten Weg trippeln hören – Schrauben nachziehen, die fluoreszierenden Zylinder nachfüllen, Staub und Abrieb entfernen. Der Bildschirm mit dem Verzeichnis des Gebäudes war abgeschaltet worden, und bildete nur ein unbeschriebenes graues Rechteck auf der Wand über den zwei leeren, verlassenen Schreibtischen, an denen die Empfangsdamen normalerweise saßen.

»Hier entlang, Julia.« Er bewegte sich schnell zu der abgeschalteten Rolltreppe, die auf das Zwischenstockwerk führte. Er ging die gummiummantelten Treppen hinauf, die irgendwie nicht ganz synchron eingefroren wirkten. Und Julia folgte ihm.

Das Zwischenstockwerk war ebenfalls leer. Er wusste, dass nicht das ganze Gebäude verlassen sein konnte, und er fühlte sich auch ein wenig erleichtert, als er zwei Männern begegnete, die zusammen in einem der Korridore standen, zu weit weg, um sie deutlich zu erkennen; in einer anderen Halle sah er einen Hausmeister-Diener, der in routinierter Geduld den Fußboden wachste. Unbelichtete Cafeterien waren in einer Reihe in der Haupthalle der Zwischenetage angeordnet, direkt neben ein paar nur-für-Gilden-Mitglieder-Bars, wo Getränke und Sandwiches zum Mittag serviert wurden. Da war ein Friseur neben den Toiletten und den Duschen; drei öffentliche Netzwerk-Stände standen neben verschiedenen Topfpflanzen in den offen begehbaren Bereichen.

Der einzige funktionierende Fahrstuhl befand sich auf einer offenen Fläche des Zwischenstockwerks. Obwohl er und Julia fast alleine im ganzen Gebäude waren, brauchte der Aufzug zu ihrem Stockwerk noch eine volle Minute. Er führte Julia in das mit Klonholz ausstaffierte Innere des Aufzugs, schloss sich ihr dann an und wählte Ebene 14 auf einer vorgesehenen Tafel.

»Spezielle Zugangsgenehmigung für höhere Ebene benötigt.«

Jones beugte sich vor, um in das mit einem Stück Stoff bedeckte Mikrofon zu sprechen. »Ich bin hier, um den Gildenmann Drex zu treffen – ich habe einen Termin. Mein Name ist Jones, Soldat, Klasse 2.«

Die Aufzugtür schloss sich, sperrte sie in der engen Kammer ein. Nervende leicht-klingende Musik erfüllte die Luft, während der Computer Drex‘ Terminkalender durchsuchte. Der Aufzug fing an, sich nach oben zu bewegen, als ob er sich davon überzeugt hatte, dass alles in Ordnung war.

Jones nahm Julias Hand und drückte sie; aber ihre Hand hing schlaff herunter und das Fleisch war kalt.

Er ließ sie los und entfernte sich ein wenig. Die Übergabe könnte auch jetzt stattfinden. Jones atmete lange, hörbar aus, fühlte sich entmutigt. Er hatte gar nicht bemerkt, wie sehr sein Gewissenskonflikt und seine Schuldgefühle gewachsen waren. Schutzmechanismen? Er realisierte jetzt – oder hatte zumindest versucht, sich davon zu überzeugen –, dass er Julia niemals hätte kaufen sollen.

Für Resurrection Inc. zu arbeiten, zu beobachten, wie sie die menschlichen Körper bearbeiteten, die Art, wie sie die Diener als Produkte behandelten – verschaffte ihm eine wachsame Haltung, mit der er auf Dinge achtgab, über die er zuvor niemals nachgedacht hätte. Stundenlang Diener zu eskortieren und am Ende nach Hause zurückzukommen, um Julia noch immer unbewegt und still dasitzend vorzufinden, verursachte bei ihm Bauchschmerzen. Er konnte mit Julia sprechen, und sie würde in ihrer eigentümlichen Weise antworten, aber sie würde eben nur Antworten geben, niemals Fragen stellen, sich niemals äußern, niemals ihre Interessen angeben. Sie verbrachte den ganzen Tag in einer Art Trance; wenn er in den Nächten schlief, hockte sie sich in den Schatten, wartete, blieb bewegungslos, bis das Tageslicht anbrach. Egal wie sehr er es auch versucht hatte, Julia war kein Freund, kein Begleiter geworden. Ihre eigentliche Existenz hatte sogar etwas Unheimliches, etwas Anstößiges an sich, mit dem Jones sich nicht abfinden konnte.

Nein, er hätte Julia niemals bekommen dürfen.

Tage zuvor hatte Jones eine Nachricht an das Informations- und Datennetzwerk der Gilde geschickt. All diese Nachrichten wurden als Erstes in die oberen Etagen geschickt, von wo aus sie sich mit der Zeit nach unten arbeiteten, wenn die höheren Besoldungsstufen den Kauf oder den Tausch der angebotenen Gegenstände ausschlugen. Je höher der Rang desto mehr Zugriffsrechte.

Jones wusste nicht, was mit gebrauchten Dienern passierte. Da der winzige Batteriereaktor des Dieners für ein weiteres Jahrhundert oder noch länger fortfahren würde, den Mikroprozessor anzutreiben, würde der Diener mit Sicherheit seinen Eigentümer überleben. Jones glaubte nicht, dass sie den Diener zerstören würden (natürlich würde es Resurrection Inc. »deaktiviert« oder »außer Betrieb« nennen), wenn sie nicht mehr benötigt wurden. Wenn jemand seinen Diener dem Unternehmen zurückgab, dann würden sie den Diener wahrscheinlich umprogrammieren und wiederverwenden – wer sollte schon nachvollziehen können, ob der Diener bereits im Einsatz gewesen war?

Aber er konnte den Gedanken nicht völlig beiseiteschieben – die Möglichkeit bestand. Dass Julia – die blasse, schaufensterpuppenartige Julia – zerstört werden könnte, weil er sie umtauschte, war nicht das, was er ertragen könnte. Jones hatte nicht die Absicht, daraus Profit zu schlagen. Er tat das nicht des Geldes wegen. Auch wenn er sie nur einen kurzen Monat lang besessen hatte, wollte er nur einen Teil des Kaufpreises zurückhaben, weit weniger als er für sie gezahlt hatte.

Seine Nachricht hatte die Gilden-Hierarchie, bis nach unten durchwandert, nur um schließlich von einem Mitarbeiter der vierten Ebene weggeschnappt zu werden. Mr. Drex, der in einer höheren Etage arbeitete, wäre mit Sicherheit ein besserer Eigentümer für Julia gewesen. Drex hatte Jones zu sich gebeten, um ihm seinen weiblichen Diener zu zeigen.

Weder kannte Jones Drex, noch hatte er jemals zuvor von dem Mann gehört. Aber das Verwaltungssystem der Gilde war so kompliziert und komplex, dass die meisten Angestellten nur ihre direkten Vorgesetzten kennenlernten, aber weitere Hierarchieebenen einfach an ihnen vorbeigingen. Jones glaubte, sich noch nicht einmal an den Namen des letzten Gildenleiters erinnern zu können … aber es kümmerte ihn auch nicht besonders.

Die Fahrstuhltüren glitten auf und Jones trat schnell auf den schwarz und weiß gekachelten Fußboden in die Etage der Geschäftsleitung hinaus. Ironischerweise war in der Soldatengilde irgendwie alles schwarz und weiß. Die Ebenen der Geschäftsführung waren im Grunde aber nicht kunstvoll eingerichtet. Ein paar Lichtelemente ergänzten die Leuchtplatten in die Decke. Dazu wirkte die Klimaanlage hier oben weitaus kühler als unten im Foyer.

Jones ließ das alles für einen Moment auf sich wirken, dann glitten die Türen des Aufzugs hinter ihm zu. Allerdings stand Julia nicht neben ihm; sie war nicht aus dem Fahrstuhl gekommen. Er wirbelte herum und drückte wieder den Knopf, um den Aufzug zu öffnen. »Komm! Jetzt steh da doch nicht bloß rum!« Er versuchte, sich nicht zu ärgern, versuchte, nicht enttäuscht oder ungehalten zu reagieren. Er wollte wirklich nicht böse auf sie sein. Sie konnte ja nichts dafür. Würde sie sich so an ihn erinnern?

Julia kam heraus und folgte ihm, wie er ihr geheißen hatte. Den Gang hinunter konnte er die Silhouette eines Mannes erkennen, der ihnen zuwinkte. »Mr. Jones! Kommen Sie bitte hierher.«

Jones machte eine Handbewegung, dass er ihn gehört hatte, und ging ihm schnell entgegen. »Julia! Befehl: Folge mir!«

Er blickte von links nach rechts, während er an den unbeleuchteten Büros vorbeiging; es war außerhalb der Hauptarbeitszeiten und er konnte gut erkennen, dass die Büros alle nach dem Geschmack des jeweiligen Managers eingerichtet worden waren. Jones war ein wenig verlegen, wünschte sich, dass er etwas Förmlicheres angezogen hätte. Doch dafür war es jetzt zu spät. Eigentlich konnte es ihm auch egal sein – schließlich war er ja nur wegen eines einfachen Tauschhandels vor Ort.

Die eine Wand des Büros bestand aus einer flachen, riesigen und abgedunkelten Glasscheibe, durch die er auf das schwindelerregende Panorama der Stadt hinaussehen konnte. Helles Sonnenlicht strahlte herein, das von dem Spiegelglas zum großen Teil abgelenkt wurde, denn die zerstörerische Intensität des Lichtes hätte auf Dauer dazu geführt, dass das Holz des teuren Eichenschreibtisches Blasen geworfen hätte und abgeblättert wäre.

Drex stand auf, als Jones und Julia durch die Tür hereinkamen, wobei sein Blick hauptsächlich der Dienerin galt. Der Mann der Gilde trug schulterlanges, schwarz-silbernes Haar, das nicht nur einen äußerst geraden Schnitt verpasst bekommen hatte, sondern das auch am Haaransatz der Stirn zu einer Linie geglättet verlief. Die Falten an seinen Augen waren in Indigoblau betont worden, so dass sich an seinen Krähenfüßen jeweils ein blauer, netzartiger Fächer aufspannte und bis zu den Augenlidern aufschwang.

Drex sprach mit einfachen Worten, aber mit einer gehobenen, geschäftsmäßigen Stimme. »Nun, Soldat, das ist also Ihr persönlicher Diener? Julie … das war doch ihr Name …

Ein Test, hätte Jones am liebsten gesagt, ein Test. »Nein, Sir. Julia. Das war ihr Name in ihrem echten Leben und so nennt sie sich auch noch nach der Auferstehung.«

»Ja, ja, alles klar.« Jones bemerkte, dass ihm der Mann der Gilde wenig Aufmerksamkeit schenkte.

Drex stand hinter seinem Schreibtisch auf, und Jones stellte fest, dass er wirklich klein war, gerade einmal an Julias Nase und kaum zu den Schultern des Soldaten reichte. Drex schaute sich die Dienerin mit einem prüfenden Blick an, wartete, und mit einer Spur Ungeduld wandte er sich dann an Jones. »Also. Ziehen Sie sie bitte für mich aus.«

Jones hielt bewegungslos inne; mindestens für zwei Sekunden. Erst als seine gerunzelte Stirn zu schmerzen begann, löste er sich wieder. »Ausziehen? Wofür?«

Der Mann der Gilde machte ein böses Gesicht, lächelte dann aber plötzlich mit vorgetäuschter Geduld und Verständnis. Er faltete seine Hände und hielt sie vor sich. »Das hat nichts mit einem Vergehen zu tun, und ich werde mir auch kein Urteil über Ihren Charakter machen, Mr. Jones. Aber ich muss natürlich sicher sein, dass sie nicht geschlagen wurde oder Quetschungen erlitten hat. Ich möchte nicht, dass sie in irgendeiner Weise beschädigt worden ist.«

Jones sagte sich, dass das durchaus Sinn machte, obwohl ihn das Schimmern in Drex‘ Augen beunruhigte. Der Mann der Gilde lehnte sich nach hinten gegen den hölzernen Schreibtisch und schob einen Stapel Papiere weg, um zu warten.

Voller Unbehagen und Abneigung öffnete Jones den grauen Overall Julias über ihren Brüsten. Er blinzelte und seine Sicht wurde unscharf, da er sich schämte. Er wusste nicht, ob sie sich vielleicht auch mit Tränen füllten. Die ganze Zeit über bewegte sich Julia nicht, bis Jones ihr zuraunte: »Bitte hilf mit.« Mit einer einfachen Schulterbewegung rutschte der Overall herunter, Jones zog ihn ihr vom Körper und ließ ihn auf dem Fußboden fallen.

Drex stellte sich wieder auf, glättete seine Hose mit der flachen Hand und kam einen Schritt vor, um Julia noch eindringlicher anzustarren. Auch wenn das Licht, das durch das Spiegelglasfenster hereinschien, nicht so hell war, als dass man die Augenlider hätte zusammenkneifen müssen, so tat er es doch, wodurch sich die indigoblauen Krähenfüße zusammenzogen.

Der Soldat schluckte verlegen und trat zurück, hätte sich am liebsten versteckt, als Drex um Julia herumging.

Ihre Haut war blass aber glatt; sie sah die beiden Männer mit ihren großen, klaren und unschuldigen Augen an. Der Mann der Gilde beugte sich vor, um ihre handfüllenden Brüste mit ihren blassen, blutleeren Nippeln zu untersuchen, sowie die nackten und haarlosen Falten zwischen ihren Beinen und die Kurven ihres Gesäßes.

Er summte zufrieden. Und Jones wurde plötzlich überrascht, als sich der Mann der Gilde plötzlich umdrehte und sich ihm zuwandte. »In Ordnung, Soldat. Aber ich versteh‘s nicht ganz. Warum wollen Sie sie loswerden?«

Jones war perplex, hatte das Gefühl, sich verteidigen zu müssen und sprach einfach drauflos. »Ich hab festgestellt, dass ich gar keinen Diener brauche. Ich habe sie jetzt für ein paar Wochen gehabt und ich … es war ganz anders, als ich es erwartet hatte. Ich arbeite für die Resurrection Inc., wissen Sie? Ich bringe die Diener zu ihren Käufern und … wenn ich offen sprechen darf, Sir … ich hatte keine Lust mehr auf sie.«

Drex nickte und fuhr sich mit aufgefächerten Fingern durch die silberschwarzen Haare, aber die an den Rändern gleichmäßig getrimmten und hundertprozentig glattgeschnittenen Haare fielen sofort wieder in ihre alte Position zurück.

»Sehr gut, Soldat. Ich werde sie nehmen. Für den genannten Preis.« Er blickte auf und zeigte auf das Terminal an der Seite seines Schreibtischs. »Melden Sie sich bitte an, geben Sie Ihr Kennwort ein und ich werde die Überweisung auf Ihr Konto vornehmen. Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich den Besitz dieses Dieners durch einen Schutzengel überprüfen lasse?«

»Nein, ganz und gar nicht. Nur zu.«

Nachdem das Geld überwiesen war, erfasste Jones eine Schwere, die sich mehr und mehr auf Jones‘ Brustkorb legte. Aber dieser Moment der Überweisung war auch etwas Endgültiges, gab ihm einen Stoß und er versuchte, nicht mehr daran zu denken. Er tat nur, was von ihm verlangt wurde, folgte Schritt für Schritt. Schließlich musste er schlucken und war überrascht, wie trocken sein Hals war.

Er stand vor der Dienerin und sagte: »Julia, Drex, Mitglied dieser Gilde, ist jetzt dein neuer Master. Von nun an dienst du ihm, so wie du mir gedient hast.«

»Danke, Soldat. Das war eine schöne Geste.« Drex lächelte – diesmal aufrichtig. »Es war mir ein Vergnügen, mit Ihnen Geschäfte zu machen.« Sein Tonfall wirkte ein wenig so, als wollte er ihn loswerden.

Jones zögerte einen Moment, guckte eindringlich in Julias Augen, aber wieder konnte er dort nichts erkennen. »Auf Wiedersehen, Julia«, sagte er mit heiserer Stimme. Sie gab keine Antwort.

»Danke, Soldat«, wiederholte Drex und unterstrich seine Worte mit einem ungeduldigen Klopfen seiner Finger auf der Schreibtischplatte. Jones konnte es sich nicht mehr aussuchen, jetzt war es Zeit zu gehen.

Julia drehte sich nicht noch einmal zu ihm um, als er zur Tür hinausging.