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Er erwachte namenlos und nackt, den Kopf schwer von Träumen. Die Bilder überwältigten ihn. Er jaulte, doch der Laut erfüllte ihn mit Angst. Es war alles falsch. Er war falsch. Hatte die falsche Gestalt. Nackt und ohne Fell und –
»Schsch.« Ein beruhigender Geruch, ein Herzschlag und ein Körper, den er kannte, näherten sich. Der Anführer. Er war in seiner großen Gestalt, der ohne Fell, mit Vorderbeinen, die Dinge greifen und halten konnten. Zuerst war es furchtbar gewesen, zu sehen, wie die eigentliche Gestalt des Anführers verschwand und durch eine fremde ersetzt wurde, doch der Anführer tat es immer wieder.
Nach einer Weile hatte er verstanden, dass der Anführer wollte, dass er ihn anerkannte, egal was er war. Dass er wusste, dass er der Anführer war, egal wie er aussah. Als er das einmal verstanden hatte, war es ihm gleich, welche Form der Anführer annahm.
»Du hast deine andere Gestalt angenommen, während du schliefst«, murmelte der Anführer leise. »Das kommt für uns beide unerwartet, aber es ist alles in Ordnung. Dir geht es gut.«
Benommen suchte er nach Worten, nach ihrem Sinn. Oh – er erinnerte sich an Worte. Sprache. Bis zu diesem Moment, als er sich daran erinnerte, hatte er nicht gewusst, dass er sie vergessen hatte. Jetzt brauchte er die Worte. »Träume …«, flüsterte er.
»Du hast geträumt?« Der Anführer legte ihm die Hand auf die Schulter.
»Wir … gehen. Wir gehen.« Er versuchte, sich aufzusetzen, aber er hatte vergessen, wie er sich in dieser Gestalt bewegte, und schlug ungelenk um sich, bis er es schaffte. »Sie aufhalten. Müssen sie aufhalten.« Er keuchte, als hätte er stundenlang gejagt statt geschlafen. Dann kamen weitere Wörter aus ihm herausgestolpert und überraschten ihn, weil er nicht wusste, was sie bedeuteten. »Albany. D.C. Albuquerque. S … San Diego.«
Der Anführer dachte lange nach. Er roch ruhig, das half ihm. Doch er musste verstehen. Musste helfen. Sie mussten gehen.
»Nun, du hast ja schon genug Regeln gebrochen«, sagte der Anführer endlich. »Da kommt es auf eine mehr auch nicht an, nicht wahr? Ruben«, sagte er mit fester Stimme.
Etwas riss an ihm. Etwas in seinem Inneren, das seine Gedanken verdrehte, sich öffnete … sich öffnete …
»Ruben. Es ist an der Zeit, dass du dich erinnerst. Du bist Ruben Brooks.«