LXI

Sie waren wieder da. Stimmen eines Alptraums. Voller Haß und Wut. Sie trieben sie aus dem Bett. Horchend stand sie mitten im Zimmer. Sie lauschte auf etwas, das weit weg war. Das Meer. Das Meer war jetzt die Gefahr. Sie konnte das Tosen der Wellen hören, konnte sehen, wie Wände aus Gischt über den Dünen zusammenschlugen.

Erzähl es ihnen. Erzähl ihnen meine Geschichte.

Claudia war jetzt die Stärkere. Im Heulen des Windes war ihre Stimme lauter als seine.

Erzähl es ihnen. Erzähl es ihnen. Laß sie selbst urteilen.

Dann war er da. Marcus. Seine Stimme war lauter. Haß. Wut.

»Nein!«

Alison drehte sich langsam im Kreis, hob die Hände an den Kopf und riß an ihren Haaren. Sie kämpften miteinander; kämpften in ihrem Kopf; kämpften um den letzten Rest ihrer Kraft.

Das Grab. Sie mußte zum Grab gehen.

Sie mußte es vor dem Wasser retten.

Sie mußte sterben.

Sterben mit der Hure im Lehm.

Leben.

Sterben.

Leise ging die Tür auf, und sie ging hinaus in den Korridor, die nackten Füße warm auf dem dünnen Teppich. Sie ging weiter zur Treppe, begann hinunterzugehen, sah nichts als die Vision in ihrem Kopf. In der Dunkelheit am Fuße der Treppe gingen ihre Hände unfehlbar zum Griff auf der Innenseite der Tür, obwohl es dort stockfinster war, ohne ein Licht. Die Tür öffnete sich, und sie betrat das Wohnzimmer. Leise schritt sie zwischen den schlafenden Gestalten hindurch zur Diele.

Am Feuer bewegte Paddy sich unruhig in seinem Stuhl, aber erschöpft machte er nicht die Augen auf, nicht einmal, als der kalte Luftzug von der offenen Tür die Scheite im Kamin hell auflodern ließ.

Mit noch immer nackten Füßen stand sie auf der Schwelle und starrte blind hinaus in den Schnee. Etwas ließ sie innehalten œ ein innerer Schutzengel befahl ihr, in Stiefel und Jacke zu schlüpfen -, dann machte sie die Tür leise hinter sich zu und ging.

Im Wohnzimmer schliefen die anderen weiter.