PROLOG
Ihr Haar hatte die Farbe frisch gefrorener Buchenblätter, glänzend und kräftig; es stürzte zwischen den Kämmen hervor, als er sie an sich zog und seine Lippen die ihren suchten. Seine Haut war von Sonne und Wind gebräunt, ihre, nackt an seine gepreßt, weiß wie reinster Marmor.
Das schwere, gebogene Silber des Reifs, den er um den Hals trug, schnitt in ihr Fleisch. Sie bemerkte es nicht, sie spürte nur noch seinen Körper auf dem ihren, die Kraft seiner muskulösen Schenkel, die Wucht seiner Zunge, die er in ihren Mund stieß, als wolle er sie verschlingen.
»Claudia…«
Er hauchte ihren Namen wie eine Liebkosung, die zugleich eine Bitte war, ein verzweifelter Ruf, und dann, endlich, der Triumphschrei, als er reglos, zitternd in ihren Armen lag.
Sie lächelte. Durch den Baldachin aus raschelnden Blättern blickte sie zum Himmel empor, unendlich zufrieden. Die kleine Lichtung im menschenleeren Waldgebiet war für sie in diesem Augenblick zur Welt geworden. Kind und Ehemann waren vergessen. Für diesen Mann in ihren Armen war sie bereit, beide aufzugeben; ja sogar ihr Heim, ihre Position, selbst ihr Leben zu verlieren.
Er bewegte sich; auf die Ellbogen gestützt, starrte er auf sie herab, das Gesicht seltsam ausdruckslos, die silbrigen Augen leer, » Claudia…«, flüsterte er wieder. Er legte sein Gesicht zwischen ihre Brüste. Ja, das war er gewesen, der kleine Tod; der Tod, den ein Mann sucht; der Tod, der auf den Koitus folgt. Er lächelte, griff mit der Hand in ihr Haar und hielt sie gefangen. Mit den Lippen folgte er der Linie ihrer Wangenknochen, ihrer Augenlider. Was würde der Ehemann dieser Frau, ein Sohn Roms, ein Offizier der Legion, sagen, wenn er davon erführe? Was würde er tun, wenn man ihm sagte, daß seine Frau einen Geliebten habe und daß dieser Geliebte ein Druidenprinz sei?