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TYUL RASTETE IN der Nähe eines Felsvorsprungs. Er nutzte die Gelegenheit, einen Schluck aus dem Wasserschlauch zu trinken, den Jurwan ihm besorgt hatte, bevor sie die Stadt verließen, um die restlichen Skelettkreaturen zu verfolgen. Tyul goss etwas Wasser für Jurwan in seine Handfläche. Das Eichhörnchen trank langsam und blickte immer wieder hoch, bevor es erneut den Kopf senkte, um zu trinken.

Die Sonne näherte sich ihrem Zenit, ebenso die Hitze. Tyul hatte am frühen Morgen die schwarze Kleidung abgelegt, obwohl diese Fehltritte der Natur, denen er folgte, die ihren anbehalten hatten. Es erwies sich als sehr schwierig, ihren Spuren zu folgen. Obwohl sie zu Fuß gingen, kamen sie viel schneller vorwärts, als es eigentlich hätte möglich sein sollen. Tyul musste laufen, um sie im Blick zu behalten, was schon an sich eine wahre Herausforderung war.

Er spähte um den Felsbrocken herum. Die drei übrig gebliebenen Skelettkreaturen und die Leiche, die sie trugen, verschwanden im Flimmern der Hitze wie eine Fata Morgana. Er beobachtete sie weiter, bis sie Sekunden später wieder auftauchten. In dieser kurzen Zeitspanne hatten sie eine große Strecke zurückgelegt.

Es war Tyul klar, dass eine unbekannte Macht ihnen bei ihrer Reise half. Je weiter sie in die Wüste hinauskamen, desto schneller und ungreifbarer wurden die Kreaturen. Tyul war ein ausgesprochen guter Fährtensucher und wusste daher, dass er dieses Tempo nicht länger als einen Tag und eine Nacht würde mithalten können. Er überlegte, ob er sie angreifen und töten sollte, solange er noch die Kraft dazu hatte, doch dann würde er keine Antworten bekommen und auch nicht erfahren, wohin sie gehen wollten. Und Jurwan hatte ihn überzeugt, dass diese Information die wichtigste von allen war.

Jurwan hatte sich satt getrunken und kletterte jetzt Tyuls Arm hinauf, um sich auf seiner Schulter auszuruhen. Tyul wusste, dass es Zeit war weiterzugehen, und warf erneut einen Blick um den Felsbrocken. Die flimmernde Luft kam einige Sekunden zur Ruhe, und er bemerkte etwas in weiter Ferne. Er kniff die Augen zusammen und versuchte, es schärfer zu sehen. Ja, dort weit vorne befand sich etwas verlockend Grünes. Er blinzelte und sah noch einmal hin. Er war sicher, dass dort ein winziger grüner Fleck in einem Meer von Braun war. Bis dorthin konnte Tyul sie verfolgen.

Er trat über die Felsen, ohne Staub aufzuwirbeln, und nahm die Jagd erneut auf. Die Kreaturen sahen ihn entweder nicht, oder es störte sie nicht, dass er ihnen folgte. So wie der Wald Tyuls Heimat war, so war die Wüste eindeutig die ihre. Tyul beschleunigte seine Schritte und behielt sie im Blick.

Es waren tatsächliche Bäume in der Ferne.

Und Tyul wusste sehr genau, wie er zwischen Bäumen jagen musste.

 

Alwyn erklomm den Kamm einer Düne, blieb stehen und nutzte den erhöhten Punkt, um den Horizont zu betrachten. In alle Richtungen erstrecken sich Sanddünen, die von felsigen Vorsprüngen unterbrochen wurden und mit der Zeit ebenfalls verschwinden würden. Die Hitze durchströmte ihn wie geschmolzenes Blei. Er fuhr mit der Zunge über seine Lippen und zuckte zusammen. Sie waren spröde und wund, und seine Augen brannten vor Schweiß, wenn er blinzelte. Trotzdem war es für ihn ein Vergnügen, den Wagen verlassen zu haben und zu Fuß gehen zu können. Die Bewegung gab seinem Körper etwas anderes zu tun, als nur das endlose Ruckeln des Wagens zu ertragen. Obwohl sein Stumpf höllisch wehtat, half ihm das Gehen auch, seine Gedanken zu klären; und es bedeutete auch – was noch wichtiger war –, keine Träume mehr zu haben.

Der, den er kurz zuvor geträumt hatte, war mittlerweile verblasst, und er fragte sich, wie viel von ihm noch er selbst war und wie viel sie.

Er erinnerte sich daran, dass die Schattenherrscherin ihre Hand ausgestreckt hatte … er erinnerte sich, dass er nach ihr gegriffen hatte … aber danach verschwamm alles. Er konnte sich an nichts erinnern, was später passiert war.

Ein Brindo brüllte, und Alwyn drehte sich um. Er beobachtete, wie der Planwagen langsam und knarrend vorbeifuhr. Auch wenn die Brindos sehr zäh waren, brauchten sie manchmal eine Pause. Die drei Frauen blieben auf dem Wagen und unterhielten sich leise. Ab und zu stiegen Mistress Tekoy oder Mistress Rote Eule ab, ließen den Sand durch die Finger rieseln und woben Muster in die Luft. Dann stiegen sie wieder auf und fuhren weiter, immer nach Süden.

Wie Alwyn marschierte auch der Rest des Zuges im Gänsemarsch hinter dem Wagen her. Selbst Jir hatte seinen Ruheplatz verlassen, um sich die Beine zu vertreten, obwohl ihn das Fehlen von Bäumen zu verwirren schien. Es war nicht einfach, Territorium zu markieren, wenn nicht klar war, was man markieren könnte. Alwyn hatte ihn bereits zweimal von seinem Holzbein wegscheuchen müssen. Jetzt war Jir unter den Wagen geglitten und bewegte sich in dessen Schatten vorwärts.

Alwyn dagegen bevorzugte im Moment die Sonne, ganz gleich, wie heiß sie auch sein mochte. Die Äste seines neuen Beins knarrten in der trockenen Hitze, und der Sand schliff allmählich den Glanz des Holzes ab. Er wollte den besonderen Baumsaft erst wieder verwenden, wenn es absolut notwendig war, aber wenn er nicht bald einen Weg fand, das Bein zu schützen, dann würde es am Ende im Sand auseinanderfallen.

Er sah sich um und fand eine Lösung. »He, Jir, mein Junge, komm mal her.«

Jir sah unter dem Wagen zu ihm hin und legte den Kopf schief.

Alwyn schnalzte mit der Zunge und winkte das Tier zu sich. »Es ist alles gut. Du musst einfach nur ein bisschen Territorium markieren.«

Teeter marschierte an ihm vorbei, das Kinn auf die Brust gedrückt, während er durch den Sand humpelte. »Das ist genial«, erklärte er, »und absolut widerlich.«

Jir kam aus dem Schatten des Wagens heraus und lief zu Alwyn. Der deutete auf sein Holzbein und lächelte hoffnungsvoll. »Ich weiß doch, dass du das willst«, erklärte Alwyn.

Der Bengar schnüffelte an dem Holzbein und ging dann einige Male um Alwyn herum. Schließlich blieb er stehen, schnüffelte erneut und erledigte sein Geschäft. Magie stürmte kurz durch das Bein. Die einzelnen Äste wurden wieder geschmeidig. Alwyn musste das Bein kurz schütteln, damit es keine Wurzeln im Sand schlug. Da es nirgendwo Erde gab, in welche die Magie hätte eintauchen können, strömte sie das Bein hinauf und belebte das Holz dabei. Alwyn spürte, wie neue Schösslinge sich um seinen Stumpf schlangen, und wusste, dass er jetzt eine Weile wieder sehr gut darauf laufen würde.

»Erinnere mich daran, dass ich mir nie wieder einen Zahnstocher von deinem Bein besorge«, meinte Yimt, der das Ganze aus ein paar Schritt Entfernung verfolgt hatte.

»Wie schön, dass dein Bein gewässert wird, aber was ist mit uns?«, beschwerte sich Zwitty. »Sollten wir nicht allmählich zu diesem Wüstensee kommen, von dem Sie geredet haben, Korporal?«

Yimt warf Zwitty einen gereizten Blick zu und deutete dann nach vorn. Sie gingen weiter. »Wir kommen hin, wenn wir hinkommen, und nein, Scolly«, er warf einen Blick über die Schulter, als der Soldat sich ihm näherte, »wir sind noch nicht da.«

Scolly schloss schmollend den bereits geöffneten Mund.

Sie gingen schweigend weiter, während jeder, so gut er konnte, mit der Gluthitze zurechtkam. Yimt wedelte sich einige Male mit seinem Kilt Luft zu, bevor er wieder seinen Platz neben dem Wagen einnahm und weiter mit Mistress Synjyn plauderte.

»Du musstest ja unbedingt mit diesem Mädchen im Blauen Skorpion quatschen, anstatt einfach die Sache zu erledigen«, sagte Zwitty und brach das Schweigen. Er trat zu Alwyn und bohrte ihm einen Finger in den Rücken. »Warum konntest du die Angelegenheit nicht einfach auf sich beruhen lassen? Wir hätten wie Könige in Nazalla leben können. Und jetzt sieh uns an. Wir marschieren wieder mitten durch das verfluchte Nichts und suchen nach Monstern. Wen interessiert es überhaupt, ob dieser Kaman Rhal hier draußen ist? Von mir aus kann er seine Wüste behalten. Hier gibt es nichts, was jemand, der bei Verstand ist, haben wollte.«

»Das hier ist wichtig, Zwitty«, widersprach Alwyn. »Wir konnten nicht einfach in Nazalla bleiben und darauf warten, dass sich die Dinge von alleine erledigen. Und außerdem wollten die Einwohner uns töten. Es kann sehr gut sein, dass die Stählernen Elfen und die anderen Regimenter im Augenblick gegen sie kämpfen müssen«, sagte er, obwohl er vermutete, dass er es gespürt hätte, wenn das tatsächlich der Fall wäre. »Wir haben keine Wahl.«

»Wir haben keine Wahl?«, erkundigte sich Zwitty und hob ungläubig die Hände. »Seit wir diesen verdammten Schwur geleistet haben, starrt uns immer nur die Ewigkeit ins Gesicht. Ich finde, wir sollten die Zeit, die uns hier bleibt, genießen, so lange wir können.«

»Was willst du damit sagen?« Alwyn sah an ihm vorbei.

»Ja, genau«, meinte Hrem und trat etwas dichter an sie heran, während sie weitermarschierten. »Worauf willst du hinaus?«

Zwitty sah sich um und zuckte mit den Schultern. »Wenn wir schon nur eine begrenzte Zeit als Menschen leben können, aber dafür eine Ewigkeit als Schatten, warum verschwenden wir diese Zeit dann damit, dass wir hier durch Wüsten und Dschungel und dergleichen trotten? Warum verschwinden wir nicht einfach?«

»Du redest davon, zu desertieren?«, fragte Alwyn. »Dafür könnte man dich erschießen.« Die anderen Soldaten umringten sie und hörten zu.

Zwitty schnaubte verächtlich. »Sei kein Narr! Was glaubst du wohl, wird mit uns passieren, wenn wir hierbleiben? Am Ende werden wir ohnehin erschossen oder von einem Schwert durchbohrt, von einer Kanonenkugel zerfetzt oder Schlimmeres. Ich persönlich würde mein Glück lieber da draußen versuchen.« Er deutete mit der Hand auf die Wüste.

Plötzlich tauchte Yimt neben ihnen auf. Die Klappen seines Tschako klatschten gegen seine Wangen, als er mit ihnen Schritt hielt. Er stopfte sich ein Stück Crute zwischen Gaumen und Wange, schob sich dann eine Pfeife in den Mundwinkel und zündete sie an. »Ihr macht mehr Lärm als ein Sack voller Drachen und eine Jungfrau. Ich würde sagen, ihr hättet einen Sonnenstich, wenn ich euch nicht besser kennen würde. Was gibt es hier überhaupt zu lamentieren?«

»Zwitty hat davon geredet, dass wir ein Dessert haben sollten«, meinte Scolly.

Zwitty murmelte etwas Unverständliches.

Yimt paffte an seiner Pfeife, aus der beißende Rauchwolken aufstiegen. »Stimmt das, Zwitty?«

»Dieser Einfaltspinsel weiß nicht, was er redet. Ich habe nichts von einem Dessert gesagt.«

Yimt musterte Zwitty von oben bis unten. »Nein, da bin ich mir sicher. Aber da wir gerade davon reden, will ich euch eine kleine Geschichte erzählen. Die Sonne und die Hitze hier draußen sind in der Lage, das Gehirn eines Mannes schneller weich zu kochen, als man ein Ei auf einem Grill braten kann, wenn er nicht aufpasst. Und sie verwirren seinen Verstand. Bevor er sich versieht, glaubt er, das Leben in der Armee wäre nichts für ihn, und meint, auf sich allein gestellt wäre er besser dran.«

»Kritton ist damit durchgekommen«, warf Zwitty ein.

Einen Moment flogen Funken aus Yimts Pfeifenkopf, dann beruhigte der Zwerg sich wieder. »Aye, das stimmt, aber das war in Elfkyna. Dort gibt es keinen Mangel an Wasser und Nahrung, wenn man weiß, wie man sich in einem Wald bewegt. Und was immer Kritton gewesen sein mag, dieser Elf wusste, wie er für sich sorgen musste. Falls du es jedoch noch nicht bemerkt hast, dies hier ist nicht Elfkyna. Sieh dich um.« Er paffte an seiner Pfeife, während er seine Worte wirken ließ.

Alwyn sah sich um. Wohin er blickte, sah er Schattierungen von Beige. Und überall flimmerte die Hitze über dem Sand wie Glasscheiben. Felsen und große, geschwungene Sanddünen boten die einzige Abwechslung in einer ansonsten flachen und riesigen Einöde. Wie hier jemand leben konnte, ging über seinen Horizont.

»Das ist nicht gerade ein Paradies, stimmt’s?«, fuhr Yimt fort. »Wären wir in Calahr oder an einem anderen zivilisierten Ort, könnte man vielleicht versuchen wegzulaufen, aber dann müsste man sich fragen, warum? Wenn man an einem guten Ort ist, an dem es zu essen und zu trinken gibt und die Dinge relativ ruhig laufen, welchen Sinn macht es dann zu desertieren? Und an einem Ort wie diesem hier ist es noch weniger sinnvoll. Wohin sollte man hier gehen? Es gibt nur Sand, Sonne und den Tod durch Verdursten, wenn einen nicht vorher etwas Schlimmeres erwischt. Hier ist man bei der Armee sicherer aufgehoben als ohne sie.«

Alwyn war sich da nicht so sicher. Immerhin hatte die Armee sie alle überhaupt erst hierhergebracht, durch einen Schwur an die Magie der Schattenherrscherin gebunden und dazu verdammt, auf ewig in der Hölle zu schmoren, falls sie nicht einen Weg fanden, den Schwur zu lösen. Er sah sich um. Die Blicke seiner Kameraden verrieten Furcht und Unsicherheit.

»Ich bin niemand, der einen Mann, einen Elf oder einen Zwerg verurteilt, der seine Grenze erreicht hat, den Punkt, an dem er bricht«, redete Yimt weiter. »Aber die Armee wird das tun, und zwar mit einem Strick oder einer Musketenkugel. Das Problem ist, dass jede Silberjacke, die jemals diese Uniform trug, einen solchen Punkt hat. Auch der Major. Auch der Prinz. Selbst ich habe ihn.«

»Und was willst du uns damit sagen?«, wollte Zwitty wissen. »Dass wir alle in dieser Hitze wie dürre Zweige brechen und vollkommen verrückt werden?«

Yimt nahm die Pfeife aus dem Mund und deutete damit auf die Soldaten. »Ich will damit sagen, wenn ein Kamerad diesen Punkt, an dem er bricht erreicht, und er Kameraden hat, die ihn nicht gerade hassen, werden diese Kameraden ihm helfen, einen klaren Kopf zu behalten, bis er wieder er selbst ist. Das ist die einzige Art und Weise, wie Armeen funktionieren können. In den Krieg zu ziehen und zu töten kann jeden verrückt machen. Deshalb fasst man Soldaten in Regimentern zusammen. Man lernt seine Kameraden kennen und macht sich vielleicht sogar Freunde.« Yimt drehte sich um und sah Zwitty an. »Ein Freund, Zwitty, ist eine Person, die etwas für dich tut, ohne eine Gegenleistung dafür zu erwarten.«

Zwitty schnaubte, sagte aber nichts.

»Ich unterbreche euer Gespräch nur sehr ungern, Gentlemen, aber ich glaube, die besagte Oase liegt direkt vor uns«, verkündete Rallie vom Kutschbock aus.

Alwyn und die anderen drehten sich um und blickten den sanften Hang hinauf, auf den Rallie deutete. Zuerst sah Alwyn nur schimmernden Sand und Himmel. Verschwommene Bilder tauchten vor seinen Augen auf. Er nahm die Brille ab, rieb sich die Augen, was er sofort bereute, setzte die Brille dann wieder auf und sah erneut hin.

»Moment, ich glaube, ich sehe sie«, meinte er dann. Eine Ansammlung von niedrigen Gebäuden mit weißen Wänden tauchte neben etlichen Palmen auf. Er schaute zur Seite und richtete den Blick dann wieder dorthin. Die Palmen waren jetzt undeutlich und verschwommen, aber nachdem er sie gesehen hatte, gelang es ihm, einige von ihnen im Blick zu behalten.

»Lass deine Männer aufsteigen, Korporal«, sagte Rallie. »Ich glaube, wir sollten so schnell wie möglich dorthin kommen.«

»Ihr habt die Lady gehört«, meinte Yimt. »Schafft eure Ärsche auf den Wagen, und zwar schnell.«

Alwyn ging zu dem Planwagen und machte Anstalten hinaufzuklettern. Mit einem Holzbein war das gar nicht so einfach, ganz gleich, wie magisch es auch sein mochte. Doch dann hielt er inne und sah sich um. »Wo ist Jir?«

Der Bengar schnüffelte einige Meter entfernt im Sand. »Jir, wir gehen.« Alwyn winkte mit der Hand. Doch der Bengar ignorierte ihn und scharrte an einer Stelle im Sand.

»Ally, steig endlich auf den Wagen. Das Vieh holt uns mit Leichtigkeit ein«, befahl Yimt.

»Eine Minute.« Alwyn ging zu Jir. Dann schob er den Bengar sanft mit der Muskete zur Seite und blickte in den Sand. Es war nur ein Stück Stoff. Alwyn wollte sich gerade abwenden, als ihm etwas an dem Material auffiel. Er bückte sich und hob es auf.

»Wir werden hier draußen noch knusprig gebraten, Renwar!«, schrie Zwitty. Einige andere Soldaten brummten zustimmend.

Alwyn ignorierte sie und schüttelte den Sand und den Staub aus dem Stoff. Es war ein unauffälliges, schwarzes Stück Tuch, das eine kleine Stickerei an einem zerfetzten Ende aufwies, eine grüne Schlingpflanze. Alwyn blickte auf seinen Kilt und hielt das Tuch daneben.

Die Farbe und die Schlingpflanze passten perfekt zusammen.

Dieser Fetzen hatte zu der Uniform eines Stählernen Elf gehört. Aber wie war er hierhergekommen?

»Ich hätte große Lust, dir das Holzbein abzunehmen und es dir über den Schädel zu schlagen«, erklärte Yimt gereizt, als er auf Alwyn zustampfte. »Was machst du da?«

Statt zu antworten, beschwor Alwyn das Frostfeuer. Es flammte in seiner Handfläche auf und entzündete das Tuch. Und einen kleinen Moment loderte eine winzige weiße Flamme auf, bevor sie verzehrt wurde. Der Schmerz verriet ihm alles.

»Sag mir, dass dies kein Stück von einem Kilt war … und dass ich eben keine weiße Flamme gesehen habe«, sagte Yimt gedehnt.

Alwyn drehte sich um und blickte zur Oase hinüber. »Wir müssen ihn retten.«

»Wen müssen wir retten?«

Alwyn senkte den Kopf und schüttelte ihn langsam. »Ich weiß nicht, wie das passiert sein kann, aber Kester Harkon ist hier. Und er ist es, den wir retten müssen.«