24

 

Shae ließ uns allein und setzte sich draußen auf eine der Bänke. Ich wäre gerne ebenfalls aus dem Zimmer verschwunden, doch diese Option schien mir nicht offenzustehen. Dominic sah hundeelend aus, hatte jedoch entschlossen die Hände zu Fäusten geballt. Als Shae den Pulk Perverser zu unserem Fenster herüberrief, erwog ich ernsthaft, aus dem Zimmer zu stürmen und ihr dieses bösartige Lächeln aus dem Gesicht zu prügeln.

Adam sah erst mich an, warf dann einen Blick auf die rasch größer werdende Menge vor dem Fenster und dann zu Dominic hinüber. »Wir tun das nicht.«

Mein Herz machte einen Satz, doch sosehr ich Brian auch retten wollte, ich hatte nicht den Mut zu protestieren. Dominic war bereit, etwas so Erniedrigendes über sich ergehen zu lassen, weil er damit vielleicht einem Fremden helfen konnte – es gab keine Garantie, dass Shae auch wirklich Wort halten würde. Das ließ mich vor Respekt erblassen.

»Doch!«, sagte Dominic. So elend er auch aussah, in seiner Stimme lag nicht das geringste Zögern. »Ich lasse kein hilfloses Opfer hier unten zurück.«

»Dom …«

»Nein, Adam. Wenn ich jetzt gehe, könnte ich mir nie mehr ins Gesicht sehen.«

»Es tut mir so leid, dass ich dich in das alles hineingezogen habe«, sagte ich.

Er winkte ab. »Letztlich bleibt es meine Entscheidung.« Er sah Adam in die Augen. »Und die lautet, dass wir es durchziehen.«

Adam warf einen Blick in meine Richtung. Ich befürchtete, dass diese Sache ein weiteres Unglück war, für das er mir die Schuld geben würde. Und schlimmer noch, dass ich mir ebenfalls die Schuld dafür geben würde.

»Stell dich da drüben in die Ecke«, befahl er mir barsch. »Und komm uns nicht in die Quere.«

Bei diesem Ton hätten sich bei mir normalerweise sämtliche Nackenhaare aufgestellt, aber ich konnte seine Wut zu gut verstehen, um Widerworte zu geben. Also gehorchte ich kleinlaut. Adam umfasste mit beiden Händen Doms Gesicht und sah ihm in die Augen.

»Vergiss alles um dich herum«, sagte er, ohne dass noch ein Funken Wut in seiner Stimme zu hören war. »Vergiss, dass hier noch andere Leute sind. Nur ich bin hier bei dir.« Er gab Dom einen beinahe keuschen Kuss auf die Lippen. »Und wenn du möchtest, dass ich aufhöre, musst du es nur sagen, und ich höre sofort auf.«

Dominic schluckte mit sichtlicher Anstrengung und nickte. Sie richteten beide den Blick auf den Tisch, und Dom atmete hörbar ein. Dann stellte er sich an das Ende des Tisches, während Adam immer noch den Arm um seine Schultern gelegt hatte. Adam positionierte sich dicht hinter ihm und ließ die Hände über seine Brust und seinen Bauch gleiten, bis zu seiner Gürtelschnalle hinunter. Dom lehnte sich mit dem Rücken gegen ihn und schloss die Augen, während Adam Doms Hose öffnete und hinunterzog.

So eng, wie die Hose gesessen hatte, überraschte es mich nicht, dass Dom nichts darunter trug. Kurz wendete ich die Augen ab, kehrte jedoch bald wieder zu dem Schauspiel zurück. Ob aus einer krankhaften Faszination heraus oder weil ich mich dafür bestrafen wollte, die beiden in diese Situation gebracht zu haben – ich hielt den Blick fest auf die Akteure gerichtet. Dom beugte sich über den Tisch, und Adam schnallte ihm die Handgelenke und Knöchel fest. Adam flüsterte ihm etwas ins Ohr, was ihn dazu brachte, flüchtig zu lächeln.

Aus dem Augenwinkel nahm ich hinter dem Fenster eine Bewegung wahr, zwang mich aber, nicht hinzusehen. Ich wollte gar nicht wissen, wie viele Leute sich da draußen versammelt hatten, um dem Spektakel beizuwohnen. Es war schon schlimm genug, dass ich ihm beiwohnte.

Adam ließ Dominic kurz in dieser Position allein – über den Tisch gebeugt und mit vor aller Welt entblößtem Hinterteil –, um sich eines der Schlagpaddel auszusuchen, die an der Wand hingen. Er versetzte damit seiner Handfläche einen harten Schlag. Das dabei entstehende Geräusch war viel lauter, als ich erwartet hatte, und ließ mich vor Schreck zusammenzucken. Adam runzelte die Stirn, hängte das Paddel wieder zurück an seinen Platz und machte sich dann daran, ein anderes auszuwählen. Er testete etliche Paddel auf dieselbe Weise, wobei seine Hand immer röter wurde. Wollte er sich selbst bestrafen? Oder probierte er die Paddel wirklich nur aus? Ich konnte es nicht sagen.

Schließlich hatte er seine Wahl getroffen und ging zum Tisch zurück. Er streichelte mit seiner geröteten Hand zärtlich über Dominics Hintern.

»Bist du bereit?«, fragte er.

»Ja.«

Dominic ballte die Hände zu Fäusten. Ich hatte einen Kloß im Hals, der mir ebenfalls so groß vorkam wie eine Faust, und drückte mich so weit in die Zimmerecke hinein, wie es nur ging. Obwohl Adam Dominic noch keinen einzigen Schlag versetzt hatte, stöhnte ich innerlich vor Schmerz und Mitgefühl.

Der Tisch stand seitlich zum Fenster, so dass die Zuschauer sowohl Dominics blanken Hintern als auch sein Gesicht sehen konnten. Unglücklicherweise hatte ich aus meiner Position vor allem eine gute Sicht auf seinen Po – der unter anderen Umständen einen tollen Anblick abgegeben hätte! Doch jetzt musste ich zusehen, wie ein Schlag nach dem anderen darauf hinabprasselte und Dominics Haut eine immer wütendere rötliche Färbung annahm.

Er ertrug das Ganze mit stoischer Ruhe, ab und zu jedoch entfuhr ihm ein leises Wimmern. Ich weiß nicht, ob es an den Zuschauern lag oder ob ihm die Sache dadurch verdorben wurde, dass Shae ihn auf so bösartige Weise dazu erpresst hatte, jedenfalls war ihm deutlich anzusehen, dass er keinen Spaß daran hatte. Er hielt sich mit verkrampften Händen am Tisch fest und zerrte ohnmächtig an seinen Fesseln, während er versuchte, Adams Schlägen auszuweichen.

Adams Gesicht war genauso rot wie Dominics Hintern, doch das kam weder von der Anstrengung noch war es ein Zeichen von Erregung. Es strahlte pure Wut aus. Wäre ich einer der Zuschauer draußen gewesen, der sich an dem Schauspiel aufgeilen wollte, ich hätte beim Anblick dieses Gesichts schnellstens das Weite gesucht.

Schließlich schleuderte Adam das Paddel so hart gegen die gegenüberliegende Wand, dass es in zwei Teile zerbrach. Sogar durch das schalldämpfende Glas konnte ich hören, wie draußen ein erschrockener Aufschrei durch die Menge ging.

Dann machte Adam sich tatsächlich an seiner eigenen Hose zu schaffen und hatte sie sich in ungefähr zwei Sekunden vollständig ausgezogen.

Ich kam nicht umhin, seinen Anblick zu bewundern. Egal wie widerlich dieses ganze Spektakel war, es ging einfach nicht anders. Er hatte einen Hintern, für den jedes Körperdouble töten würde, durchtrainiert, rund und ultraknackig. Und sein Schwanz … Nun, sagen wir einfach, mein früherer Vergleich mit einer Salatgurke stellte sich als überraschend passend heraus.

Er musste eine Weile selbst Hand anlegen, um ganz hart zu werden – und fletschte dabei wütend die Zähne in Richtung Publikum. Anscheinend hatte Shae falsch gelegen, als sie sagte, er würde gegen seinen eigenen Willen Spaß an der Sache haben – auch wenn das seinem Blick nach zu urteilen kein großer Trost für ihn war. Er wollte sich ein Kondom überziehen, ging aber mit dem ersten so grob um, dass es riss, und musste ein zweites überstreifen. Dann war er schließlich startbereit.

Zuerst wendete ich den Blick ab. Das war einfach zu viel für mich. Letztendlich jedoch war ich wohl genauso voyeuristisch veranlagt wie alle anderen hier, denn mein Blick wurde unweigerlich von dem Schauspiel angezogen.

Von dort, wo ich stand, konnte ich mehr oder weniger nur Adam sehen, dessen Körper Dom verdeckte. Ich beobachtete, wie sich die Muskeln seines fantastischen Hinterns zusammenzogen und wieder entspannten, und hörte die leisen Laute, die Dom gegen seinen Willen von sich gab. Trotz der öffentlichen Demütigung, seiner Verlegenheit und seines tiefsitzenden Widerwillens gegen die ganze Sache konnte er nicht anders, als Vergnügen bei dem zu empfinden, was Adam mit ihm machte. Ich hatte den Verdacht, dass er sich nur aus dem einen Grund nicht vollkommen gehenließ, weil er Shae diese Befriedigung nicht auch noch bereiten wollte.

Adam hingegen gab keinen einzigen Laut von sich. Er stieß wie entfesselt auf Dom ein, vögelte ihn genauso brutal, wie er zuvor auf ihn eingedroschen hatte. Es musste weh tun, doch Dominics Seufzen und Stöhnen erweckte einen anderen Eindruck.

Daran, wie sich plötzlich seine Haltung und sein Rhythmus leicht änderten, konnte ich erkennen, dass Adam zum Höhepunkt kam. Trotzdem gab er weiterhin keinen Laut von sich, atmete nur noch schwerer und schneller als zuvor. Schließlich beugte er sich erschöpft über Dominics Rücken und stützte sich mit den Händen auf dem Tisch auf.

»Zieh den Scheißvorhang zu«, knurrte er mir über die Schulter hinweg wütend zu.

Draußen applaudierte das Publikum begeistert. Ich eilte mit zittrigen Knien zum Vorhang und fiel mit diesen bescheuerten Stilettoabsätzen fast über meine eigenen Füße. Ich zog schnell die Vorhänge zu und blieb dann mit dem Rücken zu Adam und Dominic stehen, um ihnen wenigstens einen kurzen Moment ungestörter Zweisamkeit zu verschaffen.

Mir fiel ein, dass Shae sich wohl kaum ebenso taktvoll verhalten würde, also ging ich zur Tür und stemmte mich mit beiden Händen dagegen. Tatsächlich spürte ich im selben Augenblick, wie jemand versuchte, sie zu öffnen.

»Sofort!«, sagte ich, nicht ganz in Schreilautstärke, aber doch nahe dran.

Mit ihren Dämonenkräften hätte sie die Tür leicht aufdrücken können, doch sie tat es nicht, zumindest noch nicht. Trotzdem stemmte ich mich weiter mit meinem ganzen Körpergewicht dagegen. Hinter mir hörte ich, wie Adam und Dom sich wieder anzogen.

»In Ordnung«, sagte Dominic einen kurzen Augenblick später. »Du kannst sie jetzt reinlassen.«

Widerstrebend ging ich von der Tür weg. Shae stolzierte ins Zimmer. Sie strahlte vor Vergnügen und seufzte zufrieden.

»Und ihr dachtet, ihr könntet keine tolle Show mehr abziehen!«, sagte sie.

Adams Augen leuchteten wütend auf. »Es wäre nicht klug, mich jetzt zu reizen, Shae.«

Sie hob die Brauen. »Soll das eine Drohung sein?«

»Meine Selbstbeherrschung hat ihre Grenzen. Gib mir die Schlüssel und geh mir verdammt noch mal aus den Augen.« Dom legte ihm die Hand auf die Schulter, um ihn zu beruhigen, doch Adam schüttelte sie ab. »Ich mein’s ernst, Shae!«

Sie lächelte. »Ist mir klar. Und ich bin eine Frau, die zu ihrem Wort steht.«

Ich musste ein verächtliches Schnauben unterdrücken. Wenn sie tatsächlich zu ihrem Wort stand, warum half sie uns dann? Vorausgesetzt, sie legte uns nicht rein.

Shae fischte zwei Schlüssel aus der Hosentasche und hielt sie Adam vors Gesicht. »Der große ist für die Folterkammer.

Der kleine ist für den Notausgang. Das Geld überweist du, sobald heute die Bank aufmacht, richtig?«

Adam nickte. »Vorausgesetzt, ich und alle, die unter meinem Schutz stehen, sind dann noch am Leben.«

Shae verengte die Augen. »Das war nicht Teil der Abmachung.«

»Ist es aber jetzt.«

Anscheinend hatte sie doch noch nicht vollkommen den Verstand verloren. Sie betrachtete einen Augenblick lang den Ausdruck auf Adams Gesicht, zuckte dann mit den Achseln und reichte ihm die Schlüssel.

»Meinetwegen.« Sie sah auf ihre Uhr. »Es ist jetzt ein Uhr fünfundzwanzig. Um Punkt ein Uhr fünfunddreißig tätige ich meinen Anruf. Also schlage ich vor, du bewegst deinen prächtigen Arsch.«

Kurz dachte ich, wir wären gezwungen, kostbare Minuten damit zu verschwenden, Adam wieder von Shae runterzukriegen. Doch er schaffte es, sein hitziges Temperament in den Griff zu bekommen. Shae schenkte uns ein letztes höhnisches Lächeln und verließ dann das Zimmer. Wir folgten ihr nach draußen.

Im Gang hatte sich die Menge bereits wieder vor einem anderen Fenster versammelt, das näher zu der Treppe hin lag, die aus der »Hölle« hinausführte. Shae winkte uns zum Abschied, während sie die Treppe hinaufstieg, doch die Gäste schenkten uns keinerlei Beachtung, sondern waren schon wieder ganz auf das nächste kranke Spektakel konzentriert.

Wir erreichten das Zimmer mit den zugezogenen Vorhängen, und Adam wollte schon den Schlüssel ins Schloss schieben, da legte ich ihm die Hand auf den Arm.

»Wir wissen doch nicht mal, ob Wachen da drin sind«, sagte ich. Er stieß meine Hand weg. »Gleich wissen wir’s.« Bevor ich weiter protestieren konnte, drehte er den Schlüssel um und stieß die Tür auf.