15
Später am selben Abend setzte es erneut Peitschenhiebe. Nur kamen die begleitenden Schmerzenschreie diesmal aus Adams Mund – es war nicht einmal eine Spur Vergnügen herauszuhören – und gingen auch nicht irgendwann in Sexgeräusche über. Ich nahm an, Adam wollte auf diese Art Buße dafür tun, sein Geheimnis für sich behalten zu haben, und hoffte, die Hiebe hatten eine reinigende Wirkung auf Dominic.
Ich hatte bei meinem Einkaufsbummel vergessen, einen Schlafanzug einzukaufen, und da ich keine große Lust verspürte, in diesem Haus nackt zu schlafen, legte ich mich angezogen ins Bett. Ich glaube nicht, dass ich mich jemals im Leben so schlecht gefühlt hatte. Meine Gedanken kehrten immer wieder zu meinem Verhalten gegenüber Dominic zurück und zu der Kluft, die sich meinetwegen zwischen ihm und Adam aufgetan hatte. Ich fragte mich, wie ich zu einer so abscheulichen Person hatte werden können. Und ob es zu spät war, um mich noch zu ändern.
Schließlich muss ich wohl eingenickt sein, denn ich fand mich plötzlich in Lughs Wohnzimmer wieder – oder wie auch immer man dieses Zimmer nennen wollte.
Ich hockte auf der Couch. Lugh saß auf dem Zweiersofa und sah mich über den Couchtisch hinweg an. Er hatte die Beine übereinandergeschlagen und die Arme auf die Rückenlehne gestützt. Sein Aufzug war nicht mehr so aufreizend wie beim letzten Mal. Seine schwarze Lederhose und die schwarzen Stiefel schien er immer zu tragen, aber heute Nacht hatte er einfach ein schwarzes T-Shirt dazu »angezogen«. Er sah immer noch superlecker aus, aber wenigstens spürte ich nicht mehr das unwiderstehliche Verlangen, auf der Stelle über ihn herzufallen. Das war ein echter Fortschritt.
Wie immer in solchen Fällen schaltete ich auf Angriff und gab ihm erst gar keine Gelegenheit, etwas zu sagen, sondern fragte sofort: »Willst du mir jetzt auch noch erzählen, wie fies es von mir war, Dominic reinen Wein einzuschenken?«
Er lächelte. »Sollte ich?«
Ich seufzte. »Vermutlich.«
»Sei nicht so streng mit dir.« Seine Stimme war schwer und dunkel wie Sirup. »Du hast es gut gemeint.«
Ich ließ mich tiefer ins Polster sinken und verschränkte die Arme vor der Brust. »Hab ich das? Adam sieht das ganz anders.«
»Adam kennt dich doch kaum.«
»Und du kennst mich besser?« Blöde Frage. Er kannte mich wahrscheinlich besser als ich mich selbst, obwohl er für mich ein völlig Fremder war.
»Deine Technik ist verbesserungswürdig, aber deine Absichten waren einwandfrei.«
Plötzlich fiel mir etwas ein, was Adam gesagt hatte, etwas, dem ich in dem Augenblick nicht viel Beachtung geschenkt hatte. Hätte ich gewusst, dass Lugh die Bestimmung außer Kraft gesetzt hat …
Lugh hatte die Bestimmung außer Kraft gesetzt? Wie viel Macht besaß dieser VIP eigentlich?
»Also«, sagte ich. »Adam scheint dich ja für eine ziemlich schützenswerte Person zu halten.«
Lugh nahm das Bein runter und setzte beide Füße auf den Boden. »Da ich zufällig gerade deinen Körper bewohne, empfindest du sicher genauso.« Er lächelte mich wieder an. Sein Lächeln war freundlich und entwaffnend. Doch so einfach lasse ich mich nicht entwaffnen.
»Willst du mir nicht endlich sagen, wer du bist?«
»Ungern. Du hast dich bisher nicht als besonders diskret erwiesen.«
Der Punkt ging an ihn. Ich versuchte, es mir nicht anmerken zu lassen. »Angesichts des ganzen Ärgers, den ich deinetwegen habe, verdiene ich ja wohl trotzdem eine Antwort. Letzte Nacht bin ich fast bei lebendigem Leibe verbrannt worden, falls du dich erinnerst.«
Ich glaube, der Punkt ging an mich, obwohl Lughs Gesichtsausdruck sich nicht groß veränderte. Er beugte sich nach vorne, stützte die Ellbogen auf die Knie und sah mich an, als versuche er, aus mir schlau zu werden. Sein Blick war beunruhigend eindringlich und intensiv.
»Hör auf, mich so anzusehen!«, fuhr ich ihn an.
Einer seiner Mundwinkel ging nach oben, aber ein ganzes Lächeln wurde nicht daraus. »Wahrscheinlich hast du das Recht zu wissen, wie hoch der Einsatz ist, um den es hier geht.«
Ich fand den Einsatz auch so schon ziemlich hoch, schließlich war ich gerade erst mit knapper Not dem Flammentod entgangen.
»Wie ich dir schon sagte, bin ich ein Reformer«, fuhr Lugh fort.
Ich bedeutete ihm mit der Hand, dass er weitersprechen solle.
Er schien seine Kräfte zusammenzunehmen. »Ich mache meinen eigenen Leuten Angst, weil ich die Macht besitze, meine Reformen auch in die Tat umzusetzen. In meiner Welt habe ich gerade den Herrscherthron bestiegen. Ich bin dort König.«
Na, das war wirklich mal eine Überraschung. Ich war vom König der Dämonen besessen? Mein Gott, ich hatte ja nicht einmal gewusst, dass es bei den Dämonen einen König gibt. Dann begriff ich, dass er gerade erst den Thron bestiegen hatte, was darauf hindeutete, dass er vorher Prinz gewesen war. Ein Prinz mit dem Namen Lugh.
Ich glaube, einen Moment lang stand mein Herz still.
Lugh lachte. »Nein, ich bin nicht Luzifer«, versicherte er. Entweder hatte er meine Gedanken gelesen, oder man konnte mir ansehen, was ich dachte. »Obwohl möglicherweise ein Teil der entsprechenden Mythologie vage auf mir basiert.« Ich sah wohl immer noch ziemlich beunruhigt aus. Er verdrehte die Augen. »Dieselbe Mythologie besagt auch, dass wir Dämonen im Höllenfeuer hausen. Es hat schon immer Menschen gegeben, die Angst vor uns haben und deswegen versuchen, uns zu verteufeln – im wahrsten Sinne des Wortes. Dadurch werden all diese Geschichten aber noch lange nicht wahr.«
Da hatte er recht. So wenig ich Dämonen auch mochte, zu den Anhängern irgendeines erzreligiösen Höllenglaubens hatte ich mich nie gezählt. Es gab keinen Grund, daran jetzt etwas zu ändern. Ich nickte, um anzudeuten, dass ich meine kurze abergläubische Angstattacke überwunden hatte.
»Meine Brüder haben den ersten Schritt getan, um einen Erbfolgekrieg zu entfachen«, fuhr er fort. »Sollte es ihnen allerdings gelingen, mich zu töten, wird es wahrscheinlich keinen großen Krieg geben.«
»Brüder …?«
Lugh nickte. »Zwei. Dougal ist der ältere von beiden und wird mir auf den Thron folgen, wenn mir etwas zustößt.« Er sah mich düster an. »Mein jüngster Bruder heißt Raphael.«
Da brat mir doch einer ’nen Storch! Ich schluckte trocken. »Raphael – wie der Dämon, der gerade in Andrew zu weilen beliebt?«
»Scheint so.«
Ich runzelte die Stirn. »Aber wenn wir es hier wirklich mit einem Erbfolgekrieg zu tun haben und Raphael dabei mitmischt, warum hat er dich dann nicht sofort in dem Augenblick umgebracht, als du in meinen Körper gefahren bist? So, wie du es geschildert hast, war ich derartig neben der Spur, dass ich mich sowieso nicht groß hätte wehren können.«
»Stimmt.« Er verzog angeekelt die Oberlippe. »Raphael und ich stehen schon lange miteinander auf Kriegsfuß. Dougal und ich streiten uns über Fragen der Politik, aber zwischen Raphael und mir herrschte schon immer eine persönliche Feindschaft.« An seinen Wangen zeichneten sich deutlich die Kiefermuskeln ab, als würde er mit den Zähnen knirschen. »Ich vermute, der Gedanke eines schnellen Todes … hat ihm nicht genug Befriedigung verschafft. Und ich vermute, dass Dougals Anhänger deswegen momentan ziemlich sauer auf Raphael sind.«
Er sah mich an und schüttelte den Kopf, während er sprach. »Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, warum in der Nacht, als man mich bei meinem Namen rief, nur eine Person anwesend war. Ich würde mein Königreich daran! verwetten, dass Raphael auf eigene Initiative handelte, als er dich als Wirt benutzte. Da der Streit zwischen Dougal und mir politischer Natur und nicht persönlich ist, hätte Dougal mich keinen Augenblick länger am Leben gelassen als unbedingt nötig. Raphael hingegen möchte mich erst leiden sehen.«
Und ich dachte, ich hätte Schwierigkeiten mit meinem Bruder!
»Wenn Adam und ich es schaffen würden, Andrew in unsere Gewalt zu bekommen, könntest du ihm dann deinen Bruder austreiben?«
Lugh lächelte mich an. »Nur wenn du die Güte hättest, mir bei vollem Bewusstsein die Kontrolle über dich zu geben.«
Ich schauderte.
»Aber selbst wenn, wäre es keine sichere Sache. Raphael und ich sind einander ebenbürtig. Ich kann unmöglich voraussagen, wer von uns beiden bei einem Kampf den Sieg davontragen würde.«
Ich kniff die Augen zusammen und sah ihn an. »Und ich? Könnte ich ihn nicht vor die Tür setzen?«
Lugh seufzte. »Ich fürchte nicht. Du bist zweifellos ein äußerst fähiger Exorzist, aber für Raphael reichen deine Fähigkeiten nicht aus.«
Das verletzte meinen Stolz. »Weiß man nie, bevor man’s nicht probiert. Ich hab schon einer Menge böser Buben in den Hintern getreten.«
Meine Worte schienen ihn zu amüsieren. »Leider muss ich dich darüber aufklären, dass die große Mehrheit der Dämonen, die auf der Ebene der Sterblichen wandeln, von weit weniger illustrer – und weit weniger machtvoller – Herkunft sind als Raphael und meine Wenigkeit. Du hast es noch nie mit einem Dämon zu tun gehabt, der auch nur ansatzweise in unserer Liga spielt.«
Genau das, was ich hören wollte. »Und Adam? Hast du jemals wirklich geglaubt, dass er dich mir austreiben könnte?«
Er zuckte zaghaft mit den Achseln. »Nein. Aber ich hoffte, wenigstens Kontakt mit ihm aufnehmen zu können. Ich brauchte einen Verbündeten.«
»Einen anderen als mich, meinst du.«
Seine bernsteinfarbenen Augen funkelten vergnügt. »Bist du meine Verbündete?«
»Na ja, was glaubst du denn? Mir bleibt ja keine große Wahl, oder?«
Er neigte den Kopf, und eine Strähne seines fantastischen schwarzen Haars fiel ihm auf die Wange. Meine Hormone nahmen Notiz davon, spielten aber nicht sofort wieder verrückt.
»Punkt für dich«, sagte er. »Aber ich habe den Verdacht, dass Adam Fähigkeiten und Kontakte besitzt, die uns nützlich sein könnten.«
»Und du traust ihm?« Ich tat es mit Sicherheit nicht.
»Täte ich das nicht, hätte ich mich ihm nicht auf diese Weise ausgeliefert.«
Mein Herzschlag beschleunigte sich. »Das alles hier war deine Idee! Du hast ihm gesagt, er soll mich entführen und einsperren?«
Lugh lachte. »Nein, nicht ausdrücklich jedenfalls. Ich habe ihn gebeten, mir zu helfen und dich zu beschützen. Wie er das macht, habe ich ihm überlassen.«
Mir fielen ein paar ziemlich bildhafte Kommentare zu dieser Neuigkeit ein, aber Lugh redete einfach weiter.
»Ehrlich, Morgan, er ist ein guter Mann. Und er wird alles tun, um für deine Sicherheit zu sorgen.«
»Ein guter Mann? Entschuldige mal, aber hast du den ersten Teil des Abends vielleicht verschlafen?«
Lugh zuckte lässig mit den Achseln. »Ich habe nicht gesagt, dass er ein netter Mann ist.«
»Tut mir leid, aber da, wo ich herkomme, verdreschen gute Männer ihren Liebsten nicht mit der Peitsche.«
Er sah mich durchdringend an. »Selbst wenn ihr Liebster Freude daran hat?«
»Selbst dann nicht.«
Lugh sah enttäuscht aus. »Wenn du wie wir in die Haut eines anderen schlüpfen könntest, wärst du weniger engstirnig.«
Ich wollte ihm sagen, er solle sich ins Knie ficken, aber dazu kannte ich ihn nicht gut genug. Ja, ich muss jemanden tatsächlich ziemlich gut kennen, um ihm gegenüber vulgäre Ausdrücke zu verwenden. Ich begnügte mich damit, mich zum Aufwachen zu zwingen.
Überraschenderweise gelang mir das sogar. Beinahe sofort öffneten sich meine Augen, und ich fand mich auf dem Bett wieder, ängstlich zusammengerollt wie ein Igel. Im Zimmer war es stockdunkel, und mein zu früh aus dem Schlaf gerissener Körper fühlte sich schwer und erschöpft an. Ich streckte mich und drehte mich auf die andere Seite. Noch bevor ich Zeit hatte, mich zu fragen, ob ich jetzt den Rest der Nacht wachliegen würde, war ich schon wieder eingeschlafen.
Am nächsten Morgen wurde ich davon geweckt, wie jemand laut in meinem Zimmer herumstampfte. Ich blinzelte mir den Schlaf aus den Augen und drehte mich von der Wand weg.
Das Gestampfe kam von Adams Bikerboots, deren Sohlen laut auf den Dielenboden knallten. Ich setzte mich vorsichtig auf und beobachtete ihn misstrauisch, aber er hatte mir den Rücken zugedreht und schien nicht geneigt zu sein, in meine Richtung zu sehen.
Er knallte ein Tablett auf den Schreibtisch, so dass Teller und Besteck laut klirrten. Ich mochte mich irren, aber anscheinend war er immer noch sauer auf mich. Ich ließ meine Füße zu Boden gleiten und hielt dabei die ganze Zeit den Blick auf seine angespannten Schultern gerichtet. Sicher hörte er, dass ich mich bewegte, doch er blickte nach wie vor nicht zu mir.
Nachdem er das Tablett abgesetzt hatte, ging er schnurstracks in Richtung Tür. Offenbar wollte er abhauen, ohne mich auch nur angesehen zu haben. Aber so traurig das klingen mag, er war für mich in dem Moment das Einzige, was einem Freund nahekam, und ich brauchte ihn. Also schluckte ich meine Angst und meinen Stolz herunter und sprach ihn an.
»Warte, Adam«, sagte ich, als er bereits schwungvoll die Tür aufgezogen hatte. Er blieb vor der halboffenen Tür stehen, die Hand auf dem Knauf. Noch immer drehte er sich nicht zu mir um, aber von meiner Position aus konnte ich sein Profil gut erkennen. Er hatte einen grimmigen Zug um den Mund, und seine Augen waren zu Schlitzen verengt, doch seine Miene schien eher Schmerz als Wut auszudrücken.
»Habe ich irreparablen Schaden angerichtet?«, fragte ich. Ich sprach leise, damit meine Stimme nicht zitterte. Trotz Lughs aufmunternder Worte schämte ich mich immer noch.
Er stand lange einfach nur da, schob dann die Tür wieder zu und drehte sich um. Eins seiner Lider zuckte leicht, und sein Gesicht sah blasser aus als sonst. Einen kurzen Augenblick lang konnte ich mir keinen Reim darauf machen. Dann beschlich mich ein leiser Verdacht.
»Bist du verletzt?«, fragte ich. Er antwortete nicht. Musste er aber auch nicht. Ich erinnerte mich daran, was ich letzte Nacht gehört hatte.
Ich hob die Brauen. »Du hättest doch die Wunden längst verheilen lassen können.«
Er zuckte mit den Achseln, aber schon diese kleine Bewegung schien ihm Schmerzen zu bereiten. »Sicher, wenn ich das gewollt hätte.«
Ich bekam einen unerwünschten Einblick in seine Psyche. »Hätte Dominic etwas dagegen, wenn du dich heilst?«
Er streckte störrisch das Kinn vor. »Das tut nichts zur Sache.«
Ja, ich wusste nur zu gut, was ich da vor mir sah. Selbsthass – ein Gefühl, das mir nur allzu vertraut war. Was bedeutete, dass er gar nicht so sehr auf mich wütend war, sondern eher auf sich selbst. Ich stellte widerwillig fest, dass das bei mir eine gewisse Sympathie für ihn weckte.
»Dominics Dämon hätte ihm auch reinen Wein einschenken können. Du musst nicht die ganze Schuld allein auf deine Schultern nehmen.«
Er schloss die Augen und gab einen tiefen Seufzer von sich. »Trotzdem hätte ich es ihm sagen sollen. Zum Teufel mit unseren Gesetzen. Schließlich hätte er ja niemandem davon erzählt.« Er öffnete die Augen und sah mich an. »Kann gut sein, dass ich dir nie die Art und Weise verzeihen werde, wie du es ihm gesagt hast, aber ich bin froh, dass er jetzt die Wahrheit kennt.«
So demütig wie möglich nahm ich dieses halbe Lob entgegen. Wie hatte Adam nur so schnell derartig starke Gefühle für Dominic entwickeln können? Um ihn auszuhorchen, war ich aber nicht neugierig genug auf die Antwort.
Ich hatte jedoch genug Spaß daran, mich in fremde Angelegenheiten einzumischen, um zu fragen: »Gefällt Dominic eigentlich dieses märtyrerhafte Getue, das du abziehst?«
Adam zog seine sinnlichen Lippen zurück und fletschte die Zähne. »An deiner Stelle wäre ich sehr vorsichtig mit dem, was ich sage.« In seinen Augen glühte der Dämon.
Volltreffer – da hatte ich einen wunden Punkt erwischt. Es wäre ratsam gewesen, genau das zu tun, was er mir gesagt hatte. Aber wann befolge ich schon mal einen Rat?
»Ich hab schon kapiert, dass du versuchst, dich selbst zu bestrafen. Aber Dominic kommt mir nicht wie der Typ vor, der …«
Er machte einen drohenden Schritt auf mich zu. »Halt den Mund.«
»Das täte ich, wenn ich nicht auf deine Hilfe angewiesen wäre. Aber wenn du am Rad drehst, bist nicht besonders nützlich für mich – oder für Lugh, wenn ich das bemerken darf. Also möchte ich, dass du dich fragst, wem du damit am meisten weh tust, dich nicht zu heilen. Mein Tipp lautet: Dominic. Deswegen schlage ich vor, du sparst dir dein Selbstmitleid und heilst deine Wunden.«
Adam hatte die Hände zu Fäusten geballt, und das Glühen in seinen Augen war so grell, dass man fast nicht hineinsehen konnte. »Zur Hölle mit dir!«
Ich zog die Schultern hoch und versuchte, locker und un besorgt auszusehen, obwohl ich innerlich vor Angst schlotterte. In Rage gibt Adam einen verdammt furchteinflößenden Anblick ab. »Bin ich da nicht schon?«
Ich konnte sehen, wie er mit sich rang. Wäre er dabei zum falschen Ergebnis gekommen, schien es mir durchaus möglich, dass er seine Skrupel, jemandem gegen seinen Willen weh zu tun, im Handumdrehen über Bord geworfen hätte. Mir tat zwar der ganze Schlamassel leid, den ich angerichtet hatte, aber nicht leid genug, um dafür den Märtyrertod zu sterben. Was natürlich die Frage aufwirft, warum ich genau das gerade riskierte? Aber über manche Fragen sollte man lieber nicht zu intensiv nachdenken.
Schließlich erlosch das Glühen in seinen Augen. Er ließ die Schultern hängen und schüttelte angewidert den Kopf.
»Du hast recht. Ich verhalte mich wie ein selbstsüchtiger Idiot.«
»Heilst du dich also?«
Er nickte.
Jemand klatschte in die Hände, und wir fuhren beide erschrocken zusammen. Wir waren wohl derart vertieft in unser Blickduell gewesen, dass keiner von uns gemerkt hatte, wie Dominic die Tür aufmachte. Seine Augen leuchteten so lebendig, wie ich es noch nie an ihm gesehen hatte.
»Bravo!«, sagte er und spendete mir weiter Beifall. »Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal zu sehen bekomme, wie jemand bei einem Streit mit Adam das letzte Wort behält.«
»Steck’s dir sonst wohin«, sagte Adam, doch er klang nicht wirklich böse.
Dominic grinste noch fröhlicher. »Nur wenn du mir dabei zur Hand gehst, Süßer.«
Die Schüchternheit, die er zuvor in meiner Gegenwart an den Tag gelegt hatte, war verschwunden. Ich wäre verlegen geworden, aber die beiden waren eigentlich ganz süß zusammen – besonders, wie Adam sich von Dominics Worten ärgern ließ. Von außen betrachtet hatte ich den Eindruck, dass Dominic Adam wieder vergeben hatte, was mich mächtig erleichterte. Ich mochte die Beziehung der beiden nicht verstehen oder gutheißen, aber ich wollte auch nicht diejenige sein, die dafür sorgt, dass sie auseinandergeht. Zumindest nicht auf diese Weise.
Dominic warf einen Blick auf das Tablett, das Adam vor Ewigkeiten auf den Schreibtisch gestellt hatte. Er runzelte theatralisch die Stirn. »Wie ich sehe, habe ich wieder mal umsonst am Herd gestanden.« Er sah Adam an. »Warum bitten wir unseren Gast nicht einfach, uns beim Frühstück Gesellschaft zu leisten? Dann können wir darüber reden, wie wir weiter vorgehen wollen.«
Adam zögerte kurz, erklärte sich dann aber einverstanden. »Wenn du erst duschen und dich umziehen willst, warten wir auf dich«, sagte er. »Wir sind in der Küche, die Treppe runter und dann rechts. Folge einfach den Essensdüften.«
»Bis gleich«, sagte ich.
Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viel besser ich mich plötzlich fühlte.
Die Tür zu dem schwarzen Zimmer war geschlossen, als ich zwanzig Minuten später mit feuchten Haaren und ohne Make-up nach unten ging. Auch für Kleinigkeiten muss man Gott manchmal dankbar sein.
Am Fuß der Treppe spürte ich kurz ein fast übermächtiges Verlangen, die Flucht zu versuchen. Ich schaffte es jedoch, den Drang zu unterdrücken. Zwar wollte ich keine Minute länger in diesem Haus bleiben als unbedingt nötig, aber ich konnte eine Menge nützliche Informationen von Adam erhalten. Vorausgesetzt, er war bereit, mir auch nur die Uhrzeit zu sagen.
Die Küche war leicht zu finden. Adam saß am Kopf eines massiven Holztisches und sah Dominic beim Kochen zu. Die Zuneigung in seinem Blick stand außer Frage, und einmal mehr brachte sie mich zum Grübeln. Noch vor einer Woche war Dominic mehr oder weniger ein anderer Mensch gewesen. Warum führte Adam eine Beziehung mit dem Wirt seines Liebsten? Ich hätte gedacht, aus Mitleid, aber danach sah es nicht im Geringsten aus.
Als Adam mich bemerkte, kühlte sich die Wärme in seiner Miene merklich ab. Er setzte sich aufrechter hin und sah nicht mehr so entspannt und ungezwungen aus – was mir ein unheimlich starkes Gefühl des Willkommenseins vermittelte.
Dominic war weniger nachtragend. Er lächelte mich über die Schulter hinweg an. »Setz dich. Das Essen ist fast fertig, und Kaffee steht da drüben.« Er hatte beide Hände voll zu tun und deutete mit dem Ellbogen in die gemeinte Richtung.
Ich goss mir dankbar eine Tasse Kaffee ein, konnte mich dann aber nicht entscheiden, wo ich mich hinsetzen sollte. Ich wollte mich so weit wie möglich von Adam und seiner düsteren Miene wegsetzen, aber dann hätte ich ihm gegenüber am anderen Ende des Tisches Platz nehmen müssen. Also begnügte ich mich damit, die Hüfte gegen die Anrichte zu lehnen und beide Hände um die warme Tasse zu legen. Der Kaffee schmeckte himmlisch. Teures Zeug, vom Geschmack her zu urteilen, und frisch gemahlen.
Dominic beendete seine Arbeit am Herd und stellte drei Teller auf den Tisch. Er setzte sich auf den Stuhl rechts von Adam, womit auch über meine Platzwahl entschieden war.
Eine unbehagliche, angespannte Stille entstand, als ich mich am Tisch niederließ. Vier hübsche Dreiecke French Toast verströmten ihren einladenden Duft, von Dominic sorgfältig durch eine Mixtur aus Milch und geschlagenem Ei gezogen, in der Pfanne gebraten und dann mit Puderzucker überstreut. Ich konnte zusätzlich untergemischte Vanille-und Zimtnoten erkennen, und mir lief sintflutartig das Wasser im Mund zusammen. Nur schade, dass sich mein Magen anfühlte wie eine zusammengekrampfte Faust.
Adam ertränkte seinen French Toast in Ahornsirup und fing an, ihn in sich hineinzustopfen, als würde er die Spannung im Raum nicht wahrnehmen. Aber sein wachsamer Blick verriet mir, dass er sie genauso spürte wie ich.
»Also«, sagte Dominic mit betont fröhlicher Stimme. »Wie gehen wir vor?«
Er reichte mir den Ahornsirup. Ich begoss gehorsam meinen Toast damit, glaubte aber nicht, dass sich mein Magen genug entspannen würde, um mit fester Nahrung umgehen zu können.
»Was meinst du damit?«, knurrte Adam. Er konzentrierte sich immer noch hauptsächlich auf seinen Teller.
»Wie lautet unser Plan? Morgan zu verstecken und zu beschützen ist ja eine feine Sache. Aber langfristig gesehen ist es keine Lösung.«
Adam ließ klirrend die Gabel auf den Teller fallen, obwohl dieser noch lange nicht leer war. Er sah mich mit unverhohlen feindseligem Blick an.
»Nur damit wir uns richtig verstehen«, sagte er mit freundlicher Stimme, aber nach wie vor unfreundlichem Gesichtsausdruck, »wir verstecken und beschützen Lugh – nicht Morgan.«
Unwillkürlich zuckte ich zusammen, obwohl ich mir denselben Sachverhalt ja bereits gestern selbst vor Augen geführt hatte. Ich hatte das Bedürfnis, mich abermals für mein Verhalten zu entschuldigen, ließ es jedoch bleiben. Zum einen war ich zu dickköpfig dafür. Zum anderen ging ich nicht davon aus, dass es irgendetwas nutzen würde. Ich war mir nicht sicher, ob Adam mich tatsächlich hasste, aber er empfand auf jeden Fall eine tiefe Abneigung gegen mich.
»Sei kein Arschloch«, sagte Dominic. Beinahe wäre mir vor Schreck ebenfalls die Gabel aus der Hand gefallen. Bisher hatte ich den Eindruck gehabt, Dominic sei zu unterwürfig und devot, um Adam so direkt anzugreifen.
Und was mich noch mehr überraschte – Adam ließ es sich gefallen. »Tut mir leid«, murmelte er, hob seine Gabel wieder auf und fuhr damit fort, French Toast in sich hineinzuschaufeln.
Dominic lächelte mich an. »Iss, bevor es kalt wird. Wir Italiener sind schnell beleidigt, wenn jemandem unser Essen nicht schmeckt.«
Der Knoten in meinem Bauch lockerte sich etwas, und ich probierte einen Bissen. Mehr war nicht nötig. Spannung hin oder her, das war einfach zu gut, um es nicht zu essen. Vielleicht war das der Grund, warum Adam Dominic so gern hatte.
»Wow«, sagte ich und genoss die köstlichen Aromen. »Das ist fantastisch.« Adam schaufelte das Essen immer noch in sich hinein wie ein Schwein am Trog. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und sagte: »Du solltest mal versuchen, etwas langsamer zu essen, dann schmeckst du vielleicht auch was. Du hast keine Ahnung, was du verpasst.«
Er hielt mit erhobener Gabel inne und starrte mich ungläubig an. Mich ausgerechnet jetzt über ihn lustig zu machen, war ganz schön mutig, aber ich konnte einfach nicht anders.
Schließlich verdrehte er die Augen und zog sogar die Mundwinkel so weit hoch, dass ein leichtes Lächeln zu erkennen war. Er setzte die Gabel ab und schnitt den riesigen Bissen, den er sich gerade in den Mund hatte schieben wollen, in zwei Teile.
»So besser?«, fragte er.
Ich nickte, und Dominic strahlte mich an. Er schien eine ganze Menge mehr für mich übrig zu haben als Adam.
»Also«, sagte Dominic. »Zweiter Versuch. Was ist unser nächster Schritt?«
Ich hätte lieber in Ruhe gefrühstückt und mich auf das köstliche Essen konzentriert, aber unser Vorgehen zu besprechen war vermutlich wichtiger. Leider hatte ich nicht den blassesten Schimmer, was wir tun konnten.
Adam sah mich an. »Ich hatte gestern nicht viel Zeit, um mit Lugh zu sprechen. Kannst du mir eine inoffizielle Zusammenfassung der bisherigen Geschehnisse geben?«
Ich traute ihm immer noch nicht sonderlich, aber wenn ich ihm nichts erzählte, konnte er mich auch einfach wieder k.o. schlagen und ein weiteres Gespräch mit Lugh führen. Also erzählte ich ihm alles, was ich wusste, auch die schmerzhafte Wahrheit über Val.
Als ich zum Ende kam, waren unsere Teller leer. Dominic räumte den Tisch ab und kam dann zurück, um unsere Kaffeetassen wieder aufzufüllen. Es war mir unangenehm, mich auf diese Weise von ihm bedienen zu lassen. Aber meine soziale Kompetenz reichte gerade aus, um zu begreifen, dass es ohnehin zwecklos wäre, mich dagegen zu wehren.
Als Dominic sich wieder hinsetzte, hatte er die Stirn in Falten gelegt. »Aber warum sollte Andrew versuchen, dir einen Mord anzuhängen? Wenn du im Gefängnis sitzt, wird es nicht gerade leichter, dich in Flammen aufgehen zu lassen.«
Daran hatte ich überhaupt nicht gedacht.
Adam lächelte grimmig. »Und wenn Morgan auf mysteriöse Weise verschwindet, nachdem sie auf Kaution freigelassen wurde? Was würden die Leute dann wohl denken?«
»Oh«, sagte Dominic.
Schöne Vorstellung, dass meine Feinde so gut organisiert und klug waren. Wenn ich schon Feinde haben musste, wären mir schlecht organisierte und dumme wesentlich lieber gewesen.
»Bis jetzt«, fuhr Adam fort, »stehen Andrew, Valerie und drei unidentifizierte maskierte Männer auf unserer Liste mit Feinden. Was uns zu der Frage bringt, wie lang diese Liste sein mag. Was steht bei alldem wirklich auf dem Spiel?«
Ich ließ mir die Frage durch den Kopf gehen. »Lugh hat gesagt, es gehe dabei um einen Erbfolgekrieg. Wenn das stimmt, steht eine Menge auf dem Spiel.«
Adam nickte. »Ja. denke ich auch. Und ein paar niedere Chargen auszuschalten wird kaum genügen. Wir müssen herausfinden, wer das Sagen hat.«
»Müsste das nicht Andrew sein? Also Raphael?«
»Vielleicht, aber ich bezweifle es. Dann hätte er nämlich nicht versucht zu verbergen, dass du Lugh in dir hast. Das ist eins der Privilegien, wenn man das Sagen hat, verstehst du?«
Je mehr ich über Adams Worte nachdachte, desto weniger gefielen sie mir. Je weniger Leute versuchten, mich umzubringen, desto besser, aber Adam erklärte mir gerade, dass die Anzahl wahrscheinlich weitaus größer war, als wir dachten. Nicht unbedingt ein beruhigender Gedanke.
»Vielleicht solltest du mal ein offenes Gespräch mit deiner Freundin Valerie führen«, schlug Dominic vor.
»Genau das habe ich auch gedacht«, sagte Adam.
Mein Magen legte sich wieder in Knoten. Ich hatte mir Mühe gegeben, nicht an Vals Verrat zu denken. Ich wusste, dass ich mich eines Tages damit würde auseinandersetzen müssen, aber das würde verdammt hart werden.
»Wieso rufst du sie nicht an?«, schlug Adam vor. »Bitte sie, sich hier mit dir zu treffen.«
Ich sah ihn erstaunt an. »Und wie bitteschön soll ich ihr erklären, dass ich sie im Haus des Leiters der Sondereinsatzkräfte treffen will?«
»Ich bin sicher, dir fällt was ein.« Er stütze sein Kinn auf die Faust. »Du könntest ihr sagen, dass du beschlossen hast, deinen Freund für mich zu verlassen.«
Dominic lachte und schüttelte den Kopf. Ich widerstand dem Drang, Adam unterm Tisch gegen das Schienbein zu treten.
»Ha, ha, sehr lustig. Aber jetzt mal im Ernst, es wäre mir lieber, mich mit Val an einem öffentlichen Ort zu treffen.« Ich fragte mich beiläufig, warum Adam wollte, dass sie zu ihm ins Haus kommt. Keine der möglichen Antworten gefiel mir sonderlich.
Er drückte den Rücken durch und setzte eine unbeteiligte Miene auf. »Das halte ich für keine gute Idee. Wir müssen den Ort des Treffens unter Kontrolle haben, sichergehen, dass sie keine Verstärkung mitbringt.«
»Sie wird mich nicht an einem öffentlichen Ort zu Asche verbrennen, egal wie viel Verstärkung sie dabei hat. Außerdem besteht immer noch die Möglichkeit, dass sie überhaupt nichts mit der ganzen Sache zu tun hat. Vielleicht hat sie mir ja die Wahrheit gesagt.« Daran glaubte ich nicht wirklich, aber ich wollte die Hoffnung noch nicht begraben.
Adam machte keine Anstalten, mir meinen Irrglauben auszureden. Sein Blick verriet allerdings, was er davon hielt. »Mal angenommen, nur ihr beide trefft euch an einem öffentlichen Ort. Warum sollte sie dir dann irgendetwas sagen? Sie wird ihre Unschuld beteuern, und du wirst so begierig sein, ihr zu glauben, dass du auch noch darauf eingehst.«
Mein Temperament loderte schon wieder auf, aber ich erstickte die Flamme im Keim. Er hatte recht, trotzdem wollte ich Val nicht in Adams Haus locken. Ich hegte den leisen Verdacht, dass mir seine Verhörmethoden nicht gefallen würden.
»Ich werde sie bitten, mich zum Mittagessen im Reading Terminal zu treffen«, sagte ich. »Wenn ich sie nicht dazu bringen kann, mir etwas zu sagen, gehen wir über zu Plan B.«
Adam sah entnervt aus. »Und nachdem ihr euer nettes kleines Essen eingenommen habt und sie gemerkt hat, dass du ihr auf die Schliche gekommen bist, wie groß werden wohl die Chancen sein, sie hierherzukriegen, um sie weiter auszufragen?«
Ich hielt die Zeit für gekommen, die Dinge beim Namen zu nennen. »Ich werde sie nicht hierherlocken, damit du sie unter Folter ausquetschen kannst, und erzähl mir nicht, dass du das nicht vorhast. Entweder, ich treffe mich mit ihr zum Lunch, oder wir müssen uns einen anderen Plan ausdenken.«
»Du bist eine Närrin.«
»Ach ja, und du bist ein –«
»Morgan«, fiel mir Dominic ins Wort. Er langte mit der Hand über den Tisch und legte sie mir auf den Arm.
Ich starrte zähneknirschend auf seine Hand hinab, bis er sie wieder wegnahm. Aber er hatte erreicht, was er wollte. Ich verkniff mir, weiter auszuführen, was ich von Adam hielt. Stattdessen verschränkte ich die Arme vor der Brust, um anzuzeigen, dass die Diskussion für mich beendet war.
Adam schob seinen Stuhl so unwirsch vom Tisch weg, dass der Kaffee aus den Tassen schwappte.
»Na gut! Dann mach es eben auf deine Weise. Aber gib mir nicht die Schuld, wenn sie dich schnappen und bei lebendigem Leib grillen.«
Er stampfte aus dem Zimmer wie ein Kind mit einem Wutanfall. Was fand Dominic nur an diesem Kerl? Ich schien mich jedes Mal nur fünf Minuten mit Adam unterhalten zu müssen, um ihm eine Kugel in seinen sturen Schädel jagen zu wollen.
»Na gut«, sagte Dominic mit einem schwachen Lächeln. »Schön, dass ihr beide euch wieder so gut vertragt.«
Ich musste lachen. »O ja. Wir sind jetzt ganz dicke.«
»Soll ich nicht lieber mitkommen, wenn du dich mit Valerie triffst? Sollte sie doch Verstärkung dabeihaben, wäre es gut, wenn du ebenfalls welche hättest.«
Sein Angebot rührte mich, besonders wenn ich daran dachte, was ich ihm angetan hatte. »Das ist sehr nett von dir, Dominic, aber ich glaube, dass ich das alleine erledigen muss.« Der Gedanke schnürte mir die Kehle zu. »Wir sind seit der Highschool die besten Freundinnen. Ich muss einen Weg finden, mit dem fertigzuwerden, was sie getan hat, verstehst du?«
Er nickte. »Dann lass mich dir wenigstens einen Taser mitgeben, nur für alle Fälle.« Ich hob eine Braue. »Wozu hast du denn einen Taser?« Er lachte. »Ich hab keinen, aber Adam hat einen. Ich bin sicher, er hat nichts dagegen, wenn du ihn dir borgst – solange er nichts davon mitkriegt.«
Ich begann, Dominic wirklich zu mögen. Wäre ich imstande gewesen, seine widerlichen Neigungen zu vergessen, hätte ich mir sogar vorstellen können, dass wir Freunde werden. »Danke, Dominic. Du hast das Herz am richtigen Fleck.« Meine Worte schienen ihn zu freuen, aber gleichzeitig verlegen zu machen. Er murmelte irgendeine herunterspielende Bemerkung, die ich akustisch nicht ganz verstand, und schlüpfte dann aus der Küche, um Adams Taser stehlen zu gehen.