14
Zuerst hörte ich nichts. Ich saß mit dem Rücken an die Tür gelehnt, spürte, wie sich jeder Muskel in meinem Körper anspannte, und lauschte mit gespitzten Ohren auf Geräusche, die ich nicht hören wollte. Nachdem es eine ganze Weile still geblieben war, atmete ich ein paarmal tief durch und versuchte mich zu entspannen.
Vielleicht hatte mich Adam nur ärgern wollen. Vielleicht machten er und Castello gar nichts im Nebenzimmer. Oder aber das Zimmer war schalldicht. Ich sah wieder die ordentlich aufgerollten Peitschen vor mir und betete, dass es so war.
Obwohl das Zimmer so unheimlich aussah, hatte ich merkwürdigerweise keinerlei Ketten oder Fesseln gesehen, wie man es in einer SM-Grotte eigentlich erwarten würde. Vielleicht hingen die Peitschen ja nur zur Dekoration da.
Diese leise Hoffnung schwand, als ich ein Geräusch hörte, bei dem es sich nur um das Knallen einer Peitsche handeln konnte. Ich sog laut die Luft ein, schlang schützend die Arme um mich und flüchtete auf die andere Seite des Zimmers, wo eine Art Futon an der Wand stand. Ich setzte mich darauf, presste mich so weit wie möglich in die Zimmerecke und hielt mir die Ohren zu.
Trotzdem hörte ich es noch. Ein Knall folgte auf den anderen, scheinbar eine halbe Ewigkeit lang.
Dann wurde es noch schlimmer. Castello begann, nach jedem Schlag laut aufzuschreien. Seine Stimme drang mir bis ins Mark. Am liebsten hätte ich die Wand eingerissen und mich auf Adam gestürzt, ihn daran gehindert, Castello weiter weh zu tun. Wie konnte er jemanden so behandeln, den er vor kurzem noch so zärtlich geküsst hatte? Wie konnte Castello das zulassen? Wie konnte ihm das gefallen?
Tränen liefen mir über die Wangen. Ich wünschte mir, ich hätte nicht ganz so selbstlos darauf bestanden, Brian zu schützen. Hätte ich ihn einfach unseren Streit gewinnen lassen, könnte ich warm und sicher in seinen Armen liegen. Jetzt verfluchte ich meinen Hochmut.
Ich kann nicht beschreiben, wie erleichtert ich war, als das Peitschen endlich aufhörte. Ich hoffte, Castello ging es gut.
Bald vernahm ich, dass es ihm sogar sehr gut ging.
Geräusche des Schmerzes und Geräusche der Lust mögen sich in mancher Hinsicht fast identisch anhören. Doch die Laute, die Castello jetzt von sich gab, gingen keinesfalls auf Schmerzen zurück.
Die Wände hätten genauso gut aus Papier sein können. Entweder das, oder Castello war einfach unheimlich laut. Adam gab kaum ein Geräusch von sich. Nur ab und zu hörte ich ein lustvolles Stöhnen, das zu tief für Castello klang. Ihr Bett stand an der Wand, die unsere Zimmer trennte, und das Ende schlug in stetigem Rhythmus dagegen, während die Federn der Matratze laut und rhythmisch quietschten.
Meine Angst und mein Ekel verflogen. Ich nahm die Hände von den Ohren und hörte plötzlich nicht mehr nur gegen meinen Willen zu, wie die beiden sich im Nebenzimmer vergnügten, sondern lauschte aktiv auf die Geräusche, die sie dabei von sich gaben. Und vor meinem geistigen Auge bastelte ich mir ein Bild von den zweien zusammen, in dem beide gleichermaßen nackt und schön waren. Adam mit seiner blassen Haut und dem kräftigen Körperbau, Castello mit seinem olivfarbenen Teint und den beinahe schlaksigen Gliedern. Castello über dieses schwarze Bett gebeugt, während Adam ihn ritt.
Ich drückte mir die Handballen gegen die Augen, aber davon ging das Bild nicht weg, ebenso wenig wie die Erregung, die gegen jede Logik mein Höschen feucht werden ließ. Ich hätte nie gedacht, dass die Vorstellung, wie zwei Männer es miteinander treiben, mich anmachen könnte. Vielleicht gab es Seiten an meiner Persönlichkeit, über die ich noch nichts wusste. Über die ich noch nie etwas hatte wissen wollen.
Ich gab mir alle Mühe, meine Erregung zu unterdrücken. Aber solange Adam und Castello es nebenan derart laut trieben, konnte ich diese Schlacht nicht gewinnen. Ich rang um jeden Zentimeter, während meine Hand unaufhaltsam zwischen meine Beine glitt. Und dann kam ich nicht mehr dagegen an.
Ich bewegte meine Hand im Rhythmus ihrer Stöße und gab mich den verbotenen erotischen Bildern hin, die dabei in meinem Kopf entstanden. Wenn alles vorbei wäre, würde ich vor Scham im Boden versinken. Aber erst hinterher.
Ich hielt mir mit der anderen Hand den Mund zu, während meine Erregung wuchs. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass auch nur das geringste Geräusch aus meinem Zimmer zu ihnen drang, obwohl mir die Vernunft sagte, dass sie bei dem Krach, den sie machten, auf gar keinen Fall etwas hören konnten.
Castello schrie erleichtert auf, Adams Erleichterungsschrei folgte nur einen Herzschlag später. Ich wölbte den Rücken und biss mir so hart auf die Innenseite der Wange, dass ich Blut schmeckte, während diese Geräusche auch meinen letzten Widerstand in sich zusammenstürzen ließen und ich kam.
In dem Zimmer war noch eine Tür. Ich hatte zuerst angenommen, dass die Tür zu einem begehbaren Kleiderschrank gehört, wie es typisch bei solchen Häusern ist, aber als ich jetzt mit weichen Knien hinging und sie öffnete, stellte ich fest, dass dahinter ein Badezimmer lag. Wäre mir das vorher schon klar gewesen, hätte ich mich darin versteckt, anstatt mich auf dem Bett zusammenzukauern. Wäre das Rauschen laufenden Wassers laut genug gewesen, um die Geräusche aus dem Nebenzimmer zu übertönen? Wahrscheinlich nicht.
Ich starrte mich lange im Spiegel an. Mein Gesicht war gerötet, meine Augen und Wangen waren mit einem klebrigen Film getrockneter Tränen überzogen. Ich sog schaudernd die Luft ein, drehte dann den Hahn auf, wusch mir die Hände und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht.
Adam hatte bewusst mit mir gespielt, und ich war dabei, ihn gewinnen zu lassen. Das brachte mich auf die Palme.
Im Zweifelsfall wütend werden – so lautet mein Motto.
Die Wut brachte mich tatsächlich dazu, mich besser zu fühlen. Wie ich auf die Sexgeräusche der beiden reagiert hatte, war mir immer noch peinlich. Und was vorangegangen war, fand ich immer noch beängstigend und irgendwie abstoßend. Aber ich fühlte mich wieder gefestigter und ruhiger.
Ich konzentrierte meine geistigen Kräfte auf die Suche nach einem Fluchtweg. Nicht dass ich das Gefühl hatte, hier wirklich in Gefahr zu schweben. Ich bin nicht sonderlich vertrauensselig, aber ich glaubte, dass Adam ernsthaft daran interessiert war, Lugh zu schützen. Nur fand ich den Preis, den ich für Adams Schutz zahlen musste, zu hoch.
Leider stellte die Tür, durch die ich hereingekommen war, den einzigen Weg nach draußen dar. Die Fenster waren mit dekorativ geschwungenen Eisenstäben vergittert, was zum Schutz vor Einbrechern nicht unüblich war. Ich fummelte ein bisschen an der Tür herum, aber ich bin nun mal kein Schlosser.
Etwa eine Dreiviertelstunde, nachdem die Party nebenan zu Ende war, hörte ich einen Schlüssel in mein Türschloss gleiten.
Ich war frustriert im Zimmer auf und ab gegangen, doch jetzt blieb ich so abrupt stehen, dass ich fast über meine eigenen Füße stolperte. Ich versuchte, mich auf das gefasst zu machen, was gleich kommen würde, war mir aber nicht sicher, ob meine Nerven einen weiteren verbalen Schlagabtausch aushalten würden. Sollte Adam es wieder darauf anlegen, mich aus der Reserve zu locken, würde es ihm diesmal viel leichter gelingen, als mir lieb war.
Nur war es nicht Adam, der einen Augenblick später das Zimmer betrat, sondern Castello. Er trug ein Tablett und schob die Tür hinter sich mit der Ferse zu. Sofort erfüllte der Duft von Knoblauch und Paprika den Raum, und mein Magen erinnerte mich daran, dass ich seit Mittag nichts gegessen hatte.
Castello mied meinen Blick, während er das Tablett auf dem antiken Schreibtisch abstellte, der vorm Fenster stand. Während ich ihm zusah, kroch ihm die Röte den Nacken hoch. Ich war mir nicht sicher, wem von uns das Ganze peinlicher war.
»Alles klar bei dir?«, fragte ich. Nachdem ich ihm jetzt schon beim Ficken zugehört hatte, konnte ich ihn genauso gut duzen.
Er sah mir zum ersten Mal ins Gesicht, seit er den Raum betreten hatte. Obwohl er immer noch rot war, lächelte er. »Mir geht’s gut.« Er räusperte sich und senkte den Blick auf seine Füße. »Und es tut mir leid, dass du, na ja, all das über dich ergehen lassen musstest.« Seine Wangen wurden noch röter. »Adam steht nun mal auf solche Psychospielchen.«
Er zog den Stuhl für mich zurück, ganz der Gentleman. Ich hatte zu großen Hunger, um seine Einladung zu ignorieren, besonders da der Essensduft mir das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Allerdings war ich immer noch in ziemlich biestiger Stimmung.
»Hörte sich an, als sei er nicht der Einzige, der darauf steht«, sagte ich – und hätte es am liebsten sofort wieder zurückgenommen. Erstens war es schnippisch. Außerdem war ich wirklich nicht daran interessiert, eine Unterhaltung über das Sexleben der beiden anzufangen.
Zu meiner Überraschung nahm mir Dominic die Bemerkung jedoch nicht übel. Er grinste mich an. »Er kann manchmal ganz schön widerlich sein. Aber er weiß auch genau, wie er es wiedergutmachen kann.«
Ich setzte mich hin und studierte meinen Teller. Hühnchen mit Paprika, Zwiebeln und Tomatensoße auf Spaghetti. Es roch himmlisch. Auf dem Tablett stand auch ein Glas dunklen Rotweins, dem ich jedoch keine Beachtung schenkte. Ich probierte eine Gabel von dem Hühnchen, und ich glaube, meine Geschmacksknospen hatten einen Orgasmus.
Dominic ließ sich auf einem Sessel nieder und sah mich erwartungsvoll an. Ich leckte mir über die Lippen, um mir ja keinen Tropfen Sauce entgehen zu lassen, und schnitt mir dann ein weiteres dickes Stück ab.
»Hast du das gemacht?«, fragte ich mit vollem Mund. Meine Mutter hätte einen Anfall gekriegt, wenn sie meine Tischmanieren gesehen hätte.
»Ja«, gestand er bescheiden ein, obwohl es offensichtlich war, dass ihn meine Reaktion freute.
»Es ist köstlich«, sagte ich, um es ihm noch einmal ausdrücklich mitzuteilen. »Als Feuerwehrmann warst du eine glatte Verschwendung – du hättest Koch werden sollen.«
Sein Lächeln verschwand, und ich wünschte, ich hätte diesen tollen Spruch für mich behalten.
»Tut mir leid. Das war nicht sehr feinfühlig. Ich wollte dir nur ein Kompliment machen.« Ich lächelte achselzuckend. »Ich bin nicht sehr gut in so was.«
Er lachte, und ich fühlte mich wieder etwas besser. Das Lachen verhallte, und er rieb sich gedankenverloren über die Brust.
»Gerade mal fünf Tage ist es her«, sagte er. »Manchmal fühlt es sich an, als sei es vor einer Stunde passiert. Manchmal kommt es mir eher vor wie ein Jahr. Irgendwie weiß ich nicht recht, was ich mit mir anfangen soll. Ohne Adam wäre ich wahrscheinlich längst verrückt geworden.«
Ich fragte mich, ob ich diesen Typen jemals auch nur ansatzweise verstehen würde. »Wie kannst du so eng mit ihm verbunden sein, wenn du ihn erst seit fünf Tagen kennst? Ich meine, ihn als du selbst kennst. Ah …« Es gelang mir nicht, eine Formulierung zu finden, die halbwegs Sinn ergab, und ich wünschte mir ernsthaft, ich hätte sie gar nicht erst gestellt.
Dominic sah mich komisch an. »Als ich Saul in mir hatte, war ich trotzdem noch ich selbst. Nur weil er am Steuer saß, bedeutet das nicht, dass ich nicht mehr da war.« Er lächelte zaghaft. »Saul hatte Adam sehr gern, aber ich bin derjenige, der Adam immer schon geliebt hat.« Sein Lächeln wurde traurig und der Schmerz in seinen Augen so stark, dass ich unwillkürlich zusammenfuhr. »Und Saul habe ich auch geliebt. Er hätte ein so viel besseres Schicksal verdient als das, das er bekommen hat.«
Es tat mir weh, ihn so leiden zu sehen, und ich dachte an das Geheimnis, das Adam vor ihm verbarg. Lugh hatte mir gesagt, es sei ihnen nicht erlaubt, Menschen die Wahrheit zu sagen. Aber mich konnte das nicht aufhalten.
»Hat Adam dir gesagt … wie es mit mir steht?«, fragte ich.
Es kostete Dominic sichtliche Anstrengung, seine Traurigkeit abzuschütteln. »Er hat mir gesagt, dass du von jemandem besessen bist, der keine Kontrolle über dich hat.«
»Hat er dir gesagt, von wem?« Ich machte mir keine allzu großen Hoffnungen, was sich als klug herausstellte.
Dominic schüttelte den Kopf. »Nein. Er hat nur gesagt, dass es jemand ist, der in ihrer Welt einen höheren Rang innehat als er. Dass es sich um jemanden sehr Wichtiges handelt.«
»Mein ungebetener Gast hat mir jedenfalls etwas gesagt, was du meiner Meinung nach wissen solltest.« Ich riss mich von dem Teller los. Das war nichts, was man jemandem erzählte, während man sich nebenher den Mund vollstopfte.
»Diese ganze Sache, dass Dämonen bei einem Exorzismus umkommen, ist anscheinend ein Märchen. Dein Dämon ist nicht tot.«
Eine schiere Ewigkeit lang starrte mich Dominic geschockt an. Dann brach er in Tränen aus.
Das erschreckte mich im ersten Moment. Ich hatte ihn vorher schon weinen sehen, unmittelbar nach dem Exorzismus, aber das hatte mich weniger irritiert. Natürlich weiß ich, dass Schwule besonders sensibel und gefühlsbetont sein sollen und dieses ganze Zeug. Aber Dominic sah dafür einfach zu sehr wie ein richtiger Kerl aus. Ich hatte keine Ahnung, wie ich mit seinen Tränen umgehen sollte.
Er stöhnte Adams Namen, dann verwandelten sich seine Tränen in laute Schluchzer, die ihn am ganzen Körper erzittern ließen und mir einen Stich ins Herz versetzten.
Ach, verdammt. Ich hatte Dominic zwar über die positive Tatsache aufgeklärt, dass sein Dämon nicht tot war, ihm aber gleichzeitig verraten, dass Adam die ganze Zeit im Bilde war und ihm nichts gesagt hatte. Ich hatte es nicht absichtlich getan, aber ich glaube, ein kleiner, boshafter Teil von mir wollte sich doch an Adam dafür rächen, wie er mich heute behandelt hatte. Adam eins auszuwischen, indem ich Dominic weh tat, war jedoch niederträchtig und gemein.
»Er konnte es dir nicht sagen«, erklärte ich und fragte mich, ob es überhaupt möglich war, die Wunde wieder zu heilen, die ich ihrer Beziehung eben beigebracht hatte. »Es ist gegen ihre Gesetze.«
Das hörte sich nach einer ziemlich lahmen Entschuldigung an. Ich war wirklich der letzte Dreck. Natürlich war ich der Meinung, Dominic sollte wissen, dass sein Dämon noch am Leben war. Aber das war bestimmt nicht der richtige Weg gewesen, es ihm zu sagen.
Die Tür zu meinem Zimmer flog auf. Ich fuhr zusammen und gab einen erschrockenen Laut von mir. Dominic blickte noch nicht einmal auf.
Adam sah erst mich an, dann Dominic, dann wieder mich. Seine Miene war wie zu Stein erstarrt.
»Was hast du gemacht?« Er sprach mit ruhiger Stimme, aber ich wusste, dass er alles andere als ruhig war.
Es tat mir unheimlich leid, aber das wollte ich Adam gegenüber nicht zugeben. Ich streckte das Kinn vor und sah ihm direkt in seine wütenden Augen. »Ich habe ihm gesagt, dass sein Dämon nicht tot ist.«
Wenn Blicke töten könnten …
»Scheiße!«, rief Adam und kam auf uns zumarschiert.
Ich dachte, er hätte es auf mich abgesehen, und sprang von meinem Stuhl auf. Aber er ging direkt zu Dominic, der immer noch mit gesenktem Kopf dasaß. Er gab laute, verzweifelte Schluchzer von sich und wiegte sich auf seinem Stuhl langsam vor und zurück.
Adam ging vor ihm auf die Knie und legte ihm die Hände auf die Schultern.
»Dom«, sagte er leise und sanft. »Ich konnte es dir nicht sagen. Es tut mir so leid.«
Dominic hielt inne und sah ihn mit tränengeröteten Augen an. »Wie konntest du mich glauben lassen, er sei tot? Wie?«
»Weil ich dachte, ich könnte nicht anders. Hätte ich gewusst, dass Lugh die Bestimmung außer Kraft gesetzt hat, hätte ich es dir auf der Stelle gesagt.« Er zog Dominic vom Stuhl herunter auf seine Knie. Dann legte er seine Arme um den von Schluchzern geschüttelten Mann.
Adam wiegte Dominics Kopf an seiner Brust und sah mich dabei so wütend an, dass ich mich am liebsten in den hintersten Winkel des Zimmers verkrochen hätte. Ich spielte mit dem Gedanken, die offene Tür für einen Fluchtversuch zu nutzen, war mir aber nicht sicher, ob ich diesen überleben würde.
»Sei froh, dass du Lugh in dir hast«, knurrte er. »Sonst würde ich dich aus dem Zimmer prügeln und deinen Rücken als Zielscheibe benutzen.«
Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. In Adams Augen war kein Funken Menschlichkeit mehr zu erkennen, und der Dämon, der in ihm hauste, strahlte aus ihnen hervor. Wortwörtlich. Seine Augen glühten wie die von Lugh in meinen Träumen.
Wenn ich weiß, dass ich im Unrecht bin, schalte ich normalerweise total auf Abwehr und verwandle mich in ein Miststück erster Klasse. Im Nachhinein tut es mir immer leid, aber im ersten Moment reagiere ich nun mal so. Diesmal schämte ich mich jedoch zu sehr, um mich auch nur ein bisschen zu verteidigen. Und das nicht nur, weil ich Angst vor Adam hatte. Dominic, dieser große, starke Feuerwehrmann, brachte einen Beschützerinstinkt in mir zum Vorschein, von dem ich nicht einmal gewusst hatte, dass ich ihn besaß – und den man mütterlich nennen konnte.
Ich traf Adams wütenden Blick. »Tut mir leid. Ich hätte besser nachdenken sollen, bevor ich etwas sage.«
Er erwiderte nichts, starrte mich nur weiter mit seinen glühenden Augen an, bis ich den Blick senkte.
Ich hörte, wie er aufstand und Dominic bat mitzukommen, damit sie reden könnten. Ich sah die Füße der beiden an mir vorbeilaufen, schämte mich aber zu sehr, um den Kopf zu heben.
Adam zog die Tür hinter sich mit einem ohrenbetäubenden Knall zu.