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Robert Feller saß in seinem Büro und googelte im Internet. Er suchte nach Zusammenhängen zwischen dem Opfer und den Dinnergästen. Vielleicht hatte einer von ihnen Laura Krone gehasst. So sehr gehasst, dass er sie umgebracht hatte. Robert hasste im Moment vor allem Stefan. Auf das wichtigste Turnier des Golf Clubs Falkenstein hatte er sich seit Wochen gefreut. Doppelt bitter war, dass er gespielt hatte wie ein Gott. Die ersten neun Loch Par. Selbst ein Profi hätte sich über so ein Ergebnis gefreut. Dr. Rosebrucker, ein alter Freund seiner Mutter, der mit ihm in einem Flight gewesen war, hatte sich schwer beeindruckt gezeigt. Und dann hatte das Handy vibriert. Es war verboten, ein eingeschaltetes Mobiltelefon mitzuführen. Man würde disqualifiziert werden. Er hatte auf das Display geschielt und sofort Stefans Nummer erkannt. Bevor er das Gespräch annahm, hatte er Dr. Rosebrucker noch schnell erklärt, dass es sich um einen polizeilichen Notfall handelte, doch der hatte nur die Nase gerümpft. Robert hatte seine Gedanken regelrecht lesen können. Unerhört, das Verhalten während eines Turniers. Warum hatte der Junge auch nichts Anständiges studiert? Robert stöhnte und gab neue Suchbegriffe ein, während er seinen Gedanken nachhing. Seine ganze Verwandtschaft und alle Bekannten seiner Eltern hatten nie verstanden, warum der liebe Robert Polizist werden wollte, anstatt Jura zu studieren oder zumindest in die Wirtschaft zu gehen. Das war doch keine angemessene Arbeit! An diesem Tag hätte Robert ihnen allen gerne recht gegeben. Was für ein Job! Statt seinen freien Tag zu genießen, saß er nun vor dem Computer. Victor Rubens und Laura Crown. Es wurden unzählige Einträge angezeigt. Wie stellte Stefan sich das vor? Sollte er das alles lesen? Stefan behandelte ihn noch immer wie einen Azubi. Anscheinend war es für Stefan wichtig, ihn klein zu halten. Der hübsche Robert aus gutem Hause, unter diesem Image litt er nun schon, seit er denken konnte. Wütend tippte er das Wort ›Mord‹ mit in die Suchleiste. Plötzlich war Robert wieder bei der Sache. Wie vom Schlag getroffen starrte er auf den Bildschirm. Es gab tatsächlich diverse Einträge!

 

*

 

 

Sophie war aufgesprungen und näher an den Monitor herangetreten. Sie konnte kaum glauben, was sich da zwischen den Männern abgespielt hatte.

»Mari und Richter sind ja regelrecht verfeindet!«

»Ich bin, ehrlich gesagt, ziemlich baff«, gab Lasse zu. »Ich habe das ja vorher auch noch nicht gesehen. Mir war klar, dass die beiden sich nicht besonders mögen, aber das hier? Wow!«

»Was kommt jetzt?«

»Das Band mit Laura in der Küche.«

»Du meintest vorhin, sie sei ausgeflippt«, mischte sich jetzt auch Ben ein. »Warum?«

»Irgendwas wegen Sascha Richter, glaube ich.« Lasse wechselte bereits das Band. »Ehrlich gesagt, bin ich nicht näher darauf eingegangen. Ich habe nur versucht, sie zu beruhigen, damit sie nicht den Dreh abbricht.«

»Was sie dann später ja noch unfreiwillig getan hat.«

 

Laura stand in der Küche. Diese zitternde und latent hysterische Frau hatte mit der Laura aus dem Wohnzimmer nichts gemein.

»Oh mein Gott! Wo ist dieser Lasse?«, kreischte sie.

»Hier bin ich. Gibt es ein Problem?«

»Und ob es ein Problem gibt. Man hätte mich warnen müssen. Sascha hasst mich!«

»Das ist doch nicht wahr.«

»Ich werde wohl am besten wissen, was hier wahr ist und was nicht!« Laura wirkte vollkommen aufgelöst.

»Soll ich weiterlaufen lassen?«, fragte ein Kameramann.

Die Kamera schwenkte hin und her. Lasse war kurz im Bild.

»Laura, du machst das doch ganz toll. Kein Zuschauer wird merken, dass du mit Richter ein Problem hast. Mach einfach so weiter. Bis jetzt bist du doch supercool rübergekommen!«

Laura sah an der Kamera vorbei. »Ich muss mich wirklich erst kurz sammeln. Das Ganze ist schlicht eine Zumutung. Wo ist mein Glas?«

Laura griff sich das Martiniglas und verließ den Raum.

 

»Sie war etwa 15 Minuten in der Maske. Dann konnten wir weitermachen«, erklärte Lasse leise.

 

In der nächsten Einstellung wirkte Laura wie ausgewechselt.

Sie lächelte und entschuldigte sich beim Team für die kurze Pause.

»Meine Liebe, bist du so weit?«, hörte man Lasse aus dem Off fragen.

»Ob ich so weit bin? Klar bin ich so weit.« Laura strahlte in die Kamera. »Glaube mir, ich bin froh, wenn ich es endlich hinter mir habe.«

 

Sophie bekam eine Gänsehaut, als sie Laura diesen Satz sagen hörte.