FORGET ME NOT

We had just one day to recall
Now all I want is something more
Than just a fading memory
Left wondering what could have been.

Mir stockte der Atem, denn Angst schnürte mir die Luft ab.

Ich versuchte aufzustehen und taumelte.

Der Werwolf war auf Luzifer zugegangen und kniete vor ihm nieder. Demütig senkte er den Kopf. „Meister, ich habe versagt, sie sagt, sie hätte es versteckt, aber es muss hier in der Nähe sein. Aber sie ist widerspenstig, selbst, als das Leben ihres Freundes auf dem Spiel stand, hat sie es mir nicht verraten…“, unschlüssig hob er den Kopf daraufhin legte Luzifer ihm eine Hand auf den Kopf und sagte leise.

„Ja…, du hast versagt.“

Der andere wimmerte, bevor Luzifer ihm mit einer schnellen Bewegung das Genick brach.

Als sein Körper zu Boden fiel waren seine Augen geschlossen, und es aus, als würde er nur schlafen. Einzig der Winkel seines Halses, störte die Illusion. Doch ich hatte neben dem Knacken noch ein Geräusch vernommen. Neben mir stöhnte Benni.

Er war wieder wach. Während Luzifer noch ohne Bedauern auf die Leiche vor ihm blickte flüsterte ich Benni zu.

„Das Amulett, wo ist es?“

Er versuchte mich anzusehen, aber sein rechtes Auge brach immer wieder aus und blickt in eine andere Richtung.

Er schluckte.

„Safe…Josie…“, dann verlor er wieder das Bewusstsein.

Ohne nachzudenken sprang ich auf und hastete aus dem Zimmer.

Ich hörte, dass Luzifer mir hinterher rannte.

Ich versuchte mir Zeit zu verschaffen, indem ich alle Möbel, an denen ich vorbeikam umstieß.

Und tatsächlich, ich hörte Luzifer hinter mir fluchen. Dann hatte ich eine Idee.

Statt in Bennis Zimmer zu rennen, hechtete ich durch die Tür zu meinem Gästezimmer.

Ich konnte mich erinnern, dass Benni immer und überall die Fenster offen ließ, und hoffte, dass er heute keine Ausnahme gemacht hatte.

Mit einem Satz war ich auf dem Bett und sah, dass das Fenster weit offen stand.

Ich hätte Benni umarmen können.

Noch während ich aus dem Fenster sprang dachte ich an meine Flügel. In den drei Monaten der Einsamkeit hatte ich meine Reaktionen deutlich verbessert und es war nun keine Aufgabe mehr für mich. Ich flog sofort nach rechts, und sah zu meinem Glück, dass Bennis Fenster ebenfalls offen war. Ich landete auf dem teuren Parkett schloss sofort das Fenster hinter mir, zog die Vorhänge davor und verriegelte die Tür.

Als letztes packte ich meine Flügel wider ein. Dann ging ich zum großen Wandschrank und trat durch ihn in ein kleines Nebenzimmer ein. Von außen war es nicht zu erkennen, aber ich hatte es einmal entdeckt, als wir zwei verstecken gespielt hatten. In diesem kleinen Raum war ein Safe in die Wand eingelassen und daneben war ein Tastenfeld. Scheiße, wie war die Kombination?!

Ich hatte nur drei Versuche, bevor der Alarm ausgelöst wurde. Ich könnte oben rechts auf dem Bildschirm drei kleine Punkte erkennen.

Jeder stand für einen Versuch.

Als erstes probierte ich 2 3 6 5 2 6 4 6.

Benjamin.

Mit einem hässlichen Piepsen verschwand einer der Punkte.

Mist.

Mir blieb nicht mehr viel Zeit…

Ich dachte angestrengt nach.

8 6 2 9.

Toby, so hieß sein erster Hund, den er über alles geliebt hatte. Und ein weiterer Punkt verschwand. Ich stöhnte.

Denk nach, Josie, denk nach!

Was hatte er gesagt? Safe und Josie.

War der Code etwa mein Name? Aber wenn ja, war es Josephine oder Josie.

Ich hatte nur einen Versuch. Da hörte ich wie etwas Schweres gegen Benni Tür krachte.

Josie oder Josephine?!

5 6 7 4 3.

Josie.

Ich hielt den Atem an, und das Geräusch eines sich öffnenden Schlosses erlöste mich.

Mit einem leisen plonk! Schwang die Tür ein wenig auf.

Im Safe lag fast nichts.

Nur ein paar Fotos, die ich mir jetzt aber nicht genauer ansehen konnte, ein kleines schwarzes Ringetui und schließlich meine goldene Kette.

Ich griff danach und legte sie mir um den Hals.

Das kühle Gefühl beruhigte mich. Aber nun wusste ich nicht, wohin ich gehen sollte.

Der einzige Ausweg der mir einfiel war das Fenster, aber selbst wenn ich einfach wegfliegen würde, könnte ich Benni jetzt nicht einfach hier bei Luzifer liegen lassen. Also schlich ich aus dem Schrank und mein Blick huschte zur Tür.

Sie hatte eine große Delle, aber noch hielt sie stand. Der Vorhang vor dem Fenster war immer noch geschlossen, sodass ich nicht dahinter sehen konnte. Vorsichtig ging ich zum Fenster und versuchte hinter den Vorhang zu spähen.

Ich sah nichts, also riss ich den Vorhang in einem Schwung zur Seite und duckte mich.

Doch dahinter war nichts.

Ich öffnete das Fenster und sprang ins Nichts. Als meine Flügel erschienen hörte ich neben mir ein Lachen.

Mein Kopf fuhr herum und ich sah Luzifer neben mir auf der Fensterbank des Gästezimmers sitzen.

Er stieß sich ab und griff nach mir.

Ich wich ihm aus und ließ mich ein paar Meter nach unten fallen. Er folgt mir und ich schlug so schnell mit den Flügeln, wie ich nur konnte.

Ich war nun direkt unter dem Wohnzimmerfenster, dass niemand geschlossen hatte, seit Benni sich an der Fassade den Kopf gestoßen hatte.

An der Wand klebte ein wenig Blut und das gab mir neue Kraft. Mit einem Satz kniete ich auf der Fensterbank und ließ meine Flügel erneut verschwinden. Dann rollte ich mich nach innen und auf dem Fußboden ab.

Grade, als ich neben Benni in die Hocke ging trat Luzifer elegant durch das Fenster ein.

„Josephine, warum gibst du mir da Amulett nicht freiwillig? Warum vertraust du mir nicht?“

Die Direktheit mit der Luzifer das fragte, verwirrte mich. Das hatte ich nicht kommen sehen.

„Du bist böse! Jeder weiß das. Du wirst das Amulett nur für deine bösen Machenschaften nutzen!“

Er schnalzte mit der Zunge.

„Ach mein Kind, wer hat dir denn das eingeredet. Das war mein Bruder Gabriel, nicht wahr? Ach er hatte schon immer einen schlechten Einfluss auf naive Gemüter. Warum vertraust du Gabriel und nicht mir. Ihn kennst du doch auch erst seit kurzer Zeit?“

Das machte mich stutzig.

Warum vertraute ich ihm?

„Na, weil er mein Vater ist und mir immer ehrlich alles erzählt hat!“

Nun hob Luzifer eine Augenbraue.

„Bin und habe ich nicht genau das für den Vater meines Enkels getan?“

Ich bemerkte seine merkwürdige Formulierung.

„Ich war immer ehrlich zu euch, und habe nie gelogen.“ Jetzt wurde ich trotzig.

„Es stimmt, ich habe keinen Beweis, dass du mich oder meine Freunde belogen hast, aber du hast früher viel Unrechtes getan!“

Ich war hitzig einen Schritt auf ihn zu gegangen. „Und wer hat dir das erzählt? Oh, lass mich raten, die Nephilim. Und von wem haben die es? Von den Engeln. Und wer hat denen das Alles erzählt.

Hm, las mich nachdenken. Ach, ich weiß es.

Gabriel hat es ihnen eingeflößt.

Tja, Gerüchte werden zu Wahrheiten, Wahrheiten zu Gerüchten. Dazu brauch es nur ein wenig Zeit.

Ich verrate dir nun etwas: Gabriel mag selten lügen, aber im Verschweigen von bedeutsamen Dinge ist er ganz große Klasse.

Nehmen wir zum Beispiel das Amulett.

Ich wette, er hat dir nicht gesagt, dass ich es spüren kann, wenn du es nicht neutralisierst.

Beziehungsweise der Zauberglanz“, mein

beleidigtes Gesicht verriet wohl, dass er mitten ins Schwarze getroffen hatte.

„Nun, ich biete dir etwas Offenheit. Du hast keine wirkliche Verwendung für deinen Teil des Amuletts. Ich hingegen, kann es sehr gut gebrauchen. Ich frage noch einmal, warum gibst du es mir nicht einfach freiwillig?“

Dieses Mal überlegte ich wirklich kurz, aber besann mich dann wieder.

„Nein! Du würdest es nur einsetzten, um Menschen zu Schaden! Nur über meine Leiche!“

Jetzt lächelte er wissend.

„Nun, das ist ein Opfer, für das ganz allein du zuständig bist. Allerdings den Tod meines Enkels willst du doch bestimmt nicht auf dich laden.

Ein ungeborenes Kind, gestorben am Starrsinn seiner Mutter. Und noch etwas, wir wissen beide, dass es sehr schlecht um deinen reichen Freund hier steht. Er wird diese Nacht wohl nicht überstehen wenn ihm nicht bald jemand hilft.

Nun, ich kann ihm helfen, und Alles was ich als Gegenleistung verlange baumelt an deinem hübschen Hals.“

Er war mit jedem Wort ruhiger und gelassener geworden. Mir fiel die Entscheidung mit jedem Nachdenken schwerer, und so ungern ich es auch zugab, er hatte Recht.

„Einmal angenommen, ich gäbe dir das Amulett, wie würdest du Benni heilen wollen?“

Wortlos griff er in eine Falte seines Gewandes und holte etwas hervor.

Er hielt mir die geballte Faust entgegen und öffnete langsam Finger für Finger und zum Vorschein kam ein kleiner lilafarbener Stein.

„Weißt du, was das ist?

Das ist ein Lapisconsanesco. Er ist in der Lage beinahe Alles zu heilen.

Zusammen mit meiner Engelsgabe kann ich ihn heilen.“

Ich kaute nervös auf meiner Unterlippe herum. Langsam gingen mir die Argumente aus…

„Ich dachte, diese Steine wären verloren gegangen. Woher soll ich also wissen, dass dies ein echter Lapisconsanesco ist? Du könntest ja einfach warten, bis ich dir das Amulett gegeben habe und dann abziehen.“

Ich hatte in der Zwischenzeit das Amulett aus dem Ausschnitt gezogen und fummelte nervös daran herum. Er schürzte kurz die Lippen, so als überlegte er, und dann zog er einen Dolch hervor.

Ich hielt den Atem an und ging in Verteidigungshaltung.

Doch er legte den Dolch an seinen eigenen Arm und machte einen dünnen sauberen Schnitt.

Er zeigte dabei keine Geste des Schmerzes.

Er zeigte mir die Wunde von allen Seiten wie ein Straßenmagier und legte behutsam den lilanen Stein auf die kaum blutende Wunde.

Er flüsterte „Heile“, und wie von Zauberhand zog sich die Haut zusammen und es blieb nicht einmal eine Narbe zurück.

„Überzeugt?“

Es fiel mir nun wirklich immer schwerer seinem Angebot nicht nachzukommen, und ich weiß nicht, was ich getan hätte, wäre nicht gerade in diesem Moment die Tür aufgeflogen.

Herein gestürmt kam eine Schar von Männern und Frauen in Uniformen.

Mein erster Gedanke war:

Oh Gott das Hotel hat das S.W.A.T. gerufen!

Bis ich sah, dass jeder der Soldaten ein paar Flügel auf dem Rücken trug.

Allen voran kam Nakisa ins Zimmer gehetzt.

Sie bellte ein paar Befehle, doch bevor sie und ihre Leute Luzifer zu fassen bekamen war er schon aus dem Fenster gesprungen.

Ich stürzte zum Fenster und sah gerade noch ein paar weiße Flügel zwischen den Bäumen des Central Parks verschwinden.

Ich stieß einen Atemzug aus, von dem ich nicht mal gewusst hatte, dass ich ihn hielt.

Mit eiligen Schritten ging ich zu Benni, der immer noch mit geschlossenen Augen auf der Chaiselongue lag. Ich kniete mich hin und legte ihm eine Hand auf die Stirn.

Sie war eiskalt.

Mit der anderen Hand besah ich mir die Platzwunde an der Schläfe. Es fehlten nur ein paar Zentimeter und er wäre schon jetzt nicht mehr zu retten.

Als ich ihm die Haare aus der Wunde strich spürte ich auch am Hinterkopf eine Beule.

Als ich die Hand zurückzog klebte kaltes Blut an meinen Fingern.

Scheiße!

Meine Augen brannten und ich musste mich stark zusammenreißen um nicht jetzt vor allen Zuschauern zu heulen. Ich presste die Lippen aufeinander und zog mit zwei Fingern seine Lider hoch.

Die Iris seines linken Auges zog sich sofort zusammen nur sein rechtes Auge brauchte doppelt so lang wie gesund war.

Ich klappte seine Lider wieder zu und setzte mich neben ihn. Währenddessen war Nakisa an mich heran getreten und warf einen besorgten Blick auf meinen Freund.

Sie legte eine Hand auf meine Schulter.

Ich sah zu ihr auf, und ich brauchte keinen Spiegel, um zu wissen, dass mein Gesicht verzweifelt aussah. Mein Blick huschte kurz zurück zu Benni und dann wieder zu Nakisa.

Die Botschaft war klar.

Hilf ihm…

Nakisa kam zu mir und sah mich ernst an. „Josephine, du weißt, das hier ist ernst. Ich kann ihm helfen, aber dann musst du mir erlauben, dass ich sein Gedächtnis verändere. Er weiß zu viel über unsere Welt. Das ist nicht gut. Weder für ihn noch für uns. Wenn ich ihn geheilt habe, wird er sich an nichts mehr erinnern. Bist du damit einverstanden?“ Sie sah mir fest in die Augen.

Ich wusste, was sie nicht sagte, es war trotzdem klar. Wenn sie sein Gedächtnis verändert hatte, dann würde ich ihn nie wieder sehen können.

Ich unterdrückte die Tränen, die mir in den Augen brannten und atmete tief durch.

„Gib mir bitte noch einen Moment mit ihm…“

Sie zuckte mit den Schultern.

„Aber nicht zu lange, sonst kann ihm niemand

mehr helfen.“

Ich wollte Benni in sein Zimmer tragen.

Einer der Soldaten merkte, dass ich es allein nicht schaffte und half mir ihn zu tragen.

In seinem Zimmer angekommen legten wir ihn auf sein Bett. Dann ließ uns der Soldat wieder in Ruhe.

Ich legte Benni eine Hand auf die Wange und da war es um mich geschehen.

Die Erinnerungen schlugen über mir zusammen und ich hatte keine Wahl.

Ich durchlebte jede einzelne noch einmal.

1 Tag vor meinem 16. Geburtstag war Benni mit mir nach Paris geflogen und wir haben auf dem Eiffelturm angestoßen.

Es war das beste Geburtstagsgeschenk, das er mir machen konnte. Nur er und ich und Paris.

Das war wohl der Zeitpunkt, an dem wir inoffiziell zu einem Paar wurden.

Ich habe den genauen Augenblick nämlich niemals mitbekommen. Eines Tages war es einfach so.

Eine weitere Erinnerung. Früher diesmal. Sehr viel früher. Einschulung.

Ich saß schon auf meinem Platz, als plötzlich ein kleiner Junge, der sich als Benjamin vorstellte neben mir stand und mich fragte, ob ich einen gewissen Mr.Katzen kenne.

Verlegen antwortete ich mit Nein.

Da lachte er und setzte sich neben mich.

Damals verstand ich das nicht, heute schon.

Eine nicht enden wollende Kette von Erinnerungen stach immer wieder auf mein Herz ein, wie Nadeln. Ich wusste nicht, wie viel Schmerz mein Herz noch ertragen konnte, bevor es endgültig brechen würde. Erst Gabe und nun Benni.

Tränen verschleierten meinen Blick und ich blinzelte.

Als mein Blick durch das Zimmer glitt, fiel er schließlich auf die offenstehende Tür des Wandschranks.

Hatte ich vorhin den Safe zugemacht?

Ich beschloss nachzusehen.

Ich betrat zum zweiten Mal den kleinen Raum und sah, dass die Tür des Safes immer noch sperrangelweit offen stand. Gerade wollte ich die Tür grade ins Schloss fallen lassen, als mein Blick auf die Fotos und das Ringetui fielen, das ich vorhin schon gesehen hatte.

Ja, ich bin einfach zu neugierig.

Ich nahm alles heraus und ging zurück zu Benni. Ich setzte mich neben ihn auf das King Size Bett und fing an die Fotos durchzublättern.

Ich merkte erst, dass ich wieder weinte, als heiße Tränen auf die Fotos tropften.

Es waren alte und neuere Fotos von Benni und mir. Er hatte sie alle aufgehoben…

Meine Finger fuhren über ein Bild auf dem Benni und ich Halloween gefeiert haben.

Ich war Mina Harker und er Dracula.

Die Kostüme waren unglaublich aufwändig in einer Schneiderei angefertigt worden, mit echtem Mieder für mich und Original Theaterblut vom Broadway für Benni.

Auf dem Bild biss „Dracula“ mir gerade in den Hals. Zwischen all den Bilder war auch ein gefalteter Zettel. Er war alt und an den Ecken zerrissen. Ich erkannte ihn sofort wieder.

Benni hatte mir einmal ein Lied geschrieben. Auch heute noch kann ich den Text, denn Benni hat es mir immer wieder vorgesungen.

You are the best thing

That’s ever happened to me.

Every time I see you

My heart just skips a beat.

With you by my side

I know what love is, baby!

You are the one I want to grow old with.

Never wanna be apart of my lady.

When you found me I was wrecked

But you fixed me.

You know I’ll be there for you

Your side’s my place to be.

Ich vergrub mein Gesicht in den Händen und war völlig fertig mit den Nerven.

Der letzte Rest meiner Selbstbeherrschung war spurlos verschwunden. Ich sah mir noch das letzte Objekt aus dem Safe an.

Das Ringetui.

Ich holte tief Luft und klappte es auf.

Darin war ein wunderschöner zierlicher Goldring, der mit einem kleinen, lupenreinen Diamanten verziert wurde. Ich konnte sehen, dass etwas in die Innenseite eingraviert war.

Ich hielt mir den Ring nah ans Auge und entzifferte die Schnörkel.

Für Josephine, weil du für mich das Wertvollste bist, das es gibt.

Ich sah in Bennis Gesicht und spürte, wie etwas in mir zerbrach.

Wieso hat er mir das nie gesagt?

Ich weiß, wir waren sechzehn und heiraten kam eigentlich noch nicht in Frage, aber hätte er mir das denn nicht trotzdem schon sagen können? Wieso begriff ich erst jetzt wie viel Benni mir bedeutete, als es schon zu spät war?

Ich nahm Bennis Hände in meine und sah in lange an. Es war alles meine Schuld.

Ich hatte Luzifer hier her gelockt.

Ein Klopfen an der Tür ließ mich zusammenzucken. Es war Nakisa.

„Wir müssen es jetzt erledigen oder es ist zu spät.“ Ich nickte und machte Platz für Nakisa.

Sie zog ebenfalls einen kleinen Stein aus ihrer Brusttasche. Er war allerdings um einiges kleiner als der von Luzifer.

Dann holte sie eine kleine Glaskugel aus einer Tasche an ihrem Gürtel. Sie war hohl und leer.

Mit der linken legte sie die Kugel auf Bennis Stirn, mit der rechten legte sie den Stein auf sein Herz.

Sie schloss die Augen und atmete.

Dann merkte ich, dass sie etwas murmelte.

Es war zu leise um es verstehen zu können.

Die Kugel auf Bennis Stirn begann zu leuchten. Bunte Nebelschwaden erschienen in ihr und füllten die Kugel. Währenddessen verlor der Stein seine lila Farbe und wurde schwarz.

Bennis Atmung wurde lauter und er hustete.

Da zog Nakisa beide Hände zurück.

Der Stein in ihrer Rechten zerbröselte.

Sie reichte mir auch die Kugel in ihrer Linken.

„Ich denke, du solltest seine Erinnerungen an euch aufbewahren. Und nun gehen wir, ja?“

Sie war schon beinahe zur Tür hinaus als sie noch sagte.

„Ach, und bevor ich es vergesse: Chilali hat mir eine Nachricht geschickt. Sie möchte, dass du sie so bald wie möglich besuchst, am besten fliegst du gleich morgen…

Du sollst, Zitat, für einen längere Zeit packen, und alles mitnehmen, was dir am Herzen liegt. Zitat Ende.“

Zumindest der letzte Teil würde nicht schwer werden, denn davon war nun wirklich nicht mehr viel übrig. Ich nickte und ließ meinen Blick ziellos durch den Raum gleiten.

Ich fühlte mich wie in Watte eingepackt.

Behutsam steckte ich die Kugel, die Fotos und das Ringetui, die ich immer noch in meiner verkrampften Hand hielt in meine Tasche.

Ich sah mich schließlich genau um, und prägte mir alles ein. Dabei fiel mein Blick auf ein Tablett mit Keksen, das auf einem Tischchen stand.

Ein Gedanke zwängte sich an all der Watte vorbei in mein Hirn.

Was war eigentlich mit Blake?

Langsam ging ich auf die Küchentür zu. Dort klebte ein Zettel, der noch nicht da gewesen war, als ich kam.

Bin einkaufen

Blake

Gottseidank, Er war nicht zuhause, als der Werwolf kam. Mit diesem Gedanken nahm ich meine Tasche, ging meine Jacke holen, verließ die Wohnung und betrat den Fahrstuhl.

Während ich nach unten fuhr packte ich innerlich alle Erinnerungen an Benni in eine Kiste und verschloss sie.

Dann schob ich diese Kiste soweit wie möglich ins hintere Ende meines Kopfes.

Eigentlich war meine Kiste nicht viel anders als die Kugel, die in meiner Tasche lag…

Nun war ich bereit zu vergessen.