THE KNIGHTS OF LIGHT

Their image of God, was a circle of fire
And just their own dreams,
satisfied their desire
At the end of the day, they met on the hill
The wind took their prayers,
and carries them still

Follow the Knights of Light

„Also gut, ich habe meine Mutter abgestochen, und was nun“, fragte Gabe in die Stille hinein.

Ich erkannte diesen Ton.

Den hatte Gabe immer dann, wenn er sich abgekapselt hatte und nichts ihn mehr stören konnte. Mit der Zeit hatte ich ihn immer seltener gehört. „Was nun kommt“, fragte Luzifer völlig gelassen. Gabriel und Jophiel warfen ihm einen misstrauischen Seitenblick zu.

„Ich nehme nicht an, dass diese beiden Witzfiguren dir irgendetwas über deine Herkunft erzählt haben, oder?“

Mit einer hochgezogenen Augenbraue wandte er sich an Gabe. Eine kleine Falte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen, als er zurück schaute.

„Tja, dann fang ich mal an. Vor langer Zeit schuf Gott die Erde. Das ist euch allen ja bekannt. Aber in der Bibel wurde nie erwähnt, dass Gott noch etwas anderes schuf. Mit jedem Tag, der verstrich erschuf er einen Engel. Er gab ihnen Macht und die Aufgabe für etwas zu sorgen, dass er ebenfalls geschaffen hatte. Es begann so, dass er mich erschuf.

Luzifer. Wie ihr wisst heißt das Lichtbringer.

Also was geschah? Na klar, er erschuf das Licht. Das war am ersten Tag.

Meine Aufgabe war es mich um das Licht zu kümmern. Dann erschuf er Michael und den Himmel. Was seine Aufgabe ist, ist klar.

Am zweiten Tage Gabriel und das Meer und die Erde, am dritten Jophiel und die Pflanzen, am vierten Chamuel und die Tageszeiten.

Schließlich am fünften Tag kamen Raphael und die Vögel. Und ganz zuletzt am sechsten Tag schuf er morgens noch vor Sonnenaufgang Uriel und abends Zadkiel. Dabei entstanden die Tiere.

Und er erschuf die Menschen.

Um diese sollten wir uns wohl alle kümmern, aber ich habe noch nie verstanden, wie ihm diese unwürdigen Gestalte wichtiger sein konnten, als wir, die ersten seiner Schöpfung.

Weil ich aber doch niemals meinen Gott hätte verraten können nahm auch ich dieses Schicksal auf mich. Ich wusste, dass Gott einen Widersacher brauchte. Jede Sache braucht ein Gegenstück.

Wie süß und sauer. Licht und Schatten. Also verriet ich Gott und wurde in die Hölle verbannt, in dem Wissen, dass ich meinen geliebten Vater niemals wiedersehen würde. Doch als ich ging nahm ich etwas mit. Beziehungsweise, ich stahl den Engeln etwas. Diese Kreaturen, die nichts als Verachtung für mich empfanden. Ich kam in eben diesen Raum. In das Gericht der Engel.

Auf diesen Balkonen saßen wir früher und sprachen Recht. Geleitet von Gottes letztem Geschenk an uns. Das Amulett der Engel.

Es lag immer auf diesem Podest dort. Jeder Erzengel hatte ein goldenes Dreieck, das mit seinem Zeichen und einem Lateinischem Spruch versehen war. Keiner von uns hat je das Rätsel gelöst, was für eine Bedeutung die Sprüche für uns haben sollen. Wichtig ist nur, dass das Amulett der Engel ungeheure Kräfte hatte, wenn es zusammengesetzt war und jeder Engel seinen Spruch gesprochen hatte. Tja, und als ich ging verteilte ich die Dreiecke in alle Welt. Ich glaube die Erzengel haben nach ewigem Suchen circa 3 Amulette wieder gefunden, aber Gabriel war so leichtsinnig seiner Geliebten, übrigens damit meine ich deine Mutter Josie, ein Amulett zu schenken, damit sie darauf aufpasse. Leider ist die Arme bei deiner Geburt abgekratzt, und daher blieb ihr, mit Gabriel, der sie verlassen hatte, kaum dass er von der Schwangerschaft erfuhr, niemand mehr, dem sie das Artefakt hätte anvertrauen können, außer dir meine Liebe. Es gibt doch kein sichereres Versteck, als einen kleinen Säugling… Und wisst ihr auch, wieso die beiden Wichtigtuer hier so einen Aufstand machen?

Nun, ich habe bis auf diese drei gefundenen Amulette und ihre dazugehörigen Besitzer, alles was ich brauche um die Macht des Amuletts der Engel wieder aufleben zu lassen.

Das heißt im Klartext ich brauche noch Gabriel, Jophiel und natürlich unseren Mr. Super Trooper Michael!“

Mit jedem Wort, das Luzifer mehr sprach wurde mir bewusst, wie verbittert er war.

Und auch wenn er seine Pläne nicht verraten hatte ahnte ich böses.

Jetzt fielen mir Gabes Worte wieder ein.

Die anderen vier wurden entführt, als sie gerade auf der Erde weilten. Wieso sie hier unten waren hat Michael nicht verraten.

Deswegen also waren die Erzengel alle verschwunden. Luzifer hatte sie entführt…

„Aber“, erhob Luzifer wieder seine Stimme,

„das ist noch längst nicht alles. Ich habe einen wichtigen Teil noch gar nicht erwähnt. Auch ich wandelte vor zwanzig Jahren auf der Erde und suchte nach den verschollenen Amuletten.

Tja, und dabei ist mir eine ganz bestimmte Frau geradezu in die Arme gelaufen. Sie kann es euch nicht mehr selbst erzählen, also fasse ich kurz zusammen.

Sie wurde von einem Dämonenfürst verfolgt, der mir schon lange ein Dorn im Auge war.

Als ich ihm dann gegenüber stand habe ich ihm den Kopf abgehackt. Iduna, so hieß sie, war mir unglaublich dankbar. Als sie mir ihren Namen verriet war mir klar, dass meine lange Suche nach einer Gefährtin beendet war, denn der Name Iduna ist abgeleitet von der altnordischen Göttin Idhun der Jagd und Unsterblichkeit.

Und in der Tat war sie eine würdige Partnerin.

Und schließlich gebar sie mir einen Sohn.

Auch wenn ich überglücklich war, so wusste ich um das Schicksal des Jungen und setzte ihn aus.

Ich weiß nicht, ob es dich freuen wird, dies zu hören Gabe, oder sollte ich lieber Gabriel sagen, glaube mir es war die Idee deiner Mutter dich so zu nennen, aber Iduna war deine Mutter, und ich bin dein Vater. Und genau wie auch deine Gefährtin bist du ein halber Erzengel.“

Erschrocken sah ich zu Gabe.

Einerseits freute ich mich, dass wir beide nun um ein Paar Flügel reicher geworden waren, aber andererseits natürlich war es ein herber Schock für Gabe zu Erfahren, dass sein Vater der Herr der Unterwelt persönlich ist.

Und was hatte er gemeint mit, ich wusste um das Schicksal des Jungen?

Ich beschloss, mir später darum Gedanken zu machen und mich nur auf das Wesentliche zu konzentrieren. Im Gegensatz zu mir schien Gabe diese Nachricht nun vollkommen ruhig aufzunehmen. Er stand einfach nur da und wartete, dass irgendetwas passierte.

„Nun mein Sohn, ich will ja nicht so sein und zeige dir, wie man seine Flügel benutzt. Es wäre doch unfair, wenn deine Freundin dir da voraus ist.“ Luzifer trat auf Gabe zu, der nicht wie ich es getan hätte, stehen blieb wo er war.

Eine Armlänge von ihm entfernt blieb Luzifer stehen und legte beide Hände auf Gabes Schultern. Alles, was Gabe Tat war trotzig das Kinn vorzuschieben. Dann beugte Luzifer sich vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr.

Gabes Augen weiteten sich und alles, was ihn aufrecht hielt waren Luzifers Arme.

Ein stummer Schrei entfuhr ihm, als sich zwei mächtige Schwingen aus seinen Schultern zwängten. Ja zwängten. Es sah so aus, als würden sich zwei weiße Schlangen unter seinen Schulterblättern hervor winden und die hinderliche Haut einfach mit ihren Zähnen zu zerbeißen.

Diese Prozedur ging zwar um einiges schneller als meine, schien aber auch um einiges schmerzvoller. Jeder seiner Muskeln war zum zerreißen gespannt. Die schiere Pracht seiner Flügel ließ mich keuchen. Sie sahen so wunderschön aus.

Noch viel schöner als Gabriels oder Jophiels.

Sie strahlten förmlich weiß und ich hätte darauf geschworen, dass sie im Dunklen leuchteten.

Aber wie auch schon bei Gabriel und Jophiel schienen sie nicht größer zu sein als meine, also war das mal ein Bereich, in dem keine Diskriminierung des weiblichen Geschlechts herrschte.

Dieser Gedanke baute mich von innen heraus auf. Luzifer ignorierend rannte ich jauchzend auf Gabriel zu. Das war so viel besser, als allein Flügel zu haben.

Wir könnten Superhelden werden.

Big G und Super J.

Oh ja… Das wäre der Hammer.

Darüber müsste ich mal mit Gabe unter vier Augen sprechen. Als ich bei ihm ankam drängte ich Luzifer einfach zu Seite. In diesem Moment könnte er mir nicht unwichtiger sein.

Ich befühlte Gabes Flügel und quietschte. Wie eine zweijährige.

Gabe schien seinen Schmerz vergessen zu haben und lachte. Wir waren kurz davor uns wild im Kreis zu drehen, als sich Gabriel räusperte.

Ich stellte mich neben Gabe und starrte verlegen auf meine Füße. Neben mir zitterte Gabe.

Aber nicht aus Angst sondern vor Lachen.

Ich war kurz davor mir die Faust in den Mund zu stecken, aber ich konnte mich beherrschen.

Ich weiß gar nicht, wieso ich wegen den Flügeln so ausgerastet bin.

Wahrscheinlich Stress

oder Hormonschwankungen.

Daran musste sich meine Umwelt langsam gewöhnen. Gelangweilt sah Luzifer zwischen uns vier hin und her. Dann warf er einen Blick auf seine nicht vorhandene Uhr und runzelte die Stirn.

„Was so spät schon? Ts, ts… Na dann muss ich wohl los…“, murmelte er mehr zu sich selbst, als zu uns.

Dann hob er den Kopf und sah uns wieder alle an. „Also, ich muss los. Ich hab in einer Stunde ein Meeting mit Marlboro. Um euch kümmere ich mich dann ein anderes Mal. Bis dann“, es klang mehr, als wären wir alte Freunde, und nicht seit neustem Erzfeinde…

Und mit diesen Worten schwang e sich in die Lüfte, hinauf zu dem Loch in der Decke.

Als auch sein Fuß verschwunden war schien eine ungeheure Anspannung von Gabriel und Jophiel abzufallen.

„Das ging ja glimpflich aus, ich bin froh, dass…“, der Rest ihres Satzes wurde von einem ohrenbetäubenden Knall übertönt.

Wie auf ein geheimes Zeichen stürmten wir in die große Halle zurück.

Dort wüteten einige Dämonen mit, wie es schien, Silvesterböllern.

Überall lag Schutt und die Farbeimer hatten Feuer gefangen. Doch kaum als die beiden Erzengel auf den Plan getreten waren verschwanden sie.

Ich ließ meinem Blick über die Verwüstung gleiten und blieb schließlich verdutzt an Jophiels Gemälde hängen.

Die Stelle in der Mitte, die sie komischerweise zu Erst übermalt hatte war fast vollkommen abgebröckelt. Zum Vorschein kam eine achte Gestalt. Sie saß im Schneidersitz und lachte ausgelassen.

Auch er trug ein goldenes Amulett, nur das seines rundlich war. Er hatte schwarze Haare und an seiner linken Seite stand ein altmodischer Kerzenhalter mit zugehöriger Kerze.

Es war Luzifer. Und sie hatten ihn einfach übermalt…

Die Engel mussten ihn echt verachten.

Jophiel versuchte so schnell wie möglich die Lage einzuschätzen.

Nach ein paar schnellen Blicken kam sie wohl zu dem Schluss, dass es am besten war dieses Gebäude völlig zu verlassen, denn sie zerrte Gabe an der einen und mich an der anderen Hand heraus.

Als es hinter uns laut knallte schützte sie uns zwei mit ihren Flügeln.

Faustgroße Steine flogen durch die Luft und prallten an den weißen Federn ab.

Trotzdem gaben ihre Flügel dumpfe Geräusche von sich und ich ahnte, dass es trotz allem ziemlich wehtun musste.

Nach ungefähr einer Minute ließ sie die Flügel zuerst sinken, und schließlich ganz verschwinden. Nur eine kleine, gelbe Blüte zeugte noch davon, was eben noch dort gewesen war.

Ich hob die Blume auf, ich konnte mir den Namen immer noch nicht merken, und reichte sie Jophiel. Die lächelte mich an und steckte sie in die Tasche. „Vielleicht sollten wir euch auch noch zeigen, wie ihr eure Flügel wieder wegbekommt…“, dabei lachte sie leise.

Wir richteten unsere ganze Aufmerksamkeit auf sie und schwupp! waren auch ihre Flügel wieder da. „Also, es funktioniert eigentlich genauso, wie das herbeiholen, nur umgekehrt. Normalerweise stellt ihr euch vor, was übrig bliebe, wenn sie verschwänden, da wir das aber jetzt noch nicht wissen ist das erste Mal das komplizierteste.“

Dann trat sie vor und legte eine Hand auf Gabes und eine Hand auf meine Flügel.

Sie schloss die Augen und murmelte etwas, das sich stark nach Latein anhörte. „Quid erat liber, debebit reconditus…“

Oder so ähnlich.

Es fühlte sich an, wie ein leichter Sog, als würden meine Flügel von einem großen Staubsauge nach hinten gezogen.

Unwillkürlich machte ich einen Buckel, aber bevor ich mich umdrehen konnte, um zu sehen ob sie wirklich weggesogen wurden waren sie schon verschwunden.

Zurück blieb wie ich schon erwartet hatte nur eine kleine weiße Feder und …

Tja, das war’s.

Bei mir erschien keine Blume oder ein Luftzug oder sonst irgendwas.

Nur eine zierlich weiße Feder, die im Sonnenlicht leuchtete. Etwas enttäuscht blickte ich hinter Gabes Rücken, um zu sehen, ob er mehr bekommen hatte, als ich.

Aber auch beim ihm blieb nur eine Feder zurück. Nur seine war nicht zierlich wie meine, sondern … kraftvoll.

Mir fiel kein anderes Wort für sie ein.

Ich hob unsere beiden Federn auf und gab Gabe seine. Dann sah ich mich nach Gabriel und Jophiel um. Die beiden standen etwas abseits und unterhielten sich mit einer anmutig aussehenden Frau. Ihre Haut hatte den satten Ton von Vollmilchschokolade und ihr kurzes schwarzes Haar umrahmte ihr Gesicht.

In ihrem intelligenten Gesicht blitzten zwei saphirblaue Augen, die vollkommen konzentriert in Gabriels Gesicht sahen.

Die Flügel auf ihren Schultern allerdings waren von einer bronzenen Farbe, die schon beinahe unecht war. Es sah aus, als wären sie aus Kupfer oder Bronze gegossen. Auf einmal lachte sie und ihre Flügel bebten. Ich hatte kurz die Befürchtung ihre Flügel konnten zerbrechen, aber als sie sie halb öffnete und wieder schloss sah ich, dass sie wohl genauso beweglich waren wie meine.

Komisch, wie mich dieser Anblick so hatte täuschen können.

Jetzt sah ich auch, wie sich die kleinen Daunenfedern leicht im Wind wiegten.

Ich musste schon eine ganze Weile so auf diesen Engel gestarrt haben, denn plötzlich kamen Gabriel, Jophiel und Madame Kupferflügel auf uns zu. Madam Kupferflügel warf mir einen zuerst belustigten und schließlich verschwörerischen Blick zu und beinahe hätte ich gelacht.

War ja klar, dass meine Aktion wieder mal nicht unbemerkt geblieben war.

Gabriel stellte sie mit Namen vor.

„Das hier ist Nakisa Oluwa-seyi. Ihr Name ist…“, aber Nakisa Oluwa-seyi übernahm das Wort,

„Er ist afrikanisch. Nakisa bedeutet: Die Schöne und Oluwa-seyi bedeutet: Gott hat sie geschaffen. Ich denke ich kann behaupten, ohne eitel klingen zu wollen, dass es wahr ist. Aber nun weiter, wir sind schließlich nicht hier, um zu plaudern. Ihr seid Josephine und Gabriel, nicht wahr? Ich habe einen wichtige Frage, wer weiß alles davon, dass du einen Teil des Amulettes der Engel besitzt, Josephine?“ Ihre Augen blickten in meine und ich hätte in diesem Moment nicht lügen können, selbst, wenn ich gewollt hätte. Erst jetzt bemerkte ich, dass sie in voller Uniform vor uns stand.

Sie trug einen roten Overall und schwarze, kniehohe Stiefel. Auf ihren Schultern hatte sie diese lustigen Bommel, von denen ich wohl nie gewusst habe, wie sie heißen…

Und natürlich das obligatorische

Dienstgradabzeichen über der Brust.

Es waren 5 goldene Sterne und ein goldener Löwe, der auf seinen Hinterbeinen stand und bedrohlich brüllte.

„Nun, Nakisa Oluwa-seyi, soweit ich weiß, habe ich nur meinen Freunden aus der Akademie und euch hier davon erzählt. Damit komm ich auf acht Leute, wenn ich mich nicht täusche. Ach ja und Chilali weiß davon, aber ich glaube, sie weiß alles… Hm, das müssten alle sein.“

Ich blickte sie fragend an, und hoffte, dass meine Antwort sie zufrieden gestellt hatte.

Ihr Blick hatte etwas Hartes.

Diese Frau hatte schon viel gesehen, und es war bestimmt nicht alles schön gewesen…

„Na das sind ja nicht allzu schlechte Neuigkeiten“, murmelte Nakisa. Ich spürte einen Luftzug und sah nach oben. Ein Mann in einer ganz ähnlichen roten Uniform flog heran, sein Blick war gehetzt und fest auf Nakisa gerichtet.

„Generalfeldmarschall! Generalfeldmarschall!“

Verdutzt sah ich mich um. Meinte der etwa Nakisa. Prüfend sah sie zu dem Neuankömmling auf, der nun stolpernd neben mir zum Stehen kam.

Er neigte kurz seinen Kopf vor Gabriel und Jophiel und salutierte vor Nakisa.

„Leutnant Zaruch?“

Zaruch keuchte einmal bevor er atemlos und in der unverkennbaren militärischen Art, seine Antwort schrie. Ich habe nie verstanden warum die immer alle schreien müssen…

„Luzifers Dämonen haben in der Weststadt nichts als einen Trümmerberg zurückgelassen, wir haben 3 Soldaten verloren und 17 sind verwundet.

Wir tun alles was wir können, um die Lage zu stabilisieren, aber nun haben unsere Späher jede Spur von Luzifer verloren.

Was sollen wir tun, General?“

Einen kurzen Augenblick schien Nakisa in weite Ferne zu blicken als sie sich schließlich entschlossen an den Schwertgriff fasste und, gottseidank ohne zu schreien, antwortete:

„Leutnant Lahabiel soll sich mit seiner Garnison um den Westbezirk kümmern, baut auf was aufzubauen ist und rettet wer oder was noch zu retten ist, General Malkael soll sich seine fünf besten Soldaten aussuchen und die Verfolgung Luzifers aufnehmen, Admiral Rama ist für die ärztliche Versorgung zuständig und sie Leutnant Zaruch geben meinen Begleitern sicheres Geleit nach Esmeras!“

Erst langsam begriff ich, welche große Verantwortung auf Nakisa lastete.

Zaruch salutierte ein weiteres Mal bevor er abhob um die Anweisungen weiter zu geben.

Etwas verängstigt lehnte ich mich an Gabe, der schützend seinen Arm um mich legte.

„Was sollen wir denn jetzt tun? Luzifer weiß, dass ich das Amulett habe…“

Nakisa versteifte sich.

„Was? Ich dachte es wüssten nur deine Freunde aus der Akadmie was vom Amulett, warum hast du mir verschwiegen, dass Luzifer es weiß. Das verkompliziert die Lage gewaltig...“, schon hatten sich Falten auf ihrer Stirn gebildet, und sie schien scharf nachzudenken, was wir nun tun sollten.

„Ihr müsst hier weg! Dorthin wo Luzifer euch nicht findet. Schnell! Wir haben nicht viel Zeit. Luzifer kann jederzeit wieder zuschlagen“, sie packte mich am Arm und gezwungenermaßen folgte ich ihr. Gabe hatte meine Hand nicht losgelassen und folgte uns ebenfalls.

Gehetzt führte Nakisa uns weg von Jophiel und Gabriel, die auch keine Anstalten machten uns zu folgen. Wir bogen in eine der vielen Straßen ein und ich sah, dass um uns herum vieles in Schutt und Asche lag.

„Junge“ und „Ältere“ Engel rannten oder flogen durch die Gegend und riefen irgendwem irgendwas zu. Ich erkannte das junge Engelsmädchen wieder, die mit meinem Gabe geschäkert hatte, doch nun war sie über einen blutverschmierten Engelsjungen gebeugt. Ich sah wie leise Tränen über ihr Kinn tropften und die Brust des Jungen benetzten.

Es war ein niederschmetterndes Bild, doch als wir weiter gingen begegneten mir noch mehr davon. Was war hier passiert, als wir unseren Kampf in den Katakomben hatten? Ich drückte mich enger an Gabe.

Plötzlich packte mich eine starke Hand am Oberarm. Ich reagierte wie immer indem ich der Person das Handgelenk verdrehte.

Erst, als ich den verzweifelten Aufschrei hörte sah ich, was passiert war.

Ein weiblicher Engel hielt ein kleines Bündel in der linken Hand, das früher einmal weiß gewesen sein musste.

Ich Gesicht war von Staub und Tränen verschmiert und ihre rechte Hand hielt sie dicht an ihren Körper gepresst. Geschockt blicke ich in ihre Augen und wartete.

Ich hörte sie schniefen und dann räusperte sie sich. „Bitte, Lady Josephine und Lord Gabriel, ich bitte euch: Gebt diesem Kind euren Segen. Seine Mutter hat es mir anvertraut bevor die Dämonen sie töteten. Bitte, bitte gebt diesem armen Geschöpf euren Segen.“

Sie hielt uns das Bündel hin. Trotz seines Daumens im Mund schaffte es das Kleine zu weinen.

Etwas perplex nahm ich das Kind auf den Arm.

Es wog kaum etwas.

Aber kaum dass ich es an mich drückte überkam das Kind eine innere Ruhe und es starrte mich erwartungsvoll aus den blausten Augen an, die ich jemals gesehen habe.

Ich warf Gabe, der wortlos neben mir stand einen Blick zu. Er legte den einen Arm um meine Taille, sodass er unauffällig mit dem Mund an mein Ohr kam, und hielt die andere Hand über dem Kopf des Kindes. Er flüsterte mir etwas zu, das nur ich verstehen konnte.

„Also, möge unser Segen über“, mir fiel etwas auf. „Wie heißt das Kind denn?“

Die Frau schniefte und antwortete.

„Sein Name ist Moniel.“ Ich begann erneut.

„Möge unser Segen über Moniel liegen, ihn begleiten, alle schlechten Tage schnell vorüberziehen lassen, und die guten festhalten. Möge er den Mut haben zu Glauben, und die Kraft zu Wünschen.“

Feierlich legte auch ich meinen freie Hand über seinen Kopf schloss kurz die Augen und gab ihn dann der Frau zurück.

„Oh Danke! Danke! Ihr seid in meinem Haus immer willkommen. Wenn ihr wieder einmal in der Gegend seid, fragt nach Naminé!“

Vor Freude fing sie an zu weinen.

Ich drehte mich zu Nakisa um, die uns merkwürdigerweise vollkommen geduldig zugesehen hatte, und wir gingen weiter.

Ich erzählte Gabe nicht, wie schön ich es gefunden hatte dieses Baby im Arm zu halten und seinen Herzschlag zu fühlen, und wie schwer es mir gefallen war, es wieder her zu geben.

Das hing garantiert mit meiner eigenen Schwangerschaft zusammen.

Wir schienen endlos so weiter zu gehen, als wir schließlich an den Rand der Stadt kamen.

Und ich meine den RAND.

Von jetzt auf gleich endete die Straße im Nichts.

Ich beugte mich nach vorne und konnte Wolken sehen. Einen Schritt weiter, und ich könnte ausprobieren, ob man wirklich nicht auf Wolken stehen kann.

„Also gut“, erhob Nakisa ihre herrische Stimme „ihr müsst untertauchen, bis ein wenig Gras über die ganze Sache gewachsen ist.

Ich weiß wo das am besten geht.

Ich werde euch zu einem Haus führen, von dessen Existenz nur die wenigsten wissen. Es geht los.“

Sie trat vollkommen locker über den Rand und sofort bewegten sich ihre Flügel, sodass man kaum merkte, dass sie den festen Boden verlassen hatte. Ich entfernte mich ein, zwei Schritte, kniff meine Augen zusammen und konzentrierte mich.

Ich fühlte ein leichtes Prickel, als mir wieder die Flügel aus den Schultern wuchsen, dieses Mal war es um einiges einfacher.

Ich ging wieder an den Rand, unterdrückte die Gewohnheit mir die Nase zuzuhalten und ging weiter.

Ich freute mich, als ich sah, dass meine Flügel ihre Arbeit taten und sofort war Gabe neben mir.

Wir flogen los.