I WILL BE RIGHT HERE WAITING FOR YOU

Oceans apart, day after day
And I slowly go insane
I hear your voice, on the line
But it doesn't stop the pain
If I see you next to never
how can we say forever

Mit einem Schlag saß ich kerzengrade im Bett.

Benommen blickte ich mich mit Schlitzaugen um. „Was“, nuschelte ich verwirrt.

Alles, was ich erkennen konnte waren blonde Locken die auf und ab wedelten.

Auf und ab.

Schließlich wurden auch meine Ohren wach.

„Josie! Josie! Steh auf. Steh endlich auf, es ist schon 9 Uhr“, die Stimme war so hell, das es fast schon weh tat.

Ich war ein absoluter Morgenmuffel.

Ich schmiss mich zurück auf mein Bett.

Und versuchte den Schmerz zu ignorieren, der sich unvermeidlich auf meinen Beinen abspielte, denn Shannon hatte sie zum Trampolin erklärt.

Ich scheiterte kläglich.

„Was ist denn“, ich musste mich stark zurück halten, um nicht zu fauchen.

„Hast du das denn schon vergessen, heute kommt Gabe zurück!“

Jetzt war ich hellwach. Ich hatte es tatsächlich vergessen.

Dabei waren die letzten 3 Wochen die längste Zeit meines Lebens gewesen und ich hatte schon nach 2 Stunden damit angefangen, die Tage zu zählen. Gabe war nämlich nach Esmeras gerufen worden. Wieso hatte man uns nicht gesagt.

Aber Befehl ist Befehl und so ist Gabe ab nach Europa.

Aber es war nicht nur seelischer Schmerz gewesen, als er sich immer weiter von mir entfernt hatte.

Es war auch dieses vertraute brennen in meiner Brust gewesen, das ich immer verspürte, wenn wir nicht zusammen waren.

Mit jeder Sekunde war es schlimmer geworden.

Und jetzt wusste ich auch, wieso ich so gut geschlafen hatte.

Das Brennen hatte diese Nacht nachgelassen. Das musste es sein.

Ich sprang stürmisch aus meinem Bett und verhedderte mich in der Bettdecke.

Ich stöhnte, als ich auf den Boden klatschte.

Aber mich konnte nichts mehr halten.

Ich prallte mit dem Knie gegen den Couchtisch, auf meinem Weg zum Schrank.

Jaulend hüpfte ich durchs Zimmer und fiel gegen die Schranktür.

Als ich grade merkte, dass ich das rechte Bein in das Linke Loch meiner Jeans zu zwängen versuchte, hörte ich ein Lachen.

Marissa stand in der Tür.

Schon völlig bekleidet mit einer grauen Jeans und einem roten Top.

„Vielleicht wärst du schneller fertig, wenn du dir mehr Zeit lassen würdest. Ich kann dir natürlich auch beim Anziehen helfen.“

Entgegen ihrer Worte blieb Mari völlig regungslos im Türrahmen stehen.

Frustriert zog ich die Hose erst aus und dann erneut an.

Über die Blue Jeans zog ich rote Lackleder Stiefel an.

Als Oberteil wählte ich ein weißes T-Shirt und hing mir eine rote Perlenkette um den Hals.

Dazu noch rote Ohrringe und fertig.

Ich trug noch etwas Wimperntusche und Kajal auf. Für mehr reichte meine Geduld nicht.

Ich schnappte mir meine rote Longchamp Tasche, die praktischerweise schon angefüllt mit dem nötigsten war (ein handlicher Silber-Dolch, meine Yara, mein Portemonnaie zwei kleine Wurfmesser, wie sie Ninjas benutzen, roter Lipgloss, zwei rote Haargummis, ein Fläschchen Weihwasser, mein Handy, ein Bleistift, der als Pfahl dienen konnte und mein Hausschlüssel.).

Ich war gestern so nervös gewesen, dass ich mich beschäftigen musste, und schon mal meine Tasche gepackt hatte.

So kurz nebenbei: Den Dolch, den mir Isuriel geschenkt hatte, hatte Gabe „ausversehen“ in den East River geworfen.

Natürlich erst, nachdem ich ihm die ganze Geschichte erzählt hatte, und er feststellen musste, dass die Gravierung wirklich nicht abging.

Als Entschädigung hatte ich einen neuen Dolch und einen Kuss bekommen, wobei ich mich über letzteres mehr gefreut hatte.

Ich rannte durch den langen Gang, der mir mittlerweile so vertraut war, wie meine Westentasche.

Das ist metaphorisch zu sehen, denn ich trage selten Westen.

Ich schlitterte der Hauspforte entgegen und drückte in einer flüssigen Bewegung die Klinke herunter. Während ich die Treppe runter raste kramte ich in meiner Tasche nach meinem Handy.

Erfolgreich fischte ich es aus den Untiefen meiner Handtasche, tippte die Schnellwahl-Taste 2 und drückte auf das grüne Telefon.

Jeder Wähl Ton war wie Folter für mich.

Meine Nerven wurden mit jedem Tut mehr gestreckt.

Tut, tut, tut.

Nach dem 5 Klingeln hob jemand ab.

„Guten Morgen, mein Engel“, als ich seine weiche Stimme hörte blieb mir die Luft weg vor Freude.

Ich hatte diese Stimme drei Wochen lang vermisst. In Esmeras funktioniert nämlich keine Elektronik. Ergo auch keine Handys.

Wir fahren noch übern den Parkplatz. Kann jetzt nicht mehr lange dauern.“

Das wusste ich natürlich alles schon. Ich hatte diesen Tag eigentlich schon an die 30 Mal geplant. Hatte verglichen wann die Bahn kam, wann er landete, wie lang ich zum Flughafen brauchte…

Aber als es jetzt soweit war wurde ich doch nervös.

Und es schien mir, als hätte ich etwas vergessen. Aber was? Was?

Dann hörte ich sie.

Hinter mir kamen Marissa, Shannon, J.D. und Bel angerannt.

Ach ja… Die wollten ja mitkommen.

Ups.

Bel war völlig außer Atem.

„Wolltest du nicht auf uns warten“, trotz ihrer strengen Art hatte ich Bel schon nach kurzer Zeit ins Herz geschlossen.

Ich warf ihr ein entschuldigendes Lächeln zu und konzentrierte mich wieder auf mein Telefonat.

„Bist du noch dran“, ich hatte unglaublich Angst, dass er es nicht sein könnte. Wieso weiß ich gar nicht.

„Klar, wieso sollte ich auflegen. So spannend ist es nun auch wieder nicht, der Stewardess zuzugucken, wie sie Kaffe austeilt. Obwohl sie schon ziemlich gut aussieht…“, ich wusste, dass er mich ärgern wollte und es gelang ihm leider.

Ich spürte einen Stich, obwohl ich wusste, dass er nur Spaß machte.

Ich streckte die ihm die Zunge raus, und als ich merkte, dass er es nicht sehen konnte sagte ich „Bäh“, in den Lautsprecher.

Er lachte, und auch wenn es über die Verbindung her verzerrt klang lief mir doch ein wohliger Schauer den Rücken herunter.

Ich konnte es gar nicht erwarten, ihn wieder zu sehen.

Ich streckte ruckartig die Hand in die Luft und ein Taxi hielt prompt.

Als ich eingestiegen war folgten mir die anderen prompt.

Ich warf einen Blick auf den Fahrer und zog gespielt scharf die Luft ein.

„Oh, das hab ich aber grad einen ganz heißen Fahrer erwischt!“

Am andern Ende der Leitung hörte ich ein Geräusch, das sich als ein Zähneknirschen entpuppte.

„Soll ich ihn nach seiner Telefonnummer fragen“, fragte ich nun zuckersüß in die Leitung, als würde ich meine beste Freundin danach fragen, und nicht meinen Verlobten.

„Ja! Aber besser noch die Adresse, dann kann ich ihm ja mal die Fresse polieren.“

Ich wusste, dass auch das ein Scherz war, aber irgendetwas in seiner Stimme klang anders.

Vielleicht sollte ich aufpassen, dass nicht noch ein Unglück passierte.

Ich warf einen belustigten Blick auf den Fahrer und lachte innerlich, denn Gabe hatte wirklich keinen Grund auf den hier eifersüchtig zu sein.

Er war ein sehr beleibter Kerl mit Fettflecken auf dem dreckigen T-Shirt.

Seine Haare hatten sich Großteils verabschiedet, und machten nun einer schmierigen Glatze Platz. Während ich telefonierte, hatte J.D. dem Fahrer schon den Flughafen als Adresse genannt, und so schlängelten und hupten wir uns den Weg durch die morgendliche New Yorker Rush Hour.

Als wir schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit am La Guardia Flughafen Halt machten, musste ich mich stark zurück halten, um nicht die Colt-Seavers Rolle aus dem Auto zu machen.

Kurz bevor ich es nicht mehr aushalten konnte hielt das Taxi, und während Bel noch bezahlte sprang ich schon hinaus und rannte zu Terminal 1.

Ich warf einen Blick auf das Schild Arrivals und rannte auch schon in die gezeigte Richtung.

Hinter mir kamen die anderen vier kaum hinterher. Wie ein Wirbelwind, oder vielmehr ein wütender Tornado bahnte ich mir einen Weg.

Immer wieder hüpfte ich hoch, um schon einen Blick auf ihn erhaschen zu können.

Und dann sah ich einen blonden Lockenkopf.

Ich stieß einen Freudenschrei aus rannte noch schneller.

Jetzt gab es für mich kein Halten mehr.

Gabe musste mich wohl gehört haben, wie ich falkenähnlich geschrien hatte, und nun auf ihn zuraste, denn er breitet die Arme aus und da lag ich auch schon in seinen Armen.

Ich musste ein freudiges Schluchzen unterdrücken und atmete tief ein.

Dieser Duft, der einfach nur an Gabe haftete.

Gabe legte den Kopf in mein Haar und atmete ebenfalls ein.

Ich krallte die Fingernägel in seine teure Lederjacke und hätte ihn am liebsten nicht mehr losgelassen. Eine einzelne heiße Träne rann übe meine Wange. Als er mir ins Gesicht sah küsste er sie weg.

„Du musst doch nicht gleich weinen, mein Engel. Es waren doch nur drei Wochen.“

Ich lächelte ihn glücklich an und stellte mich schließlich neben ihn, den Arm immer noch besitzergreifend um seine Taille geschlungen.

Er hatte einen Arm auf meiner Schulter liegend, als er Marissa, Shannon und Bel umarmte.

Er und J.D. machten ihren (ober-peinlichen, und überhaupt nicht geheimen) geheimen Handschlag. Natürlich waren sie zu cool um sich zu umarmen.

Ich nahm Gabes Hand und verschränkte unsere Finger miteinander.

Mit seiner freien Hand nahm Gabe seinen Koffer und wir verließen den Flughafen.

Ich mochte Flughäfen sowieso nicht.

Alles war so hektisch und alles war so chaotisch.

Ich fühlte, wie mein Ring gegen unsere Finger drückte.

Er trug natürlich auch so einen, aber logischerweise an der linken Hand.

Ich sah auf unsere Hände und wieder durchfuhr mich ein Gefühl der Wärme.

Auch Gabe sah nun auf unsere verknoteten Finger und drückte meine Hand.

Jetzt würde alles gut werden, Nichts und Niemand konnte mir diesen Tag versauen…

Tja, wenn ich da mal nicht falsch lag.