Free Warez oder Pay Warez
SONNTAG, 25. NOVEMBER 2012

Das Ausscheiden der Buecherkiste wird
buchpresseweit gewürdigt.
Johannes von lesen.net hat den Anfang gemacht und einen
intelligenten Artikel geschrieben. Das hat buchreport.de
aufgegriffen und verbreitet. Das Beispiel Johannes zeigt, dass die
Buchpiraten Szene ohne ein Grundmaß an Sympathie nicht zu verstehen
ist.
Mit allem einverstanden?
Johannes meint, dass die Free Warez Szene eine aussterbende
Gattung ist. Nun, ich würde es eher umgekehrt sehen: Ich persönlich
gebe der Pay Warez Szene nicht mehr lange. In jedem Fall ist die
Buchpiraten Szene nicht zu verstehen, ohne sie als tief gespalten
zu begreifen.
Illegal ist illegal.
Wer Pay Warez anbietet, ist Verwerter. Er verwertet das Ebook
ein zweites Mal. Der Nutzer erhält das Ebook nicht gegen Geld,
sondern gegen Abnahme von Werbebotschaften - Pornotabs,
Gewinnspielfenstern. Heute schon bietet Amazon ein Kindle an,
dessen 'Preis' in der Entgegenahme von Werbebotschaften besteht.
Pay Warez ist so gesehen Wiederverkauf.
Das geht doch alles ineinanander über.
Es ist strikt getrennt. Schon aus rechtlichen Gründen. Und es
sind sich ausschließende Angebote. Wenn der Mod von Ebook-hell.to
Ebooks von uns übernimmt, will er sie zweitverwerten. Welcher
'Konsument' aber wird sich der Werbung aussetzen, wenn er das Buch
bei uns werbefrei bekommt? Insofern findet ein
Verdrängungswettbewerb statt. Die OCHs, die Verlinker und die Pay
Warez Leute sind mächtige Verbündete - eine richtige
Zweitverwertungsindustrie ist entstanden.
Kein Hoster kann sein Angebot auf Dauer ohne
Werbung fahren.
Stell dir mal vor, jemand würde Ebooks - ein ganzes riesiges
Archiv von über 10.000 Epubs - anbieten - ohne OCH, ohne Verlinker,
free4all - dazu in einem für den Downloader 'sicheren' Umfeld. Ein
solches Angebot angenommen - gäbe es nach einem Jahr noch Pay
Warez?
Auch dieses Angebot wäre illegal.
Die Free4all Bibliothek, die am Ende all dieser Überlegungen
steht, würde helfen, eine bestimmte Art von Illegalität zu
beseitigen. Bald werden die Russen die deutschen Ebooks als
Gewinnbringer entdecken. Was wollen die Verlage dagegen
unternehmen? Es gab in der Vergangenheit nicht eine Maßnahme, die
wirksam war. Da hätten sie auch zu einem Schamanen gehen können -
im Ergebnis wäre das gleich gewesen! Wie aber will der russische
Informatikstudent gegen unser Angebot punkten? Wir - nicht
Schamanen - werden die Russen aufhalten.
Ist eine Free4all Bibliothek nicht ein viel
gefährlicherer Gegner für die Verlage?
Ein socher Gegner wäre vor allem schwierig. Du kannst in jede
Öffentliche Bibliothek gehen und dir ein Buch ausleihen. Das Ganze
auf Ebooks übertragen, soll illegal sein? Warum?, frage ich dich.
Mit welchem Recht? Nein, eine solche Bibliothek hätte großen
gesellschaftlichen Nutzen. Und sie wäre kostenlos. Und sie hätte
sehr bald Entdecker und Förderer in der Politik - und damit meine
ich ausdrücklich nicht Parteipiraten.
Den Verlagen wären die Russen sicherlich
lieber.
Ich denke mal, ja.