ein piratenschiff auf kutterfahrt
DONNERSTAG, 16. AUGUST 2012

Die Grenzen zwischen 'legal' und 'illegal'
verschwimmen - ist das so?
Die ursprüngliche Warez Szene war lange rauborientiert und
nach außen hin ausgewiesen antikommerziell. Geld war ein Tabuthema.
Der einzelne Nutzer bekam von den Hosterzahlungen wenig mit - na
ja, außer nerviger Werbung und einer Wartebereich unter dem Motto:
'Wartest du immer noch auf einen Premium Account!?'
Ich seh noch genug davon!
Es ändert sich viel. Nimm mal unser Forum als Beispiel. Unser
Idee wurde in den Diskussionsthreads erbittert bekämpft. Thema war
immer, dass wir selbst - wir als Piraten - das finanzielle
Potential der Community für den Kauf von Ebooks verwenden wollten.
Der Verdacht, dass wir das Geld für uns abzweigen wollten, kam
immer wieder auf.
Habt ihr ihn entkräften können?
Ja, das haben wir. Du kannst bei uns deine Spende selbst
verwenden, indem du dir ein Buch aussuchst und selbst spendest. Das
ist völlig transparent und wird von eigentlich allen genutzt. Es
ist aber technisch sehr aufwändig. Nicht jedes Forum wird so
transparent aufgestellt sein.
Jeder Uploader, der bei Ul.to hochlädt, lässt
sich doch bedenkenlos auszahlen!
Ich glaube, einige Verdachtstichwortgeber spüren sehr genau,
dass das Uploader-Modell der Warez Szene mit unserem Forum
hinterfragt wird. Bei uns kauft die Community ein. Wir als
'Betreiber' sichern bloß die Abläufe. Gut, wir sind weiter offshore
und öffentlichkeitsscheu. Aber letztlich tauscht und kauft unsere
Community untereinander Ebooks. Du kannst sagen, dass die Community
zum Piraten geworden ist, du kannst aber auch sagen, dass der Pirat
sich zivilisiert hat.
Na, legal ist anders!
Tatsächlich? Es gibt Projekte wie LendInk, wo Ebooks ganz
legal getauscht werden wollen. Die Gegenwehr der Autoren überrascht
mich nicht. Die Begriffe 'legal' und 'illegal' verschwimmen in
letzter Zeit. Den einen Topf setzt Amazon auf die Platte, im
anderen Topf rühren wir - die quasi gegnerische Piraten - aber der
Topfinhalt ist gleich: Eine Community tauscht Ebooks.
Für die Autoren ist auch LendInk ein
Piratenprojekt!
LendInk ist so radikal digital gedacht wie ein Piratenboard,
ganz sicher! Ein Papierbuch wird getauscht. Ganz legal. Oder
wiederverkauft. Auch legal. Digitalbücher aber funktionieren
anders. Der Tausch wird zum Problem. Auch wenn er legal ist.
Unterschiede zwischen euch und LendInk und
Mexxabooks bestehen aber weiterhin!
Technisch ist es für uns kein Problem, ein Tauschlimit
einzuführen. Das ist wie ein Piratenschiff, das am Wochenende
Kutterfahrten macht. Die Mannschaft ist dieselbe, das Schiff, der
Kapitän, die Route - alles gleich. Das ist, was ich sagen will: Die
Rechteverwerter und die Autoren haben es mehr und mehr mit
digitalen Grenzgängern zu tun, die weder Tag noch Nacht sind.