Piratin Marina Weisband und der
Kopierschutz
MITTWOCH, 26. SEPTEMBER 2012

Ich zitiere Marina Weisband: "Mein E-Book ohne
technischen Kopierschutz ... durchzukriegen war schon richtig hart
... Erst nach langer Suche wurde ich mit etwas Glück fündig, weil
der Tropen-Verlag einfach cool genug war, sich darauf
einzulassen." Wie siehst du das?
Was sie da sagt, ist Unsinn. Von den Ebooks, die wir befreien,
kommen sicherlich 10% ohne Kopierschutz rein, und das schon länger.
Da ist der Gmeiner Verlag, Bastei Lübbe, auch die Heftfolgen sind
immer wieder dabei. Es ist eigentlich ein Trend. Ich weiß natürlich
nicht, welche Verlage sie für ihr Buch angerufen hat.
Ist sie unehrlich oder ahnungslos?
Ich denke mal, sie ist mit dem Internet wenig vertraut. Das
ist alles Pose vermutlich. Mit ein bisschen Googelei hätte sie die
richtigen Verlage nach Minuten gehabt.
'Befreit' ihr auch dieses Buch?
Wenn das Interesse nicht da ist - oder geweckt wird - dann
sicherlich nicht. Wir sehen uns als Dienstleister, wenn du so
willst. Keine Ahnung, was sie macht, um ihr Buch zu vermarkten.
Rotlichtvergangenheit war schon. Anzeige einer Parteipiratin gegen
einen - sagen wir mal - 'auffälligen' Raubkopierlink hatten wir
auch. Vielleicht macht sie den Seelenknicks?
Du sprichst von einem 'auffälligen'
Raubkopierlink?
Beide - der Raubkopierlink von Bettina Wullffs und der von
Julia Schramms Buch - sind auffallend szenefremd. Will uns da
jemand diskreditieren? Da sollte wohl gezeigt werden, wieviel
Unheil die Raubkopierer anrichten. Und gleichzeitig war das gut für
das Marketing.
Warum jetzt?
Wir sind in einer sehr kritischen Phase bei den Ebooks. Die
Zuwächse sind deutlich höher als bei den anderen Medien. Die
Lesegeräte - Ipads bei den Männern, E-Reader bei den Frauen - sind
Statussymbole. Alle Kinderkrankheiten sind beseitigt. Kobo und
Amazon kommen mit E-Ink-Readern, die im Dunkeln zu lesen sind. Die
Warterei hat ein Ende. Jetzt werden riesige Gewinne oder Verluste
gemacht.
Wen siehst du als Gewinner - wen als
Verlierer?
Amazon hat seine Visionen punktgenau umgesetzt. Google ist
abgehängt. Apple sowieso. Es kann sicherlich einem der kleineren
Anbieter - wie Kobo - gelingen, zu einem der Großen zu werden.
Lustig ist zu sehen, dass die Verlage langsam erkennen, von wem die
größte Gefahr ausgeht: nicht von den Buchpiraten, sondern von
Amazon! Ich würde mal sagen, von welcher Seite ein Schiff geentert
wird, ist ohne Belang. Die Verlage haben über Bord geschaut, aber
immer auf der falschen Seite!