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Lucas Reeves schlief nicht gut in der Nacht auf Donnerstag. »Liebe oder Geld« lautete die Phrase, die ihm unermüdlich durch den Kopf ging.
Als er um sechs Uhr morgens aufwachte, stand ihm plötzlich die Frage, die er die ganze Zeit nicht zu fassen bekommen hatte, klar vor Augen. Wer konnte ein Interesse daran haben, es so aussehen zu lassen, als sei ein Mensch noch am Leben, der in Wirklichkeit tot war?
Liebe oder Geld.
Geld, natürlich.
Alles begann plötzlich zusammenzupassen, wie die Teile eines Puzzles. Die Lösung war geradezu absurd einfach, falls er recht hatte. Lucas, ein notorischer Frühaufsteher, hatte noch niemals Skrupel gehabt, jemanden aufzuwecken, wenn er dringend eine Antwort auf eine Frage benötigte. Zum Glück war diesmal sein Ratgeber, ein bekannter Anwalt und Spezialist in Erbschaftsfragen, ebenfalls Frühaufsteher.
»Kann eine treuhänderisch verwaltete Erbschaft angetastet werden, oder ist sie in jedem Fall sakrosankt?«, fragte ihn Lucas ohne große Einleitung.
»Also, einfach geht das auf keinen Fall, aber wenn es einen triftigen Grund gibt, das Vermögen anzutasten, dann wird der Testamentsvollstrecker im Normalfall mit sich reden lassen.«
»Das habe ich mir gedacht. Ich werde dich nicht länger stören. Danke dir, mein Freund.«
»Gern geschehen, Lucas. Aber nächstes Mal nicht vor sieben, ja? Ich stehe zwar früh auf, aber meine Frau schläft gerne ein bisschen länger.«