Epilog

Zum einen ist da die Zeit, die verstreicht, um uns herum, uns entgegen und durch uns hindurch, die Zeit, die uns bindet und formt, die Erinnerungen, die wir hegen oder verdrängen, das heißt: unsere Geschichte. Zum anderen sind da die Orte, an denen wir leben, zwischen denen wir uns bewegen, Orte, an denen wir körperlich anwesend sind und die aus Straßen und Häusern bestehen, aber auch aus Bäumen und Horizonten, aus verschiedenen Temperaturen, hohem oder niedrigem Luftdruck, der Geschwindigkeit, mit der ein Fluss fließt, Höhenlinien, kurz: unsere Geografie.

In jedem Augenblick und an jedem Ort schneiden sich diese beiden Bahnen, über die zum Teil unser Schicksal, zum Teil aber auch unser freier Wille entscheidet, wie in einem kosmischen Koordinatensystem in einem Punkt. Und all diese Punkte fügen sich zu einer Linie, einer Kurve, mit einer manchmal sogar, wenn wir Glück haben, klaren Entwicklung, die vielleicht nicht harmonisch, aber doch deutlich auszumachen ist.

Das ist die Gestalt unseres Lebens.

An einem Frühlingsmorgen im Jahr 1998 wurden infolge des Schengener Abkommens im Beisein hochrangiger Vertreter der italienischen und der österreichischen Regierungen die Schlagbäume am Brenner entfernt. Damit war die sichtbare Grenze zwischen Südtirol und seinem verlorenen Mutterland gefallen.

Schade nur, dass dieses Ereignis, von dem man achtzig Jahre lang geträumt, das man herbeizubomben versucht und mit Militärgewalt verhindert hatte, mittlerweile in der von der Globalisierung durcheinandergerüttelten Welt kaum noch Bedeutung hatte. Wollte sich die Geschichte einen Spaß erlauben, war das Datum gut getroffen: der 1. April.

Eva hat einen Entschluss gefasst. Sollte es eine weitere Volkszählung geben, wird sie in der Sprachgruppenzugehörigkeitserklärung unter »Volksgruppe« CHINESIN angeben.

Schließlich ist ihre Mutter in Schanghai zur Welt gekommen.

Eva schläft - Melandri, F: Eva schläft - Eva dorme
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