19. KAPITEL

 

Am Dienstagabend betrat Toni einen Ballsaal voller Weihnachtsmänner. Sie hatten bereits mit dem Tanzen begonnen, und auf dem Tanzboden wirbelten mehrere Weihnachtsmänner mit ihren Partnerinnen im Walzertakt. Die Kostüme der Frauen waren etwas fantasievoller. Einige hatten sich wie Mrs. Claus angezogen, mit vollen langen Röcken, weißen Schürzen, und rüschenbesetzten Hauben auf silbernen Perücken. Andere trugen Kostüme, die an Tänzerinnen in einer Weihnachtsparade erinnerten.

Toni musste zweimal hinsehen. Die zwei Tänzerinnen neben der Rentier-Eisskulptur sahen sehr männlich aus.

Sie ging auf den Tisch mit dem leckeren Essen zu. Soweit sie wusste, waren nur Sterbliche zu dem Ball eingeladen worden, die von Vampiren wussten. Die anderen sterblichen Angestellten von Romatech hatten am Nachmittag ihre eigene Party bekommen.

Sie sah sich suchend nach Ian um, aber alle Weihnachtsmänner sahen gleich aus. Sie hatten sich sogar die roten Samtmäntel ausgepolstert, um einen falschen Bauch zu bekommen. Unter den roten Hüten steckten weiße, buschige Perücken und Bärte. Nur einige Weihnachtsmänner unterschieden sich von den anderen, weil sie Schwerter trugen - falls die Malcontents uneingeladen auftauchten. Selbst Toni hatte sich ein paar Holzpflöcke in den Gürtel gesteckt.

Sie bemerkte einen Weihnachtsmann, der anders war. Er war ein ganzes Stück kleiner als die anderen und fummelte an den schwarzen Knöpfen seiner Jacke. Das musste Laszlo sein, der Wissenschaftler, der im Behandlungszimmer ausgeholfen und einen Sack im geheimnisvollen Zimmer abgeladen hatte.

Am Tisch der Sterblichen standen eine Mrs. Claus und ein kleines Mädchen, die gemeinsam Käse und Obst aßen.

Die Frau lächelte Toni an und streckte ihr eine Hand entgegen. »Hi. Ich bin Heather Echarpe, und das ist meine Tochter, Bethany.«

»Ich bin Toni.« Sie schüttelte ihr die Hand und lächelte dem kleinen Mädchen dann zu. »Was für ein schönes Kleid.«

»Mein Daddy hat es für mich gemacht.« Bethanys Gesicht leuchtete auf, und sie zeigte ans andere Ende des Saals. »Guck, Mama. Da ist Constantine. Kann ich zu ihm?«

»Sicher, Schatz.« Heather sah Tino, der wie ein Mini-Weihnachtsmann ohne Bart angezogen war, liebevoll an.

Bethany schleppte Constantine auf die Tanzfläche, und den dort tanzenden Erwachsenen gelang es tatsächlich, sie nicht zu überrollen. Tino und Bethany stellten sich einfach in die Mitte und begannen, kichernd auf und ab zu springen.

Toni steckte sich eine Traube in den Mund. »Dann sind Sie bestimmt mit dem berühmten Modedesigner verheiratet.«

»Ja.« Heather lächelte. »Jean-Luc ist hier auch irgendwo. Verloren im Meer der Weihnachtsmänner.«

»Ja, ich kann auch nicht sagen, wer hier wer ist.«

Heather biss in eine Erdbeere. »So ist es am besten, nehme ich an. Jeder Malcontent, der die Party crasht, ist erst mal vollkommen verwirrt.« Sie trat näher zu Toni. »Ich hoffe, es macht dir nichts aus, aber Shanna hat mir schon so viel von dir erzählt.« »Oh?«

Lächelnd blickte Heather sie an. »Keine Sorge, nur Gutes. Ich wollte dir nur sagen, dass Ian ein toller Kerl ist, und ich hoffe, es funktioniert mit euch beiden.«

»Wir - wir sind kein Paar oder so was. Ich bin seine Leibwache, deshalb wäre es gegen die Regeln, wenn wir uns miteinander einlassen würden.«

»Seit wann befolgt Liebe irgendwelche Regeln?« Heather senkte ihre Stimme. »Ian war in Texas, als er den Trank genommen hat, mit dem er älter geworden ist. Er hatte so große Schmerzen, dass es mich fast umgebracht hat, ihm dabei zuzusehen. Ich habe ihn angefleht aufzuhören, aber weißt du, was er gesagt hat?«

»Was?«

Heathers Augen wurden feucht. »Er hat gesagt, jeder Schmerz ist es wert, wenn er am Ende nur die wahre Liebe finden kann.«

Tonis Herz zog sich in ihrer Brust zusammen. »Ich werde eben nach ihm suchen. Entschuldige mich.« Sie durchquerte den Ballsaal.

Die Band spielte jetzt ein modernes Lied, und sie bemerkte einen der Weihnachtsmänner, der auf der Tanzfläche Disko tanzte. Gregori, dachte sie mit einem Lächeln. Er war wieder ganz der Alte.

Sie war etwas zu spät zum Ball gekommen, weil sie zu viel Zeit im Silberzimmer damit verbracht hatte, ihr Haar und ihr Make-up zu richten. Sie wollte für Ian gut aussehen.

Die Nacht war lang gewesen, weil sie erst sichergehen wollte, dass es Sabrina gut ging, ehe Ian sie zurück zu Romatech teleportiert hatte. Sie war so müde gewesen, dass sie geradezu ins Bett gefallen war. Heute hatte sie schon zweimal im Hotel angerufen. Bri schlief die meiste Zeit, und Teddy sah fern, hatte Carlos berichtet. Sie hoffte, Bri am nächsten Tag sehen zu können, aber erst einmal freute sie sich jetzt darauf, Ian zu sehen.

Den ganzen Tag war ihr das Herz vor Freude leicht gewesen. Sie konnte es kaum abwarten, ihn zu treffen. Es war nur schade, dass sie sich nicht etwas aufreizender anziehen konnte. Shanna hatte darauf bestanden, dass sie genau dieses Kostüm trug.

Sie ging auf eine Gruppe Weihnachtsmänner zu, die sich miteinander unterhielten. Sie lächelten, als sie Toni bemerkten.

Ein Blick in ihre Augen - kein Ian. »Entschuldigen Sie mich.« Sie drehte sich wieder um.

»Bellissima, renn nicht fort.« Ein Vampir-Weihnachtsmann mit funkelnden braunen Augen nahm ihre Hand. »Gestatte, dass ich mich vorstelle. Ich bin Giacomo di Venezia. Bitte nenn mich Jack, wie alle meine englisch sprechenden Freunde es tun.«

»Ich bin Toni Davis.«

Er küsste ihr die Hand. » Bellissima, du bist die Wache, die Connor neu eingestellt hat? Er hat mir nicht gesagt, dass du eine Göttin bist.« Er wendete sich an die anderen Männer. »Ist sie nicht eine Vision der Schönheit?«

»Du bringst sie in Verlegenheit, Jack", sagte ein zweiter Weihnachtsmann mit einem schottischen Akzent. Er streckte seine Hand aus. »Willkommen bei MacKay Security and Investigations. Ich bin Robby MacKay.«

Toni schüttelte seine Hand. »Sind Sie mit Angus verwandt?«

»Aye, aber er ist viel, viel älter als ich", sagte Robby mit einem Grinsen.

»Wie geht es Ihnen?« Der dritte Vampir in der Runde streckte seine Hand aus. Seine Augen waren fast mandelförmig und sein Akzent stärker. »Ich bin Zoltan Czakvar aus Budapest.«

»Oh.« Sie schüttelte ihm die Hand. »Und ich bin Attila der Hunnenkönig.«

Die Männer lachten.

»Schenkt Ihr mir diesen Tanz, Attila?«, fragte Zoltan.

»Vielleicht später. Ich... suche gerade nach jemandem.«

»Ah.« Jack nickte mit dem Kopf. »Amore. Ich fürchte, ihr Herz ist schon vergeben, Zoltan.«

Zoltan verbeugte sich. »Ich hoffe, er ist es wert.«

»Okay.« Toni lächelte, als sie die drei verließ. Irgendetwas war auf jeden Fall anziehend an Vampirmännern.

Sie schlenderte an einer weiteren Gruppe Männer vorbei, aber keiner von ihnen kam ihr bekannt vor. Dann sah sie jemanden, der leicht zu erkennen war. Er war der einzige schwarze Weihnachtsmann im Raum. Er trank Blut aus einem Weinglas, und bei ihm stand ein weiterer Weihnachtsmann.

»Phineas.« Sie hob eine Hand.

»Hey, Süße.« Er begrüßte sie mit einem festen Stoß gegen die Fingerknöchel. »Was geht?«

Auch der andere Weihnachtsmann kam ihr bekannt vor. »Hey, Dougal. Hast du Ian irgendwo gesehen? Ich kann ihn nicht finden.«

»Zuletzt war er bei den Erfrischungen und hat ein Blier getrunken.«

Phineas betrachtete Tonis Kostüm. »Mädchen, was sollst du eigentlich darstellen? Du siehst aus wie die kleine Schlampe des lustigen grünen Riesen.«

Toni knirschte mit den Zähnen. »Ich bin eine Elfe.«

Dougal lachte. »Sie ist eine gute Elfe.«

»Danke", murmelte Toni.

Phineas schnaubte. »Du lebst in einem Baum und backst Kekse? Was hast du für mich in deinem Ofen?« Er zwinkerte ihr zu.

Mit einem Klaps auf den Arm verabschiedete sie sich. »Ich hetze dir den lustigen grünen Riesen gleich auf den Hals.«

Sie marschierte davon und fühlte sich in ihrem Kostüm noch lächerlicher als vorher. Sie hatte eine rote Feder an ihrem albernen grünen Hut und klimpernde Glöckchen an ihren grünen Schuhen, die bei jedem Schritt Geräusche machten. Jeden anderen, der sich über ihr Kostüm lustig machte, hätte sie mit einem Pflock in die Ewigkeit geschickt.

Sie umkreiste die Tanzfläche. Die Musik hatte sich zu einem langsamen, modernen Stück verändert. Sie entdeckte Heather, die mit einem der Weihnachtsmänner tanzte - wahrscheinlich ihrem Mann, Jean-Luc. Und Shanna tanzte ebenfalls mit einem Weihnachtsmann, wahrscheinlich Roman. Als sie sich den Erfrischungen für Vampire näherte, sah sie, wie die beiden zweifelhaften Tänzerinnen sich mit einem Weihnachtsmann unterhielten.

Eine von ihnen hatte eine Hand gegen dessen Brust gelegt. Ihre Fingernägel waren leuchtend rot lackiert. »Oh mein Gott, sieh dich nur an! Ganz erwachsen geworden!«

Toni zuckte zusammen. Die Stimme der Tänzerin war eindeutig männlich.

»Unser lieber kleiner Junge", sagte die andere männliche Tänzerin. »Erwachsen und so gut aussehend.« Er fuchtelte mit der Hand vor seinem Gesicht. »Ich glaube, ich muss gleich weinen.«

»Wage es ja nicht, Tootsie", warnte ihn die erste Tänzerin. »Wenn du anfängst zu weinen, verliere ich vollkommen die Beherrschung, und ich hasse es, wenn meine Wimperntusche verschmiert. Du nicht auch, Ian?«

»Keine Ahnung", knurrte er. Er entdeckte Toni, und in seinem Gesicht zeigte sich Erleichterung. »Toni, ich habe schon nach dir gesucht.«

»Oh nein!« Die Tänzerin namens Tootsie betrachtete Toni von oben bis unten. »Hat unser kleiner Ian etwa einen Schatz gefunden?«

Ian zog sie an seine Seite. »Toni, lass mich dir Tootsie und Scarlett vorstellen. Sie haben sich aus New Orleans herteleportiert.«

Höflich begrüßte sie die beiden. »Wie geht es Ihnen?«

Scarlett presste eine Hand auf seine Brust. »Oh mein Gott, ist sie nicht einfach das entzückendste kleine Ding?«

Tootsies rot angemalte Lippen bebten. »Sie sind so bezaubernd zusammen. Ich - ich kann nicht anders. Ich muss weinen!«

Scarlett schnaufte empört. »Na warte, bis ich erst anfange.«

Ian zog sich zurück und zerrte Toni dabei mit sich. »Entschuldigt uns, aber ich habe Toni einen Tanz versprochen.«

Scarlett seufzte. »Das ist so süß.«

»Und romantisch.« Tootsie tupfte sich die Augen mit einem Spitzentaschentuch.

Ian führte Toni noch weiter davon.

Sie warf einen Blick zurück, und die zwei männlichen Tänzerinnen betrachteten sie immer noch mit Tränen in den Augen. »Die zwei scheinen dich sehr zu mögen.«

»Sie sind sehr anhänglich.« Ian legte seine Hände um ihre Taille. »Danke, dass du mich gerettet hast.«

Sie legte ihre Hände auf seine Schultern und passte sich seinen wiegenden Schritten an. »Wo hast du sie kennengelernt?«

»In New Orleans, vor ein paar Jahren. Ich habe dort Nachforschungen für einen Vampir mit Gedächtnisschwund angestellt.«

»Echt? Und hast du herausgefunden, wer er war?«

Ian nickte. »Er war ein Cowboy mit einem geheimen Baby.«

Toni lachte.

»Das ist mein Ernst.« Ian grinste, und es brachte seinen weißen Bart zum Zucken. »Und was sollst du darstellen?«

»Eine Elfe, und wage es nicht, dich darüber lustig zu machen.«

»Machst du Witze? Die roten Strumpfhosen machen mich fast verrückt.«

Sie prallte gegen seinen falschen Bauch, der über seinem Gürtel hervorquoll. »Ist das ein Polster, oder freust du dich nur, mich zu sehen?«

Sein Bart zuckte wieder. »Und was ist das?« Er berührte die Holzpflöcke an ihrem Gürtel. »Willst du die gegen mich einsetzen?«

»Vielleicht. Wenn der Weihnachtsmann mir nicht bringt, was auf meinem Wunschzettel steht.«

»Und was steht da?«

Fast hätte sie gesagt, du, aber sie zögerte. »Das ist ein Geheimnis.«

»Noch ein Geheimnis?« Seine blauen Augen funkelten. »Verrätst du mir jemals deinen vollständigen Namen?«

Sie zuckte mit den Schultern. »Vielleicht nie.«

»Aber ich muss es wissen. Ich habe eine Liste. Mit den braven und den bösen Kindern.«

Sie lachte.

»Sag mir, Toni.« Er zog sie näher an sich. »Bist du brav gewesen oder böse?«

Ein warmes Gefühl durchflutete sie. Sie wollte diesen Mann so sehr. Sie legte ihre Hände in seinen Nacken und er nahm sie fester in seine Arme.

Es wurde plötzlich ein paar Grad wärmer im Raum, schien es. »Es könnte Spaß machen, ein bisschen ungezogen zu sein.«

Ein roter Schleier legte sich über seine Augen. »Wir könnten uns irgendwohin zurückziehen, wo wir ungestört sind. Ein Weihnachtsmann weniger im Raum wird kaum jemandem auffallen.«

Toni befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge. Der Gedanke, ihm seinen Bart abzureißen und ihn zu küssen, war sehr aufregend. »Deine Augen werden rot.«

»Dein Herz schlägt schneller.« Er beugte sich näher, bis sein weißer Bart ihre Wange kitzelte. »Ich würde dir gerne deine roten Strumpfhosen langsam die Beine hinabrollen.«

»Vielleicht darfst du", neckte sie ihn. »Wenn du mir gibst, was ich brauche.«

Seine Augen glühten in einem tieferen Rot. »Kleines, ich habe alles, was du brauchst.«

Sie grinste. »Was ich brauche, sind ein paar Antworten. Ich habe einige Fragen an dich.«

»Meine Lieblingsfarbe ist Grün. Wie deine Augen.«

»Die Frage nicht.« Sie glitt mit den Händen an seiner Brust hinab. »Es könnte sich für dich lohnen. Wenn du mir antwortest, dann... ziehe ich etwas aus.«

Er hob seine Augenbrauen. »Das ist wirklich ungezogen.«

»Natürlich müsstest du den gleichen Bedingungen zustimmen. Wenn ich eine deiner Fragen beantworte, ziehst du etwas von deinen Kleidungsstücken aus.«

»Einverstanden.« Er sah sich im Saal um. »Wir gehen getrennt. Komm in drei Minuten zu mir in den Flur.« Er schritt davon und ließ sie allein auf der Tanzfläche zurück.

Sie schlenderte zurück an den Tisch mit den Erfrischungen für Sterbliche, und ihr Herz schlug ihr bis in die Ohren. Liebe Güte, auf was hatte sie sich da gerade eingelassen? Sie wollte ein paar Antworten, aber sich dafür auszuziehen, konnte schnell außer Kontrolle geraten.

Gut. Sie lächelte in sich hinein. Sie wollte ihn. Er wollte sie. Die rote Glut in seinen Augen konnte er nicht verleugnen.

Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen, und trank dann etwas Punsch. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie, wie ein Weihnachtsmann den Ballsaal verließ. Nachdem sie ihren Becher geleert hatte, schlenderte sie auf den Ausgang zu. Sie wanderte den Flur in Richtung der Kapelle entlang. Wo war er?

Eine Tür zu ihrer Rechten öffnete sich einen Spaltbreit, und ein Arm in einem roten Samtärmel kam heraus und packte sie. Sie keuchte auf und lachte dann, als der Weihnachtsmann sie in den dunklen Raum zerrte. Er schloss die Tür und presste sie dagegen.

»Du bist hoffentlich Ian.«

»Aye.« Er vergrub sein Gesicht an ihrem Hals.

»Nimm den Bart ab. Ich will dich küssen.«

Sein Lachen war leise, damit sie niemand hörte. »Du bist anspruchsvoll, Kleine.« Er verschloss die Tür und führte sie dann weiter in den Raum.

Es war ein Konferenzzimmer, bemerkte sie, mit einem langen Tisch, um den herum etwa ein Dutzend Stühle standen. Ian hatte das Licht nicht eingeschaltet, sodass die einzige Beleuchtung vom roten Ausgangsschild über der Tür und von der Beleuchtung des Parkplatzes vor dem großen Spiegelglasfenster kam.

»Draußen schneit es.« Sie ging am Tisch entlang. »Sollen wir die Jalousien schließen?«

»Das sind Einwegscheiben.« Er setzte sich auf einen Stuhl mitten am Tisch. »Also, wie ist dein vollständiger Name, Toni?«

»Das schon wieder? Ist das wirklich wichtig?«

»Ich bin nur neugierig, weil du es mir nicht verraten willst.«

»Okay, okay.« Sie setzte sich neben ihn auf den Tisch und setzte einen Fuß auf seine Stuhllehne. »Aber das ist zwei Kleidungsstücke wert.«

Er legte eine Hand um ihr Fußgelenk. »In Ordnung.«

Sie lehnte sich zurück und stützte sich auf die Hände. »Ich weiß nur, was meine Großmutter mir erzählt hat, also ist mein Wissen über die genauen Geschehnisse etwas lückenhaft. Es scheint so, als hätte meine Mutter mit siebzehn Jahren den Wunsch verspürt, einen Rennfahrer zu heiraten. Sie ist zum Daytona 500 gefahren, um sich einen Fahrer auszusuchen, und hat sich irgendeinem Kerl im Overall, den sie in einer Werkstatt gefunden hat, an den Hals geworfen. Sie war sauer, als sie hinterher herausgefunden hat, dass er nur ein Mechaniker war, und noch saurer, als sie herausgefunden hat, dass sie schwanger war.«

Ian schüttelte den Kopf. »Deine Mutter verblüfft mich immer wieder.«

»Ich nehme an, sie brauchte eine Erinnerung, damit sie so einen dummen Fehler nicht ein zweites Mal begeht, denn sie hat mich nach der Rennbahn benannt, auf der ich empfangen wurde.«

»Dein Vorname ist Daytona Fünfhundert?«

»Nein.« Sie warf ihm einen wütenden Blick zu. »Nur Daytona. Ist das nicht peinlich genug? Sag es bitte niemandem.«

Sein weißer Bart zuckte. »Daytona Davis. Mir gefällt es.«

»Eigentlich Daytona Lynn. Das ist so eine Südstaatensache. Jetzt zieh dich aus, Santa. Zwei Teile.«

Er nahm die Weihnachtsmannmütze mit der festgenähten Perücke ab. »Das ist Teil eins.« Dann den Bart. »Und zwei.« Er warf sie auf den Tisch. »Du bist dran.«

»Was ist die geheime Weihnachtswichtel-Geschichte?« Und was versteckt ihr in dem verschlossenen Raum gegenüber dem Spielzimmer?«

Er legte seine Finger wieder um ihr Fußgelenk. »Das sind zwei Fragen.«

»Aber sie hängen zusammen, oder nicht?«

»Och, das sind schon drei.«

Sie stupste ihn mit ihrem Fuß, und die Glocke an ihrem Slipper klingelte. »Beantworte einfach die Frage.«

Er lächelte. »Roman hat den Weihnachtswichtel-Pakt 1950 ins Leben gerufen, als er zum Zirkelmeister aufgestiegen ist. Ein paar von unseren Vampiren arbeiten im ganzen Land die Nachtschicht bei der Post und sortieren Briefe. Jedes Jahr sammeln sie die Briefe, die an den Weihnachtsmann adressiert sind, und wir sammeln Spielzeug. Und am heiligen Abend verkleiden sich ein paar Vampire als Weihnachtsmänner, um die Geschenke zu verteilen, auch in den offenen Strafvollzug und Frauenhäuser.«

Toni saß eine Weile schweigend da und nahm diese neueste Nachricht in sich auf. Welchen Beweis brauchte sie noch dafür, dass diese Vampire edel und gut waren? »Das ist so was von großartig.«

»Danke.« Er nahm ihre Füße in den Schoß und zog einen ihrer grünen Slipper aus. »Es macht uns auch ziemlich Spaß.« Er zog den zweiten Slipper aus. Sie klimperten, als er sie auf den Tisch warf.

»Soll das heißen, du bist einer der Weihnachtsmänner?«

»Aye. Das mache ich, seit ich 1955 angefangen habe, hier zu arbeiten.« Er zog ihr einen plüschigen roten Socken aus. »Mittlerweile sind wir zu hundert.« Er zog die andere Socke aus.

»Was machst du da?«

»Ich habe deine Fragen beantwortet.« Er warf die Socken auf den Tisch. »Zwei Fragen.«

»Aber du hast vier Teile ausgezogen.«

»Nay. Socken und Schuhe sind Paare.« Er legte seine Hände um ihre Füße und begann, sie zu massieren.

Wie konnte man sich streiten, wenn sich etwas so gut anfühlte? »Okay. Stell deine nächste Frage.«

Er saß da und rieb ruhig ihre Füße, während er nachdachte. »Willst du Kinder?«

Das überraschte sie. »Ja.«

Er zog seinen Gürtel und sein Schwert aus und legte sie zu den anderen Sachen auf den Tisch.

»Das ist alles?«, fragte sie. »Ein lausiger Gürtel?«

»Es war eine leichte Frage für dich.«

»Willst du denn Kinder?« Sie wusste, dass ihm die Frage nicht leichtfallen würde. Wenn er einen Vampir heiratete, konnte er niemals Kinder bekommen.

»Wenn ich je Kinder bekäme, würde ich mich für außerordentlich gesegnet halten.«

»Das ist etwas an einer klaren Antwort vorbei. Aber trotzdem nett.« Sie löste ihren braunen Ledergürtel, und ihre Holzpflöcke klapperten auf dem Tisch.

Er stand auf und schob die Pflöcke über den Tisch, bis sie auf den Boden fielen.

»Die hast du wohl nicht so gerne um dich, was?«

»Aye.« Er nahm ihr die gefiederte Kappe vom Kopf und warf sie zu den anderen Sachen.

»Was machst du da?«

»Du hast eine Frage gestellt, und ich habe sie beantwortet. Genau genommen war das gerade noch eine.« Er zog an der Spitze ihrer grünen Elfentunika.

»Hör auf", sie gab ihm einen Klaps auf die Finger. »Diese Fragen zählen nicht. Das war ein normales Gespräch. Jetzt stell eine offizielle Frage, bitte.«

»Na gut.« Er setzte sich wieder auf den Stuhl und betrachtete sie eingehend. »Was willst du am meisten vom Leben?«

»Das ist eine große Frage. Du musst fünf Kleidungsstücke ausziehen für eine Antwort.«

»Vier.«

»In Ordnung, vier. Aber ich bestimme, welche.«

Er lächelte. »Einverstanden.«

Was wollte sie am meisten? »Ich beginne meinen Tag jeden Morgen mit vier Gedankenübungen. Man könnte wohl sagen, das ist es, was ich im Leben am meisten will. Oder woran ich am meisten glauben will. Die erste ist, dass ich es verdient habe, glücklich zu sein.«

»Aye, das hast du.«

Sie glitt vom Tisch. »Ich nehme deine Stiefel.« Sie zog sie aus und lächelte über seine Argylesocken. So schottisch.

»Die zweite Gedankenübung?«, fragte er.

»Ich werde meine Ziele erreichen.«

Er nickte. »Du hast ehrenwerte Ziele.«

Sie knöpfte seine rote Samtjacke auf. »Weg damit, Santa.«

Er warf die Jacke zusammen mit dem kleinen Kissen, das sein Bauch gewesen war, auf den Tisch. »Sprich weiter.«

»Nummer drei ist, dass ich etwas Bedeutendes mit meinem Leben anstellen werde.«

»Das ist wichtig. Deshalb kämpfe ich gegen die Malcontents.« Er stand auf, als sie an seinem weißen T-Shirt zog. Er zog es sich über den Kopf und warf es zur Seite.

Sie betrachtete seine nackte Brust. Ein Fleck aus schwarzem, lockigem Haar, starke Brustmuskeln, Sixpack. Seine rote Samthose war mit einem weißen Band an der Hüfte zusammengebunden. Sie nahm das Ende des weißen Bandes zwischen die Finger und zog sanft daran.

»Nummer vier?«

Sie sah in sein Gesicht. »Die ist für mich immer am schwersten zu glauben.« Und sie war am schwersten zu gestehen. In ihren Augen brannten Tränen. »Ich bin es wert, geliebt zu werden.«

»Mädchen.« Er strich ihr sanft das Haar zurück. »Ich habe noch nie jemanden getroffen, der es mehr wert wäre, geliebt zu werden, als dich.«

»Ian.« Sie berührte sein Gesicht. »Das Gleiche denke ich über dich.«

Er zog sie in seine Arme und küsste sie. Mit all der Leidenschaft, die seit Tagen in ihr wuchs, erwiderte sie den Kuss. Er legte seinen Mund über ihren und drang mit seiner Zunge in sie ein. Ihre Knie wurden weich. Es war so viel Hunger in seinem Kuss. Er machte sie widerstandslos. Fieberhaft.

Sie kratzte mit den Fingern seinen glatten nackten Rücken hinab. »Ich will dich.«

»Du hast mich.« Er knüllte die grüne Elfentunika in seinen Fäusten zusammen und zog sie ihr dann über den Kopf. Ein langärmliges T-Shirt folgte bald. Ehe sie ihre Arme senken konnte, hatte er ihren BH geöffnet.

»Du bist schnell.«

»Aye.« Er warf ihren BH zur Seite. »Genau wie du habe ich vor, meine Ziele zu erreichen.«

Ihre Brustwarzen wurden unter dem Blick seiner roten, glühenden Augen hart. Sie presste ihre Schenkel zusammen. »Was ist dein Ziel?«

»Dich zum Stöhnen zu bringen.« Mit dem Daumen rieb er über einen harten Nippel, und sie stöhnte tatsächlich. »Dich zum Beben und zum Schreien bringen.« Er beugte sich vor und nahm ihre Brustwarze in den Mund. Er saugte daran, neckte sie mit der Zunge, und zog dann behutsam.

Bebend lehnte sie sich in seine Arme.

»Ich will mich an dir laben.« Er wendete seine Aufmerksamkeit der anderen Brust zu.

Durch den Nebel der Leidenschaft hörte sie nur das Wort laben. Er folterte ihre Brustwarze mit seiner Zunge. Waren die Fangzähne als Nächstes dran? »Du willst mich beißen?«

Er hob seinen Kopf und sah sie warnend an. »Ich mache das hier nicht, um zu essen.«

»Aber du hast gesagt laben.«

»Liebes, lass dich überraschen. Mit meinem Mund kann ich dich verwöhnen. Hast du etwas dagegen, wenn ich dich küsse und an dir sauge?«

Sie schluckte. »Nein, das wäre schon in Ordnung.«

Seine Finger glitten unter den Saum ihrer roten Strumpfhose und zogen sie langsam nach unten. »Und du wirst es aufregend finden, wenn du ganz saftig wirst, bis ich dir dabei zusehe, wie du kommst?«

»Ja", das würde sie ganz gewiss.

Als seine Hände sich um ihren nackten Hintern schmiegten und ihre Strumpfhose weiter hinabzogen, bemerkte er, dass sie keine Unterwäsche trug. »Schlimmes Mädchen, du trägst keine Unterwäsche.«

»Das habe ich mir bei dir abgeguckt.« Sie strich mit den Händen über seinen Bizeps, dann über seine Schultern und seine Brust. »Du bist so sexy.«

Er packte sie um die Hüfte und setzte sie auf den Tisch. Dann nahm er die Strumpfhose und zog sie weiter ihre Beine hinab.

»Schon seit Tagen will ich deine Beine berühren.« Er hob sie an und legte ihre Knöchel auf seine Schultern. »So lang und golden, von der Sonne geküsst.« Er fuhr mit den Händen ihre Schenkel hinab und drehte dann den Kopf, um ihre Wade zu küssen.

Ihre Bewegungen wurden bereits rhythmisch, stimmten sich auf das Kommende ein, und sie wurde sich der langsam pochenden Sehnsucht zwischen ihren Beinen immer mehr bewusst. Er beugte sich vor, nahe an ihre Mitte, und küsste die Innenseite ihres Knies und ihres Schenkels. Das rote Glühen seiner Augen in der Dunkelheit ließ sie vor Verlangen zucken. Gott, wie sie ihn wollte.

Einladend legte sie sich auf den Tisch. Sie verschränkte ihre Füße hinter seinem Nacken und zog ihn näher an sich, damit er auch alles gut sehen konnte.

Er streichelte mit den Fingern über ihren Bauch und ließ sie erbeben. »Bei allen Heiligen, ich kann dich riechen. Es duftet so süß. Ich kann nicht anders, als dich zu kosten.«

Allein seine Worte brachten sie um den Verstand und ließen sie noch feuchter werden. Und bereit. Sie öffnete ihre Schenkel ganz für ihn.

Seine Augen loderten rot. Er fuhr mit den Fingern durch ihre Locken und beugte sich vor. »Ich will dein Gesicht sehen, wenn ich dich zum ersten Mal berühre.«

Toni blickte in seine rot glühenden Augen und keuchte dann auf, als seine Finger sanft streichelnd und doch verlangend über ihren Venushügel glitten. Behutsam bahnte er sich den Weg zwischen die empfindlichen Falten und löste ein Beben in ihr aus. Sie sah das Blitzen weißer Zähne, als er lächelte.

»Du bist so nass.« Er drang mit einem Finger in sie ein. »Und so warm.«

»Ja, für dich.« Sie drückte sich ihm entgegen.

Sein Finger war kräftig und fest und leistete gute Arbeit. »Ich muss mich dringend intensiv um dich kümmern.«

Ihr Seufzen war gleichzeitig ein Flehen, seine Worte in die Tat umzusetzen.

Er zog seinen Finger zurück. »Beim nächsten Mal lassen wir es langsamer angehen. Aber zuerst...« Er setzte sich in den Stuhl und rollte ihn an den Tisch. Dann nahm er ihre wohlgeformten Pobacken in beide Hände und zog sie dicht an sein Gesicht.

»Das, meine Kleine, meinte ich mit laben.« Seine feuchte Zunge begann, über ihre geschwollene Haut zu fahren, stupste, schmeckte, leckte sie.

Toni wand sich unter seiner Liebesfolter. Ihr Atem ging schwer und sie schloss ihre Augen, als alle Empfindungen sich auf ihre heiße Haut und seinen herrlichen Mund konzentrierten. Sie schrie lustvoll auf, als seine Zunge fordernder wurde, an ihren Lippen sog und über ihre Klitoris flatterte. Ihre Beine spannten sich an.

Sie konnte es nicht länger aufhalten. Ein herrlicher Schauer brach über sie herein, schwoll dann an, um immer und immer wieder in Wellen über ihr zu brechen und erst ganz allmählich abzuflauen.

»Toni.« Ian stand auf und löste das Band an seinen roten Samthosen. »Ich sterbe, wenn ich dich nicht haben kann.«

Doch plötzlich hielt er inne, hob seinen Kopf und legte die Stirn in Falten.

»Was ist los?« Mühevoll richtete sie sich auf. Ihr Körper schien ein geschmolzener Klumpen durchgebrannter Nervenenden zu sein.

»Verdammter Mist", murmelte er. »Die Alarmanlage ist losgegangen.«