6. KAPITEL
Ian schlich sich an das Bett heran, in dem Toni lag. Ihr Herzschlag war regelmäßig, ihr Gesicht ruhig und friedlich. Er wünschte ihr süße Träume. Connor hatte ihm den Angriff beschrieben. Es wäre erstaunlich, wenn sie davon keine Albträume bekam.
Er erinnerte sich an seinen Traum. Es war am Abend der Schlacht von Solway Moss, 1542 gewesen. Die Nacht vor seiner ersten Schlacht hatte er unruhig geschlafen, und sein Traum handelte von flachen Gebirgsbächen, die das Blut rot färbte. Er fiel in einen der Bäche, und plötzlich wurde alles bodenlos, zog ihn nach unten, ertränkte ihn in Blut. Und in der darauffolgenden Nacht, als Angus ihn im Sterben liegend auf dem Schlachtfeld fand, hatte er sich den Rängen der Untoten angeschlossen.
Ian schnaubte. Wenigstens seine kämpferischen Fähigkeiten hatte er in den letzten vierhundertundsechzig Jahren verbessert. Seit dieser ersten schicksalsreichen Nacht war er nie wieder ernsthaft verletzt worden. Und er wurde vor der Schlacht nicht länger von Albträumen geplagt. Er träumte überhaupt nicht mehr.
Seine Nachforschungen bei Romatech hatte er damit begonnen, Connor über den Angriff Montagnacht zu befragen. Connor hatte die mentalen Stimmen der Malcontents belauscht, als sie Toni unter ihre Kontrolle brachten, und er hatte diese Stimmen als Leuchtfeuer benutzt, um sich direkt an den Ort des Verbrechens zu teleportieren.
Als Ian sich ihre Personalakte angesehen hatte, war er überrascht gewesen, herauszufinden, dass sie eine Wohnung in Greenwich Village besaß. Er war auch überrascht über ihren Bachelor in allgemeiner Wirtschaftstheorie und einen fast vollständigen Master in Soziologie. Warum wollte jemand, der so klug war, einen aussichtslosen Job als Wache der Untoten? War das Teil einer Studie?
Connor glaubte nicht, dass Toni sie für irgendwelche Forschungszwecke benutzte. Schließlich konnte sie von ihrer Existenz nichts gewusst haben, ehe die Malcontents sie angegriffen hatten. Er hatte ihren Hintergrund überprüfen lassen, und ihre einzige Straftat war ein Strafzettel für zu schnelles Fahren. Wie Dougal hatte auch Connor Ian gebeten, sie nicht zu verjagen. Bis Phil aus Texas zurückkehrte, brauchten sie dringend eine neue Tagwache.
Allerdings hatte Ian verschwiegen, dass er eher Gefahr lief, sie anzuziehen, als abzustoßen.
»Geh ihr nicht auf die Nerven", hatte Connor befohlen. »Das Mädchen braucht Zeit, um sich zu erholen.«
Also war Ian ins Horny Devils abgezogen, um sich mit seinen zwei Dates zu treffen. Die Frauen waren auch wirklich nett gewesen, aber immer wieder waren seine Gedanken zu Toni abgeschweift und zu den Unstimmigkeiten zwischen ihrer Personalakte und dem, was sie ihm erzählt hatte.
Er warf einen Blick auf die Digitaluhr neben ihrem Bett. Halb sieben. Donnerstagmorgen. Sollte sie nicht bald aufwachen? Er ging im Zimmer auf und ab. Sein Blick wanderte immer wieder zurück zu ihr, wie sie eingekuschelt und gemütlich in ihrem Bett lag. Mit seiner überlegenen Sehkraft konnte er sie im dunklen Zimmer immer noch gut erkennen. Sie war bezaubernd. Die Art, wie ihr goldenes Haar sich über das Kissen ergoss, die Art, wie ihre Hände eng an ihrem Gesicht zusammengeballt waren.
Verdammt. Er eilte davon. So an sie zu denken musste aufhören. Er hatte sich bereits entschieden, dass er eine Vampirfrau wollte, die ehrlich war, treu, intelligent und hübsch. Toni war kein Vampir. Und er hatte ernste Zweifel an ihrer Ehrlichkeit und ihrer Treue.
Aber sie war schon sehr intelligent und hübsch. Ganz zu schweigen von verlockend. Sie schien alle seine Sinne auf einmal zum Lodern zu bringen, und das war ein so berauschendes Gefühl, dass er sich immer wieder Ausreden überlegte, um in ihrer Nähe zu sein.
Er blieb stehen. Verspürte er deshalb diesen Drang, alles über sie herauszufinden? Er ging in Gedanken seine Verdachtsmomente durch. Nein, seine Fragen waren alle berechtigt. Es war die Art, auf die er sich zu ihr hingezogen fühlte, die unberechtigt war. Sie war eine Wache. Sie war verboten.
Als ihr Wecker losging, schnellte er zu ihrem Nachttisch und schaltete ihn aus.
Sie streckte sich mit einem leisen Stöhnen. Ihre Augen öffneten sich.
»Guten Morgen, Kleine.«
Vor Schreck keuchend, zog sie sich die Decke bis zum Kinn, dann sah sie sich im Zimmer um, bis sich ihr Blick auf ihn einstellte. »Was machst du hier?«
»Wir müssen uns unterhalten.«
»Jetzt?« Sie blinzelte in Richtung ihrer Tür, die immer noch •geschlossen und verriegelt war. »Wie bist du reingekommen?«
»Ich habe mich teleportiert. Deine Tür hat keinen Schaden genommen.«
»Darum geht es nicht. Du hast meine Privatsphäre verletzt.«
Lässig zuckte er mit einer Schulter. »Betrachtest du mich etwa nicht, wenn ich im Todesschlaf liege?«
»Das ist mein Job.«
»Und mein Job ist es, Nachforschungen anzustellen. Ich habe einige Fragen, deine Bewerbungsunterlagen betreffend. Erstens ist mir aufgefallen, dass du nicht deinen vollen Vornamen angegeben hast.«
Genervt schaute sie ihn an. »Ich muss ins Badezimmer. Und du musst verschwinden.« Sie schlüpfte aus dem Bett und wedelte mit der Hand vor ihm. »Hokuspokus, verschwinde.«
Er trat einen Schritt zurück, als sie sich auf den Weg ins Badezimmer machte, und bemerkte sofort, wie ihre Brüste unter ihrem roten T-Shirt wogten. Kein BH. Mit seiner überlegenen Sehkraft konnte er genau die Form und die Lage ihrer Brustwarzen bestimmen. Als sie an ihm vorbeiging, drehte er sich um, um ihre Rückseite zu betrachten. Ihre Pyjamahosen waren rot mit kleinen schwarzen und weißen Pinguinen darauf. Sie saßen eng an ihren Hüften und ihrem runden Hinterteil. Als sie vor der Badezimmertür stehen blieb, hob er rasch den Blick, damit sie seinen Blick nicht bemerkte.
Sie warf ihm einen wütenden Blick zu. »Warum bist du immer noch hier?«
»Wir haben uns noch nicht unterhalten.«
Mit einem Stöhnen betrat sie das Badezimmer und schloss die Tür vor seiner Nase. Er ging im Raum auf und ab. Durch die Tür hindurch wollte er sie nicht befragen. Damit er entscheiden konnte, ob sie die Wahrheit sagte, musste er ihr Gesicht sehen. Er warf einen schnellen Blick auf die Uhr. Viel Zeit hatte er nicht mehr, ehe die Sonne den Horizont erreichte.
Er hob seine Stimme, damit sie ihn hören konnte. »Ich wollte dir noch für die kurze Trainingseinheit danken. Es war viel einfacher, mit meinen Verabredungen zu reden.«
Keine Antwort.
Er trat näher an die Tür und hörte, wie Wasser aufgedreht wurde. »Mit den Ladys konnte ich mich sehr nett unterhalten. Ich habe ihre Gesellschaft genossen, aber... es hat einfach nicht gepasst. Irgendetwas fehlte, irgendein...je ne sais quoi.«
»Chemie", erklärte sie und fluchte dann leise. »Trottel. Sprich nicht mit ihm", flüsterte sie sich selbst zu.
Grinsend fuhr er fort. »Nach den Verabredungen bin ich hierher zurückgekommen, um die Nachrichten auf dem AB durchzugehen. Tatsächlich waren drei Meldungen von Vampirfrauen dabei. Also habe ich sie zurückgerufen und ein Treffen für heute Nacht vereinbart.«
Keine Antwort.
Er hörte ein Geräusch wie Bürsten und danach Spucken.
Wahrscheinlich putzte sie sich gerade die Zähne. »Es wird dich freuen, zu erfahren, dass ich alle Sterblichen zurückgerufen habe, die auf den Anrufbeantworter gesprochen haben. Ich habe ihnen gesagt, dass es mir leidtut, ich aber schon vergeben bin.«
Die Tür öffnete sich und sie sah ihn mit vor Überraschung weit aufgerissenen grünen Augen an. »Du hast sie alle angerufen?«
»Aye. Einige von ihnen waren nicht zu Hause, also habe ich denen Nachrichten hinterlassen.«
»Das waren mehrere Hundert.«
»Ich weiß. Es hat ein paar Stunden gedauert.« Er rieb sich sein stoppeliges Kinn. »Man hat mir vor Kurzem eröffnet, ich sei ein unhöflicher, arroganter Snob, also versuche ich jetzt, wieder zurück auf den rechten Pfad zu gelangen.«
»Zu spät.« Sie ging an ihm vorbei zu ihrer Kommode und griff sich einen Slip aus der Schublade.
Blau und mit Spitze, bemerkte er. »Ich habe eine neue Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. So weiß jeder, der heute anruft, dass ich nicht mehr zu haben bin.«
»Oh, das war eine gute Idee.«
»Aye.« Er spürte plötzlich einen Sog, als würde ihm mit einem Staubsauger die Lebensenergie entzogen. Die Sonne musste sich dem Horizont nähern. »Ich würde gerne noch mit dir über deine Bewerbungsunterlagen sprechen.«
»Ich habe alles wahrheitsgemäß ausgefüllt.« Sie stemmte eine Hand in die Hüfte. »Und es beleidigt mich, dass du das infrage stellst.«
»Ich sage ja nicht, dass du gelogen hast.« Er gähnte, während er auf sie zuging.
Sie warf einen Blick auf die Uhr. »Die Zeit wird knapp, was? Und ich muss noch duschen, also hau endlich ab.«
Wieder legte der Todesschlaf seine Krallen um ihn, sodass Ian nach einem der Bettpfosten greifen musste, um sich zu halten.
»Ooch, fühlen wir uns vielleicht ein bisschen schläfrig? Zeit für ein Nickerchen?«
Er stählte sich gegen die Schwäche. »Ich habe noch Zeit. Beantworte meine Fragen, dann verschwinde ich.«
Sie öffnete den Wandschrank und nahm ein Polohemd von einem Bügel. »So wie ich das sehe, muss ich dir nur noch etwa zwei Minuten lang ausweichen.« Sie griff sich eine Hose und drehte sich zum Badezimmer um.
Ohne nachzudenken, preschte Ian vor und nahm sie in seine Arme. Sie keuchte empört auf.
Immer näher neigte er sich zu ihr. »Kannst du mir jetzt noch ausweichen?«
Sie drückte ihre Kleidung mit einer Hand an ihre Brust und stieß ihn mit der anderen von sich. »Ich rede nicht mit dir.«
Mit großer Zufriedenheit stellte Ian fest, dass ihr Stoß schwach gewesen war. Sie hatte nicht so viele Einwände, wie sie vorgab. Und ihr Körper war warm und weich. Er breitete seine Hände auf ihrem Rücken aus und zog sie näher an sich. »Wir könnten uns die Zeit auch anders vertreiben.«
In ihren Augen blitzte Wut auf. »Du - du Lügner!« Sie stieß ihn fester, und er ließ sie los.
»Ich habe dich nie belogen, Toni.«
»Du hast gesagt, du willst nur Vampirfrauen.« Sie trat zurück und presste ihre Kleider fest an ihre Brust. »Warum sollte ich dir irgendetwas erzählen, wenn man dir nicht vertrauen kann?«
Das war ja die Höhe, fuhr es ihm durch den Kopf. Sie wendete das Blatt gegen ihn. »Du bist es, der ich nicht vollkommen vertraue.«
»Du bist derjenige, der die Regeln über das Einlassen mit Angestellten brechen will.«
»Verdammt noch mal, ich bin ein Mann! Denkst du, ich bemerke nicht, wie schön du bist?« Er schwankte.
Sie streckte die Hand aus, um ihn zu stützen, und zog sich dann zurück, ehe sie sich berühren konnten. »Wage es nicht, in meinem Schlafzimmer tot zusammenzubrechen. Wie soll ich das erklären?«
»Niemand wird erfahren, dass ich hier war. Vertrau mir.« Traurig schaute sie ihn an. »Wie soll ich einem Vampir je vertrauen?«
»Ich bin immer noch ein Mann", flüsterte er, »und ich würde dir nie wehtun.« Mit seinem letzten Rest Energie teleportierte er sich ins oberste Stockwerk, zog seinen Pullover aus und brach auf dem Bett zusammen. Er würde seine Antworten heute Nacht bekommen.
Als der Todesschlaf über ihn hereinbrach, wünschte er sich, er könnte von bezaubernden Mädchen mit goldenen Haaren und Augen so grün wie eine Hochlandwiese im Frühling träumen.
Ich habe es verdient, glücklich zu sein.
Ich werde meine Ziele erreichen.
Toni begann ihre morgendlichen Gedankenübungen in der Dusche. Während sie ihre Arme einseifte, erinnerte sie sich daran, wie Ian sie gepackt und an sich gezogen hatte. Sie war zu erstaunt gewesen, um sich zu befreien. mach dir nur weiter etwas vor.
Ich werde etwas Bedeutendes mit meinem Leben anstellen.
Ich bin es wert, geliebt zu werden.
Verdammt noch mal, es hatte ihr gefallen, in seinen Armen zu liegen. Sie musste den Verstand verloren haben. Sie würde einfach nicht mehr an ihn denken. Wasser lief über ihren nackten Körper, als sie von Neuem begann.
Ich habe es verdient, glücklich zu sein.
Denkst du, ich bemerke nicht, wie schön du bist?
Liebe Güte, jetzt wiederholten sich seine Worte in ihrem Kopf. Aber was für schöne Worte. Und was hatte er vorher noch zu ihr gesagt? Jeder Mann würde gesegnet und geehrt sein, von dir geliebt zu werden. Mit einem Seufzen drehte sie das Wasser ab. Sie hatte ihr ganzes Leben darauf gewartet, dass jemand die richtigen Worte zu ihr sagte. Was für ein Pech, dass es ausgerechnet von einem Vampir gekommen war.
Sie zog sich an, setzte ihre Kontaktlinsen ein und nahm ihre feuchten Haare zu einem Pferdeschwanz zurück. Föhnen würde sie sie später. Erst einmal musste sie ihre Runde drehen und telefonisch ihren ersten Bericht abliefern. Sie ging in den Keller, um sicherzustellen, dass alle »kleinen" Vampire in ihren Vampirbettchen lagen. Dougal und Phineas ging es gut. Zeit, den langen Weg nach oben zu beginnen. Von allen Stockwerken musste Ian sich das oberste aussuchen. Wenigstens waren die fünf Treppen gutes Ausdauertraining.
Sie fand ihn auf dem großen Doppelbett, ausgestreckt in Kilt, weißem T-Shirt, Socken und Schuhen. Sein Pullover lag auf dem Boden. Sie hob ihn auf, faltete ihn zusammen und legte ihn neben Ian auf das Bett. Sein Gesicht sah friedlich aus, die Stoppeln auf seinem Kinn ließen ihn allerdings ein wenig mitgenommen wirken. Sie kämpfte gegen den Drang an, mit der Fingerspitze über seine Wange zu fahren und das Grübchen in seinem Kinn zu berühren.
Fast hatte sie sich schon zum Gehen umgewendet, als sie die Schuhe bemerkte. Das konnte nicht bequem sein. Während sie den ersten Schuh auszog, wurde ihr klar, dass sie noch gestern Morgen Angst gehabt hatte, ihn überhaupt anzufassen.
Sie warf einen Blick auf sein Gesicht. Er wurde für sie immer menschlicher. Und nicht nur menschlicher, sondern auch attraktiver. Mist. Sie ließ seinen zweiten Schuh auf den Boden fallen und verließ schleunigst das Zimmer. Sie musste diesen Job so schnell es ging wieder kündigen. Nur musste sie zuerst Beweise für die Existenz der Vampire finden. Dann konnte sie Dr. Proctor diese Beweise unter die Nase halten und verlangen, dass er Sabrina gehen ließ. Und dann würde sie verschwinden. Sie musste Ian dann nie wieder sehen.
Ein plötzlicher Anflug von Traurigkeit überraschte sie. Verdammt, warum konnte er kein Sterblicher sein? Warum konnte sie ihm nicht an der Universität begegnet sein? Wäre er ihr dort mit seinem schönen Gesicht und seinem weichen Akzent aufgefallen, hätte sie sich wohl Hals über Kopf in ihn verliebt. Gott steh' ihr bei, sie wollte, dass er ihr noch mehr so schöne Dinge sagte. Sie wollte wissen, ob sein volles schwarzes Haar sich weich anfühlte, wenn sie mit den Fingern hindurchfuhr.
Wie alt war er wohl genau? Er hatte etwas über das sechzehnte Jahrhundert erzählt. Es war faszinierend, wenn sie sich überlegte, was er über die Jahrhunderte alles gesehen haben mochte. Was für Lasten musste er auf seinen breiten Schultern tragen. Was brachte ihn Hunderte von Jahren lang Nacht für Nacht dazu, weiterzumachen? Wollte er wirklich sein ganzes langes Leben mit einer einzigen besonderen Frau verbringen?
Hör auf, an ihn zu denken. Sie durchquerte das Büro und setzte sich an den Schreibtisch. Der Computer konnte ihr nicht weiterhelfen. Vielleicht fand sich etwas in den Schubladen. Sie kramte im Schreibtisch und fand ein dünnes schwarzes Buch. Der Titel, in Weiß gedruckt, lautete: »Die schwarzen Seiten".
Als sie die ersten Seiten überflog, begann ihr Herz zu rasen. Das könnte es sein. Der endgültige Beweis. Die Anzeigen waren eindeutig an die Vampiröffentlichkeit gerichtet.
Ace Aluminium Fensterläden und Rollläden. Schließ die nervige Sonne aus und genieße die Dunkelheit!
Aerobic und Gewichttraining. Ist Ihr Körper Jahrhunderte alt? Halten Sie ihn mit uns in Spitzenform!
Brooklyn Blutbank. Spezialisiert auf Vampirbedarf. Haben Sie synthetisches Blut satt und sehnen sich nach dem einzig Wahren?
Das war es!
Sie war so aufgeregt, dass sie Carlos anrief. »Es heißt: ›Die schwarzen Seiten‹. Es ist perfekt!«
»Ich bin mir nicht sicher, ob das als Beweis dient", meinte Carlos gähnend. »Jeder kann so was am Computer ausdrucken.«
Toni stöhnte. »Sei nicht so ein Spielverderber.«
»Es tut mir leid, Menina. Ich sehe es mir gerne an. Kannst du es heute Abend mitbringen? Lass uns bei dir etwas essen. Ich bestelle was Chinesisches.«
»Das klingt großartig.« Sie würde ihre größte Handtasche mitnehmen, damit sie das Buch unbemerkt außer Haus schmuggeln konnte. »Hast du noch irgendwas über Sabrinas Onkel herausgefunden?«
»Noch nicht. Ich schreibe heute Nachmittag Klausur und morgen ist eine Hausarbeit fällig. Aber ich finde schon die Zeit.«
»Okay. Viel Glück bei allem.« Toni legte auf.
Es war acht Uhr und somit Zeit für ihren ersten Lagebericht. Nachdem sie das Gespräch mit Howard beendet hatte, begann das Telefon andauernd zu klingeln. Sie war erleichtert, dass Ian eine neue Nachricht aufgenommen hatte und sie sich nicht mehr mit den Mädchen herumschlagen musste, die sich mit Ian treffen wollten, weil sie ihn so heiß fanden. Auch wenn sie recht hatten.
Um halb fünf am selben Abend war sie bereit zu gehen. Sie hatte die »Schwarzen Seiten" in ihrer Handtasche versteckt. Sobald Dougal und Phineas die Küche betraten, sagte sie Auf Wiedersehen und machte sich auf zur Eingangstür. Ian tauchte gerade im Foyer auf, als sie die Tür aufschloss.
»Toni, warte!« Er eilte auf sie zu und stolperte. Fast wäre er vornüber gefallen. Er fing sich gerade noch rechtzeitig. »So ein Mist.«
Sie zögerte, ehe sie die Tür öffnete. »Alles in Ordnung?« Liebe Güte, der arme Kerl wurde rot.
»Meine Füße sind in zwölf Tagen von Größe 43 auf 47 gewachsen", murmelte er. »Ich muss mich immer noch dran gewöhnen.«
Nicht nur seine Füße waren gewachsen. Toni wurde rot, als sie versuchte, sich nicht daran zu erinnern. Sie war oberflächlich, schalt sie sich in Gedanken. Der Mann musste wirklich gelitten haben, wenn er so schnell gewachsen war. »Das muss schmerzhaft gewesen sein.«
Er versuchte, gelassen auszusehen. »Das war es wert, um endlich wie ein Mann auszusehen.«
Und was für ein Mann. »Na ja, immerhin hast du ein gutes Ergebnis erzielt.«
Seine Augen begannen zu funkeln. »Wie ein echt heißer Hengst meinst du?«
Der Satz würde sie wohl bis ans Ende ihrer Tage verfolgen.
Wieder kam er ihr gefährlich nahe. »Wir müssen immer noch reden.«
Nicht schon wieder. Vielleicht sollte sie eine neue Taktik versuchen. »Das würde ich nur zu gern, aber können wir das auf später verschieben? Ich muss jetzt gehen. Meine Verabredung zum Abendessen wartet.«
Er kniff seine Augen zusammen. »Du hast eine Verabredung?«
Gerade wollte sie ihm von Carlos erzählen, aber warum sollte sie ihn von seiner Qual erlösen? Er sah irgendwie eifersüchtig aus, und das gefiel ihr. »Du bist nicht der Einzige hier, der sich verabredet, weißt du.«
Stirnrunzelnd und zugleich triumphierend blickte er sie an. »Heute Nacht habe ich drei Verabredungen.«
Super, du Hengst. Reib es mir unter die Nase. »Viel Spaß.« NEIN. Sie marschierte zur Tür hinaus.