5. KAPITEL

 

Jedrek Janow bewegte sich langsam durch sein neues Büro in den Räumen des russisch-amerikanischen Zirkels in Brooklyn. So weit, so gut. Sein elektronischer Scanner zeigte keine Wanzen an. Als er am Dienstagabend angekommen war, hatte er ein paar entdeckt. Er nahm an, es gab einen Maulwurf in diesem Zirkel, aber bis er den Bastard gefunden hatte, musste er einfach jede Nacht sein Büro scannen.

Solche Treulosigkeit und Inkompetenz würde er natürlich nicht tolerieren. Als der neue Meister hatte er gestern Nacht deutlich gemacht, dass er von diesem Zirkel mehr erwartete. Jedes Mitglied, das nicht bereit war, für ihre gemeinsamen Ziele zu sterben, konnte es genauso gut sofort tun. Um seine Entschlossenheit ganz deutlich zu machen, hatte er ein Mitglied des Zirkels gepfählt, das nicht beeindruckt genug gewesen war.

In seinen Augen war es nichts Besonderes gewesen, doch hatte diese Demonstration Wunder für die Motivation aller anderen vollbracht. Die Männer hatten angeboten, für ihn zu jagen. Die Frauen hatten angeboten, ihn flachzulegen. Alle, bis auf eine. Die kleine Brünette, Nadia, hatte ausgesehen, als wäre sie aus Angst vor ihm erstarrt.

Selbstverständlich hatte er sie ausgewählt. Bei der Erinnerung an die brutale Stunde, die er mit ihr verbracht hatte, musste er lächeln. Als er sie endlich tränenüberströmt ziehen ließ, genoss er die Gewissheit, dass ihre Angst vor ihm sich noch verstärkt hatte. Ein bisschen eigensinnig war sie allerdings immer noch. Das würde er ihr noch früh genug austreiben. Es war ein Spiel, das er im Lauf der Jahrhunderte oft genossen hatte.

Er beendete das Scannen des Raumes. Er war sauber, und würde so bleiben, jetzt, wo er die Kontrolle übernommen hatte. Die früheren Zirkelmeister waren Idioten gewesen. Ivan Petrovsky war von seinem eigenen Zirkel hintergangen und ermordet worden. Katya Miniskaya hatte jede Menge Geld gescheffelt, nur um zu versuchen, einen ehemaligen Liebhaber, der sie sitzen gelassen hatte, umzubringen, und dabei alles aufs Spiel gesetzt.

Weder Ivan noch Katya hatten begriffen, was wirklich wichtig war. Als Roman Draganesti am helllichten Tag in ihr Hauptquartier eingedrungen war, um einen seiner Anhänger zu retten, hatte Ivan einfach die Anzahl der Tageswachen erhöht. Der Idiot! Draganesti war während des Tages wach gewesen. Die Bedeutung dessen war Ivan vollkommen entgangen. Katya ebenfalls.

Ein Vampir, dem es gelang, tagsüber wach zu bleiben, konnte die Welt beherrschen. Alle Vampire würden sich aus Angst, während des täglichen Todesschlafes geschlachtet zu werden, vor ihm verneigen müssen.

»Meister?« Yuri klopfte an der Tür. Die Tür stand zwar offen, aber er traute sich nicht, den Raum ohne Jedreks Erlaubnis zu betreten.

Gut so. Die lernten schnell. Jedrek setzte sich hinter seinen Schreibtisch und ließ den Scanner in seiner Schublade verschwinden. »Herein.«

»Ich habe den Bericht und die Fotos, die Ihr verlangt habt.«

»Zeig sie mir.«

Yuri legte einige Digitalaufnahmen auf den Tisch. »Das ist Romatech und einige der Vampire, die dort arbeiten.«

Jedrek erkannte auf den Bildern Draganesti und seinen Bodyguard, Connor Buchanan. »Wer ist das?«

»Gregori Holstein. Ein Vizepräsident bei Romatech.«

»Wo sind die Informationen über Draganestis Haus?«

Yuri schluckte. »Wir konnten sie nicht finden. Noch nicht", fügte er auf Jedreks wütenden Blick hin schnell hinzu. »Hier sind einige Aufnahmen seines Stadthauses auf der Upper East Side.«

Jedrek sah sie durch. Er bemerkte einen Schotten im Kilt und einen jungen Schwarzen in der MacKay-Uniform.

Yuri zeigte auf das Foto eines dritten Mannes. »Der Typ ist gestern Abend angekommen. Wir wissen nicht, wer das ist. Er passt zu keinem auf den älteren Aufnahmen.«

Jedrek betrachtete das Foto eines jungen Mannes in einem rot-grünen Kilt. »Noch so ein verdammter Highlander. Ich schwöre, MacKay hat von denen irgendwo ein Lager.« Er nahm das letzte Foto einer jungen blonden Frau. »Wer ist das? Ihre Hure?«

»Vielleicht.« Yuri verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. »Sie ist sterblich.«

»Woher weißt du das?«

»Ich... habe sie erkannt. Ich habe Montagnacht von ihr getrunken.«

Jedrek legte das Bild hin. »War das nicht die Nacht, in der ihr zugelassen habt, dass Sashenka umgebracht wird?«

»Connor Buchanan hat ihn umgebracht", sagte Yuri schnell. »Wir hatten alles unter Kontrolle, bis der aufgetaucht ist.«

Jedrek ballte seine Hände zu Fäusten. »Es stand drei gegen einen. Ihr hättet den verdammten Schotten umbringen müssen. Was habe ich euch über Inkompetenz gesagt?«

Yuri erblasste. »Dass sie nicht toleriert wird.«

Den Blick starr auf Yuri gerichtet, ließ Jerek zu, dass Yuris Angst mit den Sekunden, die verstrichen, weiter anstieg. Er atmete tief ein. Er liebte den Duft der Angst. »Du hast Glück, dass ich damals noch nicht Meister war. Jetzt habe ich Hunger. Bring mir eine Sterbliche.«

»Ja, Meister.« Yuri verneigte sich. »Sofort.«

Jedrek strich mit dem Finger über das Gesicht des Mädchens auf dem Foto. »Bring mir eine Blonde. Ich habe gehört, mit denen kann man mehr Spaß haben.«

****

Nach einer Fahrt in der U-Bahn und einem kurzen Weg bis zum Washington Square erreichte Toni ihre Wohnung im ersten Stock, die sie sich mit Sabrina teilte. Sie ließ ihre Handtasche und ihre Schlüssel auf den Sofatisch fallen, zog dann ihre Jacke aus und warf sie mit ihrem Schal auf die Liege. Sabrinas Katze, Vanderkitty, sprang von einem Sessel und schlich um Tonis Beine herum.

»Hey, Van.« Toni kraulte die orange getigerte Katze hinter den Ohren. »Hast du dein Frauchen gesehen?«

Van warf ihr einen genervten Blick zu und marschierte dann in die Küche, um neben ihrer Futterschale in Position zu gehen.

»Fang nicht so an. Ich weiß, dass Carlos dich gefüttert hat.« Toni spähte in Sabrinas Schlafzimmer.

Es sah noch genauso aus wie am Sonntag - abgelegte Jeans auf dem Boden, Bücher aufgeschlagen auf der Tagesdecke aus lila Chenille. Ehe sie am Sonntagabend ausgegangen waren, hatte Sabrina den Großteil des Tages damit verbracht, für die Abschlussprüfungen diese Woche zu lernen - Prüfungen, die sie jetzt versäumt hatte. Toni war am Montag zu allen von Bris Professoren gegangen, um ihnen zu erklären, warum Bri nicht kommen konnte. Sie würde in allen fünf Kursen ein »Unvollständig" bekommen.

Es war, als wäre Sabrinas Leben plötzlich in der Zeit erstarrt, und mit ihr das ganze Zimmer. Toni fragte sich, ob ihr Leben je wieder werden würde wie zuvor.

Sie schaltete die Nachttischlampe an und kramte dann in der Schublade des Nachtschranks. Ihr Herz zog sich zusammen, als sie eine Geburtstagskarte fand, die Bri aufbewahrt hatte. Toni hatte sie ihr vor Jahren geschenkt. Es war das erste Mal gewesen, dass sie eine Karte gekauft hatte, auf der »Schwester" stand.

Wenn es nach Toni ging, war Bri ihre Schwester. Sie waren seit zehn Jahren beste Freundinnen. Sie hatten ihre Feiertage und Ferien gemeinsam verbracht. Nur Gott wusste, ihre echten Familien wollten sie beide nicht.

Und genau deshalb sah es Bri nicht ähnlich, das Krankenhaus mit ihrer Tante und ihrem Onkel zu verlassen. Toni hatte in all den Jahren so wenig von diesem Paar gehört, dass sie sich nicht einmal an ihren vollen Namen erinnern konnte. Joe und Gwen Irgendwas, die manchmal daran dachten, Bri eine Weihnachtskarte zu schicken. Warum interessierten sie sich auf einmal doch für ihre Nichte?

Toni entdeckte ein mit rosa Plüsch bezogenes Adressbuch und blätterte es durch. Es war traurig, wie wenige Namen in dem Buch standen. Noch trauriger, wie viele davon Bri im Laufe der Jahre durchgestrichen hatte. Arme Bri. Es war so schwer für sie, jemanden zu finden, dem sie vertrauen konnte.

Toni nahm das Adressbuch mit ins Wohnzimmer und ließ sich auf die Liege fallen. Vanderkitty sprang auf die Rückenlehne und machte es sich neben Tonis Ohr bequem.

»Vermisst du dein Frauchen?« Toni interpretierte das laute Schnurren als Ja. »Ja, ich auch.«

Sie blätterte durch die Seiten des Adressbuchs. »Aha!« Unter P fand sie Dr. Joe Proctor und Gwen, die in Westchester lebten. Das mussten sie sein, auch wenn Toni nicht gewusst hatte, dass Onkel Joe einen Doktortitel besaß.

Sie griff über die Sofalehne nach dem schnurlosen Telefon auf dem Tisch daneben und bemerkte das blinkende Licht des Anrufbeantworters. Vier Nachrichten. Drei waren von ihr selbst, weil sie dreimal angerufen hatte. Vielleicht war die vierte von Bri.

Toni drückte auf den Abspielknopf und hörte zu, wie ihre Stimme mit jeder Nachricht besorgter klang. Endlich kam die letzte Nachricht.

»Bri, hier ist Justin. Du musst mir verzeihen, Babe...«

Ja, sicher. Toni schaltete die Nachricht aus. Dann wählte sie die Nummer der Proctors. Was für ein Arzt war er wohl? Proktologe? Ihr Schnaufen wurde von einer weiblichen Stimme mit spanischem Akzent unterbrochen.

»Dr. Proctors Anwesen.«

»Hi. Ist Sabrina da?« Toni hörte gedämpfte Stimmen im Hintergrund.

Eine andere Stimme kam ans Telefon. »Guten Abend. Hier spricht Gwen Proctor.«

»Ich bin Toni, Bris Mitbewohnerin. Ich würde gerne mit ihr sprechen.«

»Ich fürchte, das ist im Augenblick nicht möglich. Sie schläft, und wir wecken sie nur ungern auf, die arme Kleine. Sie hat so viel Schreckliches durchgemacht.«

Erzähl mir was Neues. Toni hatte den Angriff der Vampire ebenfalls überlebt. »Geht es ihr gut?«

»Ja, natürlich.« Gwens Stimme war hörbar kälter geworden. »Danke für Ihren Anruf.«

»Sagen Sie ihr bitte, sie soll mich anrufen, wenn sie aufwacht?«

»Wir möchten sie in ihrem empfindlichen Zustand nur ungern aufregen.«

Sollte das »Nein" heißen? »Bri wird mit mir sprechen wollen.«

»Vielleicht, aber Sie sind nicht qualifiziert, sich vernünftig mit ihr zu unterhalten. Mein Ehemann ist ein ausgezeichneter Psychologe, und ein Experte für die Art schwerer Psychose, unter der Sabrina gerade allem Anschein nach leidet.«

Tonis Magen fühlte sich an, als hätte sie Zement gegessen. »Bri ist nicht psychotisch.«

Es folgte eine Pause, in der Toni ein Flüstern hören konnte.

»Ms. Davis?«, ertönte eine schroffe Männerstimme am Telefon. »Hier spricht Dr. Proctor, Sabrinas Onkel. Ich kann Ihnen versichern, dass ihr die denkbar beste Pflege zuteil wird.«

»Ich möchte nur mit ihr reden.«

»Unter den gegebenen Umständen kann ich das nicht zulassen.«

Tonis Faust zerquetschte den Hörer fast. »Hören Sie, sie ist dreiundzwanzig Jahre alt. Sie können nicht bestimmen, mit wem sie redet.«

»Sie wären zurzeit kein positiver Einfluss auf sie", antwortete er ruhig. »Das arme Mädchen glaubt, sie wäre von Vampiren angegriffen worden.«

Toni biss die Zähne zusammen. »Ja, ich weiß...«

»Und sie fürchtet, dass die zurückkommen und ihr erneut schaden wollen. Wir bieten ihr eine sichere Umgebung für ihre Genesung.«

»Das ist toll, aber ich will trotzdem mit ihr sprechen.«

»Als sie das letzte Mal mit Ihnen gesprochen hat, hat sie Sie um einen Beweis gebeten, dass die Angreifer tatsächlich Vampire waren", fuhr Dr. Proctor fort, »und Sie waren einverstanden.«

»Sie hat verletzt in einem Zimmer im Krankenhaus gelegen. Wie konnte ich da ›Nein‹ sagen?«

»Ich kann nicht zulassen, dass sie mit jemandem spricht, der ihre paranoiden Wahnvorstellungen auch noch unterstützt. Sie würden alle Fortschritte, die wir gemacht haben, aufs Spiel setzen.«

Toni musste schlucken. »Was haben Sie mit ihr vor?«

»Ihr die bestmögliche Pflege zukommen zu lassen. Gute Nacht.« Er legte auf.

»Warten Sie!« Toni starrte den Hörer wütend an. »Du Arschloch!«

»Ich hoffe, damit bin nicht ich gemeint.«

Erschreckt zuckte Toni auf ihrer Liege zusammen, dann drehte sie sich zu dem Mann um, der gerade durchs Küchenfenster hineinkletterte.

»Carlos!«, schimpfte sie mit ihrem Nachbarn. »Wie lange hast du schon gelauscht?«

»Lange genug.«

»In dem Fall habe ich tatsächlich dich gemeint.« Sie legte das Telefon auf. Jetzt, wo sie darüber nachdachte, war sie froh, dass er mitgehört hatte. Sie brauchte einen Freund, dem sie sich anvertrauen konnte, und da Sabrina fort war, blieb nur noch Carlos übrig.

Es war nicht das erste Mal, dass er sich angeschlichen hatte. Der Mann bewegte sich mit ruhiger schleichender Anmut. Sie nahm an, er hatte sich diese Fähigkeit auf seinen Reisen durch den Amazonas-Urwald angeeignet, wo es einem besser bekam, seine Anwesenheit nicht durch Geräusche anzukündigen. Mit seinem schulterlangen schwarzen Haar, dem schwarzen Pullover und den schwarzen Lederhosen konnte man Carlos auf dem Absatz der Feuertreppe, den ihre zwei Wohnungen sich teilten, kaum erkennen.

Er saß rittlings auf der Fensterbank, und seine weißen Zähne blitzten auf, als er lächelte. »Mädchen, du solltest wirklich netter zu mir sein. Es klingt, als könntest du jemanden mit meinen Fähigkeiten gebrauchen.«

Sie schnaubte. »Welche Fähigkeiten sollen das sein? In einem paillettenbestickten Tanga Samba tanzen?«

Er sah beleidigt aus. »Ich habe dabei viel mehr an als einen Tanga. Ich habe ein Satincape in leuchtendem Pink und einen Kopfschmuck mit Straußenfedern. Der ist echt riesig.« Er zwinkerte. »Wie der Rest von mir.«

Toni lachte. Carlos fuhr zum Karneval immer für ein paar Tage zurück nach Brasilien. Weil er an einem Master in Anthropologie an der NYU arbeitete, behauptete er, seine Reisen dienten der Bildung. Toni und Bri hatten jedenfalls einiges von den Videos gelernt, die er mitgebracht hatte.

Er schwang sein anderes Bein über die Fensterbank und richtete seine lange, schlanke Gestalt dann auf. Er war umwerfend, aber er neigte eher dazu, Toni und Sabrina neu einzukleiden, als mit ihnen auszugehen. Vanderkitty sprang von der Liege, preschte über den Küchenboden und landete in seinen Armen.

»Mich begrüßt sie nie so", murmelte Toni.

»Sie weiß, wer hier das Sagen hat. Hallo, mein Schatz.« Er rieb den Kopf der Katze gegen seine glatte, gebräunte Wange und setzte sie dann auf das Linoleum zurück. »Ich bin gekommen, um sie zu füttern, als ich zufällig gehört habe, wie du dich am Telefon aufgeregt hast.«

»Das waren Sabrinas Onkel und ihre Tante. Sie haben sie bei sich zu Hause und lassen mich nicht mit ihr reden.«

»Hm. Manche Menschen sind so unhöflich.« Carlos öffnete den Schrank unter der Spüle und holte Vans Trockenfutter heraus. »Menina, du wolltest mir erzählen, was los ist.«

»Ja, ich weiß.« Aber wie konnte sie es ihm erklären, ohne wahnsinnig zu klingen? »Ich weiß kaum, wo ich anfangen soll.«

»Fang mit den Bastarden an, die Sabrina angegriffen haben.« Carlos schüttete Trockenfutter in Vans Schüssel. »Das war Sonntagabend, richtig?«

»Ja. Sie war mit Justin Eislaufen im Central Park. Sie haben sich gestritten, deshalb ist sie allein nach Hause gegangen.«

Carlos stellte das Trockenfutter zurück unter die Spüle und knallte die Schranktür zu. »Merda. Sie hätte mich anrufen sollen.«

»Oder mich", stimmte Toni zu. »Leider hat Justin sie so aufgeregt, dass sie nicht mehr klar denken konnte.«

»Hat er ihr wehgetan?« Carlos bernsteinfarbene Augen wurden zu engen Schlitzen.

»Emotional, ja. Er hat darüber geredet, was sie mit dem ganzen Geld machen sollen, das sie erben wird.«

Carlos zuckte zusammen. »Ich wusste nicht, dass er davon weiß.«

»Ich auch nicht. Jedenfalls kam Bri sich betrogen vor und ist allein weggegangen. Dann wurde sie von den finsteren Gestalten angegriffen.«

»Arme Menina.« Carlos schlenderte ins Wohnzimmer und setzte sich auf die Lehne des Sessels.

»Es waren drei... Angreifer", erklärte Toni. »Bri hat Abschürfungen und angeknackste Rippen abbekommen. Irgendwelche Leute haben sie bewusstlos im Schnee liegend gefunden und den Notruf informiert. Die Polizei hat sie im Krankenhaus ausgefragt, aber die haben gedacht, sie leidet an Wahnvorstellungen, du weißt schon, wegen der Unterkühlung und dem Blutverlust. Sie haben ihre Geschichte nicht geglaubt.«

Carlos machte ein angewidertes Geräusch. »Sie wurde offensichtlich angegriffen. Dachten die, sie hat sich die Verletzungen selbst zugefügt?«

»Nein, aber die dachten, sie bildet sich ein, die Angreifer wären schlimmer als in Wirklichkeit.«

»Die haben sie zusammengeschlagen und sie fast tot liegen lassen. Was könnte schlimmer sein?«

Vampire. Aber niemand hatte Bri geglaubt. Selbst Toni hatte gedacht, ihre Freundin würde sich als Reaktion auf das Trauma, das sie durchmachen musste, eingebildete Monster zusammenspinnen. »Bri war aufgebracht, als niemand ihr geglaubt hat, also hat sie mich gebeten, in den Park zu gehen und die Männer zu finden, die sie angegriffen haben.«

Carlos lehnte sich zurück. »Bist du verrückt, Mädchen? Du hättest mich fragen sollen, ob ich mitkomme.«

Er hatte recht. Carlos war ein Experte der Kampfkunst. Als er Toni und Bri vor zwei Jahren zum ersten Mal begegnet war, hatte er darauf bestanden, dass die beiden mit ihm zum Unterricht kamen. »Ich wünschte, das hätte ich. Aber ich habe nicht geglaubt, dass irgendwas passiert.«

Carlos runzelte die Stirn. »Du hast ihr auch nicht geglaubt?«

»Jetzt glaube ich ihr. Montagnacht war ich alleine im Park, und drei... Gestalten sind aufgetaucht. Ich habe versucht, gegen sie zu kämpfen, aber...« Toni hatte sich gut geschlagen, bis die angefangen hatten, sich superschnell zu bewegen. Das war der erste Hinweis darauf gewesen, dass ihre Angreifer nicht ganz normal waren. Dann hatte sie gespürt, wie ein kalter Windzug ihre Stirn streifte, und die waren in ihre Gedanken eingedrungen. Die Erinnerung daran ließ einen kalten Schauer über ihren Rücken laufen.

» Menina. " Carlos setzte sich neben sie auf die Liege. »Was verschweigst du mir?«

»Ich... kann es nicht erklären. Es ist zu seltsam.«

Er bedachte sie mit einem entnervten Blick. »Ich habe einen Teil meiner Kindheit im Dschungel des Amazonas verbracht. Ich habe letzten Sommer im Dschungel von Malaysia verbracht. Ich habe seltsamere Dinge gesehen, als du dir vorstellen kannst.«

Toni atmete tief durch. Sie durfte niemandem von den Vampiren erzählen, aber wie sollte sie von Sabrinas Dilemma berichten, ohne ihre Existenz aufzudecken? »Du musst mir schwören, dass du niemandem davon erzählst. Das meine ich ernst. Ich bekomme richtig Ärger, wenn die Wahrheit wegen mir ans Licht kommt.«

»Ich kann ein Geheimnis bewahren. Erzähl es mir.«

»Die Angreifer haben Sabrina gebissen. Mich auch.«

Carlos spannte sich an. »Sie waren wie Tiere? Sie wollten euer... Fleisch?«

»Nein. Sie wollten Blut. Sie waren... Vampire.« Sie betrachtete Carlos' Gesicht und fürchtete fast, er würde sie auslachen.

Er starrte sie ein paar Sekunden lang ausdruckslos an und hob dann seine dunklen Augenbrauen. »Ist das dein Ernst?«

»Ich könnte dir die Bissspuren zeigen.«

»Vampire?«

»Ja. Sie haben widerliche, lange Fangzähne. Sie können sich superschnell bewegen, und das Schlimmste ist, sie können deine Gedanken kontrollieren.«

Carlos fuhr sich mit der Hand durch sein schwarzes Haar, strich es sich aus dem Gesicht und legte dabei einen kleinen goldenen Knopf in jedem Ohrläppchen frei. »Mein Gott, Menina, wie konntest du bloß entkommen?«

»Dann glaubst du mir?«

»Ja. Ich weiß, du würdest dir so etwas nicht ausdenken.« Er nahm ihre Hand in seine. »Erzähl mir alles.«

Für einen Augenblick schloss sie kurz die Augen. »Es war schrecklich. Die waren in meinem Kopf und haben mir befohlen, Dinge gegen meinen Willen zu tun. Mein Verstand hat ›Nein‹ geschrien, aber ich konnte die nicht aufhalten.«

Carlos drückte ihre Hand. »Ist schon in Ordnung, Liebes.«

»Und dann, wie aus dem Nichts, ist dieser riesige Kerl im Kilt aufgetaucht. Er hat ein Schwert geschwungen und die Vampire angebrüllt, sie sollen mich in Ruhe lassen.«

Carlos bernsteinfarbene Augen leuchteten auf. »Oh du meine Güte, ein echter Held.«

»Das dachte ich auch. Er hat einen der Vampire mit seinem Schwert erstochen, und der ist zu Staub zerfallen. Die anderen haben mich losgelassen, damit sie mit dem Schotten kämpfen können. Und dann habe ich gemerkt, dass meine Gedanken wieder frei waren. Also habe ich mich dem Kampf angeschlossen.«

»Oh, gut gemacht, Mädchen.«

»Dann sind die zwei Bösen verschwunden, und...«

»Verschwunden?«

»Ja. Noch so eine Vampirgeschichte. Dann hat der Schotte mich gepackt, und wir sind auch verschwunden.«

Carlos traute seinen Ohren nicht.« Merda! Wo seid ihr hin?« Dann wurde ihm etwas klar. »Soll das heißen, der Schotte ist auch ein Vampir?«

»Ja, aber einer von den Guten. Er heißt Connor, und er hat mich mitgenommen zu Romatech Industries.«

Langsam dämmerte es Carlos. »Von denen habe ich gehört. Der Leiter ist ein berühmter Wissenschaftler und hat das synthetische Blut erfunden.«

»Roman Draganesti. Ich habe ihn getroffen. Er ist der Anführer der guten Vampire.«

»Gute Vampire?«

»Jepp. Roman hat mir eine Bluttransfusion gegeben. Dann hat Connor mir angeboten, meine Erinnerung an das ganze Debakel zu löschen. Die wollen wirklich nicht, dass jemand weiß, dass es sie gibt.«

Das war die unglaublichste Geschichte, die Carlos je gehört hatte. »Kann ich mir vorstellen.«

»Aber ich konnte die doch meine Erinnerung nicht auslöschen lassen, weil ich Sabrina sagen musste, dass sie recht hatte.«

»Claro.«

»Zum Glück gab es noch eine andere Möglichkeit. Connor hat mit eigenen Augen gesehen, was für eine gute Kämpferin ich bin, also hat er mir den Job angeboten, tagsüber die Vampire zu bewachen. Verstehst du, dann sind die total hilflos. Und sie brauchen dringend Sterbliche, denen sie vertrauen können.«

»Das hast du also den ganzen Tag gemacht?«, fragte Carlos. »Du bewachst Vampire?«

»Ja. Heute war mein zweiter Tag. Es ist ein ziemlich einfacher Job. Tagsüber sind sie quasi tot, also ist nicht viel los. Aber ich muss dort bleiben. Ich würde in riesige Schwierigkeiten geraten, wenn ich sie unbewacht ließe.«

Carlos schnaubte. »Wenn sie tot sind, woher wollen sie dann wissen, dass du weg bist?«

»Ich muss meinem sterblichen Vorgesetzten per Telefon Bericht erstatten. Howard. Und er beobachtet mich auf Monitoren. Er ist sehr verständnisvoll. Freitag übernimmt er für mich, damit ich meine Klausur schreiben kann. Und er hat mich heute den Anrufbeantworter benutzen lassen, als jede alberne Gans der Stadt angerufen hat wegen... ihm.«

»Ihm?«

»Ich will nicht über ihn reden. Ich habe schon genug Probleme ohne... ihn.«

»Ah.« Carlos Mundwinkel hoben sich. »Und ist dieser ihm einer von denen?«

»Er ist ein Vampir, ja. Ein besonders nerviger.« Von allen Vampiren war Ian der einzige, der sie verdächtigte, Hintergedanken zu haben. Dass er damit recht hatte, machte es nur noch ärgerlicher.

Der Mann trieb sie in den Wahnsinn. Seit dem Angriff hatte sie jeden Grund, Vampire zu hassen. Die verdammten Monster hatten ihren ganzen Hass verdient. Es war, als hätten sie ihr die Menschlichkeit genommen, indem sie sie zur Nahrungsquelle degradierten. Und als sie ihre Gedanken übernahmen, fühlte es sich an, als würde ihre Seele zerquetscht. Wie konnte es also verdammt noch mal sein, dass sie Ian so attraktiv fand?

Eine Sekunde lang glaubte sie, er musste ihre Gedanken unter seine Kontrolle gebracht haben. Aber sie hatte nie diese kalte Brise an ihrer Stirn gespürt. Nein, ihre Hingezogenheit zu ihm war echt. Verrückt, aber echt.

Jeder Mann wäre gesegnet und geehrt, von dir geliebt zu werden. Ihr Herz hatte bei diesen Worten fast ausgesetzt. Es war das Schönste, was je irgendwer zu ihr gesagt hatte. Sie fühlte sich attraktiv und... wertvoll. Ich bin es wert, geliebt zu werden.

Sein Blick schien tief in ihr Innerstes zu reichen und hatte ihr schmerzlich vorgeführt, wie leer ihre eigene Seele war. Er war gefährlich. Und schön.

»Menina, mir scheint, hier liegt ein Interessenkonflikt vor.«

»Ich werde mich von ihm nicht ablenken lassen.«

Carlos lächelte. »Ich rede nicht von ihm. Auch wenn ich annehme, dass er den verklärten Blick erklärt.«

»Wie bitte?«

Ein Schmunzeln lag auf Carlos' Lippen. »Ich rede von deinem neuen Job. Du wirst bezahlt, die Vampire zu beschützen, richtig?«

»Ja. Ich habe einen Eid abgelegt, dass ich sie beschütze.«

»Aber gleichzeitig willst du beweisen, dass Sabrina die Wahrheit sagt, was Vampire angeht. Für mich sieht es so aus, als müsstest du deinen Eid, sie zu beschützen, brechen, um aufzudecken, dass es sie wirklich gibt.«

»Darüber habe ich schon nachgedacht. Wenn wir einfach einen Anwalt oder einen Psychiater die Wahrheit wissen lassen, dann wäre der an die Schweigepflicht gebunden. Er würde dann wissen, dass Bri nicht wahnsinnig ist, aber gleichzeitig könnte er auch nicht die Vampire verraten und ihnen damit schaden.«

»Ah.« Carlos nickte. »Ein hinterlistiger Plan, aber ein guter.«

»Das Problem ist, einen wirklichen Beweis für ihre Existenz zu finden. Ich habe daran gedacht, Fotos von ihnen im Todesschlaf zu machen, aber die sehen vollkommen normal aus.«

»Als würden sie schlafen?«, fragte Carlos.

»Genau. Na ja, Dougal sieht irgendwie tot aus, weil er in einem Sarg schläft, aber auf dem Foto würde es trotzdem nur wie die Aufnahme von einem Toten wirken. Und Leute sterben ja immerzu. Das ist kaum revolutionär. Ich habe mir ihre Bibliothek angesehen...«

»Die haben eine Bibliothek? Sie leben nicht in einer dunklen, düsteren Gruft irgendwo auf einem Friedhof?«

»Nein, sie haben ein Stadthaus mit allen Schikanen. Fünf Stockwerke voller schöner Antiquitäten und Kunstwerke. Dir bleibt die Luft weg, wenn du das Himmelbett siehst, in dem ich schlafe.«

»Oh Gott.« Carlos presste eine flache Hand gegen seine breite Brust. »Das klingt fantastisch. Wann kann ich es sehen?«

»Tut mir leid, ich kann dich nicht an den Überwachungskameras vorbeischmuggeln.«

Verächtlich schaute Carlos zu ihr. »Darauf würde ich nicht wetten, Mädchen. Also, was ist mit Sabrina los?«

»Ihre Tante und ihr Onkel haben dafür gesorgt, dass sie aus dem Krankenhaus entlassen wird, und sie mit in ihr Haus in Westchester genommen. Onkel Joe ist Psychiater, und er sagt, sie leidet an einer schweren Psychose. Er lässt mich nicht mit ihr sprechen.«

Carlos legte die Stirn in Falten. »Was weißt du über diese Tante und diesen Onkel?«

»Nicht viel. Sie haben sich früher nie wirklich für Bri interessiert.«

»Ja, aber sie wird eine Menge Geld erben, sobald sie den Abschluss macht, richtig?«

»Jepp. Fünfundachtzig Millionen.«

Carlos riss die Augen auf. »Ich hatte keine Ahnung, dass es so viel ist!«

»Na ja, sie schreit es nicht in die Welt hinaus, ist doch klar. Ihre Eltern wollten nicht, dass sie eine nutzlose Erbin wird, die nur von ihrem Treuhandfond lebt, also haben sie in ihrem Testament festgelegt, dass sie das College abschließen muss, ehe sie den ganzen Betrag erbt. Sie bekommt, seit sie vierzehn ist, eine jährliche Zuwendung.«

»Und wann macht sie den Abschluss?«

»Nächsten Frühling. Na ja, jetzt wird es länger dauern, weil sie dieses Semester überall ein Unvollständig bekommt.«

Carlos stand auf und ging im Wohnzimmer auf und ab. »Sie könnte in ernsthaften Schwierigkeiten stecken.«

Toni schluckte. »Das habe ich befürchtet.«

»Ich brauche alle Informationen, die du über diese Tante und diesen Onkel hast.«

»Das ist alles.« Sie gab ihm das mit rosa Fell bezogene Adressbuch. »Ihr Nachname ist Proctor.«

Er riss die Seite heraus und faltete sie. »Ich überprüfe sie, besonders ihre Finanzen.«

»Wie willst du das anstellen?«

Er steckte das Papier in die Tasche seiner engen Lederhose. »Ich habe einen Computer.«

»Ich auch, aber deshalb weiß ich noch lange nicht, wie man jemanden überprüft.«

»Sei jetzt nicht beleidigt, Schatz, aber du hast schon Monate gebraucht, um zu lernen, wie man eine E-Mail runterlädt.«

Seufzend musste sie ihm recht geben. Sie war vollkommen unfähig, was moderne Technologie anging. Sie hatte die ersten dreizehn Jahre ihres Lebens im Haus ihrer Großmutter auf dem Land in Alabama verbracht, wo ihr einziges Telefon noch eine Wählscheibe hatte und ihr einziger Fernseher vier Kanäle und keine Fernbedienung.

»Das erinnert mich an etwas.« Sie kramte in ihrer Handtasche und reichte ihm ihr Handy. »Ich brauche einen neuen Klingelton.«

Er grinste. »Willst du nicht mit den Jungs abrocken?«

»Nein, das überlasse ich dir. Ich brauche etwas weniger... Lautes, bitte.«

»Kein Problem.« Er steckte das Telefon in seine Tasche. »Wie lange bist du noch hier?«

»Eine halbe Stunde etwa. Ich muss noch ein paar Klamotten einpacken, die ich mitnehmen kann.«

»In Ordnung. Ich bin gleich zurück.« Carlos verschwand durch das Küchenfenster.

Toni suchte im Kühlschrank nach etwas zu trinken, aber alles darin hatte Koffein. Nicht gut, wenn sie jede Nacht um zehn schlafen gehen musste, damit sie frühmorgens fit war. Sie goss sich ein Glas eiskaltes Wasser ein und ging dann in ihr Schlafzimmer, um zu packen.

Montagnacht, nachdem sie den Angriff überlebt und ihren neuen Job angetreten hatte, war sie einfach auf den Rücksitz eines Sedan verfrachtet worden, und Dougal hatte sie gefahren, damit sie ein paar Sachen einpacken konnte. Vor lauter Aufregung hatte sie sich nur wenige Dinge geschnappt, während Dougal im Wohnzimmer wartete. Dann hatte er sie direkt ins Stadthaus gefahren, das sie seitdem nicht mehr verlassen hatte.

Natürlich wollten die Vampire nicht, dass sie mit ihrem Wissen frei herumlief. Anscheinend vertraute man ihr jetzt, sonst hätte sie sicher nicht weggehen dürfen. Wie lange würde sie bei ihnen wohnen müssen? Das war schwer einzuschätzen. Wie sollte sie Sabrina helfen, wenn sie nicht einmal mit ihr reden konnte?

»Dein Telefon ist fertig.« Carlos kam in ihr Schlafzimmer geschlendert.

Sie schreckte auf. Lieber Gott, er war wirklich gut darin, sich an Leute anzuschleichen. Sie legte das Telefon in ihren Koffer neben die Dose mit ihren Tageslinsen.

Carlos ging an ihren Kleiderschrank und betrachtete den Inhalt. »Hmmm, zu altbacken. Oh mein Gott, ich liebe diese schwarze Lederweste. Zu schade, dass sie mir zu klein ist.« Er nahm die Weste aus dem Schrank, um sie zu bewundern.

Toni lächelte, als sie ihre Unterwäscheschublade in den Koffer kippte. Sie hatte Carlos vermisst.

»Übrigens habe ich Dr. Proctors Finanzen kurz überprüft. Er steckt bis zu seinen gierigen kleinen Augäpfeln in Schulden. Hat weit über seine Verhältnisse gelebt.«

»Du warst zwanzig Minuten weg und hast das alles herausgefunden?« Der Junge hat wirklich Talent, Toni bewunderte ihn dafür.

Carlos zuckte mit den Schultern und hängte die Weste zurück in den Schrank. Dann keuchte er. »Schätzchen, hat dir nie jemand gesagt, dass horizontale Streifen absolut gar nicht gehen?« Er zog das beleidigende Oberteil heraus. »Das sollte man verbrennen.«

»Danke. Das habe ich schon gesucht.« Toni zog ihm das T-Shirt aus der Hand und warf es in ihren Koffer.

»Hm.« Carlos warf noch einen Blick in ihre Kommode und betrachtete dort den Rest ihrer Kleidung. »Das hier ist hübsch. Das solltest du mitnehmen.« Er zog ein knappes rotes Satinnachthemd heraus.

»Es ist Dezember. Ich nehme Flanellpyjamas mit.«

»Aber Menina, willst du denn nicht sexy aussehen für ihn?«

Toni knallte ihren Koffer zu. »Du hast vollkommen falsche Vorstellungen von ihm.«

Carlos bernsteinfarbene Augen funkelten. »Bist du sicher? Ich muss ihn nur erwähnen, und deine Wangen erblühen wie eine rote Rose.«

»Das ist nur, weil ich mich ärgere, und nicht etwa, weil ich mich zu ihm hingezogen fühle.« Toni hob ihren Koffer vom Bett und rollte ihn aus dem Zimmer. »Ich muss los, Carlos. Kümmer' dich um Vanderkitty.«

»Klar. Und ich werde mal sehen, was ich noch so über Sabrinas Onkel herausfinden kann.«

»Danke.« Toni blieb stehen, um ihn zu umarmen. »Ich weiß nicht, was ich ohne dich tun würde.«

Er grinste. »Jetzt beeil dich, zu ihm zu kommen.«

»Halt den Mund, Carlos.« Während sie ihre Wohnung verließ, lachte er leise im Hintergrund. Hoffentlich hatte Ian die ganze Nacht damit zu tun, nach Vampirfrauen zu jagen. Mit etwas Glück schaffte sie es, zurück ins Stadthaus und in ihr Schlafzimmer zu kommen, ohne ihm zu begegnen.